48 Die Rentabilitätsvorschau ohne Planung kein Gewinn Kapitel 18 Die Rentabilitätsvorschau ohne Planung kein Gewinn Auch wenn Sie bis hierher alles sorgfältig geplant haben, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass sich die Gründung einer selbständigen Existenz nur dann lohnt, wenn Sie mit Ihrem Unternehmen Gewinn erzielen können. Damit Sie besser beurteilen können, ob Sie tatsächlich auf Ihre Kosten kommen, sollten Sie Ihre bisherigen Planungen gewissenhaft und sorgfältig prüfen. Planung Der Nutzen dieser Planung liegt darin, dass Sie Entwicklungen und Probleme rechtzeitig erkennen können, auch wenn Ihre Prognosen nicht exakt eintreffen. Das Ergebnis der Planungen wird eine sogenannte Rentabilitätsvorschau sein, die Sie sowohl für Ihre eigene Entscheidung als auch für Ihre Bank und die Beantragung der öffentlichen Finanzhilfen benötigen. Wie gehen Sie vor? Überlegen Sie zunächst, wieviel Geld Sie für Ihre private Lebenshaltung, Versicherungen, Einkommensteuer und sonstige private Verpflichtungen benötigen. Anschließend versuchen Sie, alle betrieblichen Kosten so genau wie möglich zu planen. Anhaltswerte können Sie auch von den betriebswirtschaftlichen Beratern Ihrer Handwerkskammer, Ihres Fachverbandes oder von Ihrer Hausbank bzw. von Ihrem Steuerberater erhalten. Planen Sie alle Werte für ein volles Geschäftsjahr. Im Einzelnen sollten Sie folgende Teilbereiche planen: private Ausgaben betriebliche Sachkosten Material- und Wareneinsatz Personalkosten Tilgung Zinsen Abschreibung notwendiger Mindestumsatz
Die Rentabilitätsvorschau ohne Planung kein Gewinn 49 Private Ausgaben Kosten Lebenshaltung Monat Jahr /Monat /Jahr Essen und Trinken 400 Kleidung 150 Hobby 50 Freizeit 40 Urlaub 50 Geschenke 70 Kultur 70 830 9.960 Personenversicherungen Monat Jahr /Monat /Jahr Rentenversicherung 400 Krankenversicherung, Tagegeld 175 Lebensversicherung 65 Unfallversicherung 15 Pflegeversicherung 10 665 7.980 Sachversicherungen Monat Jahr /Monat /Jahr Privathaftpflicht 10 Hausrat 17 Feuer 10 Leitungswasser, Glasversicherung 5 Rechtschutz 10 52 624 Wohnen Monat Jahr /Monat /Jahr Unterhalt/Reparaturen 20 Miete 600 Nebenkosten 40 Heizung 100 Strom 80 Wasser 50 Telefon 70 Müll 30 Einrichtung 32 1.022 12.264 Fahrzeug Monat Jahr /Monat /Jahr Steuer 10 Versicherung, 35 Verbrauch 76 Wartung 30 Reparaturen 30 Leasing 0 (Privatanteil Firmenwagen) 0 181 2.172 sonstige private Verpflichtungen Monat Jahr /Monat /Jahr Unterstützung Eltern/Kinder 0 private Darlehen Tilgung 0 private Darlehen Zinsen 0 0 0 Einkommensteuer 7.000 Summe der privaten Ausgaben = Privatentnahmen pro Jahr 40.000
50 Die Rentabilitätsvorschau ohne Planung kein Gewinn Cash-flow Tragen Sie in die Aufstellung Ihre persönlichen Werte ein. Berücksichtigen Sie bei den privaten Versicherungen, dass Sie zukünftig sämtliche Beiträge in voller Höhe selbst aufbringen müssen. Wenn Sie in den Anfangsjahren weniger Vorsorge betreiben können, denken Sie daran, dass Sie nach der Anlaufphase Ihres Betriebes diese Bereiche neu planen müssen, um später eine ausreichende Altersversorgung zu gewährleisten. Wenn Ihnen, wie beispielhaft dargestellt, 40.000 Euro pro Jahr an voraussichtlichen Privatentnahmen zu hoch erscheint, überlegen Sie, ob Sie in Ihrer Planung auch wirklich alle privaten Bereiche ausreichend berücksichtigt haben. Addieren Sie anschließend zu den oben berechneten privaten Ausgaben die Zinsen und die Tilgung aus Ihrer geplanten Finanzierung sowie eine Rücklage für Investitionen und Unvorhergesehenes. Damit erhalten Sie den notwendigen Cash-flow für Ihr erstes Geschäftsjahr. / Cash-flow Jahr Private Ausgaben 40.000 + Zinsen u. Tilgung aus geplanter Finanzierung 4.200 + Rücklage für Investitionen und Unvorhergesehenes 2.500 = Notwendiger Cash-flow 46.700 Wenn Sie Geschäftsführer einer GmbH werden, sieht die Rechnung etwas anders aus. Sie haben dann keine Privatentnahmen, aber als Geschäftsführer erhalten Sie ein Gehalt. Dieses Gehalt rechnen Sie bei den Personalkosten hinzu (siehe unten). Unter dem Strich kommt damit letztlich dasselbe heraus. Denken Sie daran: Ein hohes Gehalt können Sie sich nur dann genehmigen, wenn Ihr Betrieb auch genügend erwirtschaftet. Im nächsten Schritt müssen Sie jetzt die Personalkosten und die betrieblichen Sachkosten ermitteln. Personalkosten Zahl Monat Jahr Gesellen 2 2.250 54.000 Geschäftsführergehalt 0 0 0 Büroangestellte 1 750 9.000 Aushilfen 1 750 9.000 Ausbildungsvergütung 0 0 0 72.000 Betriebliche Kosten Jahr Miete, Energie, Nebenkosten 9.000 Versicherungen, Gebühren, Steuern 3.000 Fahrzeugkosten 6.000 Instandhaltung, Reparaturen 1.000 Werkzeuge, Kleingeräte 1.000 Bürobedarf/Telefon 4.000 Werbung 4.000 Steuer-und Rechtsberatung 2.000... 0... 0 Sonstige Kosten 3.000 33.000
Die Rentabilitätsvorschau ohne Planung kein Gewinn 51 Zusammen mit dem oben berechneten Cash-flow erhalten Sie dann die Wertschöpfung. Sie entspricht der Summe aller in Ihrem Betrieb im Laufe eines Jahres geschaffenen Werte. Anders ausgedrückt: Die betriebliche Wertschöpfung (oder Rohgewinn) erhalten Sie, wenn Sie vom Umsatz den Material- bzw. Wareneinsatz abziehen. Wertschöpfung Notwendiger Cash-flow 46.700 + Personalkosten 72.000 + betriebliche Sachkosten 33.000 = Wertschöpfung 151.700 Nach den bisherigen Berechnungen sind Sie jetzt fast am Ziel. Um den zur Kostendeckung notwendigen Mindestumsatz berechnen zu können, addieren Sie jetzt noch zur Wertschöpfung den voraussichtlichen Material- und Warenverbrauch. Aufteilung des Rohgewinns erwarteter Anteil am Rohgewinn 90 % Handwerk 137.000 erwarteter Anteil am Rohgewinn 10 % Handel 15.000 Der Handwerksumsatz Materialeinsatz Handwerk 30 % notwendiger Rohgewinn 137.000 + Materialeinsatz Handwerk* 58.714 = notwendiger Mindestumsatz Handwerk 195.714 * Um aus den vorhandenen Werten (Rohgewinn, prozentualer Materialeinsatz) den Materialeinsatz berechnen zu können, muss im Hundert gerechnet werden. Das geht so: 30 % x 137 000 Materialeinsatz = = 58.714 100 % 30 % Der Handelsumsatz Handesaufschlag 20 % notwendiger Rohgewinn 15.000 + Bezugspreis der Handelsware (gerundet) 75.000 = notwendiger Mindestumsatz Handel 90.000 Nach diesen Berechnungen wissen Sie nun, wie hoch Ihr Umsatz mindestens sein müsste, um die von Ihnen geplanten Kosten abdecken zu können. Notwendiger Mindestumsatz Notwendiger Mindestumsatz Handwerk 195.714 + notwendiger Mindestumsatz Handel 90.000 = notwendiger Gesamtumsatz 285.714
52 Die Rentabilitätsvorschau ohne Planung kein Gewinn Möglicher Umsatz Damit wissen Sie aber noch nicht, ob Sie Ihre Produkte bzw. Ihre Dienstleistungen tatsächlich zum gewünschten Preis am Markt absetzen können und diesen Umsatz tatsächlich erreichen werden. Prüfen Sie deshalb: Produktive Stunden Inhaber 800 Std. + produktive Stunden von 2 Mitarbeitern 2.700 Std. + produktive Stunden von 1 Aushilfe 400 Std. = gesamte produktive Stunden 3.900 Std. x am Markt erzielbarer Stundensatz 38 /Std. = möglicher Rohgewinn 148.200 + Materialeinsatz 63.000 = möglicher Umsatz Handwerk 211.200 Verkauf Produkte/Teile pro Jahr 48 Stück x Preis pro Produkt/Teil 2.000 = möglicher Umsatz Handel 96.000 möglicher Umsatz Handwerk 211.200 + möglicher Umsatz Handel 96.000 = erreichbarer Gesamtumsatz 307.200 In diesem ist der notwendige Umsatz des Betriebes nach den durchschnittlichen Branchenwerten und bei dem am Markt tatsächlich erzielbaren Stundenverrechnungssatz erreichbar. Das Vorhaben könnte damit wie geplant realisiert werden!
Die Rentabilitätsvorschau ohne Planung kein Gewinn 53 Woher bekommen Sie die notwendigen Informationen Durchschnittswerte aus Betriebsvergleichen erhalten Sie bei Ihrer Handwerkskammer oder Ihrem Fachverband. Leistungskennziffern wie Umsatz je Beschäftigter oder Wertschöpfung je Beschäftigter erhalten Sie ebenfalls bei den betriebswirtschaftlichen Beratungsstellen Ihrer Handwerkskammer oder Ihres Fachverbandes. Marktverhältnisse, Marktpotentiale können Sie oft selbst einschätzen oder sich Informationen bei Handwerkskammern, Fachverbänden und freiberuflichen Beratern einholen. Notwendige Brancheninformationen Mit den bisher errechneten Zahlen erhalten Sie jetzt Ihre Rentabilitätsvorschau. Übertragen Sie deshalb Ihre Planwerte in das Formular auf der letzten Seite dieses Kapitels. In der Zeile Abschreibungen setzen Sie die voraussichtlichen Abschreibungen Ihres Betriebes ein. Diese Abschreibungen stellen den rechnerischen Wertverlust bzw. die Abnutzung Ihrer Maschinen, Geräte, Anlagen und Fahrzeuge dar. Rentabilitätsvorschau Maschinen,Geräte, Einrichtung, Fahrzeuge (siehe Kapitel 15 Seite 39) 70.000 : durchschnittliche Nutzungsdauer 6,4 Jahre = jährliche Abschreibung ca. 11.000 Was tun, wenn der Gewinn nicht reicht? Überlegen Sie, in welchen Bereichen Sie Ihre Planungen ändern können: Reicht der Gewinn? Leistungs- und Produktionsprogramm Betriebskapazität (produktive Stunden) Höhe des Stundensatzes Reduzierung der Investitionskosten Erhöhung der Eigenmittel Sind Eigenleistungen möglich? Erhöhung der Produktivität Versuchen Sie, diese Bereiche neu zu planen. Sprechen Sie auch diese Überlegungen zur Umsatz- und Gewinnplanung mit Ihrem Berater durch. Die betriebswirtschaftlichen Berater der Handwerkskammern und der Fachverbände oder auch Ihr Steuerberater können Ihnen bei diesen Berechnungen behilflich sein und sie mit branchenüblichen Werten vergleichen.
54 Die Rentabilitätsvorschau ohne Planung kein Gewinn Rentabilitätsvorschau (mit gerundeten Zahlen) Notwendiger Mindestumsatz % % Umsatz Handwerk 196.000 100,0 100,0./. Materialeinsatz 59.000 30,0 Umsatz Handel 90.000 100,0./. Wareneinsatz 75.000 83,3 Umsatz gesamt 286.000 100,0 Waren und Material gesamt 134.000 46,9 Rohgewinn I 152.000 53,1./. Personalkosten 72.000 25,2 Rohgewinn II 80.000 28,0./. Sachkosten 33.000 11,5 Erweiterter Cash-Flow 47.000 16,4./. Zinsen (3. Jahr, gerundet) 4.200 1,5 Cash-Flow 42.800 15,0./. Abschreibungen 11.000 3,8 Steuerlicher Reingewinn 31.800 11,1 Kapitaldiensgrenze Erweiterter Cash-Flow 47.000 + sonstige Einkünfte 0 = GESAMTE ZUFLÜSSE 47.000./. Privatentnahmen 40.000./. Ersatzinvestitionen 2.500 = KAPITALDIENSTGRENZE 4.500 Die Kapitaldienstgrenze ist nicht überschritten und damit kann das Vorhaben wie geplant realisiert werden