Welcher Melkstand schwingt am besten?

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1 T O P A G R A R - T E S T Welcher Melkstand schwingt am besten? Swing Over-Melkstände sind für kurze Melkzeiten bekannt. Doch wie sieht es mit dem Komfort für Mensch und Tier aus? top agrar hat vier Fabrikate getestet. Nur ein Melkzeug für zwei Melkplätze? Was bei vielen Praktikern vor zehn Jahren noch ungläubiges Staunen ausgelöst hat, ist heute in immer mehr Milchviehbetrieben anzutreffen. Vor allem in Nordwestdeutschland melken bereits viele Betriebe in solchen Swing Over -Melkständen, bei denen ein Melkzeug im Wechsel zwei Melkplätze bedient und von einer Melkstandseite auf die andere pendelt. Neben der Einsparung von laufenden Kosten lässt sich in diesen Melkständen mit der richtigen Melkroutine Arbeitszeit einsparen: Während die Kühe auf einer Seite gemolken werden, erfolgt auf der anderen Seite gerade der Gruppenwechsel. Die Zeit im Melkstand wird effektiv genutzt, Wartezeiten können reduziert werden. Diese Vorteile schätzen immer mehr Betriebe, vor allem mit großen Herden, so dass viele Hersteller inzwischen auf die steigende Nachfrage reagiert und einen Swing Over-Melkstand in ihr Programm aufgenommen haben. Vier Fabrikate getestet Betriebsleiter mit großen Herden wollen aber nicht nur schneller melken, sondern auch einen komfortablen Arbeitsplatz, der das Tierwohl im Blick hat. Um investitionswilligen Milcherzeugern eine Entscheidungshilfe bei der Anschaffung zu bieten, hat top agrar deshalb den Melkablauf und den Arbeitskomfort in den folgenden vier Swing Over-Modellen getestet und verglichen: Dairymaster: Swing Over; DeLaval: Modell Midiline; Lemmer Fullwood: Modell Megaline; WestfaliaSurge: Modell EuroClass. In den vier Testbetrieben wurden 70 bis 160 Kühe in Melkständen mit 20 bis 44 Plätzen gemolken. Die Anlagen sind im Schnitt ein bis zwei Jahre alt. Die Testbetriebe wurden von den Firmen ausgewählt. Folgende Kriterien wurden verglichen: Stabilität und Verarbeitung; Übersichtlichkeit; Ein- und Austrieb; Vorarbeiten; Melkablauf; Nacharbeiten. Die Funktionsfähigkeit der Anlagen wurde im Rahmen dieses Tests nicht geprüft, so dass dazu keine Aussage gemacht werden kann. Praktisch: Bei Dairymaster kann die Schadmilch über eine zweite Milchleitung abgelassen werden. R10 top agrar 11/2007 Bequem: WestfaliaSurge bietet breite rutschfeste Betontreppen, um in die Melkgrube zu gelangen. Die Ergebnisse Standgerüst: Alle Anbieter bieten freitragende Standgerüste aus verzinktem Stahl an. Lemmer Fullwood bietet ein relativ einfaches und robustes Gerüst. Dagegen ist die Anlage von Dairymaster durch viele Querstreben deutlich aufwändiger konstruiert. Systembedingt verlaufen Elektrik sowie Milch- und Luftleitung bei allen Fabrikaten zentral über der Melkergrube. Das vereinfacht die Reinigung der Anlagen. Als hintere Standbegrenzung kommen alle Modelle mit zwei Rohren aus. Ein Kotschutz fehlt durchgängig. Nach Aussage der Betriebsleiter ist das aber kein Manko, sondern im Hinblick auf eine bessere Sicht auf die Euter eher ein Vorteil. Allerdings ist zusätzlich auch die Beleuchtung im Swing Over sehr wichtig, da die zentral verlaufende Technikeinheit viel Licht wegnimmt. Die Ausleuchtung der Melkplätze war allerdings bei keiner der getesteten Anlagen optimal. Die Stahltreppen, die von der Milchkammer in die Melkergrube führen, sind bei allen Fabrikaten zu steil ausgeführt. Bei DeLaval, Dairymaster und Westfalia-

2 Unsere Tester j Bernd Scheibel, Vereidigter Sachverständiger für Melktechnik, Niederkrüchten, j Hans Beenen, Milchviehhalter aus Kleve; j Silvia Lehnert, top agrar-redaktion, Münster. Reibungslos: Der Swing Over-Melkstand von DeLaval überzeugt durch einen störungsfreien zügigen Melkablauf. Fotos: Heil (4), S. Lehnert (14), Werkbild Surge gelangt man über eine breite, komfortable Betontreppe zum Wartehof. Betontreppen sind generell jeder Stahltreppe vorzuziehen. Ein- und Austrieb: Bei Dairymaster und DeLaval erfolgt der Gruppenwechsel durch den Schnellaustrieb zügiger als bei den anderen Herstellern. Das liegt vermutlich auch am Kraftfutterangebot im Melkstand, aber auch an dem Bügeleinweis-System (Indexing). Trotzdem war der Ein- und Austrieb auch bei Westfalia- Surge und Lemmer kein generelles Problem. Beide haben zudem ebenso Melkstandfütterung und Schnellaustrieb als Zusatzausstattung im Angebot. Für einen zügigen Ablauf ist aber vielmehr entscheidend, ob mit oder ohne Kuhtreiber top agrar 11/2007 R11

3 T O P A G R A R - T E S T Schneller: Mit einem Schnellaustrieb wie hier von DeLaval werden die Vorzüge des Swing Over besser ausgeschöpft. te Bauweise sowie durch die saubere Schlauchführung am besten. Die Bedienelemente werden im Swing Over unabhängig vom Fabrikat nur für den manuellen Betrieb benötigt. Trotzdem sollten sie übersichtlich und gut abzulesen sein. Am besten gefallen hat hier das Bedienelement von Lemmer Fullwood: Es ist einfach aufgebaut und arbeitet mit großen Tasten, großer Digitalanzeige und verständlichen Symbolen. Bei Dairymaster ist die Schrift der Digitalanzeige zu klein. Außerdem muss der Melker zum Lesen vom Melkplatz zurück treten, weil das Bedienelement an der zentralen Technikeinheit angebracht ist. Bei Melkzeugsitz und Schlauchführung gibt es kaum Unterschiede zwischen den Herstellern. Bei Dairymaster ist die Haftung der Melkzeuge besonders hervor zu gearbeitet wird und ob die Treibwege gerade und breit genug sind. Der Melkstand von WestfaliaSurge verbindet eine gute Position der Tiere mit Komfort und Bewegungsfreiheit. Bei Lemmer sind die Standplätze im Testbetrieb zu kurz bemessen. Vorarbeiten: Bei allen Fabrikaten werden die Milchfördereinrichtungen sowie der Milchabscheider anwenderfreundlich in Arbeits- und Sichthöhe des Melkers montiert. Die Spülaufnahmen von DeLaval haben am besten gefallen, weil sie einfach aufgebaut sind und nach der Entnahme alle mit einem einzigen Handgriff unter die Grubenkante geklappt werden können (Zusatzausstattung). Praktisch ist bei Dairymaster, dass alle Melkzeuge automatisch direkt in Arbeitsposition gezogen werden. Allerdings wird dieser Zeitvorteil durch die von Hand zu betätigenden Schutzklappen an den Spülaufnahmen wieder zunichte gemacht. Auch bei DeLaval und WestfaliaSurge können die Melkzeuge zentral frei geschalten werden. Die Spülaufnahmen von WestfaliaSurge erfordern mehr Handgriffe als die anderen Fabrikate, außerdem stören die Spülköpfe beim Melken. Auch bei Lemmer ragen die fest installierten Gummistutzen der Aufnahmen in den Arbeitsbereich des Melkers. Melken: Wird das Vakuum durch die Bewegung des Schwenkarmes von einer Melkstandseite auf die andere automatisch ausgelöst (so genannter Fernstart), ist der Zeitvorteil im Swing Over am höchsten. Diese Funktion bieten alle vier Hersteller. Bei Lemmer ist sie im Testbetrieb noch nicht installiert, so dass das Vakuum vor jedem Ansetzvorgang manuell ausgelöst werden muss. Der Schwenkarm von WestfaliaSurge gefällt durch seine robuste und kompak- Übersicht: Die Testergebnisse im Überblick Testkriterium/Hersteller DeLaval Gesamturteil: gut gut Westfalia- Surge befriedigend Lemmer Fullwood ausreichend Dairymaster Standgerüst Stabilität und Verarbeitung Übersichtlichkeit o Trittsicherheit der Treppe + + o + Ein-/Austrieb Störungsfreier Eintrieb Positionierung der Tiere Tierkomfort + + o ++ Zügiger Austritt der Tiere o + Vorarbeiten Melkzeuge zentral bereit schalten ja ja nein ja Handhabung der Spülaufnahmen o ++ o - Platzierung der Spülaufnahmen o ++ o o Melken Aufgeräumter Melkplatz Automatische Vakuumfreigabe ja ja nein ja Handhabung Schwenkarm + o o o Handhabung Bedienelemente o o + o Erreichbarkeit und Sicht auf das Euter + + o o Handhabung der Melkzeuge ++ o + o Melkzeugsitz Schlauchführung beim Melken Melkzeug schwingt zurück in Ansetzposition ja ja ja z. T. Melkzeuge nach automat. Abnahme verdreht z. T. ja ja ja Insgesamt flüssiger Melkablauf + + o o Komfort für den Melker Nacharbeiten Melkzeugposition beim Spülen Gesamtanlage leicht zu reinigen Preis für D 15, je nach Ausführung zzgl. MwSt. (E) k. A. ab Bewertung: ++ = sehr gut, + = gut, o = befriedigend, - = ausreichend bis bis R12 top agrar 11/2007

4 Übersichtlich: Die Bedienelemente von Lemmer sind praktisch montiert. Unbequem: Die Bewegungsfreiheit war im Lemmer-Testbetrieb eingeschränkt. Hersteller weist aber darauf hin, dass dieses Problem beim neuen Modell des Melkstandes behoben sein soll. Auch bei DeLaval und bei Lemmer müssen die Becher immer wieder richtig ausgerichtet werden. Dairymaster hat dieses Problem etwas besser im Griff. Nacharbeiten: Bevor die Melkzeuge auf die Aufnahmen gesetzt werden können, müssen sie bei Lemmer und Westfalia-Surge per Knopfdruck einzeln für die Spülung freigeschaltet werden. Bei WestfaliaSurge verfügt der neue Melkstand bereits über eine zentrale Schaltung auf Spülbereitschaft. Bei WestfaliaSurge und Dairymaster dauert das Einhängen der Melkzeuge in die Aufnahmen am längsten. Die Anlagen von WestfaliaSurge und Lemmer lassen sich einfach reinigen. Dairymaster und DeLaval gewährleisten durch das so genannte Split-drain-Prinzip dass Reinigungswasser schnell abläuft. Dabei handelt es sich um mit Gefälle verlegte KG-Rohre, die halbiert und anschließend mit Winkeleisen ausgelegt wurden. Pfiffig: Dairymaster und Delaval sorgen mit dem Split- Drain-Prinzip für einen schnellen Ablauf des Wassers. heben. Bei Dairymaster sind die langen Milchschläuche etwas länger als bei den Wettbewerbern. Ärgerlich ist, wenn die Melkzeuge nach der automatischen Abnahme nicht zurück in die Ansetzposition schwingen. Nachholbedarf hat hier vor allem WestfaliaSurge, da die Melkzeuge zum Teil an der Grubenkante hängen bleiben und verdreht sind. Der Wir halten fest Die Swing Over-Melkstände von De- Laval und Dairymaster haben in unserem Test am besten abgeschnitten. Sie verbinden guten Komfort für Mensch und Tier mit einem flüssigen Melkablauf. WestfaliaSurge bietet einen durchdachten, robusten Melkstand. Der Hersteller muss bei der Abnahme und den Spülaufnahmen nachbessern. Lemmer Fullwood muss an der Steuerung der Anlage feilen, sonst wird der wichtigste Vorteil von Swing Over-Melkständen zunichte gemacht. top agrar 11/2007 R 13

5 T O P A G R A R - T E S T Dairymaster: Swing Over Die fast perfekte Lösung Die Aufnahmen sind zu tief platziert und umständlich zu bedienen. Der Melkstand verfügt standardmäßig über einen Schnellaustrieb. Das Gerüst ist aufwändiger als bei den Wettbewerbern. Standgerüst: Das Gerüst aus verzinktem Stahl in Kombination mit Edelstahl ist freitragend. Durch viele Querverstrebungen wirkt der Melkstand unübersichtlich. Außerdem geht dadurch Licht verloren.während die Stahltreppe zum Betreten der Grube von der Milchkammer aus zu steil ist, gefällt die breite konisch zulaufende Betontreppe, über die der Warteraum betreten wird. Ein- und Austrieb: Der Melkstand verfügt standardmäßig über einen druckluftbetriebenen Schnellaustrieb, der automatisch nach oben gefahren wird. Durch die Einweisbügel richten sich die Kühe mühelos selbstständig parallel aus, ihre Bewegungsfreiheit ist allerdings etwas eingeschränkt. Zwei Rohre begrenzen die Standplätze nach hinten und dienen gleichzeitig als Schlagschutz. Praktisch ist das über die komplette Melkstandlänge gespannte Seil für die Betätigung des Kuhtreibers. Vorarbeiten: Der große Milchabscheider und die übrige Milchfördereinrichtung sind in Arbeitshöhe angebracht. Bevor die Anlage am Spülautomaten gestartet wird, müssen die Melkzeuge in den Spülaufnahmen belassen werden. Sie werden danach zentral per Knopfdruck aus den Aufnahmen in Arbeitsposition gezogen. Zum Ansetzen müssen sie noch umgedreht werden. Die Aufnahmen bestehen aus vier Stutzen, die auf einem Rohr fest montiert Der Schnellaustrieb fährt nach oben weg, der Gruppenwechsel erfolgt sehr schnell. Plus und Minus Flüssiger Melkablauf Schwenkarm leicht zu bedienen Optimaler Melkzeugsitz Umständliche Handhabung der Melkzeugaufnahmen Bedienelemente ungünstig platziert Aufwändige Konstruktion sind. Nach der Entnahme können sie mit einer Kunststoffklappe vor Schmutz geschützt werden. Das erfordert einen zusätzlichen Handgriff. Wird das nicht gemacht, können die Aufnahmen aber leicht zur Schmutzfalle werden. Melken: Die Sicht auf die Euter und die Erreichbarkeit sind gut. Die Bedienelemente werden zwar nur benötigt, wenn die Milch in die zweite Leitung gelangen soll, trotzdem sind Tasten und Display zu klein. Zudem hängen die Elemente auf der zentralen Technikeinheit, so dass der Melker zum Ablesen zurück treten muss. Der Schwenkarm lässt sich ohne viel Kraft bewegen. Die Melkzeuge sitzen und haften unabhängig von der Euterform sehr gut und müssen während des Melkens nicht mehr korrigiert werden. Die automatische Abnahme sorgt dafür, dass die Melkzeuge in die Grube zurück schwingen. Die Melkbecher sind danach nur in einzelnen Fällen verdreht. Nacharbeiten: Die Spülaufnahmen sind zu tief montiert und zudem umständlich zu bedienen: Nach dem Öffnen der Klappen auf den Spülaufnahmen müssen die Melkzeuge erst in einen Haken eingehängt werden, bevor die einzelnen Becher auf die vier Stutzen gesteckt werden können. Sehr praktisch ist, dass Schadmilch aus der zweiten Milchleitung in der Spülkammer einfach und sauber direkt in die Kanne abgelassen werden kann. Reinigungswasser und Urin werden auf den Standflächen der Kühe schnell über das Dairymaster-typische Split- Drain-Prinzip abgeleitet. Der Melkstand ist insgesamt in der Reinigung durch die Kraftfutterstation und die aufwändige Stahlkonstruktion etwas anspruchsvoller. R14 top agrar 11/2007

6 DeLaval: Midiline Wenige Wünsche offen Die Spülaufnahmen können je nach Bedarf hoch und runter geklappt werden. DeLaval präsentiert einen durchdachten Melkstand, der einen flüssigen aber ruhigen Ablauf gewährleistet. Standgerüst: Das Grundgerüst ist freitragend und hängt an mehreren quer verlaufenden Doppel-T-Trägern. Das Material ist stabil und gut verarbeitet. Der Melkstand ist zwar aufwändig konstruiert, aber noch übersichtlich. Gut gefallen hat die breite, rutschsichere Betontreppe, über die der Warteraum betreten wird. Ein- und Austrieb: Die druckluftbetriebenen Einlass- und Auslasstore können auf beiden Melkstandseiten bequem per Knopfdruck betrieben werden. Die Tiere betreten den Melkstand zügig, was v.a. auf das Kraftfutterangebot zurück zu führen ist. Sie richten sich durch seitliche Indexbügel selbstständig parallel aus. Die beiden Rohre für die hintere Standplatzbegrenzung sorgen zusätzlich für einen guten Stand, weil die Anordnung die Ergonomie des Tierkör- Viele Melkzeuge waren nach der automatischen Abnahme verdreht. Plus und Minus Zügiger, aber ruhiger Melkablauf Schnellaustrieb für zügigen Gruppenwechsel Spülaufnahmen wegklappbar Schwenkarm etwas schwergängig Melkzeuge unhandlich und nach der Abnahme oft verdreht pers berücksichtigt. Der Schnellaustrieb sorgt für einen zügigen Austrieb der Tiere. Er gehört allerdings nicht zur Standardausführung. Vorarbeiten: Milchabscheider und die anderen Fördereinrichtungen sind in Arbeitshöhe angebracht. Der Filter wird im Melkstand direkt eingelegt. Die Spülaufnahmen sind fest auf einer Stange montiert. Auf Wunsch kann ein praktischer Klappmechanismus eingebaut werden, so dass sie beim Melken nicht stören. Noch bevor die Anlage vom Spülautomaten aus gestartet wird, können die Melkzeuge von den Kunststoff-Stiften der Aufnahmen abgezogen werden. Durch den Start werden sie alle automatisch in die Ansetzposition gezogen. Melken: Das Vakuum wird automatisch über die Bewegung des Schwenkarmes ausgelöst. Der Arm selbst ist etwas schwergängig. Das Melkzeug (TACF 350) ist durch das große Sammelstück gewöhnungsbedürftig, bei eng stehenden Hinterbeinen ist das Ansetzen nicht ganz einfach. Durch die parallele Anordnung der Tiere sind die Euter im Testbetrieb gut erreichbar. Da sich die hintere Begrenzung auf zwei Rohre beschränkt, ist die Sicht auf die Tiere gut. Die Melkzeuge sitzen gut und bleiben in Position. Sie schwingen nach der Abnahme zwar in die Grube zurück, die meisten müssen vor dem erneuten Ansetzen wieder ausgerichtet werden. Die Bedienelemente werden beim Start und Ende sowie für den manuellen Betrieb für Kannenkühe benötigt. Sie sind lesbar und übersichtlich, allerdings auf der Zentraleinheit etwas ungünstig platziert. Nacharbeiten: Die Melkzeuge werden per einmaligem Knopfdruck abgelassen und in die Spülaufnahmen gesteckt. Durch den Klappmechanismus sind die Aufnahmen jetzt auf Grubenhöhe, so dass man sich zum Einsetzen der Melkzeuge kaum bücken muss. Die Reinigung der Kraftfutteranlage auf den beiden Melkstandseiten kostet Zeit. Gut gefallen hat das Split-Drain-Prinzip, durch das Flüssigkeit auf den Standflächen zügig abfließen kann. top agrar 11/2007 R 15

7 T O P A G R A R - T E S T Lemmer Fullwood Megaline Hier wird Zeit verschenkt Der Melker muss das Vakuum am Melkplatz noch manuell auslösen. Lemmer-Fullwood bietet einen einfach und übersichtlich gehaltenen Swing Over- Melkstand. Der Arbeitskomfort ist aber noch verbesserungwürdig. Standgerüst: Das Gerüst aus verzinktem Stahl ist einfach konstruiert, freitragend und ausreichend dimensioniert. Der Melkstand ist aufgeräumt und übersichtlich. Die Stufen der beiden Stahltreppen sind zwar rutschsicher, aber steil. Ein- und Austrieb: Die druckluftbetriebenen Ein- und Auslasstore des Melkstandes lassen sich per Knopfdruck einfach bedienen. Dafür sind pro Melkstandseite drei große Tasten vorgesehen. Die Tiere positionieren sich selbstständig, obwohl die Standplätze lediglich durch die wellenartige Brustbegrenzung vorgegeben werden. Eine seitliche Abgrenzung gibt es nicht. Die Standplätze sind im Testbetrieb recht schmal und für große Kühe offensichtlich zu eng bemessen, so dass sie nicht bequem stehen. Ihre Kopffreiheit ist durch die Seitenwände eingeschränkt. Beim Austrieb kommt es regelmäßig zu Stau, weil die Triebwege zu schmal sind und die Tiere einen 180 Winkel passieren müssen! Allerdings sind diese planerischen Schwächen nicht direkt dem Anlagenhersteller anzulasten. Vorarbeiten: Die Milchförderanlagen sowie der Milchabscheider sind praktisch in Sicht- bzw. Arbeitshöhe angebracht. Die Spülaufnahmen bestehen aus einfachen Gummistutzen. Sie sind fest installiert. Sie ragen in den Arbeitsbereich R16 top agrar 11/2007 und stören. Außerdem kann sich leicht Schmutz darauf absetzen. Auf Wunsch können sie laut Hersteller aber auch kopfüber installiert werden. Die Melkzeuge werden an jedem Platz einzeln per Tastendruck in Position gezogen. Melken: Die Sicht auf die Tiere und die Euter ist gut, weil die hintere Begrenzung lediglich aus zwei Rohren besteht. Die Melkzeuge sind handlich, am Melkzeugsitz und an der Schlauchführung gibt es nichts zu meckern. Allerdings ist die Bedienung der Schwenkarme umständlich, weil das Vakuum noch manuell ausgelöst werden muss. Die von Anfang an fehlende Steuerung für die automatische Vakuumfreigabe soll laut Hersteller im Plus und Minus Gute Übersicht Guter Melkzeugsitz Anwenderfreundliche Bedienelemente Keine automatische Vakuumfreigabe Verdrehte Melkzeuge Spülaufnahmen stören im Arbeitsbereich Die Spülaufnahmen sind fest installiert und stören im Arbeitsbereich des Melkers. Spätherbst geliefert werden. Geplant ist dann die Installation einer tierindividuellen Steuerung der Vakuumfreigabe über das Managementprogramm. Da im Testbetrieb zudem die Melkergrube relativ breit ist und die Schwenkarme lang, ist der Ansetzvorgang nicht flüssig. Nach der automatischen Abnahme waren fast alle Melkbecher verdreht. Nacharbeiten: Die Melkzeuge müssen einzeln per Tastendruck abgelassen werden. Dann müssen sie erst in einen Haken eingehängt und die Becher anschließend auf die vier Gummistutzen gesteckt werden. Die Reinigung der Oberflächen geht schnell, weil der Melkstand aufgeräumt ist. Durch die Kochendwasserreinigung ist die Spülzeit sehr kurz.

8 WestfaliaSurge Euro Class Solide Mittelklasse Den Tieren wird viel Kopffreiheit geboten. Praktisch ist der Außengang für Personen. Die Spülaufnahmen sind umständlich zu bedienen. WestfaliaSurge bietet einen robusten Melkstand ohne viel Schnickschnack. Die Grube war im Testbetrieb relativ eng geplant. Standgerüst: Das Grundgerüst ist über mehrere Doppel-T-Träger an den Seitenwänden aufgehängt. Westfalia verwendet robustes Material, auch die Verarbeitung ist tadellos. Obwohl die Konstruktion aufwändig ist, behält man die Übersicht. Die breite Treppe aus Beton am Ausgang zum Warteraum ist gegenüber einer steilen Stahltreppe trittsicher und bequem. Praktisch ist der Personalgang auf einer Melkstandseite, der aber auf individuellen Kundenwunsch hin berücksichtigt wurde. Ein- und Austrieb: Die robusten und einfach gehaltenen Ein- und Auslasstore lassen sich von jedem zweiten Melkplatz per Knopfdruck bequem bedienen. Das Einlasstor mit einem Drehmechanismus nach innen sorgt für einen geordneten Eintrieb der Tiere. Sie verlassen den Melkstand durch ein einfaches Klapptor. Ein breiter Laufgang gewährleistet ein zügiges Verlassen des Melkstandes. Ein Rohr stellt die Brustbegrenzung dar, einfache kurze Bügel trennen die Standplätze voneinander ab. Die beiden hinteren Standplatz-Begrenzungsrohre sind in Wellenform ausgeführt, so dass die Kühe sicher ihren Standplatz einnehmen. Sie haben trotzdem noch ausreichend Bewegungsfreiheit, vor allem im Kopfbereich. Die Gruppenwechsel erfolgen ohne Probleme. Vorarbeiten: Die am Standgerüst aufgehängten Melkzeuge müssen Becher für Becher von den Spülköpfen abgezogen werden. Die Anlage kann von der Milchkammer aus oder direkt in der Grube gestartet werden. In unserem Testbetrieb wurden die Melkzeuge einzeln freigeschaltet. Nach Angaben des Herstellers geht das inzwischen über eine zentrale Freischaltung. Die Spülköpfe hängen lose nach unten und stören im Arbeitsbereich. Plus und Minus Guter Melkzeugsitz (nicht bei Problemkühen) Gute Übersicht Saubere Schlauchführung Guter Tierkomfort Verdrehte Melkzeuge Umständliche Bedienung der Spülaufnahmen Spülköpfe der Aufnahmen stören beim Melken Melken: Die jeweils aktive Melkstandseite wird am Display des Bedienelements angezeigt. Der Display ist etwas zu klein, ebenso die Tasten. Ungünstig ist die Montage der Elemente an der Zentraleinheit, so dass man zum Ablesen zurück treten muss. Am Sitz der Melkzeuge gibt es nichts zu meckern. Nur bei sehr eng stehenden Zitzen sind sie problematisch. Milch-, Luftschläuche und Abnahmeseil werden sauber im Tragarm aus Niro geführt. Einzelne Melkzeuge bleiben nach der Abnahme an der Grubenkante hängen, meist mit verdrehten Bechern. Der Hersteller weist darauf hin, dass dieses Problem bereits behoben wurde. Nacharbeiten: Im Testbetrieb mussten die Melkzeuge einzeln für den Spülvorgang bereit geschaltet werden. Der Hersteller weist aber darauf hin, dass die Standardausführung des Melkstandes bereits über eine zentrale Schaltung auf Spülbereitschaft verfügt. Danach werden die Melkzeuge am Sammelstück am Gerüst eingehängt und auf die Spülköpfe gesteckt. Das ist umständlich und kostet Kraft, da sie angehoben werden müssen. Um die Spülköpfe zu erreichen, muss man sich bücken. Danach hängen die Melkzeuge aber in Arbeitshöhe, so dass die Reinigung bequem und einfach ist. top agrar 11/2007 R17