Was bieten die Melkstände der S-Klasse?



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Transkript:

Wie arbeitsfreundlich sind die Melkstände der Oberklasse? Worin unterscheiden sie sich von den Standard-Fischgräten? top agrar hat drei Fabrikate getestet. Was bieten die Melkstände der S-Klasse? Wer mehrere Stunden täglich Kühe melkt, der wünscht sich einen möglichst hohen Arbeitskomfort in seinem Melkstand. Denn nur wenn alle Handgriffe einfach und schnell ausgeführt werden können, keine unnötigen Wege zurückgelegt werden müssen, der Gruppenwechsel der Kühe zügig und reibungslos verläuft, dann macht das Melken Spaß. Nachdem im ersten top agrar- Melkstandtest (top agrar 11/02) vier Standard-Fischgräten von DeLaval, Fullwood, Gascoigne- Melotte und Westfalia getestet wurden, haben wir diesmal drei Fischgrätenmelkstände der preislichen Oberklasse ( S-Klasse ) unter die Lupe genommen: Bou-Matic (2 x 10) Germania (2 x 16) Surge (2 x 9) Alle drei Melkanlagen stammen aus den USA. Auf Grund ihrer Ausführung und Verarbeitungsqualität (sowie den hohen Anschaffungskosten) sind die Melksysteme besonders für größere Betriebe, mit mehr als 100 Kühen interessant, oder für Betriebe, die in den kommenden Jahren ihre Herden deutlich aufstocken wollen. So haben wir getestet: Auf einem norddeutschen und zwei dänischen Milchviehbetrieben wurden die Arbeitsabläufe beim Melken, inklusive der Vorund Nacharbeiten, von uns genau unter die Lupe genommen. Auf den Betrieben werden täglich zwischen 100 und 360 Kühe gemolken. Die Beurteilung der Melkanlagen erfolgte nach einem festgelegten Kriterienkatalog. Bewertet wurden alle Details, die die Arbeitsqualität und die Sicherheit des Melkpersonals beeinflussen. Die technische Funktionsfähigkeit der Melkanlagen wurde im Test nicht bewertet. R10 top agrar 4/2003 Zum Zeitpunkt unseres Tests waren die Melkstände maximal drei Jahre in Betrieb. Stabile Standgerüste Im ersten Schritt wurden die Stabilität, Funktionsfähigkeit und Verarbeitungsqualität der Standgerüste beurteilt. Alle Standgerüste sind robust ausgeführt. Die freitragende Bauweise erlaubt einen ungestörten Zugang zu den Eutern, es stören keine senkrechten Holme im Arbeitsbereich des Melkers. Die Gefahr von Verletzungen durch Quetschungen bei schlagenden Tiere ist gering. Einen hervorragenden Eindruck in Punkto Stabilität und Verarbeitung haben die Standgerüste von Germania und Surge hinterlassen. Beide bestehen aus Niro-Stahl (Vierkanttraversen und 36" Rohre). Alle Winkel und Kanten sind stark abgerundet ausgeführt. Scharfe Kanten, die eine Verletzungsgefahr darstellen könnten, sucht man vergebens. Das Germania-Gerüst ist komplett verschweißt und absolut schwingungsfrei, Verschraubungen sind hier nicht zu finden. In den senkrechten hinteren Alle drei getesteten Melkstände sind mit einem Schnellaustrieb ausgestattet. Standbegrenzungen ist die gesamte Technik enthalten. Dadurch sind diese etwas breiter ausgeführt, was die Übersicht im Melkstand etwas erschwert. Auch bei der Surge-Anlage sind, bis auf wenige Ausnahmen, die tragenden Teile alle vor Ort verschweißt worden. Etwas ungewöhnlich ist die schräge Anordnung der Kotbleche, in einem Winkel von etwa 20. Das kommt jedoch der Anatomie der Kühe sehr entgegen. Die Tiere können sich so optimal am Standplatz einpassen. Etwas schwächer fällt das aus feuerverzinktem Stahl gefertigte Bou-Matic- Gerüst aus (geringere Materialstärke). Das führt unter anderem dazu, dass es beim Eintrieb der Tiere sowie unter Belastung leicht ins Schwingen gerät. Zu einer Abwertung führt hier die schlechte Qualität der Verzinkungen. An einigen Stellen zeigen sich sehr auffällig Roststellen. Das sollte nach einer Betriebsdauer von zwei Jahren nicht der Fall sein. In allen drei Anlagen verlaufen die unteren Begrenzungsrohre der Melkstandgerüste wellenförmig nach außen, wenn auch etwa in Kopfhöhe des Mel- Unsere Tester Reinhard Brydda, Agrarberatung Nord, Schafflund; Bernd Scheibel, vereidigter Sachverständiger Melktechnik, Niederkrüchten; Gregor Veauthier, top agrar-redaktion, Münster

R I N D kers. Dennoch bleibt diesem beim Ansetzen der Melkzeuge ausreichend Kopffreiheit. Bedingt durch das Indexing (Zurückschieben mittels der Frontabgrenzung) stehen die Kühe sehr dicht an der Grubenkante, so dass der Melker beim Ansetzen der Melkzeuge keine unnatürliche Haltung einnehmen muss, wie dies bei den vier in 2002 getesteten Melkständen der Fall war. Dies würde auf die Dauer zu Rückenschmerzen und Verspannungen führen. Schneller Gruppenwechsel Die drei in den USA gebauten Melkstände unterscheiden sich in Punkto Stabilität und Arbeitsqualität deutlich von den europäischen Standard-Fischgräten. Die drei Melkstände verfügen über einen Schnellaustrieb, der ebenso wie die Eingangs- und Auslasstüren über Druckluftzylinder gesteuert wird. Die überzeugendste Lösung präsentiert hierbei Bou-Matic. Das Frontbügelsystem besteht aus zwei übereinander waagerecht angeordneten Brustbalken, die um 360 Grad rotieren. Beim Austrieb der Kühe schwenkt der untere Begrenzungsbügel nach oben weg, gleichzeitig senkt sich der obere Bügel hinter den Kühen herab und drückt die etwas langsameren Kühe dabei von der Standfläche. Germania und Surge setzen dagegen auf einen waagerecht angeordneten Brustbalken (Frontbegrenzung), der sich nach oben hin öffnet und anschließend wieder von oben absenkt. Das hat den Nachteil, dass beim Absenken der Frontbügel auf das Becken der Tiere drücken kann, die zögerlich die Standfläche verlassen. Schnellaustrieb sowie Eingangs- und Auslasstore lassen sich bei Germania von jedem Melkplatz aus bedienen. Bei Bou- Matic und Surge können die Tore bzw. der Schnellaustrieb an jeweils drei Stellen pro Melkstandseite betätigt werden. Dank großer Druckschalter ist dazu nur ein leichter Schlag mit der Hand(fläche) nötig. Der Ein- und Austrieb der Kühe verläuft beeindruckend schnell. Alle Anlagen haben die Kühe die Melkstände ohne zu zögern betreten. In zwei Betrieben ist dem Melkstand ein größerer Warteraum vorgeschaltet. Die mechanischen Treiber im Warteraum sorgen hier dafür, dass der Melker nur sehr selten die Grube verlassen muss. Auch positionierten sich die Kühe selbstständig, ohne dass vom Melker eingegriffen werden muss. Das ist sicherlich auch auf die großzügig dimensionierten Standflächen bzw. die ausreichende Kopffreiheit zurückzuführen. Vorbereitung des Melkstandes Im nächsten Schritt wurden die Arbeitsabläufe bewertet, die zur Vorbereitung der Melkanlage erforderlich sind. Dazu gehören die Installation des Milcheinlaufes, die Entwässerung der Druckleitung, der Filterwechsel, die Entnahme der top agrar 4/2003 R11

R I N D Ein Servicearm verbessert das Handling der Melkzeuge deutlich. Melkzeuge aus den Spülaufnahmen und das Bereitschalten der einzelnen Melkplätze. Eine positive Bewertung erfolgt immer dann, wenn ein Arbeitsgang mit möglichst wenigen Handgriffen erledigt werden kann. Positiv zu bewerten ist, dass alle Hersteller serienmäßig einen Unteneinlauf am Milchtank vorgesehen haben, was das Anschließen der Milchleitung erheblich vereinfacht. Auch die Milchfilter sind gut zugänglich außerhalb der Melkergrube installiert. Ist der Filter eingebaut, kann der Melker sofort mit der Melkarbeit beginnen, unnötige Wege zwischen Melkstand und Technikraum werden so vermieden. Melken mit Servicearm Nachteilig zu bewerten ist, dass in allen drei Anlagen die Melkgeschirre einzeln aus den Spülaufnahmen herausgenommen (Germania, Surge) bzw. von den Spülköpfen abgezogen (Bou-Matic) und an den Servicearmen eingehängt werden müssen. Das Herausnehmen der Melkzeuge aus den Spülaufnahmen bereitet keine Schwierigkeiten. Bei Surge müssen die als Schublade ausgeführten Spülaufnahmen einzeln von Hand zurückgeschoben werden. Dagegen glänzt Germania auch hier mit einer durchdachten Detaillösung: Auf Knopfdruck verschwinden sämtliche Spülaufnahmen in den senkrecht angebrachten Edelstahlholmen eines jeden Melkplatzes, ähnlich wie die Fahrwerke im Rumpf eines Flugzeuges. Bou-Matic verzichtet auf festinstallierte Spülköpfe, stattdessen hängen hier die Spülschläuche mit den Spülköpfen in die Grube hinab, so dass diese nur von Schlüssige Systeme zur Melkstandreinigung (großvolumige Wasserschläuche mit Kugelventil) bieten Bou-Matic und Germania an. Fotos: Heil (7), Veauthier den Melkbechern abgezogen werden müssen. Die Melkzeuge sind während des Spülvorganges in einer Halterung am Standgerüst geparkt. Das Bereitschalten der Melkanlage erfolgt bei Germania von der zentralen Schaltstelle aus (alle Melkplätze gleichzeitig), die sich zwischen Milchkammer und Melkstand befindet. Auch bei Bou- Matic können alle Melkeinheiten gleichzeitig betriebsbereit geschaltet werden und zwar von jedem Melkplatz aus. Dagegen muss bei Surge auf Grund der eingebauten Westfalia-Melkplatzsteuerung jeder Melkplatz einzeln am entsprechendem Terminal freigeschaltet werden ein deutlicher Nachteil. Beeindruckend einfach gestaltet sich in den drei Fischgräten das Handling der Melkzeuge (Ansetzen, Positionieren, Abnahme). Zurückzuführen ist dies auf den Einsatz des Drei-Gelenks-Servicearmes, mit dem jeder einzelne Melkplatz ausgerüstet ist. Der große Vorteil dieser Technik ist, dass das Melkgeschirr und die Schläuche vom Arm getragen werden und somit vom Melker nicht in die Hand genommen werden muss. Zum Ansetzen der Melkzeuge wird der Ansetzarm mit dem daran hängenden Melkzeug unter das Euter geschwenkt. Je nach Euterhöhe kann die Arbeitshöhe des Servicearms mit einer Hand angepasst werden. Ist das Melkzeug unter dem Euter positioniert, kann das Ansetzen der Melkbecher beidhändig erfolgen. Die Vakuumfreigabe erfolgt bei Bou- Matic und Germania durch das Betätigen breiter Drucktasten in Arbeitshöhe. Diese sind derart ausgeführt, dass ein leichter Schlag mit der flachen Hand oder dem Handrücken genügt. Kniffliger geht es dagegen bei der Surge-Anlage zu, die Westfalia mit dem hauseigenen Metatron-Bedienungsterminal ausgestattet hat. Da der Metraton- Steuerkasten über keine griffige Tastatur verfügt, muss der Melker jedes Mal genau hinschauen um die richtige Taste zu finden. Surge hatte ursprünglich zwei Druckschalter vorgesehen. Allerdings hat Westfalia dem neuen Metatron-Display einen großen mittig angeordneten Start-Knopf spendiert, was eine deutliche Verbesserung bedeutet. Die Melkplatz-Terminals sind, je nach Melkstandseite, links oder rechts angebracht, so dass sie immer in Blickrichtung des Melkers liegen. Ein deutliches Plus gegenüber den europäischen Fischgräten, wo dies nicht der Fall ist. Dank des Servicearmes müssen die langen Milchschläuche weder nachpositioniert noch mit erheblichem Kraftaufwand in Klemmen gepresst oder aufgehängt werden, wie dies bei den meisten Standard-Fischgräten üblich ist. Die Melkzeuge bleiben während der Melkphase ruhig unter dem Euter hängen. Die Servicearme sind auch Teil der Melkzeug-Abnahme. Nach dem Ende der Melkphase zieht eine Kette die Melkbecher vom Euter ab. Gleichzeitig faltet sich der Servicearm zusammen, so dass die Melkgeschirre unter dem Euter in die Parkstellung zurückgezogen werden. Sie hängen nach der Abnahme sofort wieder zum Ansetzen bereit. Eine eingebaute Federung sorgt dafür, dass der Arm nachgibt, sollte eine Kuh während des Abnahmevorganges darauf treten. Frequenzgesteuerte Vakuumpumpen Einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Arbeitsplatzqualität im Melkstand und damit auf das Wohlbefinden des Melkers hat die dort vorherrschende Lautstärke. Ausgesprochen ruhig während des Melkens war es im Germania-Melkstand. Dank der frequenzgesteuerten Vakuumpumpe, die zudem melkerfreundlich weit vom Melkstand entfernt montiert war, kann auch der Bou-Matic-Melkstand als sehr leise eingestuft werden. Erheblich mehr Lärm produzierte die Surge-Melkanlage. Dies lag aber vor allem daran, dass der Betreiber auf Grund der niedrigen Außentemperaturen den Auspuff der Vakuumpumpe entfernt hatte, um so den Maschinenraum zu wärmen. Nur 15 Minuten Nacharbeiten Im dritten Schritt wurden die nach dem Melken noch erforderlichen Nacharbeiten bewertet. Arbeitswirtschaftlich vorteilhaft gestaltete sich bei Bou-Matic und Germania das Herausspülen der Milchreste aus der Druckleitung. Die automatische Entleerung per Druckluft gehört in diesen Anlagen zur Standardausrüstung. Nur bei Surge musste die Leitung mit Wasser entleert werden. Die Melkbecher können zum Spülen leicht in den Melkzeugaufnahmen arretiert und von außen gereinigt werden (siehe oben). Auch die Bedienung der Reinigungsautomaten (Wannenreinigung) und die sichere Dosierung der Spülmittel gestaltet sich fast zum Kinderspiel. Äußerst positiv aufgefallen sind uns bei Bou-Matic und Germania die schlüssigen Die drei Anbieter Systeme zur Melkstand-Reinigung. Beide Hersteller haben ihren Anlagen großvolumige Wasserschläuche mit Kugelventil spendiert. Während der Schlauch in der Bou-Matic-Melkstand in einer Vertiefung entlang den Seitenwänden der Melkergrube verlegt ist, hängt er bei Germania auf einer Rolle über dem Melkstandeingang. Mit den großen Schläuchen dauert das Ausspritzen der Melkanlage nur maximal fünf Minuten aber auch nur, weil die vorhandene Technik dem enormen Wasserdruck standhält. Unter dem Strich erledigten die Melker die kompletten Nebenarbeiten in den beiden Anlagen in maximal 15 Minuten ein hervorragender Wert! Oberklasse auch beim Preis Nicht nur der Arbeits- und Tierkomfort der drei Melkanlagen entspricht der Ober- Alle drei getesteten Melkstände stammen aus den USA. Doch nur noch Bou- Matic gilt noch als original amerikanische Melktechnik, denn Germania und Surge wurden in den letzten Jahren von europäischen Herstellern (DeLaval, Westfalia) übernommen: Bou-Matic hat sich auf die Entwicklung und Fertigung von größeren Gruppenmelkstände und Melkkarussells spezialisiert. Der Melktechnikhersteller wurde im vergangenen Jahr an eine private Investmentfirma verkauft. In Deutschland ist Bou-Matic zurzeit mit 21 Händlern vertreten. Nach eigenen Angaben hält Bou-Matic in Deutschland einen Marktanteil von etwa 12 %. Germania wurde in den 50er Jahren von dem deutschen Auswanderer Rolf Reisgies gegründet. Die Firma verfolgt eine eigene Philosophie: Bei der Planung einer Melkanlage wird jeder Arbeitsschritt auf das Melkpersonal bzw. die Anbindung an den Betrieb abgestimmt. 1995 wurde Germania von DeLaval übernommen. Die Schweden haben mit Blue Diammond noch einen zweiten amerikanischen Hersteller der Oberklasse im Lieferprogramm. Surge wurde 1997 von Westfalia aufgekauft. Seit vergangenem Jahr firmiert der Hersteller aus Oelde als WestfaliaSurge. In Deutschland bietet Westfalia die original Surge-Melkstände mit Westfalia-Komponenten an (z. B. Milchmengenmessung, PC-Anbindung). Neben der von uns getesteten Magnum- Ausführung bringt Westfalia im Frühjahr 2003 mit dem Global 45-Melksystem eine etwas abgespecktere (und kostengünstigere) Version auf den Markt. R12 top agrar 4/2003 top agrar 4/2003 R13

Klasse auch die Investitionskosten sind deutlich höher als bei den herkömmlichen Standardmodellen. Ein 2 x 12 Fischgrätenmelkstand, inklusive Schnellaustrieb, Servicearm, Abnahmeautomatik und Reinigung kostet bei Germania 175 000 E (inkl. Montage, zzgl. MwSt.). Umgerechnet pro Melkplatz sind die Investitionskosten bis zu 7 083 E. Eine elektronische Milchmengenmessung liefert die Firma Germania in Deutschland nicht aus, hier muss auf die Technik von DeLaval zurückgegriffen werden. Bei Bou-Matic kostet eine vollausgestattete 2 x 12 Fischgräte mit Schnellaustrieb, Servicearmen, Milchmengenmessung, Tiererkennung und Software rund 198 000 E. Die Montage ist im Preis bereits eingeschlossen. Von WestfaliaSurge wurde uns leider kein Preis mitgeteilt, trotz mehrmaliger Nachfrage obwohl die Melkstände bereits seit drei Jahren verkauft werden. Fazit: Viele Stärken, kaum Schwächen Als Ergebnis des Tests kann folgendes festgehalten werden: Die drei Amerikaner unterscheiden sich in Aufbau, Stabilität und Ausführung deutlich von den herkömmlichen Standard-Fischgräten, die wir im ersten Test (top agrar 11/02) geprüft haben. Sie setzen deutliche Maßstäbe in punkto Arbeitsqualität. In derart ausgerüsten Anlagen, mit Servicearmen und Schnellaustrieb, kann ein Melker bis zu 2 x12 Melkeinheiten problemlos alleine bedienen. Die hohen Durchsatzleistungen (bis zu 100 Kühe/h) erlauben eine sehr hohe Arbeitsproduktivität. Das macht die Melkstände interessant für wachsende oder größere Betriebe mit mehr als 100 bis 150 Kühen (Alternative zum Melkkarussell). Obwohl alle drei Melkstände einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben, geht die Germania-Anlage aus dem Test als Sieger hervor. Sie überzeugt auf Grund ihrer hohen Verarbeitungsqualität und der besonderen durchdachten Detaillösungen. Diese Melkanlage kann zu Recht als der Rolls-Royce unter den Melkanlagen bezeichnet werden was sich allerdings auch im Preis niederschlägt. In Puncto Verarbeitung und Tierkomfort steht die Surge-Anlage der von Germania nicht viel nach. Jedoch führte die Westfalia-Melkplatzsteuerung und fehlende Detaillösungen (wie z. B. die automatische Entwässerung der Milchleitung) zu einer Abwertung gegenüber Germania. Als Alternative bietet sich auch die solide gebaute Fischgräte von Bou-Matic an (bestes Preis/Leistungsverhältnis!). Negativ fiel uns hier lediglich die geringere Materialstärke und die Verarbeitungsqualität des Gerüstes auf (siehe Übersicht). -ve- Übersicht: top agrar-melkstandtest Die Ergebnisse der Fabrikate im Detail Standgerüst Bou-Matic Germania Surge Stabilität + ++ ++ Verarbeitung 0/ ++ + Ein-/Austrieb Ausführung der Tore + ++ + Anordnung der Bedienelemente + ++ ++ Positionierung der Tiere + + + Austritt der Tiere ++ + + Vorbereitung Melken Entwässerung Druckleitung + + Melkplätze zentral melkbereit schalten? + + Entnahme der Melkzeuge aus der Aufnahme + + + Wegklappbare Melkzeugaufnahmen? 0/+ ++ + Melkvorgang Vakuumfreigabe/Erreichbarkeit des Bedienelementes + + /+ Melkzeuge mit einer Hand zu steuern? + + + Lange Milchschläuche positionieren? nein nein nein Positionierungshilfe Servicearm Servicearm Servicearm Melkzeug-Abnahme Werden Melkbecher vom Euter abgerissen? nein nein nein Hängt Melkzeug nach Abnahme in Arbeitsstellung? ja ja ja Lautstärke im Melkstand + + 0 1) Nacharbeiten/Reinigung Einsetzen der Melkbecher in die Spülaufnahme 0/+ + + Sichere Melkzeugposition beim Spülen? + + + Reinigung der Melkgeschirre von außen + + + Gefahrlose Reinigung der Melkstand-Oberflächen (Elektronik)? + ++ +/ Bedienung Reinigungsautomat/Spülmittel-Dosierung + + + Preis FGM 2 x 12, inkl. Schnellaustrieb und Montage, 175 000 E 198 000 E Hersteller gibt zzgl. Mwst. (Euro) o. Tiererkennung und inkl. Tiererkennung keine Preise an Milchmengenmessung und Milchmengenm. Bewertung: ++ sehr gut; + gut; O durchschnittlich; ausreichend; mangelhaft 1) Auspuff Vakkumpumpe war beimtest nicht montiert R14 top agrar 4/2003

R I N D Bou-Matic: Schnellster Gruppenwechsel Melkstandgerüst: Das feuerverzinkte Gerüst der 2 x 10 Bou-Matic Fischgräte macht einen stabilen Eindruck. Unter starker Belastung durch herein drängende Kühe kann es jedoch etwas in Bewegung geraten. Zur Abwertung führte die schlechte Qualität der Verzinkung an einigen Stellen (Roststellen). Ein- und Austrieb: Die Tiere betreten ohne zu zögern den Melkstand, positionieren sich selbständig und verlassen ihn auch wieder, ohne dass der Melker nachhelfen muss. Die Eingangstore und der Schnellaustrieb werden von Druckluftzylindern gesteuert und können per Knopfdruck geöffnet bzw. geschlossen werden. Die großen Druckschalter sind an jedem dritten Melkplatz angeordnet. Beim Schnellaustrieb bietet Bou-Matic die beste Lösung an. Das Frontbügelsystem besteht aus zwei übereinander waagerecht angeordneten Brustbalken, die kreisförmig um 360 Grad rotieren. Zudem spritzt beim Austrieb der Kühe aus mehreren auf der Standfläche angebrachten Düsen Wasser auf den Boden, so dass die Kühe blitzartig die Standfläche verlassen. Melkvorbereitung: Positiv aufgefallen ist uns die automatische Entwässerung der Druckleitung. Nach dem Spülen wird das in der Druckleitung verbliebene Wasser über ein automatisches Ventil aus der Leitung entleert. Anschließend können die Melkzeuge von jedem Melkplatz aus zentral betriebsbereit geschaltet werden. Nachteilig zu bewerten ist, dass jedes Melkgeschirr einzeln aus den Spülentnahmen entnommen und anschließend am Dreigelenks-Servicearm eingehängt werden muss. Melken: Sobald sich die Kühe auf ihre Plätze begeben haben, wird der Ansetzarm mit dem Melkzeug unter das Euter der Kuh geschoben. Das Sammelstück wird von dem Arm getragen, so dass das Ansetzen der Melkbecher zweihändig erfolgen kann. Zur Vakuumfrei- Plus und minus ˆ+ Schnellaustrieb (Gruppenwechsel) ˆ+ Servicearm (sehr gutes Melkzeughandling) ˆ+ sehr leise Melkanlage ˆ Verarbeitungsqualität Standgerüst Dieser Arbeitsplatz lässt kaum Wünsche offen: Breiter ebenerdiger Zugang, konisch zulaufende Melkergrube, elastsicher Bodenbelag und gute Ausleuchtung. Spülschlauch mit Spülköpfen statt fest installierter Melkzeugaufnahmen. plette Reinigung dauerte im Testbetrieb nur etwa zehn Minuten. -vegabe muss eine Drucktaste betätigt werden werden. Diese ist so auf dem Melkplatzterminal angeordnet, so dass sie ohne Sichtkontakt betätigt werden kann. Die Positionierung der langen Milchschläuche ist in der Regel nicht notwendig. Im Testbetrieb wäre es jedoch in einigen Fällen angebracht gewesen, da die Federung des Servicearmens nicht überall korrekt eingestellt war. Melkzeugabnahme: Nach dem Melkende zieht eine Kette die Melkbecher schonend vom Euter ab. Gleichzeitig wird der Servicearm durch die Kette zusammengefaltet und die Melkgeschirre unter dem Euter heraus in die Parkstellung zurückgezogen. Sie hängen nach der Die Frontbügel des Schnellaustriebes rotieren um die eigene Achse (360º). Abnahme, bis auf wenige Ausnahmen, sofort wieder zum Ansetzen bereit. Nacharbeiten: Die Melkzeuge werden zum Spülen in einer Halterung am Standgerüst geparkt, die Melkbecher auf die Spülköpfe der Spülschläuche gesteckt. Boumatic verzichtet auf festinstallierte Spülköpfe, stattdessen hängen hier die Spülschläuche mit den Spülköpfen in die Grube hinab. Zur Melkstand-Reinigung hat der Melktechnikhersteller der Anlage einen großdimensionierten Wasserschlauch spendiert, der eine schnelle Grundreinigung der Melkanlage erlaubt. Die kom- top agrar 4/2003 R15

Germania: Perfekte Verarbeitung und leichte Bedienung Die Euter sind gut erreichbar, die Melkzeugsteuerung erfolgt über Drucktasten. In der Germania-Fischgräte kann man notfalls im Smoking melken. Alle Bauteile sind aus Edelstahl gefertigt. Überzeugend war beim Test auch der ruhige Melkablauf. Cleveres Detail: Beim Wechsel des Milchfilters fließt die Milch sofort ab. Melkstandgerüst: Die komplette Konstruktion (2 x 16) ist in Edelstahl (Niro- Stahl) ausgeführt und verschweißt. Das Gerüst ist vollkommen schwingungsfrei. Der Zugang zu den Eutern ist großzügig bemessen. Ein- und Austrieb: Bei der Melkstandplanung hat Germania darauf geachtet, dass auch großrahmige Kühe genügend Platz finden. Die Tiere betreten ohne zu zögern den Melkstand, positionieren sich selbständig und verlassen ihn wieder, ohne dass der Melker nachhelfen muss. Die Eingangstore und der Schnellaustrieb (beides aus Edelstahl) werden von Plus und minus ˆ+ Melkstandgerüst in Edelstahlausführung ˆ+ Servicearm (sehr gutes Melkzeughandling) ˆ+ sehr leise Melkanlage ˆ Übersichtlichkeit R16 top agrar 4/2003 Druckluftzylindern gesteuert und können per Knopfdruck geöffnet bzw. geschlossen werden, die Druckschalter sind an jedem Melkplatzterminal angebracht. Mit der Frontbegrenzung (Schnellaustrieb) können die Kühe nach dem Ausrichten auf der Standfläche etwas zurückgedrängt werden (Indexing). Melkvorbereitung: Der Milchfilter ist in einer aus Edelstahl gefertigten Nische angeordnet, an deren Boden sich ein Auslauf befindet. Milch und Spülwasserreste fließen sofort ab. Ein- und ausgeschaltet wird die Melkanlage von einer zentralen Schaltstelle aus, die sich zwischen Milchkammer und Melkstand befindet. Nachteilig zu bewerten ist, dass jedes Melkgeschirr einzeln aus den Spülentnahmen entnommen und am Servicearm eingehängt werden muss. Melken: Der Ansetzarm wird mit dem Melkzeug unter das Euter geschoben. Das Sammelstück wird von dem Arm getragen, so dass das Ansetzen der Melkbecher beidhändig erfolgen kann. Die Vakuumfreigabe erfolgt über eine Drucktaste, die mittig an der Gerätekonsole angeordnet ist, so dass sie ohne Sichtkontakt betätigt werden kann. Die Milch wird während des Melkvorganges in den runden Stahl/Glasbehältern gesammelt. Die Behälter werden entleert, sobald das letzte Melkzeug in der Reihe abgenommen wurde. Melkzeugabnahme: Das Vakuum wird nach dem Unterschreiten der Milchflussgrenze abgeschaltet. Anschließend zieht eine Kette die Melkbecher vom Euter ab. Gleichzeitig wird der Servicearm durch die Kette zusammengefaltet, so dass die Melkgeschirre unter dem Euter herausgezogen werden. Sie hängen danach sofort wieder zum Ansetzen bereit. Nacharbeiten: Die Spülaufnahmen klappen auf Knopfdruck aus den Standabgrenzungen heraus. Durchdacht ist auch das System zur Melkstand-Reinigung. Der großdimensionierte Wasserschlauch hängt auf einer Rolle über dem Melkstandeingang. Das Ausspritzen der Melkanlage dauert nur wenige Minuten vor allem, weil die vorhandene Technik dem enormen Wasserdruck standhält. Die gesamte Melkanlage wird mechanisch gesteuert, elektronische Bauteile sind nicht vorhanden.

R I N D Surge: Robuste Bauweise, gutes Melkzeughandling Der Servicearm trägt das Melkzeug und die langen Milchschläuche. Alles auf einen Blick: Sowohl die Anordnung als auch die halbhohe Bauweise der Gerätekonsolen verbessern die Übersichtlichkeit im Melkstand. Die Spülaufnahmen sind in ausziehbaren Schubladen versteckt. Melkstandgerüst: Das Standgerüst der Surge-Fischgräte 2 x 9 vom Typ Magnum ist sehr stabil gebaut. Es ist zum größten Teil aus Edelstahl gefertigt, die tragenden Teile sind verschweißt. Im Gegensatz zu Germania finden sich aber einige verzinkte Komponenten. Das Gerüst ist vollkommen schwingungsfrei. Die schräge Ausführung (20 ) der aus Edelstahl gefertigten Standabgrenzungen (Gerätekonsolen), in die auch die Melkplatzsteuerungen integriert sind, kommt der Anatomie der Kühe entgegen. Selbst großrahmige Tiere finden dadurch immer ausreichend Platz. Plus und minus ˆ+ Melkstandgerüst größtenteils in Edelstahl ˆ+ gute Übersicht ˆ+ Servicearm (sehr gutes Melkzeughandling) ˆ Bedienung Melkplatzterminal Ein- und Austrieb: Die Tiere betreten ohne zu zögern den Melkstand, positionieren sich selbständig und verlassen ihn auch wieder. Erleichtert wird den Tieren das Einordnen durch Halsrahmen, die auf dem Brustbügel montiert sind. Der Schnellaustrieb besteht aus einem in Edelstahl gefertigten halbrunden, breiten Brustbügel, der die Kühe zurückhält. Dieser kann stufenlos reguliert werden (Gruppenindexing). Melkvorbereitung: Die Melkzeuge lassen sich einfach, ohne Kraftaufwand, aus den als Schubladen ausgeführten Spülaufnahmen entnehmen. Die Spülaufnahmen müssen anschließend einzeln von Hand zurückgeschoben werden. Negativ aufgefallen ist auch hier, dass jedes Melkgeschirr einzeln aus der Spülentnahme entnommen und dann von Hand am Servicearm eingehängt werden muss. Melken: Zum Melken wird der Servicearm mit dem Melkzeug unter das Euter der Kuh geschwenkt. Das Sammelstück wird von dem Arm getragen, so dass das Ansetzen der Melkbecher beidhändig erfolgen kann. Das Handling der Melkzeuge kann deshalb auch als sehr gut eingestuft werden. Zur Vakuumfreigabe muss eine Taste auf dem Melkplatzterminal betätigt werden werden. Dieses ist, je nach Melkstandseite, rechts bzw. links an der Gerätekonsole angeordnet. Allerdings verhindert die Tastatur (Westfalia-Metatron) eine bessere Bewertung (keine griffigen Tasten, unübersichtlich). Melkzeugabnahme: Nach dem Melkende zieht eine Kette das Melkzeug vom Euter ab. Gleichzeitig faltet sich der Servicearm zusammen und zieht die Melkgeschirre unter dem Euter zurück in die Parkstellung. Die Melkgeschirre hängen nach der Abnahme sofort wieder zum Ansetzen bereit. Nacharbeiten: Einen Minuspunkt erhielt Surge für die fehlende automatische Entwässerung der Druckleitung. Milchreste müssen manuell mit Wasser aus der Anlage entfernt werden. Das Aufstecken der Melkzeuge in die Waschaufnahmen ist einfach, die Melkgeschirre müssen nicht nachjustiert werden. Dank der geschlossenen Melkplatzkonsolen und der abgerundeten Bauweise ist der Melkstand einfach zu reinigen. -ve- top agrar 4/2003 R17