Bewegung in der Steuerlandschaft



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Transkript:

Bewegung in der Steuerlandschaft Vorabendveranstaltung vom 24. März 2010 Lake Side Casino Zürichhorn 1

Programm 17.15 18.45 Begrüssung und Einführung Dr. Beat Walti Spannungsfelder der Steuerpolitik Dr. Beat Walti Steuerstrafrecht als Chance Stephan Hürlimann Entwicklungen im internationalen Steuerrecht der Schweiz ein Überblick Prof. Dr. iur. et lic. oec. Robert Waldburger, Uni St. Gallen Wesentliche Neuerungen im Schweizer Steuerrecht für Unternehmen und Unternehmer Barbara Brauchli Rohrer 18.45 ca. 19.15 Diskussion / Fragen Barbara Brauchli Rohrer anschliessend Apéro riche Zürich, 24. März 2010 2

Begrüssung und Einführung Dr. Beat Walti Zürich, 24. März 2010 3

Spannungsfelder der Steuerpolitik Dr. Beat Walti Zürich, 24. März 2010 4

Spannungsfelder der Steuerpolitik (1) Rechtssetzung Rechtsanwendung Rechtssicherheit Steuerpolitik Steuerrecht Behördenpraxis Beratung Berechenbarkeit Planbarkeit Zürich, 24. März 2010 5

Spannungsfelder der Steuerpolitik (2) Finanzbedarf der öffentlichen Hand Standortwettbewerb (national/international) Föderalismus Fachliche Komplexität Spannungsfelder Miliz-System Gesellschaftliche Akzeptanz Medialer Druck Langsamkeit (direkte Demokratie) Politische Kräfteverhältnisse, Parteitaktiken Zürich, 24. März 2010 6

Spannungsfelder der Steuerpolitik (3) Fakten... versus Emotionen... Reduzierte Dividendenbesteuerung (ZH) Unternehmenssteuerreform II (CH)... Abschaffung Pauschalbesteuerung (Konstruktive) Referenden gegen Steuerpaket 2009 (ZH) Eidgenössische Volksinitiative für mehr Steuergerechtigkeit (SP)... Zürich, 24. März 2010 7

Spannungsfelder der Steuerpolitik (4) Ausblick (Auswahl) Bund Ehe- und Familienbesteuerung Unternehmenssteuerreform III MWST-Gesetz Eidgenössische Volksinitiative Bausparen, Eigenmietwert Steuergerechtigkeits-Initiative Kanton Zürich Steuerpaket 2009 (Referenden) Volksinitiative zur Halbierung der Vermögenssteuer (eingereicht) Volksinitiative zur Reduktion der Grundstückgewinnsteuer (eingereicht) Zürich, 24. März 2010 8

Kontakt: Dr. Beat Walti Rechtsanwalt Wenger & Vieli AG Dufourstrasse 56 Postfach 1285 CH-8034 Zürich Telefon: +41 58 958 58 58 Telefax: +41 58 958 59 59 E-Mail: b.walti@wengervieli.ch Zürich, 24. März 2010 9

Steuerstrafrecht als Chance Stephan Hürlimann Zürich, 24. März 2010 10

Übersicht Steuerplanung Steuerumgehung Steuerstrafrecht Steuerhinterziehung Steuerbetrug Kleine Steueramnestie Zürich, 24. März 2010 11

Steuerplanung - Steuerumgehung Grundsätzlich ist jedermann frei, sich wirtschaftlich so zu betätigen, dass eine möglichst tiefe Steuerbelastung anfällt Steuerplanung ist erlaubt Wenn der Bogen jedoch überspannt oder ein allzu ausgefallener Sachverhalt konstruiert wird, spricht man von unerlaubter Steuerumgehung: Drei Kriterien sind kumulativ zu erfüllen Steuerumgehung ist nicht illegal Zürich, 24. März 2010 12

Beispiel einer Steuerumgehung Auszahlung einer Lebensversicherung mit Einmalprämie ist bei Erfüllung gewisser Bedingungen steuerfrei Schuldzinsen können grundsätzlich vom steuerbaren Einkommen in Abzug gebracht werden Finanzierung einer Einmalprämienversicherung durch Aufnahme eines Kredites kann als Steuerumgehung betrachtet werden Schuldzinsen werden nicht zum Abzug zugelassen Zürich, 24. März 2010 13

Steuerstrafrecht Steuerstrafrecht Übertretungen Vergehen Verfahrenspflichtverletzung Steuerhinterziehung Inventarpflichtverletzung Steuerbetrug Veruntreuung von Quellensteuern Vgl. Richner / Frei / Kaufmann / Meuter Kommentar zum DBG, 2. A, Zürich 2009, VB zu Art. 174-195 N12 Zürich, 24. März 2010 14

Versuchte Steuerhinterziehung Eventualvorsatz Absicht des Steuerpflichtigen, eine gesetzeswidrige Steuerverkürzung zu erreichen Durch Einreichung einer unkorrekten Steuererklärung Verletzung von Verfahrenspflichten Korrektur bei der Veranlagung des steuerbaren Einkommens und Vermögens Strafzumessung: 2/3 der Busse, die bei vollendeter Steuerhinterziehung festgesetzt würde Zürich, 24. März 2010 15

Vollendete Steuerhinterziehung Vorsätzliches oder fahrlässiges Handeln des Steuerpflichtigen Verhinderung der Veranlagung eines nach Gesetz steuerbaren Tatbestandes durch den Steuerpflichtigen Verjährungsfrist: 10 Jahre Steuerfolgen: Keine Rückerstattung allfälliger Verrechnungssteuern Erhebung einer Nachsteuer auf dem Einkommen und Vermögen Erhebung von Verzugszinsen Strafzumessung: In der Regel 100% der hinterzogenen Steuer In schweren Fällen bis 300% der hinterzogenen Steuer Zürich, 24. März 2010 16

Beispiel zu den Steuerfolgen Annahmen: Wohnort Stadt Zürich Versteuertes Einkommen CHF 200 000 Versteuertes Vermögen CHF 2 Mio. Nicht versteuerter Vermögensertrag CHF 50 000 Verrechnungssteuer 35% CHF 17 500 Nicht versteuertes Vermögen CHF 1 Mio. Steuerfolgen bei Entdeckung durch Steuerbehörden: Nachsteuern für 10 Jahre: CHF 240 000 Übliche Strafsteuern CHF 240 000 Verzugszinsen (geschätzt) CHF 47 000 Verrechnungssteuer CHF 175 000 Zürich, 24. März 2010 17

Selbstanzeige Entsprechende Meldung muss vom Steuerpflichtigen stammen Die hinterzogenen Faktoren müssen konkret, umfassend und vorbehaltlos sein Selbstanzeige muss bei der Steuerbehörde eintreffen, bevor diese Kenntnis von der Steuerhinterziehung hat Nicht als Selbstanzeige gilt, wenn z.b. in der nächsten Steuererklärung ein unberücksichtigt gebliebener Lohnausweis nachgereicht wird kommentarlos eine korrigierte Jahresrechnung nachgereicht wird Busse wird auf 20% des hinterzogenen Steuerbetrages reduziert Zürich, 24. März 2010 18

Beispiel der Steuerfolgen bei Selbstanzeige Annahmen: Gleich wie bei vorherigem Beispiel Steuerfolgen: Nachsteuern: CHF 240 000 Nicht rückerstattete Verrechnungssteuer CHF 175 000 Übliche Strafsteuern CHF 48 000 Verzugszinsen CHF 47 000 Vorteil gegenüber Entdeckung durch Steuerbehörden rund CHF 192 000 Zürich, 24. März 2010 19

Selbstanzeige im Todesfall Willensvollstrecker in der Pflicht Erhebung von Nachsteuern für die vergangenen zehn Jahre Keine Strafsteuer Strafsteuer gemäss vorherigem Beispiel (CHF 48 000) entfällt Neue Steuerhinterziehung der Erben ohne Deklaration der hinterzogenen Faktoren des Erblassers! Zürich, 24. März 2010 20

Steuerbetrug Steuerhinterziehung mit Hilfe von gefälschten, verfälschten oder unwahren Urkunden Gefälschte Geschäftsbücher, Bilanzen oder Erfolgsrechnungen Lohnausweise Bescheinigung Dritter Bestrafung wegen Steuerhinterziehung Gefängnis oder Busse Zürich, 24. März 2010 21

Steueramnestie in Kraft seit 1. Januar 2010 Bei Selbstanzeige: Umfassende und erstmalige Selbstanzeige nur Nachsteuern für die letzten zehn Jahre keine Strafsteuern Verzugszinsen Verrechnungssteuer wird nicht zurückerstattet Im Todesfall des Steuerpflichtigen nach dem 1.1.2010 Nachsteuern auf den dem Tod vorangehenden drei Jahren keine Strafsteuern Zürich, 24. März 2010 22

Beispiel der Steuerfolgen bei Steueramnestie Annahmen gleich wie bei vorherigem Beispiel Gegenüber bisherigem Recht wird die Steuerbelastung um CHF 48 000 reduziert Im Todesfall reduziert sich die Nachsteuer auf CHF 72 000 plus Verzugszinsen Zürich, 24. März 2010 23

Kontakt: Stephan Hürlimann Steuerexperte Wenger & Vieli AG Dufourstrasse 56 Postfach 1285 CH-8034 Zürich Telefon: +41 58 958 58 58 Telefax: +41 58 958 59 59 E-Mail: s.huerlimann@wengervieli.ch Zürich, 24. März 2010 24

Entwicklungen im internationalen Steuerrecht der Schweiz ein Überblick Prof. Dr. iur. et lic. oec. Robert Waldburger, Uni St. Gallen Zürich, 24. März 2010 25

Übersicht I Übernahme OECD Art. 26-Standard in Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) der Schweiz Was ist der OECD-Standard im Allgemeinen? Weshalb sind wir, wo wir sind? Was bedeutet Übernahme OECD Art. 26 in CH-DBA? Umfassende Verpflichtungen und Rechte zum Informationsaustausch Wichtigste Schranke: Ermittlungsmöglichkeiten CH-Steuerbehörden Ausnahmebestimmungen betreffend Bankinformationen, Treuhandverhältnisse und Beteiligungsverhältnisse an Kapitalgesellschaften Zürich, 24. März 2010 26

Übersicht II Innenpolitik Wichtigste Internationale Entwicklungen Steuerdelikte als Vortaten zur Geldwäscherei; Financial Action Task Force EU-Zinsbesteuerung Umsetzung OECD Art. 26-Standard mit Nachbarstaaten Frankreich Deutschland Italien Zürich, 24. März 2010 27

Übersicht III Problem: kantonale Steuerregimes als verbotene staatliche Beihilfe gemäss Freihandelsabkommen Schweiz EU? Position Schweiz versus Position EU Keine Verhandlungen, nur Dialog Deal : Unternehmenssteuerreform III Abzusehende Änderungen Zürich, 24. März 2010 28

OECD-Standard im Allgemeinen OECD basiert auf Konsens aller Mitgliedstaaten, nur Stufe Regierung; Aber: Einfluss von G7-Staaten in OECD OECD Musterabkommen Nur politische Empfehlungen an Mitgliedstaaten (Vorbehalte, Bemerkungen) Möglichkeit der Abweichung in bilateralen DBA OECD-Musterabkommen (OECD-MA) regelt viel weiteren Bereich, als nur Amtshilfe (anders: Modellabkommen für Informationsaustausch TIEA ) Hauptanwendung: Vermeidung internationale Doppelbesteuerung für sämtliche Einkunftsarten (und Vermögen) Informationsaustausch als ergänzende Bestimmung zur richtigen Anwendung der DBA und zur Verhinderung der Steuervermeidung Zürich, 24. März 2010 29

Weshalb ist die Schweiz, wo sie heute ist? Konsequenz aus Kampf der OECD gegen die Steuerparadiese Entwicklung hat 1998 eingesetzt (Projekt Harmful Tax Competition); Schweiz hat sich enthalten Ab 2002 Druck auf Steuerparadiese erhöht Forderung der Steuerparadiese nach level playing field Herauslösen der Problematik aus OECD zwingend und absehbar Marihuana für schweizerische Politik (und Banken): Bilaterale II : Bankgeheimnis staatsvertraglich gesichert Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise? Finanz- und Wirtschaftskrise nur Vorwand und politischer Katalysator, nicht Ursache Zürich, 24. März 2010 30

Art. 26 OECD-MA (I) Abs. 1 The competent authorities of the Contracting States shall exchange such information as is foreseeably relevant for carrying out the provisions of this Convention or to the administration or enforcement of the domestic laws concerning taxes of every kind and description imposed on behalf of the Contracting States, or of their political subdivisions or local authorities, insofar as the taxation thereunder is not contrary to the Convention. The exchange of information is not restricted by Articles 1 and 2. Abs. 2: Steuergeheimnis gemäss internem Recht; Mindeststandard Zürich, 24. März 2010 31

Art. 26 OECD-MA (II) Abs. 3 In no case shall the provisions of paragraphs 1 and 2 be construed so as to impose on a Contracting State the obligation: a) to carry out administrative measures at variance with the laws and administrative practice of that or of the other Contracting State; b) to supply information which is not obtainable under the laws or in the normal course of the administration of that or of the other Contracting State; c) to supply information which would disclose any trade, business, industrial, commercial or professional secret or trade process, or information, the disclosure of which would be contrary to public policy (ordre public). Abs. 4: No domestic tax interest Zürich, 24. März 2010 32

Art. 26 OECD-MA (III) Abs. 5 In no case shall the provisions of paragraph 3 be construed to permit a Contracting State to decline to supply information solely because the information is held by a bank, other financial institution, nominee or person acting in an agency or a fiduciary capacity or because it relates to ownership interests in a person. CH-Modell (unterschiedliche Formulierungen) Beispiel USA (Erweiterung Abs. 5): In order to obtain such information, the tax authorities of the requested Contracting State, if necessary to comply with its obligations under this paragraph, shall have the power to enforce the disclosure of information covered by this paragraph, notwithstanding paragraph 3 or any contrary provisions in its domestic laws. Zürich, 24. März 2010 33

Konsequenzen: Umfassende Amtshilfeverpflichtung (vgl. Abs. 1), nicht nur, aber auch Bankinformationen Beispiele Wohnsitzfragen natürlicher Personen Transferpricing Beteiligungsverhältnisse (bis zum letzten Beneficial Owner) Schranken: Foreseeably relevant CH-Steuerbehörden sind bereits im Besitz der Informationen oder können sich diese gemäss internem Recht beschaffen Unternehmen und Private müssen sich gut überlegen, welche Informationen sie den Steuerbehörden zu den Akten geben, beziehungsweise welche Informationen diese bereits haben! Zürich, 24. März 2010 34

Aktuelle Innenpolitik Idee des sauberen Finanzplatzes Chaos der Meinungen als Folge von mangelnder Einheitlichkeit und Führungsfähigkeit des Bundesrats unterschiedlichen Stimmen aus Bankenkreisen mangelndem Informationsstand von Politikern und Medien Wo bleibt der Blick auf die internationalen Standards? Wie weiter? Zürich, 24. März 2010 35

Wichtigste Internationale Entwicklungen Steuerdelikte als Vortat zur Geldwäscherei Nicht mehr aufzuhalten, wegen Positionswechsel USA Kriminelle Steuerwiderhandlungen als Vortaten zu Geldwäscherei Jeder Staat kann Vortaten selber definieren Chance zur Alternative der Selbstdeklaration mit Versteuerungsnachweis Konzeptionelle und Gedankenarbeit steht noch bevor EU-Zinsbesteuerung EU-revidiert interne Sparzinsenrichtlinie und braucht Kooperation der Schweiz Schweizerische Haltung noch wenig überzeugend EU hat noch kein Verhandlungsmandat; verpasst Schweiz die Chance zur Beeinflussung? Zürich, 24. März 2010 36

Umsetzung OECD-Standard; Nachbarstaaten Frankreich Bestimmung über Informationsaustausch als Teil einer umfassenderen DBA-Revision Abkommen unterzeichnet Briefwechsel wegen Kenntnis des Informationsinhabers dans la mesure du possible Italien Verhandlungen weit fortgeschritten Frage eines Gesamtpakets (mit Abgeltungssteuer; Problem schwarze Listen, Problem kantonale Regimes im Allgemeinen und Anwendung von Art. 15 Zinsbesteuerungsabkommen durch Italien) Zürich, 24. März 2010 37

Umsetzung OECD-Standard; Nachbarstaaten und national Deutschland Verhandlungen weit fortgeschritten Punkte von weniger grosser Tragweite offen Frage der Abgeltungssteuer; wenn CH an ihren Bedingungen, insbesondere Amnestie festhält, hat dieses Konzept meines Erachtens keine Chance Allenfalls: ganz aktuelle Entwicklungen Nationale Umsetzung Verordnungsentwurf in Vernehmlassung; Inkrafttreten allenfalls per 1. Oktober 2010 Gesetzesentwurf aus Bankenkreisen in Vorbereitung Weitere Entwicklung noch offen Zürich, 24. März 2010 38

Problem mit EU: kantonale Steuerregimes Lange Vorgeschichte; Folge von Art. 15 Zinsbesteuerungsabkommen Deal zwischen EU-Kommission und Bundesrat: Neuregelung Kantonale Steuerregimes (Steuerharmonisierungsgesetz Art. 28 II IV) Abschaffung Verwaltungs- (Domizilgesellschaften) Holdinggesellschaften: Andere Einkünfte als Dividenden nicht mehr steuerfrei, sondern Einbezug in Steuerberechnungsgrundlage zu mindestens 15% Gemischte Gesellschaften: Festlegung Mindestquote für Besteuerung ausländischer Einkünfte von 20% Deal wird noch blockiert von Italien (scudo fiscale) Lösung nicht definitiv, sondern Regelung für nächste 5 7 Jahre Zürich, 24. März 2010 39

Fazit Internationale Entwicklungen weiterhin im Gange Schweiz erscheint als führungs- und strategielos (wird auch im Ausland mit Interesse zur Kenntnis genommen) Internationale Steuerpolitik ist zum Spielball innenpolitischer Interessen geworden Kohärenz täte dringend Not Zukunft offen Diskussion im Anschluss an Referat von Frau Barbara Brauchli Rohrer Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Zürich, 24. März 2010 40

Kontakt: Prof. Dr. iur. et lic. oec. Robert Waldburger Universität St. Gallen Institut für Finanzwissenschaft und Finanzrecht Varnbüelstrasse 19 9000 St. Gallen Telefon: +41 71 225 25 20 Telefax: +41 71 224 26 70 E-Mail: robert.waldburger@unisg.ch Zürich, 24. März 2010 41

Wesentliche Neuerungen im Schweizer Steuerrecht für Unternehmen und Unternehmer Barbara Brauchli Rohrer Zürich, 24. März 2010 42

Übersicht Unternehmenssteuerreform II Zielsetzung Was ist bereits umgesetzt erste Erfahrungen? Was wird per 1. Januar 2011 umgesetzt Handlungsbedarf? Unternehmenssteuerreform III Zielsetzung Was soll geändert werden? Weitere Neuerungen (Auswahl) Zürich, 24. März 2010 43

Unternehmenssteuerform II (1) Zielsetzung Milderung der wirtschaftlichen Doppelbelastung Abbau von substanzverzehrenden Steuern Entlastung für Personenunternehmen Vorgezogene Lösung für indirekte Teilliquidation und Transponierung (Bund: 1.1.2007; Kantone: spätestens seit 1.1.2008) Keine Lösung in Sicht betreffend Quasiwertschriftenhandel Zürich, 24. März 2010 44

Unternehmenssteuerform II (2) Was ist bereits umgesetzt erste Erfahrungen? Teilbesteuerung der Dividenden (Bund: 60% / 50%) Kantone: Unterschiedliche kantonale Umsetzung (Teileinkünfteverfahren / Teilsatzverfahren) Bundesgerichtsentscheide Emissionsabgabe Freigrenze von CHF 1 Mio. auch für Genossenschaften Freigrenze von CHF 10 Mio. bei offenen Sanierungen Keine Emissionsabgabe bei Betriebsübernahme durch Auffanggesellschaft Anrechnung der Gewinnsteuer an die Kapitalsteuer Zürich, 24. März 2010 45

Unternehmenssteuerform II (2) Was wird per 1. Januar 2011 umgesetzt Handlungsbedarf? Ausweitung des Beteiligungsabzugs Dividenden: 10% Beteiligung / Gewinn (neu) oder Verkehrswert von CHF 1 Mio. (neu) Kapitalgewinn: 10% Beteiligung / Gewinn (neu) sowie 1 Jahr Haltedauer Handlungsbedarf: Planung des Ausschüttungsverhaltens Ausweitung des Ersatzbeschaffungstatbestands Ersatzobjekt: betriebliches Anlagevermögen statt Funktionsgleichheit Aufschub der Besteuerung stiller Reserven Verpachtung Überführung von Liegenschaften vom Geschäfts- ins Privatvermögen Erbteilung Zürich, 24. März 2010 46

Unternehmenssteuerform II (3) Was wird per 1. Januar 2011 umgesetzt Handlungsbedarf? Entlastung der Liquidationsgewinne bei Aufgabe selbständiger Erwerbstätigkeit Separate Besteuerung des Liquidationsgewinnes (Milderung der Steuerprogression) Steuersatz: 1/5 des Liquidationsgewinnes massgebend Wechsel vom Nennwert- zum Kapitaleinlageprinzip Steuerfreie Rückzahlung von Kapitaleinlagen Einlagen, Aufgelder und Zuschüsse Verbucht und offen ausgewiesen (gesondertes Konto) Achtung: Handelsrechtlich ausgebuchte Verluste vermindern Reserven aus Kapitaleinlage» Aufarbeiten der Reservenqualifikation seit 1.1.1997» Verluste nicht gegen Reserven ausbuchen Zürich, 24. März 2010 47

Unternehmenssteuerreform III (1) Zielsetzung Stärkung Unternehmensstandort Schweiz Erhöhung Wachstumsaussichten Beilegung Steuerstreit mit der EU Was soll geändert werden? Abschaffung der Emissionsabgabe Steuerliche Erleichterungen bei der Konzernfinanzierung System des Beteiligungsabzugs Verlustverrechnung / Verlustübernahme Anpassung der kantonalen Steuerregimes für Holding- und Verwaltungsgesellschaften Abschaffung der Kapitalsteuer Zürich, 24. März 2010 48

Unternehmenssteuerreform III (2) Was soll geändert werden? Abschaffung der Emissionsabgabe auf Eigenkapital und Obligationen Steuerliche Erleichterungen bei der Konzernfinanzierung Abschaffung der Erhebung der Verrechnungssteuer und der Emissionsabgabe bei konzerninternen Transaktionen wie zum Beispiel konzerninternen Finanzierungen, Treasury-Operationen, Cash Pooling Vorgezogen: Guthaben zwischen Konzerngesellschaften qualifizieren nicht als Obligationen, Geldmarktpapiere oder Kundenguthaben Inkrafttreten war für 1. April 2010 geplant, Verzögerung aufgrund Resultat der Vernehmlassung System des Beteiligungsabzugs Wechsel zur direkten Freistellung der Beteiligungserträge Zürich, 24. März 2010 49

Unternehmenssteuerreform III (3) Was soll geändert werden? Verlustverrechnung / Verlustübernahme Zeitlich unbeschränkte Verlustverrechnung Verlustübernahme aus Gruppengesellschaften Anpassung der kantonalen Steuerregimes für Holding- und Verwaltungsgesellschaften Generelles Verbot der Geschäftstätigkeit bei Holdinggesellschaften Minimale Besteuerungsgrundlage bei Verwaltungsgesellschaften Abschaffung des Status der Domizilgesellschaft Fakultative Abschaffung der Kapitalsteuer Zürich, 24. März 2010 50

Weitere Neuerungen (Auswahl) Straffreie Selbstanzeige und Erbenamnestie (Inkrafttreten 1.1.2010) Abschaffung der Dumont Praxis Keine zeitliche Einschränkung bezüglich Abzugsfähigkeit von Instandstellungskosten Bund: per 1.1.2010; Kantone: 2 Jahre Anpassungsfrist Zuwendungen an politische Parteien Abzugsfähiger Maximalbetrag von CHF 10 000 Bund: per 1.1.2011; Kantone: 2 Jahre Anpassungsfrist Ausgleich kalte Progression Direkte Bundessteuer Jährlich, erstmals per 1.1.2011 Familienbesteuerung Steuerliche Entlastung Bund: per 1.1.2011; Kantone: 2 Jahre Anpassungsfrist Zürich, 24. März 2010 51

Kontakt: Barbara Brauchli Rohrer Steuerexpertin, lic. iur. Wenger & Vieli AG Dufourstrasse 56 Postfach 1285 CH-8034 Zürich Telefon: +41 58 958 58 58 Telefax: +41 58 958 59 59 E-Mail: b.brauchli@wengervieli.ch Zürich, 24. März 2010 52

Diskussion / Fragen Barbara Brauchli Rohrer Zürich, 24. März 2010 53

Wenger & Vieli AG Dufourstrasse 56 Postfach 1285 CH-8034 Zürich Büro Zug Metallstrasse 9b CH-6300 Zug Telefon: +41 58 958 58 58 Telefax: +41 58 958 59 59 mail@wengervieli.ch www.wengervieli.ch Zürich, 24. März 2010 54

VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Wenger & Vieli AG Dufourstrasse 56, Postfach 1285, CH-8034 Zürich T +41 (0)58 958 58 58, www.wengervieli.ch Zürich, 24. März 2010 55