Kognition, Bewegung und Demenz: Was wissen wir bis heute? Brigitte Stemmer Centre de Recherche, Institut universitaire de gériatrie de Montréal, Psychology, Brock University, St. Catharines, & McGill Center for Aging, Montreal b.stemmer@umontreal.ca Anmerkung: Aus copyright Gründen musste leider ein großer Teil der Bilder für die Download-Version entfernt werden und unterscheidet sich daher etwas von der Vortragsversion der Text wurde zum besseren Verständnis ohne Bildmaterial angepaßt. Auguste Deter, 51 Wie heißen Sie? Auguste. Familienname? Auguste. Wie heißt Ihr Mann? Ich glaube Auguste. Wenn Sie sechs Eier kaufen, das Stück zu sieben Pfennig, was macht das? Porchieren. 1
Demenzformen 15% 15% 55% 15% Alzheimer Demenz Mischform vaskuläre Demenz andere Demenzformen (Je nach Literatur schwanken die Angaben etwas) Was passiert im Gehirn? AD Pathogenese Amyloid-Kaskaden- Hypothese -Intrazelluläre Ablagerung NFT -Extrazelluläre Ablagerung Aß Cholinerge Hypothese -Reduktion von ChAT -Reduktion von AchE -Ca2+ Gleichgewicht -gestört -Freie Radikale -Entzündungenxxx Abnahme des Neurotransmitters Acetylcholin Nervenzellschaden Störung bei Nervenimpulsübertragung Modifiziert nach Parihar & Hemnani, JClinNS, 2004 2
Ausbreitung der Pathologie Ausbreitung der Erkrankung von -Temporallappen zum - limbischen System - über das gesamte Gehirn Was sich in entsprechenden Symptomen äußert Die Rolle des Hippokampus beim Lernen sehen hören schmecken berühren riechen Areale der Hirnrinde (Cortex) Langsam und lang Areale im Hippokampus ZEIT Schnell und kurz 3
Abnahme kognitiver Funktionen Langzeitstudie Süd Chicago ab 1993 1168 (74-80J), 11-15J Bildung; ca. 70% Frauen; über 5.5 J. MMSE, episodisches Gedächtnis, Wahrnehmungsgeschwindigkeit Über ca. 6 Jahre Abnahme der kognitiven Funktionen AD > MCI > kein CI Was macht Bewegung? ENTZÜNDUNGEN Hirn: Zellneubildung Zellarchitektur Gefäßneubildung BEWEGUNG Körper: Blutdruck Stoffwechsel Immunsystem Bewegungsapparat WACHSTUMSFAKTOREN ALTERN Physisch Psychisch Kognitiv B. Stemmer 4
Bewegung verbessert spezifische geistige Fähigkeiten Exekutive Funktionen Kontrollfunktionen Visuell-räumliche Wahrnehmung Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung Gilt das auch bei Demenz? Demenzrisiko bei Demenz 5
Demenzrisiko und körperliche Aktivität In einer Gegenüberstellung von 13 Studien berichten Rockwood et al., 2007: 9 Studien zeigten eine Minderung des Demenzrisikos bzw. kognitiver Funktionen bei körperlicher Aktivität während 4 Studien keine Unterschiede fanden. Hat CR fitness einen krankheitsmodulierenden Effekt auf das Frühstadium AD? Je besser die kardio-respiratorische Fitness desto höher GM und WM Volumen in spezifischen Regionen im frühen Stadium AD. (Allerdings Beziehung zu kognitiven Funktionen nicht untersucht). 6
Trainingseffekt bei mittlerem AD-Stadium Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes während des Trainings bis zu 18 Monate nach Trainingsstop. Bei deprimierten Patienten Besserung der Depression während des Trainings bis zu 6 Monate nach Trainingsstop. Effekt von sportlicher Aktivität auf kognitive Störungen und Demenz: 2 Metaanalysen Heyn et al., 2004 Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten, der ADL und des Verhaltens Forbes et al., 2008 Ungenügende Beweislage für positive Effekte Stringenz der Kriterien für Aufnahme in Studie (Forbes>Heyn) Nur Demenz oder auch andere Erkrankungen mit kognitiven Störungen? (Heyn auch Schizophrenie, Depression) Ungenügende Datensätze für Metaanalyse (Forbes 2 Studien; Heyn 30 Studien) Große Unterschiede bei Typ, Intensität, Dauer der Trainingsprogramme 7
Bewegung und Ernährung Synergistischer Effekt Weniger AD bei hoher körperlicher Aktivität und spezifischer Ernährung Therapie? Bisher keine Superpille Medikamente können kurzzeitig stabilisieren und verzögern Zeitfenster nutzen bevor Symptome auftreten Bei Symptomen multifaktoriell arbeiten 8
Prävention von Demenz/AD eine lebenslange Strategie APOE Andere Gene Ungesunde Ernährung Rauchen Adipositas SCHUTZFAKTOREN Hypertonie Hypercholesterinämie Erwachsenenalter Diabetes Übergang 0 20 60 75 Alkoholmisbrauch Ausbildung Physische/ mentale Aktivität Kontrolle Risikofaktoren Soziale Aktivität Vask. Insult RISIKOFAKTOREN Neuronenschäden Gehirn Reserve DEMENZ Stemmer, 2010 modified nach Gauthier, CNS meeting Montreal April 2010 Damit wir es nicht vergessen Bewegung wirkt positiv auf Körper, Geist und Seele: verbessert Aspekte des Lernens und Gedächtnisses, exekutive Funktionen, Verarbeitungsgeschwindigkeit, geistige Befindlichkeit im Alter Bewegung vermindert Demenzrisiko; verzögert zeitlich das Auftreten von AD Kontrovers aber viele Hinweise: vor allem in Frühstadien positive kognitive Effekte In späteren Stadien möglicherweise positiv auf Verhalten; Lebensqualität (?) Bewegung ist nur EIN Faktor: Kombination von Lebensstilfaktoren! 9