:35 Bei einem Blasensprung ab 36+0 SSW ist eine antibiotische Prophylaxe bis zur Geburt indiziert, wenn die Dauer des Blasensprunges 18



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Transkript:

1 12.10.2010 14:35 AWMF online Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) AWMF-Leitlinien-Register Nr. 015/029 Entwicklungsstufe: 1 Ziel: Empfehlungen zum beim vorzeitigen Blasensprung Einheitliches diagnostisches und therapeutisches beim vorzeitigen Blasensprung in den unterschiedlichen Gestationsalterabschnitten. Gruppeneinteilung Gruppe I: Gruppe II: Gruppe III: Gruppe IV: < 20+0 SSW 20+0 - < 24+0 SSW 24+0 - < 34+0 SSW 34+0 SSW Allgemeine Maßnahmen Patientinnen der Gruppe II und III sollen in ein Perinatalzentrum verlegt werden. Ausnahme: mütterliche Gefährdung Objektivierung des Blasensprunges durch Spekulumeinstellung, wobei in ca. 90% eine klinische Diagnose möglich ist. Ausschluß eines Amnioninfektionssyndroms (AIS). Die Zeichen sind Frühzeichen, sondern Parameter einer manifesten Infektion. Temperaturerhöhung ( 38 C) mütterliche Tachykardie ( 100 Spm) fetale Tachykardie ( 150 Spm) druckschmerzhafter Uterus zunehmende Wehentätigkeit übel riechendes Fruchtwasser Leukozytose ( 15.000/µl) CRP-Erhöhung (serieller Anstieg) Bei manifestem AIS mit vitaler mütterlicher Gefährdung: Beendigung der Schwangerschaft unter antibiotische Therapie Zervix- und Vaginalabstrich nativ und mikrobiologisch. Nur bei Patientinnen mit BS, die nach 37+0 SSW mit zervixwirksamer Wehentätigkeit aufgenommen werden, kann auf einen Abstrich verzichtet werden. Tritt ein Blasensprung vor der 36+0 SSW auf und sind zu diesem Zeitpunkt hämolysierende Streptokokken der Gruppe B (GBS) nachgewiesen, sollte dann mit einer mütterlichen antibiotischen Prophylaxe zur Vermeidung der Neugeborenensepsis durch GBS an die Mutter begonnen werden, wenn mit einer baldigen Geburt zu rechnen ist. Als Mittel der Wahl gilt das Penicillin G i.v. einmalig 5 Mio. E., anschließend 2,5 Mio. E. alle 4 Stunden bis zur Geburt. Alternativ können Ampicillin oder Cefazolin zu Anwendung kommen. Bei einem Blasensprung vor 36+0 SSW und unbekanntem GBS-Status der Mutter sollte dann mit einer antibiotischen Prophylaxe begonnen werden, wenn eine baldige Geburt nicht auszuschließen ist. Besteht die Hoffnung, dass die Geburt verzögert werden kann, sollte im Rahmen de Aufnahmeuntersuchung ein mikrobiologischer Abstrich von Anorektum und Scheide zum Nachweis der GBS entnommen werden. Die antibiotische Prophylaxe ist dann entweder bis zur Geburt bzw. bis zum Vorliegen eines negativen Ergebnisses des GBS-Abstriches (in der Regel 48h) fortzuführen.

2 12.10.2010 14:35 Bei einem Blasensprung ab 36+0 SSW ist eine antibiotische Prophylaxe bis zur Geburt indiziert, wenn die Dauer des Blasensprunges 18h beträgt, wenn es zu einer Temperaturerhöhung der Mutter auf 38,0 C unter der Geburt kommt, wenn bei einer vorausgegangen Geburt eine Neugeborenensepsis durch GBS aufgetreten ist, wenn eine GBS-Bakteriurie in dieser Schwangerschaft nachweisbar war, wenn ein präpartales GBS-Screening einen positiven Abstrichbefund auf GBS ergeben hat oder wenn Zeichen eines AIS (s. oben) vorliegen. Bei Frauen mit vorzeitigem Blasensprung reduziert eine prophylaktische Antibiotikagabe die maternale und fetale Morbidität und kann zu einer Verlängerung der Schwangerschaftsdauer führen. Die prophylaktische Gabe soll z.b. mit Mezlocillin, Piperacillin, Clindamycin, Ampicillin oder Erythromycin erfolgen. Welches Antibiotikum oder welche Antibiotika- Kombinationen am besten geeignet sind, und wie lange die Prophylaxe durchgeführt werden soll, kann z.zt. nicht mit abschließender Sicherheit gesagt werden. Eine soll entsprechend den Empfehlungen der NIH-Konsensuskonferenz beim vorzeitigen Blasensprung zwischen 24 SSW und 32 SSW (ggf. bis 34 SSW), außer bei einem manifesten AIS, erfolgen. Hierfür wird eine Dosierung von 2 x 12 mg Betamethason i.m. im Abstand von 24 h empfohlen. Eine routinemäßige Wiederholung wird nicht empfohlen. Der Vorteil einer über zu mindest 48h bis zum Abschluß der Lungenreife ist nachgewiesen. Eine Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der Fruchtwassermenge, des fetalen Zustandes und der Biometrie ist bei Aufnahme vorzunehmen. Eine Wiederholung empfiehlt sich in regelmäßigen Intervallen. Eine digitale vaginale Untersuchung und ein transvaginaler Ultraschall bei vorzeitigem Blasensprung sind kontraindiziert. Gruppe I (< 20+0 SSW) Abwarten unter Bettruhe nach Absprache mit der Schwangeren möglich, regelmäßige Kontrolle der FW-Menge und Vitalität des Kindes, bei persistierendem Oligo-/Anhydramnion Aufklärung über schlechte Prognose des Kindes (Lungenhypoplasie etc.) und ggf. Beendigung der Schwangerschaft ausreichenden Daten verfügbar Gruppe II ( 20+0 - < 24+0 SSW) Abwarten unter Bettruhe nach Absprache mit der Schwangeren möglich, ggf. antibiotische Therapie regelmäßige Kontrolle FW-Menge und Vitalität des Kindes, falls Erreichen 24+0 SSW, dann wie in Gruppe III Die Indikation ist nicht wissenschaftlich belegt, wird aber nach Expertenmeinung befürwortet grundsätzlich, vereinzelte Arbeiten zeigen einen Vorteil ab 23+0 SSW unzureichende Datenlage Sonderfall: manifestes AIS 23+0 SSW: Entbindung anstreben

3 12.10.2010 14:35 Gruppe III ( 24+0 - < 34+0 SSW) Manifestes AIS: zügige Entbindung unter antibiotischer Therapie Abwarten unter Bettruhe, Antibiotikagabe, und CTG ( alle 12h), regelmässiger Ultraschall/Doppler bei Erreichen von 34+0 SSW wie in Gruppe IV nicht bei AIS Ziel: bis Abschluß der Dauer: zu mindest 48h nicht bei AIS Gruppe IV ( 34+0 SSW) Manifestes AIS: zügige Entbindung unter antibiotische Therapie durch Sectio cesarea, falls schnelle Geburt zu erwarten ist aktive Beendigung der Schwangerschaft nach 12-24h (wenn kein spontaner Wehenbeginn) 34+0 bis 37+0 SSW: generell > 37+0: nicht generell

4 12.10.2010 14:35 Verfahren zur Konsensbildung: Diese Empfehlungen wurden 2001 erarbeitet von: PD Dr. V. Ragosch (federführend) Prof. Dr. W. Dudenhausen Prof. Dr. L. Grauel Prof. Dr. K.T.M. Schneider Prof. Dr. K. Vetter Prof. Dr. H. Weitzel Für die Leitlinienkommission der DGGG: Prof. Dr. K.T.M. Schneider Prof. Dr. D. Berg Dr. iur. R. Ratzel Überarbeitung 2006: Prof. Dr. med. habil. K. Friese Dr. A. Gingelmaier Dr. I. Mylonas 1. Frauenklinik - Klinikum Innenstadt Ludwig-Maximilians-Universität München Maistrasse 11 80337 München Tel: (089) 5160-4111 Erstellungsdatum: 08/2001 Letzte Überarbeitung: 06/2006 Nächste Überprüfung geplant:

5 12.10.2010 14:35 k.a. Zurück zum Index Leitlinien der Gynäkologie und Geburtshilfe Zurück zur Liste der Leitlinien Zurück zur AWMF-Leitseite Stand der letzten Aktualisierung: 06/2006 Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) Autorisiert für elektronische Publikation: AWMF online HTML-Code aktualisiert: 28.08.2006; 10:52:04