Erfahrungsbericht Praktikum an der deutschen Schule in Valinhos, Sao Paulo, Brasilien

Transkript

1 Erfahrungsbericht Praktikum an der deutschen Schule in Valinhos, Sao Paulo, Brasilien Name: Asja Waltersberger Realschullehramt PO Fachsemster (5. Hochschulsemester) Fächer: Geschichte, Wirtschaftslehre, Mathematik

2 1. Vorbereitung Ich hatte schon immer den Wunsch ein Praktikum im Ausland zu machen. Nachdem ich mich erfolglos an der PH für einen Platz für ein Auslandspraktikum in Afrika beworben habe, habe ich mich selbstständig um einen Praktikumsplatz gekümmert. Zuerst habe ich mich mit den Angestellten des Praxisamtes an der PH unterhalten, um sicherzustellen, dass mir ein Auslandspraktikum auch verrechnet wird. Nachdem ich die nötigen Informationen hatte, habe ich mich mit Hilfe des Internets über deutsche Auslandschulen informiert. Im Internet habe ich auch eine Liste aller deutschen Auslandschulen gefunden ( Ich informierte mich über die einzelnen, für mich interessanten Schulen, über die jeweiligen Homepages. Anschließend schickte ich eine Bewerbungs an die entsprechenden Schulen. Die Resonanz auf meine Bewerbungs war eher durchwachsen. Ich habe von ca. 70% keine Antwort bekommen und von 25% eine Absage. Zusagen kamen überwiegend aus Südamerika. Von der Visconde de Porto Seguro in Brasilien habe ich verhältnismäßig schnell eine Zusage bekommen und habe dann auch nach einigen Tagen zugesagt. Da ich mein Praktikum im Anschluss an mein Auslandssemester gemacht habe und daduruch noch von der PH beurlaubt war musste ich diesbezüglich nichts weiter organisieren. Ein Stipendium habe ich nicht in Anspruch genommen, da mein Praktikum zeitlich zu kurz war (Stipendium hätte es erst ab sechs Wochen gegeben). Da ich durch mein Auslandsemester schon alle Impfungen etc. hatte musste ich mich darum auch nicht mehr kümmern. Während meines Aufenthaltes in Brasilien habe ich kostenlos bei einer Gastfamilie gewohnt, welche mir die Schule vermittelt hat. Die Gastfamilien haben Kinder, welche auf die Porto Seguro gehen und erhoffen sich, durch die Aufnahme der Praktikanten, dass ihre Kinder ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern. Das bedeutet, dass man nach der Schule mit den Kindern Hausaufgaben machen, lesen und eventuell spielen muss. 2. Aufenthalt Die Visonde de Porto Seguro ist eine offizielle deutsche Auslandsschule und Privatschule in Valinhos, Brasilien. Valinhos ist eine kleine Stadt - ca. 90 min von Sao Paulo entfernt. An der Porto Seguro sind ca SchülerInnen, wobei der deutschsprachige Teil (Curriculum B) nur einen kleinen Teil umfasst. Am Curriculum B gibt es die Klassen eins bis zwölf, jedoch gibt es in jeder Jahrgangsstufe nur jeweils eine Klasse. Die SchülerInnen erlangen nach der elften Klasse den brasilianischen Schulabschluss (gleichgestellt mit dem Abitur) und haben dann noch die Möglichkeit Klasse 12 zu besuchen um das deutsche Abitur zu erlangen.

3 Am Curriculum A wird Deutsch lediglich als Fremdsprache unterrichtet. Im Curriculum B dagegen ist Deutsch neben Portugiesisch Unterrichtssprache. Das bedeutet, dass die meisten Fächer auf Deutsch und Portugiesisch unterrichtet werden z.b. haben die SchülerInnen in Klasse 8 fünf Stunden Mathematik pro Woche, dabei finden zwei Stunden auf Deutsch und drei Stunden auf Portugiesisch statt. Die Fächer auf Deutsch werden von deutschen LehrerInnen unterrichtet und die Fächer auf Portugiesisch von den portugiesischen LehrernInnen. Dieses System erfordert ein hohes Maß an Kommunikation, da sich die Fachlehrer ständig absprechen müssen. Die SchülerInnen lernen dadurch auch viele Dinge doppelt auf Deutsch und Portugiesisch. Ich began mein Praktikum nach den brasilianischen Sommerferien Ende Januar. Die Schule beginnt um Uhr und endet für die GrundschülerInnen nach der 6. Stunde um Uhr und für die höheren Klassen um Uhr nach der 7. Stunde. Ab der 7. Klasse haben die SchülerInnen zusätzlich noch Mittagsschule welche teilweise bis Uhr dauert. An meinem ersten Schultag wurde ich sehr freundlich von meiner Mentorin in Empfang genommen und allen Kollegen/ Kolleginnen vorgestellt. Während den ersten Tagen begleitete ich meine Mentorin in den Unterricht, zum Ende der Woche hatte ich mir einen Stundenplan zusammengestellt und folgte dann nur noch den jeweiligen Fachlehrern. Da das Curriuculum B recht klein ist, gab es nur eine Geschichtelehrerin für die Klassen sieben bis zwölf. Ich wurde der Geschichtelehrerin und zwei Mathelehrern zugeteilt. Ich besuchte Geschichte in Klasse 7-12 und Mathematik in Klasse Während meinen Hohlstunden hatte ich die Möglichkeit bei anderen LehrerInnen zu hospitieren. Das war sehr interessant, da ich u.a. auch in der Grundschule und bei portugiesischen Kollegen/Kolleginnen hospitiert habe. Vor allem der Musikraum war sehr gut ausgestattet mit vielen Instrumenten und jede/r SchülerIn spielt mindestens ein Instrument, das sie an der Schule lernen. Nach der Schule bin ich mit meinen Gastkindern nach Hause und habe dort mit ihnen Mittag gegessen und Hausaufgaben gemacht. Die Mittage verbrachte ich oft zu Hause und beschäftigte mich mit den Kindern und abends traf ich mich mit anderen Praktikantinnen und Au-pairs. An den Wochenenden hat meine Gastfamilie meistens einen Familienausflug unternommen zu welchem ich auch jederzeit herzlich eingeladen war. Zu erwähnen ist, dass die Familien, welche ihre Kinder auf die Porto Seguro schicken, alle recht wohlhabend sind, daher bekommt man in Valinhos und Umgebung nicht viel von der Armut und den Favelas mit.

4 3. Brasilien Bereits vor meinem Praktikum bin ich zwei Wochen quer durch Brasilien gereist. Brasilien gilt als das ewige Schwellenland, trotzdem sind die Lebenshaltungskosten sehr hoch. Ich habe bereits vor meiner Reise viele negative Sachen über Brasilien gehört vor allem, dass die Kriminalitätsrate sehr hoch ist. Jedoch hatte ich Glück und wurde während meines gesamten Aufenthaltes nie Opfer eines Raubüberfalles oder ähnlichem. Jedoch ist die Gefahr nicht zu unterschätzen: so ist es z.b. in Brasilien nicht üblich zu Fuß zu gehen. Auch die SchülerInnen werden von den Eltern jeden Tag in die Schule gefahren und wieder abgeholt. Nur wenige nehmen den Schulbus. Zudem ist es von Vorteil wenn man ein paar Grundkenntnisse in Portugiesisch hat, da in Brasilien nur sehr wenig Menschen Englisch sprechen und man sich ohne Portugiesisch kaum verständigen kann. 4. Resümee Ich war von meinem Praktikum in Brasilien ein bisschen enttäuscht, da ich mir mehr erhofft hatte. Da das Curriculum B so klein ist sind die Kapazitäten auch sehr beschränkt Ich hatte ich wenige Möglichkeiten mich pädagogisch zu entfalten. Weiterhin gab es erhebliche Probleme auf die von der PH geforderten selbstgehaltenen Unterrichtsstunden zu kommen und auch meine betreuenden LehrerInnen waren nicht sehr kooperativ z.b. durfte ich in Geschichte lediglich in Klasse 7 und 9 unterrichten auch nach mehrmaligen nachfragen bei der Lehrperson wurde ich vertröstet. Ich hätte mir persönlich einen größeren Lerneffekt erhofft. Die Meisten meiner selbstgehaltenen Unterrichtsstunden wurden mir fast komplett von den betreuenden Lehrpersonen vorgegeben (welches Thema mit welcher Methode unterrichtet werden soll etc.) - Jedoch habe ich gelernt mit Sprachproblemen und Verständigungsschwierigkeiten umzugehen und mein pädagogisches Handeln dementsprechend anzupassen. Viele Wörter und Begriffe die in Deutschland seit Ende der Grundschule/ Anfang der Mittelstufe schon bekannt sind, kannten die SchülerInnen teilweise auch in den höheren Klassen noch nicht. Der Unterschied des Sprachniveaus der Klassen war enorm. Zudem unterrichten viele der portugiesischen KollegenInnen nur Frontal d.h. die SchülerInnen müssen Gruppenund Partnerarbeit zusammen mit der Lehrperson trainieren. Vor allem als deutschsprachiger LehrerIn ist es praktisch wenn man zumindest Grundkenntnisse in Portugiesisch hat damit man notfalls das unbekannte deutsche Wort auf Portugiesisch übersetzen kann (was auch viele LehrerInnen machen). Ob das von Vorteil ist sei mal dahingestellt. Schlussendlich konnte ich einige Erfahrungen sammeln welche mir zwar nicht unbedingt im deutschen Schulalltag weiterhelfen werden, jedoch falls ich nochmal zum unterrichten ins Ausland gehe, von Vorteil sein können.

5 Zustimmungsklausel Hiermit erlaube ich, Asja Waltersberger, meinen Erfahrungsbericht sowie meine Fotos auf der Internetseite des International Office der Pädagogischen Hochschule Weingarten, zu veröffentlichen. Asja Waltersberger, Valinhos im Februar 2013