10. Kulturvergleich zwischen Baalberger und Salzmünder Individuen

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stärksten betroffen. Bei den Extremitäten ist kein vorrangiger Verschleiß von unterer oder oberer Extremität vorhanden. Der Versuch, Zusammenhänge degenerativer Veränderungen an Knochen herzustellen, ergab keine grundlegenden Neuigkeiten (vgl. Exceltabelle CD Katalog Daten Anthropologie/ Baalberge/ Anthropologie Alter und Geschlecht im Zusammenhang mit morphologischen Merkmalen/ Arbeitsblätter Zusammenhänge Männer bzw. Frauen). Zu dem gesamten Kapitel Varianten und Pathologien ist abschließend festzuhalten, dass mit der Aufnahme aller genannter Merkmale und Ausprägungen eine für das Mittelneolithikum sehr umfängliche Arbeit vorliegt. Diese ist als Grundlage für weitere und detaillierteren Arbeiten innerhalb dieser Kulturgruppe (erstrebenswert auch der Einbezug von DNS-Daten) sowie zum interkulturellen Vergleich gedacht. Für die Baalberger Kultur kann anhand der Ausprägungen von Hinweisen auf Mangelernährung (v.a. Cribra cranii, Cribra orbitalia, pathologische Ausprägungen am Zahnmaterial) und von Hinweisen auf starke körperliche Arbeit (degenerative Veränderungen v.a. an den großen Gelenken und Lendenwirbeln) auf eine Bevölkerung geschlossen werden, deren Bestehen nicht immer einfach zu gewährleisten war. Anhand archäologischer Fakten ist bekannt, dass es sich bei den Baalbergern um eine mittelneolithische Kultur handelt, deren Fundament auf Sesshaftigkeit in Verbindung mit Ackerbau und Viehzucht basiert. Das diese Lebensweise eine schwere körperliche Arbeit erfordert und Umwelteinflüssen stark unterlegen ist, ist sehr wahrscheinlich und wäre auch eine Erklärung für die Ausprägungen am Skelettmaterial. 10. Kulturvergleich zwischen Baalberger und Salzmünder Individuen 10.1 Vergleich der cranialen Indices zwischen Baalbergern und Salzmündern Beim Einbezug der Berechnungen von Salzmünder Individuen gilt zu beachten, dass nur sehr wenige Daten vorliegen und diese deshalb als Individualdaten genutzt werden können, nicht aber repräsentativ für die Bevölkerung sind. Die Berechnungen zu den einzelnen Indices mit Bezug zu den jeweiligen Salzmünder Individuen sind dem CD Katalog unter folgendem Pfad zu entnehmen: Daten Anthropologie\ Salzmünde\ Anthropologie Berechnungen von Mittelwerten, Durchschnitt, Var. etc. zu Einzelmaßen, Indices, Körperhöhen (Origin-Dateien und Word-Dokumente). Vergleiche zwischen Baalberger und Salzmünder Individuen finden sich im CD Katalog, Pfad: Daten Anthropologie\ BaalbergeSalzmündeVergleich (Exceltabellen). Für die Salzmünder liegen einzelne Ergebnisse zu den Indices des Gesamtcranium von Frauen und Männern vor, welche alle im Variationsbereich der Werte von Baalbergern liegen. Die einzelnen Indices zum Frontale sind bei Frauen der Salzmünder Individuen durchschnittlich 2 bis 3 Einheiten kleiner. Hiervon ausgenommen ist der Frontoorbitalindex, welcher im Mittel 1 Einheit größer ist. Bei Männern entsprechen die Mittelwerte von Baalbergern und Salzmündern einander, allerdings reicht die Datenbasis kaum für einen Vergleich. Die Berechnungen zu den Parietalia der Salzmünder Frauen liegen in den Bereichen von Baalberger Frauen, bei Männern ist das Mittel beim Parietalwinkel etwas größer und beim sagittalen Parietalindex etwas kleiner. 151

Die Werte zum Occipitale weiblicher Salzmünder Individuen entsprechen denen der Baalberger Individuen. Einzig beim Foramen magnum-index ist der Wert einer Salzmünder Frau mit 71 deutlich kleiner als die von Baalberger Frauen bekannten Werte. Die Daten zu männlichen Salzmündern liegen im Bereich von männlichen Baalbergern. Gleiches gilt für Männer und Frauen der Salzmünder Kultur hinsichtlich der vorhandenen Indices zur Maxilla und für Männer im Wesentlichen auch hinsichtlich der Indices zur Mandibula. Frauen der Salzmünder Kultur zeigen im Mittel einen größeren Breiten- Längen-Index und einen kleineren Höhen-Dicken-Index. Letzteres ist verursacht durch einen einzelnen sehr hohen Wert bei den Baalberger Frauen. Insgesamt entsprechen die cranialen Indices und Winkel von Baalberger und Salzmünder Individuen einander. Abweichungen von einzelnen Extremwerten sind zwar vorhanden, bewegen sich aber im Rahmen des Normalen. Abweichungen von Mittelwerten ergeben sich hauptsächlich durch die stark unterschiedliche Anzahl und z.t. zu geringe Anzahl an Daten bei männlichen Individuen der Baalberger Kultur sowie bei allen Individuen der Salzmünder Kultur. Vergleich der Einzelmaße der cranialen Skelettelemente Der Vergleich der Einzelmaße der Cranien zwischen Baalberger und Salzmünder Frauen und Männern lässt keine spezifischen Unterschiede erkennen (vgl. CD Katalog Pfad: Daten Anthropologie\ Baalberge\ Anthropologie t-test, F-Test für Maße, Indices und Körperhöhen/Excelarbeitsblätter zu t-test, F-Test Cranium). Zusammenfassend ist erkennbar, dass der Vergleich der Ergebnisse der Indices und Maße zwischen den Geschlechtern der Salzmünder und Baalberger Kultur keine Unterschiede in der Ausprägung der Schädel ergibt. 10.2 Vergleich der postcranialen Indices zwischen Baalbergern und Salzmündern Vergleicht man die postcranialen Indices der Baalberger Individuen mit denen der nachfolgenden Kultur der Salzmünder Individuen, so gibt es geringfügige Unterschiede bei einigen Indices. Nochmals erwähnt werden muss, dass die Datengrundlage für die Berechnungen der Indices zu Salzmünder Individuen geringer ist als die für Baalberger Individuen, somit häufig auch nicht vergleichbare Variationsbreiten und auch repräsentative Mittelwerte erreicht werden können. Die Ergebnisse von Scapula und Clavicula entsprechen in beiden Kulturen einander. Eine Ausnahme besteht beim Querschnittsindex der Clavicula. Dieser ist bei Frauen der Salzmünder Kultur durchschnittlich größer, bei Männern geringfügig kleiner. Die wenigen Sternumwerte der Salzmünder Kultur ordnen sich in die Wertebereiche der Baalberger Daten. Ein sehr hoher Wert (195), der als Ausrutscher bezeichnet werden kann, tauchte bei einer Frau der Salzmünder Kultur auf. Daten, die von den Längen- Umfangsindices der Humeri von Salzmünder Individuen erfasst wurden, entsprechen im Wesentlichen denen von Baalbergern. Der Durchschnittswert bei Männern für den Längen- Umfang-Mitte-Index ist kleiner als der der Baalberger Männer und auch als der der Baalberger und Salzmünder Frauen. Die Ergebnisse vom Caputquerschnittsindex und vom Diaphysenquerschnittsindex stimmen in ihrem Grundtenor überein. Bei den Trochlea- Epiphysen-Indices ist auffällig, dass die Frauen der Salzmünder Kultur die höchsten Durchschnittswerte besitzen. Allerdings findet sich auch hier jeweils ein sehr hoher Wert, 152

der aber allein den jeweiligen Durchschnitt nicht derart in die Höhe treibt. Abweichungen bei den Radiusindices liegen beim Diaphysenquerschnitt vor. Hier sind die Ergebnisse der Frauen der Salzmünder Kultur deutlich niedriger und bei Männern höher als bei dem entsprechenden Geschlecht der Baalberger Kultur. Beim Halsquerschnittsindex sind die Werte der Salzmünder Frauen dagegen deutlich größer, die der Männer gleich. Das Ergebnisbild beim Caputquerschnittsindex ist hingegen umgedreht. Frauen der Salzmünder Kultur zeigen hier durchschnittlich niedrigere Werte. Von Männern liegen zu wenige Daten vor. Die vorhandenen Werte ordnen sich in die bekannten Variationsbreiten ein. Ulnadaten der einzelnen Kulturen entsprechen in ihren LDI und im Längenindex einander, auffällig ist jedoch, dass die Ergebnisse zu den proximalen Gelenkindices (Olecranon- Höhe/Tiefe) bei den Salzmünder Individuen deutlich niedriger sind als die der Baalberger Individuen. Das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Beim Diaphysenquerschnitt liegen die Mittelwerte bei Männern der Salzmünder Kultur höher, bei Frauen bewegen sich die Daten der Salzmünder um die der Baalberger Frauen. Hierbei ist ein auffälliger Rechtslinks-Unterschied vorhanden rechts sind die Werte der Salzmünder Frauen deutlich höher und links niedriger als die der Baalberger Frauen. Vergleichbare Indices aus der Beckenregion stammen vom Darmbein. Beim Sacralflächenindex und beim Facies symphysealis-index sind alle für die Salzmünder Kultur erhobenen Mittelwerte kleiner als die der Baalberger Kultur. An Femurdaten sind die Ergebnisse zum Condylenindex bei Frauen der Salzmünder Kultur gegenüber denen der Baalberger Kultur im Mittel etwas größer. Werte von männlichen Salzmündern liegen für einen Vergleich in zu geringem Umfang vor. Auch die distalen Epiphysenindices zeigen bei weiblichen Salzmündern durchschnittlich größere Werte als bei weiblichen Baalbergern. Zwischen den Robustizitätsindices gibt es keine gravierenden Unterschiede. Bei den Tibiadaten sind die Ergebnisse von männlichen Individuen der Salzmünder Kultur zum Querschnittsindex der Mitte kleiner als die vergleichbaren Daten der Baalberger. Dafür sind die Ergebnisse desselben Geschlechts bei den LDI größer. Weitere kleinere Abweichungen bestehen beim distalen Epiphysenindex, bei dem Frauen der Salzmünder Kultur mit ihrer rechten Extremität einen deutlich höheren Mittelwert zeigen als Baalberger Frauen. Der linke Mittelwert entspricht dem Wert der Vergleichskultur. Die Durchschnittswerte männlicher Individuen der Salzmünder Kultur liegen hier etwas unter denen der Baalberger Kultur. Mit Blick auf den Robustizitäsindex erscheinen die Salzmünder Männer und Frauen robuster. Unterschiede bei den großen Fußknochen bestehen dahingehend, dass die Ergebnisse von Frauen der Salzmünder Kultur zum Calcaneus durchschnittlich etwas höher und zum Talus kleiner sind als die der Baalberger Kultur. Maße zu männlichen Salzmündern liegen vergleichsweise wenig vor. Sie erscheinen aber insgesamt kleiner als die Ergebnisse von Baalberger Männern. Insgesamt ist festzustellen, dass die meisten Unterschiede in Querschnitts und Epiphysen-/Gelenkindices bestehen. Diese sind bei Frauen v.a. bei der oberen Extremität meist kleiner bei der unteren Extremität den Femur betreffend größer und die Tibia betreffend kleiner. Bei Männern gibt es keine Gesamttendenz hinsichtlich der Ergebnisse zu den Indices. Vergleich der Einzelmaße der postcranialen Skelettelemente Die Ergebnisse des Vergleichs der Einzelmaße des Postcraniums zwischen Baalberger und Salzmünder Individuen, errechnet mit dem t- und F-Test, zeigen bei Frauen und Männern keine Abweichungen bei den Maßen von Sacrum, Patella und Sternum (vgl. CD-Katalog, Pfad: Daten Anthropologie/ BaalbergeSalzmündeVergleich/ Excelarbeits- 153

blätter zum Postcranium Frauen und Männer). Bei Männern sind weiterhin keine Abweichungen bei Fibula, Ilium, Ischium und Pubis vorhanden. Bei diesen Skelettteilen stehen insgesamt zu wenig auswertbare Daten je Einzelmaß zur Verfügung. Unterschiede zwischen Frauen der Baalberger und denen der Salzmünder Kultur bestehen in einigen Maßen von Clavicula, Scapula, Humerus, Radius, Ulna, Ilium, Ischium, Pubis, Vertebrae, Femur, Tibia, Fibula und Tarsi. Nachfolgend sind die voneinander abweichenden Maße mit Originalnamen bei Frauen und Männern zwischen Baalberger und Salzmünder Individuen zusammengefasst: Clavicula Frauen 6 sin, Männer 7z1 dex ; Scapula Frauen 11 sin, Männer 9 sin, 12 dex; Humerus Frauen 1, dex, 2 dex, 3 sin, 13 sin, 12 a sin, (8 dex), Männer 2 sin, 5 sin, 6 sin, 6-1dex, (6-1dex), 7dex, 7sin, 4d dex, 12a dex, 12 a sin, 12 c dex, 9 sin, 20z2sin; Radius Frauen 1 dex, 4 sin, 5 sin, 5(5) dex, 5(5)sin, 4(1) sin, ((4(1)sin)), 5(6)z1dex, Männer 4dex, 5(5)dex; Ulna Frauen 1 dex, 11 a sin, 12a sin, Männer 3 dex, 3 sin, 8sin Ilium Frauen 12 sin, ((Z2sin)) Ischi Frauen 11dex, 11 sin Pubis Frauen 1 dex, 3 dex, 3 sin, 4 sin, 5 dex, ((8sin)) Vertebra Frauen 1LW, Männer 7LW Femur Frauen (1sin), 3bsin, (6dex), (8dex), (14 dex), (14cdex), (18dex), (18sin), 21dex, 21sin, Z13dex, (21c dex), 21e dex, 24bsin, (Z6sin), ((Z6sin)) Männer 3bsin, 6sin, 7dex, (8sin) Tibia Frauen 4sin, 8sin, (4b dex), 4bsin, 6dex, 7sin, Männer 8z sin, (3b dex) Fibula Frauen 4(2)z3K, 4(2)z2K Tarsi Frauen 2sin, 4sin, 5sin, Männer 2Csin, 5sin Es liegt keine Begründung nahe, warum gerade diese Maße zwischen den Individuen der Baalberger Kultur im Vergleich zur Salzmünder Kultur differieren. Es handelt sich auch selten um die gleichen Maße bei Männern und Frauen. Das hier vorliegende Ergebnis wird wahrscheinlich hauptsächlich durch die geringe Zahl an Individuen der Salzmünder Kultur, durch die geringe Zahl an männlichen Individuen insgesamt und schließlich durch den Erhaltungszustand und den daraus resultierenden möglichen Maßen an Einzelknochen hervorgerufen. Stochastische Variation mit dem Ergebnis solcher Fluktuationen bei kleinen Stichproben ist weit verbreitet in der Biologie. 10.3 Vergleich der Körperhöhen Erwachsener zwischen Baalbergern und Salzmündern Im Folgenden sollen nicht die errechneten Einzelmaße, d.h. die Körperhöhenrekonstruktionen aus den einzelnen Skelettelementen, verglichen werden, da insgesamt zu wenige Individuen vorhanden sind. Es soll vielmehr nur die Gesamtberechnung aller Teilmaße der Baalberger Kultur mit der Gesamtberechnung an Körperhöhen der Individuen der Salzmünder Kultur verglichen werden. In der Abbildung. 78 ist die Gesamtberechnung getrennt nach Frauen und Männern der Salzmünder Kultur dargestellt. Die Gesamtaufstellung für Frauen und Männer der Baalberger Kultur ist im Kapitel 8.6. Körperhöhenrekonstruktion abgebildet. Die einzelnen Berechnungen für jedes Skelettelement zu jedem Individuum können dem CD Katalog, Daten Anthropologie\ Salzmünde bzw. Baalberge\ Anthropologie Körperhöhen entnommen werden. 154

10 2,5 8 2,0 6 1,5 4 1,0 Hä ufi gk eit 2 Std.abw. = 3,95 Mittel = 153,8 0 N = 14,00 145,0 150,0 155,0 160,0 147,5 152,5 157,5 162,5 Hä ufi gk eit,5 Std.abw. = 3,81 Mittel = 162,4 0,0 N = 7,00 156,0 160,0 164,0 158,0 162,0 166,0 Mittelwert alle Mittelwert alle Abb. 78 Körperhöhen der Individuen der Salzmünder Kultur (links Frauen, rechts Männer) Die Frauen der Salzmünder Kultur besitzen im Mittel eine durchschnittliche Höhe von 153,8 cm. Ihre Variationsbreite liegt zwischen 145 und 162 cm, wobei der minimale und der maximale Wert seltene Körperhöhen sind, da sie isoliert von den Werten der anderen Individuen stehen. Am deutlich häufigsten weisen die Frauen eine Köperhöhe von rund 155 cm auf. Dies entspricht dem Mittelwert der Gesamtkörperhöhe von Frauen der Baalberger Kultur, liegt aber insgesamt unter dem Durchschnitt der größten Häufigkeiten der Baalberger Frauen. Das bedeutet, dass die untersuchten Frauen der Salzmünder Kultur insgesamt gesehen geringfügig kleiner waren als die der Baalberger Kultur (siehe auch Abb. 79). Körperhöhe 180 175 170 165 160 155 150 145 140 135 130 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Individuen (Anzahl) Baalb alle Mittelwert alle Frauen Baalb alle Mittelwert alle Männer SMK alle Mittelwert alle Frauen SMK alle Mittelwert alle Männer Baalb Männer Mittelwert aller KH Baalb Frauen Mittelwert aller KH SMK Frauen Mittelwert aller KH SMK Männer Mittelwert aller KH Abb. 79 Mittelwerte der Körperhöhen von Männern und Frauen der Baalberger und Salzmünder Kultur Mit einem Mittelwert von 162,4 cm sind die untersuchten Männer der Salzmünder Kultur deutlich kleiner als die der Baalberger Kultur, die für Männer einen Mittelwert von 165,9 ausweist. Auch ihr oberer Variationsbereich ist geringer, hingegen liegt der minimale Wert eines Salzmünder Mannes von 156 cm unter den bekannten Werten für Baalberger 155

Männer. Er ist aber, da er isoliert vorliegt, als Ausreißer zu betrachten. Bei Baalberger Männern kann auf Grund der geringen Individuenzahl und ihrer Körperhöhenverteilung keine eindeutig häufigste Körperhöhe ermittelt werden. Es finden sich aber vier Individuen mit Körperhöhen zwischen 164 cm bis 166 cm. Das heißt, dass die hier aufgeführten männlichen Individuen der Salzmünder Kultur deutlich kleiner als die der Baalberger Kultur sind. Im Überblick sind diese Ergebnisse der Abbildung 79 zu entnehmen. Der F- und t-test des Körperhöhenvergleichs der Geschlechter zwischen den Kulturen zeigt keine signifikanten Unterschiede zwischen den Körperhöhen von Frauen. Das Ergebnis weist aber auf möglicherweise signifikante Unterschiede zwischen den Baalberger und Salzmünder Männern hin (vgl. CD Katalog\ Daten Anthropologie\ BaalbergeSalzmündeVergleich). Auf Grund der geringen Zahl untersuchter Salzmünder Männern sind weitere Untersuchungen an Salzmünder Individuen nötig, um die Ergebnisse zu verifizieren. 10.4 Ursachen der Unterschiede in den Maßen und Berechnungen zwischen Baalbergern und Salzmündern Diese zwischen den Kulturen bestehenden Unterschiede in den Maßen/Indices und den differierenden Körperhöhen lassen verschiedene Vermutungen hinsichtlich ihrer Genese zu. Der zeitlich kulturelle Abstand zwischen dem Übergang von Baalberger zur Salzmünder Kultur ist nicht groß, möglicherweise existieren sie sogar eine kurze Zeit parallel. Belege dafür liefert der Fundort Obermöllern (vgl. Preuß 1966, S 186), von dem eindeutige Baalberger Bestattungen, aber auch Salzmünder Keramik bekannt sind oder der Fundort Carsdorf, von dem zwei Siedlungsgruben so liegen, dass eine gestörte Baalberger Bestattung der älteren gleichzeitig sein oder zeitlich folgen kann (vgl. Neugebauer/Billig 1959). Stratigrafisch sichere Befunde für das Nacheinander beider Kulturen gibt es bisher nicht. Es ist eher unwahrscheinlich, dass gezeigte Unterschiede durch kleinräumige Migration (Heirat, Umzug Einzelner, etc.) entstanden sind. Auch wenn eine Durchmischung der Kulturen durch kleinräumige Migration in geringem Umfang gegen Ende der Baalberger und am Beginn der Salzmünder Kultur bestanden haben kann, sind die Ursachen für derartige Unterschiede, v.a. für die Körperhöhenunterschiede eher in einer ausnehmenden Migration (Eroberung, Umschichtung) oder auch in einem kulturellen und damit zusammenhängendem subsistenziellen Einbruch zu vermuten. Der Blick auf die Verbreitungsgebiete und das Fundvorkommen der Kulturen untermauert diese Vermutung. Es existieren verglichen mit der Baalberger Kultur deutlich weniger Befunde der Salzmünder Kultur und auch das Gebiet der Salzmünder nimmt nur noch kleine Bereiche des Gebietes der Baalberger Kultur ein (vgl. Behrens 1973, Karte VI und V). Unter diesem Gesichtspunkt könnten in nachfolgende Arbeiten auch degenerative Veränderungen, Pathologien und gegebenenfalls Varianten einbezogen werden. Möglicherweise sind auch darin Unterschiede zwischen den Kulturen und Hinweise auf einen kulturellen und subsistenziellen Einbruch z.b. mit vermehrten Indizien für Mangelernährung - zu finden. 156