Rede anlässlich der Verleihung der Toleranzringe am 14.06.2013 im Kaisersaal Es gilt das gesprochene Wort! Anrede, ich begrüße Sie herzlich im Namen der Stadt Frankfurt und in meiner Funktion als Oberbürgermeister im Kaiser-saal des Frankfurter Römer. Es ist mir eine besondere Ehre, sie in diesem geschichtsträchtigen Saal zu empfangen. Hier fanden im Heiligen Römischen Reich seit 1612 die Krönungsbankette nach der Kaiserwahl statt. Heute insbesondere berühmt aufgrund der 52 Bilder, welche alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zeigen. Eine einzigartige Sammlung und unterstreicht die Bedeutung, die Frankfurt bereits seit vielen Jahrhunderten einnimmt. Von Bedeutung ist für mich persönlich auch, dass Sie Frankfurt und den Römer für die Überreichung des Toleranzpreises gewählt haben. 1
Wenn man tolerant und offen sein muss, dann in einer Stadt wie Frankfurt. Von den fast 700.000 Einwohnern Frankfurts haben über 40 % einen Migrationshintergrund. Die Stadtgesellschaft ist geprägt vom Zusammenleben von Menschen aus über 170 Nationen. Sie sprechen andere Sprachen, sehr anders aus. Während die einen Christen oder Juden sind, sind die anderen Muslime oder einer anderen Religion angehörig. Hier prallen Gegensätze aufeinander. Auf der einen Seite das Bankenviertel, auf der anderen Seite die Stadtteile, deren Einwohner zum Teil gehäuft einen schwierigen und sozial schwachen Hintergrund haben. Immer schon gab es diese Gegensätze; wenn gleich vielleicht auch nicht immer in dieser Deutlichkeit. Doch genau das ist es auch, was Frankfurt ausmacht. 2
Denn diese Vielfalt in unserer Stadt ist auch eine Bereicherung, sie ist für uns eine Quelle und eine Chance. Wir können von denen lernen, die anders sind als wir, wenn wir es zulassen. Wenn wir sie akzeptieren. Und genau das ist es, worum es geht: Toleranz und Akzeptanz! Die Stadt Frankfurt ist seit dem Jahr 2007 Mitglied der Charta der Vielfalt. Vor 3 Tagen haben auch die großen Wohlfahrtsverbände in Frankfurt die Charta unterzeichnet. Die Charta der Vielfalt ist eine deutsche Unternehmensinitiative, die sich für die Förderung und Wertschätzung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzt. Auch das ist ein deutliches Signal für mehr Toleranz, 3
die es aber nicht nur in der Arbeitswelt, sondern in allen Lebensbereichen geben muss. Wir leben heute in einer globalisierten Welt mit kurzen Kommunikationswegen, vernetzten Strukturen, länder- und Kontinent übergreifenden Handel. Alle wollen wir von diesen Errungenschaften profitieren. Und natürlich will Frankfurt das auch. Wir wollen unseren Standort stärken, sein Image, seine Wirtschaftskraft. Wir wollen mithalten und überholen im Wettrennen der Metropolen. Dafür brauchen wir Menschen, die fähig sind, global zu denken. Menschen, die entgegen aller Ressentiments akzeptieren und damit umgehen können, dass es in der Welt Unterschiede gibt. In unserer heutigen Welt darf kein Platz sein für Intoleranz, Hass und Gewalt. 4
Umso erfreulicher ist es immer wieder zu sehen, wie sich Menschen für andere einsetzen. Wie sie fördern, unterstützen, helfen. Das ist im Kleinen und im alltäglichen Leben möglich. Oder auch mithilfe des Engagements von Unternehmen, die über notwenige Mittel und den Willen zu helfen verfügen. Deshalb sind wir heute hier, meine verehrten Damen und Herren: Um zu würdigen, dass sich drei Personen ganz besonders um den von der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste vergebenen Toleranzpreis verdient gemacht haben. Ich möchte dem Laudator der Preisträger nichts vorwegnehmen. Daher ist es mir eine große Freude und besondere Ehre, dass ich das Wort nun direkt an Herrn Präsident Prof. Dr. Felix Unger übergeben darf. 5
Herr Prof. Dr. Unger, Sie werden heute die Aufnahme von Herrn Prof. Dr. Lammert als Ehrensenator in die Akademie vornehmen. Auf Ihre Festrede im Anschluss, Herr Prof. Dr. Lammert, bin ich sehr gespannt und freue mich darauf. Ihnen allen wünsche ich noch eine interessante Veranstaltung und bedanke mich! 6