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Transkript:

Ratgeber für Patienten Ultraschall (Sonographie) Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm, Leber und Stoffwechsel sowie von Störungen der Ernährung e.v.

Was ist Sonographie? Sonographie (lateinisch sonor: Klang, Ton und griechisch graphein: schreiben, auch Ultraschall genannt) ist eine bildgebende Untersuchungstechnik, bei der durch Aussendung und Empfang von Ultraschallwellen Gewebsstrukturen als Schnittbild dargestellt werden können. Durch die Möglichkeit einer hohen Bildaufbaurate können die interessierenden Strukturen im Echtzeitverfahren so dargestellt werden, daß auch Bewegungen zeitgleich mit ihrem realen Ablauf erfassbar sind. Dies ist bei der sonographischen Untersuchung des Darms oder des Herzens (Echokardiographie) wichtig. Die Sonographie steht uns in der Medizin seit den 70er Jahren zur Verfügung, sie war allerdings am Anfang noch mit vielen Problemen behaftet. Von der Entwicklung der Elektronik und der Computer in den 80er Jahren profitierten auch die Ultraschallgeräte, die heute ein sehr breites Spektrum von Untersuchungsmethoden ermöglichen. Abbildung 1: Modernes Ultraschallgerät 2

Wie funktioniert Sonographie? Ultraschall wird definiert als Materieschwingung, die sich in Wellenform ausbreitet. In den verwendeten Ultraschallköpfen ( Sonden ) sind kleine Kristalle, die durch elektrische Stimulation Ultraschallwellen aussenden. Der Schallkopf ist aber nicht nur Sender der Schallwellen, sondern auch Empfänger. Die zurückkehrenden Schallwellen erzeugen in den kleinen Kristallen Bewegungen, die in elektrische Energie umgewandelt und nach Computeranalyse zu einem Bild aufgebaut werden. Um Bewegungen im Körper wahrnehmen zu können, müssen diese Bilder natürlich sehr schnell aufgebaut werden (mehrere Bilder pro Sekunde), was die Notwendigkeit von schnellen Rechnern in den Sonographiegeräten verständlich macht. Warum verwenden wir das Ultraschallgel? Schall wird an Grenzflächen von Materie unterschiedlicher Dichte reflektiert. Je grösser der Unterschied in der Dichte der Materie, desto stärker die Reflexion des Schalls. Da sich zwischen Ultraschallkopf und Haut, ohne Verwendung von Ultraschallgel, immer eine hauchdünne Schicht Luft befindet, wird auch viel Schall mit hoher Energie reflektiert. Es bilden sich also viele helle Bildpunkte, und so erhalten wir ein weißes Bild auf dem Monitor. Verwenden wir das Ultraschallgel, so befindet sich keine Luft mehr zwischen Schallkopf und Körper und dadurch können wir besser in den Körper hineinsehen. Welche Arten der Sonographie stehen uns heute zur Verfügung? Neben der oben beschriebenen Methode des normalen Ultraschalls (B-Bild Ultraschall) kann z.b. auch ein spezieller Ultraschall des Herzens durchgeführt werden (Echokardiographie). Es gibt Ultraschall zur Darstellung der Organ- oder der Gefäßdurchblutung (Farbkodierte Duplexsonographie oder Dopplersonographie). Organe, die von außen schlecht zu beurteilen sind wie die Speiseröhre, der Magen und die Bauchspeicheldrüse, können direkt mittels Endosonographie zuverlässig untersucht werden. Hierzu befindet sich an einem Endoskop ein Schallkopf, der auf der gleichen Grundlage funktioniert wie die B-Bild-Schallköpfe. 3

Auch das Herz kann von der Speiseröhre aus sonographisch eingesehen werden (transösophageale Echokardiographie). Die Sonographie hat in nahezu alle medizinischen Fachgebiete Einzug gehalten. Dadurch ist sie heute auch das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in Deutschland. Einige neue Entwicklungen lassen auf eine noch breitere Anwendung der Sonographie hoffen, wobei hier nicht alle neuen Techniken genannt werden können: einer der vielversprechendsten Fortschritte ist die Anwendung von Ultraschall-Kontrastmitteln, die nicht die Nebenwirkungen haben wie jodhaltige Kontrastmittel beim Röntgen (Kontrastmittelsonographie). Solche Ultraschall-Kontrastmittel ermöglichen eine bessere Beurteilung der Durchblutung von Gefäßen und Organen, aber auch die Aufdeckung von mit anderen Methoden nicht darstellbaren Tumoren oder Metastasen (Abbildung 2). 4 Abbildung 2: In der oberen Abbildung ist ein sonographischer Schnitt durch die Leber eines Patienten mit einem Bauchspeicheldrüsentumor dargestellt. Eine Metastase ist nur angedeutet erkennbar. Die obere Abbildung wurde mit einem normalen B- Bild Ultraschall gewonnen. Unten ist der selbe Schnitt nach der Verabreichung von Ultraschall-Kontrastmittel abgebildet: es zeigen sich eine große zentrale Metastase sowie eine kleine Metastase, die durch Computertomographie nicht gesehen wurde (Pfeil).

Weitere Entwicklungen sind die dreidimensionale Darstellung von wichtigen Befunden (3-D Sonographie), das Panoramabildverfahren, in denen z.b. der gesamte Oberbauch oder die Schilddrüse auf einer Abbildung gezeigt werden kann (Abbildung 3) Abbildung 3: Abgebildet ist eine normale Schilddrüse, aufgenommen im Panoramabildverfahren. Diese Methode ermöglicht den Querschnitt durch den gesamten Hals und zeigt so die komplette Schilddrüse, Gefäße und Muskeln. und das sogenannte harmonic imaging, das oft eine zuverlässigere Abgrenzung von krankem und gesundem Gewebe und auch bei übergewichtigen Patienten teilweise eine bessere Beurteilbarkeit des Bauchraums erlaubt (Abbildung 4). Abbildung 4: Die obere Abbildung zeigt die Leber eines Patienten mit einem Tumor außerhalb der Leber. Das untere Bild zeigt die selbe Abbildung, jedoch mit der Tissue-Harmonic- Imaging-Technik aufgenommen: die zuvor kaum abgrenzbare Metastase wird deutlich sichtbar (Pfeile). 5

Was kann mit der Sonographie untersucht werden, was nicht? Grundsätzlich kann mit der Sonographie jedes Körperteil untersucht werden. So können im günstigsten Falle alle Bauchorgane komplett oder zumindest zum größten Teil eingesehen werden (Tabelle 1). Bauch- Bauchspeichel- schlagader/ Magen/ Leber Nieren drüse Gefäße Darm Fettleber Zysten Entzündungen Verkalkungen Entzündungen Metastasen Nieren- Tumoren Aussackun- Tumoren steine gen Zirrhose Fehlbil- Pseudozysten Einrisse Invaginadungen tionen Tumoren Gewebe- Verkalkungen Verengun- Verschlüsse schäden gen Abszesse Harnauf- Nekrosen Verschlüsse Paralysen stau Beispiele der im Bauchraum mit dem Ultraschall einsehbaren Organe mit krankhaften Veränderungen, die mit der Sonographie erkannt werden können. Der Untersuchung bestimmter Organe sind jedoch aus physikalischen Gründen noch Grenzen gesetzt. Am schwierigsten lassen sich luftgefüllte Organe beurteilen: Ist der Darm luftgefüllt, was häufig der Fall ist, so ist die Beurteilung der nach hinten angrenzenden Organe, wie die Bauchspeicheldrüse oder die Bauchschlagader, erheblich gestört. Die Lunge enthält viel Luft, sie ist in der Regel nur an ihren äußeren Grenzen einzusehen. Zur Beurteilung der Lunge stehen daher bessere Verfahren für die Bildgebung zur Verfügung (Röntgen-Thorax, Computertomographie). Ebenfalls schlecht zu untersuchen sind die Knochen, da sie eine hohe Dichte haben. Der Schall wird dadurch nahezu komplett absorbiert und reflektiert, so dass aus dem Knochen keine Ultraschallwellen zu dem Schallkopf zurück gelangen. Hinter den Knochen (z.b. Rippen) liegende Strukturen können meist nicht ausreichend untersucht werden. Dennoch gelingt es mit dem Ultraschall an passenden Stellen z.b. Knochenbrüche, Knochenmetastasen oder Knochentumoren nachzuweisen. Ideal zur Untersuchung mit der Sonographie sind alle Strukturen der Weichteile wie Fett, Muskeln, Sehnen und Gefäße. 6

Auch die weibliche Brust und der männliche Hoden lassen sich mit dem Ultraschall hervorragend untersuchen. Auch die Haut wird mit Hochfrequenzultraschallsonden untersucht. Hier soll z.b. die Eindringtiefe von Hauttumoren beurteilt werden. Für die Untersuchung von Lymphknoten, die in der Leiste, der Achselhöhle oder am Hals liegen, ist die Sonographie sogar die sensitivste bildgebende Methode zum Nachweis von Veränderungen. Auch die Schilddrüse und die Speicheldrüsen können mit dem Ultraschall sehr gut untersucht werden. Bedingt durch die zuverlässige Darstellbarkeit von Gewebsstrukturen dient die Sonographie aber auch der Entnahme von Gewebsproben sowie der Drainage von Zysten oder Abszessen um nur einige Beispiele zu nennen. Es zeigt sich also, daß der Ultraschall zur Untersuchung nahezu aller Organsysteme geeignet ist. Es können so die unterschiedlichsten Erkrankungen mit hoher Sicherheit erkannt werden, sei es die Leberzirrhose oder Gefäßverschlüsse, Tumoren oder Zysten, Entzündungen oder Verletzungen. Welche Vor- und Nachteile hat die Sonographie? Vorteile der Sonographie sind die breite Verfügbarkeit, die niedrigen Untersuchungskosten, die Tatsache, daß keine ernsthaften Nebenwirkungen auftreten, die unkomplizierte Durchführbarkeit und die Transportierbarkeit der Ultraschallgeräte auch zum Krankenbett. Nachteile sind die Einschränkungen bei Luftüberlagerung, die Abhängigkeit der Ergebnisse von der Erfahrung des Untersuchers und die weiterhin ungenügende Dokumentation durch Ultraschallbilder, die oft nachträglich eine objektive Beurteilung nicht mehr zuläßt, da die Bilder nicht standardisiert gewonnen werden. Insgesamt ist die Sonographie eine hervorragende Methode der bildlichen Darstellung von normalem und krankem Gewebe. Sie wird sich in der Zukunft noch weiter verbreiten und der Vergleich mit dem verlängerten Arm des Arztes ist sicher nicht übertrieben. 7

Verfasser: Dr. Klaus Schlottmann Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I Universitätsklinikum Regensburg 93042 Regensburg Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm, Leber und Stoffwechsel sowie Friedrich-List-Straße 13. von Störungen der Ernährung 35398 Giessen. e.v. Germany Tel. +49-6 41-9 74 81-0. Fax +49-6 41-9 74 81-18 Internet: www.gastro-liga.de