Erfahrungsbericht Praktikum in China Sven Lauterwasser Bachelor Bauingenieurwesen Shanghai CND Construction Consulting Co., Ltd. Sommersemester 2015 Erfahrungsbericht Seite 1 von 5 Sven Lauterwasser
Einführung Im Sommersemester 2015 habe ich ein fünfmonatiges Praktikum in China absolviert. Ich habe für die chinesische Firma Shanghai CND Construction Consulting Co. Ltd. in der Nähe von Beijing gearbeitet. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen im Bereich Design & Consulting, sowie im Bereich Design & Build an. Die Kunden sind hauptsächlich mittelständische Unternehmen aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern die in China einen Industriestandort errichten wollen. Bei CND arbeiten ca. 30 Mitarbeiter, welche hauptsächlich Ingenieure sind. Viele der Mitarbeiter haben internationale Erfahrung und im Ausland studiert. Ansicht Bauprojekt Arbeiten Während meines Praktikums war ich 3 Monate in der Bauleitung eingesetzt bei einem Projekt für einen deutschen Tor- und Türenhersteller in der Tianjin Baodi Economic Development Zone. Dabei habe ich einen vielfältigen Einblick in die chinesische Bauwirtschaft und die Tätigkeiten als Bauingenieur bekommen. Bei dem Bauprojekt handelt es sich um die dritte Ausbauphase des Industriestandortes. Gebaut wurde eine eingeschossige Industriehalle mit einer Brutto-Grundfläche von 9.000 m². CND war Generalunternehmer, welcher das Gebäude schlüsselfertig errichtet hat. Meine Haupttätigkeiten waren die Baustellendokumentation, Arbeitssicherheit, Bauüberwachung und die Erfassung von Baumängeln. Während der Bauzeit habe ich sehr interessante Erfahrungen gemacht. Die Arbeitsweise unterscheidet sich in vielen Punkten doch wesentlich von der Deutschen, so wurden z.b. weniger Baumaschinen eingesetzt, dafür aber mehr Arbeiter, da die Lohnkosten erheblich geringer sind. Auch sind die Gegensätze teilweile sehr ausgeprägt, 60 Jahre alte Kipplader fahren neben Erfahrungsbericht Seite 2 von 5 Sven Lauterwasser
modernen Laser-gesteuerten Maschinen. Zudem haben die wenigsten Arbeiter eine Berufsausbildung, sie sind meist Wanderarbeiter welche auf den Baustellen ihr Geld verdienen. Bedrückt hat mich des Öfteren die mangelnde Arbeitssicherheit. Begeistert hat mich die Improvisationsgabe der chinesischen Bauarbeiter. Gelernt habe ich wie unter anderen Bedingungen und Gegebenheit gebaut wird als ich es von Deutschland gewohnt war. In der zweiten Hälfte meines Praktikums war ich noch 2 Monate im Büro von CND in Langfang. Dort habe ich bei der Angebotsbearbeitung mitgewirkt, Abrechnungen gemacht und in der Vorplanung für neue Projekt mitgearbeitet. Mit meinen Kollegen habe ich mich super verstanden, wir hatten ein sehr gutes Verhältnis und auch nach der Arbeit oft gemeinsam etwas unternommen. Betonierarbeiten Leben und Wohnen Ich persönlich habe das Leben in China sehr genossen. Jeder Tag war spannend und herausfordernd, belohnt wurde ich mit einmaligen Einblicken in die chinesische Kultur. Gewohnt habe ich zusammen mit meinem chinesischen Kollegen in einem großzügigen Appartement. Die Unterkunft hat mir die Firma gestellt, zudem wurde mir auch der Hinund Rückflug gezahlt, so wie ein Gehalt. In der Stadt in der ich gewohnt habe war ich der einzige westliche Ausländer, dementsprechend hatte ich einen gewissen Kuriositätenstatus. Des Öfteren wurden Fotos von mir gemacht und einzelne Wörter auf Englisch zu mir gesagt. Im Allgemeinen konnten aber die wenigsten sich auf Englisch verständigen. Super fand ich das chinesische Essen, welches ich köstlich finde und sehr Erfahrungsbericht Seite 3 von 5 Sven Lauterwasser
preiswert war. Wir haben jeden Tag in Restaurants gegessen, oft wurden wir abends von Subunternehmern zu Geschäftsessen eingeladen. Dabei ging es meist hoch her, noch vor dem ersten Teller wurde Baijiu (chinesischer Schnaps) gereicht, mit welchem man sich mehrmals zuprostete. Ganbei! (Chinesischer Trinkspruch). Bei den Geschäftsessen wurden dann die Beziehungen gepflegt und die nächsten Projekte ausgehandelt. Die Wochenenden und Feiertage habe ich genutzt um China zu erkunden. Häufig war ich in Beijing oder Tianjin, da diese nicht weit entfernt waren. Den Kaiserpalast habe ich besichtig, die Große Mauer, den Himmelstempel sowie noch vieles weiteres mehr. Zu mir waren die Chinesen meist sehr höflich und zuvorkommend, als Ausländer in China wird einem viel Respekt entgegen gebracht. Zudem haben sie ein sehr gutes Bild von Deutschland, es kam oft so rüber wie wenn sie Deutschland als Vorbild für ihr eigenes Land sehen. Taxifahrer z.b. haben mir immer von deutschen Autos, der Fußballnationalmannschaft und dem deutschen Bier vorgeschwärmt. Zu den Städten kann man sagen das sie meist doch recht trist sind, überall Betonbauten und Straßen. Toll dagegen sind die Parks in welchen sich abends die Menschen treffen um gemeinsam Sport zu machen, zu tanzen, musizieren und das Leben genießen. Der Smog und die Luftverschmutzung sind durchaus bedenklich, wobei man sich selbst nach einer gewissen Zeit mehr oder weniger daran gewöhnt hat. Auch die Gewohnheiten und Gebräuche sind anfangs gewöhnungsbedürftig. Es wird oft auf den Boden gespuckt, der Straßenverkehr ist zumeist sehr chaotisch und es wird viel und überall geraucht. Auch ist es ständig laut, entweder vom Straßenverkehr oder von Bauarbeiten an jedem Eck. Zudem gab es jeden Tag bei uns in der Nachbarschaft Feuerwerk, wenn z.b. ein neuer Laden eröffnet wird oder man das Glück für die Familie herbeirufen will. Geschäftsessen Erfahrungsbericht Seite 4 von 5 Sven Lauterwasser
Fazit Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte mein Praktikum in China zu absolvieren. Ich habe viele neue Erfahrungen gemacht die ich nicht missen möchte. Fachlich als auch persönlich hat mich das Praktikum weitergebracht, ich habe einen Einblick in die chinesische Bauwirtschaft erlangen können, intensiv die chinesische Kultur erleben dürfen und meine interkulturellen Fähigkeiten ausgebaut. Zudem habe ich mein Englisch durch tägliches Anwenden verbessert und gefestigt, sowie meine Sprachkenntnis in Chinesisch ausgebaut. Ich kann mir auch vorstellen nach meinem Abschluss wieder in China zu arbeiten und bin dankbar für alle die mir diese einmalige Zeit ermöglicht haben. Erfahrungsbericht Seite 5 von 5 Sven Lauterwasser