Arthroskopie Anweisungen zur Nachbehandlung Pferdeklinik
Besitzer Pferd Entlassungsdatum Zuständige Tierärzte Sehr geehrter Pferdebesitzer, Die tägliche Pflege Ihres Pferdes ist nun wieder Ihnen überlassen. Für die Genesung und das Wohlbefinden Ihres Tieres ist es wichtig, dass Sie die Anweisungen zur Nachbehandlung genau befolgen. Pferdeklinik der Universität Zürich Winterthurerstraße 260, CH-8057 Zürich Telefon 044-635 81 11 Telefax 044-635 89 05 e-mail: gschmid@vetclinics.uzh.ch 2003, 1. Auflage
Fütterung Die gesamte Futtermenge, aber vor allem die Kraftfutterration, sollte der reduzierten Bewegung unmittelbar nach der Operation angepasst werden. Ausserdem sollten Sie Ihrem Pferd 2 Mal in der Woche Mash füttern, weil Pferde, die weniger als gewohnt bewegt werden, während weiterer 3 Wochen leichter zu Anschoppungskoliken neigen. Haltung Das Pferd sollte während 4 Wochen Boxenruhe haben. Erlaubt ist ein kleiner Paddock in der Grösse einer normalen Pferdeboxe. Medikamente Sie erhalten noch 8 Beutel Equipalazone. Davon sollten Sie täglich einen Beutel (= 1g Equipalazon) ins Futter geben. Wundpflege Der Verband sollte alle 4 5 Tage gewechselt werden, bis eine Woche nachdem die Fäden gezogen worden sind. Bewegungsregime In der 5. 8. Woche nach Entlassung kann das Pferd täglich im Schritt bewegt werden, das heisst führen oder Schritt reiten. Die Dauer der Belastung können Sie langsam steigern von 15 min täglich bis zu 1 Stunde. Ab der 9. Woche können Sie dann beginnen, das Pferd auch wieder kurz zu traben. In dieser Zeit können Sie beliebig lange im Schritt reiten. Über weitere 4 Wochen soll Ihr Pferd dann vernünftig in allen 3 Gangarten wieder aufgebaut und trainiert werden. Weide, freier Auslauf und Springen sind 12 Wochen nach Entlassung des Pferdes aus der Klinik wieder erlaubt.
Operierte Fohlen, die noch nicht geritten werden, sollten nach der Operation 8 Wochen lang in einer Boxe gehalten werden. Auch ihnen sollte während dieser Zeit ein Auslauf in der gleichen Grösse zur Verfügung stehen. Anschliessend können die Fohlen wieder auf die Weide. Nachkontrollen und Nachbehandlungen 10 14 Tage nach dem Datum der Operation: Fäden ziehen und Verband wechseln lassen durch Ihren Privattierarzt. Nach 8 Wochen zu Hause: Lahmheitskontrolle durch Ihren Privattierarzt vor Beginn der Trabarbeit. Mögliche Lokalisationen für einen Chip im Fesselgelenk Mögliche Lokalisationen für einen Chip im Sprunggelenk
Allgemeines zum Gelenkchip und zur Arthroskopie Ihr Pferd musste infolge eines Gelenkfragments (Chip) operiert werden. Die häufigste Ursache für einen Chip im Gelenk des Pferdes ist die sogenannte Osteochondrose (OC). Es handelt sich hierbei um eine entwicklungsbedingte orthopädische Erkrankung. Durch einen veränderten Knochen-Knorpel-Stoffwechsel wird der Gelenkknorpel an gewissen randständigen Stellen zu dick und kann so nicht mehr ausreichend ernährt werden. Dieser Knorpelteil stirbt ab und kann dann einen Chip bzw. eine Gelenkmaus bilden. Obwohl es sich primär um ein rein degeneratives Geschehen handelt, führt die OC in der Regel später zu entzündlichen Vorgängen im Gelenk und kann unter Umständen zu chronischen Lahmheiten führen. Obwohl der Hergang dieser Veränderungen sehr gut erforscht und bekannt ist, weiss man über die Ursache noch recht wenig. Es handelt sich mit Sicherheit um ein sogenanntes multifaktorielles Geschehen, d.h. es sind mehrere Umstände an der Entstehung der OC beteiligt. So weiss man, dass die Aufzucht (übermässige Kraftfutterversorgung, zu viel Boxenhaltung, übermässiges Training), aber auch angeborene Faktoren (Geschlecht, Geburtsgewicht, Grösse und Wachstumsgeschwindigkeit) eine Rolle spielen. Dies bedeutet aber auch, dass eine erbliche Komponente mitbeteiligt ist. Sprung-, Fessel-, Knie- und Hufgelenk sind beim Pferd am häufigsten betroffen. Chips treten häufig in den gleichen Gelenken beider Gliedmassen auf, weshalb man vor einer Operation auch immer die Gegenseite röntgenologisch untersuchen sollte. Die klinischen Symptome unterscheiden sich danach, welches Gelenk betroffen ist und wie gross der Defekt ist. Meist ist nur eine Gelenkschwellung zu sehen und keine oder nur eine leichte Lahmheit. Dies liegt daran, dass die betrof-
fenen Stellen im Gelenk meist kein Gewicht tragen. Die Tiere werden in der Regel im Alter zwischen 6 Monaten und 3 Jahren vorgestellt. Häufig treten die Probleme aber auch erst bei stärkerer Belastung auf. Zugänge für die Operation: Links das Arthroskop, rechts der Arbeitszugang Therapeutisch wird heute in der Regel eine Arthroskopie empfohlen. Nur so können die Veränderungen im Gelenk und das Ausmass an Knorpelschädigung genau beurteilt werden. Das Gelenk wird durch den Zugang für das Arthroskop mit einer Kamera genau untersucht und durch den Arbeitszugang kann mit speziellen Instrumenten der Chip entfernt werden. Die Arthroskopie bietet gegenüber früherer Operationsmethoden einige grosse Vorteile: man hat eine bessere Übersicht im Gelenk, der Zugang, also die OP-Wunde, ist sehr klein (sogenannte minimalinvasive Chirurgie) und daraus ergibt sich im Weiteren eine kürzere Rekonvaleszenzzeit für den Patienten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine gründliche Spülung des Gelenks, wodurch Entzündungsprodukte und andere knorpelschädigende Stoffe aus dem Gelenk ausgewaschen werden. Arthroskopien gehören heute zu den Routineoperationen und auch die Heilung erfolgt in der Regel problemlos.