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Transkript:

Starke Gefühle: Ohnmacht Unterrichtsbausteine zu schatten und licht, Heft 3/2016 Prof. Dr. Gabriele Klappenecker Dietrich Bonhoeffer schreibt aus dem Gefängnis Berlin-Tegel am 16. Juli 1944 an seinen Freund Eberhard Bethge: Gott läßt sich aus der Welt herausdrängen ans Kreuz, Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und nur so ist er bei uns und hilft uns. Es ist Matthäus 8, 17 ganz deutlich, dass Christus nicht hilft kraft seiner Allmacht, sondern kraft seiner Schwachheit, seines Leidens! Hier liegt der entscheidende Unterschied zu allen Religionen. [ ] Die Bibel weist den Menschen an die Ohnmacht und das Leiden Gottes; nur der leidende Gott kann helfen. 1 Im Gefängnis hat Bonhoeffer seine Theologie in Bezug auf Jesaja 53, 4 konzipiert, auf die Mt 8, 17 verweist: Er hat unsere Schwachheit auf sich genommen, und unsere Krankheit hat er getragen. Menschen in Not sind verbunden mit der Ohnmacht Gottes und seinem Leiden. Jesus ist, so meint Bonhoeffer, der Mensch für andere 2. Ohnmacht ist ein starkes Gefühl, das zum Mensch-Sein dazu gehört und dem Mensch gewordenen Gott nicht fremd war. Gott solidarisiert sich in Jesus Christus mit allen, die Ohnmacht empfinden. Diakonisch gesehen kann man hier von Mitleiden sprechen, das aus dieser Glaubenserkenntnis erwächst. Es ist die Voraussetzung für Resonanzfähigkeit, also ein wechselseitiges Aufeinander- Eingehen, im professionellen Handeln. Diakonisches Handeln hat aber auch den Charakter, Menschen dabei zu unterstützen, selbstbestimmt zu handeln. Jesus verbindet seine Handlungen mit der Aufforderung Geh hin! Diese Anweisung zielt darauf, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und Selbstverantwortung zu übernehmen. 3 1 Dietrich Bonhoeffer Werke DBW Bd. 8, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, ed. Christian Kaiser, Hausgegeben von Christian Gremmels, Eberhard Bethge und Renate Bethge, in Zusammenarbeit mit Ilse Tödt, 1. Aufl. 1990, 534. 2 Bonhoeffer, DBW Bd. 8, 559. 3 Martin Horstmann, Das Diakonische entdecken. Didaktische Zugänge zur Diakonie, Heidelberg 2011, 252f. 1

Der Religionsunterricht hat eine doppelte Aufgabe: Zum einen interpretiert er die Kreuzestheologie in einer Weise, die den Jugendlichen angemessen ist. Er zeigt: Weil Gott mit ihnen leidet, müssen sich Menschen, die Ohnmacht erfahren, nicht verlassen fühlen. Sie können mit der Hilfe anderer Menschen dazu befähigt werden, ein Stück Selbstbestimmung zu erlangen. Zum anderen muss der Religionsunterricht auch erklären, wie das Mitleiden Gottes uns entlastet: Er hat unsere Schwachheit auf sich genommen.... Nicht ich bin der Mensch, der die Ohnmacht anderer auf sich nehmen und wie Jesus in seinen Heilungen vollends zu beseitigen suchen muss. Das kann ich auch gar nicht. Ich kann mich aber von diesem Ereignis berühren lassen und Verantwortung übernehmen. Einerseits für mich selbst, indem ich Hilfe in Anspruch nehme, wenn ich mich ohnmächtig fühle. Andererseits für andere, indem ich im Rahmen meiner Möglichkeiten Hilfe anbiete, wenn ich sehe, dass jemand diese braucht. Wie sich dies verwirklichen lässt, das zeigen die drei Beispiele aus dem diakonischen Berufsfeld der eva. Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler Sek. I, Klasse 7-9, Konfirmandinnen und Konfirmanden Hauptmedium: Schatten und Licht 3/2016: Starke Gefühle: Ohnmacht Methoden: Bearbeiten von Arbeitsblättern, kreative Text- und Bildgestaltung, Schreibgespräch Sozialformen: Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Arbeit im Plenum Zeitbedarf: Ca. 2 Schulstunden bzw. 1x90 Minuten Materialien: M 1 bis M 5 Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler, Konfirmandinnen und Konfirmanden setzen sich anhand der in Schatten und Licht dargestellten Berichte mit dem Gefühl der Ohnmacht auseinander. Sie lernen die große Spannbreite dieses Gefühls kennen. Sie reflektieren anhand biblischer Beispiele und christlicher Anthropologie das Spannungsverhältnis Ohnmacht Ermächtigung. Sie entwickeln Sensibilität, indem sie sich mit Situationen der Ohnmacht auseinandersetzen. Sie lernen, Herausforderungen anzunehmen, aber auch, Verantwortung abzugeben. 2

I. Beispiele Beispiel 1: Sich wieder etwas zutrauen Jasmin Hofmann ist von ihren drei Kindern überfordert. Vor allem ihr jüngstes Kind, Cem, fällt durch aggressives Verhalten auf, mit dem er nicht nur die Familie tyrannisiert. Sie bekommt Depressionen, ihr Mann muss seine Arbeit aufgeben. In einer Wohngruppe des Flattichhauses finden sie und ihr Mann einen Weg aus der Ohnmacht: sie werden mit Hilfe pädagogischer Fachleute dazu befähigt, Selbstbewusstsein zu entwickeln und ihre Erziehungsprobleme zu lösen. Beispiel 2: Ohnmächtig und trotzdem selbstbestimmt Michael Kaiser ist spastisch gelähmt und sitzt im Rollstuhl. Er ist angewiesen auf Theo Balbig vom Gute-Nacht-Dienst der eva, der ihn aus dem Rollstuhl ins Bett hebt, mit ihm plaudert und wichtige Handgriffe im Haushalt tut. Danach fährt Theo Balbig weiter zu Frank Huber. Dieser ist angewiesen auf eine Schlaf-Maske, die er sich selbst nicht anziehen kann, aber braucht, um im Schlaf keine Atemstillstände zu erleiden. Tagsüber führt Huber ein interessantes Leben als Freiberufler und Hobby-Musiker. Theo Balbig, der ihm vor allem beim Anlegen der Maske hilft, ermöglicht Frank Huber ein Größtmaß an Flexibilität. Man kann sagen: Er mindert Ohnmacht oder positiv gewendet: er ermöglicht Selbstbestimmung. Beispiel 3: Zurückfinden zum Urvertrauen Kornelia Birkemeyer, alleinerziehende Mutter, konnte ihren Beruf als Gesundheits- und Krankenpflegerin nicht mehr ausüben, weil immer wieder schwere psychische Krisen sie erschütterten. Ihren Aufenthalt in der Psychiatrie beschreibt sie rückblickend als Ausgeliefertsein. Sie lebt heute von Erwerbsminderungsrente in einer Einzimmerwohnung und hat dank einer Tagesstätte für psychisch kranke Menschen wieder eine Struktur für ihr Leben gefunden. Kochen, Lesen, Sport treiben und die Entdeckung der Spiritualität halfen und helfen ihr dabei, sich selbst anzunehmen und die Kraft dazu zu finden, auch anderen zu helfen: Sie hat eine Ex-In -Ausbildung (siehe Info- Kasten) absolviert und unterstützt nun auf der Grundlage ihrer Erfahrungen ein Team in der Gemeindepsychiatrie. Auch weil sie in ihrem Sohn und einem guten Freund Vertrauenspersonen gefunden hat, mit denen sie über alles reden kann, hat sie aus der Ohnmacht herausgefunden zurück zu ihrem Urvertrauen aus der Kindheit. 3

II. Unterrichtsbausteine Allen Schülerinnen und Schülern, Konfirmandinnen und Konfirmanden steht das Heft Schatten und Licht 3/2016 Starke Gefühle: Ohnmacht zur Verfügung. Überblick über den Gesamtverlauf Begriffsklärung: Ohnmacht Befähigung (in der Alltagswelt, theologisch gesehen) Baustein 1 (Arbeitsblatt M1 in Einzelarbeit mit Austausch darüber im Plenum) 20 min Ohnmacht und Möglichkeiten zu Wegen aus der Ohnmacht: drei Beispiele Baustein 2 (Kreative Textbearbeitung in Gruppen mit Hilfe von M2, M3, M4 25 min Austausch über die Ergebnisse der Gruppenarbeit Baustein 3 (Präsentation und Austausch der Textbearbeitung im Plenum) 15 min Theologische Reflexion, Transfer der wesentlichen Inhalte zweier Wundergeschichten auf die heutigen Erfahrungen von Ohnmacht Baustein 4 (Arbeitsblatt M 5 und kreative Textgestaltung). Hierzu braucht man bunte Blätter und Edding-Stifte. 30 min Baustein 1: Begriffsklärung Ohnmacht Befähigung (Plenum) / M1 Schülerinnen und Schüler der unteren Stufe in Sek I, aber auch Konfirmandinnen und Konfirmanden sind oft noch sehr dem konkreten Denken verhaftet. Den Begriff Ohnmacht werden sie zunächst rein medizinisch verstehen oder mit umgangssprachlichen Wendungen assoziieren (z.b. Ich fall in Ohnmacht! ). Wenn man sie aber zu einer begrifflichen Betrachtung einlädt und dies mit Beispielen füllen kann, werden sie verstehen, dass es auch Ohnmachtserfahrungen im Sinne des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit gibt. In einem weiteren Schritt ist die theologische Bedeutung des Begriffs zu erschließen. Hierbei sollen der Ausschnitt aus dem Glaubensbekenntnis und die Fragen dazu helfen. 4

Baustein 2: Ohnmacht und Wege aus der Ohnmacht (Gruppenarbeit) / M2, M3, M4 In der Gruppenarbeit wird der Begriff Ohnmacht mit Leben gefüllt. Die drei Texte aus schatten und licht werden in drei Gruppen mit Hilfe unterschiedlicher Methoden erschlossen. Am Ende der Gruppenarbeit steht jeweils ein Ergebnis, das sich gut präsentieren lässt: Der Entwurf eines Symbolbildes, das die Arbeit des Flattichhauses illustriert, Mindmaps zum Thema Schwerbehinderten- Assistenz und ein fiktives Bewerbungsschreiben für eine Ex-In -Ausbildung. Baustein 3: Austausch über die Ergebnisse der Gruppenarbeit (Plenum) Durch die Präsentation eines in kreativer Weise erstellten Textes oder eines Symbolbildes werden die oft als ermüdend empfundenen Textzusammenfassungen vermieden. Die Schülerinnen und Schüler haben ein anschauliches Ergebnis, das sie mit Hilfe von Informationen aus den Texten präsenteren und der Klasse erklären müssen. In vielen Klassenzimmern stehen Dokumentenkameras, die es ermöglichen, die Präsentationstexte vergrößert auf der Leinwand sichtbar zu machen. Diese können aber auch mit dem Handy oder dem Tablet fotografiert und mit Hilfe von Laptop oder Tablet wiedergegeben werden. Baustein 4: Theologische Reflexion, Transfer der wesentlichen Inhalte zweier Wundergeschichten auf die heutigen Erfahrungen von Ohnmacht (Einzelarbeit und Plenum) / M5 Für die theologische Reflexion wurden bewusst Wundergeschichten gewählt; auch deshalb, weil sie im Bildungsplan für die Klassen 7/8 vorgesehen sind. An ihnen kann man gut sehen, wozu Jesus befähigt, und lernen, dass die endgültige Heilung nur Gott überlassen werden kann. Das hat eine entlastende Funktion. Die Fragen setzen Impulse in diese Richtung. Zum Schluss wird der Entwurf eines Fürbitten-Gebetes gewählt, um eben diese entlastende Funktion des Wunderwirkens Jesu zu verdeutlichen. Hierzu werden farbige Kärtchen und Edding-Stifte an Zweier-Gruppen ausgeteilt. Die Fürbitten werden von jeder Gruppe zuerst vorgelesen und dann an die Tafel geheftet. Anschließend bringt die Lehrerin im Gespräch mit der Klasse die Fürbitten in eine sinnvolle Reihenfolge. Das so entstandene Tafelbild wird von der Lehrerin fotografiert, abgetippt und in der nächsten Stunde an die Schülerinnen und Schüler ausgeteilt. Die Fürbitten können im nächsten Schulgottesdienst verwendet und mit dem Vaterunser abgeschlossen werden. 5

Im Schlussgespräch mit der Klasse sollte herausgearbeitet werden: Jesus fordert heraus zur Nachfolge, lässt Freude an Verantwortungsübernahme entstehen und wachsen, aber er überfordert nicht. Jesus ist allein derjenige, der vollständig heilen kann. Aber die Menschen, die ihm nachfolgen, können Spuren des Reiches Gottes sichtbar machen und auf Jesus verweisen. Schwer zu vermitteln und auszuhalten ist, dass in einer noch nicht erlösten und zerbrechlichen Welt oft nur Schritte aus der Ohnmacht heraus getan werden können. Diese kann aber von Menschen nicht ganz überwunden werden. Hier kann darauf verwiesen werden, dass Jesus sich als leidender Gott mit den Ohnmächtigen identifiziert (M 1). Prof. Dr. Gabriele Klappenecker ist außerplanmäßige Professorin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Pfarrerin am Friedrich-List-Gymnasium Asperg. 6