ROSE - Ausgewählte Ergebnisse einer Interessenstudie

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Transkript:

ROSE - Ausgewählte Ergebnisse einer Interessenstudie 7. Set-Treffen NRW 31. August 2006, Wolfsburg, Mülheim/ Ruhr Martin Linsner

ROSE - Ausgewählte Ergebnisse einer Interessenstudie 7. Set-Treffen NRW 31. August 2006, Wolfsburg, Mülheim/ Ruhr Martin Linsner -ROSE: Vergleich der internationalen Daten -Ergebnisse der finnische ROSE-Studie -Erkenntnisse aus Deutschland

ROSE: Relevance of Science Education Interessenstudie Fragestellung der Studie: Welche Faktoren beeinflussen die a) Einstellung zu Science & Technology (S&T)? b) Motivation des Lernens von Science & Technology (S&T)? Studie in ca. 40 Ländern; über 40.000 Teilnehmer seit 2002 Alter der Schülerinnen und Schüler: 15 Jahre (Ende der secondary school ) Initiatoren/ Organisatoren: Professor Svein Sjøberg; University of Oslo (Norwegen) Camilla Schreiner; University of Oslo (Norwegen) Sjoberg, 2004

Sjoberg, 2004

Sjoberg, 2004

Sjoberg, 2004

Sjoberg, 2004

Sjoberg, 2004

Sjoberg, 2004

Sjoberg, 2004

Vergleichbare Interessen der Schülerinnen und Schüler Zusammengefasste Daten zu HDI Human Development Was ich gerne lernen möchte / Index der UN; kann als Maß Was interessiert mich für den Entwicklungsstand eines Landes angesehen werden Sjoberg, 2004

Sjoberg, 2004

Ansichten der Schülerinnen und Schüler die gute Seite Schülerinnen und Schüler akzeptieren die gesellschaftliche Bedeutung von S&T S&T verbessert das Leben S&T macht die Arbeit interessanter S&T nützt mehr als es schadet Junge Menschen lieben ICT (Information and Communications Technology)

Ansichten der Schülerinnen und Schüler die dunkle Seite Schülerinnen und Schüler mögen das Schulfach S&T nicht; es ist schwierig und langweilig Sie interessieren sich für echte Wissenschaft aber weniger für Schulwissenschaft Die Lehrpläne sind voll von richtigen Antworten, die lässt wenig Raum für Kreativität und Fantasie Schülerinnen und Schüler zögern S&T zu studieren oder in einem entsprechenden Fachbereich zu arbeiten Wissenschaftler sind keine geeigneten Vorbilder (role-models) war

Mögliche Folgen für die Unterrichtsplanung bzw. Lehrplanarbeit Die Autoren der Studie wollen keine generelle Notwendigkeit der Ausrichtung des Unterrichts oder der Lehrpläne nach den reinen Schülerinteressen ableiten Die Autoren sind aber der Meinung, dass der naturwissenschaftliche Unterricht das Potenzial besitzt Schülerinnen und Schüler anzuspornen, zu motivieren, bereichern und zu inspirieren dies lässt sich Ihrer Meinung nach durch einen bewussten Umgang mit Schülerinteressen, Hoffnungen und ihren Prioritäten erreichen

Ergebnisse im Einzelnen- Bsp. Finnland Lavonen, 2005

Alle weiteren Ergebnisse finden Sie in den ausgeteilten Unterlagen

Zusammenfassung der finnischen Ergebnisse I Besonders interessiert an: Mystische Phänomene Horoskope UFOs Gesunde Diäten Gesundheitsschädliche Substanzen Medizin Astronomie Spektakuläre Ereignisse (grausame Tiere, Epidemien, Tornados, ) 1. Hilfe, medizinisches Grundwissen Nicht wissenschaftliche Themen Themen, die die körperliche Gesundheit betreffen Wissenschaftliche Themen

Zusammenfassung der finnischen Ergebnisse II Nicht interessiert an: Themen die eng mit Physik, Chemie oder Botanik zusammenhängen Weitere Ergebnisse: - In vielen Bereichen unterscheiden sich die Interessen von Jungen und Mädchen signifikant

Interessen von Jugendlichen in Deutschland in Bezug auf den naturwissenschaftlichen Unterricht Schülerinnen und Schüler sind im Allgemeinen keine kleinen Forscher", die Fragen an die Natur stellen" und nach allgemeingültigen Wahrheiten" suchen Sie interessieren sich weniger für die Physik, Chemie oder Biologie als wissenschaftliche Disziplinen, sondern mehr für deren Anwendung und deren lebenspraktischen Nutzen Häußler, 1998

Das Interesse am naturwissenschaftlichen Unterricht nimmt im Laufe der Schulzeit ab

Fachinteresse: Biologie Häußler, 1998

Interesse und Schülerleistung Nur sehr schwache Korrelation von Sachinteresse und Zeugnisnote (0.2) Fachinteresse hängt in stärkerem Umfang mit der Zeugnisnote zusammen auch weniger gute Schülerinnen und Schüler können für den naturwissenschaftlichen Unterricht interessiert werden BLK-Modellversuch Physik; interessegeleiteter Unterricht (1997; Jsgt.7): Mädchen holen in Motivation und Selbstvertrauen den Jungen gegenüber auf Wissensleistung sinkt nicht; Behaltensleistung steigt Häußler, 1998

Inhalts- und Anwendungsbereich Oft ist es entscheidend, in welchem Anwendungsbereich ( Kontext ) der Inhalt vermittelt wird Bsp: 80% der Mädchen interessieren sich für eine Pumpe, die als künstliches Herz Blut pumpt 40% für der Mädchen interessieren sich für eine Pumpe, die Erdöl aus großer Tiefe an die Erdoberfläche pumpt Jungen interessieren sich zu etwa 60% für Pumpen, gleich welchen Typs (Häußler und Hoffmann, 1990) Häußler, 1998

Interessante Anwendungsbereiche Erstaunliche Phänomene Bezug zum menschlichen Körper Gesellschaftliche Bedeutung der Naturwissenschaften (vor allem für ältere Schülerinnen und Schüler) (für Biologie nur sehr dürftige Datenlage; Ergebnisse nur indirekt aus Physik und Chemie ableitbar) Häußler, 1998

Wie kann ich meinen Biologieunterricht an die Schülerinteressen anpassen? Siehe 10-Punkte-Katalog zur Interessenförderung Versuche durchführen oder beobachten Zuhören bei einem Vortrag oder das Lösen von Aufgaben sind bei Schülerinnen und Schülern nicht allzu beliebt Schülerinteresse: physische Entwicklung des eigenen Körpers psychisch-seelische Entwicklung der eigenen Persönlichkeit Stellenwert der eigenen Persönlichkeit im sozialen Gefüge unserer Gesellschaft Häußler, 1998

Danke für Ihr Interesse!

Literaturverzeichnis HÄUßLER, P. (1998): IPN, Kiel : Naturwissenschaftsdidaktische Forschung - Perspektiven für die Unterrichtspraxis / [Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel] Lavonen, Jari; Juuti, Kalle; Uitto, Anna; Meisalo, Veijo & Byman, Reijo. (2005). Attractiveness of Science Education in the Finnish Comprehensive School (pdf). In A. Manninen, Miettinen, K. & Kiviniemi, K. (Eds.), Research Findings on Young People s Perceptions of Technology and Science Education. Mirror results and good practice. Helsinki: Technology Industries of Finland SCHREINER, C., SJØBERG, S. (2004). ROSE: The relevance of science education. Sowing the seeds of ROSE. Acta didactica, 4. University of Oslo, Norway, Faculty of Education, Department of Teacher Education and School Development. Link: http://www.ils.uio.no/forskning/rose/ SJØBERG, S. (2004). Science Education: The voice of the learners. Contribution to the Conference on Increasing Human Resources for Science and Technology in Europe. Brüssel, Europäische Union (2. April 2004). Link: http://europa.eu.int/comm/research/conferences/2004/sciprof/pdf/sjoberg.pdf JIDESJÖ, A. (2004). Students attitudes to science and technology. First results from The ROSEproject in Sweden. IOSTE 2004. Link: http://www.ils.uio.no/english/rose/network/countries/sweden/swe-jidesjoeioste2004.pdf#search=%22students%c2%b4%20attitudes%20to%20science%20and%20technology %22