Erfahrungsbericht über meinen Auslandsaufenthalt in Blumenau, Brasilien

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1 Erfahrungsbericht über meinen Auslandsaufenthalt in Blumenau, Brasilien Fundação Universidade Regional de Blumenau (FURB) / Praktikum bei der Deutsch- Brasilianischen Industrie- und Handelskammer von: Regina Sellmair gina.sellmair@gmail.com Medien und Bildungsmanagement (B.A.), 7. Semester Pädagogische Hochschule Weingarten , WS2013/14 (2013.2)

2 Vorbereitung des Aufenthaltes Bereits am Anfang meines Studiums stand bei mir fest: Ich will ins Ausland. Und: Ich will weit weg. Und: Ich will nach Brasilien. Ein Land, in dem Fußball gespielt, Samba getanzt und das Leben gefeiert wird. Und ein Land, das sich in jeglicher Hinsicht nur schwer mit Deutschland vergleichen lässt. Für meinen Aufenthalt, der im 7. Semester, also nach meiner Regelstudienzeit stattfinden sollte, musste ich mich zunächst einmal gründlich informieren. Ich stand vor einem Berg von Fragen: Wie organisiert man so einen Aufenthalt? Wie bekommt man ein Visum? Und bekomme ich ein Praktikum als Studienleistung angerechnet? Einige Termine im International Office, Gespräche mit einer Austauschstudentin aus Florianópolis und Anrufe im Generalkonsulat brachten schlussendlich die wichtigen Antworten. Wichtig ist vor Allem, dass man sich rechtzeitig für einen Portugiesisch Kurs anmeldet, denn Englisch verstehen nur die wenigsten Brasilianer. Diesen kann man entweder an der FH belegen, oder man geht in die vhs Weingarten, wo der Kurs mit Studentenrabatt ca. 45 Euro kostet. In Blumenau gilt in ganz Brasilien als die deutsche Stadt, aber ich habe trotzdem nur sehr wenige Brasilianer getroffen, die wirklich deutsch gesprochen haben. Für ein Praktikum in Brasilien muss man aufgrund des Visums an einer brasilianischen Hochschule eingeschrieben sein. Ob man Kurse belegen will, kann man selbst entscheiden. Darum ist es wichtig, dass man das Visum rechtzeitig beantragt. Für das Visum wird eine Bescheinigung der bras. Hochschule benötigt. Dabei sollte man an der Uni immer mal wieder nachfragen und anrufen, da solche Schreiben gerne auch einmal auf dem Schreibtisch des Rektors liegen bleiben können J. Bei allen organisatorischen Fragen wurde ich sehr von meinem zukünftigen Chef in der Handelskammer unterstützt. Zwei Monate vor Beginn des Praktikums buchte ich dann meinen Flug nach Florianópolis über das Internet. Von dort aus konnte ich dann sehr bequem mit dem Bus nach Blumenau fahren. Bei der Wohnungssuche wurde ich ebenfalls von der Handelskammer unterstützt. Viele Blumenauer freuen sich sehr über Besuch aus Deutschland, da die meisten Familien vor vielen Generationen selbst einmal aus Deutschland gekommen sind. Über einen Kontakt der Handelskammer fand ich so den Weg in meine brasilianische Gastfamilie. Auch die Universität (FURB) hilft auf Anfrage bei der Wohnungssuche, sofern man lieber in einer WG wohnen möchte. Um vorab schon Leute kennenzulernen, hilft es auch, sich in die Facebook- Gruppe der Uni einzutragen oder unter couchsurfing.com Kontakte zu schließen. Hier finden sich viele hilfsbereite Brasilianer, die gerne bei allen Fragen weiterhelfen und man kann dort auch schon etwas portugiesisch üben. Praktikum im Gastland Mein Praktikum fand in der deutsch- brasilianischen Industrie und Handelskammer in der Zweigstelle Blumenau statt. Vor Ort arbeiten ca. 10 Mitarbeiter in den Abteilungen Vertrieb und internationale Projekte. Ich musste jeden Tag 6 Stunden arbeiten, dabei blieb aber genug Zeit für Freizeit oder um Vorlesungen an der Uni zu besuchen. Generell ist die Arbeitsatmosphäre sehr locker, und wenn man einmal einen freien Tag für Ausflüge usw. braucht, kann man die Stunden an anderen Tagen wieder reinholen. In der

3 Handelskammer arbeiten fast ausschließlich junge Leute, daher hat mir die Arbeit jeden Tag Spaß gemacht. Betreut wurde ich über das gesamte Praktikum hinweg sehr gut, und aus Kollegen und Kolleginnen wurden schließlich Freunde, sodass wir uns auch in der Freizeit oft trafen. Die meisten Mitarbeiter sprechen entweder deutsch oder englisch, daher ist die portugiesische Sprache keine Voraussetzung für das Praktikum. Ich würde es aber trotzdem empfehlen, denn zum einen freuen sich die Kollegen, wenn man mit ihnen portugiesisch spricht und zum anderen möchte man die Kultur ja auch kennenlernen. Gerade kulturell unterscheiden sich Brasilien sehr von Deutschland. Manchmal hat man das Gefühl, dass Dinge angefangen werden, aber nicht zu Ende gebracht werden. Auch die brasilianische Geschäftskultur ist von der deutschen sehr verschieden. In Brasilien wird viel mehr Wert auf Smalltalk gelegt, Beziehungen (z.b. in der Familie) sind sehr wichtig. Auch werden Vereinbarungen erst einmal mündlich gemacht, erst hinterher werden Verträge ausgehandelt. Hierdurch kann es allerdings auch einmal vorkommen, dass sich Vereinbarungen ändern oder dass sie gar nicht eingehalten werden. Meine Aufgabe war, die deutschen Firmen zu betreuen, die Kontakte oder Standorte in Brasilien suchten. Dabei organisierte ich Firmenbesuche, telefonierte mit den Ansprechpartnern und recherchierte geeignete Geschäftspartner. Wenn eine brasilianische Firma nach deutschen Partnern suchte, durfte ich bei allen Meetings vor Ort mit. Durch immer wieder neue Projekte wurde die Tätigkeit in der Handelskammer niemals langweilig. Studium an der FURB Neben dem Praktikum bleibt genug Zeit, auch Kurse an der FURBe zu belegen. Ich habe mich für die Kurse Globalization, Brasilian Culture und Portugiesisch als Fremdsprache eingeschrieben, welche mir vom International Office der FURBe empfohlen wurden. Man kann sich je nach Fakultät aber auch in andere Kurse einschreiben lassen. Die Vorlesungen finden allerdings fast immer abends (zwischen 19 und 22 Uhr) statt. Dort trifft man auf andere Austauschstudenten aus aller Welt und lernt sehr gut Leute kennen. Die Prüfungen, die circa alle zwei Monate stattfinden, sind nicht schwierig. Aufenthalt im Gastland Auch wenn Blumenau kein typisch brasilianischer Ort ist, lernt man die Kultur der Brasilianer hier genauso gut kennen wie anderswo. Nur die Fachwerkhäuser und das Oktoberfest erinnern an die deutsche Gründung der Stadt. Die Leute sind unglaublich gastfreundlich und hilfsbereit und man wird oft von Leuten angesprochen. Brasilianer sind sehr offen und schätzen es, wenn man sich mit ihnen unterhält. Schon aus der Frage, welchen Bus man nehmen muss, entwickeln sich oft Gespräche und Bekanntschaften. Man muss in Brasilien allerdings auch sehr viel Geduld mitbringen, denn man muss sich oft in langen Schlangen anstellen (z.b. Supermarkt, Bäcker, Apotheke) oder Zettel ziehen und warten bis man dran ist. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind gut und sicher, trotzdem ist der Fahrstil der Busfahrer gewöhnungsbedürftig und man weiß oft nicht, wann der Bus kommt, denn es gibt keine genauen Fahrpläne. Wenn man aber offen ist und auf die Leute zugeht, kann man sich ganz gut zurechtfinden.

4 Teilnahme an Projekten In Blumenau gibt es die Studentenverbindung AIESEC, die Austausche in alle Länder organisiert und betreut. Als Austauschstudent kann man an vielen Events teilnehmen, bei denen man mit anderen Studenten in Kontakt kommt und sein eigenes Land präsentieren darf. Es lohnt sich wirklich, dort mitzumachen, und die AIESEC- Mitglieder sind sehr dankbar, wenn sich Studenten hierfür finden. Dabei fragt man im IO der FURB einfach nach den Ansprechpartnern. Praktische Tipps Keine Angst Brasilien ist zwar gefährlicher als Deutschland, aber wenn man fragt, wo man nicht hingehen sollte, ist man auf jeden Fall vorbereitet. Man sollte nur in der Öffentlichkeit auf Handy und Geldbeutel aufpassen, vor allem in Warteschlangen. Reisen ist das Beste, was man tun kann Brasilien ist ein wunderschönes Land, und auch der Staat Santa Catarina ist sehenswert. Besonders schön sind die Iguazú- Wasserfälle (ca. 17 Stunden mit dem Bus, über Nacht) Die Mensa der Uni ist teuer in der Stadt gibt es viele gute Restaurants, die um einiges besser und billiger sind. Am besten eine Wohnung in der Nähe der Handelskammer suchen (Centro), denn diese ist mitten in der Stadt. Für alle anderen Stadtteile muss man weit laufen oder Bus fahren. Falls ihr ein Dirndl oder Lederhosen habt fürs Oktoberfest unbedingt mitbringen, denn die, die man dort kaufen kann, sind sehr teuer. In Brasilien wird Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit nicht sehr genau genommen. Überlegt auf jeden Fall immer einen Plan B vor allem bei Übernachtungen, Reisen usw., bei denen man auf die Einheimischen angewiesen ist. Persönliche Wertung Ich kann einen Aufenthalt in Brasilien nur weiterempfehlen. Brasilien steckt voller Lebensfreude und ist trotz aller Probleme ein interessantes und wunderbares Land. Man muss alle Eindrücke mitnehmen und auf sich wirken lassen. Natürlich sieht man auch Dinge, die einem nicht gefallen (Armut), aber auch das gehört dazu und ist kennzeichnend für das Land. Ich habe während meiner Zeit dort viel gelernt und erlebt, und werde auf jeden Fall wieder dorthin reisen. Kosten / finanzielle Unterstützung Für meinen Auslandsaufenthalt bekam ich einmalig einen Reisekostenzuschuss in Höhe von 700 Euro. Das Praktikum ist bezahlt (ca. 800 Reais), man bekommt eine Restaurantkarte mit monatlich 300 Reais und Transportzuschüsse für den Bus. Der Süden Brasiliens ist teurer als der Norden, trotzdem liegen die Preise noch etwas unterhalb der deutschen Preise.

5 Bilder Zustimmungsklausel Hiermit stimme ich zu, dass mein Erfahrungsbericht auf der Homepage des Akademischen Auslandsamtes/ International Office veröffentlicht werden darf.

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