Das Lehrerbetriebspraktikum Projektträgerin: Küpper Sozialforschung & Consulting GmbH Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen
Ausgangssituation Die Verantwortung der Schulen bei der Berufswahlorientierung nimmt zu. Schulen müssen ihre Schülerinnen und Schüler auf aktuelle Qualifikationsanforderungen in der Ausbildung und Arbeitswelt gezielter vorbereiten. Unternehmen suchen gut vorbereiteten Ausbildungsnachwuchs. Ausbildungsabbrüche sollen vermieden werden. Das Lehrerbetriebspraktikum ist ein wichtiger Baustein für die schulische Berufswahlorientierung. Das Lehrerbetriebspraktikum fördert den Dialog zwischen Schule und Wirtschaft.
Gesetzliche Grundlage Runderlass des Ministeriums für Schule und Weiterbildung NRW zur Qualifizierung der Lehrkräfte durch Lehrerbetriebspraktika vom 06.11.2007 (BASS 12-21 Nr.1) Es sollen verstärkt Lehrerbetriebspraktika durchgeführt werden. Lehrkräfte erhöhen ihre Beratungskompetenz und sammeln Erfahrungen zur Auflösung von Rollenstereotypen in frauen- und männertypischen Berufen. Lehrerbetriebspraktika werden in Eigenverantwortung der Schulen durchgeführt und von der Schulleitung genehmigt. Bei Bedarf berät die zuständige Schulaufsicht die Schulen. Lehrerbetriebspraktika sollen für Lehrkräfte allgemein bildender Schulen bis zu zwei, für Lehrkräfte am Berufskolleg bis zu vier Wochen dauern. Lehrerbetriebspraktika sind dienstliche Veranstaltungen. Der Dienstherr übernimmt den Dienstunfallschutz.
Welche Zielsetzungen hat ein Lehrerbetriebspraktikum? - aus Sicht der Lehrerinnen und Lehrer Neue Arbeitswelten und wirtschaftliche Systeme kennen lernen. Sich praxisnah über aktuelle und neue Ausbildungsberufe informieren. Mit Auszubildenden ins Gespräch kommen. Praktische Erfahrungen sammeln; durch eigene Mitarbeit Anforderungen und körperliche Belastungen erleben. An Auswahlverfahren und Bewerbungsgesprächen teilnehmen. Gespräche mit Führungskräften, Ausbilder/innen und Mitarbeiter/innen führen.
Welche Zielsetzungen hat ein Lehrerbetriebspraktikum? Einblicke geben in Unternehmensstrukturen und Ausbildungsbereiche. Anforderungen für Schülerpraktika und für den Einstieg in Ausbildung vermitteln. - aus Sicht der Unternehmen Teilnahme an Bewerbungs- und Auswahlverfahren (z. B. Assessment Center) ermöglichen. Informationen über Schulalltag und Berufswahlvorbereitung erhalten. Gut vorbereiteten Ausbildungsnachwuchs rekrutieren.
Ergebnisse aus dem Modellprojekt Durchgeführte Lehrerbetriebspraktika im Überblick Schaubild Schaubild 1: Lehrer/innen 3: Absolvierte im Lehrerbetriebspraktika Praktikum nach Schultyp nach Schaubild 4: Dauer der Lehrerbetriebspraktika Wirtschaftszweigen der (N Praktikumsunternehmen (N = 56) = 56) (N = 56) Wirtschaftszweig Industrie Einzelhandel Gesundheitswesen Hauptschule 4 Tage 5 % (n = 3) 14 % (n = 8) Gymnasium 13 % (n = 7) Hotel und Gaststätten Transport und Verkehr Informationstechnologie 1 Tag 16 % (n = 9) Berufskolleg 2 Tage 11 4 %%(n (n = = 6) 2) Medien Banken und Versicherungen 2 % (n = 1) 7 % (n = 4) 7 % (n = 4) Quelle: Küpper Sozialforschung - Köln, Stand: November 2006 Quelle: Küpper Sozialforschung Quelle: Küpper Sozialforschung - Köln, Stand: November 2006 Köln, Stand: November 2006 23 % (n = 13) 32 % (n = 18) Gesamtschule 5 Tage 38 55 % (n = 21) 31) 14 % (n = 8) 13 % (n = 7) Realschule 232 % (n = 1) 13) 3 Tage 21 % (n = 12) 0 5 10 15 20 Anzahl Lehrerbetriebspraktika
Erprobte Praktikumsmodelle - Begleitendes Beobachten Das vier- bis fünftägige -Praktikum Kennenlernen des Unternehmens - Kennenlernen des im Unternehmens Rahmen einer und Betriebserkundung einzelner Arbeits- - und Einblick Ausbildungsbereiche - Ganztägig Keine Integration Das in dreitägige den Praktikum in Arbeitswelt und Ausbildung - Punktuelle Mitarbeit - Aktive betrieblichen Mitarbeit Alltag möglich - Einsatz lässt sich - nach Intensives Erleben der Arbeitswelt Absprache gut organisieren und Ausbildungsbereiche - Ganztägig - Teilnahme an Bewerbungs- und Das eintägige Praktikum - Punktuelle Mitarbeit Auswahlverfahren möglich - Kennenlernen des - Kennenlernen Unternehmens, von Schnittstellen und ausgewählter Arbeits- übergreifenden und Bereichen in Praktikum an Nachmittagen Ausbildungsbereiche Unternehmen - Punktuelle Teilnahme - Insgesamt an Bewerbungsund Auswahlverfahren Wissenszuwachs guter Erfahrungs- und möglich
Erprobte Zeitpunkte für ein Betriebspraktikum Für die Durchführung eines Lehrerbetriebspraktikums bieten sich zeitliche Nischen an, die durch reduzierte Unterrichtszeiten entstehen, z. B. während Schülerbetriebspraktika während Wandertagen und Klassenfahrten in Projektwochen nach der Entlassung der 10. Jahrgangsstufen nach dem Abschluss von Abiturprüfungen in Randstunden bei geschickter Organisation in unterrichtsfreien Zeiten / Ferien
Organisation und Durchführung eines Praktikums Kontaktaufnahme mit dem Unternehmen Nachbereitungsbzw. (Ansprechperson aus der Gemeinsam Personalabteilung oder mit Ausbilder/in), für das Praktikum erstellen einen Fahrplan Feedbackgespräch führen 8 bis 10 Wochen vor Praktikumsbeginn Transfer gewonnener Erkenntnisse Durchführung des in den Unterricht und in Vorgespräch im Unternehmen Praktikums Maßnahmen schulischer Berufswahlvorbereitung; über Ziele, Ablauf und Inhalt (mit Begleitung einer des Praktikums führen Ansprechperson im Unternehmen) Intensivierung der Zusammenarbeit von Schule und Unternehmen
Nutzen für Schulen und Lehrpersonen Lehrerbetriebspraktikant/innen können als Multiplikatoren fungieren und ihr erworbenes Wissen an Schüler/innen, Kolleg/innen und Eltern weitergeben. Die Beratungskompetenz wird erhöht, z. B. bei der Erschließung neuer oder anderer Berufsfelder für Mädchen und Jungen. Lehrerbetriebspraktikant/innen haben ein anderes Standing und genießen eine höhere Akzeptanz bei den Schülerinnen und Schülern. Aktuelles, wirtschaftliches- und berufsrelevantes Knowhow kann in den Fachunterricht integriert werden. Über das Lehrerbetriebspraktikum kann sich eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Praktikumsbetrieb entwickeln.
Empfehlungen auf einen Blick Das Lehrerbetriebspraktikum muss mit der Schulleitung abgesprochen und von ihr genehmigt werden. Die Schulleitung sollte interessierte Lehrkräfte bei der Durchführung eines Praktikums unterstützen. Das Betriebspraktikum muss von Lehrkraft und Unternehmen mit klaren Zielsetzungen vorbereitet werden (Praktikumsfahrplan). Lehrerbetriebspraktika können in zeitlichen Nischen stattfinden. Die Dauer des Praktikums ist variabel. Das Lehrerbetriebspraktikum richtet sich an alle Lehrkräfte, insbesondere an Klassenlehrer/innen, Berufswahlkoordinator/innen und Fachlehrer/innen. Das Lehrerbetriebspraktikum sollte sich an jeder Schule als Baustein für die schulische Berufswahlvorbereitung etablieren.
Kontakte Küpper Sozialforschung & Consulting GmbH Theodor-Heuss-Ring 24 50668 Köln Telefon: 0221 46 67 71 E-Mail: info@kueso.de Internet: www.kueso.de Hiltrud Rottkord Benjamin Schulz