Globale Solidarität in Bewegung. Christliche Praxis in Solidaritätsgruppen



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Transkript:

Globale Solidarität in Bewegung Christliche Praxis in Solidaritätsgruppen

1. Was bedeutet Globalisierung? Die technischen Möglichkeiten weltweiter Kommunikation haben die Distanzen von Raum und Zeit zusammenschmelzen lassen Anstieg von Austauschprozessen, die an den nationalen Grenzen nicht mehr Halt machen Bedeutungszuwachs transnationaler Akteure

1. Was bedeutet Globalisierung? Ökonomische Ungleichheit

1. Was bedeutet Globalisierung? Bewusstsein weltweiter Verflechtungen und wechselseitiger Abhängigkeiten

2. Globale Solidarität in der Sozialverkündigung der Kirche 1967

2. Globale Solidarität in der Sozialverkündigung der Kirche Populorum progressio Soziale Frage hat ein globales Ausmaß angenommen Schicksal der Arbeiter ist von Faktoren abhängig, die jenseits der nationalen Grenzen liegen Problem ungleicher Verteilung der Güter, die ursprünglich für alle bestimmt waren Pflicht zur weltweiten Solidarität

2. Globale Solidarität in der Sozialverkündigung der Kirche Sollicitudo rei socialis (1987)

2. Globale Solidarität in der Sozialverkündigung der Kirche Sollicitudo rei socialis Wachsendes Bewusstsein der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen den Menschen und Nationen als positiver moralischer Wert (Nr. 38) Dass Männer und Frauen in verschiedenen Teilen der Welt Ungerechtigkeiten und Verletzungen der Menschenrechte, begangen in fernen Ländern,... als ihnen selbst zugefügt empfinden, erhält moralische Qualität (Nr. 38).

2. Globale Solidarität in der Sozialverkündigung der Kirche Sollicitudo rei socialis Wenn die gegenseitige Abhängigkeit... anerkannt wird, ist die ihr entsprechende Antwort...die Solidarität (Nr. 38) Diese ist nicht ein Gefühl wagen Mitleids oder oberflächlicher Rührung wegen der Leiden so vieler Menschen nah oder fern. Im Gegenteil, sie ist die feste und beständige Entschlossenheit, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, für das Wohl aller und eines jeden, weil wir alle für alle verantwortlich sind (Nr. 38)

2. Globale Solidarität in der Sozialverkündigung der Kirche Sollicitudo rei socialis Solidarität als Weg zur Überwindung der Strukturen der Sünde Die wachsende Solidarität der Armen untereinander, ihre Initiativen gegenseitiger Hilfe als positives Zeichen Kraft ihres Auftrags aus dem Evangelium fühlt sich die Kirche an die Seite der Armen gerufen.

2. Globale Solidarität in der Sozialverkündigung der Kirche Sollicitudo rei socialis Die wechselseitige Abhängigkeit muss sich in eine Solidarität verwandeln, die auf dem Prinzip gründet, dass die Güter der Schöpfung für alle bestimmt sind (Nr. 39). Die Solidarität hilft uns, den anderen nicht als irgendein Mittel zu sehen, sondern als ein uns gleiches Wesen. (Nr. 39) Opus solidarietatis pax, Friede, die Frucht der Solidarität

3. Praxis der Solidarität in Dritte- Welt-Gruppen Franz Nuscheler/ Karl Gabriel/Sabine Keller/Monika Treber, Christliche Dritte-Welt- Gruppen. Praxis und Selbstverständnis, Mainz 1995

3. Praxis der Solidarität in Dritte- Welt-Gruppen Gruppen im gemeindlichen Binnenmilieu: Kolping-Gruppe/Mission-Entwicklung-Friedens- Gruppe/Missionskreis-Gruppe Gruppen im Grenz-Milieu: Jugendverbandsgruppe/Gemeindepartnerschaftsgruppe Gruppen im Bewegungsmilieu: Laden- Gruppe/Hochschulgemeinde- Solidaritäsgruppe/Hochschulgemeinde- Aktionsgruppe/Bildungshaus- Gruppe/Basisgemeinde-Gruppe

3. Praxis der Solidarität in Dritte- Welt-Gruppen Deutungsmuster von Solidarität im gemeindlichen Binnenmilieu: Sozial-caritatives Hilfehandeln Mehr Patenschaft als Partnerschaft Keine Notwendigkeit der Bewusstseinsveränderung im eigenen Land

3. Praxis der Solidarität in Dritte- Welt-Gruppen Deutungsmuster von Solidarität im Grenz- Milieu zwischen Gemeinde und sozialen Bewegungen Partnerschaft statt Patenschaft Bewusstseinsveränderung im eigenen Land wichtiger Teil der Solidaritätsarbeit Zusammenhalt und Solidarität in der Eigengruppe Voraussetzung des Engagements

3. Praxis der Solidarität in Dritte- Welt-Gruppen Christliche Inspiration und solidarische Praxis im Bewegungsmilieu: Gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse als Unrechtsstrukturen Notwendigkeit alternativer Formen von Politik und Leben Bezugspunkt des Handelns die gesellschaftliche Öffentlichkeit

4. Solidaritätspraxis in Mittel-und Osteuropa-Gruppen Karl Gabriel/ Christel Gärtner / Maria T. Münch / Peter Schönhöffer Solidarität mit Osteuropa Praxis und Selbstverständnis christlicher Mittelund Osteuropagruppen 1. Teil: Theoretische Vorüberlegungen und Befragungsergebnisse 2. Teil: Motive christlichen Solidaritätshandelns, Mainz 2002

4. Solidaritätspraxis in Mittel-und Osteuropa-Gruppen Ausgewählte Tätigkeitsbereiche der Gruppen Maßnahmen zur Armutsbekämpfung 35% Friedens- / Versöhnungsarbeit 27% Bildungs- / Informationsarbeit in D 15% Förderung ökumenischer Begegnung 12% Flüchtlings- / Rückkehrerarbeit 10% politische Lobbyarbeit 6% Einsatz für den Umweltschutz 2% 0% 10% 20% 30% 40% 50%

4. Solidaritätspraxis in Mittel-und Osteuropa-Gruppen Häufigste Aktionsformen der Gruppen Besuche, Gegenbesuche 77% Hilfstransporte 57% Spenden (Sammelaktionen) 54% Austausch- / Begegnungsmaßnahmen 49% Bildungs- / Informationsveranstaltungen in MOE 24% Gebete, Gottesdienstgestaltung 24% (Wieder-)Aufbau von anderen Einrichtungen 23% Übernahme von Patenschaften 20% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

4. Solidaritätspraxis in Mittel-und Osteuropa-Gruppen Faktoren, die das Engagement erschweren fehlende Bedingungen im Partnerland 24% Schwierigkeiten mit Grenz- und Zollbehörden 47% Rückgang von Spenden 25% Streichung von Zuschüssen 20% Sprachliche Verständigungsschwierigkeiten 32% 0% 10% 20% 30% 40% 50%

4. Solidaritätspraxis in Mittel-und Osteuropa-Gruppen Ziele der Gruppen für ihr Engagement Linderung von Armut 60% Voraussetzung für gerechte Lebensbedingungen schaffen 27% Hilfe zur Selbsthilfe 48% Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen 14% Bewußtsein im eigenen Land für MOE fördern 43% Christen / Christinnen vor Ort stärken 34% Verständigung zwischen den Religionen fördern 21% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

4. Solidaritätspraxis in Mittel-und Osteuropa-Gruppen Leitende Grundsätze der Gruppen in ihrem Engagement 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 40% 39% 21% 70% 24% 6% Katholische Soziallehre Impulse des Evangeliums humanitäre Grundsätze Zusammenwachsen von Europa 58% 30% 12% 42% 40% 18% Volle Zustimmung Mittlere Zustimmung Keine Zustimmung

4. Solidaritätspraxis in Mittel-und Osteuropa-Gruppen Beweggründe der Gruppen für ihr Engagement (Hier: "volle Zustimmung") praktische Nächstenliebe 74% Gerechtigkeit schaffen sinnvolle Tätigkeit ausüben den Glauben leben anderen eine Freude machen Austausch mit anderen Kulturen 54% 53% 51% 50% 48% Zusammensein in der Gruppe 42% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%