Testen auf Strukturbruch - Implementierung in R und Anwendung



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Transkript:

Technische Universität Wien Testen auf Strukturbruch - Implementierung in R und Anwendung Achim Zeileis Friedrich Leisch Kurt Hornik Christian Kleiber

Inhalt Was ist ein Strukturbruch (im linearen Regressionsmodell)? Was ist R? Verallgemeinerte Fluktuationstests F -Tests Anwendung auf Zeitreihe der Wechselkursrenditen USD/EUR

Was ist ein Strukturbruch (im linearen Regressionsmodell)? Betrachtet wird das lineare Regressionsmodell y i = x i β i + u i (i = 1,..., n), wobei zum Zeitpunkt i: y i abhängige Variable, x i Regressorvektor mit k Elementen, β i Vektor von k unbekannten Regressionskoeffizienten, u i Fehlerterm.

Was ist ein Strukturbruch (im linearen Regressionsmodell)? Getestet wird die Nullhypothese H 0 : β i = β 0 (i = 1,..., n) gegen die Alternativen H 1 : nicht H 0 bzw. H 1 : β i = { βa (1 i i 0 ) β B (i 0 < i n)

Was ist R? R ist ein Software-Paket für Statistical Computing die GNU Implementierung der Programmiersprache S. http://www.r-project.org/ Die hier vorgestellten Funktionen und Methoden zum Testen auf Strukturbruch sind im Package strucchange implementiert. Autoren: Achim Zeileis, Friedrich Leisch, Bruce Hansen, Kurt Hornik, Christian Kleiber, Andrea Peters. Erhältlich im Comprehensive R Archive Network CRAN. http://cran.r-project.org/

Die Daten Zeitreihe der Wechselkursrate USD/EUR seit 1979, erhhältlich bei der Europäischen Zentralbank (http://www.ecb.int/): monatlicher Durchschnitt von US Dollar pro Euro (bzw. ECU). USD / EUR 0.8 1.0 1.2 1.4 1980 1985 1990 1995 2000 Time

Die Daten Getestet werden soll, ob der Mittelwert der Renditen (Log-Preis- Differenzen) konstant bleibt oder nicht. D.h. ob die Reihe erklärbar ist als Konstante + Rauschen. returns (USD / EUR) 0.05 0.00 0.05 1980 1985 1990 1995 2000 Time

Verallg. Fluktuationstests empirischer Fluktuationsprozeß spiegelt Fluktuation wider in Residuen (übliche OLS-Residuen oder rekursive Residuen = 1-Schritt-Prognosefehler) Parameterschätzungen theoretischer asymptotischer Grenzprozeß ist bekannt wähle Schranken, so daß der Grenzprozeß diese nur mit Wahrscheinlickeit α überschreitet überschreitet der empirische Flukutationsprozeß die theoretischen Schranken, so ist die Fluktuation unwahrscheinlich groß verwerfe Nullhypothese

Verallg. Fluktuationstests Prozesse auf Basis der OLS-Residuen: û i = y i x i ˆβ OLS-basierter CUSUM-Prozeß: W 0 n (t) = 1 ˆσ n nt i=1 û i (0 t 1). OLS-basierter MOSUM-Prozeß: Mn(t h) 0 1 = ˆσ n N n t + nh û i i= N n t +1 (0 t 1 h).

Verallg. Fluktuationstests Prozesse auf Basis der OLS-Residuen: û i = y i x i ˆβ OLS-basierter CUSUM-Prozeß: W 0 n (t) = 1 ˆσ n nt i=1 û i (0 t 1). OLS-basierter MOSUM-Prozeß: Mn(t h) 0 1 = ˆσ n nt + nh û i i= nt +1 (0 t 1 h).

Verallg. Fluktuationstests R> rusd.ols1 <- efp(rusd ~ 1, type="ols-cusum") R> plot(rusd.ols1) OLS based CUSUM test empirical fluctuation process 1.0 0.5 0.0 0.5 1.0 1980 1985 1990 1995 2000 Time

Verallg. Fluktuationstests R> rusd.mos1 <- efp(rusd ~ 1, type="ols-mosum") R> plot(rusd.mos1) OLS based MOSUM test empirical fluctuation process 1.0 0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 1980 1985 1990 1995 2000 Time

Verallg. Fluktuationstests Neben diesen graphischen Methoden können auch Signifikanztests mit Hilfe der Funktion sctest() angewandt werden: R> sctest(rusd.ols1) OLS-based CUSUM test data: rusd.ols1 S0 = 1.389, p-value = 0.0422 R> sctest(rusd.mos1) OLS-based MOSUM test data: rusd.mos1 M0 = 1.452, p-value = 0.01

Verallg. Fluktuationstests Darüberhinaus sind folgende Prozesse/Tests implementiert: Rekursiver CUSUM-Test (Standard-CUSUM-Test von Brown, Durbin, Evans, 1975) Rekursiver MOSUM-Test Recursive Estimates Test (Flukuationstest) Moving Estimates Test Alle diese empirischen Fluktuationsprozesse können mit der Funktion efp() angepaßt und zusammen mit den zugehörigen Schranken dargestellt werden.

F -Tests F -Tests sind für die 1-Bruchpunkt-Alternative H 1 gebaut. (i) bei bekanntem (potentiellen) Bruchpunkt: Chow-Test Es wird ein OLS-Modell vor und eins nach dem Bruchpunkt i 0 angepaßt und die Residuen ê = (û A, û B ) mit Hilfe eines F -Tests mit den OLS-Residuen des Modells ohne Bruchpunkt verglichen: F i0 = (û û ê ê)/k ê ê/(n 2k).

F -Tests (ii) bei unbekanntem Bruchpunkt: supf -Test Berechne die Teststatistiken F i für alle möglichen Bruchpunkte in einem Intervall [i, ı] und verwerfe die Nullhypothese, wenn eine dieser Teststatistiken unwahrscheinlich groß wird. alternativ: avef - und expf -Test Nullhypothese verwerfen, wenn der Durchschnitt bzw. das exp- Funktional der F -Statistiken zu groß wird. Diese Tests haben gewisse Optimalitätseigenschaften (Andrews & Ploberger, 1994).

F -Tests R> rusd.fstats1 <- Fstats(rUSD ~ 1) R> plot(rusd.fstats1) F statistics 0 2 4 6 8 10 1985 1990 1995 Time

F -Tests Genau wie bei den Fluktuationstests kann auch hier ein Signifikanztest mit der Funktion sctest() durchgeführt werden: R> sctest(rusd.fstats1) supf test data: rusd.fstats1 sup.f = 10.0674, p-value = 0.02586

Wechselkursrenditen Sowohl Fluktuations- wie auch F -Tests zeigen deutliche Hinweise, daß sich der Mittelwert der Zeitreihe der Renditen Anfang 1985 ändert. Ein Algorithmus zur Bruchpunktschätzung findet zwei Bruchpunkte: Januar 1985, Dezember 1987. Dies wird im folgenden bei der Anpassung des linearen Regressionsmodells berücksichtigt, d.h. es werden drei verschiedene Mittelwerte angepaßt für: bis Januar 1985 Februar 1985 bis Dezember 1987 ab Januar 1988

Wechselkursrenditen returns (USD / EUR) 0.05 0.00 0.05 1980 1985 1990 1995 2000 Time

Wechselkursrenditen R> rusd.ols2 <- efp(rusd ~ rusd.fac, type="ols-cusum") R> plot(rusd.ols2) OLS based CUSUM test empirical fluctuation process 1.0 0.5 0.0 0.5 1.0 1980 1985 1990 1995 2000 Time

Wechselkursrenditen R> rusd.mos2 <- efp(rusd ~ rusd.fac, type="ols-mosum") R> plot(rusd.mos2) OLS based MOSUM test empirical fluctuation process 1.0 0.5 0.0 0.5 1.0 1980 1985 1990 1995 2000 Time

Wechselkursrenditen R> rusd.fstats2 <- Fstats(rUSD ~ rusd.fac) R> plot(rusd.fstats2) F statistics 0 2 4 6 8 10 12 14 1985 1990 1995 Time

Zusammenfassung strucchange bietet ein einheitliches und flexibles Framework, um: Fluktuationsprozesse und F -Teststatistiken anzupassen, die Prozesse/Statistiken zusammen mit ihrem Schranken darzustellen, so potentielle Bruchpunkte graphisch zu illustrieren, Signifikanztests durchzuführen.