jahresbericht Kinderschutz hat einen Namen.

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Transkript:

jahresbericht 2012 Kinderschutz hat einen Namen.

diemöwe

inhalt grussworte 4 Reinhold Mitterlehner, Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend 4 Beatrix Karl, Bundesministerin für Justiz 5 Karl Wilfing, NÖ Landesrat für Bildung, Jugend, Raumordnung und öffentlichen Verkehr 6 die möwe 7 Martina Fasslabend, Geschäftsführende Präsidentin 7 Hedwig Wölfl, Fachliche Leitung die möwe 9 die möwe das leitbild 10 die möwe Vorstand 12 studie: befindlichkeit und einstellungen der österreicherinnen zum thema missbrauch an Kindern und Jugendlichen 13 fachbeitrag 15 Hedwig Wölfl, Kinder- und Jugendgesundheit: Die Zukunft beginnt heute 15 die möwe KinderschUtzzentren 18 die möwe Management 18 die möwe Kinderschutzzentrum Wien 18 die möwe Kinderschutzzentrum Neunkirchen 20 die möwe Kinderschutzzentrum Mistelbach 21 die möwe Kinderschutzzentrum St. Pölten 22 die möwe Kinderschutzzentrum Mödling 24 die möwe präventionsarbeit 25 die möwe helpline & onlineberatung 27 die möwe statistik 2012 29 die möwe finanzbericht 2012 29 die möwe VeranstaltUngen 2012 30 die möwe KlaUsUr 2012 34 die möwe dankt 35 jahresbericht2012

GrUsswort Kinder stehen im Zentrum unserer Familienpolitik. Daher wollen wir ihre Entwicklung und Entfaltung auf allen Ebenen unterstützen und laufend verbessern. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt dabei auf den Kinderrechten, die in Österreich nicht nur durch die vor über 20 Jahren in Kraft gesetzte Konvention über die Rechte der Kinder, sondern auch in der Verfassung abgesichert sind. Damit ist Österreich im internationalen Vergleich ein Vorreiter. Ein weiterer Meilenstein ist das neue Bundes-Kinder- und Jugendhilfegesetz, das den Bundesländern in der Jugendwohlfahrt wesentliche Verbesserungen im Sinne des Kinderschutzes, wie zum Beispiel das Vier-Augen-Prinzip in der Gefährdungsabklärung und Hilfeplanung, ermöglicht. Dr. Reinhold Mitterlehner Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend Zwar ist die Gewalt in der Familie insgesamt zurückgegangen, dennoch ist ein gewaltfreies Aufwachsen nach wie vor nicht für alle jungen Menschen in Österreich selbstverständlich. Daher braucht es zusätzlich zu den entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen auch leicht erreichbare und unbürokratisch agierende Einrichtungen wie die möwe. Das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) hat in Kooperation mit der möwe die neue Hotline 0800 240 268 eingerichtet, an die sich von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche vertrauensvoll wenden können. Die Expertinnen und Experten des Kinderschutzvereins stehen täglich für kostenlose und anonyme Soforthilfe zur Verfügung. In diesem Sinne danke ich den möwe-kinderschutzzentren und ihrer Präsidentin Martina Fasslabend für das große Engagement und die langjährige gute Kooperation. Dr. Reinhold Mitterlehner Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend 4 diemöwe

GrUsswort Jungwirth liebe leserin, lieber leser, Kinder sind unsere Zukunft und es muss das Ziel unserer Gesellschaft, der Politik sowie von jeder und jedem Einzelnen von uns sein, alles zu tun, um Kinder vor Gewalt zu schützen und ihnen eine geborgene Kindheit zu ermöglichen! Mag ạ Dr ịn Beatrix Karl Bundesministerin für Justiz Das Justizministerium setzt sich daher verstärkt für den rechtlichen Gewaltschutz für Kinder ein und ist bemüht, diesen ständig zu verbessern. Denn Übergriffe gegen Kinder müssen hart bestraft werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war beispielsweise die Verschärfung des Strafgesetzes im letzten Jahr. So wurden die Strafuntergrenzen für Straftaten, bei denen Gewalt oder gefährliche Drohungen gegen Kinder angewendet werden, angehoben und auch die Anbahnung von Sexualkontakten, das sogenannte Grooming, wurde unter Strafe gestellt. Um Kinder besser vor einer möglichen Gefährdung schützen zu können, hat die Justiz auch den Zugang zu Strafregisterauskünften für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes erleichtert. Aber auch abseits von Gewalt tritt die österreichische Justiz für die Rechte und Interessen von Kindern ein. So ist es mit dem neuen Familienrecht erstmals gelungen, das Kindeswohl gesetzlich zu verankern und in den Mittelpunkt zu stellen. Da Kinder grundsätzlich Mutter und Vater brauchen außer natürlich es ist Gewalt involviert, ist die gemeinsame Obsorge jetzt Regelfall und der Kontakt zu beiden Eltern besser durchsetzbar. Auch die neu eingerichtete Familiengerichtshilfe sowie eine verpflichtende Elternberatung bei einvernehmlichen Scheidungen stellen die Bedürfnisse von Kindern bei Trennungen in den Vordergrund und unterstützen Eltern dabei, eine Einigung im Sinne des Kindes zu treffen. In der möwe hat das Justizministerium seit zehn Jahren einen verlässlichen Partner bei der Betreuung und bei der psychosozialen und juristischen Prozessbegleitung von misshandelten und missbrauchten Kindern und Jugendlichen gefunden. Tausende von Gewalt und Missbrauch betroffene Minderjährige erhielten dank der möwe kostenlos Information und Beratung, wurden zu Polizei und Gericht begleitet und bei der Durchsetzung der Opferrechte unterstützt. An dieser Stelle möchte ich der möwe für die gute Zusammenarbeit danken und ihr auch im kommenden Jahr alles Gute für ihre gesellschaftlich wertvolle und überaus wichtige Arbeit wünschen. Mag ạ Dr in. Beatrix Karl Bundesministerin für Justiz jahresbericht2012 5

GrUsswort Wir, die politisch Verantwortlichen des Landes Niederösterreich, nehmen den Kinderschutz sehr ernst. Das flächendeckende Netz von Kinderschutzzentren in Niederösterreich ist eine wesentliche Maßnahme für soziale Sicherheit und den Schutz der schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft der Kinder. Das ungestörte Heranwachsen unserer Kinder ist eine der Hauptaufgaben des möwe-kinderschutzzentrums. die möwe bietet Kindern und Jugendlichen Unterstützung bei der Bewältigung von Problemen und Krisen und hilft Personen in ihrem persönlichen Umfeld. Mag. Karl Wilfing NÖ Landesrat für Bildung, Jugend, Raumordnung und öffentlichen Verkehr In den vergangenen Jahren wurde bereits ein umfassendes Angebot von Kinderschutzzentren in Niederösterreich errichtet. die möwe betreibt Standorte in St. Pölten, Neunkirchen, Mistelbach und Mödling. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Einrichtungen stehen unseren Kindern in Krisensituationen bei und bieten professionelle Unterstützung. Es geht aber auch darum, versteckte Hilferufe rechtzeitig zu erkennen und unsere Gesellschaft zu sensibilisieren. Immer mehr Kinder und deren Familien, aber auch Pädagoginnen und Pädagogen nehmen das bestehende Angebot wahr. die möwe leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Kinderschutzarbeit. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser hervorragenden Einrichtungen ein herzliches Dankeschön für ihre engagierte und professionelle Arbeit und weiterhin viel Kraft und Freude. Herzlichst Mag. Karl Wilfing Jugendlandesrat 6 diemöwe

JaHresrÜCKBLiCK du Kannst erreichen, was du wirklich willst! so heisst das motto der möwe Jonathan im gleichnamigen roman. Während andere sich damit begnügen zu fliegen, um zu leben, lebt die Möwe Jonathan, um zu fliegen. Sie will über den Durchschnitt hinaus, um das Außerordentliche zu erreichen. Trotz Schwierigkeiten gibt sie nicht auf, sondern hält leidenschaftlich an ihren Zielen fest. Dipl.-Päd ịn Martina Fasslabend Geschäftsführende Präsidentin die möwe Auch das Jahr 2012 der möwe-kinderschutzzentren war von diesem Geist der Beständigkeit getragen: zu fliegen, um zu helfen oder im übertragenen Sinn das karitative Leistungsportfolio auf ein neues, nie dagewesenes Niveau in der Geschichte der möwe zu erweitern. Für die jungen Opfer dieser Welt können Beratungs- und Servicedienstleistungen zur individuellen Aufarbeitung von physischer, psychischer und sexueller Gewalt gar nicht umfangreich genug sein und jedes sich bietende Medium wurde und wird von uns zur Beratung, Hilfe, Therapie, Diagnostik, Begleitung, Information und Prävention eingesetzt. Leider geschieht Heilung im Falle von Missbrauchsopfern nicht so einfach, wie ein bekanntes Sprichwort glauben machen möchte: Die Zeit heilt alle Wunden. Das Urvertrauen vieler Kinder anderen Menschen gegenüber erleidet schweren Schaden und fordert nicht nur unsere ganze liebende Annahme und Zuwendung, sondern auch professionelle Hilfe und Begleitung. Letztlich kann nur ein multidimensionaler Zugang zum einen den Betroffenen helfen und zum anderen das Bewusstsein der Öffentlichkeit sensibilisieren für die Wichtigkeit von Schutz und Hilfestellung durch Staat und Gesellschaft. Mein besonderer Dank gilt deshalb unseren MitarbeiterInnen, ohne deren hohe Leistungsbereitschaft die Erweiterung der Aktivitäten aller möwe-kinderschutzzentren, der möwe helpline und der möwe onlineberatung bei gleichzeitig steigenden Qualitätsstandards nicht möglich gewesen wäre. Genauso wichtig war und ist jedoch die Unterstützung durch unsere SponsorInnen, SpenderInnen, KooperationspartnerInnen und öffentliche Förderstellen des Bundes sowie des Landes NÖ, aber auch deutscher KooperationspartnerInnen. Sie alle leisten einen fundamentalen Beitrag, damit das Leid von Gewalt betroffener Kinder eine Stimme bekommt, sich ausdrücken kann, liebevoll angenommen wird und durch professionelle Hilfe heilen kann. Dafür danke ich Ihnen allen aus ganzem Herzen! Mit einer steigenden Anzahl von Prozessfällen konfrontiert, hat sich auch der Budgetrahmen der möwe 2012 auf 2,2 Millionen Euro erhöht, wovon zwei Drittel der Aufwendungen der direkten Opferhilfe zugutekommen. Auch die Zahl der fachlichen MitarbeiterInnen wurde auf 41 erweitert und die Beratung der möwe helpline steht täglich auch an Wochenenden und Feiertagen zwölf Stunden zur Verfügung. Die möwe onlineberatung bietet österreichweit 24 Stunden ihre Hilfsdienste an und ist damit auch für die Generation Web 2.0 die vielleicht wichtigste Community im Netz die Help-Community. Regelmäßige Software-Updates garantieren und optimieren, was schon seit der Gründung die Qualität aller möwe-kinderschutzzentren ausmacht: die Sicherheit von verfügbarer Hilfe. Auch ein monatlicher Newsletter wird in Zukunft die Online-Präsenz verstärken und die Botschaften der möwe transportieren. Im Bundesverband österreichischer Kinderschutzzentren sind wir ebenfalls durch zwei ständige Mitglieder vertreten. jahresbericht2012 7

Kinderschutz, Kinderhilfe und die Wahrung von Kinderrechten werden auch in Zukunft unsere zentrale Vision sein und unser ganzes Engagement erfordern. Ein Ziel, das wir genau wie die Möwe Jonathan mit Beständigkeit und der nötigen Leidenschaft verfolgen, damit den Kindern dieser Welt Flügel wachsen auf ihrem Weg in eine offene, gewaltfreie Gesellschaft. Dipl.-Päd. in Martina Fasslabend 8 diemöwe

die möwe KindersCHUtZarBeit dass wir miteinander reden Können, macht Uns zu menschen. Karl Jaspers (1883-1969), dt. Philosoph Mag ạ Hedwig Wölfl Fachliche Leiterin die möwe Kinderschutzarbeit ist Arbeit mit, an und von Menschen und basiert auf der Kunst des Miteinander- Redens. Damit das Reden ein Miteinander-Reden und kein Gegeneinander-Reden ist, brauchen wir angstfreie und geschützte Räume. Und es braucht den Mut, das aussprechen zu können, was unangenehm ist, belastet, verletzt. Dann erst kann das Darüber-Sprechen kathartisch und heilsam wirken oder wie Elias Canetti es ausdrückt kann es zum Ziel werden, das Furchtbarste so zu sagen, dass es nicht mehr furchtbar ist, dass es Hoffnung gibt, weil es gesagt ist. In unserer täglichen Kinderschutzarbeit bemühen wir uns um diese Schutzräume, damit das als furchtbar Erlebte der Hoffnung weichen kann. Damit wir diesen Schutzraum nach innen und außen anbieten und erlebbar machen können, haben wir auf unserer internen Klausur im Herbst mit der Entwicklung eines neuen Leitbildes begonnen. Die Präzisierung und Klärung unseres möwe-leitbildes soll in einem gemeinsamen Prozess erarbeitet werden, denn nur so können wir es glaubwürdig und authentisch leben. Der Wunsch nach Transparenz in allen Abläufen und offener, gelingender Kommunikation soll als Basis unserer Arbeit verdeutlicht werden und wurde durch vielfältige interne und externe Fortbildungs-, Organisationsentwicklungsund Supervisionsmaßnahmen verstärkt. Dass die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ein wesentliches gesellschaftspolitisches Anliegen sein muss, wurde in den Alpbacher Gesundheitsgesprächen 2012 zum Thema gemacht. Auch in unseren Kooperationen, beginnend mit dem ZOOM Kindermuseum anlässlich der Ausstellung Alles Familie über die LIGA für Kinder- und Jugendgesundheit, der BSO, dem Amt der NÖ Landesregierung, der Fachstelle für Gewaltprävention, dem BMWFJ und dem BMJ, den Krankenkassen, der MA 11 bis zu den Kinder- und Jugendanwaltschaften in NÖ und Wien, bringen wir unser Ziel, für Kinder geschützte und gesunde Entwicklungsräume zu schaffen, laufend ein. Unsere Einbindung und unser Engagement im noch jungen Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren sowie in verschiedenen einschlägigen Plattformen ermöglichen uns den fachlichen Austausch und ein gemeinsames Vorgehen innerhalb der österreichweiten Vernetzung im Kinderschutzbereich auf einer erweiterten Ebene. Von der Präventionsarbeit mit Eltern, PädagogInnen und SchülerInnen über psychologische Diagnostik und Prozessbegleitung, Telefon- und Onlineberatung bis hin zur psychotherapeutischen Behandlung haben unsere MitarbeiterInnen mit ihrer unermüdlichen und kompetenten Kinderschutzarbeit immer wieder neu unter Beweis gestellt, dass die Kunst des Miteinander-Redens das Menschliche in uns hervorbringt und das Furchtbare in Hoffnung verwandeln kann. Dafür bin ich dankbar, darauf bin ich stolz und ich freue mich darauf, wenn wir 2013 im Sinne transparenter und offener Kinderschutzarbeit aktiv bleiben. Mag ạ Hedwig Wölfl jahresbericht2012 9

das LeitBiLd Unsere ziele Und leitlinien Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellen, physischen und psychischen Gewalterfahrungen Festigung, Verbesserung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit von Kindern in belastenden Lebenssituationen Unterstützung eines ungestörten Heranwachsens von Kindern gemeinsam mit ihren Familien 10 diemöwe

wie arbeiten wir? was Bieten wir? wer sind wir? Unsere biografie die möwe wurde 1989 als gemeinnütziger Verein gegründet und ist seit 1996 anerkannter freier träger der Jugendwohlfahrt (wrjwg 1990). Mit ihrem Leitbild informiert die möwe über ihre Werte, Grundsätze, Leitlinien Ziele und die zu deren Erreichung ergriffenen oder angestrebten Maßnahmen Angebote und Leistungen Unsere angebote Und leistungen hilfe für Kinder und Jugendliche in belastungssituationen im speziellen: hilfe für opfer physischer, sexueller und psychischer gewalt Wir helfen bei Ängsten und psychosozialen Belastungen durch Gespräche und Beratungen mit allen Betrof - fenen und Beteiligten (Krisenintervention und Kinderschutzarbeit) Klinisch-psychologische Diagnostik Erarbeiten von Lösungsmöglichkeiten Psychotherapeutische Behandlung, psycho logische Beratung und Hilfestellung Psychosoziale Prozessbegleitung bei Gericht Unsere arbeitsweise systemische arbeit mit den unmittelbar betroffenen durch beratung, begleitung und therapeutische angebote interdisziplinär vernetzte zusammenarbeit Teamarbeit HelferInnenkonferenzen Kooperationen mit fachverwandten Einrichtungen Qualitätsentwicklung Qualitätssicherung Regelmäßige berufliche Weiterbildung und Supervision für unsere MitarbeiterInnen Teilnahme an Fachtagungen und speziellen Fortbildungen Projektentwicklung für die Präventionsarbeit an Schulen Einhaltung der Qualitätsstandards von psychosozialer Prozessbegleitung die möwe wendet sich mit ihrem Leitbild an alle Ziel- und Anspruchsgruppen im Bereich Prävention und Intervention bei physischer, psychischer oder sexueller Gewalt insbesondere an Kindern, das sind: die unmittelbar Betroffenen (Kinder, Jugend liche, Eltern und andere Vertrauenspersonen) die Einrichtungen der öffentlichen und freien Jugendwohlfahrt die Fachwelt (pädagogische und andere psychosoziale Berufsgruppen, Gerichte etc.) die allgemeine Öffentlichkeit prävention von gewalt Präventionsveranstaltungen direkt am Standort Schule: - Workshops für SchülerInnen - Informationsabende für LehrerInnen und Eltern Seminare für Eltern ( Elternbildung ) Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen im Sinne der Prävention von Gewalt Workshops und Supervisionen für PädagogInnen, PsychologInnen, JuristInnen und andere helfende Berufe Kinderschutz-Kurse für Berufsgruppen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten Inhaltliche Ausrichtung an den Kinderschutzstandards Wissenschaftliche Arbeit und Forschung durch die möwe science zu den Themen Gewalt, Prävention und Kinderschutz öffentlichkeitsarbeit Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist die Sensibili sierung breiter Kreise für die Phänomene psychischer, physischer oder sexueller Gewalt in unserer Gesellschaft, um damit zur Ent tabuisierung dieser Themen, besonders des sexuellen Missbrauchs von Kindern, beizutragen. Dies erfolgt durch Informationsmaterial Publikationen Zusammenarbeit mit den Medien Vorträge, Seminare, Workshops und Fachtagungen jahresbericht2012 11

die möwe Vorstand 2012 die möwe Unabhängiger Verein für psychisch, physisch oder sexuell misshandelte Kinder Geschäftsführende Präsidentin Vizepräsidentin Fachvorständin Fachvorständin UND Kassier STELLVERTRETERIN Schriftführer Schriftführer STELLVERTRETERIN Kassier Weitere Vorstandsmitglieder RECHNUNGSPRÜFUNG dipl.-päd. in Martina Fasslabend labg. Ingrid Korosec prim ạ Dr in. Jutta Falger Dr in. Martina Schmucker-Csokor robert Riedl marie-luise Mojzis Karl Katicic dr in. Helene Partik-Pablé captura Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mbh mag. Friedrich Baldinger mag. Dieter Welbich Wissenschaftlicher Beirat Ehrenmitglieder Ehrenschutz Univ.-Prof. Dr. Alfred Pritz Volksanwältin Univ.-Doz in. Dr in. Gertrude Brinek dr. Manfred Ainedter billie Rauscher-Gföhler mag ạ Dr in. Gerti Senger hon. Prof. Dr. Udo Jesionek bundesministerin a.d. Maria Rauch-Kallat 12 die möwe

STUDIE Karmasin Motivforschung & die möwe-kinderschutzzentren Repräsentative Studie, durchgeführt im März 2012 Persönliche Befragung, repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Bundesland 1.000 Personen, ab 14 Jahre Missbrauch an Kindern und Jugendlichen Befindlichkeit und Einstellungen der ÖsterreicherInnen zum Thema (drei Jahre nach der gleichnamigen Studie 2009) Martina Fasslabend gab im Februar 2012, drei Jahre nach der ersten Studie 2009, eine Vergleichs studie in Auftrag. Mit dem Ergebnis, dass die Aufmerksamkeit für das Thema Missbrauch an Kindern und Jugendlichen höher ist als noch vor einigen Jahren. Die Bereitschaft, tätig zu werden, wenn ein Verdacht besteht, ist ebenfalls gestiegen. Besorgniserregend bleibt, dass rund ein Fünftel bei einem konkreten Verdacht nichts unternimmt, da viele mit der Situation überfordert sind. Im Zuge der Studie 2009 gab fast ein Drittel der Befragten an, sie würden bei einem Verdacht nicht eingreifen heute handelt noch immer jeder Vierte nicht. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie 2012: 1. Die Bereitschaft, bei Verdacht des Kindesmissbrauchs etwas zu unternehmen, steigt. Bei Verdacht auf Kindesmissbrauch würden aktuell 68% (2009: 63%) die Polizei informieren, 40% mit vertrauten Personen darüber sprechen (2009: 37%), 34% beobachten weiter, ob sich der Verdacht erhärtet (2009: 30%). Jene, die bereits Verdacht auf Kindesmissbrauch hatten, geben ebenfalls im Vergleich zu 2009 vermehrt an, Handlungen gesetzt zu haben. Waren es 2009 27%, die nichts unternommen haben, sind es aktuell 17%. 2. Das Vertrauen in Anlaufstellen für Missbrauchsopfer und deren Angehörige steigt, wenngleich man der Meinung ist, dass es zu wenige Anlaufstellen gibt. 70% glauben, dass Missbrauchsopfern und Angehörigen bei Anlaufstellen geholfen wird (2009: 65%). 29% der Befragten sind der Meinung, dass es zu wenige Anlaufstellen gibt (2009: 28%). Die Menschen haben mehr denn je das Gefühl, dass Gewalt an Kindern und Jugendlichen gleich bleibt (52% 2012 im Vergleich zu 38% 2009). 3. Zu wenig gesetzliche, polizeiliche und politische MaSSnahmen im Kampf gegen Kindesmissbrauch. Mehr als die Hälfte der Befragten findet, dass die gesetzlichen, polizeilichen und politischen Maßnahmen im Kampf gegen Kindesmissbrauch nach wie vor nicht ausreichend sind. jahresbericht 2012 13

4. die österreicher zeigen eine gestiegene sensibilität für missbrauch in ihrer UmgebUng. 29% der Befragten wollen bei Verdacht auf Missbrauch bei der Polizei (2009: 23%) bzw. beim Jugendamt 21% (2009:16%) Meldung erstatten. Waren es 2009 nur knapp über 30%, die ihren Missbrauchsverdacht mit Freunden und Verwandten besprachen, so sind es aktuell 47%. Außerdem geben 44% an (2009: 32%), dass sie alamiert blieben und den Verdachtsfall weiter beobachten, um zu sehen, ob sich der Verdacht erhärtet. die möwe als Kompetenteste anlaufstelle im Kampf gegen KindesmissbraUch. Im Kampf gegen Kindesmissbrauch nehmen Befragte die möwe als Organisation mit der meisten Kompetenz wahr (2012: 22%, 2009: 13%). Es ergeht seitens der Öffentlichkeit quasi ein klarer Auftrag zu mehr Präventionsarbeit und Aufklärung: Weit über 60% sind für vermehrte Aufklärung in Schulen, Kindergärten und bei Ärzten (Frage wurde 2009 nicht gestellt). 14 diemöwe

FaCHBeitraG autoreninfo: Mag ạ Hedwig Wölfl Klinische und Gesundheitspsychologin, Fachliche Leiterin die möwe Kinder- Und JUgendgesUndheit: die zukunft beginnt heute alpbacher gesundheitsgespräche 2012 Im August 2012 wurde im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach ein Schwerpunkt auf die Zukunft der Jugend gesetzt und innerhalb der Gesundheitsgespräche die Kinder- und Jugendgesundheit zum Thema gemacht. Im Arbeitskreis Gesunde seelische Entwicklung unter Leitung von Primar Dr. Paulus Hochgatterer zum psychosozialen Zustand unserer Kinder und Jugend - lichen sowie zu ihrer diesbezüglichen Versorgung sollte ich als Vertreterin aus Sicht des Kinderschutzes unsere Erfahrung, Haltung und Forderungen in die Diskussion einbringen. Die Zielsetzung des Arbeitskreises war es, konkrete Veränderungsvorschläge für die Gesundheitspolitik zu entwickeln und gemeinsam die Top-3-Vorschläge für das Plenum zu priorisieren. Die uns leitende Fragestellung in diesem Prozess lautete: Welche Veränderungen im österreichischen Gesundheitssystem erscheinen uns für eine gesunde seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtig und umsetzbar? folgende ideen wurden von unserer seite eingebracht: Seit mehr als 20 Jahren ist Gewalt in der Erziehung in Österreich verboten. Trotzdem zeigen aktuelle Studien, dass Kinder und Jugendliche auch heute körperliche Gewalt (55%), sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt (6-19%) und vor allem auch psychische Gewalt von Demütigungen, Anschweigen bis Liebesentzug (65%) erfahren. Die Beschwerdelast von Schüler Innen liegt laut Studie der WHO zum Health Behaviour in School-aged Children (HBSC 2010) bei 34%, 17% leiden mehrmals pro Woche unter Einschlafstörungen, 14% unter Kopfschmerzen sowie Gereiztheit und schlechter Laune. An Bullying beteiligen sich 42% aktiv und 38% erfahren dieses passiv als Opfer. Bedingungen für eine gesunde seelische Entwicklung zu schaffen ist keine Frage einzelner Maßnahmen, die leider oft einmaligen Vorzeigecharakter annehmen, sondern im Wesentlichen eine Frage der Haltung. Von uns Erwachsenen fordern Kinder zu Recht Haltung in mehrfacher Hinsicht: Haltung im Sinne von Zuwendung und einem aktiven Sichhinwenden. Haltung im Sinne von Aufgerichtet- und Aufrechtsein. Haltung im Sinne von Halt geben, unterstützen, begleiten und trösten. Haltung auch im Sinne von Einhaltgebieten und dem Gewahrsein der eigenen Grenzen und der Gefahren zum Schutz der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Aus psychologischer Sicht entfalten sich aus diesen stützenden, tragfähigen Haltungen drei Eckpfeiler einer gesunden seelischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen: sicherheit Und stabilität Kinder und Jugendliche sind auf sichere Orte angewiesen, wo sie sich in ihrem Sosein ernst genommen fühlen und wo sie ihre Gefühle auch unangenehme und laute ohne Angst vor Sanktionen ausprobieren und erleben dürfen. jahresbericht2012 15

im hinblick auf die möglichst frühzeitige erkennung und behebung von Verunsicherungen erscheinen folgende maßnahmen dringend geboten: Entwicklung und Verankerung psychosozialer Frühwarnsysteme zur Identifikation und Betreuung von Kindern mit gesundheitlichen und psychosozialen Belastungsfaktoren (ressortübergreifende Betreuung für Familien in Risikolagen Kooperationsabsprachen zwischen Gesundheits- und Sozialbereich bzw. Jugendwohlfahrt; Entwicklung eines psychosozialen Screenings als Ergänzung zum Mutter-Kind-Pass) Verpflichtende Verankerung kinder- und jugendspezifischer Themen in allen Ausbildungen von Berufsgruppen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten (z. B. Themen wie Störungsbilder des Kindes- und Jugendalters; Vorgehen bei Verdacht auf Gewalt; Umgang mit Social Media etc.) Unmittelbare, niederschwellige, kostenlose, umfassende und nachhaltige Behandlung von psychosozialen und psychischen Störungen sowie bei Gewalt gegen und Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen (Abbau von Wartezeiten, klare Fallführung, Auf- und Ausbau psychosozialer Nachsorge etc.) beziehung Und zeit Sichere und tragfähige Beziehungen brauchen Zeit, um sich entwickeln zu können. Gute Beziehungen und gelingende Kommunikation, im Endeffekt also miteinander verbrachte Lebenszeit, sei es in der Familie, in der Schule oder in der Peergroup, ist das, was Kinder gesund macht und erhält. Laut HBSC 2010 schätzen SchülerInnen ihre Gesundheit viel besser ein, wenn sie ein hohes Ausmaß emotionaler Unterstützung durch die Eltern erfahren, und die subjektive Beschwerdelast sinkt, wenn Kinder und Jugendliche sich in einem offenen Gesprächsklima mit ihren diversen Bezugspersonen austauschen können. Zu berücksichtigen sind aber auch interindividuell verschiedene (Lern-)Geschwindigkeiten, Entwicklungsphasen und spezifische Zeitfenster in der kindlichen Entwicklung. hilfreich sein können in diesem zusammenhang: Primärpräventive Eltern-/Familienbildungsmaßnahmen (Psychoedukation) zur Förderung sicherer Bindungen zwischen Bezugspersonen und Kindern (z. B. SAFE) Strukturierte, umfassende, bezahlte und multidisziplinäre Netzwerkarbeit Kindergerechte Gestaltung von Lebensräumen (Wohnanlagen, Schulen, Kindergärten, Erholungsgebiete) und Lebensarbeitszeiten (Sabbaticals für Eltern, Lebensarbeitszeitmodelle) Kinder brauchen Entschleunigung und echte Freizeit. Freizeit als Leben ohne Plan, Freizeit, die noch freie Zeit ist frei für Spontaneität, Kreativität, Müßiggang, Fadesse, frei für Entwicklung aus sich selbst und zu sich selbst! 16 diemöwe

förderung Und freiheit Förderung kann dann passieren, wenn wir ein ehrliches Interesse an unseren Kindern und Jugendlichen haben. Förderung ist vielleicht der gemeinsame Spaziergang am Bach oder sogar das ipad für den 2-Jährigen. Förderung funktioniert nicht mit Druck nicht nur das Tempo überfordert (statt fördert), auch der immer früher einsetzende und sehr einseitige Leistungsdruck stresst Kinder, Jugendliche und deren Bezugspersonen. entlastend und freiheitsfördernd könnte sich die Umsetzung folgender ideen auswirken: Maßnahmen zur Aufwertung und Qualitätssteigerung der pädagogischen Arbeit in Kinderkrippen und -gärten (Verbesserung von Betreuungsschlüssel und Entlohnung, Klärung und Umsetzung des Bildungsauftrages etc.) Angebot bestehender multiprofessioneller Unterstützungsmaßnahmen dort, wo die Kinder sind -> z. B. Entwicklung von Schulgesundheitskompetenzzentren, wo nicht nur individuelle Förderung und Therapie im Sinne eines diagnosegeleiteten Behandlungsplans angeboten wird, sondern auch lebensraumnahe, niederschwellige und damit zumindest sekundärpräventive Hilfe verfügbar ist. Freiheit bedeutet, sich als wirksam zu erleben und (altersgerecht) Verantwortung übernehmen zu können. Freiheit bedeutet zu wissen, wer ich bin und was ich will. Freiheit bedeutet, die Freude und den Humor als seelisch befreiendste Ressourcen nicht zu verlieren. Zum Abschluss der Gesundheitsgespräche wurden aus den Forderungen der vier Arbeitsgruppen im Plenum drei Top-Themen gewählt, die eine neue Entwicklung im Sinne der Förderung von Kinder- und Jugendgesundheit vorgeben: 1. Im Sinne der Primärprävention sollen Elternkompetenz und psychosoziale Früherkennungs- und Frühfördersysteme forciert werden. 2. Bereits in Kindergärten sollen vermehrt Gesundheits- und Lebenskompetenzen vermittelt werden. 3. Die Gestaltung von Schulen als ganztägige Lebensräume mit freien Projekt- und Bewegungsflächen muss umgesetzt werden. Mag ạ Hedwig Wölfl jahresbericht2012 17

die möwe KindersCHUtZZentren management börsegasse 9/1 1010 wien dipl.-päd in. martina fasslabend Geschäftsführende Präsidentin mag ạ isolde wagner Office-Management cathérine hülmbauer, bakk.phil. Projekte dr in. cathrin moshammer Sponsoring, Veranstaltungen Tel.: 01/532 14 14 Fax: 01/532 14 14-140 E-Mail: kinderschutz@die-moewe.at mag ạ hedwig wölfl Fachliche Leitung der möwe Kinderschutzzentren, Klinische und Gesundheitspsychologin Johanna graef Rechnungswesen mag ạ madeleine weiss Marketing, Fundraising mmag ạ Katharina oppolzer Assistentin fachliche Leitung die möwe KinderschUtzzentrUm wien Das möwe-team im Kinderschutzzentrum Wien 18 diemöwe

Regionalprojekt im Rahmen der Plattform gegen die Gewalt in der Familie Fachtagung mit dem Titel: Sexueller Missbrauch und physische Gewalt: Verantwortliches Handeln im emotionalen Spannungsfeld Das möwe-kinderschutzzentrum Wien hat im Rahmen der Plattform gegen die Gewalt in der Familie des Ministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend eine Fachtagung zum Thema Sexueller Missbrauch und physische Gewalt: Verantwortliches Handeln im emotionalen Spannungsfeld mit 66 TeilnehmerInnen vorwiegend PädagogInnen im Don Bosco Haus veranstaltet. Im Zentrum der diesjährigen Tagung stand der Umgang mit den eigenen Gefühlen bzw. dem entstehenden emotionalen Spannungsfeld der PädagogInnen für den Fall, dass sie einen Verdacht haben oder sich ihnen ein Kind anvertraut. Verantwortliches Handeln, Vernetzen, Informationspflichten den Eltern oder der Jugendwohlfahrt gegenüber, die Art der Gesprächsführung sowie Prävention (z. B. Erstellung eines sexualpädagogischen Konzepts) waren wichtige Themen. MITARBEITERINNEN Kinderschutzzentrum Wien die möwe Wien Börsegasse 9/1, 1010 Wien Mag ạ Marika Vogelsinger-Koczera Leiterin Kinderschutzzentrum, Psychotherapeutin (Katathym-Imaginative Psychotherapie), Klinische und Gesundheitspsychologin Mag ạ Gabriele Bischof-Brünner Psychotherapeutin (Katathym-Imaginative Psychotherapie), Klinische und Gesundheitspsychologin Mag ạ Bettina Petershofer-Rieder Klinische und Gesundheitspsychologin Mag ạ Claudia Parfuss (bis 15.08.2012) Klinische und Gesundheitspsychologin, Klinische psychische Diagnostik Nicole Reischenböck Sekretariat Tel.: 01/532 15 15-110 E-Mail: ksz-wien@die-moewe.at Mag ạ Annelies Strolz (ab 01. 11. 2012) Leiterin Kinderschutzzentrum, Psychotherapeutin (Existenzanalyse), Pädagogin Alexander Brandl-Heckner Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (Verhaltenstherapie), Lebens- und Sozialberater Mag ạ Johanna Zimmerl Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision (Systemische Familientherapie) Dr in. Eva Tomitzi Psychotherapeutin (Konzentrative Bewegungs - t herapie), Fachärztin Mag ạ Nina Tupy Prozessbegleitung und Beratung jahresbericht 2012 19

die möwe Kinderschutzzentrum NEUNKIRCHEN Das möwe-team im Kinderschutzzentrum Neunkirchen Ferienspiel 2012: Stark mit Märchen Wir erleben Rotkäppchen Im möwe-kinderschutzzentrum Neunkirchen fand dieses Jahr im Rahmen des Ferienspiels der Stadtgemeinde Neunkirchen die therapeutische Gruppe Stark mit Märchen Wir erleben Rot käppchen statt. Ziel war es, das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Denn: Starke Kinder können sich besser wehren! Da Märchen symbolisch verschiedenste Lebenserfahrungen spiegeln, immer lebensbejahend und lösungsorientiert sind, eignen sie sich für die präventive Arbeit mit Kindern sehr gut. In der Gruppe wurde das bekannte und beliebte Märchen nacherzählt und interaktiv gestaltet. Der Schwerpunkt lag neben viel Freude am Spielen und Erleben darin, Gefühle zu erkennen und diesen zu vertrauen lernen. Auch konnte ver deutlicht werden, dass wir alle in Situationen kommen können, in denen wir Hilfe brauchen. Die Kinder lernen somit spielerisch, wen sie um Unter stützung bitten können. links: Ferienspiel im Kinderschutzzentrum Neunkirchen rechts: Spende des Fördervereins im Kinderschutzzentrum Neunkirchen 20 die möwe

MITARBEITERINNEN Kinderschutzzentrum Neunkirchen die möwe Neunkirchen Bahnstraße 12, 2620 Neunkirchen Sacha Hoogenboom, drs Leiterin Kinderschutzzentrum, Psychotherapeutin (Personenzentrierte Psychotherapie), Pädagogin Mag ạ Christine Grill Psychotherapeutin (Existenzanalyse), Klinische und Gesundheitspsychologin Mag ạ Sabine Schöpfer Psychotherapeutin (Integrative Gestalttherapie), Klinische und Gesundheitspsychologin Tel.: 02635/66 664-310 E-Mail: ksz-nk@die-moewe.at Mag ạ Christina Wolfsbauer Stellvertretende Leiterin Kinderschutzzentrum, Klinische und Gesundheitspsychologin Ursula Kimbacher, DSA Diplomierte Sozialarbeiterin Mag ạ Judith Thaller Sonder- und Heilpädagogin Astrid Rothmanner Sekretariat die möwe Kinderschutzzentrum MISTELBACH Das möwe-team im Kinderschutzzentrum Mistelbach jahresbericht 2012 21

MITARBEITERINNEN Kinderschutzzentrum MISTELBACH die möwe Mistelbach Kreuzgasse 11, 2130 Mistelbach DSA Roswitha Tscherkassky-Koularas Leiterin Kinderschutzzentrum, Psychotherapeutin (Transaktionsanalytische Psychotherapie), Sozialarbeiterin Mag ạ Karin Reichenauer Psychotherapeutin (Systemische Familientherapie), Klinische und Gesundheitspsychologin Mag ạ Claudia Kuhn Pädagogin, Sonder- und Heilpädagogin Tel.: 02572/20450-410 E-Mail: ksz-mi@die-moewe.at Elisabeth Klammer-Marass Stellvertretende Leiterin Kinderschutzzentrum, Psychotherapeutin (Psychodrama) Mag ạ Maria Kastenhuber Klinische und Gesundheitspsychologin Brigitte Heindl Sekretariat Informationstag im Landesklinikum Mistelbach- Gänserndorf anlässlich des Welttags des Kindes die möwe Kinderschutzzentrum ST. PÖLTEN Das möwe-team im Kinderschutzzentrum St. Pölten 22 die möwe

Erstmals: Therapeutische Kindergruppe im Kinderschutzzentrum St. Pölten Im Kinderschutzzentrum St. Pölten wurde im Jahr 2012 erstmals eine neue Gruppentherapie ins Leben gerufen. Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage startete eine Gruppe für Kinder mit Gewalterfahrungen unter der Leitung von Eva Brenner, MSc und Mag ạ Katja Ruzicka. Die Vermittlung von Gefühlen der Sicherheit und des Schutzes standen an oberster Stelle. In der jeweiligen Anfangsrunde konnten aktuelle Befindlichkeiten thematisiert werden. Danach wurde mit Imaginationsübungen ein sicherer Ort in der Vorstellung der Kinder entwickelt. Nach einem Entspannungsteil wurden mittels kindgerechter Methoden, wie z. B. Spiele zum Kennenlernen, Gesprächsrunden, psychotherapeutische Brettspiele, Rollenspiele und Malen von Körperbildern, das Erkennen und Wahrnehmen eigener Gefühle sowie ein gewaltfreier Umgang miteinander geübt. Der Austausch unter den Kindern und das Wissen, dass alle TeilnehmerInnen etwas Ähnliches erlebt haben, stellen einen wesentlichen Baustein im Kontakt zwischen den Kindern in dieser Kindergruppe dar. MITARBEITERINNEN KINDERSCHUTZZENTRUM ST. PÖLTEN die möwe St. Pölten Wiener Straße 34, 3100 St. Pölten Mag ạ Irene Kautsch Leiterin Kinderschutzzentrum, Psychotherapeutin (Systemische Familientherapie), Klinische und Gesundheitspsychologin Eva Brenner, MSc Psychotherapeutin (Klientenzentrierte Psychotherapie), Pädagogin DSA Anita Preining Psychotherapeutin (Integrative Gestalttherapie), Dipl. Sozialarbeiterin Tel.: 02742/311 111-10 E-Mail: ksz-stp@die-moewe.at Mag ạ Claudia Puhr Stellvertretende Leiterin Kinderschutzzentrum, Klinische und Gesundheitspsychologin Mag ạ Johanna Kargl Klinische und Gesundheitspsychologin Mag ạ Katja Ruzicka Psychotherapeutin (Personenzentrierte Psychotherapie), Klinische und Gesundheitspsychologin Regina Kopp Sekretariat jahresbericht 2012 23

die möwe Kinderschutzzentrum MÖDLING Das möwe-team im Kinderschutzzentrum Mödling MITARBEITERINNEN Kinderschutzzentrum MÖDLING die möwe Mödling Neusiedler Straße 1, 2340 Mödling Renate Hochgerner, MSc Leiterin Kinderschutzzentrum, Psychotherapeutin (Psychodrama), Pädagogin Mag ạ Karin Magrutsch Psychotherapeutin (Psychodrama), Sonder- und Heilpädagogin Tel.: 02236/866 100-510 E-Mail: ksz-moe@die-moewe.at Mag ạ Eva Maria Gruber Stellvertretende Leiterin Kinderschutzzentrum, Psychotherapeutin (Systemische Familientherapie), Klinische und Gesundheitspsychologin Doris Strobl Psychotherapeutin (Gestalttheoretische Psychotherapie), Sozialpädagogin Johanna Graef Sekretariat Mag ạ Claudia Puhr (selbst Mitarbeiterin der möwe Kinderschutz zentren) veranstaltete als Chorleiterin der "Family Singers" ein Konzert im großen Festsaal der Burg zu Perchtoldsdorf zugunsten der möwe. 24 die möwe

Die möwe Prävention PRÄVENTION HEISST LEIDEN VERHINDERN Präventionsarbeit ist der möwe schon seit sieben Jahren ein zentrales Anliegen: Immer wenn ein Kind so weit gestärkt und informiert ist, dass es erkennt und benennen kann, dass ein Erwachsener ihm auf seltsame Weise zu nahe kommt, und es den Mut fasst, es weiterzusagen, immer wenn gut informierte Erwachsene nicht wegschauen, vielleicht sogar nachfragen und einem Kind Glauben schenken, immer wenn also sexueller Missbrauch an einem Kind verhindert werden konnte, wurde viel Leid verhindert! Schulische Präventionsarbeit (SchülerInnenworkshops) im Jahresvergleich 2010 bis 2012 2010 2011 2012 236 208 278 UNSERE BASIS: DIE VOLKSSCHULE Seit Beginn der möwe-präventionsarbeit liegt unsere Kerntätigkeit in den Volksschulen. Hier haben wir unser Konzept im letzten Jahr erweitert, es gibt jetzt längere Kooperationszeiten, eine inten sivere und bedarfsgerechte Vorbereitungsphase mit den PädagogInnen und noch mehr individuelle Betreuung und Möglichkeiten zur Nachbearbeitung. Teilnehmerstatistik im Detail SchülerInnen Erwachsene 2.533 888 Gesamtanzahl der besuchten Einrichtungen: 3.421 AUFKLÄRUNG IST ENTSCHEIDEND Die Einbettung unseres Programmes in ein breites sexualpädagogisches Konzept ermöglicht uns, noch genauer und prägnanter mit den Kindern zu arbeiten. Konkret liegt uns hier die Unterstützung von PädagogInnen und Eltern bei einer altersadäquaten Aufklärung der Kinder besonders am Herzen. Aufgeklärte Kinder, die um die Aspekte von Sexualität als einem schönen und freiwilligen Miteinander wissen, können viel leichter erkennen, wenn ein Erwachsener oder überlegener Jugendlicher die Beziehung zu einem Kind sexualisiert meist der erste Schritt zum Missbrauch. STEIGENDER BEDARF Neben dieser inhaltlichen Schärfung hat uns der stetig steigende Bedarf zu einem weiteren Ausbau unseres Teams veranlasst: Mittlerweile sind vier MitarbeiterInnen in Wien und Niederösterreich präventiv tätig. Die Prävention ist ein eigenständiges Team innerhalb der möwe. Anzahl der besuchten Einrichtungen 2012 Anzahl der Schulen (in verschiedenen Schulstufen und Parallelklassen) Anzahl anderer Institutionen (z. B. Kindergärten, Horte, Pfarren, Pfadfindergruppen) Gesamtanzahl der besuchten Einrichtungen: 68 56 12 jahresbericht 2012 25

DIE MÖWE IN SPORTVEREINEN CHARTA GEGEN GEWALT Dass sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen auch in Sportvereinen stattfindet, ist unum stritten. Erfreulicherweise hat sich die Bundessportorganisation BSO daher bereits 2011 entschlossen, gemeinsam mit der möwe Richtlinien und Rahmenbedingungen zu entwickeln, die dem entgegensteuern. Eine gemeinsame Charta gegen sexuelle Gewalt, der Vereine beitreten können und die Unterstützung beim Aufbau missbrauchshemmender Strukturen bietet, ist ein Ziel der Kooperation. Somit wird das Bekenntnis gegen sexuelle Übergriffe an Kindern in Institutionen beispielhaft auf eine breite Basis gestellt. WISSEN HILFT DAS MÖWE-AUSBILDUNGSANGEBOT Das Angebot an Fort- und Weiterbildungen für Menschen, die mit Kindern arbeiten, wurde ebenfalls weiter ausgebaut und in diesem Bereich wird auch in Zukunft eine klare Schwerpunktsetzung erfolgen. Besonders Menschen, die beruflich viel Kontakt mit Kindern haben, sollen geschult werden, um zu erkennen, zu benennen und zu handeln. Vor allem ist es uns dabei wichtig zu vermitteln, dass das niemand alleine tun muss, auch hier helfen die möwe-kinderschutzzentren. Das möwe-team Prävention MITARBEITERINNEN PRÄVENTION die möwe Prävention Michael Gaudriot Psychotherapeut (Personenzentrierte Psychotherapie), Outdoortrainer Mag ạ Christina Wolfsbauer Stellv. Leiterin Kinderschutzzentrum Neunkirchen, Klinische und Gesundheits psychologin praevention@die-moewe.at Mag ạ Caroline Culen Klinische und Gesundheitspsychologin, Coach und Supervisorin Karola Havel Lebens- und Sozialberaterin, Kindergartenpädagogin 26 die möwe

die möwe HeLPLine & onlineberatung die möwe helpline die möwe helpline ist eine telefonische Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, deren Angehörige sowie HelferInnen in allen Anfragen rund um die Themen körperliche, seelische und sexuelle Gewalt. Die MitarbeiterInnen der möwe helpline stehen als AnsprechpartnerInnen sowohl für die minderjährigen Betroffenen als auch für Personen in deren Umfeld zur Verfügung. Der Schwerpunkt der telefonischen Beratungstätigkeit lag 2012 in den Bereichen sexuelle, physische und psychische Gewalt, Vernachlässigung sowie psychosoziale Probleme. beratungsinhalte psychosoziale probleme 29% umfassen unterschiedliche Probleme im psychosozialen Bereich, so wohl juristisch als auch alle anderen Probleme im Lebensumfeld sexuelle gewalt 23% mmfasst alle Formen sexualisierter Gewalt, vom Verdacht bis zum schweren sexuellen Missbrauch psychische störungen 9% psychische Störungsbilder, von Ängsten und traumatischen Er lebnissen bis hin zu suizidalem Verhalten (ICD10-Diagnosen) trennung/scheidung 9% Trennung, Scheidung inklusive Obsorge- u. Besuchsrechtfragen, AlleinerzieherInnen- u. Fremdunterbringungsproblematik physische, psychische gewalt/ Vernachlässigung 21% Verhaltensauffälligkeiten 9% Auffälligkeiten in Verhalten und Umgangsformen in Familie (Erziehung) und Schule Im Jahr 2012 wurden 11.752 Anrufe entgegengenommen eine Steigerung von 61% im Vergleich zum Vorjahr. Auch nahmen deutlich mehr Personen ein ausführliches Beratungsgespräch am Telefon in Anspruch als im Jahr davor. telefonzeit in stunden im Jahresvergleich 2010 bis 2012 2010 2011 2012 569 547 701 anzahl der anruferinnen im Jahresvergleich 2010 bis 2012 2010 2011 2012 8.550 7.272 11.752 Die Angebote der möwe helpline sind für die AnruferInnen kostenlos und können auf Wunsch auch anonym genutzt werden. 2012 wurde das Pilotprojekt die möwe onlineberatung fix implementiert und im Juli 2012 bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Der Schwerpunkt der Onlineberatungstätigkeit lag in den Bereichen sexuelle Gewalt, psychosoziale und Verhaltensprobleme sowie körperliche und psychische Gewalt und Vernachlässigung. jahresbericht2012 27

Die Erweiterung unseres Angebotsspektrums um die besonders niederschwellige Onlineberatung hat sich bewährt. Es kontaktieren uns mehr von sexueller Gewalt Betroffene online als telefonisch. Erfreulich ist, dass in diesem sensiblen Bereich Betroffenen der Zugang zu professioneller Unterstützung erleichtert werden konnte. Das möwe-team helpline wer schreibt uns an? (onlineberatung) wer ruft bei uns an? (telefonberatung) Keine angaben 3% freunde, bekannte, nachbarn 7% betroffene Kinder und Jugendliche 43% Keine angaben 13% schule, Kindergarten 15% betroffene Kinder und Jugendliche 17% eltern 32% andere familienmitglieder 18% eltern 29% Jugendwohlfahrt 4% freunde, bekannte, nachbarn 8% andere familienmitglieder 11% die möwe onlineberatung beratungsinhalte psychosoziale probleme 18% umfassen unterschiedliche Probleme im psychosozialen Bereich, so wohl juristisch als auch alle anderen Probleme im Lebensumfeld sexuelle gewalt 38% umfasst alle Formen sexualisierter Gewalt, vom Verdacht bis zum schweren sexuellen Missbrauch psychische störungen 7% psychische Störungsbilder, von Ängsten und traumatischen Er lebnissen bis hin zu suizidalem Verhalten (ICD10-Diagnosen) trennung/scheidung 7% Trennung, Scheidung inklusive Obsorge- u. Besuchsrechtfragen, AlleinerzieherInnen- u. Fremdunterbringungsproblematik physische, psychische gewalt/ Vernachlässigung 15% Verhaltensauffälligkeiten 15% Auffälligkeiten in Verhalten und Umgangsformen in Familie (Erziehung) und Schule 28 diemöwe

die möwe statistik 2012 Klientinnen nach geschlecht pro möwe Kinderschutzzentrum im Jahr 2012 wien st. Pölten neunkirchen mistelbach 537 565 725 174 218 987 243 212 1.199 968 711 783 weiblich gesamt: 3.306 männlich gesamt: 996 mödling 492 149 641 summe: 4.302 hilfeleistungen der möwe Kinderschutzzentren 2012 in stunden wien st. Pölten neunkirchen mistelbach mödling 1.940 2.948 1.169 1.482 1.911 2.199 1.194 775 1.774 1.991 1.109 935 1.671 1.938 1.907 356 1.446 1.523 1.063 570 allgemeine Kinderschutzarbeit gesamt: 8.742 Klientenzentrierte Kinderschutzarbeit, Persönliche u. telefonische Beratung gesamt: 10.599 Psychotherapie u. diagnostik gesamt: 6.442 Prozessbegleitung gesamt: 4.118 summe: 29.901 problembereiche der Klientinnen in den möwe Kinderschutzzentren im Jahre 2012 psychosoziale probleme 3% umfassen unterschiedliche Probleme im psychosozialen Bereich, so wohl juristisch als auch alle anderen Probleme im Lebensumfeld psychische störungen 6% psychische Störungsbilder, von Ängsten und traumatischen Er lebnissen bis hin zu suizidalem Verhalten (ICD10-Diagnosen) physische, psychische gewalt/vernachlässigung 19% Verhaltensauffälligkeiten 12% Auffälligkeiten in Verhalten und Umgangsformen in Familie (Erziehung) und Schule sexuelle gewalt 47% umfasst alle Formen sexualisierter Gewalt, vom Verdacht bis zum schweren sexuellen Missbrauch trennung/scheidung 13% Trennung, Scheidung inklusive Obsorge- u. Besuchsrechtfragen, AlleinerzieherInnen- u. Fremdunterbringungsproblematik die möwe FinanZBeriCHt 2012 ERTRÄGE 2012 EUR AUFWENDUNGEN 2012 EUR Öffentliche Hand 606.013,00 Aufwendungen für statutarische Zwecke im engeren Sinn (Krisenhilfe, Beratung, Psychotherapie, Prozessbegleitung, Prävention) Spenden & Sponsoring 1 847.517,83 Aufwendungen für Aufklärungs- und sonstige Öffentlichkeitsarbeit 1.718.466,40 304.701,02 Sonstige Einnahmen 2 791.446,73 Verwaltungsaufwand 221.000,00 Zinserträge 70,13 ERTRÄGE GESAMT 2.245.047,69 AUFWENDUNGEN GESAMT 2.244.167,42 JAHRESÜBERSCHUSS 880,27 1 Erträge aus Spenden & Sponsoring stiegen von 2011 auf 2012 um ca 24% 2 Sonstige Einnahmen beinhalten Erlöse aus der Leistungsverrechnung mit dem Bundesministerium f. Justiz, den Gebietskrankenkassen und der MA 11 / Wien jahresbericht2012 29

die möwe VeranstaltUngen & charity 2012 Die Direktberater Wien (KR Roman Buturra) und Niederösterreich (Herbert Lackner) unterstützen die möwe bei einem Motorrad-Event. Im Rahmen der 20-Jahr-Jubiläumsfeier der Direktberater konnte ein Spendenscheck über 3.400,- an Dr. in Cathrin Moshammer von den möwe-kinderschutzzentren übergeben werden. Mag. Grund, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Atikon, bei der Scheckübergabe über 2.500,-an Mag ạ Madeleine Weiss. Anstelle von Geschenken wünschte sich Frau Putz zu ihrem Geburtstag Spenden für die möwe, die sie Mag ạ Hedwig Wölfl übergab. Die Rounder Girls sangen anlässlich des Events Soul4Kids. Bei Soul4Kids (organisiert von TeilnehmerInnen eines BFI-Kurs) konnten zugunsten der möwe über 3.000,- gesammelt werden. Regina Binder und ihr Wollwerk strickten Polster, deren Erlös den möwe-kinderschutzzentren zugutekam. Musiker Christian Kölbl sammelt bei seinen Konzerten für den Kinderschutz. 30 diemöwe

die möwe VeranstaltUngen & charity 2012 Pressekonferenz anlässlich der erneuten möwe-studie 2012. Bundespräsident Heinz Fischer, Renate Hochgerner. Obfrau Maria Buczak und Alfons Haider bei der Spendensammlung anlässlich des Polnischen Frühlingballes. Dr in. Brigitte Bierlein, LAbg. Ingrid Korosec, KR Norbert Schaller und Dipl.-Päd in. Martina Fasslabend bei der Spendenübergabe des Rotary Clubs Wien Graben. Die traditionelle Weihnachtsspende des Teams der Ordination DDr. Claudius Ratschew ist eine großzügige Unterstützung. Christian Miklosch, St. Pöltens Bürgermeister Mag. Matthias Stadler und Vereinspräsident Gstettner bei der Spendenübergabe im Rahmen der Eröffnungsfeier des Vereins Vision Farbenklang. Dank einer Kooperation mit bellaflora konnten österreichweit 5.000 weiße Phalaenopsis zugunsten des Kinderschutzes verkauft werden. PAUL Vienna Shopleiter Roland Jochinger übergab im Zuge der Neueröffnung und Segnung durch Dompfarrer Toni Faber den Spendenscheck an Martina Fasslabend. jahresbericht2012 31

die möwe VeranstaltUngen & charity 2012 Ing. Peter Pehofer, Transportbeton, bei der Spendenübergabe von 1.500,- zugunsten des Kinderschutzes. Johann Winterleitner feierte seinen 50. Geburtstag mit einer Spende über 1.540,- zugunsten des Kinderschutzes. Auch in diesem Jahr unterstützte Monika Brandtner die möwe mit ihrem Heiteren Bezirksgericht. Geschäftsführer Robert Kolm und Prokurist Ing. Konrad von der Firma Babak unterstützten das Kinderschutzzentrum Mödling mit einem Spendenscheck über 2.500,-. Treue Sammler für den guten Zweck im An Sporran Dartsclub bei der Scheckübergabe: Obmann Thomas Sturm, Martina Fasslabend und Roland Rihs. Mit einer großzügigen Spende in der Höhe von 6.000,- unterstützt die Firma EVVA die möwe-kinderschutzzentren. Der Betriebsrat der RWA sammelte 3.570,- für die möwe-kinderschutzzentren. Alljährlich stellt die OEKB der möwe einen Adventstand am Altwiener Christkindlmarkt zur Verfügung. 32 diemöwe

die möwe VeranstaltUngen & charity 2012 Ein Kunstprojekt der Kulturfabrik Hainburg, das von jungen und jung gebliebenen KünstlerInnen gestaltet wurde, stellte sich in den Dienst der guten Sache. Junge KünstlerInnen mit ihren Werken. Auf Initiative von Constantin Graf Walderdorff, Peter Bernreiter und der Pianistin Kristin Okerlund spielten junge PreisträgerInnen des Musikwettbewerbs prima la musica zugunsten der möwe. Nach dem Konzert Kinder spielen für Kinder. Kristin Okerlund mit ihren Kindern Sophia und Ania und Dipl.-Päd in. Martina Fasslabend. Mit der Promi-Beachvolleyballtrophy von Kurt Faist ging der erste Höhepunkt des CEV Baden Masters & Satellite über die Bühne. Reinhard Nowak, Udo Wenders, Hans Enn. Jazz Gitti, Vadim Garbuzov. Christoph Fälbl, Gregor Glanz. Kathi und Gabi Stumpf. jahresbericht2012 33