Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Herbert Schorn. Fotos: Jugendhilfe Köln e.v. Ausnahmen: S. 36-38: Andreas Hofmann



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Transkript:

Jahresbericht 2000

Jugendhilfe Köln e.v., Köln 2001 Vorstand: Dr. Franz-Josef Schulte Ingrid Necks Walter Kluth Geschäftsführer: Herbert Schorn Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Herbert Schorn Redaktion und Gestaltung: Gabriela Wagner Fotos: Jugendhilfe Köln e.v. Ausnahmen: S. 36-38: Andreas Hofmann 2 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

Inhaltsverzeichnis RÜCKBLICK AUF 2000 (Herbert Schorn / Matthes Stotzem / Gabriela Wagner)... 5 EINRICHTUNGEN 2000... 8 BERICHTE... 16 Mädchen starten durch Chronologie einer Modenschau (Carla Hagedorn / Ulla Zepp)... 16 Projekt Sprungbrett - Ein Weg aus der Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe? (Henning Dressel)... 24 Die JHK im Zentrum der Gold Kraemer Stiftung (Rosemarie Hubrath)... 29 Was macht denn eigentlich der Heckhof? (Heinz Hilgert / Bruno Siek)... 32 Nachtschicht Das Wunder der Müdigkeit (Elke Schneider)... 39 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 3

Ich kann heute nicht kommen, weil... Originelle, beliebte und nicht immer kluge Ausreden für das Fehlen am Arbeitsplatz (Gabriela Wagner)... 45 Schule nein danke!? Das Schulverweigerer-Projekt der Jugendwerkstatt Mülheim (Michael Gross / Michael Hombach)... 52 Keine Zukunft in Deutschland? Zur Situation von Jugendlichen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus in der Jugendwerkstatt Ehrenfeld (Nihat Yücel)... 63 Die Qualifizierungsmaßnahme der JHK im Maurerhandwerk (Marion Drawe / Antje Kiener / Wolfgang Makosch)... 68 PRESSESPIEGEL... 76 4 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

Rückblick auf 2000 (Herbert Schorn / Matthes Stotzem / Gabriela Wagner) S chon wieder ein Jahr vorbei und auch diesmal die üblichen Fragen nach dem Resümee: Welche Neuigkeiten sind zu vermelden, was war charakteristisch, was gab es an Entwicklungen? Fangen wir an mit den Projekten, die neben unserem normalen Alltagsgeschäft für das Jahr 2000 erwähnenswert sind: Das im Sommer 98 begonnene 700er-Programm ist im Jahr 2000 ausgelaufen, und die letzten TeilnehmerInnen konnten in Arbeit vermittelt werden. Im Projekt Sprungbrett (Näheres zum Gesamtprojekt s. später im Bericht) beschäftigte junge Leute sind seit Oktober 2000 in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt Köln (Abt. HBI = Hilfe zur beruflichen Integration) an der Initiative Schulen ans Netz beteiligt: Im Rahmen der Ausstattung aller Kölner Schulen mit Computern und Internet-Zugängen sorgen sie unter fachlicher Anleitung von zwei Elektrikern der JHK für die Verkabelung. In der Initiative Heckhof geht es nach einer Durststrecke weiter. Nachdem inzwischen wieder Maßnahmen bewilligt worden sind, konnten wir Mitte Juni 2000 mit der Errichtung der Pflanzenkläranlage beginnen, im September mit dem Ausbau des Daches und Ende des Jahres mit dem Innenausbau (Näheres s. Bericht). In dem im Juli 2000 eröffneten Zentrum der Gold Kraemer Stiftung in Köln- Kalk, in dem zehn soziale Institutionen unter einem Dach arbeiten, ist die JHK für drei Bereiche zuständig: Sie schafft durch die Anmietung von 14 Wohneinheiten Wohnraum für junge Menschen, betreibt das Café/Bistro KölnKlaaf und stellt den Hausmeister für das gesamte Objekt. Im Café/Bistro und im Tätigkeitsbereich des Hausmeisters bieten wir von der JHK betreuten jungen Leuten die Möglichkeit, erste berufliche Erfahrungen zu sammeln (Näheres s. ebenfalls Bericht). Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 5

Im Dezember 2000 konnten wir ein Kooperationsprojekt mit dem Sozialen Zentrum Lino-Club e.v. beginnen, das zu den ersten zwölf Projekten gehört, die von der 1998 gegründeten GEW-Stiftung gefördert werden. Ziel ist es, speziell solchen jungen Leuten den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen, bei denen bisherige Fördermaßnahmen aus den unterschiedlichsten Gründen (z.b. mehrfache soziale Benachteiligung, schlechter Gesundheitszustand) nicht zum Erfolg geführt haben und die deshalb in besonderem Maße auf individuelle Hilfestellungen angewiesen sind. Gleichzeitig wollen beide Träger mit ihrer gemeinsamen Initiative auch einen Beitrag zur Vernetzung der Jugendsozialarbeit in Köln leisten. Der Ausbau unseres Verwaltungsgebäudes in der Christianstr. 82 ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass neben den Geschäftsstellen der Jugendhilfe Köln e.v. und der KölnKitas ggmbh nun auch die der Jugendzentren Köln ggmbh hier ihren Platz gefunden hat. U nd was hat sich sonst verändert inhaltlich, verwaltungsmäßig und überhaupt? Da ist zunächst eine fortschreitende Umstellung von Arbeitsbeschaffungs- auf Qualifizierungsmaßnahmen zu verzeichnen. Das bedeutet für unsere TeilnehmerInnen: weniger praktische Arbeit, mehr Qualifizierung, aber auch weniger Geld. Warum? Weil die Maßnahmen anders zusammengesetzt sind: Der nicht bezahlte Qualifizierungsanteil nimmt nun zeitlich wesentlich mehr Raum ein, um den jungen Leuten umfassendere Möglichkeiten zu bieten. Für viele unserer TeilnehmerInnen ist diese Konstruktion aber nicht einsichtig, erhalten sie doch bei gleicher stundenmäßiger Anwesenheit trotzdem weniger Geld. Entsprechend hoch ist die Fluktuation, zumal viele von ihnen nach ihren bisherigen schlechten Erfahrungen mit der Schule wenig Lust auf theoretische Qualifizierung haben (und sich zum Teil auch falsche Vorstellungen davon machen). Auch insgesamt klafft die Schere zwischen dem, was die Verwaltung an einzuhaltenden Vorschriften benötigt und fordert und dem, was junge Leute brauchen, immer weiter auseinander. So wird es für uns und andere Träger immer mehr zum Drahtseilakt, alle Ansprüche und Erwartungen gleichermaßen 6 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

zu erfüllen. Entsprechend schwierig ist es geworden, den Interessen der Jugendlichen schließlich sind sie die Hauptpersonen in diesem Zusammenspiel noch angemessen gerecht zu werden. Gleichzeitig erwarten die unterschiedlichen Geldgeber mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen natürlich hohe Professionalität. Das macht zusätzliche Stellen notwendig das Problem ihrer Finanzierung haben wir selbst zu lösen. Noch einige Vereinsnachrichten, zwei davon waren 2000 für 1999 zu vermelden: Die Mitgliederversammlung hat den Vorstand für 1999 einstimmig entlastet. Die JHK schloss im Jahr 1999 mit minimalem Gewinn ab. Andreas Köhler wurde als neues Vereinsmitglied benannt. In den 24 Jahren seit Bestehen der JHK haben wir ca. 3.270 Jugendliche und junge Erwachsene in den drei Jugendwerkstätten betreut. In den 17 Jahren seit Bestehen des Stadtverschönerungsprogramms wurden ca. 4.790 Arbeitsverträge geschlossen. Im Jahr 2000 verzeichnete die Lohnbuchhaltung der JHK etwa 850 Bewegungen in Bezug auf Ein- und Austritte. (Nicht erfasst sind in dieser Zahl die KollegInnen aus der Stellenerprobung mit ihnen wäre diese Zahl noch höher.) U nd auch dieses Mal wieder ein herzlicher Dank an alle, die uns im Jahr 2000 hilfreich zur Seite gestanden haben, mit Geld- und Sachspenden, mit Fachwissen und guten Ideen, mit Engagement und moralischer Unterstützung. Sie alle haben uns sehr geholfen und mit dafür gesorgt, dass wir unsere Arbeit weiterführen konnten. Zu guter Letzt: Die Planungen für unser 25-Jähriges laufen auf Hochtouren. Am 24. August 2001 werden wir einen ganzen Tag lang feiern! Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 7

Einrichtungen 2000 Die später folgenden Berichte beziehen sich nur auf einige ausgewählte Bereiche unserer Arbeit, so dass wir vorab die wichtigsten Einrichtungen und Projekte der Jugendhilfe Köln e.v. kurz vorstellen. Denn wir wollen, dass sich auch Nicht-Insider einen Gesamtüberblick und einen ersten Eindruck vom Spektrum unserer Arbeit verschaffen können. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude aus der Zeit um 1900 beherbergte bisher nur die Geschäftsstellen der Jugendhilfe Köln e.v. und der KölnKitas ggmbh. Inzwischen ist der Ausbau des Hauses so weit fortgeschritten, dass nun auch die Verwaltung der Jugendzentren Köln ggmbh hier ihren Platz gefunden hat. Alle drei Träger Mutter und zwei Tochtergesellschaften sind also inzwischen unter einem Dach vereint, was die Zusammenarbeit sehr erleichtert. Der 1999 in Angriff genommene Ausbau des Gebäudes erfolgte durch MitarbeiterInnen der Jugendhilfe Köln e.v. in Zusammenarbeit mit Fachfirmen und der Stadt Köln (Stadtkonservator/ Untere Denkmalbehörde). Die Arbeiten am Außenbau sind so gut wie abgeschlossen, der Innenausbau ist im Gange. Geschäftsstelle Christianstr. 82 50825 Köln (Ehrenfeld) Tel. (0221) 54600-100 Fax (0221) 54600-109 E-Mail: gf.jhk@jugendhilfe-koeln.de Ansprechpartner Herbert Schorn Matthes Stotzem 8 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

Die Jugendwerkstatt ist eine berufsvorbereitende Maßnahme, die vom Land NRW und der Stadt Köln gefördert wird. Sie bietet eine erste berufliche Orientierung und bereitet vor auf Ausbildung, Arbeit oder schulische Weiterbildung. Die TeilnehmerInnen werden unterstützt bei der Entwicklung und Stärkung ihrer Persönlichkeit. Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16-21 Jahren. Die Arbeitsschwerpunkte sind Werkstattarbeit, schulische Förderung und sozialpädagogische Begleitung. Die angestrebten Ziele sind individuell und gliedern sich in die Vermittlung von praktischen Kenntnissen, die Stärkung der Motivation und die Erlangung sozialer Kompetenzen, die Förderung von Durchhaltevermögen und Kontinuität und die Hinführung zu eigenverantwortlicher Lebensgestaltung. Jugendwerkstatt Ehrenfeld Herbrandstr./ Halle 18 50825 Köln Tel. (0221) 544014/15 Fax (0221) 2823023 Die Jugendwerkstatt Ehrenfeld bietet Platz für 24 TeilnehmerInnen in den Werkbereichen Holz, Kfz und Metall. AnsprechpartnerIn Elke Schneider Nihat Yücel Für die Jugendwerkstatt Kalk gilt im Prinzip dasselbe wie für die Ehrenfelder Werkstatt, d.h. Zielsetzung, angesprochene Altersgruppe und Arbeitsschwerpunkte sind identisch. Seit Sommer 1999 arbeitet die Werkstatt Kalk wieder mit sozialpädagogischem Schwerpunkt. (In den Jahren zuvor war sie auf die Beschäftigung und Qualifizierung von jungen erwachsenen SozialhilfeempfängerInnen im Programm Arbeit statt Sozialhilfe ausgerichtet.) Das 1999 neu geschaffene Angebot der Friseurwerkstatt hat sich bewährt und ist auch von den TeilnehmerInnen sehr gut angenommen worden. Die Unterschiede zur Ehrenfelder Werkstatt liegen vor allem in den angebotenen Werkbereichen und der Anzahl der TeilnehmerInnen: Die Werkstatt Kalk bietet Platz für 16 TeilnehmerInnen in den Werkbereichen Friseur (nur für Mädchen) und Maler. Jugendwerkstatt Kalk Vietorstr. 78-80 51103 Köln Tel. (0221) 852079 (ab Frühsommer: 820113-0) Fax (0221) 852079 AnsprechpartnerIn Johannes Becker Ulla Zepp Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 9

Die Jugendwerkstatt Mülheim arbeitet nach denselben Prinzipien wie die beiden anderen Werkstätten der JHK, d.h. Zielsetzung, angesprochene Altersgruppe und Arbeitsschwerpunkte sind ebenfalls identisch. In der Mülheimer Werkstatt gibt es neben den Werkbereichen Textil und Zweirad auch ein spezielles Angebot für Schulverweigerer in der Holzwerkstatt. Ziel dieses sogenannten Schulverweigererprojekts ist es, die schulische Qualifikation der Jugendlichen zu verbessern und sie für eine Rückkehr zur Schule zu motivieren. Auch in der Mülheimer Werkstatt liegen die Unterschiede zu den beiden anderen Einrichtungen vor allem in den angebotenen Werkbereichen und der Anzahl der TeilnehmerInnen: Die Jugendwerkstatt Mülheim bietet Platz für 24 TeilnehmerInnen in den Werkbereichen Textil (nur für Mädchen), Holz (nur für Schulverweigerer) und Zweirad. Jugendwerkstatt Mülheim Berliner Str. 31-33 51063 Köln Tel. (0221) 820112-0 Fax (0221) 820112-47 AnsprechpartnerIn Michael Gross Carla Hagedorn Im Rahmen des Programms zur Verbesserung und Verschönerung besonders erneuerungsbedürftiger Stadtgebiete, kurz Stadtverschönerungsprogramm genannt, bietet die JHK Beschäftigungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für Jugendliche und junge Erwachsene an. Sie arbeiten als HelferInnen vor allem im Maler- und Maurerhandwerk sowie im Garten- und Landschaftsbau und führen im Auftrag der Stadt Köln (Amt für Wirtschaftsförderung, Abt. Beschäftigungsförderung) Arbeiten durch, die der Allgemeinheit zugute kommen und zur Wohnumfeldverbesserung beitragen. So bauen sie Spielplätze um, gestalten Grünflächen, sanieren Baudenkmäler, streichen Fassaden und Innenräume, gestalten Außenanlagen von Kindertagesstätten u.ä. Die jungen Leute werden fachlich angeleitet, schulisch gefördert und sozialpädagogisch begleitet. Projekt Stadtverschönerung Vogelsanger Str. 230 50825 Köln (Ehrenfeld) Tel. (0221) 544016/17 Fax (0221) 54600-109 Ansprechpartner Detlef Drescher, Tel. 544016 Fritz Ziegler, Tel. 54600-100 10 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

Das Projekt Stadtverschönerung muss in absehbarer Zeit seine jetzigen Räumlichkeiten in Köln-Ehrenfeld/Vogelsanger Straße aufgeben, um einer Bundesbahn-Trasse und der Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben Platz zu machen. Deshalb kam es Ende 1996 zur Übernahme des unter Denkmalschutz stehenden Heckhofs von der Stadt Köln. Unter der Trägerschaft der JHK als Bauherrin wird der Hof mit jahrhundertealter Geschichte in Abstimmung mit der Stadt Köln (Stadtkonservator/Untere Denkmalbehörde) durch JHK-Beschäftigte saniert, um künftig als neuer Standort des Stadtverschönerungsprojekts genutzt zu werden. Im Zuge der Baumaßnahmen errichten die MitarbeiterInnen der JHK auch die erste Pflanzenkläranlage Kölns. Ebenso sollen andere umweltschonende Technologien zum Einsatz gebracht werden: eine Wärmepumpe, Solarenergie und eine Regenwasserauffanganlage. Außerdem wird anstelle einer ehemaligen Scheune ein Mehrzweckraum entstehen. Initiative Heckhof Heckhofweg 146 50739 Köln (Longerich) Tel. (0221) 1704169 Fax (0221) 54600-109 Ansprechpartner Herbert Schorn, Tel. 54600-100 Fritz Ziegler, Tel. 54600-100 Im sozialen Brennpunkt der Großwohnanlage An der Fuhr (früher Auf dem Kölnberg ) in Köln-Meschenich ist die JHK mit ihren Abteilungen Garten- und Landschaftsbau und Malerhandwerk im Auftrag der Stadt Köln an Verschönerungs- und Gestaltungsmaßnahmen zur Verbesserung der dortigen Wohnverhältnisse beteiligt. Das Meschenich-Projekt entstand 1988, nachdem die Stadt Köln eine Anfrage an die JHK gerichtet hatte, ob sie sich an Maßnahmen zur Bewältigung der Probleme in der Siedlung beteiligen wolle. So gehören z.b. Anstricharbeiten in Fluren, Treppenhäusern, Aufzugsbereichen, Kellern usw. oder die Pflege der Außenanlagen zum Aufgabengebiet der JHK-MitarbeiterInnen. Gleichzeitig soll hier ein Beitrag zur Senkung der hohen Jugendarbeitslosigkeit in der Anlage geleistet werden, indem vorrangig dort lebende Jugendliche über das Sozialamt in dem Projekt beschäftigt werden. Meschenich-Projekt An der Fuhr 5 50997 Köln Tel. (02232) 67885 Fax (0221) 54600-109 Ansprechpartner Detlef Drescher, Tel. 544016 Theodor Meyer, Tel. 02232/67885 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 11

Die Freiluga liegt am ehemaligen äußeren Verteidigungsring der Stadt Köln im Bereich des früheren Fort V, dessen Gebäude aus der Zeit um 1875 stammen. Als schulbiologische Einrichtung wurde sie 1925 gegründet und dient der praktischen Umwelterziehung von SchülerInnen durch Anschauungsunterricht vor Ort. Auf Beschluss des Rates der Stadt Köln liegt die gärtnerische Betreuung seit 1994 im Verantwortungsbereich der Jugendhilfe. In Zusammenarbeit mit Lehrern und Gärtnern der Stadt Köln sind JHK-MitarbeiterInnen aus dem Bereich Garten- und Landschaftsbau mit der Pflege des Schulgartens und der umgebenden Parkfläche beschäftigt. So werden z.b. Obstbäume und -sträucher gepflegt und abgeerntet, Gemüse gesät und ausgepflanzt, Wege, Beeteinfassungen, Zäune und Teile des Gartens in Ordnung gehalten, Themenbeete und der Bauerngarten gepflegt, Kleintiere versorgt, Nistkästen gewartet u.v.m. Dabei wird auf umweltschonende und ökologische Bewirtschaftung Wert gelegt. Freiluga (Freiluft- und Gartenarbeitsschule der Stadt Köln) Belvederestr. 151 50933 Köln (Müngersdorf) Tel. (0221) 4912780 Fax (0221) 54600-109 Ansprechpartner Detlef Drescher, Tel. 544016 Der Verleih-Service der JHK bietet sozialen Einrichtungen die Möglichkeit, Party-Artikel, Spielanhänger, Zelte und Busse unbürokratisch und zu günstigen Konditionen auszuleihen. Die Party-Artikel können für die unterschiedlichsten Festivitäten entliehen werden. Die drei Spielanhänger (gefüllt mit Spiel- und Sportgeräten) eignen sich für Kinder-, Geburtstags-, Schul- und Straßenfeste oder Kindertagesstätten. 50 Pyramiden- und 8 Rundzelte können für Übernachtungen im Rahmen von Jugendfreizeiten genutzt werden. Zwei Busse (für 8 Fahrgäste plus 1 FahrerIn) stehen Kölner Jugendeinrichtungen zur Verfügung. Die Jugendhilfe Köln e.v. arbeitet im Verleih-Service mit der Stadt Köln zusammen, die zum Teil für die Verträge und Terminvergabe zuständig ist. Die Mitarbeiter der JHK übernehmen sämtliche Serviceleistungen wie Organisation, Bestandskontrolle, Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten, Hilfe beim Auf- und Abbau, Transport usw. Verleih-Service Christianstr. 82 50825 Köln (Ehrenfeld) Tel. (0221) 54600-100 Fax (0221) 54600-109 Ansprechpartner Siegfried Gellfart 12 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

Die JHK betreut auf Wunsch der Stadt Köln in Form von Dienstleistungen die Mobile Jugendverkehrsschule und die Mobile Mofaschule. Im Rahmen der Jugendverkehrsschule können städtische Lastwagen, die mit Fahrrädern, Helmen, Verkehrsschildern und sonstigem Zubehör zur Verkehrserziehung ausgestattet sind, von Schulen für den praktischen Unterricht genutzt werden. Die Mitarbeiter der JHK sorgen für Organisation, Transport, Aufund Abbau und unterstützen die schulischen Lehrkräfte beim Unterricht. Die Mofaschule stellt Schulen Fahrzeuge mit jeweils vier Mofas zur Verfügung, um Jugendlichen ab 15 Jahren das Erlernen des Mofafahrens zu ermöglichen. Die mobilen Verkehrsschulen sind darüber hinaus auch an unterschiedlichen Verkehrsaktionen beteiligt: Zu nennen sind hier z.b. die jährliche Teilnahme und Organisation der Stadtmeisterschaften für Mofa- und RadfahrerInnen auf dem Roncalliplatz und die laufende Teilnahme an den Arbeitskreis-Sitzungen des AVEK (Arbeitskreis Verkehrserziehung Köln). Mobile Jugendverkehrserziehung Girlitzweg 30 50829 Köln (Vogelsang) Tel. (0221) 496957 Fax (0221) 54600-109 Ansprechpartner Hans-Jürgen Bredt, Tel. 496957 Detlef Drescher, Tel. 544016 Die JHK hat 1998 auf Wunsch des Sozialamtes der Stadt Köln und in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln (Amt für Wirtschaftsförderung, Abt. Beschäftigungsförderung) die ehemalige Holz-Mütze übernommen. In der Mülheimer Schreinerei wird seitdem im Rahmen des Stadtverschönerungsprojekts der JHK ein besonderes Standbein in Form von Anlernplätzen für arbeitslose Jugendliche und SozialhilfeempfängerInnen aufgebaut und nach arbeitsmarktgerechten Regeln gearbeitet. Schreinerei Mülheim Berliner Str. 77 51063 Köln (Mülheim) Tel./Fax (0221) 6405050 Vier Gesell/innen und zwei HelferInnen werden fachlich durch einen Schreinermeister angeleitet und - wie ihre anderen KollegInnen im Stadtverschönerungsprojekt auch - schulisch gefördert und sozialpädagogisch begleitet. Ansprechpartner Josef Rhiel, Tel. 6405050 Johannes Tuschy, Tel. 6405050 Fritz Ziegler, Tel. 54600-100 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 13

Die JHK ist auch am 1997 von der Stadt Köln ins Leben gerufenen Projekt JobBörse beteiligt, das zum Ziel hat, SozialhilfeempfängerInnen durch eine auf ein individuelles Arbeitnehmerprofil zugeschnittene Arbeitsvermittlung in den 1. Arbeitsmarkt zu bringen. Verschiedene Träger aus dem Kölner Stadtgebiet sind mit der praktischen Umsetzung dieses Projekts beauftragt worden, und pro Bezirksrathaus in Köln ist mindestens ein/e ArbeitsvermittlerIn für dieses Projekt tätig. Die Jugendhilfe Köln e.v. ist im Rahmen der JobBörse für die Stadtbezirke Rodenkirchen und Lindenthal zuständig. Außerdem wurde der JHK 1998 für die Stadtbezirke Lindenthal und Rodenkirchen auch vom Arbeitsamt die Arbeitsvermittlung übertragen, wofür ein neuer Mitarbeiter eingestellt werden konnte. Seit 1.12.98 stehen für die JHK-Arbeitsvermittlung eigens eingerichtete Büros in der Severinsmühlengasse 1 zur Verfügung (im nebenstehenden Foto im Erdgeschoss rechts). JobBörse Severinsmühlengasse 1 50678 Köln (Südstadt) Tel. (0221) 93276-91 oder -98 Fax (0221) 93276-90 AnsprechpartnerInnen Gabi Grebe Karola Hostell Günter Kröger-Willms Mohsen Shayesteh In enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt bemüht sich die Jugendhilfe verstärkt um die Schaffung von Wohnraum für junge Menschen. Hintergrund ist das Bestreben, sie durch eine eigenverantwortliche Wohnform auf ein selbständiges Leben vorzubereiten, ergänzt durch begleitende Maßnahmen des Jugendamtes zur psychosozialen Betreuung. So entstanden 1997 in einem von der JHK erworbenen, umgebauten und renovierten Wohnhaus in Köln-Porz, Josefstraße 65 (Foto rechts), fünf Wohneinheiten und in Köln-Mülheim, Holweider Straße 36, zwölf Wohneinheiten. Jugendwohnen Christianstr. 82 50825 Köln (Ehrenfeld) Tel. (0221) 54600-100 Fax (0221) 54600-109 Seit Sommer 2000 konnte durch die Anmietung von 12 Appartements und 2 Wohnungen im neu errichteten Zentrum der Gold Kraemer Stiftung in Köln-Kalk weiterer Wohnraum für junge Leute geschaffen werden. Ansprechpartnerin Rosemarie Hubrath 14 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

In dem im Juli 2000 eröffneten Zentrum der Gold Kraemer Stiftung in Köln-Kalk, in dem zehn soziale Institutionen unter einem Dach arbeiten, betreiben MitarbeiterInnen der JHK das Café/Bistro KölnKlaaf. Hier wird für das leibliche Wohl nicht nur der NutzerInnen des Hauses, sondern auch der Gäste von außen gesorgt. Darüber hinaus können sich hier von der JHK betreute junge Leute unter Anleitung von Fachpersonal über einen Beruf im gastronomischen Gewerbe informieren und sich auch in solchen Tätigkeitsfeldern erproben, um schließlich die endgültige Berufsrichtung für sich zu finden. Die Jugendhilfe Köln e.v. schafft im Zentrum der Gold Kraemer Stiftung außerdem Wohnraum für junge Leute (s. auch Abschnitt über Jugendwohnen ) und stellt den Hausmeister für das gesamte Objekt. Auch in seinem Tätigkeitsbereich können junge Leute aus der JHK in einem technisch modern ausgestatteten Gebäude erste berufliche Erfahrungen sammeln. Café/Bistro KölnKlaaf (im Zentrum der Gold Kraemer Stiftung) Ecke Rolshover Str./Sieversstr. 51103 Köln (Kalk) Tel. (0221) 8708416 Ansprechpartnerin Ute Hüser Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 15

Berichte Mädchen starten durch Chronologie einer Modenschau (Carla Hagedorn und Ulla Zepp) U nter dem Titel Mädchen starten durch veranstaltete die Jugendberatungsstelle für Arbeits- und Berufsfragen des Jugendamtes der Stadt Köln gemeinsam mit dem Arbeitskreis Mädchen in der Jugendberufshilfe, in dem berufsorientierende Maßnahmen des Kölner Verbundsystems vertreten sind, am 30. Mai 2000 einen Mädchentag. Ziel dieser Veranstaltung war es, Mädchen und jungen Frauen einen Raum zu bieten, in dem sie sich mit Fragen ihrer Lebensplanung beschäftigen, neue Berufe kennen lernen und ihr handwerkliches Geschick erproben konnten. Durch die Teilnahme an Workshops und die Möglichkeit, Institutionen kennen zu lernen, die mädchenspezifische Angebote bereithalten, konnten sich die Teilnehmerinnen auf dem Markt der Möglichkeiten einen Überblick über das momentane Angebot in Köln verschaffen. 16 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

A uch die Jugendwerkstätten Mülheim und Kalk der Jugendhilfe Köln e.v. wurden damals eingeladen, mit ihren mädchenspezifischen Werkbereichen an der Veranstaltung teilzunehmen. Wir die Anleiterinnen Doris Sauer (Textil) und Helen Gerwalin (Friseur) und die Sozialpädagoginnen Carla Hagedorn (Jugendwerkstatt Mülheim) und Ulla Zepp (Jugendwerkstatt Kalk) überlegten, am Mädchentag neben unserer geplanten Darstellung der beiden Werkbereiche eine Modenschau mit beiden Gruppen zu präsentieren. Dazu könnte die Textilgruppe die Kleidungsstücke herstellen, und die Friseurgruppe wäre für die Frisuren und das Styling verantwortlich. Wir waren von der Idee begeistert, zweifelten aber daran, ob unsere Mädchen bereit sein würden, sich persönlich in solch einem Rahmen vor Publikum zu präsentieren. Insbesondere bei den ausländischen Teilnehmerinnen waren wir uns nicht sicher, ob sie von ihrem Elternhaus die Erlaubnis dazu bekämen. E in weiterer kritischer Aspekt war für uns die Frage, ob es uns gelingen könnte, die erforderliche gruppenübergreifende Zusammenarbeit so zu initiieren und zu begleiten, dass keine Konkurrenz zwischen den Gruppen entsteht, sondern ein kollegiales Miteinander möglich wird. Als wir unsere Idee mit den Mädchen besprachen, gab es Reaktionen von Begeisterung über Zurückhaltung bis Desinteresse. Letztlich willigten aber alle ein, bei der Vorbereitung mitzuarbeiten und bis auf einzelne Mädchen auch die Modenschau vorzuführen. Wie sich im weiteren Verlauf herausstellen sollte, war ein Teil unserer Befürchtungen berechtigt, und es gab immer wieder Schwierigkeiten, die Gruppe zu den einzelnen Proben zu motivieren und zusammenzuhalten. Bis zur letzten Probe waren wir alle nicht sicher, ob die Modenschau wirklich stattfinden kann. Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 17

Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück oder: Wer tanzt denn hier wieder aus der Reihe? Modenschau 2000 Chronologie von der Idee zur Aufführung Januar 2000 Die spontane Idee einer Modenschau als Beitrag zum Kulturprogramm beim Mädchentag 2000 wird in den Arbeitskreis Mädchen in der Jugendberufshilfe eingebracht. Die Resonanz ist gut, die Modenschau wird als fester Programmpunkt aufgenommen. Unsere Anmerkung, dass eine Modenschau mit unseren Mädchen ein gewagtes Unternehmen ist und jederzeit bis kurz vor der Aufführung kippen kann, wird nicht übermäßig beachtet. 21.2.00 Wir Mitarbeiterinnen treffen uns zu einer Vorbesprechung. Wir sammeln erste Ideen. Das Motto: bloß nicht zu kompliziert denken, Mut zur Improvisation, nicht zuviel Perfektion, fetzige Musik dann klappt das schon. In den Werkstätten: Frau Sauer zeichnet die ersten Entwürfe, sucht nach geeigneten Stoffen und rätselt, wie eine Schneidermeisterin Pfiff in die Kollektion bringt, ohne perfekt zu sein. 28.2.00 Treffen beider Jugendwerkstätten in Kalk. Wir Mitarbeiterinnen stellen den Mädchen die Idee einer Modenschau vor. In der Tat sind sie von dem Vorha- 18 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

ben, schöne selbst genähte Kleider zu tragen und vorzustellen, durchaus angetan. Einige suchen sich ihr Wunschkleid bereits aus Frau Sauers Entwürfen aus. Die meisten bekunden ihr Interesse zur Teilnahme. Wie allerdings soll die Zusammenarbeit laufen? Wer übernimmt welche Arbeit am Ende gar für die andere? Klar scheint: Die Mülheimerinnen übernehmen das Nähen, die Kalkerinnen die Frisuren und das Styling. Die Stimmung zwischen den beiden Gruppen ist zunächst reserviert bis ablehnend. Auch ein gemeinsamer türkischer Hochzeitstanz aus dem Kalker Repertoire ändert das nicht wesentlich. Immerhin das nächste Arbeitstreffen wird für den 15.3. angesetzt. Jede soll Musikvorschläge mitbringen, um eine Auswahl treffen zu können. 15.3.00 Zweites Arbeitstreffen bei Getränken, Keksen und Musik. Wo eigentlich ist die Musik? Keine hat daran gedacht, welche mitzubringen, obwohl heute die Musikauswahl gemacht werden sollte. Zwei afrikanische Teilnehmerinnen haben zufällig Musik dabei. Zaghaft lockert sich die Stimmung, findet vorsichtige Annäherung statt. Ganz Mutige führen die ersten Modelle und Schritte vor. Stimmen und Gelächter füllen den Raum. Es werden Vorschläge für Musikstücke gemacht, Entscheidungen getroffen und Verantwortliche dafür ernannt. Vorsichtiger Optimismus bei uns Mitarbeiterinnen: Es könnte was werden! Kommentare aus den Werkstätten: Warum machen wir das nicht alleine? Von denen lass ich mir doch nicht die Haare machen. Für die näh ich doch nicht ein Kleid. Mit denen wollen wir nichts zu tun haben die sind eingebildet. Die machen sich voll lächerlich, meinen sie könnten tanzen, das ist alles voll peinlich. Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 19

27.3.00 Probe im großen Raum der Jugendwerkstatt Mülheim. Thema dieser Probe ist, sich durch die Musik zur Bewegung inspirieren zu lassen, durch den Raum zu laufen, allein, zu zweit, zu dritt, Schritte auszuprobieren und überhaupt, sich zu trauen, Hemmungen zu überwinden. Insgesamt verläuft die Probe etwas zäh. Die Mädchen müssen stark von uns ermuntert werden. Zwei Mädchen verweigern die Mitarbeit ganz. Sie beteiligen sich auch im weiteren Verlauf nicht mehr. Der gedeckte Tisch lädt eher zum Sitzen als zur Bewegung ein. Der Raum ist zu kalt für die Modelle, die vorgeführt werden. Trotzdem wird klar: Das Tragen der Kleider bringt Spaß und weckt die Lust am Vorführen. Einige Mädchen erweisen sich als Motor und bringen Dynamik in die Probe also kann es weitergehen. Konflikte in der Werkstatt: Die Mädchen, die die Teilnahme an der Modenschau ablehnen, machen den anderen, die mitmachen wollen, heftige Vorwürfe, sie verhielten sich unsolidarisch. 6.4.00 Große, für den ganzen Tag angesetzte Arbeitsprobe mit Videoaufzeichnung. Trotz festgelegter Verantwortlichkeit für die Musik gibt es wieder keine. Ein Kollege rettet uns mit zwei CDs. An diesem Tag gelingt es, die Musikstücke verbindlich auszuwählen und in ihrer Reihenfolge festzulegen. Der Ablauf der Modenschau, die Choreographie, wird von uns allen gemeinsam erarbeitet. Die Entwicklung geht hierbei vom Komplizierten zum Einfachen. Es erweist sich als am effektvollsten, wenn die Mädchen ihren Vorstellungen entsprechend in unterschiedlicher Zusammensetzung über den Laufsteg gehen. Eine gute Hilfe dabei ist das Video, das wir uns zum Abschluss der Probe gemeinsam ansehen. Wir sind mit dem Arbeitsergebnis dieses Tages zufrieden. Die Mädchen haben sich teilweise konzentriert und engagiert in die Erarbeitung der Modenschau eingebracht. 20 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000

3.5.00 Großer Eklat gleich zu Beginn. Eine Teilnehmerin spielt die Rolle der Diva glänzend. Der Anlass: Sie möchte eine andere Musik als die bereits ausgewählte und droht mit dem Ausstieg. Da heißt es cool bleiben, ein bisschen verhandeln, ein bisschen gut zureden, ein bisschen Geduld haben und es kann weitergehen. Und auch heute beginnen wir mit gekonntem Durcheinander. Zu zweit, zu dritt, zu fünft den Laufsteg im Rhythmus abzugehen, bedeutet eben für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Immer ist es die andere, die aus der Reihe tanzt. Also heißt es üben, üben, üben. Schließlich ist es das letzte Mal vor der Generalprobe in der Bottmühle. 24.5.00 Die Generalprobe. Noch vor Beginn droht sie zur finalen Probe zu werden. Anlass ist eine handgreifliche Auseinandersetzung zweier Teilnehmerinnen um das Tragen des Kassettenrekorders. Eine davon ist eine tragende Säule der Modenschau. Ihr Ausscheiden würde andere nachziehen. Wir Mitarbeiterinnen stehen unter dem Druck, die Modenschau jetzt nicht platzen zu lassen. Es erfordert unser ganzes pädagogisches Geschick, die Kontrahentinnen zum Einlenken zu bewegen. Anschließend inspizieren wir die Räume der Bottmühle, beschäftigen uns mit Laufsteg und Bühne, Umkleidemöglichkeiten, Beleuchtungsfragen und weiteren Details. Eine Teilnehmerin kündigt ihre Mitarbeit mit den Worten ist mir alles viel zu dilettantisch hier. Nach zwei Probedurchläufen sind wir mit dem Resultat ganz zufrieden und gespannt auf den Auftritt. Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2000 21