Zeit spielt hier keine Rolle! Freiwilligeneinsatz in Tansania Mitte Sept. 2009 bis Februar 2010



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Transkript:

Zeit spielt hier keine Rolle! Freiwilligeneinsatz in Tansania Mitte Sept. 2009 bis Februar 2010 Name: Mirjam Walla Alter: 20 Jahre Kommt aus: Dornbirn Derzeit wohnhaft in: Innsbruck Warum warst du im Ausland? Es war schon immer mein Traum eine Zeit lang, nach Afrika zu gehen. Nachdem meine Freundin Laura Bodemann 2009 ihre Matura gemacht hatte und mir von ihren Plänen erzählte, nach Afrika zu gehen, fragte ich auf der Uni an, ob ich für einen Auslandsaufenthalt beurlaubt werden könnte nach dem okay ging es mit unserer Reiseplanung los. Wo seid ihr gelandet? Unser Ziel war eigentlich nur, nach Afrika zu gehen. Welches Land genau dafür waren wir offen. Wir fragten bei mehreren Projekten aus Vorarlberg in Afrika an, wer Freiwillige in ihrem Projekt brauchen könnte und stießen schließlich auf die Eine-Welt-Gruppe Schlins/Röns, die ihre Projekte im südlichen Hochland von Tansania haben. Ein Pluspunkt für Tansania war, dass es ein politisch sehr stabiles Land ist und es für Weiße (Frauen) kein großes Sicherheitsrisiko darstellt, alleine zu reisen. Mit welcher Organisation bist du ins Ausland gegangen? Wir gingen über die Eine-Welt-Gruppe Schlins/Röns nach Tansania, wo wir ein paar Gespräche mit Franz Rauch führten. Wir arbeiteten dann aber auch in Projekten von Father Tumaini Ngonyani, der selbst aus Tansania kommt und inzwischen in Deutschland lebt und arbeitet. Er ist ein Freund der Projektgruppe und hat von unserem Wunsch nach Tansania zu gehen gehört. Er bot uns an, dass wir auch in seinem Dorf Msindo arbeiten können. Wie bist du auf die Möglichkeit, als Freiwillige zu arbeiten, aufmerksam geworden? Es war schon immer ein großer Traum von mir, einmal länger in einem Land zu leben und das nicht nur als Beobachter oder Tourist, sondern die Menschen und Kultur dort wirklich kennen zu lernen. Ich finde, als Freiwillige zu arbeiten ist da eine gute Möglichkeit. War es einfach eine Stelle als Freiwillige zu bekommen? Für uns war es generell schwierig, ein Projekt in Afrika zu finden, das offen für Freiwillige war und dafür nicht eine Menge Geld verlangte.

Wie sah der Ablauf aus, um bei dem Programm teilzunehmen? Wir trafen uns vor unserer Abreise öfters mit Franz Rauch und vereinbarten Aufgaben. Hauptaufgabe für uns war es, im Kindergarten für abwechslungsreiches und nahrhaftes Essen zu sorgen, die Kinder im Kindergarten von Father Tumaini zu registrieren und im Waisenprojekt der Eine-Welt-Gruppe mitzuhelfen. Für das Essen im Kindergarten beschäftigten wir uns ein bisschen mit Ernährung, sammelten Rezepte und trafen uns mit einer Kochlehrerin. Wir sammelten auch ein paar Ideen für Spiele, Von Vorteil ist es bestimmt, vor der Abreise ein bisschen Kiswahili (auf Deutsch oft Suaheli) die Landessprache in Tansania zu lernen, da vor allem im Süden kaum jemand Englisch spricht. Mit wie viel Vorbereitungszeit musste gerechnet werden, um beim Einsatzort anzukommen? Wir fingen ca. ein halbes Jahr vor unserem Abflug an, eine Stelle zu suchen und bereiteten uns dann vor. Dazu gehörten: einen Flug buchen, mit Fr. Duma, in deren Dorf wir wohnten, Kontakt aufzunehmen, Impfungen (ca. acht Wochen vor Abflug), Malaria-Prophylaxe besorgen, Kiswahili lernen, Visum notwendig? Ein Visum ist notwendig. Ein Touristenvisum ist ganz einfach am Flughafen zu bekommen (gilt drei Monate und kostet 50 USD), längere Aufenthaltsgenehmigungen zu bekommen, ist sehr schwierig und je nach Region sogar fast unmöglich. Ich würde empfehlen, nach drei Monaten kurz aus- und mit einem neuen Touristenvisum wieder einzureisen. Impfungen notwendig? Ja. Wir waren beim Amtsarzt, der uns sagte, was wichtig ist. Reiseversicherung abgeschlossen? Ja. Ich bezahlte pro Tag 1,50 dafür. Mit welchen Wünschen bist du ins Ausland gegangen? Wichtig war für mich, eine andere Kultur kennen und auch verstehen zu lernen und Einblicke in die Welt der Einheimischen zu bekommen. Ich hatte auch den Anspruch, mit meiner Arbeit ein bisschen was bewirken zu können und sowohl von den Menschen in Tansania lernen als auch ihnen ein bisschen etwas mitgeben zu können. Außerdem wollte ich gerne die Landessprache Kiswahili sprechen lernen. Wurden sie erfüllt? Teilweise wurden sie bestimmt erfüllt, doch gerade zu Beginn merkte ich, dass man nicht erwarten sollte, allzu viel bewirken zu können. So waren zum Beispiel viele Dinge, die wir im Kindergarten eingeführt und angefangen hatten, gleich nach unserer Abreise wieder genau gleich wie zuvor was oft schon frustrierend ist.

Auf der anderen Seite nahm ich für mich selbst bestimmt viel mit. Ich denke auch, dass wir kleine Dinge, wie zum Beispiel das Bild von Weißen in unseren Dörfern in Tansania, wohl ein bisschen beeinflussten. Wie sah dein Einsatz aus? Wir wohnten in drei verschiedenen Dörfern: Ligunga, wo wir eigentlich zur Ausbildung und zum Kiswahili-Lernen waren, Msindo, wo wir im Kindergarten und auf der Farm unserer Gastfamilie mitarbeiteten und Mdabulo, wo wir im Waisenprojekt der Eine-Welt-Gruppe mitarbeiteten. In Ligunga war ich vormittags immer im Kindergarten und nachmittags half ich beim Kochen mit. Außerdem gab es dort ein Hostel, in dem Schulmädchen von 7 bis 18 Jahren wohnten, die wir oft besuchten, mit ihnen Musik hörten oder ihnen ein bisschen im Garten halfen. In Msindo waren wir immer bis Mittag im Kindergarten und kochten, spielten mit den Kindern oder unterrichteten ab und zu Englisch oder Zählen. In Ligunga hatten wir einen ziemlich flexiblen Tagesablauf. Wir hatten mit unserer Projektgruppe einige Ziele formuliert, die wir versuchten zu erreichen, wie z. B. Waisenkinder im Computer zu registrieren und das Programm zwei Kindern beizubringen, die es nach unserer Abreise weitermachen sollten, einen Raum auszumalen, Lehmwände zu verputzen, einen Spielplatz zu bauen, Mit wem hast du zusammengearbeitet? Natürlich meistens mit Laura, da wir größtenteils die gleichen Aufgaben hatten. Außerdem mit den jeweiligen Pfarrern aus den Parishs, in denen wir wohnten bzw. mit der Familie, bei der wir untergebracht waren. Außerdem mit den Komitee-Mitgliedern der jeweiligen Projekte, den Kindergartentanten und den Schwestern, die für unser Arbeitsfeld verantwortlich waren. Wo hast du gewohnt? In Ligunga und Mdabulo wohnten wir in der Pfarre und in Msindo in der Familie von Father Tumaini, die den dortigen Kindergarten errichtet hatte und betreute. Hattest du auch schlechte Erfahrungen während deines Auslandsaufenthaltes? Die Organisation war von Anfang an leider nicht besonders gut und so fehlten uns lange Zeit wirkliche Aufgaben, die wir erledigen konnten. Das war vor allem am Anfang in Ligunga schwierig, weil wir gerne gleich mit angepackt und gearbeitet hätten, aber es nicht wirklich etwas zu tun gab. In Mdabulo war leider der Priester, mit dem wir zusammenarbeiteten, etwas schwierig, was unsere Arbeit nicht besonders positiv beeinflusste. Wenn es Schwierigkeiten gab, an wen hast du dich gewendet? Ansprechpartner war vor allem Father Tumaini in Deutschland, mit dem wir regelmäßig telefonierten und mailten. Auch die Eine-Welt-Gruppe half uns immer wieder weiter.

Wie sah deine Freizeit aus? In unserer Freizeit halfen wir oft im Garten mit je nachdem, was gerade anfiel. Außerdem besuchten uns oft die Kindergartenkinder oder wir kümmerten uns um die Kleinkinder in unserer Familie. Ansonsten lasen wir, gingen spazieren, backten Brot oder Kuchen, Hattest du guten Kontakt mit Einheimischen und hast du Freunde gefunden? Ja, dadurch dass wir immer in der Pfarre oder einer Familie wohnten und außer uns nur selten andere Europäer vor Ort waren, hatten wir sehr viel mit Einheimischen zu tun und fanden auch viele Freunde. Schade war nur, dass wir immer nur sehr kurz an einem Ort waren und die Freundschaften so nicht besonders tief wurden. Wie ging es dir mit der Sprache? An jedem unserer Wohnorte gab es mindestens eine Person, die gut Englisch konnte. An Anfang war es natürlich sehr schwer, uns zu verständigen vor allem mit denen, die gar kein Englisch konnten. Das ging aber zum Glück immer besser. Wenn jemand Englisch konnte, sprachen wir auch meistens Englisch, da es für uns viel leichter war, als mit unserem gebrochenen Kiswahili. Hast du die Landessprache gelernt? Ja, aber leider nicht besonders gut. Ich verstand relativ viel, allerdings war es für mich schwer, wirklich zu sprechen. Also viel mehr als ein bisschen Smalltalk war nicht drinnen. Wie ging es dir mit den kulturellen, gesellschaftlichen und sonstigen Unterschieden? Am Anfang war es wirklich, wie in eine völlig neue Welt zu kommen. Viele Dinge, die für uns selbstverständlich waren, waren es für die Tansanier natürlich überhaupt nicht und umgekehrt. Europäische Standards in Sachen Hygiene oder Bildung muss man nicht erwarten. Wir waren aber für vieles offen und bereit, auch die nicht so schönen Dinge zu akzeptieren. So hatten wir nach einer kurzen Eingewöhnungszeit meistens keine Probleme mehr. Hattest du einen so genannten culture shock? Nein, ich glaube nicht. Wir waren auf sehr vieles eingestellt beim Ankommen in Tansania, wie auch beim Zurückkommen nach Österreich. Ich glaube, wenn man sich ein bisschen auf das vorbereitet, was einen erwartet, lässt es sich vermeiden, dass man wirklich geschockt ist. Was ist deiner Meinung nach sehr typisch für dieses Land? Zeit spielt in Tansania absolut keine Rolle ob man nun mal sieben Stunden zu spät kommt oder einen ganzen Tag auf einen Bus wartet, macht einfach nichts aus. Was hat dich in diesem Land überrascht? Sehr überrascht hat mich, wie freundlich und hilfsbereit die Menschen sind kaum zu vergleichen mit Europa, wo jeder nur von einem Termin zum nächsten hetzt und sich wenig Zeit für andere nimmt.

Fragt man zum Beispiel irgendwo nach dem Weg oder nach etwas Bestimmten, kann man sich sicher sein, dass ein Tansanier einem den Weg zeigt und sich so lange Zeit nimmt, bis man gefunden hat, was man sucht. Hast du Tipps für andere Jugendliche, die ins Ausland oder speziell nach Tansania gehen möchten (spezielle Tipps für Übernachtungen, Transport, Ernährung, )? Übernachten kann man meistens recht günstig in irgendwelchen katholischen Hostels. In Songea gibt s zum Beispiel ein Guesthouse, in dem man für ein Doppelzimmer gerade mal 5000 TSH (also weniger als 3,- zahlt). Diese Hostels sind meistens auch die sicherste Variante. Die unkompliziertesten Transportmittel sind Busse, die relativ billig von A nach B fahren hier muss man allerdings mit Pannen und Verzögerungen rechnen, da sie oft nicht mehr ganz neu sind und die Busfahrer oft über die mit Schlaglöchern versehenen Straßen rasen. Ein tolles Erlebnis war es, als wir am Schluss mit dem Zug von Makambako nach Dar es Salaam gefahren sind: der Zug fährt ein bisschen eine andere Strecke als die Busse und so sieht man z. B. einen Teil vom Selous Game Reserve und ein bisschen Regenwald. Von den Städten in die Dörfer und auch in Dar es Salaam fahren kleine Busse so genannte dalla-dallas. Hier muss man damit rechnen, ziemlich eingequetscht in einer kleinen Schrottkarre zu fahren. Das ist aber auch ein Erlebnis für sich. Man bekommt ganz viel von den Menschen mit, kann sich ein bisschen mit ihnen unterhalten und sieht ein bisschen mehr vom echten tansanischen Leben. Empfehlenswert ist zumindest für den Anfang mit jemand Einheimischen zu fahren, da es ziemlich verwirrend ist, wo und wann ein dalla-dalla losfährt und die Schaffner einem auch gern ein bisschen zu viel Geld abknöpfen.

Das Essen in Tansania ist vor allem in den Dörfern nicht besonders abwechslungsreich und schmeckt für uns auch oft nicht besonders gut. Wer nicht auf ein bisschen Gewohnheit verzichten will, muss sich wohl selbst ab und zu in die Küche stellen. Auf den Märkten gibt s fast alles zu kaufen. Die Früchte sind dafür wesentlich besser als bei uns und daher sehr empfehlenswert. Wer außerdem nicht auf Schokolade verzichten will, sollte sich von Zuhause ein bisschen einen Vorrat mitnehmen. Auch die Sojasoße, die andere Freiwillige mitgebracht haben, war eine echt gute Idee. Wie sah es mit den ungefähren Kosten aus? Alles in allem (Impfungen, Flug, Reisen, Unterkunft usw.) habe ich ca. 3000,- gebraucht. Hast du etwas verdient? Nein, allerdings waren Unterkunft und Verpflegung in unseren Dörfern umsonst. Wir haben allerdings trotzdem immer wieder was zur Verpflegung beigesteuert. Nützliche Internet- oder Kontakt-Adressen? In unserem 2. Dorf Msindo werden Freiwillige gesucht. Wer also Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden. Ich werde dann den Kontakt zu Father Tumaini herstellen. Ein paar Infos zu unseren Projekten gibt s auf www.meinerundewelt.at außerdem findet ihr hier den Blog von Nicole, die ebenfalls einige Zeit in Mdabulo verbracht hat. Welche Vorbereitungen wären nützlich bevor man die Reise in dieses Land antritt? Wie schon gesagt, ein bisschen Kiswahili macht vieles leichter. Wenn man in Tansania arbeiten will, sollte man vor der Abreise genau seine Aufgabenbereiche abklären. Das erspart viel Nachdenken und Nachhaken. Je nach Aufgabe sollte man sich auch auf Folgendes vorbereiten: Abklären, wie die Situation derzeit ist was man genau machen soll was für Mittel dafür da sind Je besser man sich in seinem Aufgabenbereich auskennt, umso besser kann man ihn auch den Menschen näher bringen. Was sollte man auf keinen Fall vergessen einzupacken? Sonnencreme, Schildkappe, Badesachen, Taschenmesser, bequeme Schuhe, Mückenspray (aus der Apotheke), Reiseapotheke (mit Malaria-Prophylaxe), mind. einen guten Reiseführer (der von Reise Know-How gibt z. B. auch sehr gute Hintergrundinfos) und evt. Schokolade ;-). In wie weit hat dich deine Auslandserfahrung verändert? Ich wurde bestimmt in manchen Dingen selbstsicherer und bin es mehr gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen was mir früher nicht leicht gefallen ist. Ich schätze auch vieles mehr, was in Österreich selbstverständlich ist, wie z. B. kaltes, sauberes Wasser direkt aus dem Wasserhahn, dass ich jederzeit duschen gehen kann, gutes Essen, dass Menschen und v. a. Kinder in Österreich selbstverständlich Rechte haben und menschlich behandelt werden, Außerdem weiß ich nun einfach, dass unsere Kultur nicht das Maß der Dinge ist, sondern dass es noch ganz viele andere Sachen auf der Welt gibt.

Es gibt bestimmt noch mehr Dinge, die sich für mich verändert haben, doch vieles wird mir wahrscheinlich erst mit der Zeit bewusster. Allerdings habe ich jetzt ein (noch) größeres Problem mit Menschen, die meiner Meinung nach zu engstirnig denken, die übertrieben viel Wert auf Äußeres legen und oberflächlich sind. Was bringt dir die Auslandserfahrung für die Zukunft? Mehr Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Ländern und ein bisschen Weitblick ;-). Was machst du jetzt? Ich studiere weiter, da ich ja nur für ein Semester beurlaubt wurde. Hast du weitere Pläne ins Ausland zu gehen? Wenn ja, wie sehen deine Pläne aus? Ja, ich möchte auf jeden Fall noch viel von der Welt sehen! Ich weiß noch nicht, ob ich wieder einmal für so lange Zeit ins Ausland gehe, bin aber auf jeden Fall offen dafür. Nach Tansania und in andere Länder Afrikas wird es mich bestimmt immer wieder verschlagen. :-). @Kontakt Falls du Fragen an Mirjam hast, oder einfach nur mit ihr in Kontakt kommen möchtest, schreib ihr ein E-Mail: mirjam_walla@hotmail.com Interview: Andrea Fercher/März 2010 Fotos: Mirjam Walla