Unentspannt? Fragen Sie Ihren Arzt! Besser bestens entspannt. Ihr Patientenratgeber bei überaktiver Blase
Die überaktive Blase Liebe Leserinnen, liebe Leser, Ärzte beschäftigen sich mit einer Vielfalt von Erkrankungen. Da gibt es zum einen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit, die unsere Patienten auch locker mit Freunden besprechen. Und dann gibt es Erkrankungen, die lieber verschwiegen werden, weil es den meisten Patienten peinlich ist, das Thema anzusprechen. Dazu zählen Erkrankungen wie die überaktive Blase. Dabei kommt es zu plötzlichem Harndrang und unfreiwilligem Abgang von Harn. Übrigens, Männer sind genauso häufig wie Frauen betroffen, wenngleich die Ursachen unterschiedlich sind. Die Beschwerden bei überaktiver Blase können heute gut behandelt werden. In dieser Broschüre wollen wir Ihnen daher die wichtigsten Ursachen der überaktiven Blase vorstellen und Sie mit den Behandlungsmöglichkeiten vertraut machen. Wenden Sie sich an Ärzte Ihres Vertrauens, damit Ihnen geeignete Medikamente verordnet und begleitende Maßnahmen erläutert werden können. Noch ein wichtiger ärztlicher Rat: Wenn Sie beim Toilettengang Blut im Harn bemerken, gehen Sie bitte immer sofort zum Arzt! Ihr Univ.-Prof. Dr. Heinz Kölbl, Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Wien Hinweis: Auf der Rückseite dieser Broschüre finden Sie einen einfachen Selbsttest zum Thema überaktive Blase, den Sie mit Ihrem Arzt bei Bedarf besprechen sollten. 2 Bestens entspannt.
Überaktive Blase: Jeder Dritte ist betroffen! Fast jeder kennt die Situation: Sie sitzen im Theater oder im Auto und verspüren plötzlich das dringende Bedürfnis, eine Toilette aufsuchen zu müssen. Wenn Ihre Harnblase normal funktioniert, werden Sie den Harn noch eine Weile halten können, ehe Sie in der Pause oder an der Raststation dem Drang nachgeben können. Patienten mit überaktiver Blase verzweifeln in einer solchen Situation, weil sie den Harn nicht ausreichend lang zurückhalten können. In vielen Fällen kommt es zu einem unfreiwilligen Harnabgang mit allen Peinlichkeiten, die damit verbunden sind. Viele Betroffene ziehen sich dann immer mehr zurück. Sie trauen sich nicht mehr, aktiv am Familien- und Sozialleben teilzunehmen, aus lauter Angst vor einem kleinen Unfall. Überaktive Blase ist der Oberbegriff für Störungen, die durch Harndrang sowie eine gehäufte Blasenentleerung mit oder ohne unfreiwilligen Harnabgang gekennzeichnet sind. Leider steigt das Risiko, an einer überaktiven Blase zu leiden, mit zunehmendem Lebensalter deutlich an. Jede dritte Frau und jeder dritte Mann über 50 Jahre klagt im Laufe seines weiteren Lebens über diese Beschwerden! Bestens entspannt. 3
Uberaktive Blase: Wichtige Ursachen und typische Beschwerden : Überaktive Blase: Wichtige Ursachen und typische Beschwerden Was sind die Ursachen für eine überaktive Blase? Zwar sind Männer und Frauen gleichermaßen von der Erkrankung betroffen, die Ursachen sind jedoch verschieden. Bei Männern ist die Erkrankung fast immer auf eine mit zunehmendem Lebensalter vergrößerte Prostata zurückzuführen. Auch bei Frauen steigt das Risiko für eine überaktive Blase mit den Lebensjahren an. Allerdings spielen hier die Veränderungen bei den weiblichen Hormonen Stichwort Wechseljahre eine wesentliche Rolle. Denn durch den Abfall der weiblichen Geschlechtshormone kommt es zu einer Veränderung des Blasengewebes. Die Harnblase verliert zunehmend ihre Fähigkeit, sich anzupassen, und die Muskulatur des Beckenbodens wird lockerer, sodass auch dieser Schutz vor unfreiwilligem Harnlassen nachlässt. Zudem kann die nachlassende Gehirnleistung im höheren Lebensalter die Kontrolle über die Harnblase empfindlich stören, denn der Befehl, Harndrang zu signalisieren und die Harnblase zu entleeren, geht von Impulsen des Gehirns aus. Das Hauptsymptom einer überaktiven Blase ist der verstärkte Harndrang und damit das häufige Bedürfnis, eine Toilette aufsuchen zu müssen, um die Blase zu entleeren. Das Problem kann sowohl untertags als auch in der Nacht auftreten, wobei die Intervalle zwischen den Toilettenbesuchen sehr kurz sein können. 4 Bestens entspannt.
Wir unterscheiden zwei wesentliche Formen von Inkontinenz, also unfreiwilligem Harnabgang: Die Belastungs- oder Stressinkontinenz, die meist in jüngeren Lebensjahren auftritt, sowie die Dranginkontinenz, von manchen auch als Urge-Inkontinenz bezeichnet, vorwiegend bei älteren Patienten. Selbstverständlich können auch Mischformen auftreten. Bei der Belastungsinkontinenz kommt es zum unfreiwilligen Harnabgang in Alltagssituationen, etwa beim Lachen, Husten oder Niesen, beim Laufen, Treppensteigen oder Heben. Im weiteren Verlauf dieser Broschüre wollen wir uns jedoch vorwiegend mit der Dranginkontinenz beschäftigen, da sie die häufigste Form des unfreiwilligen Harnabgangs ist. Bei dieser Form wird der verstärkte Harndrang nicht durch äußere Reize ausgelöst, sondern kann in jeder Situation, also auch beim Sitzen oder Liegen, auftreten. Die Diagnose überaktive Blase wird gestellt, wenn die Patientin oder der Patient an den soeben beschriebenen Symptomen leidet und wenn eine Harnwegsinfektion oder ganz spezielle Inkontinenzformen ausgeschlossen werden können. Weiterführende Untersuchungen sind nur selten erforderlich. Bestens entspannt. 5
Behandlungsmöglichkeiten Allgemeine Maßnahmen bei überaktiver Blase Die allermeisten Formen der überaktiven Blase sind heute gut behandelbar. Zögern Sie daher nicht, ärztliche Hilfe zu suchen. Ermuntern Sie ältere Angehörige, das Problem beim Arzt anzusprechen! Praktische Ärzte, Frauenärzte und Urologen sind Spezialisten für dieses Problem und finden das Thema gar nicht peinlich. Im Gegenteil: Es gehört zu ihrem Berufsalltag, und sie können Ihnen oder Ihren Angehörigen weiterhelfen. Denn eine überaktive Blase ist nicht lebensbedrohlich, aber sie schränkt Ihre Lebensqualität unnötigerweise deutlich ein. Die ersten Schritte können Sie selbst setzen: Führen Sie ein Tagebuch, zu welcher Tageszeit und in welchen sozialen Situationen sich Ihre Blase meldet. Schreiben Sie auf, ob und wie lange Sie den Harn halten konnten oder ob es zu einem unfreiwilligen Harnabgang kam. Notieren Sie, was Sie im Laufe des Tages trinken. Erkennen Sie Zusammenhänge? Dann ändern Sie Ihre Trinkgewohnheiten, verzichten Sie auf die Extratasse Kaffee, ehe Sie das Haus verlassen, und versuchen Sie, nicht mehr zu rauchen denn auch Rauchen erhöht das Risiko für eine überaktive Blase. Trainieren Sie Ihre Blase, indem Sie dem Harndrang nicht gleich nachgeben, sofern es die soziale Situation erlaubt. Besuchen Sie einen Kurs für Beckenbodengymnastik, Sie werden erstaunt sein, wie gut diese beiden Maßnahmen zur Linderung Ihrer Beschwerden beitragen können. 6 Bestens entspannt.
Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten Selbstverständlich gibt es auch sehr wirksame Medikamente bei überaktiver Blase. Heutzutage werden sogenannte Anticholinergika verabreicht. Diese Medikamente beeinflussen die Symptome der Dranginkontinenz bei überaktiver Blase und können die Intervalle zwischen den Toilettengängen verlängern. Das Wirkprinzip ist rasch erklärt: In der Harnblase gibt es spezielle Rezeptoren, das sind Zellen, die die Reize jener Nervenfasern weiterleiten, die zu einer Anspannung oder Entspannung der Blasenmuskulatur führen. Anticholinergika wirken gezielt auf diese Rezeptoren ein und führen zu einer Entspannung der Blasenmuskulatur, wodurch es zu einer Besserung der Beschwerden kommt. Anticholinergika können zu Mundtrockenheit führen, ansonsten werden diese Medikamente in der Regel sehr gut vertragen. Forscher arbeiten derzeit an neuen Medikamenten, die ebenso gut wirken, aber keine Mundtrockenheit verursachen. Diese Medikamente sollen bald auch in Österreich erhältlich sein. Für Frauen in den Wechseljahren empfehlen wir zudem lokale hormonhaltige Salben, um die Gewebestrukturen zu stärken. Web-Tipps: www.inkontinenz.at www.selbsthilfe-oesterreich.at Bestens entspannt. 7
Machen Sie den Selbsttest! Ganz einfach so geht s: Nehmen Sie sich ein paar Augenblicke Zeit und beantworten Sie folgende Fragen: Frage 1: Quält Sie ein unaufschiebbarer, kaum zurückdrängbarer Harndrang? Frage 2: Beeinträchtigt Sie die Sorge, unabsichtlich Urin zu verlieren? Frage 3: Müssen Sie manchmal so dringend zur Toilette, dass Sie es gelegentlich nicht mehr rechtzeitig schaffen? Frage 4: Geht beim Niesen, Husten oder Tragen unbeabsichtigt Urin ab? Frage 5: Müssen Sie nachts öfters auf die Toilette? Wenn Sie nur eine der Fragen mit Ja beantworten können, ist möglicherweise eine Reizblasensymptomatik vorhanden, die vom Arzt abgeklärt werden sollte. Arztstempel Impressum: Herausgeber: Astellas Pharma Ges.m.b.H., Linzer Straße 221/E02, A-1140 Wien, Tel.: +43 (1) 877 26 68, Fax: +43 (1) 877 16 36, E-Mail: office.at@astellas.com 2013 VESPI004MAI13