Ausgabenplanen. Märkteverstehen. Vermögenaufbauen. GELD MARKT WIRTSCHAFT. www.hoch-im-kurs.de. Schülermagazin 2014 AKTUALISIERTE AUFLAGE



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Transkript:

GRUNDBILDUNG FÜR DIE SEKUNDARSTUFE II Schülermagazin 2014 AKTUALISIERTE AUFLAGE GELD MARKT WIRTSCHAFT Ausgabenplanen. Märkteverstehen. Vermögenaufbauen. www.hoch-im-kurs.de

Inhaltsübersicht Einführung...3 Modul 1: Ausgaben planen....4 Geldmanagement Alles im Griff...4 Geld und Wirtschaft Ein Geben und Nehmen...6 Zukunft und Altersvorsorge An morgen denken...8 Modul 2: Märkte verstehen...10 Internationale Finanzmärkte... 10 Finanzmarktkrise und Staatsschuldenkrise... 12 Kapitalmarkt und Börse... 14 Modul 3: Vermögen aufbauen...16 Die Mischung macht s... 16 Zeit bringt Geld.... 18 Anlagen im Vergleich Für jeden das Richtige... 20 Investmentfonds Wie funktioniert das?... 22 Berufsorientierung...24 Berufe in der Investmentfondsbranche... 24 Glossar...26 Geld, Markt, Wirtschaft von A bis Z... 26 Hoch im Kurs im Internet...28 2 Herausgeber: Stiftung Jugend und Bildung, Berlin www.jugend-und-bildung.de, in Zusammenarbeit mit dem BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.v., Frankfurt am Main www.bvi.de Autorin: Dorothea Hoffmann Redaktion: Eric Meyer, Charlotte Höhn (V.i.S.d.P.) Pädagogische Beratung: Dr. Eva-Maria Kabisch (Vorsitzende der Stiftung Jugend und Bildung, ehem. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, Berlin) Fachbeirat: Volkher Blaich, Thomas Geiß, Petra Hausmann, Melanie Hunger, Thomas Kalich, David Knoll, Wolfgang Raab, Luisa Santos, Brigitte Schroll, Gabriele Wetzel Redaktionsschluss: November 2013 Konzept und Corporate Design: Agentur Gröpper&Bonum, Wiesbaden www.g-b.de Layout: SCHIMMELREITER, Sandra-Charlotte Hildebrandt, Wiesbaden www.schimmelreiter.de Fotos: Stefan Gröpper, Wiesbaden www.stefangroepper.com; Fotolia (Seite 4) Herstellung: Michael Iden, Berlin Druck: echter druck, Würzburg Verlag: Universum Kommunikation und Medien AG, Büro Wiesbaden, Taunusstraße 52, 65183 Wiesbaden, vertreten durch den Vorstand: Michael Jäger, Christian Renatus, Harald Ruppe, Handelsregister: Amtsgericht Charlottenburg, Registernummer: HRB 125681, USt.- IdNr.: DE 271726974, Internet: www.universum.com, E-Mail: info@universum.com Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten. Die Verlagsanschrift ist zugleich ladungsfähige Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten. Dieses Werk einschließlich all seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Alle Beiträge sind sorgfältig recherchiert und entsprechen dem aktuellen Stand. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus dem im Text genannten praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen. Diese Schrift wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Universum Kommunikation und Medien AG, 2013

Einführung Geld ist sicher nicht alles im Leben aber es spielt eine große Rolle im Alltag: Man kann es haben, ausgeben, brauchen, vermissen, aus dem Fenster werfen, sparen, verlieren, gewinnen, anhäufen, verdienen oder geschenkt bekommen. Da Geld aber nicht beliebig verfügbar ist, ist es sinnvoll, dass man mit Geld umgehen kann. Denn jeder Tag hält viele Verlockungen bereit, die zum Geldausgeben verführen wollen: Schnäppchen, Sonderangebote, Rabatte überall. Andererseits ist Sparen wichtig gerade für zukünftige Lebensphasen und für die frühzeitige Altersabsicherung ist der Vermögensaufbau heute notwendiger denn je. Studien zeigen immer wieder, dass sich Jugendliche in der Regel selbst um ihre Geldangelegenheiten kümmern wollen. Allerdings wissen sie oft nicht genug darüber und möchten mehr erfahren. Laut einer aktuellen Umfrage geben 54 % der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen an, sich in Sachen Geld und Finanzen wenig oder überhaupt nicht auszukennen. Quelle: Jugendstudie des Bankenverbandes, 2012 Zu diesem Heft Hoch im Kurs hält viele Informationen rund um das Thema Geld und Finanzen bereit für die Schule und für das praktische Nachschlagen zuhause. Jedes Kapitelthema wird auf einer übersichtlichen Doppelseite behandelt und kann aufbauend auf vorangehende Kapitel, aber auch losgelöst von den anderen Heftthemen gelesen werden. Zahlreiche Grafiken und Schaubilder, Schon gewusst? - Info-Rubriken, Beispiele aus dem Alltag, Arbeitsaufgaben und Tipps zum Weiterlesen oder zur Online-Recherche ergänzen die Texte. Fett markierte Wörter sind im Glossar auf den Seiten 26 und 27 erläutert. Wer aktuelle Themen, Tipps zum Umgang mit Geld sowie Jobtipps, Online-Lexikon und Gewinnspiele entdecken möchte, für den lohnt sich ein Besuch des Internetauftritts: www.hoch-im-kurs.de Wir freuen uns über Meinungen zu Hoch im Kurs. Schreibe eine E-Mail an redaktion@hoch-im-kurs.de Was genau muss man als junger Mensch also über Geld wissen? Diese Ausgabe von Hoch im Kurs erläutert wichtige und praktische Themen rund ums Geld und gibt eine Einführung in das Thema Geldmanagement. Hoch im Kurs beleuchtet die Welt der Finanzmärkte, stellt Möglichkeiten der Altersvorsorge vor und gibt Hinweise zum Vermögensaufbau. 3

modul 1 Ausgaben planen Geldmanagement Alles im Griff Endlich, heute fahren die Freunde zum neu eröffneten Shoppingcenter in der Stadt. Coole Läden überall, in den Auslagen schicke Klamotten, die neuesten Handys und modernste Multimedia-Technik. Verlockungen lauern an jeder Ecke. Hätte man doch jetzt nur mehr Geld! Und: Warum muss einem eigentlich immer das Teuerste auch am besten gefallen!? Ohne Moos nichts los? CDs, Disco, Handy, Computerspiele, Klamotten! Wer möchte das nicht alles gleichzeitig haben? Leider lässt sich aber Geld nicht nach Belieben vermehren und meistens ist das eigene Budget begrenzt. Was tun? Am besten überlegst du dir bereits vor dem Einkauf, was du gern haben möchtest oder unbedingt brauchst, informierst dich dann, was es kostet und checkst schließlich, was du im Portemonnaie oder auf dem Konto hast. Einnahmen und Ausgaben kommen manchmal in regelmäßigen Abständen wie das Taschengeld als Einnahme oder die Handyrechnung als Ausgabe. Andere hat man dagegen nur einmal pro Jahr, etwa das Geburtstagsgeschenk oder den Jahresbeitrag für den Sportverein. Wieder andere Einnahmen oder Ausgaben fallen nur bei bestimmten Gelegenheiten oder Anlässen an und sind daher sehr schlecht planbar. Ein Plan, in den du regelmäßig deine Einnahmen und Ausgaben einträgst, hilft dir, den Überblick zu behalten. Konsumieren oder sparen? Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Wer konsumiert, kann also nicht gleichzeitig sparen. Sparen bedeutet folglich, auf Konsum zu verzichten. In früheren Jahrhunderten legten die Menschen Vorräte an oder hatten ihr Geld unter dem Kopfkissen, um auch in schlechten Zeiten flüssig zu sein. Heute spart man eher bei Banken und Versicherungen oder über eine geeignete Geld- und Vermögensanlage. DER EINNAHMEN- UND AUSGABEN-CHECK Monats-Einnahmen: Taschengeld: 70,- Großeltern: 50,- Nachhilfe: 40,- Gesamt: 160, Jahres-Einnahmen: Ferienjob: 400,- Geburtstag: 100,- Weihnachten: 100,- Gesamt: 600, Monats-Ausgaben: Handy: 35,- Ausgehen: 40,- Zeitschriftenabo: 15,- Sonstiges: 5,- Gesamt: 95, Jahres-Ausgaben: Kleidung/Extras: 350,- Urlaub: 250,- Sportclub: 50,- Gesamt: 650, Sparquote geht leicht zurück Die deutschen Bürgerinnen und Bürger haben auch im Jahr 2012 fleißig gespart: Insgesamt haben sie 10,3 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante gelegt, das entspricht einer Ersparnis von rund 176,5 Milliarden Euro im internationalen Vergleich ein hoher Wert. 4

Sparmotive 79% für die Alterssicherung für Notfälle 76% 71% Quelle: Studie Sparen in Deutschland, mit Blick über die Ländergrenzen, Oktober 2011, Allianz AG für größere Anschaffungen oder Ausgaben Sparverhalten der Bundesbürger Motive für das Sparen Zwecksparen: Ansammeln eines größeren Geldbetrags, etwa für eine größere Anschaffung wie ein Auto, den Führerschein oder einen Laptop. Rendite: Legt man Geld zurück, soll es natürlich in der Zwischenzeit möglichst viel Gewinn abwerfen. Das Zauberwort hierfür heißt Rendite. Vorsorge: Sparen soll helfen, Vermögen aufzubauen, um eine Reserve zu haben. Da niemand weiß, was die Zukunft bringt, fängt man am besten schon in jungen Jahren an, für später vorzusorgen. Schließlich will man auch im Alter über Geld verfügen. Unterschiedliche Lebensphasen Einnahmen und Ausgaben, Wünsche und Ansprüche verändern sich mit zunehmendem Alter und der jeweiligen Lebensphase. Mit Anfang 20 oder als Single setzt man 47% 25% um die eigene Ausbildung / die Ausbildung von Kindern und Enkeln zu finanzieren 40% um Erspartes an Kinder und Enkel zu vererben um Wohneigentum zu kaufen 24% weil es vom Staat gefördert wird Jahr / Mittelaufkommen in Mrd. 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Verfügbares Einkommen 1.514,1 1.540,9 1.583,8 1.587,8 1.630,9 1.681,0 1.680,0 Private Konsumausgaben 1.355,1 1.373,7 1.402,3 1.411,1 1.444,7 1.495,0 1.503,5 = Sparen 159,0 167,1 181,5 176,8 186,2 186,0 176,5 Sparquote 10,5 % 10,8 % 11,5 % 11,1 % 11,4 % 11,1 % 10,3 % Quellen: Deutsche Bundesbank, 2011; Statistisches Bundesamt, 2012 andere Schwerpunkte als später, wenn man eine Familie mit Kindern hat oder mit 67 Jahren als Rentner seinen Lebensabend genießt. Wenn du in den Beruf eintrittst, übersteigen meist die Ausgaben die Einnahmen, zum Beispiel für ein Auto, für Möbel oder für die eigene Wohnung. Hier hilft die Bank mit einem Kredit. Zum Sparen bleibt in dieser Lebensphase in der Regel wenig übrig. Je schneller die Kredite in den Folgejahren wieder zurückgezahlt werden können, desto frühzeitiger können wieder neue Ersparnisse aufgebaut werden. Dies ist meist im fortgeschrittenen Alter und im späteren Berufsleben der Fall. Wenn du mit Mitte bis Ende 60 aus dem Berufsleben wieder ausscheidest, sinkt das Einkommen meist wieder ab, weil die staatliche Rente niedriger als das bisherige Einkommen ist. Damit aber der gewohnte Lebensstandard aufrechterhalten werden kann, ist es wichtig, durch frühzeitiges Sparen Vermögen aufzubauen. Frühes Sparen ist also nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Weiterklicken Mit der App Geld-Check auf deinem Smartphone hast du immer deine aktuellen Einnahmen und Ausgaben im Blick. Lade dir kostenlos die App auf dein Handy: Scanne dazu einfach den QR-Code auf der Rückseite dieses Hefts oder lade dir die App unter www.hoch-im-kurs.de/ app-geld-check herunter. Mach unter www.hoch-im-kurs.de Ò Themen Ò Finanz-Check den Einnahmen-und-Ausgaben- Check oder leg dir einen Budget- oder Finanzplan an, um deine Finanzen besser überblicken zu können. Ein Beispiel für ein Haushaltsbuch, um regelmäßig monatliche Ein nahmen und Ausgaben einzutragen, findest du hier: www.banktip.de Ò Konten & Karten Ò Angebote Girokonto Ò Das Haushaltsbuch (Portlet rechts) Weiterlesen Rund ums Geld, Bundes - verband deutscher Banken (Hrsg.), Schul Bank, Köln 2007 (2,50 Euro) Das Geld reicht nie. Warum T-Shirts billig, Handys umsonst und Popstars reich sind, W. v. Petersdorff, F.A.Z.-Institut für Management, Markt- und Medieninformationen GmbH, Frankfurt am Main 2008 (19,90 Euro) Niemals pleite! Der Geld - rat geber für junge Leute, C. Natusch, B. Kettl-Römer, Finanzbuch-Verlag, München 2009 (14,90 Euro) Die deutschen Haushalte haben zusammen über 5 Billionen Euro Geldvermögen auf der hohen Kante. Das Geld ist zum größten Teil auf Bankkonten, in Wertpapieren und Versicherungen angelegt.* Damit besitzen die Deutschen so viel Geld, dass sie jedem der 7 Milliarden Menschen auf der Welt rund 700 Euro geben könnten. (*Quelle: Deutsche Bundesbank, 2013)?! Schon gewusst? Weiterdenken! 1. a) Erstelle eine genaue Übersicht deiner monatlichen Einnahmen und Ausgaben und vergleiche die Summen. b) Nenne Beweggründe, Geld auszugeben. c) Warum verschulden sich viele Jugendliche? 2. Fragt in eurem Familien- und Bekanntenkreis nach, wofür und mit welchem Zeithorizont gespart wird. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede könnt ihr feststellen? Welche Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Generationen könnt ihr feststellen? 5

modul 1 Geld und Wirtschaft Ein Geben und Nehmen Alex und Sophie brauchen immer Geld, doch meistens ist der Monat noch lang, aber vom Taschengeld nicht mehr viel übrig. Die Lösung: Ein Ferienjob muss her. Ob Zeitung austragen, Regale im Supermarkt einräumen oder Babysitten: Viele Jugendliche verdienen sich ihr eigenes Geld. Dass man dafür arbeiten muss, ist jedem klar. Aber warum ist das eigentlich so? Wie funktioniert eine Volkswirtschaft? In jeder Volkswirtschaft gibt es Teilnehmer, die etwas anbieten (Anbieter), und andere, die genau das haben wollen und bereit sind, dafür Geld zu bezahlen (Nachfrager). Angebot und Nachfrage gibt es auf Märkten. Man unterscheidet Märkte für Waren und Dienstleistungen (Gütermarkt) Arbeit (Arbeitsmarkt) Kapital (Kapitalmarkt) Der Wirtschaftskreislauf Den Ort des Tauschs nennt man allgemein Markt. Anbieter und Nachfrager sind die privaten Haushalte, die Unternehmen, die Banken und der Staat. Durch das ständige Geben und Nehmen bildet sich ein Kreislauf. In diesem wirtschaftlichen Kreislauf gibt es stets zwei Wertströme: den Güterstrom und den Geldstrom. Der einfache Wirtschaftskreislauf beschreibt die Beziehung zwischen den Haushalten und den Unternehmen. Die privaten Haushalte, also alle Beschäftigten, bieten ihre Arbeitsleistung an und geben das Geld, das sie dafür erhalten, für Produkte und Dienstleistungen der Unternehmen wieder aus. Der Weg des Geldes verläuft daher entgegengesetzt zum Weg der Güter. Anbieter und Nachfrager verfolgen grundsätzlich unterschiedliche Ziele. Anbieter wollen ihre Waren oder ihre Arbeitsleistung zu möglichst hohen Preisen verkaufen und dabei einen möglichst hohen Gewinn erzielen. Da alle Anbieter das gleiche Ziel verfolgen, konkurrieren sie untereinander und Wettbewerb entsteht. Die Nachfrager wollen dagegen möglichst billig einkaufen und konkurrieren um das günstigste Angebot. Letztlich funktioniert damit eine Volkswirtschaft im Großen, wie ein Wochenmarkt im Kleinen. Wenn Angebot und Nachfrage sich ausgleichen, kommt der Tausch zustande und Waren und Geld wechseln jeweils den Besitzer. Man sagt, ein Markt ist im Gleichgewicht, wenn Angebot und Nachfrage sich ausgleichen. private Haushalte Arbe i tsmarkt Arbeitsleistung Entlohnung in Geld Konsumausgaben Güter (Dienstleistungen) G ü t e r m a r k t Unternehmen 1 Unternehmen 2 6

Erweiterter Wirtschaftskreislauf mit Banken und Staat Zum erweiterten Wirtschaftskreislauf gehören neben den privaten Haushalten und Unternehmen die Banken und auch der Staat, denn auch der Staat beeinflusst den Wirtschaftskreislauf: Einerseits erhält er von Haushalten und Unternehmen Steuern, andererseits zahlt er Geld für Löhne und Sozialleistungen (Transfers) an die Haushalte und tritt selbst als Nachfrager von Gütern und Dienstleistungen auf private (staatlicher Konsum). Außerdem möchte der Staat Haushalte durch bestimmte monetäre Anreize oder Auflagen das Verhalten der Wirtschaftsteilnehmer steuern. Geld, das nicht für Konsum ausgegeben, sondern gespart wird, fließt zu den Banken, Sparkassen oder Steuern Ersparnisse Staat Transfers (z. B. Sozialleistungen) Sparen Zinsen anderen Kapitalsammelstellen. Diese leiten die gesammelten Beträge wiederum in Form von Krediten an Unternehmen weiter. Alternativ können die Haushalte ihr Geld auch den Unternehmen direkt zur Verfügung stellen, indem sie sich an deren Kapital beteiligen, (das geht zum Was wäre, wenn es keinen Finanzmarkt gäbe? Woher würde man wissen, wer Geld anbietet und wer gerade welches sucht? Und wie viele Menschen müsste man fragen, um einen bestimmten Betrag zusammenzubekommen? Ohne die Transparenz und die Bündelungsfunktion des Finanzmarkts fänden Kapitalanbieter und -nachfrager nur durch erheblichen Organisations- und Zeitaufwand zueinander, da es keinen gemeinsamen Treffpunkt gäbe. Ohne den Finanzmarkt hätten Anleger kaum Möglichkeiten, eine geeignete Geldanlage, etwa in Form von Wertpapieren oder Fonds, auszuwählen. Unternehmen wären somit auf die finanziellen Möglichkeiten ihrer Eigentümer angewiesen und bekämen für ihre Inves titionen keine Kredite in ausreichender Höhe. Staat Kapital genannt, kann von dem oder den Unternehmenseigentümern oft nicht in ausreichendem Maße bereitgestellt werden. Sie brauchen weitere Kapital quellen, beispielsweise um neue Unternehmen können (Inves titionen). Maschinen kaufen zu Je mehr die Unternehmen investieren können, desto mehr Produkte oder Dienstleist ungen können sie anbieten und verkaufen. Dazu brauchen sie neue Arbeitskräfte, deren Löhne und Gehälter dann wieder in den Konsum fließen und mit Kapitalsammelstellen (z. B. Banken) Beispiel, wenn Unternehmen Aktien über die Börse verkaufen, Ò mehr ab Seite 14) oder Kredite vergeben (etwa durch Kauf einer Unternehmensanleihe). Wo immer Unternehmen forschen, investieren, produzieren oder Dienstleistungen erbringen, also etwas unternehmen, kostet es Geld. Dieses Geld, auch Käufe Staat, Subventionen Kreditaufnahme Staat Konsumausgaben Kapital Zinsen Lohn / Gehalt, Miete, Zinsen Steuern mehr Einkommen kann auch mehr gespart werden. Auf diese Weise bleibt der Kreislauf in Gang und die Volkswirtschaft wächst. Sparen ermöglicht also erst Investitionen. Und die sind für den Wohlstand einer Volkswirtschaft unverzichtbar. Wachstum und damit auch Arbeitsplätze würden dadurch begrenzt. Fazit: Wenn es keine Finanzmärkte gäbe, müssten sie erfunden werden. Der Markt für Kapital Der Markt, auf dem die getauschte Ware das Geld selbst ist, heißt Finanzmarkt oder Kapitalmarkt. Zu den Finanzmärkten zählen die Wertpapiermärkte (Börsen) sowie die Kreditmärkte und die Devisenmärkte (Devisen = fremde Währungen). Kapitalanbieter sind die Sparer und die Kapitalsammelstellen wie zum Beispiel Banken, die kleinere Geldbeträge sammeln und dadurch größere Beträge verleihen können. Nachfrager sind Unternehmen, der Staat und Haushalte, die Geld für unterschiedliche Zwecke benötigen. Weiterdenken 1. Anfang 2012 stellten Konsum forscher fest, dass die Kauflaune der Verbraucher sehr gut ist. Als mögliche Gründe sahen sie etwa die gute Lage am Arbeits markt. Auch die historisch niedrigen Zinsen reizten nicht zum Sparen an. (Quelle: www.bundesregierung.de Ò Nachrichten Ò ArtikelÒ Konjunktur: Aufwärtstrend hält an, 25. September 2013 Tragt in der Lerngruppe zusammen, welche Auswirkung Konsum einerseits und Sparen andererseits a) für die privaten Haushalte und b) für die Wirtschaft haben können. 2. Überlegt in Kleingruppen, welche Konsequenzen ein Leben ohne Finanzmärkte hätte. Entwerft ein entsprechendes Tableau für die verschiedenen Teilnehmer an den Märkten und diskutiert die Auswirkungen auf die politischgesellschaftlichen Abläufe und Konsequenzen für die Bürgerinnen und Bürger. Weiterklicken Unter www.hoch-im-kurs.de Ò Themen Ò Wie Märkte funk tionieren findet ihr weitere Infos über das Wirtschaftssystem in Deutschland. Der Internetauftritt von Wirtschaft und Schule www.wirtschaftundschule.de hält viele Informationen und Materialien zu Themen rund um die Marktwirtschaft bereit. Weiterlesen WIE? Wirtschaft erleben 3 und WIE? Wirtschaft erleben 4, Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.), Schul Bank, Bank-Verlag, Köln 2009/2010 (je 2,50 Euro) Schon gewusst?? Damit diese Tauschprozesse millionenfach und ohne Probleme funktionieren, muss das Geld einige wichtige Aufgaben übernehmen: Aufgaben des Geldes Tausch- und Zahlungsmittel Geld vereinfacht den Tausch von Waren, weil es allgemein anerkannt, von jedermann akzeptiert wird und überall hin transportiert werden kann. Recheneinheit und Geld erlaubt es, den Wert von Waren in Preisen auszudrücken, dadurch Rechnungen zu erleichtern und eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Wertmaßstab Wertaufbewahrungsmittel Geld verdirbt nicht, ist lagerfähig und unabhängig von Ort und Zeit. Dadurch erfüllt es perfekt die Aufgabe, Kaufkraft von heute in die Zukunft zu verlagern und ist damit auch die Voraussetzung für das Sparen. 7

modul 1 An morgen denken Zukunft & Altersvorsorge Marcel hat vor einem halben Jahr seine Ausbildung begonnen und schon fragt sein Onkel ihn, ob er denn etwas für seine Altersvorsorge tut. Kaum gehen junge Menschen arbeiten, da sollen sie schon an die Rente denken? Zugegeben, das klingt nicht verlockend. Doch in der Tat macht das Vorsorgen in jungen Jahren nicht nur Sinn, sondern ist sogar unverzichtbar. No risk, no fun? Wörter wie Rentenlücke oder Altersarmut sind derzeit in aller Munde zu Recht, denn der Grundsatz, eines Tages eine gesetzliche Rente zu erhalten, von der es sich gut leben lässt, gilt nicht mehr. Die demografische Entwicklung in Deutschland wird dafür sorgen, dass die heute noch jungen Leute im Alter neben den staatlichen Bezügen auf eigene Mittel zurückgreifen müssen, um ihren Lebensstandard annähernd aufrecht zu erhalten. Ohne eigene finanzielle Vorsorge wird das Budget im Ruhestand ziemlich klein werden. Wer will schon im Alter arm sein? Sparen für später die Altersvorsorge Unsere Altersversorgung basiert auf drei Säulen: der gesetzlichen Rentenversicherung, der betrieblichen Altersversorgung und der privaten Altersvorsorge. Gesetzliche Rentenversicherung der Generationenvertrag Wer heute arbeitet, finanziert durch seine Beiträge zur Rentenversicherung die aktuelle Rente der Älteren in der Erwartung, dass die kommende Generation dann die Renten aufbringt, wenn man nicht mehr arbeitet. Wer heute also in die Rentenversicherung einzahlt, spart für andere und nicht für sich selbst. Dieser Generationenvertrag hat lange gut funktioniert, weil genügend junge Menschen in die Rentenkasse eingezahlt haben, um die jeweilige Rentnergeneration zu finanzieren. Da jedoch immer weniger Kinder geboren, die Menschen immer älter werden und die deutsche Bevölkerung insgesamt schrumpft, droht dieser Generationenvertrag zu kippen. Während auf 100 Erwerbstätige 2010 noch 31 Rentner entfielen, besagen Prognosen*, dass es 2050 bereits 64 Rentner sein werden. Da das verfügbare Geld dann auf mehr Köpfe verteilt werden muss, bleibt für den einzelnen weniger Bares übrig. Sofern die Rentner bis dahin nicht durch eigene Ersparnisse vorgesorgt haben, müssen sie im Vergleich zum letzten Einkommen mit weitaus weniger Geld leben. (*Quelle: Bundesfinanzministerium, Dritter Bericht zur Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen, Monatsbericht Januar 2012) Die betriebliche Altersversorgung Jeder Arbeitnehmer hat das Recht, Teile seines Gehalts, zum Beispiel das Urlaubsgeld, in eine betriebliche Altersversorgung (Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionsfonds) umzuwandeln und dabei Steuern und derzeit auch Sozialabgaben zu sparen. Ebenso gibt es Betriebsrenten als freiwillige Leistung eines Unternehmens, bei denen der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer eine Versorgungszusage macht. Alterspyramide Die Alterspyramide zeigt die Bevölkerungsentwicklung der Jahre 2010 und 2050. Sie verdeutlicht, welche Altersgruppen in Zukunft wachsen und welche zurückgehen werden. 600 300 Männer Frauen Alter in Jahren 100 90 80 70 20 10 40 60 50 30 20 10 Anzahl in Tausend 300 600 600 300 Männer Frauen Alter in Jahren 100 20 50 40 Anzahl in Tausend Quelle: Statistisches Bundesamt 2011, Daten nach 12. Bevölkerungsvorausberechnung 90 80 70 60 50 30 20 10 300 600 8

Private Vorsorge Die private Vorsorge ist ein Weg, die zukünftige Versorgungslücke schließen. Schon kleine Beträge, früh eingezahlt, etwa in einen Fondssparplan, wirken Wunder: Um auf einen Betrag von 72.000 Euro bei Rentenbeginn zu kommen (bei 4 Prozent Verzinsung), der dann 20 Jahre lang eine monatliche Rente von 300 Euro erlaubt, muss ein 20-Jähriger nur monatlich 33 Euro einzahlen, ein 50-Jähriger aber schon 210 Euro. Es lohnt sich also, früh anzufangen, zumal der 20-Jährige tatsächlich nur knapp 18.000 Euro davon selbst eingezahlt hat. Den Rest schaffen die Zinsen. WER MUSS WIE VIEL für 300 Euro Rente sparen? Quelle: www.altersvorsorge-macht-schule.de 33 Euro 54 Euro 96 Euro 210 Euro 20-Jährige/-r zahlt 45 Jahre lang 33 Euro / Monat 30-Jährige/-r zahlt 35 Jahre lang 54 Euro / Monat 40-Jährige/-r zahlt 25 Jahre lang 96 Euro / Monat 50-Jährige/-r zahlt 15 Jahre lang 210 Euro / Monat Der Staat hilft Beim Aufbau einer privaten Altersvorsorge hilft der Staat mit Steuerbegünstigungen oder Zuschüssen, zum Beispiel über die so genannte Riester-Rente. Dabei setzt sich der Sparbetrag aus den staatlichen Zulagen und einem Eigenanteil zusammen. Riestern kann man auch schon als Auszubildender, denn kleine Beträge sind auch für junge Menschen zu stemmen. Zu den Riester-Produkten gehören zertifizierte Banksparpläne, Rentenversicherungen und Fondssparpläne (Ò mehr auf den Seiten 20/21 und 22/23). Ein Vorteil bei Riester-Verträgen: Jedes Riester-Produkt muss gewährleisten, dass zu Auszahlungsbeginn mindestens die eigenen Beiträge und die staatlichen Zulagen zur Verfügung stehen. Jährlich legt der Staat 154 Euro Grundzulage drauf. Und wer unter 25 Jahre ist, erhält einen einmaligen Startbonus von 200 Euro. Grundsätze der privaten Altersvorsorge Je früher man mit der Altersvorsorge beginnt, desto geringer sind die Sparbeiträge. Schon wegen des Zinseszins-Effekts kommt im Laufe der Jahre eine beachtliche Summe zustande. Also: Schon in jungen Jahren mit kleinen Beiträgen beginnen! Höhere Renditechancen sind mit höherem Risiko verbunden. Wer jung ist, kann auch etwas mehr wagen und zum Beispiel sein Geld in Fonds mit hohem Aktien anteil oder direkt in Aktien anlegen. Aktien können zwar auf kurze Sicht höhere Risiken beinhalten, auf lange Sicht, also über viele Jahre gesehen, bieten sie jedoch eine gute Rendite, da nach Schwächephasen die Kurse auch immer wieder steigen. Je älter man wird, desto mehr sollte man auf sichere Anlageprodukte setzen. Niemals alles auf eine Karte sprich, auf nur eine Anlageform setzen. Wer Geld anlegt, sollte es auf mehrere Anlageformen verteilen (Ò mehr ab Seite 20). Weiterklicken Die Website www.sozialpolitik.com diskutiert Fragen rund um die soziale Sicherung und bietet eine Fülle an Schaubildern, Arbeits blättern und Infomaterial. Nützliche Infos zum Thema gibt s im Netz bei www.hoch-im-kurs.de Ò Fit für die Zukunft, und unter www.altersvorsorge-machtschule.de Das Jugendportal der Deutschen Rentenversicherung gibt Tipps und Infos rund um das Thema Altersvorsorge: www.rentenblicker.de Weiterlesen Handbuch Altersvorsorge, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Stand: September 2010; verfügbar als PDF?! Schon gewusst? Weiterdenken! Einen gewissen Schutz vor den wichtigsten Lebensrisiken bietet in Deutschland die gesetzliche Sozialversicherung. Hierzu gehören im Einzelnen die Kranken- und Pflegeversicherung, die Arbeitslosenversicherung und die Rentenversicherung. Die Sozialversicherung ist nach dem Prinzip der Solidarität organisiert. Die Beiträge werden also nicht nach individueller Risikowahrscheinlichkeit bemessen, sondern eine große Gruppe, die so genannte Solidargemeinschaft, kommt für die Beiträge auf ganz nach dem Prinzip Einer für alle alle für einen. 1. Recherchiere, welche Altersvorsorgeprodukte aktuell angeboten werden und stelle diese der Klasse vor. 2. Welches Produkt würdest du wählen und warum? 3. Fragt eure Eltern oder andere Bekannte, welche Art der Altersvorsorge sie haben. 4. Wie funktioniert die Riester-Rente? Private Altersvorsorge, 7. aktua lisierte Auflage; Stiftung Warentest, Februar 2012, 16,90 Euro 9

modul 2 MÄRKTE VERSTEHEN Internationale Finanzmärkte Die Welt rückt näher zusammen: T-Shirts aus Pakistan, Elektronik aus China und, wenn wir mögen, zu Weihnachten Erdbeeren aus Israel. Längst ist es normal, dass die Waren in unseren Geschäften aus den unterschiedlichsten Ländern kommen. Im Gegenzug liefern deutsche Firmen ihre Produkte ins Ausland. Wie die Waren fließt dabei auch das Geld rund um den Globus. 10 Der internationale Wirtschaftskreislauf Ganz ähnlich wie auf nationaler Ebene Geld- und Güterströme einen Wirtschaftskreislauf (Ò mehr auf Seite 6/7) bilden, so fließen die gleichen Geld- und Güterströme auch über Ländergrenzen hinweg. Unter Globalisierung versteht man den Prozess, bei dem weltweite Märkte entstehen und sich in allen Lebensbereichen internationale Verflechtungen ergeben. Dadurch kommt es zu weltweiter Arbeitsteilung und Konkurrenz, die Bedeutung der nationalen Märkte schwindet. Wesentliche Merkmale der Globalisierung sind: Transnationale Wirtschaftsbeziehungen und -verflechtungen nehmen zu Märkte für Güter und Dienstleistungen bilden sich über die Grenzen einzelner Staaten hinweg Kapital fließt über Ländergrenzen hinweg Die Entwicklung wurde in den letzten Jahrzehnten durch den technischen Fortschritt, insbesondere auf den Gebieten der Daten- und Informationstechnologie, und durch die Deregulierung (Liberalisierung) traditioneller Branchen wie der Energiewirtschaft, der Telekommunikation, dem Transportwesen und der Finanzdienst leistungen beschleunigt. Die Öffnung der Absatzmärkte in Ost europa und das starke Wachstum in Asien, insbesondere in China, führte schließlich zu einer Ausdehnung rund um den Globus. Der Gütermarkt Auf dem Gütermarkt werden Waren und Dienstleistungen gehandelt. Man unterteilt die gehandelten Güter in Konsumgüter beziehungsweise Produktionsgüter. Konsumgüter sind Waren, die sofort verbraucht werden. Dazu gehören zum einen Lebensmittel (Verbrauchsgüter) und auch solche, die als Gebrauchsgüter längere Zeit genutzt werden können etwa Kleidung oder Möbel. Produktionsgüter dagegen sind Güter, die im Produktionsprozess verwendet werden zum Beispiel Bleche, Schrauben oder Farben. Deutschland ist einer der Spitzenreiter im internationalen Handel (Ò siehe Grafik) und belegt hinter China und den USA Platz drei bei den Warenexporten. Begehrte deutsche Produkte im Ausland sind zum Beispiel Autos, Maschinen und Chemieprodukte, während Elektronik oder Energie ganz oben auf der nationalen Einkaufsliste stehen. Der Finanzmarkt Auf dem internationalen Finanzmarkt fließt Geld von Kapitalanbietern an Kapitalnachfrager. Die Geldströme hängen in erster Linie mit den Gütermärkten zusammen. Das Geldvolumen hat sich jedoch in den letzten Jahren sehr

Vor- und Nachteile der Globalisierung Einige Vorteile der Globalisierung Demokratie und Menschenrechte verbreiten sich mehr und mehr. Wettbewerb und Arbeitsteilung stärken die Effizienz; die Preise fallen. Neue Märkte und damit Arbeitsplätze entstehen. Märkte (Arbeits-, Güter- und Kapitalmärkte) werden liberalisiert. Anstieg der Wirtschaftsleistung bringt breiten Wohlstand. Technischer Fortschritt verbreitet sich schnell. Einige Nachteile der Globalisierung Nationale Verantwortung verschwindet zunehmend; Probleme müssen international gelöst werden. Das Streben wirtschaftlich starker Akteure nach Wachstum und Gewinn führt häufig zur Ausbeutung von Mensch und Natur in wirtschaftlich weniger starken Regionen. Verstärkung des Wettbewerbs führt zu stärkerer Arbeitsteilung; Arbeitsplätze verschwinden. Unkontrollierte Finanzströme können weltweite Krisen auslösen. Länder öffnen sich unterschiedlich schnell; es gibt Gewinner und Verlierer. Umwelt wird durch erhöhtes Verkehrsaufkommen und Elektroschrott zerstört. Weiterdenken 1. a) Erklärt den Zusammenhang zwischen Finanzmarkt und Güterwirtschaft in eigenen Worten. b) Was ist dabei problematisch und wieso? Erläutert. 2. a) Untersucht die Vor- und Nachteile einer globalisierten Weltwirtschaft. Findet in Kleingruppen Beispiele für die in der Tabelle angeführten Argumente. b) Ergänzt die Tabelle anschließend um weitere Pros und Kontras und begründet eure Meinung. 3. Welche Auswirkungen der Globalisierung betreffen euren Alltag am stärksten? Findet Beispiele und begründet. viel stärker als das Güterangebot erhöht. Es ist so viel Kapi tal da, dass es zu reinen Anlagezwecken über Landesgrenzen hinweg fließt. Gesucht wird dabei eine möglichst Gewinn bringende Anlageform, wie Immobilien in der Schweiz, Wertpapiere asiatischer Unter nehmen, Rohstoffe aus Afrika oder Anleihen von Staaten oder Unternehmen, die zum Teil hochverzinst sind. Den guten Gewinnchancen stehen aber auch Risiken gegenüber. Da Geld in Sekunden rund um die Welt fließen kann, wird es heute hier, morgen dort angelegt. Wenn viele Anleger dabei die gleiche Idee haben, strömen hohe Summen zeitgleich in eine Anlageform hinein, aber genauso schnell auch wieder hinaus. Turbulenzen auf dem Finanzmarkt können die Folge von Spekulationen sein. Für die meisten Verbraucher sind diese Vorgänge sehr undurchsichtig und kaum beeinflussbar. Um Turbulenzen zu vermeiden muss es verlässliche Regeln an den Kapitalmärkten geben, die von den Teilnehmern eingehalten werden. Risiken können auch aus Wechselkursschwankungen kommen. Der Wechselkurs bezeichnet das Austausch verhältnis zweier Währungen, also zum Beispiel wie viel Euro man für einen US-Dollar bekommt. Die meisten Länder haben eine eigene nationale Währung (USA: US-Dollar, Schweiz: Schweizer Franken, England: Britisches Pfund, Japan: Yen etc.). Das Euro-Währungsgebiet bildet mit dem Euro für gegenwärtig 17 EU-Länder eher die Ausnahme. Die weltweite Leitwährung ist seit vielen Jahren der US-Dollar, nach seiner Einführung wurde der Euro zweite Leitwährung; Britisches Pfund und Yen konkurrieren um den dritten Platz. Weiterklicken Das Online-Lexikon unter www.hoch-im-kurs.de Ò Lexikon erklärt wichtige Fachbegriffe. Die Bundezentrale für politische Bildung informiert über die Globalisierung der Finanzmärkte unter www.bpb.de Ò Wissen Ò Globalisierung Ò Finanzmärkte Weiterlesen Atlas der Globalisierung Sehen und verstehen, was die Welt bewegt, B. Bauer; Taz-Verlag-und-Vertriebs- GmbH, Berlin 2009 13,00 Euro Welthandel Top 10 Warenexporte in Milliarden Dollar im Jahr 2012 Export & Import Top 10 in Deutschland 2012, in Milliarden Euro 1. China 2. USA 3. Deutschland 4. Japan 5. Niederlande 6. Frankreich 7. Südkorea 8. Russland 9. Italien 10. Hongkong 2.048,81 1.547,28 1.407,10 798,57 655,84 569,07 547,87 529,26 500,24 493,39 Ausfuhren Insgesamt 1.097.300 Kraftwagen und 189.980 Kraftwagenteile Maschinen 163.590 Chemische Erzeugnisse 104.480 Datenverarbeitungsgeräte, 85.790 elektronische und optische Erzeugnisse Elektrische Ausrüstung 65.870 Metalle 57.920 Pharmazeutische und 54.730 ähnliche Erzeugnisse Sonstige Fahrzeuge 50.960 Nahrungs- und Futtermittel 45.500 Gummi- und Kunststoffwaren 37.960 Einfuhren Insgesamt 909.100 Erdöl und Erdgas 97.390 Datenverarbeitungsgeräte, 87.430 elektronische und optische Erzeugnisse Kraftwagen und 80.430 Kraftwagenteile Chemische Erzeugnisse 71.660 Maschinen 68.240 Metalle 54.870 Elektrische Ausrüstung 43.240 Nahrungs- und Futtermittel 38.540 Sonstige Fahrzeuge 33.710 Pharmazeutische und 29.790 ähnliche Erzeugnisse Quelle: Internationaler Währungsfonds, IW Medien, 2013 Quelle: Statistisches Bundesamt, 2013 11

modul 2 Märkte verstehen Finanzmarkt- & Staatsschuldenkrise Krise hier, Krise da, Krise überall. Man schaltet den Fernseher oder das Radio ein, und schon hört man es wieder. Kaum eine Informationssendung kommt ohne das Wort Krise aus. Seit Monaten bestimmen die Schulden von einigen europäischen Ländern die Schlagzeilen aus der Finanzkrise wurde eine Schuldenkrise. Doch Vorsicht: Krise ist nicht gleich Krise! Was ist eine Finanzmarktkrise? Unter einer Finanzmarktkrise versteht man ein Marktversagen, bei dem es zu einer erheblichen Verschlechterung der Finanzmarktbedingungen und zu einem starken Vertrauensverlust kommt. Typisch für eine Finanzmarktkrise ist ein erheblicher Vermögensverlust bei allen Teilnehmern aufgrund des rasanten Preisverfalls, etwa bei Wertpapieren, Immobilien oder Rohstoffen, was wiederum zu einem Zusammenbruch von Unternehmen, Banken und sogar Staaten führen kann. Wird die Krise von einem Zusammenbruch des Bankensystems ausgelöst oder begleitet, spricht man auch von einer Bankenkrise. 9/11 und der Schwarze Freitag Auslöser einer Krise können aber auch konkrete Ereignisse abseits des Finanzmarkts sein, etwa die Terroranschläge vom 11. September 2001. Finanzmarktkrisen sind nicht nur ein Phänomen der heutigen Zeit, es gab sie schon häufig. Die bis heute schwerste Krise in unserem Land ereignete sich im Okto ber 1929 ( Schwarzer Freitag ). Diese Wirtschaftskrise hatte weitreichende politische Folgen. Folgen von Finanzmarktkrisen Rezession und Inflation Aus einer Finanzkrise kann eine weltweite Wirtschaftskrise entstehen, also ein starker Rückgang der Konjunktur, Rezession genannt. Dies geschieht dann, wenn die Probleme des Finanzsektors auf die Realwirtschaft, also auf die Unternehmen und die privaten Haushalte, übergreifen. Unternehmen bekommen wegen einer Bankenkrise beispielsweise keine Kredite mehr für ihre Investitionen. Die privaten Haushalte reduzieren aus Sorge ihren Konsum es wird weniger gekauft. Das wiederum führt zu weniger Umsatz in den Unternehmen, und somit zu Entlassungen und Sparmaßnahmen. Die Krise hat nach und nach alle erreicht. Eine andere Folge kann zunehmende Inflationsgefahr sein, also die Gefahr der Entwertung des Geldes. Sie ist dann hoch, wenn der Staat zur Unterstützung der Konjunktur sehr viel Geld in die Märkte pumpt, oder wenn die Zentralbank die verfüg bare Geldmenge bei den Geschäftsbanken erhöht. Wenn dieses viele Geld zu einer breiten Preissteigerung führen würde, spräche man von Inflation. Nicht nur Verbraucher und Unternehmen würden unter diesen Preiserhöhungen leiden, selbst Geldan leger würden verlieren, da die Inflation den Realzins verringert. Der Realzins ist der Zinssatz, der sich durch Abzug der Inflationsrate vom Nominalzins ergibt. Das Gegenteil von Inflation heißt Deflation. 12 Zu den Hauptursachen einer Finanzmarktkrise zählt fehlendes Risikobewusstsein und überzogenes Gewinnstreben einzelner Akteure auf den Finanzmärkten. Dieses Verhalten führt zu überteuerten Preisen und schließlich zu einer Überhitzung Spekula tionsblase genannt. In einem solchen Umfeld genügt eine schlechte Nachricht zu einem ungünstigen Zeitpunkt, um einen Stimmungsumschwung herbeizuführen und teilweise panikartige Verkäufe auszulösen. Ursachen für die Rezession 2007/2008 Als weltweite Rezession gilt die Finanz- und Wirtschafts krise 2007/2008 sie wurde durch Spekulationsblasen in den USA losgetreten. Banken hatten dort großzügig Kredite für Immobi lien (Grundstücke, Häuser, Wohnungen) an einkommensschwache Käufer vergeben. Als diese wegen schwächerer Konjunktur ihre Kredite nicht mehr zurück zahlen konnten, hatten die US-Banken, und dann auch Kreditinstitute in der ganzen Welt massive Verluste zu beklagen. Manche Banken wurden zahlungsunfähig. Das führte zu gegenseitigem Misstrauen unter den Banken. Die

Ratingagenturen Ratingagenturen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen und Staaten zu beurteilen. Die bekanntesten weltweit tätigen Ratingagenturen sind Moody s, Fitch sowie Standard & Poor s. Sie überprüfen Unternehmen und Staaten regelmäßig und geben ihnen Noten in Form von Ratingsymbolen, etwa von AAA als Bestnote bis hin zu C als schlechtestem Wert, und veröffentlichen diese. Ihre Bewertungen und der Zeitpunkt der Veröffentlichung eines neuen Ratings haben Einfluss auf die Finanzmärkte; die Ratingagen turen entscheiden über Milliarden Euro und können Staaten in arge Probleme bringen. Folge: Sie machten untereinander keine Geschäfte mehr, weil sie Angst vor Verlusten hatten. Staatsausgaben auf Pump Sind die Staatsausgaben größer als die Einnahmen, entsteht eine Lücke, auch Defizit genannt. Dieses Defizit muss über eine Kreditaufnahme gedeckt werden. Der Staat leiht sich also Geld, für das er Zinsen bezahlen muss und das er natürlich Jahre später zurückzahlen muss. Werden die Schulden aber immer höher und der Staat kann die Zinslast kaum mehr tragen, verschlechtert sich seine Bonität (Kreditwürdigkeit, Ò siehe Kasten Bonität). Die Geldgeber verlangen daraufhin mehr Zinsen für ihr Geld, da das Risiko für sie zunimmt. Sie fürchten, ihre Zinsen nicht rechtzeitig zu erhalten, oder gar ihr Geld nur teilweise oder überhaupt nicht mehr zurückzuerhalten. Probleme im Euroraum Zur jüngsten Rezession in Europa kam es in den Jahren 2010/2011, bedingt durch die Staatsschulden einiger europäischer Länder: Viel zu lang hatten diese ihr Wirtschaftswachstum durch Schulden finanziert. Sie hielten sich nicht an die Verschuldungsgrenze, zu deren Einhalten sich jedes Land mit dem Beitritt zur Euro-Währungsunion verpflichtet hatte. Die Kreditwürdigkeit dieser Länder sank. Wegen der gemeinsamen Währung übertragen die Finanzmärkte die Sorge um einzelne Länder, wie seit 2010 etwa um Griechenland, auf andere Euro- Länder, die ebenfalls bereits hohe Staatsdefizite aufweisen. Folge ist ein deutlicher Zinsanstieg auch für Staatsanleihen dieser Länder. Jedoch bedeutet selbst ein geringer Zinsanstieg Schon gewusst? Die Ausgaben beim Kauf von Waren und Dienstleistungen sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Inflationsbedingte Mehrkosten beim Kauf von Waren und Dienstleistungen, die im Dezember 2001 insgesamt 2.000 Euro 262 241 gekostet haben. 44 90 120 149 216 Inflation im Alltag Paul verschenkt einen Kinogutschein über 10 Euro, damit sein Kumpel in den aktuellen Blockbuster-Film gehen kann. Würde er dem Freund in fünf Jahren bzw. in zehn Jahren erneut einen Gutschein schenken, müsste Paul bei einer jährlichen Inflationsrate von 2% (gilt als Durchschnittswert) in fünf Jahren 11,04 Euro und in zehn Jahren 12,19 Euro für eine gleichwertige Karte bezahlen. Liegt die jähr liche Inflationsrate dagegen bei 5%, so kostet die Kinokarte nach fünf Jahren schon 12,76 Euro und nach zehn Jahren 16,29 Euro. für einen Staat, dass er Milliarden von Euro mehr aufwenden muss, um sich Kredite zu besorgen. Im schlimmsten Fall droht die Gefahr, dass ein Land am freien Kapitalmarkt kein ausreichendes Kapital mehr erhält, weil die Geldgeber kein Vertrauen mehr haben. So entsteht ein Teufelskreis, da die Staatsausgaben des Schulden lands noch weiter wachsen und die Wirtschaft nicht in Schwung kommt. Auch starke Länder im Euro raum mit guter Bonität können sich den allgemeinen Zinserhöhungen dann kaum entziehen. Dass sich alle Euro länder langfristig sanieren, liegt also im Interesse von ganz Europa, denn davon hängt letztendlich die Stabilität des Euro als Währung ab. Zur finanziellen Unterstützung der Not leidenden Staaten und zur Stabilisierung des Euro als Gemeinschaftswährung haben die Euroländer einen so genannten Euro- Rettungsschirm installiert. Hieraus erhalten die Krisenländer Geld wenn sie im Gegenzug Sparauflagen erfüllen also den Staatshaushalt sanieren und die Verschuldung verringern. Niedrige Zinsen wer profitiert? Die Europäische Zentralbank (EZB) hat 2013 die Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt (Stand: November 2013: 0,25%). Damit sollte die drohende Rezession bekämpft werden: Kredite werden billiger, Unternehmen können mehr investieren. Von den niedrigen Zinsen profitieren auch hoch verschuldete Euro-Länder. Die Kehrseite: Verbraucher erhalten in der Regel nur niedrige Zinsen für ihre Spareinlagen (siehe auch Anlagen im Vergleich (S. 20). Damit kann die Inflationsrate von rund 2 Prozent (Stand: November 2013) nicht ausgeglichen werden. 300? 332 408 440 Weiterdenken 1. a) Warum erhält Deutschland Bestnoten in Sachen Kreditwürdigkeit? Tragt mögliche Gründe zusammen und recher chiert in der Tagespresse oder im Internet Beispiele für eure Argumentation. b) Gibt es Tendenzen und/ oder Gefahren, dass Deutschland diese Bewertung einmal verlieren könnte? Begründet eure Meinung. 2. Der schwarze Freitag: Was pas sier te 1929 und was waren die Folgen für Politik und Gesellschaft? Recherchiert dazu mithilfe der Website der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de oder unter www.planet-wissen.de Ò Politik/Geschichte und präsentiert die Ergebnisse in einem Kurzreferat. 3. Informiere dich über die Hinter gründe zur Entstehung des Euro-Rettungsschirms auf der Website des Bundesfinanzministeriums: www. bundesfinanzministerium.de Ò Wirtschaft und Verwaltung Ò Europa Ò der Euro Ò Stabilität. 4. Beratet anschließend in Kleingruppen über Nutzen und Risiken des Euro-Rettungsschirms. Stellt eure Argumente an der Tafel in einer Tabelle gegenüber und begründet. Weiterklicken www.ezb.de Europäische Zentralbank www.bundesbank.de Deutsche Bundesbank www.bundesfinanzministerium.de Bundesministerium für Finanzen www.planet-wissen.de Ò Politik und Geschichte Ò Wirtschaft und Finanzen Ò Börse Ò Finanzkrise 2008 Weiterlesen Preisstabilität: Warum ist sie für dich wichtig?, Broschüre EZB, Informationsheft für Schüler, 2011 Dez. 2003 Dez. 2004 Dez. 2005 Dez. 2006 Dez. 2007 Dez. 2008 Dez. 2009 Dez. 2010 Dez. 2011 Dez. 2012 Nov. 2013 2. 0 0 0 E u r o Quelle: Statistisches Bundesamt, November 2013 13

modul 2 Märkte verstehen Kapitalmarkt und Börse Der Börse begegnen wir jeden Tag. In den Nachrichten, in Zeitungen und im Fernsehen. Kein Wunder, denn sie ist sowohl der Marktplatz für Kapital als auch das Barometer für die tägliche Verfassung von Unternehmen und nicht zuletzt für die Lage der gesamten Volkswirtschaft. Aber: Was genau passiert eigentlich an einer Börse? Die Börse Dreh- und Angelpunkt einer Volkswirtschaft Wo kommen die Aktien, die an der Börse gehandelt werden, überhaupt her? Unternehmen, die Kapital benötigen, geben Wertpapiere aus. Anleger kaufen die Wert papiere und der Kaufpreis fließt in das Unternehmen. Diese Erstausgabe von Wertpapieren nennt man Erstemission. Sind die Wertpapiere erst einmal an der Börse notiert, werden sie gehandelt. Sie haben täglich wechselnde Preise, Kurse genannt, die sich aus Angebot und Nachfrage bilden. Will ein Anleger seine Wertpapiere wechseln oder sein Kapital zurückhaben, verkauft er diese über die Börse an jemand anderen. Diesen Wechsel von einem Anleger zum nächsten nennt man Sekundärhandel. Durch den Wechsel der Kapitalgeber untereinander ist es möglich, dass pro Tag mehrere Millionen Wertpapiere den Besitzer wechseln können. Doch warum ist das notwendig? Je größer der Kapitalbedarf in einer Volkswirtschaft ist, umso mehr ist sie darauf angewiesen, dass sich möglichst viele Anleger an der Bildung und Zufuhr von Kapital für die Unternehmen beteiligen. Vorhersehbare Kursentwicklung? Das Auf und Ab der Börse kann anhand der Entwicklung des Aktien index verfolgt werden. Das Ziel des Anlegers ist es dabei, zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen und zu verkaufen. Um herauszufinden, ob ein Wertpapier gekauft werden sollte oder nicht, ziehen Fachleute unter anderem die so genannte Fundamentalanalyse heran. Sie beruht auf der Annahme, dass die Kurse von gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Konjunktur, Preisentwicklung), politischen Verhältnissen (Regierungsprogramme, Unruhen), Branchenbesonderheiten (Auftragslage, Branchenzyklus, Wettbewerb) und schließlich von Gewinn- und Wachstumsmöglichkeiten (Innovationen, neue Produkte) des jeweiligen Wertpapiers beziehungsweise Unternehmens abhängen. Die Wertpapierarten Wertpapiere sind Urkunden, die einen Wert verbriefen, den der Inhaber gegen Vorlage der Urkunde geltend machen kann. Man unterscheidet zwischen Wertpapieren, die für die Unternehmen Fremdkapital darstellen, und solchen, die Eigen kapital darstellen. 14 Die Börse ist ein öffentlicher, das heißt für alle zugänglicher und zugleich streng reglementierter Marktplatz, auf dem Angebot und Nachfrage zusammenfließen. Wer Börse sagt, meint zumeist die Wertpapierbörse. Es gibt natürlich noch andere Börsen, zum Beispiel Warenbörsen für Getreide, Vieh, Kaffee oder auch die Strombörse. Die Wertpapierbörse Frankfurt ist die mit Abstand größte und umsatzstärkste Börse in Deutschland. Dort werden allein 12.000 Aktien aus über 70 Ländern und rund 25.000 festverzinsliche Wertpapiere gehandelt. (Quelle: Deutsche Börse AG) Fremdkapital Von Darlehnsgebern (Gläubigern) auf Zeit bereit gestelltes Kapi tal mit Anpruch auf Rückzahlung und feste Verzinsung. Eigenkapital Die in einem Unternehmen angelegten Mittel, die den Eigentümern, zum Beispiel Aktionären oder Gesellschaftern, gehören.

Der DAX-Performance-Index Der DAX umfasst die 30 größten und umsatzstärksten Aktienwerte. Er ist die Richtgröße (benchmark) für den deutschen Aktienmarkt. Der Chart zeigt die Entwicklung der letzten 10 Jahre (bis 15.11.2013). 9.000 8.000 Weiterdenken 1. Wie kommt ein Unternehmen an die Börse? Zeichnet die wichtigsten Schritte mithilfe der Website www.planet-wissen.de Ò Politik/Geschichte Ò Börse nach. 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 Punkte 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 DAX- Index 2. Analysiert anhand des Diagramms die Entwicklung des DAX in den letzten zehn Jahren. a) Findet Ursachen für die Abstürze und diskutiert, warum der Index danach wieder anstieg. b) Im Jahr 2013 legte der DAX deutlich zu. Welche Gründe gibt es dafür? 3. Welche Chancen und Risiken ergeben sich bei der Beteiligung an Aktiengesellschaften? Analysemethoden für Aktien Fundamentalanalyse Gesamtwirtschaftliche Analyse: Konjunktur, Zinsen, Preise/Inflation Branchenanalyse: Auftragslage, Branchenentwicklung, neue Technologien, Markteintrittsbarrieren Unternehmensanalyse: Strategie, Management qualität, Wachstum/Gewinn Festverzinsliche Wertpapiere (kurz: Rentenpapie re ) sind mit einer Laufzeit von etwa fünf bis zehn Jahren und meist einem festen Zinssatz ausgestattet. Beispiele sind Anleihen von Bund, Ländern und Unternehmen oder Staaten: Diese erhalten durch den Verkauf von Anleihen dringend benötigtes Geld, und der Anleger bekommt dafür als Gegenleistung Zinsen. Ein vergleichsweise höherer Zinssatz spiegelt also die niedrigere Bonität und das daraus resultierende höhere Risiko wieder. Technische Analyse (Chartanalyse) Sie wird vor allem zur Bestimmung des richtigen Zeitpunkts für den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren herangezogen. Dabei wird versucht, anhand vergangener Kursverläufe die künftige Kursentwicklung vorherzusagen. Aktien verbriefen eine Beteiligung am Eigenkapital des Unternehmens. Wer eine Aktie erwirbt, beteiligt sich daher unmittelbar als (Teil-)Eigentümer am Unternehmen. Der Aktionär trägt als Eigentümer das Risiko, sein Geld zu verlieren, partizipiert aber auch im Gegenzug unbegrenzt am Gewinn. Die Anlage in Aktien ist daher für Anleger immer mit einem höheren Risiko verbunden, da sie einerseits viel gewinnen, aber andererseits ihren Einsatz auch verlieren können (Totalverlust). Der Aktionär profitiert neben den Kurssteigerungen davon, dass der Gewinn des Unternehmens in der Regel einmal im Jahr in Form einer Dividende ausgeschüttet wird. Investmentfondsanteile (auch Fondsanteile) verbriefen ein Miteigentum an einem Investmentfonds (Ò mehr im Kapitel Investmentfonds, Seite 22/23). Die Anlagemittel vieler Sparer werden zusammengefasst und gemeinsam, je nach Ausrichtung des Fonds, in unterschiedliche Wertpapiere oder Immobilien investiert. Die Anteile selbst werden in der Regel nicht an der Börse gehandelt, ihr Wert hängt aber von den Kursentwicklungen der zum Fonds vermögen gehörenden Wertpapiere und den Wertentwicklungen von Immobilien ab. 4. Recherchiert die besonderen Merkmale der unterschiedlichen Wertpapierarten. Welche Vorteile und Nachteile bringen sie mit sich? Begründet. Weiterklicken www.boerse-frankfurt.de Ò Über uns Ò Börse für Einsteiger Weiterlesen Das Banken- und Börsen ABC, Bankenverband Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.), Schul Bank, Bank- Verlag, Köln 2009 (kostenlos für Lehrkräfte) Alles über Aktien, Grundwissen für Anleger, Broschüre DAI Deutsches Aktieninstitut, April 2010, (kostenloser Download)? Die Börsianer sammeln Informationen aus den Unternehmen und interpretieren diese hinsichtlich der erwarteten Kursentwicklung. Positiv wirken sich aus: Schon gewusst? volle Auftragsbücher des Unternehmens die Markteinführung neuer Produkte Suche von Arbeitskräften Expansion in neue Absatzmärkte Kosteneinsparungen 15

modul 3 VERMÖGEN AUFBAUEN Die Mischung macht s Louis und seine Schwester Rebecca haben von ihrer Großmutter jeweils 5.000 Euro geschenkt bekommen. Was man davon alles kaufen könnte! Doch Oma warnt die beiden, das Geld sofort auszugeben. Sie möchte, dass die Geschwister den Betrag für die Zukunft anlegen. Was nun? Welche Anlageform ist die richtige? Auf diese oft gestellte Frage gibt es eigentlich nur eine Antwort: Das kommt ganz darauf an! Denn was für den einen maßgeschneidert ist, ist für den anderen womöglich völlig falsch. Bei der Auswahl der richtigen Geldanlage kommt es unter anderem an auf... die individuelle Risikoneigung (Welcher Anlegertyp bin ich?), die Lebenssituation, in der man sich befindet, den Risikogehalt der Geldanlage, die Höhe des Geldbetrags und die gewünschte Laufzeit. Geldanlageformen der privaten Haushalte GELDVERMÖGENSBESTAND GESAMT 4.757 Mrd. Anlageart davon davon % Bargeld und Sichteinlagen 935,1 19,66 Termineinlagen 266,5 5,60 Jeder Mensch hat eine individuelle Einstellung zu Sicherheit oder Risiko. Wem Sicherheit in allen Lebenslagen wichtig ist und wem Ertrag bei gleichzeitigem geringen finanziellen Risiko wichtig ist, für den kommen andere Anlageformen infrage als für jemanden, der risikobereit ist (Ò mehr ab Seite 20). In jungen Jahren ist die allgemeine Lebenssituation ganz anders, als wenn man mitten im Beruf steht, eine Familie hat oder sich später auf den Lebensabend vorbereitet (Ò unterschiedliche Lebensphasen, Seite 5). Daher können bestimmte Anlageformen zunächst uninteressant, später aber sehr sinnvoll sein. Die verschiedenen Anlageformen lassen sich in zwei Grundtypen einteilen. Da sind zum einen die kreditähnlichen Anlagetypen, bei denen der Anleger wie ein Kreditgeber sein Geld für eine bestimmte Frist verleiht und im Gegenzug dafür üblicherweise Zinsen bekommt. Am Ende der Laufzeit erhält er sein Geld zurück. Der Anleger ist in der Position des Gläubigers, der Empfänger des Kapitals in der Position des Schuldners. Beispiele dafür sind: Termin- und Festgeld Sparbuch und Sparbriefe festverzinsliche Wertpapiere 16 Spareinlagen 613,2 12,89 Sparbriefe 81,2 1,71 Aktien 260,1 5,47 Investmentfondsanteile 416,9 8,76 Ansprüche aus Versicherungen 1.384,3 29,10 Quelle: Deutsche Bundesbank, Stand: Juni 2011 Die zweite Anlagegruppe umfasst die verschiedenen Formen des Erwerbs von Eigentum. Hierzu zählen: Eigentumsanteile an Unternehmen in Form von Aktien oder Aktienfonds-Anteilen, Immobilien, Schmuck, Gold, Edelsteine, Oldtimer, Gemälde oder Kunst allgemein etc. Bei diesen Formen wird der Anleger zum Eigentümer am Vermögenswert. Sie sind auf Dauer angelegt, auch wenn Verkäufe zwischendurch immer wieder möglich sind. Der Ertrag aus diesen Anlagen ist zunächst ungewiss und abhängig vom erzielbaren Verkaufspreis. Es besteht auch die Gefahr, Geld zu verlieren.

Rentable Anlagen sind oft weniger sicher Rentabilität Rentable Anlagen sind oft langfristig gebunden Sichere Anlagen sind ggf. weniger rentabel Sicherheit Sichere Anlagen können ggf. weniger liquide sein Das magische Dreieck Liquide Anlagen können ggf. weniger sicher sein Liquidität Liquide Anlagen können weniger rentabel sein Schon Gewusst? Rendite und Sicherheit, beides auf einmal ist unmöglich. Ein Beispiel: Die absolut sichere Bundesanleihe bietet gerade mal zwei bis drei Prozent Rendite pro Janr, die riskante Anlage in Aktien kann dagegen fünf bis zehn Prozent Gewinn schaffen. Dafür kann der angelegte Betrag auch vorübergehend sinken, schlimms tenfalls sogar verloren gehen. Weiterklicken Mehr Informationen findest du hier: http://nur-fuer-alle.de Ò So geht Geldanlage Weiterlesen Geldanlage in Wertpapieren, Broschüre Deutscher Bankenverband, Dezember 2010, (kostenloser Download) Wertpapiergeschäfte Was Sie als Anleger beachten sollten, Bafin, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs - aufsicht, August 2010 Was will ich eigentlich? Das magische Dreieck Jede Anlageform lässt sich anhand von drei Kriterien kategorisieren: Sicherheit, Rentabilität und Verfügbarkeit (Liquidität). Die Verfügbarkeit (Liquidität) hängt davon ab, wie schnell man an einen Betrag, der investiert wurde, wieder herankommt zum Beispiel wenn man schnell Geld braucht. Geld ist vor allem dann liquide, wenn man es im Portemonnaie hat. Unter Sicherheit (das Gegenteil von Risiko) versteht man, ob und inwieweit das angelegte Geld teilweise oder sogar vollständig verloren gehen könnte. Ist eine Anlage sicher, so bedeutet das, dass der Wert der Anlage keinen Kursschwankungen unterliegt, der angelegte Betrag am Ende der Laufzeit in voller Höhe wieder zurückfließt (kein Schuldnerausfall) oder, dass man Planungssicherheit hat, etwa mit festen Zinssätzen. Die Rentabilität (Rendite) einer Anlage bestimmt sich aus ihrem Ertrag. Wie viel soll meine Geldanlage abwerfen? Hier geht es um die Höhe von Zinssätzen, um mögliche Aktienkursgewinne oder um die Höhe der Wertsteigerungen von Investmentfonds. Wichtig ist: Es gibt keine Anlageform, die alle Kriterien gleichwertig erfüllen kann. Zwischen Sicherheit und Rentabilität also der Chance auf hohen Gewinn besteht ein Zielkonflikt. Grundsätzlich gilt, dass höhere Gewinnchancen immer auch mit höheren Risiken verbunden sind und umgekehrt. Auch Rentabilität und Verfügbarkeit passen bei vielen Anlageprodukten nicht so recht zusammen. Für Louis ist klar: Er will eine hohe Rendite, und da er das Geld zunächst nicht dringend benötigt, kann der so genannte Anlagehorizont auch längerfristig sein. Anders bei Rebecca: Sie ist in einem Jahr mit der Schule fertig und braucht dann ganz dringend Geld, um ihren Führerschein zu machen. Also bevorzugt sie eher eine sichere und dafür liquidere Anlageform. Tipps fürs clevere Anlegen Setze niemals alles auf eine Karte! Besser ist es, dein Geld in verschiedene Anlageformen zu stecken. Die Mischung macht s.! Streuung über die Zeit ist das Zauberwort. Insbesondere Erträge von Wertpapieranlagen können sehr stark schwanken. Eine Anlage über einen längeren Zeitraum hinweg hilft, diese Schwankungen auszugeichen und so das Verlustrisiko zu senken. Sei kritisch, wenn jemand einen besonders hohen Ertrag verspricht, und die Anlage angeblich ohne Risiko sein soll da ist was faul! Anlageprodukte müssen klar verständlich sein! Bleiben Restzweifel, gilt die Regel: Lieber nicht kaufen. Weiterdenken? 1. Du möchtest Geld anlegen. Was ist dir wichtig? a) Erstelle dein persönliches Anlageprofil mithilfe des Schaubilds Das magische Dreieck. b) Welche Anlageform passt zu den von dir gewählten Kriterien und warum? 2. a) Überlegt in Kleingruppen Sparziele für unterschied liche Lebensphasen (Jugend / Singleleben, Familie mit Kind / Berufsleben, Ruhestand), für die es sich lohnt, Geld anzulegen. b) Wählt eine zum Sparziel passende Anlageform aus und begründet. 17

modul 3 VERMÖGEN AUFBAUEN Zeit bringt Geld Louis und Rebecca sind zwar Geschwister, aber trotzdem in vielen Dingen sehr unterschiedlich. Louis ist eher risikobereit, während Rebecca mehr der vorsichtige Typ ist und genau auf ihr Budget achtet. Rebecca liebäugelt daher eher mit zinstragenden Anlageformen. Als sie sich mit dem Thema beschäftigt, ist sie überrascht, wie gut Zins und Zinseszins für sie arbeiten können. 18 Wie aus Geld viel Geld werden kann Wer früh anfängt, Geld anzulegen, kann auf zwei Dinge bauen: die Zeit und den Zins. Als Zins wird der Preis bezeichnet, den ein Kapitalnehmer (Schuldner) einem Kapitalgeber (Gläubiger) dafür zahlt, dass dieser ihm für eine bestimmte Zeit einen gewissen Geldbetrag überlässt. Die Höhe des Betrags, den der Schuldner als Zinsaufwand zahlt und der Gläubiger als Zinsertrag erhält, hängt davon ab, wie viel Geld wie lange und zu welchem Zinssatz angelegt wird. Zinsen erhält man bei allen kreditähnlichen Anlageformen. Der Zinsertrag ist also abhängig von der Höhe des überlassenen Kapitals, der Dauer der Überlassung ( i steht hier für Zeit in ganzen Jahren) und vom Zinssatz. Der Zinssatz wird üblicherweise in Prozent pro Jahr angegeben (kurz: p.a. = per annum). Eine einfache Formel für Zinsen lautet: Z = K x i x p 100 Zinsertrag (Z) = Kapital (K) x Zeit (i) x Zinssatz (p) / 100 Beispiel Rebecca legt die 5.000 Euro von ihrer Oma auf ihrem Sparbuch zum jährlichen Zinssatz von zwei Prozent an. Am Ende des ersten Jahres erhält sie: 5.000 Euro x 1 Jahr x 2/100 = 100 Euro Zinsen. Ist die Anlagezeit kürzer als ein Jahr, verwendet man in der Formel nicht i für ein Jahr, sondern rechnet genau nach Tagen (t), wobei der Monat vereinfacht mit 30 Tagen und das Jahr mit 360 Tagen gerechnet wird. In unserem Beispiel beträgt der Zins nach drei Monaten, also einem Vierteljahr, 25 Euro: 5.000 Euro x 90/360 x 2/100 = 25 Euro. Der Zinseszins der Turbo fürs Vermögen Wird der Zins (Ertrag) am Ende eines Jahres fällig und nicht ausgezahlt, sondern wieder dem Konto gutgeschrieben, wird im zweiten Jahr nicht nur der Kapitalbetrag verzinst, sondern der Zins des ersten Jahres gleich mit. Es gibt also einen Zins auf die Zinsen und der heißt Zinseszins. Die Formel für den Zinseszins lautet: Anfangskapital x (1 + p / 100) i = Endkapital (mit Zinseszins)

Anlagen und ihre Ertragskomponenten SPARBUCH/FESTGELD AKTIEN INVESTMENTFONDS Zinsen Dividende Kursgewinne Ausschüttung werden von den Banken festgelegt (auf Basis des allgemeinen Zinsniveaus) und in der Regel einmal pro Jahr ausbezahlt. Höhe in Abhängigkeit der Zinsen am Geldmarkt. Auszahlung steht fest. wird von jedem einzelnen Unternehmen festgelegt und als Gewinnbeteiligung ausgeschüttet. Höhe schwankt mit dem Erfolg des Unternehmens. Auszahlung ist nicht sicher, da eine Dividende in schlechten Jahren auch ausfallen kann. sind abhängig von Konjunktur, Branche und Börsenklima sowie Unternehmenserfolg. je nach Fondsart Zinsen und / oder Dividenden sowie Kursgewinne; bei Immobilienfonds: Mieteinnahmen. Höhe ist abhängig von der Anlagepolitik des Fonds und der Wertentwicklung der Vermögensgegenstände. Auszahlung grundsätzlich sicher, jedoch Höhe unsicher. Will man die Rendite einer Anlageform ermitteln, muss man zunächst ihre Ertragskomponenten herausfinden. Diese sind von Anlage zu Anlage unterschiedlich: 1. Geldanlagen mit Zinserträgen, zum Beispiel das Sparbuch oder das Festgeld 2. Aktien, die man über die Börse kauft und verkauft 3. Investmentfondsanteile Rebecca fragt bei ihrer Bank nach einem Konto, das mit Zinseszins arbeitet. Sie rechnet dann aus, was die 5.000 Euro nach zwei Jahren auf diesem Konto bringen würden. Der Zinssatz beträgt drei Prozent: 5.000 Anfangsbetrag 5.150 Nach einem Jahr Jahr Nach zwei Jahren 5.304,50 Anfangsbetrag Zinsertrag bei 3% Betrag am Jahresende 1 5.000,00 150,00 5.150,00 2 5.150,00 154,50 5.304,50 Weiterdenken Stell dir vor, du bekommst ebenfalls 5.000 Euro und möchtest sie anlegen. Recherchiere einerseits den durchschnittlichen Ertrag der Anlagemöglichkeiten a) Sparbuch, b) Festgeldkonto, c) Aktien, d) Investmentfonds und andererseits die unterschiedlichen Risiken bei der Anlage und wäge ab, welche Anlageform für dich sinnvoll ist. Begründe deine Wahl. Weiterklicken Mit dem Zinseszins-Rechner unter www.hoch-im-kurs.de Ò Service kannst du Zinseffekt und Rendite ohne Mühe errechnen. Was verdient man bei anderen Anlageformen? Bei Wertpapieren besteht der Ertrag der Anlage neben möglichen Kursgewinnen aus Dividenden bei Aktien, Zinsen bei festverzinslichen Wertpapieren oder Ausschüttungen von Erträgen bei Investmentfonds (Zinsen, Dividenden oder Mieterträge bei offenen Immobilienfonds). Um die Erträge von verschiedenen Anlageformen vergleichen zu können, ermittelt man die Rendite. Sie zeigt den Ertrag bezogen auf die Höhe des ursprünglich eingesetzten Kapitals, und zwar pro Jahr. Immer dort, wo auf eine Anlageform ein fester Zinssatz pro Jahr gezahlt wird, entspricht die Rendite dem Zinssatz (vor Kosten, Ò Schon gewusst? ). Faustformel für Wertpapiere: Rendite = Ertrag p. a. x 100 Kapitaleinsatz Hier weiß der Anleger bereits sofort über die Rendite Bescheid, wenn er sich für eine Anlage entscheidet etwa bei Sparkonten oder Festgeldern. Schwieriger ist der Fall, wenn sich die Rendite aus Dividenden/Ausschüttungen und Kursveränderungen wie bei Aktien oder Fonds zusammensetzt. Hier lässt sich die Rendite nur im Nachhinein errechnen. Die Website www.boerse.ard.de gibt aktuelle Entwicklungen, Meldungen und Börsentrends wieder. Infos findest du auch unter www.test.de Ò Tests Ò Geldanlage + Banken Ò Specials Ò Lexikon der Geldanlage Weiterlesen Geldanlage ganz konkret: Der unabhängige Ratgeber für Sparer und Anleger, 2. Auf lage, Stiftung Warentest, Januar 2011 (9,90 Euro) Schon gewusst? Geld anlegen kostet Geld Neben den Erträgen sind natürlich auch die Kosten zu beachten, die mit den verschiedenen Geldanlagen verbunden sind. Depotgebühren und Bearbeitungskosten der Bank sind im Einzelfall zu erfragen. Bei der Fondsanlage ist der Ausgabeaufschlag für Beratungs- und Vertriebskosten des Fonds zu berücksichtigen. 19

modul 3 Anlagen im Vergleich Für jeden das Richtige Wenn du Geld auf der hohen Kante hast, legst du es nicht mehr unters Kopfkissen, sondern du legst es an: Doch welche Geldanlage macht wann und für wen Sinn? Das kommt immer ganz darauf an: Hast du einen Schulabschluss, und bist bereits in der Ausbildung, und verdienst dein eigenes Geld? Oder steht das Abitur gerade bevor, und ob du danach ein Studium beginnen wirst, ist noch nicht ganz klar? Bei der Wahl einer Geldanlage spielt auch immer deine Persönlichkeit, das heißt deine Risikoneigung, eine Rolle. Der Anlage-Check Sparkonto/Sparbuch Seit Jahrzehnten ist das Sparbuch die beliebteste Form der Geldanlage in Deutschland. Es steht für Sicherheit und Ver - trauen. Millionen Menschen haben mindestens eines davon. Die wichtigsten Merkmale sind: Man erhält eine Sparurkunde, meist als kleines Büchlein oder eine Plastikkarte (SparCard). Einzahlungen sind immer möglich, Auszahlungen sind meist pro Monat bis zu 2.000 Euro begrenzt (etwas eingeschränkte Liquidität). Größere Beträge müssen vorher gekündigt werden. Der Zinssatz für Spareinlagen ist sehr niedrig (geringe Rendite). Spareinlagen werden durch die Banken grundsätzlich abgesichert (hohe Sicherheit). Aktien Die Aktie ist ein Wertpapier, das einen Unternehmensanteil darstellt. Der Aktionär wird Miteigentümer an dem Unternehmen. Aktien werden über die Wertpapierbörse gehandelt, das heißt ge- und verkauft. Die Auswahl der richtigen Aktien ist schwierig und eher etwas für Profis. Weil die Kurse der marktgängigen, großen Unternehmen täglich an der Börse festgestellt werden, ist die Liquidität hoch. Bei umsatzschwächeren Werten kann es auch Tage geben, an denen Angebot und Nachfrage sich nicht ausgleichen. Aufgrund möglicher großer Kursschwankungen sind Aktien besonders risikobehaftet; es gibt keinen Rückzahlungsanspruch (geringe Sicherheit). Die Rendite von Aktien (Gewinnchance) kann sehr hoch sein. 2012 haben 4,1 Millionen Anleger beziehungsweise 6,3 Prozent der Bevölkerung Aktien gehalten. Quelle: DAI Deutsches Aktieninstitut, DAI Januar 2013»Warum investieren Sie in Investmentfonds?»>> Weil 20 75% Investmentfonds einen Insolvenzschutz bieten, mich also vor dem Totalverlust schützen.«73% Quelle: BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.v., GfK Finanzmarktpanel 2009 sind.«67% die Kosten transparent die bei der Fülle der Anlagemöglichkeiten für mich den besten Mix finden.«man auch mit kleinen Anlagebeträgen sparen kann.«43% 18% ich mich nach dem Kauf um nichts kümmern muss.«