Globalisierung und Entwicklung Lektion 7: Was heisst eigentlich Globalisierung? PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 1
Übersicht Was heisst Globalisierung? Mythen und Fakten zur wirtschaftlichen Globalisierung Pause Referat Der Streit um die Globalisierung (Guillén 2001) Diskussion PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 2
Graphik 1: Globalisierungsnennungen in der NZZ 498 526 514 479 386 332 338 135 37 78 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 3
Das Gerede von der Globalisierung Diverse Streitpunkte in der Wissenschaf (s. Guillén) Mythen im öffentlichen Diskurs: Primär ein Wirtschaftsprozess Historisch neu Zwingt die Industrieländer zum Lohndumping Schliesst Entwicklungsländer (v.a. Afrika) aus PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 4
Ein vieldimensionaler Prozess Internationale Organisationen und Regelwerke Verdichtung der Kommunikation Diffusion von Werten und Normen (z.b. Menschenrechte)...und institutionellen Praktiken (z.b. Bildungssystem) Globalisierungen im Plural PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 5
Ein komplexer Prozess Globalisierungsprozesse auf diversen Dimensionen des sozialen Lebens Wechselseitige Beeinflussung, aber auch Eigendynamiken Plus: Interaktion mit lokalen Faktoren...mit unterschiedlichen Rückwirkungen aufs globale Ganze Kein einheitlicher und homogenisierender Prozess PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 6
Graphik 2: Schaubild Globalisierung Wirtschaft Politik Kommunikation Lokalität Institutionen Kultur PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 7
Fazit Effekt der Globalisierung (z.b. auf Entwicklung): zu pauschale Frage Einzelne Dimensionen der Globalisierung unterscheiden Je unterschiedliche lokale Reaktionen berücksichtigen Und dialektische Widersprüche bedenken* G. ist politisch kaum steuerbar, aber eingebettet und gewollt * Beispiel: Diffusion westlicher Kulturpraktiken im Nahen Osten oft den korrupten Eliten vorbehalten Rückbesinnung auf eigene Praktiken als Gegenreaktion PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 8
Globalisierung der Wirtschaft Mythen und Fakten PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 9
Graphik 3: Kennziffern der Weltwirtschaft 50'000 40'000 30'000 20'000 10'000 0 1985 1990 1995 2000 2005 ADI Exporte BIP (alle in Mrd. US$) Richtig, wirtschaftliche Verflechtungen haben zugenommen. PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 10
Tabelle 1a: Kennziffern der Weltwirtschaft Alle in % ADI-Bestände / BIP Exporte / BIP Quelle: Unctad FDI Stats Online 1985 6,2 15,1 2005 22,4 23,3 PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 11
Tabelle 1b: Kennziffern der Weltwirtschaft Alle in % ADI-Bestände / BIP Exporte / BIP Quelle: Unctad FDI Stats Online 1913 1985 ca. 16,5 6,2 16,5 15,1 2005 22,4 23,3 Aber: There is simply no support for the idea that a completely new stage of global integration has emerged in recent years." Chase-Dunn et al. (2000: 88) PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 12
Neu: integrierte Produktion Integrierte statt Parallelproduktion: Parallelproduktion: Auslandtöchter produzieren dasselbe wie die Muttergesellschaft Integrierte Produktion: Jedes Tochterunternehmen produziert ein bestimmtes Element des Endprodukts (Bspl. Ford Fiesta) Ebenfalls neu: Outsourcing auf nicht-verbundene Unternehmen Zunehmende Beteiligung der Entwicklungsländer, aber... PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 13
Graphik 4: Ford Fiesta-Produktion (1990er Jahre) PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 14
Graphik 5: ADI-Bestände pro Ländergruppe (2005) China 3% TFL 3% EL 23% IL 71%...Anteil der ADI, der in EL angelegt ist, ist gering PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 15
Graphik 6: ADI-Bestände im Zeitvergleich EL 25% China 0% TFL 0% EL 23% China 3% TFL 3% IL 75% 1975 2005 IL 71%...und hat nur wenig zugenommen PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 16
Tabelle 2: Weltmarktintegration FDI-Bestände FDI-Bestände (% des BIP) 2005 Industrieländer 25,4 Nordamerika 23,2 Entwicklungsländer 25,2 Ohne China 28,9 Afrika 27,7 Least developed (LDCs) 23,8 Quelle: http://unctadstat.unctad.org/ (UNCTAD Online-Daten) 2009 31,8 24,1 27,9 34,9 35,8 25,6 EL haben gleich hohe FDI-Bestände (in % des BIP) wie die nordamerikanischen IL (USA und Kanada) Aber: passive Integration (wenig eigene FDI ins Ausland) PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 17
Tabelle 3: Weltmarktintegration Handel Handel (% des BIP) 2005 Industrieländer 52,0 Entwicklungsländer 62,0 Afrika (Subsahara) 67,2 Least developed (LDCs) 58,9 Quelle: http://databank.worldbank.org/ (Weltbank Online-Daten) 2009 45,1 54,6 62,2 56,3 Höhere relative Handelsintegration der EL als der IL Das gilt auch, wenn man nur Import- oder Exportquote separat misst PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 18
Fazit: Globalisierung der Wirtschaft... - bedingt politische Rahmenbedingungen - darf weder unterschätzt noch überschätzt werden - ist nicht neu, hat aber eine neue Qualität - findet vornehmlich zwischen Hochlohn-Ländern statt - schliesst "rückständige" Regionen ein (passive Integration) PD Dr. Marc Herkenrath, FS2013 Folie 19