Qualitative und quantitative Grundlagen der Anerkennung Was gibt den Ausschlag? Dr. Irene Seling Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Abteilung Bildung, Berufliche Bildung Bologna-Expertin des DAAD
Mobilität von Studierenden Sicht der Wirtschaft Aus Sicht der Wirtschaft ist vor dem Hintergrund zunehmend international aufgestellter Unternehmen Mobilität von Studierenden ein wichtiger Baustein der hochschulischen Ausbildung. Deutsche Studierende können durch Auslandsaufenthalte ausgeprägte interkulturelle Kompetenzen, Fremdsprachenkenntnisse und Kenntnisse eines anderen Kulturund Wirtschaftsraums erwerben bzw. verbessern. Sie sind eher zu beruflichen Auslandseinsätzen bereit und leichter in der Lage, sich im Gastland einzuleben. Zwei Fünftel der Unternehmen sind der Ansicht, dass die Einbindung von Auslandsaufenthalten in das Bachelorstudium optimiert werden müsse. Stifterverband, BMBF, IW und HIS, Mit dem Bachelor in den Beruf, 2011. Dr. Irene Seling Qualitative und quantitative Grundlagen der Anerkennung 16. Mai 2011 2
Förderung von Mobilität was tut die Wirtschaft? Die Wirtschaft fördert die internationale Ausrichtung der Studierenden und des eigenen Führungsnachwuchses: Deutsche Unternehmen bieten Studierenden Praktika an ausländischen Standorten an (im Allgemeinen nach einem ersten Praktikum in Deutschland). Sie bieten Praktika für ausländische Studierende in Deutschland an. Bei der Führungskräftenachwuchsentwicklung arbeiten sie vielfach mit ausländischen Universitäten zusammen. Dr. Irene Seling Qualitative und quantitative Grundlagen der Anerkennung 16. Mai 2011 3
Anerkennung zentral für Mobilität Studierende geben an, dass in Bachelorstudiengängen nur 60 % und in Masterstudiengängen 72 % der im Ausland erbrachten Leistungen vollständig anerkannt werden. Studiengangsverantwortliche haben eine positivere Wahrnehmung: 87 % im Bachelor- bzw. 80 % im Masterbereich werden anerkannt. DAAD, Auslandsmobilität von Studierenden in Bachelor- und Masterstudiengängen 2009/2010 Nicht-Anerkennung wirkt demotivierend auf Studierende Dr. Irene Seling Qualitative und quantitative Grundlagen der Anerkennung 16. Mai 2011 4
Anerkennung qualitativ regeln Outcomeorientierung ECTS-Punkte und Working load sind eine Orientierungsgröße bzw. Richtwerte für die rein quantitative Arbeitsbelastung der Studierenden, d. h. nicht starr anwenden. Bei der Frage der Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen sollte der zu erzielende Kompetenzerwerb im Mittelpunkt stehen und weniger die Frage, ob identische Lehrveranstaltungen besucht wurden (Outcome- statt Inputorientierung). Die wechselseitige Anerkennung von Modulen bei Hochschul- und Studiengangswechsel ist mit handhabbaren Regelungen in den Studienund Prüfungsordnungen zu verankern und in der Akkreditierung zu bestätigen. ( ) Demzufolge ist die Anerkennung zu erteilen, sofern keine wesentlichen Unterschiede hinsichtlich der erworbenen Kompetenzen bestehen. Ländergemeinsame Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen i.d.f. vom 04.02.2010 Ermessensspielraum, aber auch Beweislastumkehr Dr. Irene Seling Qualitative und quantitative Grundlagen der Anerkennung 16. Mai 2011 5
Lernergebnisse Learning outcomes are verifiable statements of what learners who have obtained a particular qualification, or completed a programme or its components, are expected to know, understand and be able to do. As such they emphasise the link between teaching, learning and assessment. ECTS Users Guide, 2009 Unterschied zu Lehrzielen: Lernergebnisse fokussieren auf den Lerner an Stelle des Lehrers Unterschied zu Lernzielen: Lernergebnisse schaffen Verbindlichkeit sie sind garantiert, wohingegen Lernziele zwar beabsichtigt sind, aber auch nicht erreicht werden können. Bei weitgehend übereinstimmenden Lernergebnissen brauchen ECTS-Punkte nicht übereinstimmen. Dr. Irene Seling Qualitative und quantitative Grundlagen der Anerkennung 16. Mai 2011 6
Prozesse vereinfachen pragmatisch anerkennen Beweislast liegt theoretisch bei der Hochschule. In der Praxis der Anerkennung müssen Studierende aber nachweisen, dass ihre Leistungen im Ausland gleichwertig sind. Kaum bekannt ist, dass die Hochschule begründungspflichtig ist, wenn sie eine im Ausland erbrachte Leistung nicht anerkennt (Lissabon-Konvention). Lehrende sollten mehr Flexibilität und Pragmatismus bei Anerkennungsfragen anwenden. Da die Anerkennung durch die einzelnen Professoren vorgenommen wird, scheuen sich Studierende oft vor Konflikten. Eine stärkere Professionalisierung und Strukturierung des Verfahrens (ggf. durch eine neutrale Stelle an der Hochschule) könnte hier entlastend wirken. Auch vorher abgeschlossene Learning Agreements helfen nicht immer, da es zu kurzfristigen Änderungen im Lehrangebot kommen kann, auf welche die Studierenden reagieren müssen. Dr. Irene Seling Qualitative und quantitative Grundlagen der Anerkennung 16. Mai 2011 7
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Irene Seling Qualitative und quantitative Grundlagen der Anerkennung 16. Mai 2011 8
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