Universität Augsburg Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Prof. Dr. Kaspar Spinner Dozentin: Dr. Gabriele Gien Sommersemester 2006 Materialien zur Leseförderung: Autor / Inhalt / Unterricht Autorinnen: Natalie Gawantka und Julia Klaußner
- 2 - a) Informationen zur Autorin Biographie: Astrid Anna Emilie Lindberg, die zweite Tochter ihrer Eltern, Samuel August Ericsson und Hanna Ericsson, geborene Jonsson, wird am 14. November 1907 in Vimmerby, Smaland geboren. Am 7. August 1914 wird sie in Vimmerby eingeschult. 1923 schließt sie die Realschule ab und arbeitet ab 1924 für den Wimmerby Tidning. Zwei Jahre später zieht sie um nach Stockholm und bildet sich in der Sekretärinnenschule Bar-Lock weiter (Stenographie, Maschineschreiben). Ende des Jahres kommt ihr Sohn Lars zur Welt, der allerdings bei einer Pflegefamilie in Kopenhagen aufwächst. 1928 arbeitet sie als Sekretärin beim Königlichen Automobilclub. Im Frühjahr 1931 heiratet sie ihren Bürovorsteher Sture Lindgren. Sie ziehen zusammen mit ihrem Sohn nach Vulcanusgatan. 1934 wird Tochter Karin geboren. Im Jahre 1941 erkrankt diese an einer Lungenentzündung, und bittet ihre Mutter, ihr von Pippi Langstrumpf zu erzählen. Und so entsteht eine verrückte Geschichte nach der anderen von dem kleinen, rothaarigen Mädchen mit den Sommersprossen, dass zusammen mit einem Affen und einem Pferd in einer Villa lebt. Als Astrid 1944 auf dem Glatteis ausrutscht und sich den Fuß verstaucht, beginnt sie die Geschichten aufzuschreiben. Im darauffolgenden Jahr bekommt sie dafür den ersten Preis bei einem Wettbewerb für Kinderbücher des Verlages Rabén & Sjögren. 1949 erscheint Pippi Langstrumpf in Deutschland. 1978 bekommt Astrid Lindgren den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels überreicht. Im Jahre 1994 bekommt sie den alternativen Nobelpreis The Right Livelihood Honorary Award für ihren lebenslangen Einsatz für die Rechter der Kinder und der Natur verliehen. Drei Jahre später, nach ihrem 90. Geburtstag, wird sie zur Schwedin des Jahres und Schwedin des Jahrhunderts gewählt. Am 28. Januar 2002 stirbt sie im Alter von 94 Jahren. Zum Andenken wird von der schwedischen Regierung jährlich ein Literaturpreis ausgeschrieben (Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis), der mit etwa 540 000 Euro der höchstdotierte Preis für Kinder- und Jugendliteratur weltweit ist.
- 3 - Werke: chronologisch, unvollständig Pippi Langstrumpf Kalle Blomquist Wir Kinder aus Bullerbü Karlsson vom Dach Michel aus Lönneberga Die Brüder Löwenherz Ronja Räubertochter u.v.m. b) Inhaltsangabe Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter Langstrumpf, kurz Pippi Langstrumpf genannt, wohnt mit ihrem Pferd ( kleiner Onkel ) und dem kleinen Affen Herrn Nilsson in der Villa Kunterbunt. Nicht nur die Tatsache, dass sie alleine in ihrem Haus wohnt und somit machen kann, was sie will, macht sie zu einem außergewöhnlichen Kind, sondern sie ist auch besonders stark und hat vor Nichts und Niemandem Angst. Zusammen mit ihren beiden, neugewonnenen Freunden, Thomas und Annika, erlebt sie allerhand lustige, verrückte und spannende Abenteuer. In ihrer unbeschwerten und naiv-kindlichen Art schafft sie es immer wieder, den Erwachsenen zu trotzen. Pippi Langstrumpf ist die hinreißendste und fröhlichste Gestalt in der Kinderliteratur. Frankfurter Allgemeine Zeitung c) Unterrichtsvorschläge Nachspielen einzelner Szenen, z.b. Pippi in der Schule, Kaffeekränzchen etc. evtl. mit Kamera aufnehmen oder vor anderen vorspielen (Schulfest, Elternabend usw.) bzw. als Hörspiel aufnehmen (Anschließender) Vergleich mit dem Film; entweder eigener Film Originalfilm oder Originalfilm Buch
- 4 - Gestaltung eines Kunstbildes: Format DIN A3 (Ganzkörperbild, großflächiges Gestalten), Wachsmalkreiden (kräftige Farben, Leuchtkraft) Neue Pippi-Geschichte erfinden und in Form eines Skripts verfassen ( Regisseur spielen); kann auch nachgespielt werden 1./2. Klasse: Kreuzworträtsel, Verständnisfragen Lesebegleitheft erstellen Figuren in der Ich-Form vorstellen: Pippi, Annika, Thomas Figuren aus Sicht anderer Figuren beschreiben, z.b. Lehrerin über Pippi, Mutter von Thomas und Annika (Frau Settergren) über Pippi Interview mit Pippi führen: Wie war es in der Schule? Wer/ wie ist dein Papa bzw. deine Mama? Wie wurdest du zum Sachensucher? u.v.m. Brief von Pippi an ihren Papa über ihr neues Leben in der Villa Kunterbunt Erst Geschichte vorlesen und anschließend einen Tagebucheintrag schreiben lassen Buchempfehlung Autorenplakat Diskussionsrunde: Verhaltensregeln in der Öffentlichkeit, Benehmen/ Etikette, Meinung über Pippis Situation und Lebensweise Titelsong singen, evtl. Verknüpfung mit einem kleinen Tanz Standbilder, z.b. Pippi wird von Dieben besucht Personenbeschreibung nach einem Bild d) Kommentar Altersempfehlung: 2. Klasse, zum Vorlesen bereits in der 1. Klasse verwendbar Anknüpfend an romantische Vorstellungen sowie an Traditionen von Nonsenspoesie und Fantastik gestaltete Astrid Lindgren (...) mit Pippi Langstrumpf (...) eine starke, anarchische Heldin mit wunderbaren Eigenschaften, übernatürlicher Kraft,
- 5 - unermesslichem Reichtum und unerschöpflichen Einfällen. Zu erkennen ist in dieser Figur das auf E.T.A. Hoffmann zurückgehende Motiv des fremden Kindes, eines Naturkindes, das mit seinem Handeln immer wieder in Widerspruch zu den Regeln und Normen der zivilisierten Gesellschaft gerät. In Pippis völlig ungebundenem Leben in der Villa Kunterbunt erfüllen sich kindliche Wunschträume von Autonomie gegenüber den Forderungen der Erwachsenen. Angeregt durch antiautoritäre Erziehungsvorstellungen, wie sie etwa A. S. Neill vertrat, bezog Lindgren klar Stellung: gegen repressive Systeme und pädagogische Botschaften, für Fantasie und Freiheit. Doch Pippis Argumente gegen traditionelles Schulwissen und blinden Gehorsam, ihre Schwäche für Lügengeschichten, Komik und subversiven Sprachgebrauch fanden keine ungeteilte Zustimmung. Begeisterte Aufnahme stand scharfer Ablehnung gegenüber. Pippi erinnere an die Fantasie eines Geisteskranken oder an krankhafte Zwangsvorstellungen, meinte zum Beispiel ein schwedischer Kritiker. Als Anführerin einer Revolution in der Kinderstube blieb Pippi Langstrumpf zunächst eine singuläre Erscheinung. Auch in ihren zahlreichen anderen Kinderbüchern (...) ging es Lindgren immer um die Utopie einer Gesellschaft, die auf Friedfertigkeit und Verantwortungsgefühl basiert. 1 Problematisch ist der riesige Umfang des Buches, den ein Zweitklässler unmöglich bewältigen kann. Deshalb ist es sinnvoll, nur einzelne, ausgewählte Geschichten zu behandeln. Den meisten Kindern ist Pippi Langstrumpf wahrscheinlich bereits bekannt. Grundsätzlich handelt es sich um ein sehr ansprechendes Buch, da es witzig, leicht verständlich und lebendig geschrieben ist. Die kindliche Naivität und die Unbeschwertheit Pippis machen das Buch für Kinder leicht zugänglich und regt zum Lesen an. Der Vergleich zum Film könnte sich jedoch schwierig gestalten, da der Inhalt bekannt sein muss. Aufgrund des egozentrischen Weltbildes von Kindern der ersten und zweiten Klasse, fällt es diesen wahrscheinlich noch sehr schwer, sich in andere Figuren hinein zu versetzen oder beim Standbild bzw. bei Figurenstatuen Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Literaturangaben: - Schikorsky, Isa: Kinder- und Jugendliteratur. DuMont Schnellkurs. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln. Originalausgabe, 2003. 1 Schikorsky, Isa: Kinder- und Jugendliteratur, S. 139
- 6 - Internetquellen: Astrid Lindgren: Pippi Langstrumpf - http://de.wikipedia.org/wiki/astrid_lindgren - http://www.astridlindgren.de/index_1024.htm