Quartalsupdate Januar März 2013 für Anleihemarkt (Zinsen) 30.12.12 Kurzfassung: Zinsen am Tiefpunkt Zinswende Börsenpsychologisch erreicht? Eine Meldung in der FT vom 20.11.2012 sagt aus, dass Pensionskassen ihre Anlagegelder überwiegend in Anleihen statt in Aktien investiert haben. Dazu passt auch die Meldung aus der Fondsbranche, dass Rentenfonds in 2012 der große Renner waren. Anleger ziehen Geld aus Aktien ab, trotz eines freundlichen Aktienmarktes. Die Zinsen sind seit 1982 in einem Abwärtstrend und haben in 2012 im Juli mit 1,38% für 10j- Staatsanleihen Deutschland einen (vorläufigen?) Tiefpunkt erreicht. Haben die Anleger kapituliert, weil sie die Flucht in den sicheren Hafen vorziehen, nachdem sie dem jahrelangen Trend der Zinsen nur zugeschaut haben? Möglich, dass wir nun am Ende eines Trends angelangt sind. Das Ganze erinnert an 1999/2000 als Anleger noch massenweise Aktien zu Topkursen gekauft haben. Sollten wir börsenpsychologisch betrachtet, eine vergleichsweise Konstellation bei den Renten erreicht haben? Wenn ja, was bedeutet das für die Zinsen am langen Ende? Wird sich der Renditeverfall fortsetzen oder ist mit den aktuell niedrigen Renditen eine Spekulationsblase entstanden?
Ich rechne mit folgendem: Blasen-Gefahr am Markt für Unternehmensanleihen. Aufgrund der Niedrigzinspolitik der Währungshüter werden die Anleger regelrecht in Firmenanleihen gedrängt. Aus Sicht der Unternehmen sei es natürlich in Anbetracht der historisch niedrigen Zinssätze rentabel, jetzt auf dem Kapitalmarkt so viel Geld wie nur irgendwie möglich aufzunehmen. Über Finanzchefs, die die Gunst der Stunde nicht nutzen, werde man in fünf Jahren lachen. Bis etwa Februar 2013 könnte sich der prozyklische Trend sinkender Zinsen fortsetzen (10j- Staatsanleihen Deutschlands könnten bis auf 1% Rendite fallen), Krisenangst lässt nach. Danach ist mit Gegenwind durch verbesserte Konjunkturdaten und erhöhten Inflationserwartungen zu rechnen. Ein dynamischer Zinsanstieg bis auf ca. 2% bei 10j- Staatsanleihen Deutschlands im Zeitraum Mai-Juni 2013 erschreckt die Anleger. Eine Verbesserung des Arbeitsmarktes in USA führt zu Spekulationen über ein Ende der Niedrigzinspolitik der US-Notenbank. Die Nachfrage von China und Japan nach amerikanischen US-Staatsanleihen wird sich abschwächen, das bedeutet Gegenwind für den amerikanischen Rentenmarkt. Für Anleger an Rentenmärkten bedeutet dies: - nochmaliges Absinken der Renditen zum Jahresanfang - aber im Verlauf des Jahres 2013 heftige und teilweise plötzliche Zinssteigerungen 2013 könnte ein schlechtes Jahr für Rentenanlagen werden! Ausblick Zeitraum Januar März 2013: Inflation Viel Lärm um nichts? Kurzfassung: Die Angst, das quantitative Maßnahmen (QE) der Notenbanken zu höherer Inflation führen wecken bei Anlegern Erinnerungen an die Hyperinflation in der Zeit der Weimarer Republik. Sind diese Ängste berechtigt? Die Analyse der Zusammenhänge zwischen quantitativen Maßnahmen und Inflation zeigt zwei mögliche Ergebnisse: - Inflationswerte zwischen fünf und fünfzehn Prozent sind möglich, ebenso - das sich die Inflation trotz einer enormen Erhöhung der Geldmenge nur zwischen 0 und fünf Prozent bewegt. Die größten Gefahren für Inflation infolge Ausweitung Geldmenge gehen von der Politik aus. Das Risiko ist, dass es den Zentralbanken nicht rechtzeitig gelingt, die Liquidität zu reduzieren, wenn die Wirtschaft an Dynamik gewinnt. Selbstverständlich sind auch andere wichtige Inflationstreiber wie Rohstoffzyklen, aber auch Gefahren wie importierte Deflation aus den Schwellenländern nicht außer Acht zu lassen.
Führt die rasante Geldmengenvermehrung zu Inflation? Die tatsächlichen Folgen hängen sehr stark von den nachfolgend aufgeführten Faktoren ab: a) Politische Maßnahmen b) Umlaufgeschwindigkeit des Geldes c) Inflationserwartungen d) Importpreise Nachfolgend eine kurze Erläuterung der Punkte a) d) Punkt a) Politische Maßnahmen Die Politik stellt die größte Gefahr für steigende Inflationswerte dar. Begründet wird dies damit, dass die Politik in der Theorie sehr genau weiß, wann der geeignete Zeitpunkt für das Stoppen der Geldmengenvermehrung gekommen ist. Aber ein Ausstieg aus der Geldmengenvermehrung könnte dennoch einen Inflationsanstieg erzeugen, wenn er zum falschen Zeitpunkt kommt. Punkt b) Umlaufgeschwindigkeit des Geldes USA: Umlaufgeschwindigkeit als Ratio Nominal GDP/Geldbasis Zeitraum 1929-2011
Die Geldmenge der USA hat sich drastisch erhöht, aber die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist dramatisch gesunken. Angesichts einer riesigen Ausweitung der Geldmenge könnte das Absinken der Umlaufgeschwindigkeit in die Nähe der Werte der Weltwirtschaftskrise (1929 1940) bei der US-Notenbank für ernste Kopfschmerzen sorgen. Wann setzt also eine Phase erhöhter Umlaufgeschwindigkeit ein, die der Politik signalisiert, sich von der quantitativen Lockerung zu verabschieden? Mit Blick auf die Vergangenheit ist die Kreditvergabe der Banken ein gutes Barometer für Veränderungen der Umlaufgeschwindigkeit. USA: Gewerbe- und Industrieausleihungen Erste positive Veränderungen in der Kreditvergabe zeigen sich bereits. Um aber um die Geschwindigkeit auf einen Wert zu bringen, der eine ernsthafte Inflationsbedrohung darstellen würde, wären allerdings kontinuierlich stärkere Steigerungen der Kreditvergabe nötig. Punkt c) Inflationserwartungen Die Inflationserwartungen sind trotz der lockeren Geldpolitik stabil, wenn man die Verbraucherdaten zugrunde legt. Aber Vorsicht, diese Erwartungen können sich ohne Grund plötzlich verändern. (Anmerkung: Ausbruch aus fallenden Dreieck).
Punkt d) Importpreise Die Importpreise für die USA haben sich seit einem Jahr nicht weiter erhöht und bewegen sich seitwärts. Sie stellen momentan kein Inflationspotential dar. Expansive Geldpolitik sollte eigentlich zu steigenden Inflationsraten und damit zu Zinsdruck vor allem am langen Ende der Zinsstrukturkurve führen. Die historische Erfahrung zeigt, dass ein Übermaß an Liquidität und Staatsverschuldung zu Inflation führt, aber nur wenn die Konjunktur gut läuft. Deshalb ist unwahrscheinlich, dass die Ausweitung der Geldmenge allein die Inflation steigen lasse. Die größten Gefahren für Inflation infolge Ausweitung Geldmenge gehen von der Politik aus. Das Risiko ist, dass es den Zentralbanken nicht rechtzeitig gelingt, die Liquidität zu reduzieren, wenn die Wirtschaft an Dynamik gewinnt. Auch die Inflationserwartungen könnten dadurch beeinträchtigt werden, dass die Geldmengenausweitung ein Nachlassen der Haushaltsdisziplin zur Folge haben könnte. Die anderen Gefahrenpunkte (Umlaufgeschwindigkeit, Importpreise) können als neutral eingestuft werden. Als Anleger ist man gut beraten, auf die Veränderungen in den Punkten a) d) zu achten, damit man die Warnzeichen einer länger andauernden Inflation rechtzeitig erkennen kann. Ein, zwei Jahre kann die momentane Geldpolitik der Notenbanken noch gut gehen, dann kann es ernst werden. Die Anleger sollten sich darauf vorbereiten.
Technisches Bild (Chartanalyse) 1. Langfristiges Bild (US-Staatsanleihen 10j) Prognose Wachstumszweifel beeinflussen kurzfristig weiterhin die Zinsentwicklung. Mittelfristig ziehen aber am Rentenmarkt dunkle Wolken auf. Besonders die Nachfrageschwäche nach US-Staatsanleihen aus Asien (Japan, China) und Inflationsängste aus China und dem Rohstoffbereich sorgen längerfristig für Zinssteigerungen. Es gibt momentan einen leichten Rückgang der Extremrisiken, insbesondere in Europa. Daher meine Erwartung nochmals kurzfristig sinkender Renditen. Mittelfristig ziehen am Rentenmarkt aber dunkle Wolken auf. Das Versprechen der US-Notenbank die Zinspolitik an die Entwicklung des US-Arbeitsmarktes zu koppeln, wird bei jeder Verbesserung am Arbeitsmarkt Zinsdiskussionen zur Folge haben. Der Überschuss aus der Handelsbilanz Chinas mit USA verringert sich und damit wird die Nachfrage Chinas nach US-Staatsanleihen ebenso nachlassen. Aber Anleger sollten sich aber auch bewusst sein, dass die Renditen noch niedrig bleiben können - sofern sich die Inflation weiter in Grenzen hält, die US-Notenbank ihre expansive Geldpolitik fortsetzt und amerikanische US-Staatsanleihen weiter als sicherer Hafen gelten. Zusammenfassend kann man erwarten, dass der Höhepunkt für die Renten börsenpsychologisch erreicht ist. Das Jahr 2013 wird am Rentenmarkt Zinsrisiken bringen, und man kann sich als Rentenanleger nicht wie bisher auf das Handeln der Notenbanken verlassen.
2.2. Charttechnische Analyse mittelfristig US-Staatsanleihen 10j Im obigen Chart sind verschiedene Makro-Szenarien dargestellt. Wir werden uns voraussichtlich zwischen den Szenarien Deflation und Inflation bewegen. Mit aufkommenden Inflationsängsten und verbesserten Konjunkturaussichten sind im 2. Quartal auch Bewegungen der langfristigen Zinsen bis 3% möglich. Die langfristigen Zinsen dürften 2013 im Mittel steigen. Ein besonderes Augenmerk ist auf die 10j japanischen Staatsanleihen zu richten, wegen der Neuausrichtung der expansiven Geldpolitik. Mit dem Konjunkturaufschwung in China und der Neuausrichtung der Geldpolitik in Japan kommt es zu einer geringeren Nachfrage aus diesen Ländern nach US-Staatsanleihen. Der Kreislauf steigender Zinsen dürfte von Japan über USA auch Europa erreichen. Aber es gibt auch ein alternatives Szenario: Zehnjährige Staatsanleihen bei 0,5%? Sollte es erneut zu einem wirtschaftlichen Schock Lehman'scher Dimension" infolge Fehler der Politik kommen, darf man also ein erneutes deutliches Absacken der Renditen von 10j-Staatsanleihen nicht ausschließen. Allerdings wäre die Ausgangslage dieses Mal eine andere, denn die Renditen 10j-Staatsanleihen bewegen sich bereits nahe ihrer historischen Tiefststände. Legt man eine ähnliche Entwicklung wie im Jahre 2008 zu Grunde, würden kurze Staatsanleihen deutlich im Minus rentieren und Anleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit könnten vielleicht sogar in Richtung 0,5 Prozent absacken. Klingt unglaublich? Vielleicht! Doch haben wir schon so manches Renditeniveau in der Vergangenheit für unwahrscheinlich erachtet und trotzdem sind die Renditen immer weiter gesunken.