Sozialraumorientierung und aktuelle Herausforderungen Sicht der Caritas Österreich Mag. a Judit Marte-Huainigg, Mag. Kurt Schalek ÖCZ, Referat Sozialpolitik und Grundlagen
Seite 2 Wording oder neue Konzepte? Gemeinwesenarbeit (GWA) Historisch starker Aspekt einer Politik von unten o o o Bedingungen zur Alltagssolidarität Ungenügende Definition des Gemeinwesens Tlw. Verkürzung auf territorialen Raum Methode und Handlungskonzept Sozialraumorientierung Offenere Fassung des Raumbegriffs (nicht nur territorial, auch sozial im weiteren Sinne) Weiterentwicklung der GWA -> wohin? Erweiterung individueller und kollektiver Handlungsfähigkeit aktiven Teilhabe am politischen und gesellschaftlichen Leben
Seite 3 Thesen zur Sozialraumorientierung Ressourcen- statt Defizitorientierung Selbstbestimmung und -verantwortung brauchen Rahmenbedingungen Empowerment Fallunspezifisches Arbeiten (das Feld so gut kennen wie den Fall ) Orientierung am Alltag Gelegenheiten schaffen anstatt versorgen Flexible Organisation erforderlich Prävention stärken
Seite 4 Herausforderung für die Caritas Caritas als Dienstleistungsbetrieb für alles gibt es einen Dienst (im öffentlichen Auftrag) Vieles ist individuumszentriert -> Fehlt uns das Sensorium für die eigentliche Armen? Caritas ist Spezialistin für Menschen in schwierigen Lebenssituationen? Entlastung der Gesellschaft vs. Firewall gegen Not Verhältnis NutzerInnen- zu ExpertInnenperspektive (Nehmen wir uns zu wichtig?) Grenzen unserer Wirkmächtigkeit Verhältnis von staatlichen Aufgaben und Caritas In welchen Rollen sieht sich die Caritas selbst? -> Ist Sozialraumorientierung immer die Option?
Seite 5 Sozialraumorientierung und kirchlicher Auftrag Du sollst das Evangelium verkünden, notfalls auch durch Worte (Franz von Assisi) Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Matthäus 18,20 Sozialraumorientierung Subsidiarität und Solidarität Freiwillige Dienste, die die Kirche unterstützt und fördert (Centesimus Annus, 1991) Lebendige Pfarre ein ideales Beispiel, mit dem aber nur 2-3% der Bevölkerung erreichbar ist -> neue Zugänge finden und neue (pastorale) Räume schaffen, wo Menschen hin- und ankommen können (Le+O)
Seite 6 Involvierungsstrategie Gemeinsames Nachdenken aller diözesanen Caritas- Organisationen in Österreich Was sind die Herausforderungen der Zukunft? Ist das, was wir heute tun auch das, was wir in Zukunft brauchen? Gemeinsamer Handlungsansatz: Involvieren Beteiligte zu Mitakteuren machen: Betroffene, Angehörige, Politik, Wirtschaft, Freiwillige Kern des Caritas & Du Diözesane Caritas fokussiert, plant und handelt eigenständig im Rahmen der Strategie
Seite 7 Ebenen des Sozialraums Schalenmodell nach Jacobs (anhand US-amerikanischer Städte) 1. Von einzelnen Menschen definierte Nachbarschaften 2. Ressourcen und Entscheidungen der Stadtbezirke 3. Gesamtstädtische Pläne und Mehrheiten 3. system-/politikbezogen 1.individuumsbezogen 2. gemeinschaftsbezogen
Handlungsfeld Menschen mit Behinderung sozialräumliche Aspekte in unserer Arbeit Sparmarkt von MmB übernommen persönliche Assistenz für Menschen mit Lernbehinderung Nahversorger in Abwanderungsgebieten Entwicklungen oder Trends (Strategie) Wohnen im Sozialraum Selbstvertretungsstrukturen werden aufgebaut Angebot der persönlichen Zukunftsplanung Sachwalterschaft klassisches Beispiel Chancen und Gefahren UN-Konvention Menschen mit Behinderung Die Gesellschaft hinkt hinterher. Seite 8
Seite 9 Handlungsfeld Soziale Arbeit sozialräumliche Aspekte in unserer Arbeit Pfarrsozialarbeit in der Steiermark Wien Intervention in benachteiligten Stadtteil: Brunnenpassage Flüchtlingsquartier unter Bürgerbeteiligung (Vlbg) Entwicklungen oder Trends (Strategie) Prozesse sozialräumlichen Handelns etablieren Selbstwirksame, resilienzfördernde Gemeinschaften Prävention verstärken (Bildungsarbeit erweitern?) Caritas Forum hierarchie-, fach-, diözesanübergreifend Chancen und Gefahren Sozialraumorientierung mit dem alleinigen Fokus zu sparen (Stmk Jugendwohlfahrt) Hilfe von Gesicht zu Gesicht mit Domino Effekten
Handlungsfeld Advocacy/politische Arbeit Seite 10 Sozialräumliche Aspekte in unserer Arbeit Kommunizieren von Lebenswirklichkeiten Mitwirkung an der Gestaltung von Hilfesystemen (z.b. Erweiterung des Fokus auf soziale Zusammenhänge) Mitwirkung an der Gestaltung von gesetzlichen Rahmenbedingungen Entwicklungen/Trends Öffentlichkeitsbeteiligung verbessern Politischer Diskurs auf Finanzierungsfragen verkürzt. Einsparungsversprechen an die öffentliche Hand durch Sozialraumorientierung Chancen und Gefahren Tun wir selbst was wir fordern? Verstärkung der Prävention in Österreich vernachlässigt Verankerung von Advocacy & Empowerment in der DL
Handlungsfeld Betreuung und Pflege Seite 11 Sozialräumliche Aspekte in unserer Arbeit Vernetzungsarbeit in den mobilen Diensten Integration von Pflegewohnhäusern in die Gemeinde (z.b. Freiwillige, Feste und Veranstaltungen) An-/Zugehörigenarbeit Entwicklungen/Trends Involvierungsstrategie: Lebensräume für Menschen mit Demenz gestalten, Einsamkeit bekämpfen Case- und Care-Management Chancen und Gefahren Alltagsorientierung Situation von pflegenden Angehörigen Zuständigkeit für Betreuungs- und Pflegeleistungen
Seite 12 Einschätzungen Die Caritas sollte in allen Ebenen des Sozialraums mit vielfältigen Methoden handeln (individuell, sozialräumlich, politisch) Möglichkeiten im Sozialraum eröffnen, kritisch gegenüber den Rahmenbedingungen bleiben Eigenverantwortung und strukturelle Bedingungen im gegenseitigen Verhältnis sehen (ohne Möglichkeiten keine Eigenverantwortung) den Grundsatz der Hilfe für alle Menschen ungeachtet ihres Hintergrundes weiterleben (auch gegen allfällige Eigendynamiken im Sozialraum)
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