Nationaler Bildungsbericht 2012: Lesenlernen und Leseerziehung, Teil 3

Ähnliche Dokumente
Informationsveranstaltung für Eltern. lese-rechtschreibschwacher Kinder

Lesen, lesen, lesen Lesekompetenz effektiv fördernf

Repräsentative Umfrage zur Beratungsqualität im deutschen Einzelhandel (Auszug)

Welche Staatsangehörigkeit(en) haben Sie?... Mutter geboren?...

Fragebogen der IG Metall-Jugend zur Qualität der Berufsausbildung

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

Individuelle Lernbegleitung für Jugendliche. Ehrenamtliche geben ihre Kompetenzen weiter

Statistische Auswertung:

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Lehrer-Umfrage "LRS / Legasthenie" im deutschsprachigen Raum LegaKids 2010

Weiterbildungen 2014/15

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Wege zur Patientensicherheit - Fragebogen zum Lernzielkatalog für Kompetenzen in der Patientensicherheit

Sachstandsbericht aus den Kitas Pestalozzistraße, Liebigstraße, Lessingstraße und Taubhaus

Der Berufswahlprozess in der Schule kant. Rahmenbedingungen

Nationaler Bildungsbericht 2012: Lesenlernen und Leseerziehung, Teil 1

WICHTIGER HINWEIS: Bitte fertigen Sie keine Kopien dieses Fragebogens an!

Namibiakids e.v./ Schule, Rehoboth, Namibia

* Leichte Sprache * Leichte Sprache * Leichte Sprache *

Erfolg im Verkauf durch Persönlichkeit! Potenzialanalyse, Training & Entwicklung für Vertriebsmitarbeiter!

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Herzo - Sen i orenbüro. die Kultur des Helfens er Leben. mb. Stadt Herzogenaurach. Leitfaden. Kindergarten Grundschule

Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.v. Fünf-Punkte-Plan Lebenslanges Lernen Eine Initiative der Fachgruppe Aus- und Weiterbildung

Was ist eigentlich ichance? Was bedeutet funktionaler Analphabetismus? Wie viele Menschen sind in Deutschland betroffen? Was sind die Ursachen?

Inhalt. 1. Einleitung Hilfe, mein Kind kann nicht richtig schreiben und lesen! Seite

h e l m u t h u b e r

Wie finde ich die richtige Schule für mein Kind?

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Arten und Formen der Weiterbildung

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

Nicht kopieren. Der neue Report von: Stefan Ploberger. 1. Ausgabe 2003

Reise durch die Welt der Comics Familien zu Besuch am Fumetto in Luzern

Abschlußbericht der Fachkonferenzen Deutsch / Englisch/Mathematik mit der Auswertung der Erfahrungen der Lernstandserhebung 2008.

Welches Übersetzungsbüro passt zu mir?

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

Bildungsstandards konkret formulierte Lernergebnisse Kompetenzen innen bis zum Ende der 4. Schulstufe in Deutsch und Mathematik

Fragebogen mit prozentualer Ergebnisdarstellung: Teil A IT-Berufe Anlage 5 Teil A: Fragen zum Erprobungslehrplan

Microsoft (Dynamics) CRM 2020: Wie verändern sich Markt, Eco-System und Anwendungsszenarien nach Cloud & Co?

SWOT Analyse zur Unterstützung des Projektmonitorings

Die Online-Meetings bei den Anonymen Alkoholikern. zum Thema. Online - Meetings. Eine neue Form der Selbsthilfe?

Befragung zur Beratungs- und Vermittlungsleistung

Energetische Klassen von Gebäuden

Neue Medien in der Erwachsenenbildung

Möglichkeiten der Umsetzung von Precisions Farming im grünen Bildungsbereich. Andreas Heym, BMELV

Konzentration auf das. Wesentliche.

1. Was ihr in dieser Anleitung

Informationen zur Qualifizierung von GTS-Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern

Wie bewerten. LehrerInnen & SchülerInnen. die MindMatters-Materialien?

MASTER-BERATUNG. im Fach Kunstgeschichte

Leitbild. LG Liechtensteinisches. Gymnasium

Trainingsplan 16-wöchiger Trainingsplan für einen Triathlon (Volkstriathlon), Einsteiger

Sichere Anleitung Zertifikate / Schlüssel für Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel. Sichere . der

L i e f t d en oci l a M d e i di G a uid id l e i lines Dr. Jan Janzen

Betriebs-Check Gesundheit

INFORMATION FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE

Das Bildungspaket: Mitmachen möglich machen

kinderbetreuung Wir fördern Vereinbarkeit

Was bedeutet LRS. Wie kann Schule helfen?

Anleitung. Empowerment-Fragebogen VrijBaan / AEIOU

Kompetenzorientierter Unterrichtsentwurf zum ersten Lernbaustein des E Learning Moduls: Erstellen einer Broschüre zum Thema,,Allergie

Das Institut für berufliche Aus- und Fortbildung stellt sich vor

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

Aussage: Das Seminar ist hilfreich für meine berufliche Entwicklung

Ausfüllen eines Überweisungsträgers zum bargeldlosen Zahlungsverkehr (Unterweisung IT-Systemkaufmann / -kauffrau)

Fragebogen zur Erhebung der Zufriedenheit und Kooperation der Ausbildungsbetriebe mit unserer Schule

Test: Sind Sie ein Unternehmertyp?

Kontaktdaten (Pflichtangaben!)

Lehrer: Einschreibemethoden

Aktuelle Informationen und Verhandlungsergebnisse M+E Mitte Sonderbeilage zum Tarifabschluss

Forderungsausfälle - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Forsa - September 2009

Duale Ausbildung. Herr Wolfgang Bax (Berufsberater für behinderte Menschen )

Schenk mir eine Geschichte

Konzeption & Umsetzung eines länderübergreifenden IKZM - Prozesses

2.1 An welchen Weiterbildungsmaßnahmen haben Sie bisher teilgenommen? Beurteilen Sie bitte rückblickend deren Relevanz für Ihr Tätigkeitsfeld?

Was ist Journalismus? Basis-Stilform: Die Nachricht. Metall. Macht. Medien. Eine Plattform der IG Metall Jugend

Resultate GfS-Umfrage November Wie bekannt ist das Phänomen Illettrismus bei der Schweizer Bevölkerung?

Lösungen mit Strategie

Statuten in leichter Sprache

Zulassung nach MID (Measurement Instruments Directive)

Transaktionsempfehlungen im ebase Online nutzen

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Deine Arbeit als Übersetzer bei lengoo Was erwartet Dich auf Deiner Reise mit lengoo? Was ist uns und unseren Kunden besonders wichtig?

Projekt- Management. Landesverband der Mütterzentren NRW. oder warum Horst bei uns Helga heißt

Betriebliche Gestaltungsfelder

Protokoll der Sitzung des LAK Bildung am in Nürnberg

Bitte beantworten Sie die nachfolgenden Verständnisfragen. Was bedeutet Mediation für Sie?

Urheberrecht in der Schule Was Lehrer, Eltern, Schüler, Medienzentren und Schulbehörden vom Urheberrecht wissen sollten

Erfolgreich starten. -vom Kindergarten zur Grundschule-

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Die richtigen Partner finden, Ressourcen finden und zusammenführen

INNOVATIONEN UND QUALIFIZIERUNG WAS SAGEN BETRIEBSRÄTE?

(1) Während der Probezeit kann das Berufsausbildungsverhältnis jederzeit ohne Einhalten einer Kündigungsfrist gekündigt werden.

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

Smart Reading schenkt Ihnen Zeit

Einladung Workshop-Reihe. Projekt BEE-Mobil. Berufliche Bildung im Handwerk in den Zukunftsmärkten E-Mobilität und Erneuerbare Energien

Kulturelle Evolution 12

Meinungen zum Sterben Emnid-Umfrage 2001

Hausaufgabenkonzept der Brenscheder Schule

Darum geht es in diesem Heft

Fragebogen Weisse Liste-Ärzte

Transkript:

Published on Lesen in Tirol (http://lesen.tibs.at) Startseite > Printer-friendly PDF > Printer-friendly PDF Nationaler Bildungsbericht 2012: Lesenlernen und Leseerziehung, Teil 3 Wieso hinken die Leseleistungen österreichischer Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich so weit hinter jenen von Kindern und Jugendlichen aus Finnland, Kanada, Schweden u.a. Ländern her? Liegen die Ursachen in unserem Bildungssystem und wenn ja, was lässt sich dagegen unternehmen. Antwort darauf versucht der Nationale Bildungsbericht 2012 zu geben, der nun bereits zum zweiten Mal nach 2009 den Zustand des österreichischen Bildungswesens näher unter die Lupe nimmt. Der zweite Band dieses Bildungsberichts reflektiert anhand von zehn Beiträgen österreichischer Bildungswissenschaftler bestimmte Themenkomplexe aus dem österreichischen Schulwesen, wobei auch das Thema Lesen in der Schule vertreten ist. Leseförderung im österreichischen Schulsystem In Österreich bleibt es den Lehrerausbildungseinrichtungen weitgehend selbst überlassen, ob sie Kurse zur Leseentwicklung und zu den Grundlagen des Lesens anbieten wollen oder nicht. Die AutorInnen haben extra für Beitrag Lehrveranstaltungen für Volksschullehrer an den Pädagogischen Hochschulen untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass von den 295 Pflichtkursen (Modulen) insgesamt 59 Kurse (20%) in irgendeiner Form das Lesen in ihrer Beschreibung hatten, aber nur 13 Kurse (4%) konnten, auch bei großzügiger Auslegung, den Grundlagen des Lesens bzw. Lesenlernens zugeordnet werden. Bei den meisten Kursen standen die neue Rechtschreibung, Lesemotivation oder der Zweitspracherwerb im Mittelpunkt. Das Grundlagenwissen der österreichischen LehrerInnen für das Lesenlernen scheint aufgrund dieses Befundes alles andere als gesichert zu sein, ohne das jedoch ein fundierter Leseunterricht kaum gewährleistet werden kann. Die notwendigen Hilfestellungen für SchülerInnen mit Problemen beim Lesenlernen bleiben daher entweder aus oder entbehren

der lesepädagogischen Kompetenz. (43) Mangelnde diagnostische Kompetenz der LehrerInnen Von den 295 an den Pädagogischen Hochschulen unterrichteten Kursen befassten sich nur sechs explizit mit dem Erkennen von Kindern mit Leseproblemen. Die in einer Studie (Schmidt und Schabmann 2010) nachgewiesene geringe Treffsicherheit von LehrerInnen, wenn es um Leseschwierigkeiten bei SchülerInnen geht, ist vor diesem Hintergrund nicht ganz unverständlich. Eine Studie unterstrich die Bedeutung eines gut strukturierten Leseunterrichts und zeigte, dass LehrerInnen, die das Lesebuch regelmäßig verwendeten und vollständig mit den Kindern durcharbeiteten, erfolgreicher bei der Vermittlung von Lesefähigkeit waren, als LehrerInnen, die das Lesebuch so gut wie nie verwendeten. Zu Beginn des Erstleseunterricht zeigt sich aus lesedidaktischer Sicht eine stärker lautorientierte Leselehrmethode (synthetische Methode) einer wortorientierten ganzheitlichen Methode als klar überlegen, ganz besonders in Hinblick auf die Förderung schwacher LeserInnen. Obwohl in der Forschung schon längst bekannt ist, welche didaktische Methoden als aussichtsreich und welche als problematisch zu betrachten sind, finden sich im schulischen Unterricht immer noch überraschend viele der ungeeigneten Methoden. Der österreichische Lehrplan selbst gibt nur die grundsätzliche Ziele vor, die es zu erreichen gilt, äußert sich hingegen nicht über die zu verwendenden Methoden. Außerdem werden die Erfolge des Erstleseunterrichts so gut wie nicht evaluiert. Der regelmäßige Einsatz des Lesebuches, das mit mit den Kindern vollständig durchgearbeitetet wird, hat sich bei der Vermittlung von Lesefähigkeit als überaus Erfolgreich erwiesen. Foto: Markt-Huter

Eine ausdrückliche und strukturierte Förderung des Leseverständnisses besitzt in Österreich im Schulunterricht keine Tradition, was vor allem auf Schwächen in der Lehreraus- und - weiterbildung zurückzuführen ist. Österreichische Schulen setzen relativ stark auf (informelle) schulinterne Initiativen wie z.b. Buchklubs oder Lesewettbewerbe, die aber vornehmlich die Motivation der Schüler zum Lesen steigern wollen. Relativ wenige Schulen hingegen verfolgen strukturierte Initiativen, die den formellen Leseunterricht direkt berühren. Schulen in EU-Ländern mit signifikant besseren Ergebnissen als Österreich setzen hingegen mehr auf eine Koordination des Leseunterrichts sowie schuleigene Leselehrpläne. Mit dem Grundsatzerlass zum Unterrichtsprinzip Leseerziehung [1] aus dem 1999 wurde versucht, der Bedeutung des Lesens für alle Fächer gerecht zu werden. Einer der Hauptgründe, weshalb dieses Vorhaben in den Schulen bislang jedoch kaum umgesetzt werden konnte, dürfte sein, dass Lesedidaktik nicht allgemein als Teil der Lehrerausbildung Berücksichtigung findet. Forderungen für den allgemeinen Leseunterricht und für die Unterstützung von Kindern mit Leseproblemen Verbesserung der Lehrerausbildung Lehrpersonen müssen über eine Reihe von Lesedidaktischen Kompetenzen und Kenntnisse verfügen: wie genau bildet Schrift gesprochene Sprache ab linguistisch fundiertes Wissen über die Prinzipien der deutschen Sprache lesepsychologische Grundproblematik des lautierenden Lesens Lesen muss quer über alle Fächer hinweg geeignet unterrichtet und gefördert werden Leseunterricht muss Kindern Möglichkeiten bieten, einen umfassenden Wortschatz aufzubauen (wichtig für die flüssige und automatisierte Worterkennung) Für die Sekundarstufe werden die technischen Lesefertigkeiten bei den Kindern vorausgesetzt und sind nicht mehr Teil des Unterrichts. Die Umsetzung des Unterrichtsprinzips Lesen für alle Fächer scheint nicht hinreichend bekannt zu sein, wobei den meisten Lehrpersonen auch die notwendigen didaktischen Grundlagen fehlen. Dabei würden sich Lesestrategien besonders gut auch anhand von Texten im Fachunterricht wie z.b. im Rahmen des Biologie- oder Physikunterrichts trainieren lassen.

Die Lesemotivation durch Veranstaltungen und Leseaktionen zu stärken, gelingt meist nur bei Schülerinnen und Schülern deren Lesekompetenz bereits stärker ausgebildet ist. Foto: Markt-Huter Derzeit wird der Schwerpunkt der Lesedidaktikausbildung auf die Lesemotivation gelegt, mit der aber nur die geeigneten Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Leseerwerb geschaffen werden können. Hingegen kommt die Vermittlung von Strategien und Fertigkeiten zu kurz, die helfen sollen, Texten einen Sinn zu entnehmen. Nach Meinung der Autorinnen und Autoren müsste in der Lehrerausbildung ein Mindestmaß für den Bereich Lesedidaktik und Lesepädagogik vorgesehen sein. Dabei sollten linguistische und entwicklungspsychologische Grundlagen, Modelle und Erkenntnisse der kognitiven Lesepsychologie, Modelle und Methoden der Lesedidaktik ebenso vermittelt werden wie das Erkennen von Kindern mit Leseproblemen. Themenbereiche wie Lesedefizite/Legasthenie sind an einigen PHs nicht Gegenstand der Grundlagenausbildung, sondern werden erst im Rahmen der Lehrerfortbildung angeboten, obwohl es durchschnittlich 1-2 Kinder mit Legasthenie und vier mit Leseschwäche pro Klasse gibt. Erkennen und Fördern von leseschwachen Schülern Rechtzeitiges und sicheres Erkennen von Schwächen beim Lesen ist ebenso wichtig, wie eine maßgeschneiderte Förderung der Kinder über die gesamte Schulzeit hinweg. Im Volksschulbereich zeigen sich große Unterschiede zwischen den Bundesländern, wenn es um die Erkennung und Umsetzung von Fördermaßnahmen geht. Im Sekundarbereich lässt sich überhaupt keine abgestimmte Vorgangsweise erkennen, wie mit Leseschwäche umgegangen werden soll. Eine Förderung leseschwacher Kinder hängt somit allein von der jeweiligen Schule bzw. der Lehrperson ab. Um SchülerInnen mit Förderbedarf möglichst frühzeitig erkennen zu können, würde es sinnvoll erscheinen, das Salzburger Lesescreenings vor die 3. Schulstufe zu verlegen. Damit ließe sich die Volksschulzeit weit besser für Fördermaßnahmen nutzen. Was fehlt, sind auch die innerschulischen Maßnahmen und Mechanismen, um Lehrpersonen bei der Auswahl von geeigneten wissenschaftlich fundierten Maßnahmen zur Lese- und Rechtschreibförderung zu unterstützen. (51) Dabei sind die Befunde recht eindeutig. Aus 16 Studien zur Leseförderung ergibt sich, dass symptomspezifische Lesetrainings eine mittelhohe Effektstärke bieten, während Wahrnehmungs- und Funktionstrainings, ohne Fokus auf das Lesen, keine positiven Auswirkungen zeigen. Bei gemischte Übungen stellen sich erst bei längerer Durchführungsdauer positive Effekte ein. Daraus ergibt sich der sich der klare Schluss: Wahrnehmungs- und Funktionsübungen lohnen sich nicht. Mangelnde Kompetenzen in der Unterrichtssprache Deutsch Mangelnde Sprachkompetenzen stellen einen wesentlichen Risikofaktor für Probleme im

Leseerwerb dar. Dies trifft sowohl auf Kinder mit einer anderen Muttersprache als auch auf Kinder mit einer verzögerten oder gestörten Sprachentwicklung zu. Seit einigen Jahren wird in Österreich mit allen Fünfjährigen verpflichtend eine Sprachstandserhebung durchgeführt. Diese hilft zu erkennen, ob die Kompetenzen in der Unterrichtssprache Deutsch ausreichend entwickelt sind oder ob ein Förderbedarf besteht. Vielen LehrerInnen sind die bundesweit übermittelten Tipps und Unterlagen unbekannt, mit denen sich die sprachliche Entwicklung von Kindern zu Beginn der Schulpflicht feststellen lässt. Auch die Sprachförderung im Elternbereich sollte so früh wie möglich beginnen. Leider genügen nur wenige Programme zur Sprachförderung den Mindestansprüchen. Wirksame Sprachförderprogramme sollten vor allem längerfristig angelegt sein, d.h. sowohl im Kindergarten als auch in der Volksschule und wenn nötig, darüber hinaus Einsatz finden. Konsequent und gut durchgeführte Lesepartnerschaften helfen, die Leseleistungen eines Großteils der SchülerInnen deutlich zu verbessern. Bild: LesepartnerInnen [2] [2] Lesepartnerschaften Der Buchklub der Jugend zum Thema Lesepartnerschaft in seinem Programm Family Literacy [2] gute Anleitungen. Als wichtige Aspekte für die Einrichtung geeigneter Lesepartnerschaften werden genannt: eine gute Beratung bei der Auswahl geeigneter Literatur die Schaffung geeigneter zeitlicher Rahmenbedingungen eine systematische Begleitung der Lesepartnerschaften durch Expertinnen und Experten. Der gewählte Lesestoff muss nah an den Interessen und der Lesekompetenz der Schülerin bzw. des Schülers liegen. Lesepartnerschaften haben nicht die Aufgabe, den aktuellen Klassenlesestoff wiederzugeben und somit die Funktion von Nachhilfestunden zu übernehmen. Auf diese Weise lässt sich nur selten Lesefreude erwecken. Auch sollte zwar täglich aber nicht länger als 15-20 Minuten gelesen werden, um vor allem leseschwache

Kinder nicht zu überfordern. Es hat sich gezeigt, dass konsequent und gut durchgeführte Lesepartnerschaften helfen, die Leseleistungen eines Großteils der SchülerInnen deutlich zu verbessern. Bei jenen, deren Leistungen gleich bleiben, liegen meist tiefere Probleme vor, die ihm Rahmen einer gezielten Förderung behandelt werden müssen. Zusammenfassung der wichtigsten Forderungen: Die Verbesserung der Lesekompetenzen und der Lesekultur erfordert eine Professionalisierung der Lehrerschaft Lehrpersonen brauchen eine umfassende Ausbildung in lesepsychologischen und didaktischen Grundlagen (Entwicklung basaler Lesekompetenzen und Vermittlung von Lesestrategien) Förderungsmaßnahmen vom Kindergarten bis in die Sekundarstufe Family-Literacy-Angebote für Kinder bildungsferner Milieus Leseförderung in allen Fächern, d.h. Ausbildung aller LehrerInnen in Leseförderung Maßnahmen zur rechtzeitigen Erkennung von SchülerInnen mit Leseschwierigkeiten über die ganze Schulzeit ausgelegt Förderungsmaßnahmen im Unterricht anregendes Lesematerial in den Schulbibliotheken und anregende Lesesituationen klares Bekenntnis des Bildungssystems, die Lesekultur zu verändern * * * * * * * * * * Weiterführende Links: Nationaler Bildungsbericht 2012 mit besonderer Berücksichtigung der Sprach- und Leseförderung [3] Nationaler Bildungsbericht 2012, Bd. 2: Lesekompetenz, Leseunterricht und Leseförderung im österreichischen Schulsystem. Analysen zur pädagogischen Förderung der Lesekompetenz [4] Education Group - Bildungs TV: Dr. Karin Landerl, Lesekompetenz, Leseunterricht & Leseförderung [5] Grundsatzerlass Leseerziehung [1] Prof. Dr. Anita Schilcher: "Leseförderung in der Grundschule - was man wissen sollte!" Neuere Forschungsergebnisse und Konsequenzen (Fortbildung am 6.6. 2012 in Innsbruck) [6] Margit Böck, Förderung der Lesemotivation. Schulische Leseförderung im Anschluss an PISA 2000/2003 ; Neue Ansätze für eine Aufgabe im Spannungsfeld der Anforderungen der Schule

und den Erwartungen der SchülerInnen [7] Margit Böck, Gender & Lesen. Geschlechtersensible Leseförderung ; Daten, Hintergründe und Förderungsansätze [8] Margit Böck, Praxismappe Lesen, Unterrichtsbeispiele für die Förderung der Lesemotivation von Mädchen und Buben in der 5. und 6. Schulstufe [9] Ein Curriculum zur Leseförderung von Kindern und Jugendlichen (nicht nur) aus den sog. Risikogruppen Prof. Dr. Christine Garbe ProLesen-Transfer: Lesen in allen Fächern [10] Buchklub: Lesepartnerinnen [2] Simone Breit/Petra Schneider, Sprachstandsfeststellung im Kindergarten als Grundlage für differenzierte sprachliche Förderung [11] Handbuch Sprachstandsfeststellungsbogen [12] Sprachstandsfeststellungsbogen [13] Handbuch Sprachkompetenz Boobachtungsbogen [14] Sprachkompetenzbeobachtungsbogen [15] Fried, L. (2005). Expertise zu Sprachstandserhebung en für Kindergartenkinder und Schulanfänger [16] >> Nationaler Bildungsbericht 2012: Lesenlernen und Leseerziehung, Teil 1 [17] >> Nationaler Bildungsbericht 2012: Lesenlernen und Leseerziehung, Teil 2 [18] Andreas Markt-Huter, 04-02-2014 PostDateIcon Di, 18/02/2014-01:00 PostAuthorIcon andreas.markt-huter [19] PostTagIcon Lesepanorama [20], Leseförderung [21], Lesestudien [22] Source URL: http://lesen.tibs.at/content/artikel/nationaler-bildungsbericht-2012-lesenlernen-undleseerziehung-teil-3 Links: [1] http://www.bmukk.gv.at/medienpool/24965/2013_11.pdf [2] http://www.lesepartnerinnen.at/ [3] https://www.bmbf.gv.at/schulen/sb/nbb_2012.html [4] https://www.bifie.at/buch/1915 [5] http://www.edugroup.at/medien/detailseite.html?medienid=5510693&backpageid=back&chash=b5744f614 [6] http://lesekompetenz.tsn.at/sites/lesekompetenz.tsn.at/files/upload/schilcher_lesefoerderung-in-dergrundschule.pdf [7] http://pubshop.bmukk.gv.at/detail.aspx?id=333

[8] http://www.bmukk.gv.at/medienpool/15230/genderlesenwebfassung.pdf [9] http://pubshop.bmukk.gv.at/detail.aspx?id=364 [10] http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/lesen/prolesen/prolesen- Transfer_Berlin/garbe_vortrag_prolesen_110411.pdf [11] http://www.plattformeducare.org/sprachstandsfestellung%20im%20kindergarten%20als%20grundlage%20fuer%20differenzierte%20spr [12] http://www.plattform-educare.org/handbuch_ssfb_freigabe.pdf [13] http://www.plattform-educare.org/sprachstandsfeststellungsbogen.pdf [14] http://www.sprich-mit-mir.at/app/webroot/files/file/hb_besk_2-0.pdf [15] http://www.ooe-kindernet.at/xbcr/sid-406f8fbb-e3883730/beobachtungsbogen_besk_2009.pdf [16] http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs/271_2232_expertisefried.pdf [17] http://lesen.tibs.at/content/artikel/nationaler-bildungsbericht-2012-lesenlernen-und-leseerziehung-teil-1 [18] http://lesen.tibs.at/content/artikel/nationaler-bildungsbericht-2012-lesenlernen-und-leseerziehung-teil-2 [19] http://lesen.tibs.at/redaktion/user/4 [20] http://lesen.tibs.at/category/redaktionsbereich/lesepanorama [21] http://lesen.tibs.at/category/lesen/lesef%c3%b6rderung [22] http://lesen.tibs.at/category/lesen/lesestudien