Wirtschaft Marco März Bilanz-Betrugsskandale und Firmeninsolvenzen - Ein Mangel der Corporate Governance? Diplomarbeit
Bilanz- Betrugsskandale und Firmeninsolvenzen Ein Mangel der Corporate Governance? Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Kaufmann Universität Erlangen-Nürnberg von cand. rer. pol. Marco März aus Lauterbach Sommersemester 2005
I Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 1 1.1 Problemstellung und Zielsetzung... 1 1.2 Aufbau der Arbeit... 2 2. Grundlagen zum Verständnis der Corporate Governance... 3 2.1 Begriffliche Erläuterungen zur Corporate Governance und die systembedingten Charakteristika... 3 2.1.1 Begriffliche Erläuterungen... 3 2.1.2 Interne Kontrollorgane der Corporate Governance Systeme... 5 2.1.2.1 Das monistische System... 5 2.1.2.2 Das dualistische System... 6 2.1.3 Die dominanten Corporate Governance Systeme in der Praxis... 8 2.1.3.1 Das amerikanische Corporate Governance System... 8 2.1.3.2 Das deutsche Corporate Governance System... 11 2.2 Theoretische Grundlagen und Einordnung... 14 2.2.1 Definition des Begriffes Unternehmung... 14 2.2.2 Die Berle/Means Corporation... 15 2.2.3 Die Prinzipal-Agenten-Theorie... 16 2.2.3.1 Grundkonzepte der Prinzipal-Agenten-Theorie... 16 2.2.3.2 Corporate Governance als Prinzipal-Agenten-Beziehung... 17 2.2.3.3 Die Prinzipal-Agenten-Theorie und die Kapitalstruktur... 22 2.2.4 Die Transaktionskostentheorie... 23 2.2.5 Die Theorie der Verfügungsrechte... 24 2.3 Die Rolle der Wirtschaftsprüfung für die Corporate Governance... 26 2.4 Aktienoptionen als Anreizmechanismus... 27 3. Unternehmensskandale, Corporate Governance Mängel und Konsequenzen aus den Skandalen... 30 3.1 Enron... 30 3.1.1 Das Unternehmen von 1985 bis 2001... 31 3.1.2 Die verschiedenen Unternehmensstrategien... 34 3.1.3 Das Versagen des Corporate Governance Systems bei Enron... 37 3.1.3.1 Das Versagen des Boards und der Committees... 38
II 3.1.3.2 Die Rolle der Entlohnung... 40 3.1.3.3 Das Versagen des externen Rechnungsprüfers... 42 3.1.3.4 Die Rolle der Rechnungslegung und der SEC... 44 3.1.3.5 Das Versagen der Finanzintermediäre... 46 3.1.4 Fazit aus Enron... 49 3.2 Parmalat und die italienische Corporate Governance... 51 3.2.1 Das Unternehmen und der Zusammenbruch... 51 3.2.2 Der Betrug bei Parmalat... 52 3.2.3 Die Corporate Governance Mängel bei Parmalat... 53 3.3 Flowtex und Comroad die Fälle in Deutschland... 55 3.3.1 Die Flowtex GmbH & Co. KG... 55 3.3.2 Die Corporate Governance Mängel bei Flowtex... 56 3.3.3 Die Comroad AG... 57 3.3.4 Die Corporate Governance Mängel bei Comroad... 59 3.4 Zusammenfassung der jeweiligen Mängel im System der Corporate Governance in den betrachteten Fällen... 60 3.5 Konsequenzen aus den Skandalen der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) und der Sarbanes-Oxley-Act (SOA)... 62 3.5.1 Der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK)... 62 3.5.1.1 Die Gründe für die Entstehung des DCGK... 62 3.5.1.2 Die wesentlichen Inhalte und Ziele des Kodex... 63 3.5.1.3 Die Akzeptanz und Nützlichkeit des DCGK... 64 3.5.2 Der Sarbanes-Oxley-Act (SOA)... 65 4. Zusammenfassung und Ausblick... 68 Anhang I: Enrons Board of Directors... 71 Anhang II: Enrons Warnsignale... 74 Anhang III: Entsprechenserklärung der Bayer AG... 77 Literaturverzeichnis... 80 Internet-Quellen... 96
III Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Bilanz- und Betrugsskandale 2 Abbildung 2: Vergleich monistisches und dualistisches System 8
IV Abkürzungsverzeichnis AG = Aktiengesellschaft AktG = Aktiengesetz AnSVG = Anlegerschutzverbesserungsgesetz bzw. = beziehungsweise ca. = circa CAO = Chief Accounting Officer CalPERS = California Public Employees` Retirement System CEO = Chief Executive Officer CFO = Chief Financial Officer CONSOB = Commissione Nazionale per le Società e la Borsa DAX = Deutscher Aktienindex DCGK = Deutscher Corporate Governance Kodex Diss. = Dissertation EVA = Economic Value Added f. = folgende Seite FASB = Financial Accounting Standards Board GAAP = Generally Accepted Accounting Principles GE = Geldeinheiten GmbH = Gesellschaft mit beschränkter Haftung Habil. = Habilitationsschrift Hrsg. = Herausgeber i.d.r. = in der Regel Jg. = Jahrgang KG = Kommanditgesellschaft MDAX = Mid Cap DAX Mio. = Million(en) Mrd. = Milliarde(n) MTM = Mark-to-Market NASDAQ = National Association of Securities Dealers Automated Quotations NYSE = New York Stock Exchange o. V. = ohne Verfasser ROI = Return on Investment
V S. = Seite SDAX = Smallcap DAX S.p.A. = Società per Azioni SEC = Securities and Exchange Commission SOA = Sarbanes-Oxley-Act Sp. = Spalte SPE = Special Purpose Entity TransPuG = Transparenz- und Publizitätsgesetz u.a. = unter anderem Univ. = Universität US = United States USD = United States Dollar v.a. = vor allem vgl. = vergleiche WZB = Wissenschaftszentrum Berlin ZGR = Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht ZIP = Zeitschrift für Wirtschaftsrecht zugl. = zugelassen z.b. = zum Beispiel
1 1. Einleitung 1.1 Problemstellung und Zielsetzung Zu Beginn der 90er Jahre rückte die Thematik der Corporate Governance in den Mittelpunkt der Interessen von Investoren und anderen Institutionen, da die Wertorientierung und der Effizienzanspruch an die Leitung und Organisation von Gesellschaften als das zentrales Thema angesehen wurde. 1 Der Begriff einer guten Unternehmensführung und gerechten Unternehmenskontrolle wird daher seit einigen Jahren diskutiert und nicht nur, um zu beantworten, wie man eine Gesellschaft am effektivsten leitet. Ein weltweit dominantes System der Corporate Governance ist nicht vorzufinden, denn je nachdem wie die Einbettung in das jeweilige länderspezifische Wirtschaftssystem ist, wird entweder das deutsche oder das angloamerikanische System bevorzugt. 2 Die Debatte um die Corporate Governance zeigt, dass sie zu einem entscheidenden Faktor für die Entwicklung einer erfolgreichen Wirtschaft geworden ist. 3 In der jüngsten Zeit wurde die Diskussion jedoch neu entfacht, da spektakuläre Bilanz- und Betrugsskandale, wie z.b. bei Enron, Parmalat, Comroad oder Flowtex die Frage aufkommen ließen, wie eine effektive Unternehmensüberwachung zu gestalten sei. 4 Die Abbildung auf der folgenden Seite soll einen kurzen Überblick über die Unternehmen, deren Betrugsszenarien, und die jeweiligen Schadenshöhen liefern. Eine Bilanzfälschung liegt vor, wenn eine nicht den tatsächlichen Verhältnissen entsprechende Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage seitens des bilanzierenden Unternehmens wiedergegeben wird. 5 Betrügerisches Vorgehen ist dann vorzuwerfen, sobald eine durch Täuschung herbeigeführte Selbstbereicherung auf Kosten einer Vermögensschädigung anderer Individuen erfolgt. 6 Ist eine natürliche oder juristische Person nicht mehr in der Lage, fälligen Zahlungen nachzukommen, bzw. übersteigen die Verbindlichkeiten einer Gesellschaft deren Vermögen, ist eine Überschuldung und folglich der Tatbestand der Insolvenz gegeben. 7 1 Vgl. Suter (2000), S. 115. 2 Vgl. Rogowski/Wartenberg (2000), S. 5. 3 Vgl. Achleitner (2002), S. V. 4 Vgl. Nguyen (2005), S. 11. 5 Vgl. o. V. (2004), S. 476 f. 6 Vgl. o. V. (2004), S. 447 f. 7 Vgl. o. V. (2004), S. 292.
2 Abbildung 1: Bilanz- und Betrugsskandale 8 Jahr: Unternehmen: Vorgang: Schaden: 2000 Flowtex GmbH Verkauf nicht & Co. KG existierender ca. 2 Mrd. Bohrsysteme 2001 Enron Verschiebung der Verluste zu Zweckgesellschaften ca. 26 Mrd. US-$ 2002 Comroad AG Fingierte Umsätze mit Scheinfirmen und ca. 93 Mio. Luftbuchungen 2003 Parmalat Bilanzierung nicht existierender liquider ca. 7 Mrd. Mittel und Verschleierung der Schuldenhöhe Gegenstand dieser Arbeit ist die Erläuterung des Begriffes der Corporate Governance, seiner theoretischen Einbettung, die Rolle der Wirtschaftsprüfung und die Wirkung von Anreizmechanismen auf das Management einer Unternehmung, um die Trennung von Eigentum und Kontrolle zu mildern. Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, ob bei den Bilanz-, Betrugsskandalen und Firmeninsolvenzen in den letzten Jahren ein Mangel im System der Corporate Governance zugrunde lag. 1.2 Aufbau der Arbeit Zunächst wird der Begriff der Corporate Governance definiert, das monistische und dualistische System erläutert, sowie die in der Praxis vorzufindenden amerikanischen und deutschen Corporate Governance System erklärt. Des Weiteren erfolgt im selben Kapitel die theoretische Einordnung des Begriffes, die Rolle der Wirtschaftsprüfung und die Wirkung von Aktienoptionen als Anreizmechanismus (Kapitel 2). Anschließend werden einige Unternehmensskandale beschrieben und dargelegt, inwieweit ein Mangel im jeweiligen System 8 Quelle: Eigene Darstellung.