Straßenverkehrsunfälle von Kindern im Bezirk Pankow



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Transkript:

Bezirksamt Pankow von Berlin Mitglied im Gesunde Städte-Netzwerk Straßenverkehrsunfälle von Kindern im Bezirk Pankow 1. Januar bis 31. Dezember 2002 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 1 2 3 4 5 Pankow 2003

Impressum Herausgeber: Bezirksamt Pankow von Berlin Abteilung Gesundheit und Soziales Plan- und Leitstelle Gesundheit In Zusammenarbeit mit der Abt. Jugend, Schule und Sport Schulorganisation/Jugendverkehrsschulen Berlin, Dezember 2003

Inhaltsverzeichnis Einleitung 1. Allgemeines Unfallgeschehen 2. Straßenverkehrsunfälle mit Beteiligung von Kindern 3. Schlussbemerkungen / Konsequenzen 3

Einleitung Jährlich kommen in der Bundesrepublik Deutschland etwa 1.000 Kinder im Alter bis zu 14 Jahren bei Unfällen ums Leben. Annähernd 2 Millionen Kinder müssen aufgrund ihrer Unfallverletzung ärztlich behandelt werden. Etwa die Hälfte aller Unfälle ereignet sich zu Hause oder in der Freizeit. Neben dem Leid, das die betroffenen Familien erfahren, stellen Unfälle auch eine signifikante Belastung für die Krankenkassen dar. Die Gefahren für Kinder und Jugendliche durch den Straßenverkehr sind vielfältig. Nicht nur die direkten Folgen von Verkehrsunfällen - wie Verletzungen und Tod - sondern auch die indirekten, langfristigen Folgen des hohen Verkehrsaufkommens wie Atembeschwerden, Krebs und Herzkreislauferkrankungen führen dazu, dass der Straßenverkehr heute mit Abstand die größte gesundheitliche Gefährdung für Kinder und Jugendliche darstellt. Zum Beispiel waren Verletzungen auf Grund von Straßenverkehrsunfällen bei männlichen Jugendlichen in Deutschland die häufigste Todesursache im Jahr 1997. Über Unfälle im Kindesalter wird in vielen Ländern seit Jahren intensiv geforscht, Ursachen und beeinflussende Faktoren sind bekannt. Auch Präventionsvorschläge wurden von unterschiedlichen Institutionen entwickelt. Zum Unfallgeschehen im Wohn- und Freizeitbereich der Kinder gibt es allerdings in der BRD keine amtlichen Zahlen, während Verkehrsunfälle jährlich statistisch erfasst und ausgewertet werden. Auf diese Zahlen bezieht sich der vorliegende Bericht. Die Untersuchung des Landesschutzpolizeiamts zu Kinderunfällen im Straßenverkehr 2001/2002, auf die wir uns hier stützen, bezieht sich auf Kinder unter 15 Jahren als Verkehrsteilnehmer. Kinder nehmen hauptsächlich als Radfahrer und Fußgänger am Straßenverkehr teil. Die Untersuchung bezieht sich auf die aktive Teilnahme der Kinder am Straßenverkehr, also auf das eigenständige Reagieren und Agieren der Kinder auf Verkehrsabläufe. Kinder, die als Insassen / Mitfahrer von Fahrzeugen oder auf dem Arm von Fußgängern bzw. im Kinderwagen befindlich, verunglückten, werden nicht berücksichtigt. Unfallursachen und Fehlverhaltensweisen anderer Verkehrsteilnehmer werden nicht untersucht, auch Unfälle von Kindern mit Straßenbahnen werden hier nicht erfasst. Als Hauptursache für Kinderunfälle im Straßenverkehr werden das Betreten der Fahrbahn ohne auf den Verkehr zu achten oder das Hervortreten hinter geparkten Autos sowie die Benutzung der falschen Fahrbahn mit dem Fahrrad angegeben. Auch die Benutzung von Skateboards und Rollerblades im Straßenverkehr wird zunehmend eine Unfallursache. 4

1. Allgemeines Unfallgeschehen Das Unfallgeschehen mit Personenschäden im Straßenverkehr hat sich sowohl in Berlin als auch im Bezirk Pankow in den letzten zwei Jahren unspektakulär entwickelt. Während im Bezirk im Jahr 2002 insgesamt 1.877 Personen zu Schaden kamen (2001 waren es 1.874), stieg jedoch die Zahl der verunglückten Kinder im gleichen Zeitraum von 129 im Jahr 2001 auf 140 im Jahr 2002. Wir erachten es somit als notwendig auf einige sich aus der polizeilichen Untersuchung ergebende Erkenntnisse hinzuweisen, um die eingeleiteten Maßnahmen zu hinterfragen bzw. zu verbessern. Weitere Überlegungen müssen sich darauf richten die veränderten Schwerpunkte des Unfallgeschehens wirkungsvoller präventiv anzugehen. Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden* Jahr Berlin Pankow absolut Absolut % davon Kinder % 2001 17.913 1.874 10 129 0,2 2002 17.604 1.877 10 140 0,2 Quelle: Polizeipräsident in Berlin, Sonderuntersuchungen Verkehrsunfälle 01/02 *durch die Polizei erfasste Unfälle im Straßenverkehr Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden im Bezirksvergleich 2001 2002 Bezirk Absolut % absolut % Mitte 2.833 0,9 2.689 0,8 Friedrichshain-Kreuzberg 1.388 0,6 1.509 0,6 Pankow 1.874 0,6 1.877 0,5 Charlottenburg Wilmersdorf 2.434 0,8 2.208 0,7 Spandau 1.076 0,5 1.001 0,4 Steglitz Zehlendorf 1.268 0,4 1.307 0,4 Tempelhof Schöneberg 1.660 0,5 1.620 0,5 Neukölln 1.275 0,4 1.174 0,4 Treptow Köpenick 1.244 0,5 1.178 0,5 Marzahn Hellersdorf 923 0,4 978 0,4 Lichtenberg 839 0,3 895 0,3 Reinickendorf 1.100 0,4 1.168 0,5 Berlin 17.913 0,5 17.604 0,5 Quelle:StaLa, Straßenverkehrsunfälle in Berlin 2001/2002 5

Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 Jahr 2001 Jahr 2002 500 0 Mitte Friedrichshain-Kreuzberg Pankow Charlottenburg Wilmersdorf Spandau Steglitz Zehlendorf Tempelhof Schöneberg Neukölln Treptow Köpenick Marzahn Hellersdorf Lichtenberg Reinickendorf 2. Kinderunfälle im Straßenverkehr im Bezirk Pankow Straßenverkehrsunfälle mit Kindern haben vielfältige Ursachen. Verallgemeinernd lässt sich aber einschätzen, dass Unfälle mit Kindern im Wesentlichen auf den unterschiedlichen Grad kindlicher Wahrnehmung und impulsives kindliches Verhalten zurückzuführen sind. In der Regel ist die Fürsorge der Eltern gegenüber ihren Kindern im Vorschulalter am größten. Mit Schulbeginn beginnt für die Familien ein neuer Lebensabschnitt, in dem u.a. auch eine höhere Selbstständigkeit der Kinder angestrebt wird. Diese Entwicklung verläuft natürlich nicht bei allen Kindern gleich und verlangt besonders von den Eltern viel Feingefühl. Das gilt insbesondere auch für die Übertragung von Aufgaben für die Kinder, die im Straßenverkehr alleine zu bewältigen sind. Neben dem Training des Schulweges gehören vor allem die Auseinandersetzung mit Fehlverhalten Kinder ahmen Erwachsene oft nach und auch die eigene Vorbildwirkung dazu. Bei den 12- bis 16-jährigen Kindern kommt hinzu, dass sie oftmals Erwachsene durch ihre körperliche Erscheinung dazu verführen, das Leistungs- und Beurteilungsvermögen der Kinder falsch einzuschätzen. Das gesteigerte Selbstwertgefühl dieser jungen Heranwachsenden trägt mit dazu bei, eigene Fähigkeiten und Situationen falsch zu beurteilen. Viele Eltern -und nicht nur die- unter- oder überschätzen die Fähigkeiten ihrer Kinder. Es gilt zu berücksichtigen, dass ein Kind täglich ungefähr 14 Stunden auf den Beinen ist. Auf das Jahr hochgerechnet bei 365 Tagen entspricht das 5.110 Stunden. Daraus lässt sich folgende Aufrechnung ableiten: Vorschulkinder befinden sich an ca. 231 Tagen in der Kita; Aufenthaltsdauer ca. 8 Stunden = pro Jahr 1848 Stunden = 32,16 % Schulkinder befinden sich an ca. 194 Tagen in der Schule; Aufenthaltsdauer ca. 6 Stunden = pro Jahr 1164 Stunden = 22,78% In der übrigen Zeit, also 45,06%, liegt die Obhutspflicht für die Kinder bei den Eltern. 6

Kinder als aktiv Beteiligte an Verkehrsunfällen im 2. Halbjahr 2001 und 2002 nach Alter in Pankow Alter / Jahre 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Ges. 2.Halbj. 2001 1 0 2 4 4 5 8 3 7 9 12 10 65 2.Halbj. 2002 1 4 1 2 2 1 3 5 12 22 6 11 70 Quelle:StaLa, Straßenverkehrsunfälle in Berlin 2001/2002 Anstieg der Unfallhäufigkeit im Bezug zum Alter der Kinder 25 20 15 10 2.Halbjahr 01 2.Halbjahr 02 5 0 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Alter Die vorangestellte Grafik verdeutlicht den auffallenden Anstieg von Verkehrsunfällen mit Kindern als Beteiligte ab einem höheren Lebensalter. Waren es im 2. Halbjahr 2001 nur 5 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren, so waren es schon 7 Kinder im Alter von 11 Jahren und bereits 38 Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren. Auch im 2. Halbjahr 2002 setzte sich dieser Trend fort; nur 8 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Aber in der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen waren es bereits 56 Kinder, die an Verkehrsunfällen beteiligt waren. Hervorzuheben ist außerdem, dass davon 22 Kinder im Alter von 12 Jahren verunfallten. Daraus folgert, dass neben der kontinuierlichen Fürsorge für Vorschulkinder und Kinder im Grundschulalter insbesondere der Verkehrserziehung der 11- bis 15-Jährigen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Kinder dieser Altersgruppe sind häufig durch den ganzen Bezirk oder über die Bezirksgrenze hinaus zur Schule unterwegs. Dieser Weg setzt oft die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad voraus. Die Kinder sind optisch groß gewachsen, temperamentvoll, wirken oft schon wie Jugendliche und werden auch als diese gesehen. Ein Kind ist mit frühestens 10 Jahren in der Lage, Mehrfachwahrnehmungen zu realisieren. Das heißt aber nicht, dass jedes Kind mit 10 Jahren wirklich schon diese Fähigkeiten besitzt. An erster Stelle muss hier die Forderung stehen, mit dem Wechsel in die Oberschule zugleich auch das bewusste Wegetraining wieder aufzunehmen. Gleiches gilt auch für den Freizeitbereich. Eine Aufstellung der verunglückten Kinder nach Wochentagen und Tageszeitabschnitten stellt die nachfolgende Tabelle dar. Sie zeigt, dass die meisten Kinder im Zeitraum zwischen 6.00 und 9.00 Uhr (Schulweg) sowie von 13.00 bis 15.00 Uhr (Schulende/Freizeit) bzw. 16.00 bis 18.00 Uhr (Ende der Freizeit) an Verkehrsunfällen beteiligt sind. Die Unfälle geschehen überwiegend montags bis freitags. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Mehrzahl der Unfälle im Zusammenhang mit dem Schulbesuch steht. Gerade nach Schulende sind die Kinder unkonzentriert, verarbeiten in Gedanken den Vormittag und sind unachtsam im Großstadtverkehr. 7

Verunglückte Kinder 2002 nach Wochentagen und Tageszeitabschnitten in Pankow Tageszeitabschnitte Wochentage 0 h - 5 h 6 h - 9 h 10 h -12 h 13 h - 15 h 16 h -18 h 19-21 h 22 h - 23 h Insgesamt Montag 0 5 1 7 7 0 0 20 Dienstag 0 4 7 11 5 2 0 29 Mittwoch 0 4 0 2 13 1 0 20 Donnerstag 0 7 0 13 10 1 0 31 Freitag 0 4 2 13 5 1 0 25 Samstag 0 0 0 2 2 0 0 4 Sonntag 0 0 2 4 4 1 0 11 Insgesamt 0 24 12 52 46 6 0 140 Quelle:StaLa, Straßenverkehrsunfälle in Berlin 2001/2002 Verunglückte Kinder nach Wochentagen im Bezirk Pankow 2001/2002 35 30 25 20 15 Jahr2001 Jahr2002 10 5 0 Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Beachtenswert ist, dass die Unfallursachen - bezogen auf das Jahr 2002-36mal auf falsches Verhalten als Radfahrer (u.a. 26mal falsche Fahrbahnbenutzung ; 22mal Einfahren in den Fließverkehr) und 58mal auf falsches Verhalten als Fußgänger beim Überqueren der Fahrbahn (u.a. 22mal Fahrzeugverkehr missachtet) zurück zu führen sind. Verunglückte Kinder 2001 / 2002 im Bezirksvergleich 2001 2002 Bezirk absolut % Absolut % Mitte 142 0,3 116 0,3 Friedrichshain-Kreuzberg 88 0,3 93 0,3 Pankow 129 0,3 140 0,4 Charlottenburg Wilmersdorf 80 0,2 66 0,2 Spandau 92 0,3 73 0,2 Steglitz Zehlendorf 69 0,2 79 0,2 Tempelhof Schöneberg 90 0,2 71 0,2 Neukölln 107 0,2 107 0,2 Treptow Köpenick 76 0,2 70 0,3 Marzahn Hellersdorf 104 0,3 106 0,3 Lichtenberg 74 0,2 72 0,2 Reinickendorf 90 0,3 94 0,3 Berlin 1.141 0,3 1.087 0,3 Quelle: Polizeipräsident Sonderuntersuchung Kinder-VU 02 8

Der Bezirk Pankow nimmt im berlinweiten Vergleich eine traurige Spitzenposition ein. 3. Schlussbemerkungen / Konsequenzen Die Unfallverhütung im Kindes- und Jugendalter ist ein wichtiges gesundheitsförderndes Anliegen, das die Plan- und Leitstelle Gesundheit und das Schulamt/Koordinatorin Jugendverkehrsschulen nicht zuletzt auch im Rahmen der Mitgliedschaft des Bezirksamtes im Gesunde Städte-Netzwerk der Bundesrepublik Deutschland verfolgen. Darüber hinaus sollten alle -Eltern, Erzieher, Sozialarbeiter, Pädagogen- verstärkte Anstrengungen unternehmen, um unsere Kinder sicher durch den stetig wachsenden Straßenverkehr zu geleiten bzw. sie umfassend auf die Gefahren im Verkehr vorzubereiten und dafür zu trainieren. Der Bezirk Pankow beteiligt sich seit dem Jahr 2000 aktiv an den landesweiten Aktionen zur Unfallprävention, die von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kindersicherheit initiiert werden. Im Rahmen der Kampagne Mehr Sicherheit für Kinder safe kids wurden im Berichtszeitraum zahlreiche Maßnahmen (Aktionstage, Fortbildungen, Elternabende) in den kommunalen Kindertagesstätten durchgeführt. Sowohl Kindern als auch Erziehern und Eltern sowie anderen Familienmitgliedern konnten fundierte Kenntnisse zur Vermeidung von Unfällen vermittelt werden. Nicht allen Eltern war zum Beispiel bewusst, dass ihre kleineren Kinder beim Rollern bzw. Dreiradfahren einen Sturzhelm tragen sollten und dass besonders in der dunklen Jahreszeit die Kinder durch helle Kleidung besser im Straßenverkehr wahrgenommen werden. Es wurden praktische Tipps zur Unfallverhütung gegeben oder die Fahrräder der Vorschüler auf Verkehrssicherheit überprüft. Beim gemeinsamen Erleben, besonders durch zahlreiche Bewegungsübungen zur Vermeidung von Sturzverletzungen, konnten die Kinder ihre Koordinationsfähigkeiten und Konzentration schulen. Diese Fähigkeiten kamen ihnen beim Erlernen des richtigen Verhaltens im Straßenverkehr zugute. Die guten Ergebnisse dieser Arbeit sollten ermutigen, den eingeschlagenen Weg der präventiven Arbeit verstärkt fortzusetzen. In engem Zusammenwirken von Bezirksamt, Senatsschulverwaltung und Polizei gelang es, viele Pankower Schulklassen in die Aktion Toter Winkel einzubeziehen. Mit dieser Aktion werden in jedem Jahr Schülern der 6. Klassen die Probleme von Radfahrern und Fußgängern im Zusammenwirken mit abbiegenden LKW vor Augen geführt und das richtige Verhalten in dieser Verkehrssituation trainiert. Die Tage der offenen Tür in den Jugendverkehrsschulen sprachen zielgerichtet das regelgerechte Radfahren an. Auch Themen wie richtige Kleidung in der dunklen Jahreszeit, Notwendigkeit von Fahrradbeleuchtung, kostenloser Fahrrad-Sicherheitscheck, Gefahren, die im toten Winkel von LKW`s lauern, wurden behandelt. Leider zeichnete sich hier die Tendenz ab, dass vor allem Eltern mit jüngeren Kindern von diesen Angeboten Gebrauch machten. Somit blieb die Aufmerksamkeit für die Gefährdung der älteren Schüler (11-15 Jahre) ungenügend und fordert verstärkte Aktivitäten geradezu heraus. Die gute Zusammenarbeit der zuständigen Mitarbeiter des Bezirksamts mit vielen Akteuren aus Verbänden, Vereinen und Institutionen ermöglichte eine Reihe von Aktionen, die das Thema Unfallverhütung verstärkt in die öffentliche Aufmerksamkeit rückten. Besonders die Vorbildrolle der Erwachsenen beim Verhalten im Straßenverkehr, unabhängig davon ob sie allein oder mit eigenen Kindern daran teilnehmen, wurde immer wieder -auch mit Unterstützung durch die Polizei und unter Einbeziehung der Jugendverkehrsschulen- thematisiert. Jedoch bleibt kritisch festzustellen, dass diese Bemühungen offensichtlich nicht ausreichen. 9

Das bislang Geleistete kann nicht befriedigen, wie der Blick auf die statistische Zusammenfassung der Unfallopfer zeigt. Künftig muss noch mehr getan werden, um speziell die Schulkinder der Altersgruppe 11 bis 15 Jahre für die Gefährdungen im Straßenverkehr zu sensibilisieren. Dazu wird es nötig sein, noch intensiver mit Eltern, Pädagogen, Mitarbeitern in den Jugendfreizeiteinrichtungen, den Sportvereinen und natürlich mit den jungen Heranwachsenden selbst ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Strategien und Aktionen zu entwickeln. Ein Aktionsbündnis Kindersicher-heit ist für Pankow geboten, um die vielen vereinzelten Maßnahmen zu koordinieren und in ihrer Effektivität zu steigern. Dazu ist es erforderlich, verstärkt Lehrer und Eltern für die Präventionsarbeit zu gewinnen und gezielte Maßnahmen zu entwickeln. Diese kleine Zusammenstellung kann nur auf die wichtigsten Faktoren des Unfallgeschehens mit Kindern im Straßenverkehr eingehen. Sie kann aber - und sollte - Anregung sein für die Arbeit im Elternhaus, in Kita s, Schulen, Jugendfreizeiteinrichtungen und Vereinen. Wenn es gelingt, das öffentliche Bewusstsein für die Problematik zu mobilisieren und mit gemeinsamen Kräften die Prävention zu verstärken, ist ein wichtiger Schritt getan. 10