I D C E X E C U T I V E B R I E F Schweizer Unternehmen profitieren vom strategischen Einsatz der Cloud Oktober 2012 Matthias Zacher & Mark Schulte. Basierend auf einem von T-Systems gesponserten IDC-Fragebogen Einführung IDC EMEA, 389 Chiswick High Road, London, W4 4AE, U.K. Tel.+44.20.8987.7100 www.idc.com Cloud Services stehen bei vielen Unternehmen heutzutage auf der Agenda, doch es entstand in den vergangenen Jahren ein regelrechter Hype um das Thema. Ungeachtet dessen stellt sich die Realität von Cloud Services in Unternehmen mittlerweile als durchaus gereift dar. Das vorliegende Dokument soll zeigen, wie Schweizer Unternehmen Cloud-Lösungen als integrierten Bestandteil ihrer Strategie nutzen, um geschäftliche Herausforderungen zu bewältigen. Darüber hinaus wird dargestellt, wie eine leichtfüssige Einführung und ein maximaler Nutzen von Cloud Services in der Unternehmens-IT sichergestellt werden kann. Methodik Im Sommer 2012 führte IDC in Westeuropa, den USA und Brasilien 500 telefonbasierte Interviews durch. Die Gespräche wurden ausschliesslich mit Geschäftsführern und IT-Entscheidungsträgern in Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten in unterschiedlichen Branchen getätigt. Die Interviews brachten Ansichten und Meinungen der Befragten über den Einsatz von Cloud Services im Anwendungsumfeld hervor. Ausserdem äusserten sich die Befragungsteilnehmer über bestehende und zukünftige Implementierungsabsichten sowie über wesentliche Herausforderungen in ihrem IKT- und Geschäftsumfeld. In diesem IDC Executive Brief werden die Antworten der 54 Befragten aus Schweizer Unternehmen näher analysiert und vorgestellt. Vorteile Moderne IT-Entscheider fokussieren mehr auf die Lösung von Geschäftsproblemen als dass sie nur die IT ihres Unternehmens verwalten. Dies spiegelt sich auch in ihren Investitionsentscheidungen wider. Auf der Prioritätenliste weit oben stehen für IT-Entscheider in der Schweiz die Verbesserung der Servicequalität, die Analyse grosser Datenmengen (Big Data), der Ausbau von Collaboration-Lösungen und die Unterstützung von Mobilität. Cloud Computing als eine für sich betrachtete IT-Lösung belegt bei etwas mehr als 30 % der Befragten einen der vorderen Plätze. Aber mehr IDCEB12U
als 60% der befragten Schweizer Manager sehen Cloud Services durchaus als ein Mittel zur Lösung von komplexen IT- Herausforderungen an. Knapp Zwei von drei IT-Entscheidern glauben daher, dass Cloud Services bei zukünftigen IT-Investitionen einbezogen werden. Entscheidungen über die Einführung von Cloud Services werden nicht ausschliesslich von IT-Verantwortlichen, sondern vom Top Management getroffen. In jedem zweiten Unternehmen gehört der Geschäftsführer zu den Entscheidungsträgern. Dies ist durchaus wichtig, da der Einsatz von Cloud Services die Art und Weise, wie das Unternehmen arbeitet und wie IT zur Entwicklung des Geschäfts beitragen kann, beeinflusst. Erfolgreiche Cloud-Projekte sind dadurch gekennzeichnet, dass sie Business- und IT-Aspekte im gleichen Ausmass einbeziehen. Natürlich wird es im Aufgabenbereich der IT liegen, die operative Verantwortlichkeit des Projekts zu tragen. Doch das Projekt wird nicht erfolgreich verlaufen, wenn es ausschliesslich von der IT getrieben wird. Jedes strategische Projekt eines Unternehmens braucht die Aufmerksamkeit und den Einbezug des CEO, CFO und der Verantwortlichen der betroffenen Linienabteilungen. Ein solches Projekt muss darüber hinaus wesentliche Geschäftsfelder eines Unternehmens adressieren - dazu gehören Geschäftserneuerungen, finden und nutzen von neuen Wachstumsmöglichkeiten, beibehalten der Geschäftsstabilität und verbundene Risiken. Sämtliche dieser Aspekte müssen durchdacht und Gegenstand eines Cloud- Projektplans sein. Datenverfügbarkeit wichtiger als Kostenreduktion Die Vorteile von Cloud Services sind vielfältig. Während häufig über Kosteneinsparungen in diesem Zusammenhang gesprochen wird, rücken andere Vorteile für viele Unternehmen in den Fokus. Dies zeigt die wachsende Reife der Einstellungen und Erwartungen von Unternehmen bezüglich Cloud Services. Wie Abbildung 1 verdeutlicht, haben die Befragten am häufigsten den verbesserten Datengriff als wichtigsten Vorteil von Cloud Services benannt. Somit zählen ein verbesserter Datenzugriff und eine höhere Datenverfügbarkeit in den Augen der Schweizer Unternehmen zu den wichtigsten Vorteilen von Cloud Services. Dies zeigt, dass sie die mit diesen Aspekten verbundene Flexibilität und Transparenz als besonders wichtig erachten. Geringere IT-Kosten sind nach wie vor ein wichtiger Vorteil von Cloud Services, doch die Dominanz des Kostenvorteils scheint gebrochen - vor einigen Jahren waren Kosten noch das dominierende Argument, wenn es um die Einführung von Cloud Services ging. Die befragten Unternehmen erwarten kurzfristig von der Cloud-Einführung durchschnittlich über 20 % Kosteneinsparungen in den nächsten 3 bis 5 Jahren sogar mehr als 30 %. 2 2012 IDC
Abbildung 1 Vorteile von Cloud Services F: Was glauben Sie ist der wichtigste Vorteil - erreicht oder erwartet - von einer Cloud- Investition? Verbesserter Datenzugriff 37% Geringere IT-Kosten 24% Schnelle Einführung neuer Produkte 17% Flexible Anwendungsentwicklung Ablösung des Altsystems 7% 7% Keine Infrastruktur-Investitionen Einsparungen jenseits der IT 4% 4% 0% 20% 40% n=54 Quelle: IDC, 2012 Die Kostenaspekte (geringere IT Kosten, Einsparungen jenseits der IT, keine Infrastruktur-Investitionen) zählen für ein Drittel der Unternehmen zu den wichtigsten Gründen. Hingegen summieren sich die Nennungen über Vorteile in Bezug zum Arbeitsprozess und der Unternehmensagilität, wie verbesserter Datenzugang, schnelle Einführung neuer Produkte und flexible Anwendungsentwicklung auf über 60 %. Allerdings ist der Kostenfaktor nach wie vor ein wesentlicher Treiber für den Einsatz von Cloud Services: Drei von vier Befragten sagen, dass sie wahrscheinlich neue Cloud-Lösungen im nächsten Jahr einführen werden, um die IT-Kosten zu senken. Entwicklungen Die meisten Unternehmen haben bereits Erfahrungen mit Cloud Services erlangt, obgleich ihnen das eventuell nicht bewusst ist. Denn ihre derzeitigen Web-Anwendungen sind Cloud Services im eigentlichen Sinne. Dennoch planen viele Unternehmen neue Cloud-Lösungen im nächsten Jahr einzuführen. Abbildung 2 verdeutlicht, dass Produktivitäts-Tools wie E-Mail, Collaboration oder Office-Pakete und ERP-Lösungen am beliebtesten sind. Während die Produktivitäts-Tools bereits über mehrere Jahre breit angewandt werden ist es bemerkenswert, dass über ein Viertel der befragten Schweizer Unternehmen in Erwägung ziehen, ihre ERP-Lösung aus der Cloud zu beziehen. 2012 IDC 3
Abbildung 2 Neue Geschäftsanwendungen für Cloud Services F: Welche zwei Geschäftsanwendungen wird Ihrer Organisation im nächsten Jahr am wahrscheinlichsten aus der Cloud beziehen? Produktivitäts-Tools (E-Mail, Collaboration, Office-Paket) Back office - ERP 28% 32% Front office - CRM 26% Wertschöpfungskette 22% Lösungen für Online Stores 22% Industriespezifische Lösungen 17% Anwendungsentwicklung 6% Mobile Device Management 4% Sonstige 2% 0% 10% 20% 30% 40% n=54 Quelle: IDC, 2012 Abwägungen In Bezug auf Cloud Services führte das Thema Sicherheit zu wesentlichen Bedenken bei Unternehmen. Jedoch verändert sich die Debatte während der Markt an Reife gewinnt. Die ursprünglichen Besorgnisse über die Gewährleistung der IT-Sicherheit verbreitern sich in die generelle Überlegung, was IT Governance in einer Cloudbasierten IT-Umgebung überhaupt bedeutet. Compliance, Zugang und Verfügbarkeit, Datenstandort und Personalabbau spielen in diese Diskussion mit ein. Die Debatte verändert sich ausserdem bei der ansteigenden Verfügbarkeit von unterschiedlichen Cloud-Typen, wie Shared Clouds mit Sicherheitsbestimmungen des Unternehmens und SLAs oder fest zugeordneten Private Hosted oder On-Premises Clouds. Dies legt nahe, dass Sicherheitsbedenken nicht ein absolutes Hinderniss zum Cloud-Einsatz darstellen. Vielmehr ist das Thema Sicherheit ein Parameter im Abwägen über den richtigen Cloud-Typ und dessen Verwendung. 4 2012 IDC
Die Diskussion über Themen wie Sicherheit und Compliance führte zu einem starken Fokus auf Private Clouds. Abbildung 3 zeigt, dass 35 % der Schweizer Unternehmen eine Private Cloud-Strategie implementiert haben - nur 6 % folgen dem Public Cloud-Ansatz. Abbildung 3 Cloud-Strategie in der Schweiz F: Welche der folgenden Aussagen beschreibt den derzeitigen Status ihres Unternehmens hinsichtlich des Einsatzes von Public oder Private Cloud am besten? Wir verfolgen eine Private Cloud-Strategie 35% Wir verfolgen eine Hybrid Cloud-Strategie 15% Wir verfolgen eine Public Cloud-Strategie 6% Wir haben keine Cloud-Strategie, sind aber positiv über Cloud Services gestimmt Wir wollen keine Cloud Services nutzen 22% 22% 0% 10% 20% 30% 40% n=54 Quelle: IDC, 2012 Dies bedeutet nicht, dass sich Unternehmen von Public Cloud Services distanzieren - im Gegenteil, die Einführung wird weiter steigen. Im Moment sind strategisch wichtige Projekte jedoch in Richtung Private Cloud ausgerichtet. IDC ist der Meinung, dass dieser Wandel und die Verfügbarkeit von sichereren Clouds Schlüsselfaktoren sind, die hinter den 28 % der Unternehmen stehen, die ihre ERP-Lösung in die Cloud transferieren wollen. Denn in Private Clouds sind die notwendigen Sicherheitslevel, SLAs und Compliance verfügbar. Schweizer Unternehmen wägen eine Fülle von Optionen für ihre Cloud-basierte ERP-Lösung ab. Diese reichen von Private Clouds über gemeinsam genutzte Unternehmensinfrastrukturen bis hin zu privaten Lizenzen für eine Public Cloud oder SaaS-Lösungen. Die Ergebnisse der Befragung verdeutlichen, dass Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern häufiger eine Cloud-Strategie implementiert haben und vermehrt auf Private Cloud-Lösungen setzen, als kleinere Unternehmen. Schweizer Unternehmen sind bekanntenmassen zurückhaltend, was die Einführung neuer Technologien und Konzepte betrifft. Das bestätigt sich auch in der vorliegenden Umfrage und gilt insbesondere für das Outsourcen von Private Clouds an externe 2012 IDC 5
Service Provider, dass deutlich weniger Schweizer Unternehmen als in vergleichbaren europäischen Ländern planen. Andererseits sind in der Schweiz viele multinationale Konzerne und europäische Konzernzentralen beheimatet. Gerade diese Firmen und Organisationen stehen Innovationen durchaus aufgeschlossen gegenüber. Zudem ist die Zahl der Rechenzentren in der Schweiz überproportional hoch. Damit ist ein grosses Potenzial für Private Clouds gegeben. Der Cloud-Markt reift nach wie vor. IDC empfiehlt Unternehmen daher, gemeinsam genutzte Lösungen in Erwägung zu ziehen. Alternativ sollte bei der Auswahl einer Cloud-Lösung zumindest auf die spätere Möglichkeit zur Migration in eine geteilte Umgebung Wert gelegt werden - wenn die notwendigen Voraussetzungen dafür stimmen. Einbezug externer Berater Cloud Services können die Arbeiten von Endnutzern vereinfachen, doch eine komplexe Umgebung mit einem Mix aus Cloud und traditionellen Ressourcen von unterschiedlichen Anbietern aufzusetzen und zu betreiben macht die Arbeit der IT- Verantwortlichen nicht einfacher. Daher ist es nicht überraschend, dass die Einführung von Cloud Services den Bedarf an externer Beratung in Unternehmen erhöht. Hierzu gehört auch Hilfe beim Verstehen der Möglichkeiten und Business Cases, das Erstellen einer Roadmap und die Entscheidung, welcher Cloud-Typ der geeignete ist und wie die operative Administration gestaltet werden kann. Schweizer Unternehmen beschäftigen sich gerne mit der Erstellung einer Strategie, Roadmap und von Business Cases. Dies ist durchaus empfehlenswert um sicherzustellen, dass Geschäftsziele und -prioritäten die wesentliche Orientierung bleiben. Dennoch ist es ratsam, auch externe Berater einzubeziehen, um Zugang zu Tools, best practices und Erfahrungen zu erhalten. Die etwas praxisorientierte Phase des Entwerfens, Erstellens und Migrierens wird sehr oft an externe Anbieter abgegeben, die über die entsprechende Erfahrung verfügen. Bei der Auswahl einer Beratungsgesellschaft haben Schweizer Unternehmen begonnen, über ihren normalen Service Provider hinauszublicken. Es ist naheliegend, zuerst bekannte Anbieter anzusprechen - insbesondere, wenn die eigenen Kenntnisse über Cloud Services eher gering sind. Je weiter der Cloud Services-Markt reift, desto mehr Unternehmen sprechen jedoch mehrere Quellen an und lassen so auch unabhängige Verater und andere Dienstleister ihren Beitrag leisten. Diese müssen dann allerdings in der Lage sein, mit einem guten Angebot zu überzeugen, denn 78% der Schweizer Unternehmen wollen zunächst die Offerten der ihnen bekannten Anbieter prüfen. IDC ist der Meinung, dass Unternehmen immer innovative Wege zur Lösung ihrer IT-Bedürfnisse einschlagen sollten. Dies trägt auch dazu bei, eine optimale Lösung nicht nur aus der Kosten- sondern auch aus der Business Development- Perspektive zu bekommen. Viele Unternehmen in der Schweiz entwickeln ihre Geschäftsmodelle und in der Regel auch ihre 6 2012 IDC
Informationstechnologie äussert behutsam weiter. Das Beharrungsvermögen ist gross und die Sicht eher konservativ. Die Schweizer Unternehmen äusserten in den Interviews, dass sie bei der Anbieterauswahl insbesondere Wert auf geringe Implementierungskosten, die Marke des Service Providers und seine Erfahrungen Wert legen. Aus IDC-Sicht sind dies sinnvolle Auswahlkriterien, die durch die Erfahrungen der Anbieter in einem glatten Übergang und Transformation, um Geschäftsrisiken abzumildern. Zusammenfassung Cloud Computing repräsentiert einen Wandel in der Art, wie IT genutzt wird: IT wird als Dienstleistung bereitgestellt und zunehmend nicht mehr im eigenen Unternehmen produziert. Auch die Besitzverhältnisse der IT-Infrastruktur haben sich durch Cloud- Lösungen verschoben. Diese wesentliche Veränderung wirkt sich fundamental auf die IT-Abteilung, Unternehmensabläufe und auf die Flexibiltät eines Unternehmens aus - und sollte aus Unternehmens- Sicht sorgsam in Erwägung gezogen werden. Cloud Services reifen in der Schweiz und Unternehmen denken aktiv darüber nach, Investitionen zu tätigen, um ihre Geschäftsanforderungen zu bewältigen. Cloud Services sind nicht nur eine Möglichkeit zur Verringerung der IT-Kosten, sondern sollten im strategischen Zusammenhang zum Geschäftsumfeld betrachtet werden. Erfolgreiche Cloud-Projekte adressieren nicht nur die IT- Abteilung sondern auch die Business-Seite. Teil des Entscheidungsprozesses sollten Mitglieder der Vorstandsebene sein, um die Integration von Cloud Services in die Unternehmensstrategie und die Umsetzung von Veränderungen sicherzustellen. Das Interesse in Private Clouds ist insbesondere hoch, da sie als sicherer und integrationsfähig angesehen werden. Dies sind Schlüsselparameter bei der Abwägung, die ERP-Lösung in die Cloud zu verlegen - so wie dies bereits eins von vier Unternehmen in der Schweiz plant. Wenn Unternehmen eine Cloud-Strategie einschlagen, sollten sie bei der Strategiefindung auch externe Erfahrung mit einbeziehen. Bei der operativen Durchführung der Strategie und bei der Administration der Cloud-Lösung haben externe Anbieter häufig Tools und Methoden, dies effizienter und günstiger zu tun. Dies trägt auch zu einer Verringerung des eigenen Risikos während der Umstellungsphase bei. Cloud-Anbieter sollten hinsichtlich ihrer Lösung, ihrem zukünftigen Betriebsmodell und einer effizienten und fehlerfreien Umstellung der IT-Infrastruktur ausgesucht werden. 2012 IDC 7
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