Prävention der peripartalen Hypokalzämie des Rindes: Do s and don ts

Ähnliche Dokumente
Prävention der Hypokalzämie: Die Do s and Don ts

NEUESTE ERKENNTNISSE ZUR OPTIMALEN GALTKUHFÜTTERUNG

Mineralstoffprophylaxe auf den Punkt gebracht am Beispiel von Calcium und Phosphor

Erkrankungen in der Transitphase. Stefan Hutter, Zuzwil

F Ü R E I N E N G U T E N S T A R T I N D I E L A K T A T I O N

SO WENDEN SIE BOVIKALC UND BOVIKALC P. AN

Den Calciumspiegel sollte man im Auge behalten. Bovikalc. Der effektive Calcium-Bolus in der Milchfieberprophylaxe ABCD

neu. Bovikalc P. PrÄZIse PhosPhor

Dinge, die Sie über orale Calciumgaben zur Milchfieberprophylaxe wissen sollten!

Management der Transitkuh

DAS IST DAS SCHÖNE AN BOVIKALC.

Inhaltsverzeichnis. 1. Einleitung 1

Dinge, die Sie über orale Calciumgaben zur Milchfieberprophylaxe wissen sollten!

1 EINLEITUNG LITERATURBETRACHTUNG... 8

2.1 Definition und Entstehung

Milchfieberprophylaxe ist bares Geld! Benedikt Klein (Dipl.-Ing.agr.) EW Nutrition GmbH

Hört das denn nie auf: Altes und Neues zur Gebärparese

DAS IST DAS SCHÖNE AN BOVIKALC.

EinflÄsse der FÄtterung auf die Tiergesundheit. Stefan MÄhlenstÅdt RKW Kehl GmbH

ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS

Trockenstehen und viel Fressen - Stefan Mühlenstädt Produktionsmanager RKW Kehl

Trockensteherfütterung

Der neue Weg zur Milchfieberprophylaxe mit. 2. Generation. Jetzt noch wirkungsvoller und wirtschaftlicher! Milki CalFix 2.0

Standort Ingelheim am Rhein

Regulation des Kalium- Calcium- und Phosphathaushalts

Regulation des K + - Calcium- und Phosphathaushalts. Lernziele: 80, 81. Dr. Attila Nagy

Hypomagnesämie immer noch ein Thema?

Stoffwechselerkrankungen nach dem Abkalben- Wie groß sind die Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und die Milchleistung?

DCAB in Trockensteherrationen große Diskrepanz in der Praxis zwischen Annahme und Wirklichkeit

24. Milchrindtag Mecklenburg-Vorpommern 3. und 4. März 2015 Güstrow und Woldegk. Kexxtone die Wunderwaffe gegen Stoffwechselstörungen?

I. Empfehlungen für die Nähr- und Mineralstoffversorgung von Milchkühen

Prophylaktische Maßnahmen zur Vermeidung der Gebärparese bei Milchkühen durch Einsatz von sauren Salzen in der praktischen Fütterung

Cytomegalie-Immunglobulin vom Menschen

Bedarfsnormen für Milchvieh

13. Dummerstorfer Seminar Futter und Fütterung

Schwer- und Totgeburten beim Milchrind

2. Literaturübersicht Management trockenstehender Kühe Allgemeines

Mineralstoffversorgung und Bedarfsempfehlungen für Galtkühe, laktierende Kühe und Aufzuchtrinder. Mineralstoffe

Additive wachstumsfördernde Effekte von Wachstumshormon und IGF-1 in der experimentellen Urämie

Untersuchungen zur peripartalen Hypokalzämie und der Gebärparese der Milchkuh

Homöostase der Mineralstoffe

Negative Einflüsse auf die Fruchtbarkeit durch Stoffwechselbelastungen im geburtsnahen Zeitraum. M. Linder

Pflege bei Erkrankungen der Niere

Trockenstehermanagement stellen Sie die Weichen für eine erfolgreiche Laktation!

ANHANG I ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES TIERARZNEIMITTELS

Martin Kaske, Sächsischer Milchrindtag,

2. Literaturübersicht Gebärparese der Milchkuh

B. PACKUNGSBEILAGE 1

Bedarfsempfehlungen und deren Entwicklung

Hypocalcämie als Bestandsproblem. Prognose Gebärparese / Laktationsparese. Erkrankungshäufigkeit

Condition ondition Scoring coring

Fütterung. Vortrag von. Peter Hauri & Lukas Burger

Aspekte der Eisenresorption. PD Dr. F.S. Lehmann Facharzt für Gastroenterologie FMH Oberwilerstrasse Binningen

GEBRAUCHSINFORMATION FÜR. Baytril - Das Original mg/ml Injektionslösung

Tiergesundheitliche Aspekte des Übergangs von der Trockenstehzeit in den Laktationsstart

Schlanke Färsen leichte Kalbungen

Neue Möglichkeiten des Trockenstellens. E. Neike, Pfizer GmbH

HämofiltrationsLösungen für. Citrat-Antikoagulationsbehandlungen

Aus der Medizinischen Tierklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig

Fachinformation. Biolectra Magnesium 365 mg fortissimum Brausegranulat Zitronengeschmack

Fütterungsbedingte Erkrankungen der Milchkuh in den ersten 100 Laktationstagen in Thüringer Referenzbetrieben

University of Zurich. Das Dietary Cation-Anion Difference (DCAD)-Konzept bei der Milchkuh. Zurich Open Repository and Archive

Einfluss einer kaliumreichen Ration im peripartalen Zeitraum auf potentielle Indikatoren zur Früherkennung von Hypokalzämie bei der Milchkuh

Colestilan (BindRen) bei chronischem Nierenversagen

Bedarfsgerechte Fütterung von Mutterkühen

Untersuchungen und Informationen zum Einsatz von pansenstabilem Carnitin in Milchkuhrationen

Bedeutung der metabolischen Azidose für den Verlauf der renalen Osteopathie bei Hämodialysepatienten.

Die Behandlung von Herzrhythmusstörungen mit Magnesium bei Patienten mit Herzinsuffizienz

Ein- oder zweiphasige Trockensteherfütterung

10 Fragen zu. Levucell SC. 10 Fragen zu Levucell SC

Leber-und Eutergesundheit Der Garant für Langlebigkeit

Unterschiedliche Futteraufnahmen vor der Kalbung Ursachen und Auswirkungen in der Frühlaktation

Einfluss von Zeolith und einem Milchsäurebakterien- Präparat auf Futteraufnahme und Milchleistung sowie Nährstoffverdaulichkeit von Milchkühen

ration TOP-THEMEN TROCKENSTEHER MINERALFUTTER BLATTIMIN M SUPER ADE 400 ZUFRIEDENE KUNDEN BESSER FÜTTERN- FACHINFORMATIONEN VON BLATTIN

Gliederung. Gliederung. Funktionsweise des Vormagensystems. Entstehung und Klinik der wichtigsten Stoffwechselerkrankungen bei Milchkühen

Effekte - Nutzen zur Prophylaxe/ Metaphylaxe. TÄ Ines Leidel GP Leidel Naundorf/Sachsen

PACKUNGSBEILAGE Carprogesic 50mg/ml Injektionslösung für Hunde und Katzen

Effekte des Einsatzes von L Carnitin und von Antioxidantien in Milchviehrationen. Hochschule Anhalt Anhalt University of Applied Sciences

Milchkühe SANO FÜTTERUNGSKONZEPT RIND

BHB ein geeigneter Parameter zur Beurteilung der Ketosesituation? J. Höfener, Leiter MLP/GeRo

Ozon und Vitamin C. von Dr. med. Horst Kief. Gelsenkirchen Oktober 2015

Projekt ReLait Antibiotikareduktion Strategienkatalog

Zusammenhänge rohfaserreicher Rationen bei Mutterkühen und deren Auswirkungen auf die Pansenfermentation

Hyperkalzämie. Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik. Dr. Derik Hermsen

Sinn und Unsinn des Antibiotikaeinsatzes bei einer Mastitis

Einfluss der Fütterung auf die Eutergesundheit

ANHANG I ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES TIERARZNEIMITTELS

Fragebogen Eutergesundheit

Einfluss des Fütterungsmanagements auf das Immunsystem der Milchkuh

UNIVERSITÄT HOHENHEIM

Funktio-Niere! Mit Renalzin.

GEBRAUCHSINFORMATION FÜR. Carporal 160 mg Tabletten für Hunde

Funktio-Niere! Mit Renalzin.

Wieviel fressen Trockensteher? Aktuelle Ergebnisse zur Futteraufnahme von Milchkühen während der Vorbereitungsfütterung

GEBRAUCHSINFORMATION FÜR Advocid mg/ml Injektionslösung für Rinder

Feldstudie zum Einsatz eines Vitamin D- metabolithaltigen Extrakts von Solanum glaucophyllum zur Prophylaxe der Hypocalcämie bei kalbenden Kühen

2 Literaturbetrachtung

Ursovit D 3, wässrig pro inj. 1 Mio. IE/ml Injektionslösung für Rinder Colecalciferol (Vitamin D 3 )

Transkript:

Prävention der peripartalen Hypokalzämie des Rindes: Do s and don ts Walter Grünberg Plasma Kalzium bei Kühen um die Geburt 3,0 2,8 Plasma Calcium (mmol/l) 2,6 2,4 2,2 2,0 1,8 1,6 1,4-15 -10-5 0 5 10 15 Tage Days relative to zur calving Kalbung (=0) Grünberg et al. 2011

Klinische und subklinische Hypokalzämie 2,50 Plasma Calcium (mmol/l) 2,25 2,00 1,75 1,50 1,25 Kühe mit klinischem Milchfieber Kühe ohne Klinik 1,00 Tage relativ zur Kalbung Kimura et al. 2006 Inzidenz der peripartalen Hypokalzämie Klinische Hypokalzämie: 3,5-7% aller peripartalen Rinder Trotz intensiver Forschung kein Rückgang der Inzidenz in den letzten Jahrzehnten Subklinische Hypokalzämie: 38% aller peripartalen Rinder > 50% aller multiparen peripartalen Rinder 25% aller peripartalen Färsen Reinhardt et al. 2011

Wirtschaftliche Bedeutung der peripartalen Hypokalzämie Kosten klinische Hypokalzämie 300 US$/ Kuh Behandlung Zeitaufwand Produktionsverluste Komplikationen Kosten subklinische Hypokalzämie 125 US$/ Kuh Produktionsverluste Erhöhtes Erkrankungsrisiko Oetzel 2013 Wirtschaftliche Bedeutung der peripartalen Hypokalzämie Beispiel: 100-Kuh Milchviehherde Hypokalzämie-Inzidenz: 5% klinisch, 35% subklinisch, 1 Kalbung /Kuh/Jahr Klinische Fälle 300 x 5 = US$ 1500,- Subklinische Fälle 125 x 35 = US$ 4375,- Wirtschaftlicher Schaden aus subklinischen Fällen ist 3 x höher als der Schaden aus klinischen Fällen!

Hypokalzämie: Eine prädisponierende Imbalance Hypokalzämisches Festliegen ist nur die Spitze des Eisberges! Hypokalzämie: Eine prädisponierende Imbalance Hypokalzämie Schwergeburt 6,5 x Labmagenverlagerung 3,4 x Endometritis / Nachgeburtsverhaltung 3,2 x Ketose / Fettleber 8,9 x Mastitis 8,1 x

Zwei wichtige Paradigmenwechsel in der Nutztiermedizin Verlagerung der Gewichtung von der Therapie zur Prophylaxe Erkennen der Bedeutung subklinischer Erkrankung Strategien zur Prävention der peripartalen Hypokalzämie Alte Hüte auf dem Prüfstand

Parathormon (PTH) Mobilisation von Ca (und P) aus dem Knochen Erhöhte Ca-Reabsorption durch die Niere Aktivierung von Vitamin D in der Niere Vitamin D Gegenregulation bei Hypokalzämie Zwei Schlüsselhormone Erhöhte Ca-Absorption aus dem Darm Negativer Feed-back Mechanismus auf PTH- Sekretion Magnesium & Hypokalzämie PTH-Sekretion ist Mgabhängig Gewebsantwort auf PTH vermutlich Mg-abhängig Goff JP 2014 Magnesiummangel prädisponiert zu Hypokalzämie!

Kalium & Hypokalzämie Hoher Kaliumgehalt in der Ration induziert metabolische Alkalose Hemmt Ca-Mobilisation aus dem Knochen Prädisponiert zu Hypokalzämie Kalziumarme Fütterung vor der Kalbung Kalziumbinder Orale Kalziumgaben um die Geburt Vitamin D Strategien zur Milchfieberprophylaxe auf dem Prüfstand Kalziuminfusion IV / SC

Kalziumarme Fütterung vor der Kalbung Kalziumbinder Orale Kalziumgaben um die Geburt Vitamin D Strategien zur Milchfieberprophylaxe auf dem Prüfstand Kalziuminfusion IV / SC Kalziumarme Fütterung vor der Kalbung Ca-Bedarf von trockenstehenden Milchrindern (600 kg) 38-40 g Ca/d Für negativen Ca-Haushalt zum Ende der Trächtigkeit muss die tägl. Ca-Aufnahme unter 30 g Ca/ Kuh bleiben TM-Aufnahme 10-12 kg/tag <3 g Ca /kg TM Ausgewogene Trockensteherration mit < 3 g Ca / kg TM kaum zu formulieren Rationen mit höheren Ca-Gehalten lösen Gegenregulation nicht aus

Kalziumarme Fütterung vor der Kalbung Kalziumbinder Orale Kalziumgaben um die Geburt Vitamin D Strategien zur Milchfieberprophylaxe auf dem Prüfstand Kalziuminfusion IV / SC Zeolith-A Na-Aluminiumsilikate Binden Kalzium in der Ration Intenstinale Ca Absoprtion nimmt ab Induziert negativen Kalziumhaushalt Stimuliert PTH-Sekretion Stimuliert Aktivierung von Vitamin D

Zeolith-A Bindet auch Phosphat und Magnesium Verminderte Pi und Mg Konzentrationen im Blut um die Geburt Negativer Effekt auf Futteraufnahme Reduktion der TM-Aufnahme um 20% -50% Thilsing-Hansen et al. 2002 Grabherr et al. 2008 Zeolith-A Tagesdosis nicht über 250g/d Höhere Ca-Konzentration im Blut um die Geburt bei Kühen in der 3. und + Laktation Kein Effekt auf intestinale Mg-Absorption Erniedrigte Pi-Konzentration im Blut tolerierbarer Rückgang der TM-Aufnahme (von 11.2 auf 9.5 kg/d ) Grabherr et al. 2008

Kombination kalziumarme Fütterung + Zeolith A Trockensteherration mit dem geringstmöglichen Ca-Gehalt Idealerweise < 5g/kg TM Zugabe von Zeolith A Vermeide Tagesdosen über 250g/Kuh/d Goff 2014 Pansengeschützte Reiskleie Reiskleie reich an Phytat Bindet Ca Phytat muss im Pansen vor Abbau geschützt werden Formaldehyd-Behandlung

Pansengeschützte Reiskleie 1 kg Reiskleie bindet 8-10 g Ca im Futter Bis zu 3 kg Reiskleie /Tier/Tag empfohlen Bindet 25 g Ca im Futter Martin-Tereso et al. 2011 Tägl. Ca-Aufnahme sollte 50-55 g nicht überschreiten Muss für2-3 Wochen a.p gefüttert werden Pansengeschützte Reiskleie Ausreichende Energiedichte (>6 Mj NEL/kg) Keine Beeinträchtigung der Futteraufnahme Keine negativen Effekte auf andere Minerale bekannt Hoher Phosphatgehalt (2%) mit schlechter Bioverfügbarkeit (Pansengeschütztes Phytat)

Kalziumarme Fütterung vor der Kalbung Kalziumbinder Orale Kalziumgaben um die Geburt Vitamin D Strategien zur Milchfieberprophylaxe auf dem Prüfstand Kalziuminfusion IV / SC Orale Kalziumgaben um die Geburt Dosis-Empfehlungen 50 100 g elementares Ca im 12 h- Intervall - mindestens zweimalig CaCl 2 (140g CaCl 2 50g Ca) Ca-Propionat Ca-Glukonat Erste Behandlung bei ersten Anzeichen beginnender Geburt Goff et al. 1993 Queen et al. 1993 Oetzel 1995

Orale Kalziumgaben um die Geburt Plasma [Ca] (% des Ausgangswertes) Zeit (Stunden nach oraler Behandlung) Oetzel 2013 Orale Kalziumgaben Ca-Verbindungen mit unterschiedlichen Eigenschaften CaCl 2 Sehr gut löslich (schnelle Absorption) Hoher Ca-Gehalt (geringes Volumen) Bitterer Geschmack Reizend Schleimhautreizung Ca-Glukonat / Ca-Propionat Schlechter löslich (verzögerter Wirkungseintritt) Niedrigerer Ca-Gehalt (größeres Volumen) Geschmacksneutral Nicht reizend (SICHER!)

Kalziumarme Fütterung vor der Kalbung Kalziumbinder Orale Kalziumgaben um die Geburt Vitamin D Strategien zur Milchfieberprophylaxe auf dem Prüfstand Kalziuminfusion IV / SC Injektion von Vitamin D Parenterale Gaben von Vitamin D können Inzidenz klinischen Milchfiebers senken Gabe in bestimmten Zeitraum vor der Kalbung erforderlich Sehr hohe Dosen erforderlich Olson et al. 1973 Gast et al. 1979 McMurray et al. 1980 Einmalige parenterale Dosis (1 Mio IU/45kg) zwischen 10 und 4 Tagen vor der Kalbung Littledike und Horst 1980

Injektion von Vitamin D Enge therapeutische Breite 17 Mio IU waren letal bei 75% der behandelten Tieren Littledike und Horst 1982 Geringere Dosen deutlich weniger / nicht effektiv Behandlung innerhalb von 3 oder mehr als 12 Tagen vor der Kalbung können Milchfieber nicht verlässlich vorbeugen Horst und Reinhardt 1983 Langzeitwirkung von Vitamin D Erhöhte Serum [Ca] um die Kalbung Vom 3. bis über 14. Tag p.p. niedrigere Serum [Ca] als unbehandelte Tiere Hemmung der PTH-Sekretion Hove und Kristiansen 1984 Hemmung der Aktivierung von körpereigenem Vitamin D Gestörte Regulation der Ca-Homöostase in der Frühlaktation Erhöhte Inzidenz von subklinischer Hypokalzämie Horst und Reinhardt 1983

Langzeitwirkung von Vitamin D Erhöhte Serum [Ca] um die Kalbung Vom 3. bis über 14. Tag p.p. niedrigere Serum [Ca] als unbehandelte Tiere Hemmung der PTH-Sekretion Hove und Kristiansen 1984 Hemmung der Aktivierung von körpereigenem Vitamin D Gestörte Regulation der Ca-Homöostase in der Frühlaktation Erhöhte Inzidenz von subklinischer Hypokalzämie Horst und Reinhardt 1983 Orale Vitamin D-Gaben Orale Gaben von 40 000 IE/Kuh/d über mind. 5 Tage ist ähnlich effektiv wie parenterale Vitamin D-Injektion Hove und Kristiansen 1984 Orale Gaben von bis zu 30 Millionen IE/Kuh/d über 7 Tage ohne Nebenwirkung Hibbs und Pounden 1955

Kalziumarme Fütterung vor der Kalbung Kalziumbinder Orale Kalziumgaben um die Geburt Vitamin D Strategien zur Milchfieberprophylaxe auf dem Prüfstand Kalziuminfusion IV / SC Teilweises Ausmelken Intravenöse Kalziuminfusion Standardbehandlung festliegender hypokalzämischer Rinder Standard-Dosis: 15-20 mg/kg 8-12g Ca /Kuh Kontrollierte Infusionsgeschwindigkeit 10 min /500 ml (23% Ca-Glukonat)

Intravenöse Kalziuminfusion Transiente Umwandlung einer Hypokalzämie in eine Hyperkalzämie Unterbrechung der PTH- Sekretion PTH Aktivierung von Vitamin D verringerte Knochenmobilisation Verringerte intestinale Ca-Absorption Plasma [Ca] (mmol/l) 6 5 4 3 2 1 0 Plasma [Ca] nach 10 g Ca IV 0 4 8 12 16 20 24 Zeit (h nach Behandlung) Prophylaktische intravenöse Kalziuminfusion Plasma Calcium (mmol/l) 3,25 3,00 2,75 2,50 2,25 2,00 1,75 1,50 Keine Behandlung Ca-Glukonat 23% 500 ml IV Bovikalc Bolus 2 x p.os 1,25 Zeit (h nach Behandlung) Blanc CD et al. 2014

Prophylaktische intravenöse Kalziuminfusion Führt zu vorübergehender Hyperkalzämie Stört Regelkreise der Kalziumhomöostase Erhöht das Risiko von subklinischer Hypokalzämie für mindestens 48 h nach der Behandlung Prophylaktische subkutane Kalziuminfusion Empfohlene Dosierung wie intravenöse Behandlung 500 ml einer 23% Ca-Glukonatlösung Führt nicht zu massiver Hyperkalzämie Weniger störend auf Regelkreise der Kalziumhomöostase als intravenöse Behandlung

Prophylaktische subkutane Kalziuminfusion Oetzel 2013 Prophylaktische subkutane Kalziuminfusion Arbeitsintensiv Nachteile Verteilung auf mehrere Injektionsstellen erforderlich < 80 ml pro Injektionsstelle Nicht alle Lösungen zur S.C. Applikation geeignet Stark saure Lösungen, Glukose,

walter.gruenberg@tiho-hannover.de