Forschung & Innovation im internationalen Kontext: Chancen und Herausforderungen von HORIZONT 2020. Jakob Edler



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Transkript:

Forschung & Innovation im internationalen Kontext: Chancen und Herausforderungen von HORIZONT 2020 Jakob Edler Manchester Institute of Innovation Research Österreichische Auftaktveranstaltung für Horizont 2020 Wien, 21. Januar 2014 1

H2020 im Kontext weitreichender Verschiebungen der FTI Politik in Europa Innovation Forschung Absicht Governance: Vom Schicht- zum Marmorkuchen (Neue) Herausforderungen und Chancen 2

Vorweg: Österreichische Erfolgsstory Rückflußquoten: RP5 104%, RP6 117%, RP7 125%* 85,7 Beteiligungen pro 1.000 Forscher, Rang acht.* 3,3% aller Projekte von Ö. koordiniert, Bewilligungsquote über dem Durchschnitt* ERC 2,5 % (102 Förderungen) (entspricht FP7)* Erfolgsquote 14% (Rang 4)* 2,7 Grants -1000 Forscher Rang 5* Governance der EU Dimension (* Quelle PROVISO) 3

Kontextuierung von H2020 Die Verbreiterung einer 30 Jahre alten Leitidee 4

Die ursprüngliche Leitidee EU-FP: dient der Wettbewerbsfähigkeit und trägt zum Erfolg anderer EU Politiken bei Europäische Ebene: Kooperation von Forschungstreibenden, genuiner Mehrwert grenzüberschreitend (in Zeiten von national champions ) Sektorenübergreifend: Industrien, privat-öffentlich prä-kompetitiv: Wettbewerber Grundlage: Eurosklerose Anfang 1980er Antwort auf USA, Japan Starker akademischer Konsens 5

20-25 Jahre stabile Idee Sprung 2006 und 2014 12,00 Jahresbudgets (Ø), EURO 10,00 8,00 6,00 4,00 2,00 0,00 RP1 1984-1987 RP2 1987-1991 RP3 1991-1994 RP4 1994-1998 RP5 1998-2002 RP6 2002-2006 RP7 2006-2013 H2020 2014-2020 Quelle: EU Kommission, PROVISO, eigene Berechnungen 6

Entwicklung 1: Innovation Erweitertes Verständnis und Bedeutung von Innovation (F. Stewart (2012) Green Paper on Innovation (1995) (technologische) Innovation im Kern von Wettbewerbsfähigkeit Europäisches Paradox: mangelnde Umsetzung Lissabon Strategie (2000-2010), 2003 Kommissionspapier Innovation und Lernen im Zentrum, firmen-zentriert zunächst wenig innovationspolitische Instrumente auf EU Ebene Vergleichen, Unterstützen Lernen in nationaler Politik Ab 2005 (Lissabon II): mehr EU Mittel und Ambition, mehr Vorgaben für MS, Strukturfonds, Community Innovation Programme 7

Entwicklung 1: Innovation Konzeptionelle Hinwendung zu Herausforderungen (Aho 2006) Wettbewerbswirkung und gesellschaftliche Wirkung Trend zur neuen Missionsorientierung (Gassler/Rammer/Polt) Innovation zur "Systemtransformation" Neue Ansätze: breiter, komplexer, systemischer präkompetitive Beschaffung, Leitmarkt-Initiative (Experiment) Innovationspartnerschaften Innovationszyklus: FuE, Standards, Marktbedingungen Verknüpfung / Beeinflussung bestehender Instrumente Zusammenführen heterogener Stakeholder Politik-Koordination: Sach-DG und DG RTD EIT: Forschung, Innovation, Entrepreneurship, Bildung (2008) 8

Drei wesentliche Ideen Entwicklung 2: Forschung Binnenmarkt für Forschung (ERA) Industriegetriebene Strategieentwicklung und Programmumsetzung: TP und JTI Exzellenzwettbewerb europäisieren - der EFR weit mehr als ein weiteres Förderinstrument symbolische, normative und materielle Wirkung Wettbewerb zwischen Individuen, Organisationen, Ländern Steuerungsanpassungen auf verschiedenen Ebenen 9

Entwicklung 3: Governance Von Lernen und Benchmarks zur variablen Bündelung Ministerien und Förderer als neue Adressaten (ko-finanziert) Bündelung von nationalen Budgets Supranational unterstützt (ERA-NET, INNO-Net) ko-finanziert (z.b. Art 185, (5), Design neuer Programme (JPI, (10)) Gebündelte Programme: 80% des gebündelten Budget national, 20% europäisch Starke Zunahme gebündelter Forschungsbudgets (auf noch niedrigem Niveau, 1% ) Quelle: JOREP 10

Bündelung nationaler Forschungsbudgets Beispiel von 11 EU Ländern und 94 Bündelungen Quelle: JOREP Report: Investments in JOint and Open Research Programmes and analysis of their economic impact, http://ec.europa.eu/research/innovation-union/pdf/jorep_summary_report.pdf#view=fit&pagemode=none 11

H2020 Chancen und Herausforderungen 12

H2020 Chance für eine moderne, variable Forschungs- und Innovationspolitik für Europa, für MS, für Adressaten, für die Gesellschaft Die Grundidee lebt und ist sinnvoll erweitert Budget solide Instrumente im Prinzip erprobt: variabel, flexibel Nationale Strategien für H2020: Evolution, nicht Revolution EU auch als Labor für Experimente außerhalb 13

H2020: Governance -Hybridisierung Kooperation und Wettbewerb zwischen Staaten, Forschungsförderern Hybridisierung: öffentliche / private Adressaten immer mehr als Strategen, Mitgestalter Ko-Finanzierer, Vor-Finanzierer, Ermöglicher Wesentlich mehr Gewicht für Verknüpfung von Innovation und Forschung Innovationspartnerschaften, CIP in H2020, KMU Maßnahme Aufwertung ganzheitlicher Ansätze, z.b. EIT aufgewertet, finanziell (EURO 2.7m) Ziel: 600 neue Firmen, 10000 Master s Studenten, 10000 PhDs 14

Hybrid EIT Finanzierung 63% nicht EU finanziert Source: EIT Broschüre EIT at a Glance eit.europa.eu 15

Governance: Herausforderungen und Chancen Effizienz- und Effektivitätsgewinne Verminderung an Steuerungsfreiheit von MS? Budgetentscheidung und Themenpriorisierung Kapazitäten und Ressourcen für den Marmorkuchen à la carte Bündelung außerhalb von EU Strukturen Führende Länder kooperieren jenseits von EU Strukturen Mehrere Geschwindigkeiten, EU Initiative für second best? Nationale Forschungseinrichtungen und Firmen als strategische Investoren Momentum? MS Unterstützung? 16

H2020: Challenge Orientierung Teil von H2020 explizit über Herausforderungen definiert Breiter Begriff der Herausforderung auch als wissenschaftlich-technologische Challenges (in Programm Zukunftstechnologien ) Folgt modernem Innovationsverständnis (ganzheitlicher) aber weit genug? Systemisch? Konsequente Verknüpfung zu anderen Sachpolitiken? Nachfragebedingungen: unterentwickelt (IP, PPI, PCP) Internationalisierung halbherzig? 17

Herausforderung Nachfrageorientierung Anspruch: Europa als globaler Leitmarkt Nachfrage als Haupthindernis für Innovation Öffentliche Beschaffung: 18%-19% EU BIP ( 2.4 Billionen) H2020 Nachfrage in Herausforderungen und Industrielle Führerschaft Unterstützung öffentl. Beschaffungsnetzwerke (CIP 15m 2012-2016), Lern-Plattform - Netzwerk Größenordnung? Mainstreaming Bündelung mit privater Nachfrage Nachfragebedingungen allgemein, Diffusion von Innovation 18

Herausforderung: Internationalisierung FP7: 5% internationale Beteiligung Globale Herausforderungen, europäische Lösungen? Zugang zu globaler Expertise und globalen Märkten Wissenschaftliche Kooperation mit nicht EU Partnern H2020 Generelle Öffnung, Teilnahmemöglichkeit, aber: Koordinierung mit internationalen Partnern? EU Bündelung oder ERA-NET Bündelung als Vehikel EU Rolle in internationalen Challenge Organisationen Nationale vs. EU Internationalisierung 19

H2020 Forschungsexzellenz Bedeutungszuwachs ERC (13 Mrd EURO!) Intensivierung des Exzellenzwettbewerbs-Gedankens Normative, symbolische und materielle Wirkung verstärkt. Notwendigkeit der Verbesserung von Exzellenzbedingungen national und organisational Verfügbarkeit hochklassiger Förderung an Standorten zentral Konvergenz organisationaler Modelle in Unis? Individuelle Autonomie vs. organisationale Strategie 20

Konklusion Modernisierung: Innovation, Forschung, Governance Herausforderungen vielfältig Mitgliedstaaten müssen bewusste Entscheidungen treffen Maximierung nationaler Teilnahme als Prinzip allein ungenügend Verknüpfung mit nationaler Strategie Unterschiedliche Bedingungen In Richtung eines zukunftsfähigen Europas 21

Quelle: INNOBAROMETER, Gallup 2011 Empirie: Nachfrage und Innovation (Beispiel eco-innovation)

Österreich koordiniert 6% der FP 7 ERA-Nets Source: ERALEARN, 2010 23