Landschaftsmanagement in der Kulturlandschaft Spessart durch das Archäologische Spessart-Projekt e.v.

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Transkript:

Landschaftsmanagement in der Kulturlandschaft Spessart durch das Archäologische Spessart-Projekt e.v. von Jürgen Jung Die Mittelgebirgsregion Spessart Es ist nunmehr zwölf Jahre her, dass in Bad Orb im Nordspessart der Spessart-Kongress stattfand. Ziel war eine umfassende wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Naur- und Kulturlandschaft Spessart. Im Hintergrund stand die Idee, den Spessart unter verschiedenen Perspektiven als gesamtheitliche Mittelgebirgsregion, unabhängig der administrativen Gliederung in den hessischen und den bayerischen Spessart, zu betrachten. Dabei wird eine eher traditionelle Abgrenzung durch die Fließgewässer Main (Mainviereck), Kinzig und Sinn 1 bzw. die naturräumliche Gliederung 2 zu Grunde gelegt. Diese räumliche Definition berücksichtigt den Spessart als einheitliche Mittelgebirgsregion, die geologisch durch kristalline Gesteine im Westen, im Wesentlichen aber durch den Buntsandstein im zentralen Bereich geprägt ist. Die höchsten Erhebungen erreichen am Geiersberg 585 m über NN und liegen damit etwa 200 Meter höher als die Mainfränkischen Platten. Mit über 1000 mm Jahresniederschlag erhält der Spessart in den höchsten Lagen rund die doppelte Niederschlagsspende im Vergleich zu den östlich angrenzenden Becken, die mehr oder minder im Regenschatten des Spessarts (und auch der Rhön) liegen. Eng mit dieser naturräumlichen Ausstattung im Zusammenhang steht die heutige wirtschaftliche, im Wesentlichen forstwirtschaftliche Nutzung des Spessarts. Aufgrund der durchschnittlichen Waldbedeckung von rund 65 % (etwa 1450 km²) wird der Spessart heute zu den größten zusammenhängenden Waldbeständen Deutschlands gezählt. Die ausgedehnten Laub- und Mischwaldbestände vor allem im Südspessart oder die flächenhaften Fichtenforste im Nordspessart sind aber keineswegs natürlich entstanden. Dass das heutige Erscheinungsbild des Spessarts auf eine differenzierte Nutzungsgeschichte zurückgeführt werden muss, wird häufig übersehen. Das Archäologische Spessart-Projekt Überall dort, wo der Mensch die natürlichen Ressourcen nutz, z.b. indem er Ackerbau oder Viehzucht betreibt, greift er in natürliche Prozesse ein. Dadurch beeinflusst er die Landschaftsentwicklung nachhaltig. Aus der 'unberührten' Naturlandschaft wird eine menschenbeeinflusste Kulturlandschaft. Auch im Spessart beginnt diese menschliche Einflussnahme bereits in vorgeschichtlicher Zeit, wie zahlreiche Funde aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) belegen. Vor etwa 7000 Jahren mag diese Einflussnahme noch auf kleinere Landschaftsausschnitte beschränkt gewesen sein, spätestens seit dem Mittelalter erfassen die menschlichen Aktivitäten, z.b. in Form von Besiedlung, Bergbau oder Glasproduktion den gesamten Spessart 3. Das Archäologische Spessart-Projekt e.v. (kurz ASP 4 ), das aus dem archäologischen Arbeitskreis des Spessart-Kongresses hervorging, befasst sich mit der Kulturlandschaft Spessart in all ihren unterschiedlichen Aspekten: Geschichte Sprache, Kultur, Landschaftsentwicklung, natürliche Voraussetzungen, wie Geographie,Geologie oder Biologie. 1 vgl. SIEBERT, J. (1934): Der Spessart. Eine landeskundliche Studie. Breslau, 134 S. 2 z.b. SCHWENZER, B. (1967): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 139 Frankfurt am Main. - Geographische Landesaufnahme 1:200 000, Bad Godesberg, 35 S. 3 HIMMELSBACH, G. (2006): Wirtschaftsgeschichte in einer "Einöde"? Die Entdeckung der Kulturlandschaft Spessart. - In: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 107: 109-131, Stuttgart. 4 siehe www.spessartprojekt.de

Ein Schwerpunkt bildet die wissenschaftliche Erforschung des Spessarts, die in vielen Bereichen nur ungenügend voran geschritten ist. Das ASP verstärkt die wissenschaftlichen Aktivitäten im Spessart in Zusammenarbeit mit verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen. Unterstützung erfährt das ASP durch die Universitäten Frankfurt, Mainz, Gießen, Kaiserslautern und Kiel bzw. durch die TU Darmstadt und Berlin. Eine besonders enge Zusammenarbeit wurde im Rahmen eines Kooperationsvertrages mit der Universität Würzburg, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte vereinbart. Ein zentrales Anliegen des ASP ist es, die in zahlreichen wissenschaftlichen Aktivitäten gewonnenen Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen und zu vermitteln. Das ASP realisiert dies über eine Vielzahl von Informationsplattformen, z.b. durch eine umfassende Präsentation im Internet. Ein wesentliches Instrument sind aber die Kulturwege, die stetig ausgebaut und ergänzt werden. Vermittlung und Forschung sind also zwei bedeutende Komponenten der Arbeit des ASP. Genau für diese erfolgreiche Zusammenführung erhielt das ASP für das Projekt Kurfürstenweg den renomierten Tegernseer Tourismuspreis 2006. Archäologische Forschung im Spessart Ein bedeutender Forschungsschwerpunkt im ASP bildet, wie der Name schon andeutet, die Archäologie. In den letzten Jahren wurden archäologische Untersuchungen verstärkt mit dem Fokus Mittelalter vorgenommen. Mehrere mittelalterliche Burganlagen sind derzeit in Bearbeitung, z.b. die Burg Partenstein, die Ketzelburg in Haibach, oder das Alte Schloss in Kleinwallstadt 5. Abbildung 1: Grabungsleiter Harald Rosmanitz MA führt in historischen Kostümen eine Schulklasse über die archäologische Grabung am Alten Schloss bei Kleinwallstadt am Main. - Foto: ASP. 5 siehe www.spessartprojekt.de/forschung/index.php

Um diese Anlagen zu untersuchen werden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Heimatund/oder Geschichtsvereinen und mit Unterstützung der Unteren und Oberen Denkmalbehörden mehrwöchige archäologische Grabungen durchgeführt. Ergänzend zu den Grabungen werden geophysikalische Untersuchungen herangezogen, um weitere Bereiche der jeweiligen Anlage zu erfassen. Viele bislang unbekannte Strukturen wurden durch diese Aktivitäten erschlossen. Sie geben Hinweise auf die ehemalige, heute meist bis auf Erdwälle reduzierte Bausubstanz der mittelalterlichen Anlagen. Zahlreiche Funde, meist in Form von Gebrauchskeramik liefern Informationen zur Lebensweise auf der Burg, zur Zeitstellung oder zu verschiedenen Bau- bzw. Zerstörungsphasen der Anlage. Aufgrund der Fundsituation kann auch auf ehemalige überregionale Handelsbeziehungen oder herrschaftliche Beziehungen gefolgert werden. Die Burgenforschung liefert damit wichtige 'Mosaiksteine', die dazu beitragen, die Wissenslücken zur Besiedlungs- und Kulturgeschichte des Spessarts zu schließen. Vieles von den bisherigen Anschauungen zum Spessarts muss revidiert werden. Der Spessart war nicht immer eine von Armut geprägte Region, wie es Schilderungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert veranschaulichen 6. Im Gegenteil: Die meist hochwertige und aufwendige Ausstattung der Burgen lässt auf einen hohen Lebensstandard zur Zeit des Mittelalters schließen. Das Spessart-Geoinformationssystem Um alle archäologischen Daten zusammenzutragen, zu archivieren und mit anderen geographischen Themen zu verschneiden bedient man sich eines Computer-gestützten Systems einem Geographischen Informationssystem (kurz GIS). Unter dem Projekttitel Spessart-GIS wird in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Senckenberg seit einigen Jahren ein regionales GIS aufgebaut. Der Vorteil eines solchen Systems besteht darin, dass man zahlreiche Sachdaten in eine Datenbank eingeben und gleichzeitig einen Bezug zum Geographischen Raum herstellen kann. So lassen sich Daten, die eine bestimmte Geometrie in Form von Punkten, Linien oder Flächen in der Realität haben, aus der Datenbank auslesen und in verschiedenen Karten darstellen. Das Spektrum, der im Spessart-GIS eingebundenen Daten zum Spessart reicht von der Geologie, Höhendarstellungen, Gewässer, Hangneigungen, Landnutzung, Verkehrswege bis zu zahlreichen Themen aus dem Bereich Archäologie und Geschichte 7. Gerade zur Darstellung historischer Sachverhalte eignet sich ein GIS hervorragend, denn die Daten können zunächst für jede Epoche getrennt gespeichert und in einem weiteren Schritt thematisch analysiert werden. Somit ist es möglich, dynamische Prozesse, z.b. die Landschaftsentwicklung eines Raumes zu visualisieren. Aber auch für verschieden kartographische Zwecke leistet das Spessart-GIS wertvolle Dienste, z.b. die Darstellung der Kulturwege. Die europäischen Kulturwege Das Herzstück des Archäologischen Spessart-Projektes sind sicher die europäischen Kulturwege. Sie sollen den Bewohnern wie auch den Besuchern des Spessarts diese faszinierende Kulturlandschaft näher bringen. Vieles erscheint auf den ersten Blick unscheinbar, wird gar nicht als historisches Relikt oder als spannendes Zeugnis der Landschaft und ihrer Entwicklung gesehen. Die Kulturwege sollen dem Betrachter dabei helfen, das Buch der Landschaft zu lesen. Kulturwege sind beschilderte Rundwanderwege unterschiedlicher Länge: Die Wege sind an geeigneten Stellen mit Informationstafeln versehen, die auf besondere kulturhistorische Highlights aufmerksam machen. Ein Faltblatt (Folder) begleitet den interessierten Wanderer auf der gesamten Strecke und gibt wertvolle Hinweise zum jeweiligen Kulturrundweg, zur näheren 6 VIRCHOW, R. (1852): Die Noth im Spessart. Eine medicinisch-geographisch-historische Skizze. - Würzburg, 56 S. 7 JUNG, J. (2002): Der Spessart in Zahlen. - Biebergemünd, 40 S.

Abbildung 2: Die europäischen Kulturwege kann man mittlerweile im ganzen Spessart begehen. Informationen zu jedem Weg sind unter www.spessartprojekt.de/kulturwege/index.php erhältlich. Dort stehen auch die Informationstafeln sowie der Folder zum Download bereit. - Karte: Spessart- GIS, ASP.

Umgebung und zum Projekt ASP. Das Europa-Blau der Folder geht auf das EU-Projekte Pathways to Cultural Landscapes 8 zurück. Im Rahmen dieses EU-Projektes wurden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Projektpartnern unterschiedliche europäische Kulturlandschaften betrachtet und ein Konzept zu deren Vermittlung erarbeitet. Das ASP war federführend an der Durchführung dieses Projektes beteiligt und begleitete die Aktivitäten durch das Europäische Koordinationsbüro in Lohr a. Main. Die Kulturwege des Spessarts werden jeweils in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort ausgearbeitet. Im Rahmen einer offiziellen Eröffnungsveranstaltung werden die Kulturwege dann erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein buntes Rahmenprogramm, z.b. Darbietungen lokaler Musik- und Gesangsgruppen oder lokale kulinarische Spezialitäten, machen jede Wegeeröffnung zu einem regional bedeutenden Event. Das zeigt sich auch an der regen Beteiligung der Eröffnungsveranstalltungen. Meist machen sich mehrere hundert Teilnehmer zur ersten gemeinsamen Begehung auf den (Kultur-) Weg. Abbildung 3: Projektleiter Dr. Gerrit Himmelsbach erläutert die Informationstafel während der Eröffnungveranstaltung am Kulturrundweg Alzenau 3. - Foto: ASP. Insgesamt bestehen im Spessart derzeit 52 Kulturwege mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. In diesem Jahr kommen acht weitere Wege hinzu. So hat sich ein dichtes Netz an Kulturwegen entwickelt, das für jeden Bedarf etwas bereit hält. Diese Vielfalt an Wegen ist bislang einzigartig für die deutsche Mittelgebirgsregion. 8 ERMISCHER, G. (2002): Spessart goes Europe: the historic landscape characterisation of a german upland region. - In: FAIRCLOUGH, G. & S. RIPPON [Editors]: Europe's Cultural Landscape: archaeologists and the management of change, Brussels, 161-168, vgl. www.pcl-eu.de.

Lanschaftsmanagement im Spessart Landschaftsforschung tritt heute immer mehr in den Mittelpunkt, gerade weil die globale Klimaveränderung oder Naturkatastrophen den Blick der Menschen immer mehr auf das Verhältnis von Natur und Mensch lenken. Es zeigt sich immer mehr, dass man Landschaft nicht nur als Kulisse erfahren möchte, in der man seinen Wohnsitz hat und aus der man womöglich täglich ausbzw. einpendelt man möchte sich mit der Landschaft identifizieren. Dazu gehört, dass man sich eingehend mit der Landschaft befasst und sich die geschichtlichen und kulturellen Hintergründe näher bringt. Das ASP leistet hierzu, z.b. mit dem Kulturwegekonzept, einen wertvollen Beitrag. Das wird nicht nur von der ortsansässigen Bevölkerung honoriert, die diese Möglichkeit der Idendifikation mit ihrer Landschaft immer mehr wahrnimmt. Auch die Gäste des Spessarts haben die Kulturwege längst in ihr Freizeitprogramm aufgenommen. Damit unterstützt das ASP die Tourismusverbände, indem eine touristische Basisstruktur geschaffen wird, die touristisch vermarktet werden kann 9. Die zertifizierten Kultur- und Landschaftsführer, die durch das ASP in Zusammenarbeit mit der Lernenden Region Main+Kinzig+Spessart ausgebildet wurden, sind wichtige Multiplikatoren, z.b. auch bei Führungen auf Kulturwegen. Ebenfalls wichtige Vermittler sind die Kindergärten und Schulen, denn sie erreichen ein wichtiges Klientel: Kinder und Jugendliche. So erklärt sich die enge Zusammenarbeit mit regionalen Schulen, z.b. bei der Betreuung von Facharbeiten, die Führung von Schulklassen oder die Betreuung von Projektgruppen, wie Theater AG's. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt liegt in der Betreuung von Heimat- und Geschichtsvereinen, die vor Ort wertvolle Arbeit leisten, sich aber in keinem regionalen Netzwerk organisieren. Das ASP übernimmt hier die Aufgabe der Zusammenführung bzw. Koordination der Ortsgruppen im Spessart. An dieser Stelle wird ein wichtiges Prinzip des ASP transparent: Die vielen engagierten Akteure vor Ort bilden die aktive Basis der Mittelgebirgsregion Spessart. Diese Potenziale zu nutzen und in Wert zu setzen, das ist die zentrale Aufgabe des Archäologischen Spessart-Projektes. Anschrift des Verfassers: Dr. Jürgen Jung (Dipl.-Geograph) Archäologisches Spessart-Projekt e.v. Treibgasse 3 63739 Aschaffenburg Tel. 06021 5840340 Fax: 06021-5840349 Email: jung@spessartprojekt.de Internet: www.spessartprojekt.de 9 HIMMELSBACH, G. & G. ERMISCHER (2002): Werkzeuge und Strategien der Kulturlandschaftsforschung. Das Archäologische Spessartprojekt. - Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, 22: 265 281.