- Glauben macht vernünftig -



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Transkript:

- Glauben macht vernünftig - 28. April 2007 Mainz, Erbacher Hof Seit 50 Jahren hilft die Zeitschrift rhs ( Religionsunterricht an höheren Schulen ) Religionslehrerinnen und Religionslehrern, einen vernünftigen, wissenschaftlich verantworteten Religionsunterricht zu gestalten. Der Bundesverband der katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer an Gymnasien e.v., der diese Zeitschrift herausgibt, lud zur Feier dieses Jubiläums am 28. April 2007 in den Erbacher Hof nach Mainz ein. Am Vormittag sprach Kardinal Lehmann zum Thema Religionsunterricht als Anwalt der Vernunft. Werner Trutwin erinnerte im Anschluss daran an die Geschichte von rhs und würdigte ihren Beitrag zur Entwicklung der Religionspädagogik in Deutschland. Der Philosoph, Politikwissenschaftler und Kolumnist Otto Kallscheuer versuchte, den Religionsunterricht und Die Wissenschaft vom lieben Gott zu beleuchten. In einer Podiumsdiskussion fragten der Religionspädagoge Werner Simon, die Religionslehrerin Kerstin Usadel-Anuth und der Journalist Johannes Röser, welche Bedeutung die Auseinandersetzung mit dem christlichen Gottesglauben und den Religionen, gerade auch im Religionsunterricht, für die Zukunft unserer Gesellschaft habe. Michaela Pilters vom ZDF moderierte das Gespräch. Ein festlicher Abend mit einem Büfett, Kabarett und Musik diente der Begegnung der Jubiläumsgäste. Der 1. BKRG-Vorsitzende, Günter Kannen (Bildmitte), begrüßt Karl Kardinal Lehmann, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, herzlich zur Festfeier. Im Bild rechts: Dr. Andreas Verhülsdonk vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bereich Bildung und Glaube. [Ein Hinweis: Die folgenden Zusammenfassungen entstammen der subjektiven schriftführerischen Bemühung von Ulrike Murr und wurden von Max Zißler bearbeitet. Sie erheben in keiner Weise den Anspruch auf vollständige Wiedergabe aller Gedankengänge in den Referaten und Statements. Die Fotos wurden von Theodor Stolzenberg und Max Zißler beigesteuert.]

Referat Der Religionsunterricht als Anwalt der Vernunft (Karl Kardinal Lehmann) Wegweisende Aussagen zum Verhältnis von Glaube und Vernunft: * Papst Johannes Paul II.: Enzyklika FIDES ET RATIO über das Verhältnis von Glaube und Vernunft, 1998 * Joseph Kardinal Ratzinger / Jürgen Habermas: Gesprächsabend in der katholischen Akademie in Bayern, Montag, 19.1.2004, zum Thema: Vorpolitische moralische Grundlagen eines freiheitlichen Staates, dokumentiert in: zur debatte. Themen der Katholischen Akademie in Bayern, 34. Jahrgang, München, 1/2004. * Papst Benedikt XVI.: Regensburger Rede vom 12.9.2006 1. Teil: Die Säkularisierung und ihre Folgen Bis in die 1980er Jahre hinein vertraten Soziologen die Thesen von der Privatisierung der Religion und vom Verschwinden der Religion infolge des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts. Heute verliert jedoch letztere These angesichts der Fakten weltweit jede Plausibilität. In Südkorea sind z.b. ca. 50% der Bevölkerung inzwischen Christen. Doch sollte man weniger von einer Rückkehr der Religion (vgl. diverse Buchtitel, Resonanz der Weltjugendtage ) als von einer neuen Sichtbarkeit der Religion sprechen. Religion tritt wohl stärker in die Öffentlichkeit - und auch in der zeitgenössischen Philosophie lässt sich ein gesteigertes Interesse an religiösen Fragen feststellen. Hintergrund für diese Entwicklung ist die Ambivalenz der Moderne. (Näheres zu diesen Hintergründen ist nachzulesen im Eröffnungsreferat von Karl Kardinal Lehmann bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda vom 19. September 2005: Neue Zeichen der Zeit. Unterscheidungskriterien zur Diagnose der Situation der Kirche in der Gesellschaft und zum kirchlichen Handeln heute. ) Ambivalent zu sehen ist aber nicht nur die Moderne, sondern auch die neue Sichtbarkeit der Religion, vgl. die Politisierung des Islam. Im interreligiösen Dialog müssen auch die Pathologien der Religion zur Sprache kommen. 2. Teil: Das Verhältnis von Glaube und Vernunft Um seiner Kommunikabilität willen muss der Glaube die allen Menschen gemeinsame Vernunft voraussetzen, muss er denkerisch verantwortet werden. Dies ist auch deshalb notwendig, weil Gottes Wort des hörenden Partners bedarf, der ja keine tabula rasa darstellt, sondern seine eigene Geschichte, sein eigenes Gedankengut aufweist Daher setzte sich der Glaube auch immer mit der Philosophie auseinander, was allerdings nie zu einer reinen Aneignung derselben führte, sondern immer zu einer Neuinterpretation und Weiterentwicklung. Vor dem neuen Interesse der Philosophie an Religion (vgl. Teil 1) war die Religion aus Sicht der modernen Philosophie auf dreierlei Weise interpretiert worden: - Religion sei im Jenseits der Vernunft anzusiedeln und daher für die Philosophie irrelevant - Religion sei eine Illusion und daher für die Philosophie irrelevant - Religion könne in philosophische Überlegungen mit einbezogen werden, v.a. in Hinblick auf ihre ethische Relevanz Naturwissenschaft und Technik neigen zu einem verkürzten Vernunftbegriff, wie sich z.z. in der Diskussion um die Ergebnisse der modernen Hirnforschung erkennen lässt. Dieser Reduktionismus wird noch zu wenig reflektiert, weshalb die Diskussion teilweise ideologisch geführt wird. Die Religion selbst darf sich nicht jenseits der Vernunft positionieren, da sie durch die Trennung von Glaube und Vernunft deformiert werden kann, was möglicherweise zu einem blinden Glauben führt, wodurch Religion mörderisch werden kann. Vor diesem Hintergrund dogmatisierte das Erste Vatikanische Konzil die natürliche Gotteserkenntnis (Dei Filius 2, DH 3004).

3. Teil: Konsequenzen für den schulischen Religionsunterricht Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) herausgegebene Expertise Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards (2003) unterscheidet in Hinblick auf die Allgemeinbildung vier verschiedene Rationalitätstypen (S. 68): - Kognitiv-instrumentelle Modellierung der Welt (Mathematik, Naturwissenschaften) - Ästhetisch-expressive Begegnung und Gestaltung (u.a. Sprache, Musik/Bildende Kunst) - Normativ-evaluative Auseinandersetzung mit Wirtschaft / Gesellschaft (u.a. Geschichte) - Probleme konstitutiver Rationalität (Religion, Philosophie) Demzufolge ist der Religionsunterricht für die Allgemeinbildung unerlässlich. Der Religionsunterricht macht den Kindern und Jugendlichen deutlich, dass der naturwissenschaftlich-technische und ökonomische Bezug zur Wirklichkeit berechtigt, aber begrenzt ist und keinen Monopolanspruch auf Rationalität erheben kann. Im Kontext des religiösen Pluralismus steht der Religionsunterricht für einen inhaltlich bestimmten Glauben, der zu denken gibt und kritischen Anfragen nicht ausweicht. Im Religionsunterricht können Kinder und Jugendliche lernen, dass die Entscheidung für den Glauben der Kirche nicht auf schwer fassbaren Gefühlen oder Imaginationen beruht, sondern auf guten Gründen. (Karl Kardinal Lehmann) Drei richtungsweisende Einsichten für die künftige Entwicklung des Religionsunterrichts: 1) Ernstnehmen des religiösen und weltanschaulichen Pluralismus Neben den Gemeinsamkeiten muss auch der Dissens in der Wahrheitsfrage anerkannt und ausgehalten werden. Ein gemeinsamer Religionsunterricht für alle würde dazu führen, dass die Wahrheitsansprüche der Religionen relativiert werden müssten. Das Nebeneinander von konfessionellem Religionsunterricht und nicht-konfessionellem Ethikunterricht wird dem religiös-weltanschaulichen Pluralismus besser gerecht als ein allgemeiner Religions- oder Werteunterricht. Nur so lässt sich auch ein Einblick in die innere Struktur und Logik des Glaubens gewinnen, der erst zum Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen befähigt. Religionsunterricht soll nicht ein Ort der unverbindlichen Diskussion, sondern ein Ort des Ringens um Wahrheitsinhalte sein. 2) Glaubensinhalte sind untrennbar mit der religiösen Praxis verwoben Die Unterschiede zwischen den Konfessionen sind hierbei keineswegs marginal. (Ergänzung hierzu in der anschließenden Diskussion: Der Konfessionsbegriff sollte nicht der gegenseitigen Abgrenzung dienen, sondern als bestimmte Ausprägungsform der Religion mit lebensweltlichem Bezug begriffen und insofern positiv gesehen werden: das Glaubensleben ist eben bunt und farbig.) 3) Religionsunterricht darf nicht nur in die Binnenlogik des Glaubens und der Kirche einführen Der Religionsunterricht muss vielmehr in Bezug gesetzt werden zu der Lebensgeschichte der Schüler, dem Wissen der anderen Unterrichtsfächer und den gegenwärtigen Fragen der Lebens- und Weltgestaltung, damit die Schüler zu einer kohärenten Lebensdeutung und einer entsprechenden Lebensführung finden können. Der Glaube soll als Herausforderung begriffen werden, als heilsame Provokation. So verhindert der Religionsunterricht eine Verengung der Vernunft auf naturwissenschaftlich-technisches Denken.

Referat rhs und ihr Beitrag zur Entwicklung der Religionspädagogik in Deutschland (Werner Trutwin) Die religionspädagogische Entwicklung der Nachkriegszeit Zunächst ist für den Religionsunterricht in der Nachkriegszeit eine katechetische Phase festzustellen. Der Religionsunterricht sollte Glaubensverkündigung sein, Kirche in der Schule. Ab etwa 1960 bis 1968 ist im Religionsunterricht eine stärkere Orientierung an der Theologie zu beobachten, so dass man hier von einem wissenschaftlichen Religionsunterricht sprechen kann, ohne dass dabei der konkrete Lebensbezug vernachlässigt worden wäre. Heftige Attacken von außen gegen den Religionsunterricht, die sogar in Boykottaufrufen mündeten, führten 1968 in einen verunsicherten Religionsunterricht. In der Folge griffen viele Lehrerinnen und Lehrer soziale Themen auf, was ihnen auch den Vorwurf einbrachte, man kümmere sich im Religionsunterricht um alles, nur nicht um seine originäre Aufgabe. Der korrelative Religionsunterricht entstand auf der Grundlage der Würzburger Synode. Das Synodendokument Der Religionsunterricht in der Schule war in der Lage, dem Religionsunterricht wieder ein eigenes Profil zu geben. Das Postulat war hierbei ein Konvergenzmodell, die Welt des Glaubens (die Botschaft ) und die Welt der Schüler (die Empfänger ) zusammen zu bringen, ohne dabei in Einseitigkeiten zu verfallen. Unterstrichen wurde in diesem Zusammenhang die Bedeutsamkeit des Religionsunterrichts auch für nichtgläubige Schülerinnen und Schüler, weshalb er nicht als reine Katechese aufzufassen sein sollte. In der heutigen Zeit verstärkt sich deutlich die Kritik am Korrelationsmodell. Die Kritiker führen an, dass der korrelative Religionsunterricht u.u. zu völlig unzutreffenden Vergleichen geführt habe, wenn z.b. der Zusammenhalt in Fußballmannschaften mit dem innertrinitarischen Geschehen verglichen werde, außerdem habe er letztlich nur miserable Ergebnisse vorzuweisen. Ferner wird eingewandt, bei den Schülerinnen und Schülern gebe es z.t. gar keine Anknüpfungspunkte mehr, an denen der Religionsunterricht ansetzen könnte. Dem gegenüber habe der Religionsunterricht Widerstand zu leisten gegenüber dem, was die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler ausmache, er müsse sie herausfordern. (Zu den Beiträgen von rhs zur religionspädagogischen Entwicklung vgl. den Artikel von Roman Mensing, Fünfzig Jahre rhs - Rückblick eines Beteiligten in: rhs 1/2007, 50. Jahrgang.) Die Sechs Säulen von rhs, also die Themenschwerpunkte entsprechend den sechs Heften pro Jahr In jedem Jahrgang von rhs versucht die Schriftleitung je einen Themenschwerpunkt zu folgenden Bereichen zu setzen: - theologische Systematik - Ethik - Bibel - Religionspädagogik - eine konkrete Person im Mittelpunkt - aktuelle Probleme

Impulsreferat zum nachfolgenden Podiumsgespräch Der Religionsunterricht und Die Wissenschaft vom lieben Gott (Dr. Otto Kallscheuer) Einige Stichpunkte aus dem Referat (- ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit-) : Vernunft und Schöpfung * Die These, dass alles Schöpfung sei, ist weder logisch deduzierbar noch empirisch zu bestätigen. * Der Begriff der Schöpfung impliziert keine Festlegung auf einen bestimmten Ablauf, sondern die Aussage, sage, dass alles auf eine Tat (Gottes) zurückführbar sei. * Das anthropische Prinzip besagt, dass, da es uns gibt, in der Materie des Urknalls der Plan für die Entstehung des Menschen enthalten gewesen sein muss. Vernunft oder Design * Beschäftigung des amerikanischen Discovery-Institute mit intelligent design * Stichwort God in the gaps (Gott in den Lücken der naturwissenschaftlichen Argumentation) * Buch von Christoph Kardinal Schönborn ( Ziel oder Zufall? *) als Versuch zu werten, seinen Ausrutscher auszubügeln Immanenz und Transzendenz Die Ordnung als solche kann vom Menschen mittels seiner Vernunft erkannt werden, aber die Hinterfragung der Tatsache, dass der Mensch überhaupt in der Lage ist, Ordnung und ihre Sinnhaftig- keit zu erkennen, bedarf der Offenbarung. Wort und Tat - Ist Gott logisch? * Gott als absolutes Subjekt außerhalb unserer Ordnung ist damit auch nicht an die Ordnung unserer Vernunft gebunden. Gott bleibt ein verborgener Gott. * Ein vermeintliches Wissen um einen metaphysischen Gott ist kein Wissen. Deshalb hält uns un- sere Vernunft zu metaphysischer Demut an. Ich und Du * Religiöse Erfahrungen lassen sich nur in der personalen Form der Anfrage verstehen. * Nur einer Person können wir gehorchen. Persönlich verpflichten kann freie Menschen nur eine Person. * Deshalb ist Gott personal zu denken. *) Hat die Evolution Sinn und Ziel? In diesem Buch erläutert der Wiener Erzbischof den wesentlichen Unter- schied des katholischen Schöpfungsglaubens zu fundamentalistischen alistischen Missverständnissen der biblischen Erzählungen. Zugleich wendet er sich aber gegen die Tendenz, die Evolutionstheorie Darwins zu einer Weltanschauung des Evolutionismus zu überhöhen, die dem Glauben an eine sinnvolle Schöpfung sein Daseinsrecht bestrei- tet. (www.amazon.de)

Die neue Sprachlosigkeit Im Gegensatz zum Atheismus, der bewussten Verneinung der Existenz Gottes, und zum Agnostizismacht sich heute ein weitgehendes Un- mus, der bewussten Verweigerung eigerung von Aussagen über Gott, verständnis in Hinblick auf Glaubensaussagen breit. Aufgaben für den Religionsunterricht: - Alphabetisierung der Frage nach Gott - Kenntnis der eigenen enen Begrifflichkeiten, ohne die die Rede von der Ökumene der Profile sinnlos ist - Kenntnis der biblischen Überlieferung Podiumsgespräch (Moderation: Michaela Pilters, ZDF) Die Gesprächsteilnehmer (von links nach rechts): Dr. Otto Kallscheuer, Philosoph, Politikwissenschaftler und Kolumnist Prof. Dr. Werner Simon, Religionspädagoge (Universität Mainz) Michala Pilters, ZDF Kerstin Usadel-Anuth, Religionslehrerin (D, K) Johannes Röser, Journalist (Chefredakteur Christ in der Gegenwart ) Aspekte aus der Diskussion: - Zur Überwindung der religiösen Sprachlosigkeit: Ein Weg könne über das Nachbuchstabieren lyrischer Texte führen. (Kerstin Usadel-Anuth) Keine Sprache sei präziser als die der Lyrik. (Dr. Otto Kallscheuer) Religionsunterricht müsse auch das Wort gegen das Bild verteidigen. (Dr. Otto Kallscheuer) - Zur Religiosität heutiger Jugendlicher (Johannes Röser): Ergebnisse der Umfrage von Christ in der Gegenwart : Was sagt mir Gott? (vgl. Röser, Johannes u.a.: Was sagt mir Gott? Was sag ich Gott? Jugendgebete und Gedanken. Freiburg / Breisgau 2006.) -> Die meisten beteiligten Schulen seien kirchliche Schulen gewesen. -> Es sei ein doch sehr personales Gottesbild, oft im Sinn eines Schutzengelgottes, festzustellen. -> Eine feministische Sichtweise Gottes sei in keiner einzigen Aussage zu Tage getreten. -> Als eine Grundtendenz sei zu beobachten gewesen: Mal glaube ich, mal glaube ich nicht. -> Die wichtigsten Glaubensvermittler seien oft die Großeltern. Fazit: Jugendliche heute haben ganz andere religiöse Fragen als wir (bzw. als wir von ihnen denken). Es besteht die Gefahr der Projektion eigener religiöser Probleme auf Jugendliche.

- Zur neuen Präsenz von Religion in der Gesellschaft: Die Rede vom Wiederaufleben von Religion sei so etwas wie optische Täuschung. (Dr. Otto Kallkonfessionelles Milieu im scheuer) Heute sei eher der Eventcharakter von Religion gefragt. (Michaela Pilters) - Zum konfessionellen nellen Religionsunterricht: Das Konzept des konfessionellen Religionsunterrichts setze eigentlich ein Hintergrund voraus, das heute über weite Strecken nicht mehr gegeben sei. (Dr. Otto Kallscheuer) Weitere Einblicke in die rhs-festfeier Weihbischof Dr. Werner Guballa leitete die Eucharistiefeier in St. Stephan. Der Kammerchor der Maria-Ward- Schule sowie der Bläserkreis an St. Stephan gestalteten die Liturgiefeier mit. Kardinal Lehmann begrüßte weitere Mitglieder des BKRG-Vorstandes, Monika Richardt (Mitte) und Agnes Steinmetz. Dr. Wilhelm Albrecht richtete bei der Abendveranstaltung im Namen des DKV und als Schriftleiter der Katechetischen Blätter ein von Sympathie geprägtes Grußwort an die Schwester rhs.