Newsletter zur Medienberichterstattung in türkischen Zeitungen

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Transkript:

islamedia Newsletter zur Medienberichterstattung in türkischen Zeitungen Spezial: Medienberichterstattung in türkischen Tageszeitungen zur Studie: Ungenutzte Potenziale, Zur Lage der Integration in Deutschland des Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung In der Woche vom 26.01.2009-30.01.2009 überwog in den Europa-Seiten der türkischen Tageszeitungen die Berichterstattung und Kommentierung der Ergebnisse der Studie Ungenutzte Potenziale, Zur Lage der Integration in Deutschland. In der Studie des Instituts für Bevölkerung und Entwicklung in Berlin werden sowohl Lösungsvorschläge als auch Fragestellungen und Problemfelder hinsichtlich der unterschiedlichen Migrantengruppen und ihrer Integration in Deutschland vorgestellt, nachdem sie in der Studie verglichen worden sind. Daneben werden zugleich die erbrachten und fehlenden Integrationsangebote in der Politik beleuchtet und präsentiert. Im Integrationsvergleich mit den untersuchten nicht-türkischen Migrantengruppen gelangt die Studie in der Gruppe der Türkischstämmigen Migranten zu einem negativen Ergebnis. Dieser Aspekt war in der vergangenen Woche der leitende Gegenstand zahlreicher dazugehöriger Kommentar und Artikel in den türkischsprachigen Tageszeitungen. In der Ausgabe dieses Newsletters erhalten Sie dazu eine gekürzte Zusammenfassung. Im Anhang dieser Nachricht finden Sie außerdem die dazugehörige Studie. Meltem Kulaçatan 1

Sabah, 28.01.2009, S. 15 Verständnis nur bis zu einem gewissen Punkt! Die Bundestagsabgeordnete Lale Akgün (SPD) bezeichnet das Ergebnis des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung Die wenigsten Erfolge haben Türken in der Integration in Deutschland als zutreffend für viele Türkischstämmige. Lale Akgün erklärte in einem Interview mit der Zeitung Die Welt, dass dieses Ergebnis einerseits auf die falschen Integrationsmaßnahmen aus der Vergangenheit zurück zu führen sind und andererseits jedoch die Migranten ihren Teil dazu beitragen, indem sie sich daran gewöhnten, ständig Respekt einzufordern. Sie erklärte darüber hinaus wie folgt: Nehmen Sie ein Beispiel aus Berlin: Dort wird tatsächlich ernsthaft darüber diskutiert, ob Mädchen, die eine Burka tragen am Schwimmunterricht teilnehmen sollen oder nicht. Wir müssen auch Mut dafür haben, denjenigen Migranten gegenüber verständnislos entgegen zu treten, welche die Werte unserer Gesellschaft nicht akzeptieren möchten. Derartige Diskussionen brechen den Mut von den Migranten, die unsere Werte akzeptieren, ihren Platz in unserer Gesellschaft gefunden haben und die täglich große Bemühungen auf sich nehmen. Akgün erklärt, dass sie die Ergebnisse der Studie nicht überraschten. Vor zig Jahren seien, wohl wissend, ungebildete und billige Arbeitskräfte aus der Türkei nach Deutschland geholt worden. Die deutsche Regierung wiederum habe keine Bemühungen in die Bildung und Sprachausbildung dieser Menschen investiert und damit auch keine Verantwortung übernommen: Gegenwärtig macht sich dieses Leid offensichtlich. Denn diese Migranten, die weder lesen noch schreiben konnten, vererbten ihre Verhaltens- und Denkweisen an die folgenden Generationen weiter. Migranten, die ihre Rechte verteidigen wollten müssten in die deutsche Gesellschaft hineingehen, erklärt Akgün: Ich denke nicht, dass die Migranten dies wissentlich ablehnen. Vielmehr besitzen viele von ihnen kein Wissen und keine Fähigkeiten darüber, wie sie sich weiter entwickeln können, eben weil ihnen die Bildung als Fundament fehlt. Die Migranten müssen jedoch damit aufhören, lediglich ihre Erwartungen zu formulieren und gleichzeitig in Tatenlosigkeit zu verharren. Sabah, 27.01.2009, Titelseite Von Arzu Ceylan und Mesut Hastürk/Berlin Schock nach dem Integrationsbericht: Wer ist dafür verantwortlich? Im zuletzt veröffentlichten Integrationsbericht in Deutschland sind die Türken diejenigen, die sich am wenigsten integrieren. Einige Zeitungen neigen deshalb wieder zu Pauschalurteilen. 2

In der deutschen Hauptstadt Berlin ist die Studie des Berlin-Insitut für Bevölkerung und Entwicklung Ungenutzte Potenziale: Zur Lage der Integration in Deutschland während einer Pressekonferenz vorgestellt worden. Türken sind die am schlechtesten integrierten Migranten Der an der Studie beteiligte Wissenschaftler Reiner Klingholz erklärte folgendes zu diesem Ergebnis: Nach den vorhandene Daten sind die Türken die am wenigsten erfolgreich integrierte Migrantengruppe. Klingholz, der anhand acht verschiedener Messinstrumente die Auswertung vorgenommen hat äußerte, dass türkische Frauen sogar noch schlechter integriert seien als Frauen aus dem ostasiatischen Raum. Klingholz erklärte darüber hinaus, dass Türken hauptsächlich unter ihrer eigenen nationalen Gruppe heirateten und damit die Gruppe mit den geringsten binationalen Eheschließungen sind. Hohe Zahl an fehlenden Schulabschlüssen unter Türken Obwohl die zweite Generation im Gegensatz zu ihren Eltern eine bessere Bildung erhielt, fallen sie im Vergleich mit den anderen Migrantengruppen weit zurück. Klingholz erklärte, dass jeder dritte Türkischstämmige keinen Schulabschluss besitzt und die Arbeitslosenquote von 23% unter den Türkischstämmigen am höchsten ist. Während der Pressekonferenz, die vor allem in den deutschen Medien auf ein großes Interesse stieß, stellte Klingholz die Frage an Kenan Kolat, weshalb keine Hochqualifizierten Türken nach Deutschland kommen? Im Bericht wird Diskriminierung nicht miteinbezogen Kenan Kolat wiederum erklärte, dass im Bericht die sozialen Umstände und Diskriminierungen nicht ausgewertet wurden. Kolat wies darauf hin, dass die deutsche Staatsbürgerschaft vor allem im Bereich der beruflichen Ausbildung eine wichtige Voraussetzung für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sei. Klingholz wiederum wies darauf hin, dass in der Untersuchung die Türken mit deutscher Staatsbürgerschaft besser integriert sind als Türken ohne deutsche Staatsbürgerschaft sie im Gegensatz zu den anderen jedoch Migrantengruppen immer noch schlechter integriert sind. (...) Zaman, 28.01.2009, S. 4 Von Süleyman Bağ/Berlin, Ziver Ermiş/Köln, Mehmet Küçükkaya/Bremen, Bayram Aydın/München Experten kritisieren die Methoden der Studie Politiker die Gegnerschaft der Türken 3

Die Debatten, welche die Studie Ungenutzte Potenziale Zur Lage der Integration in Deutschland des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung ausgelöst hat gehen weiter. Die Studie gelangt zu dem Ergebnis, dass die Türken in Deutschland die am schlechtesten integrierte Migrantengruppe mit dem größten Widerstand gegen eine Assimilation ist. Von Fachexperten werden die Methoden, die für die Studie verwendet worden sind kritisiert, wohingegen Politiker und Vertreter von Organisationen kritisieren, dass Türken als Gegnerschaft missbraucht werden und die Schwierigkeiten anhand Diskriminierungen aufgrund der ethnischen Herkunft und der Religionszugehörigkeit unbedingt hervorgehoben werden müssen. Dr. Dirk Halm vom Essener Zentrum für Türkeistudien erläutert dazu: In der Studie wurden Familien mit völlig unterschiedlichen Familienmodellen und verschiedenen sozioökonomischen Beschaffenheiten verglichen. Dieser Vergleich führt zu einem Gattungskampf in der Gesellschaft und vergiftet so das Zusammenleben. Die Voraussetzungen und Merkmalen von Menschen, die mit dem Gastarbeiter-Status nach Deutschland gekommen waren und Menschen, die als Deutschstämmige (Aussiedler) nach Deutschland einwanderten sind Grund verschiedenen. (...) Der. Vorsitzende des Deutsch-Türkischen Forums der CDU in Nordrhein-Westfalen Bülent Arslan (CDU) kritisiert die Versäumnisse der Politik in den 1990er Jahren. Arslan erklärte im Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), dass ihn persönlich die Ergebnisse der Studie nicht überraschten: Ich habe immer gewusst, dass die Integrationsschwierigkeiten untern den Türken am größten und schwersten sind. (...) Hürriyet, 27.01.2009, S. 14 Von Süleyman Selçuk / Berlin Schlechte Note für Integration Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Maria Böhmer (CDU) erläuterte in ihrer gestrigen Erklärung während des Internationalen Symposium im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin (Siehe dazu: http://www.integration-symposium.de/index.php?dir=programme&script=index, Anm. M. K.), dass Türken in Deutschland die Migrantengruppe mit dem schwächsten Integrationsergebnis sind. Böhmer berief sich in ihrer Erklärung auf Daten aus dem Jahr 2005: Das Ergebnis ist bedenklich. Wir müssen aufgrund dessen unsere Integrationspolitik verändern. In dem Ergebnis der Studie des als Regierungsnah bekannten Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung erhalten die Türken die schwächste Note in der Integration. 4

Maria Böhmer bewertete dieses Ergebnis der Studie als unerfreulich und äußerte sich dazu mit folgenden Worten: Da wir diese Realität wahrnehmen werden wir in unserer Integrationspolitik Veränderungen vornehmen. Der Schlüssel zur Integration ist die Bildung. Die Ersten, die nach Deutschland kamen hatten nur unzureichende Bildungsabschlüsse. Aufgrund dessen waren ihre Voraussetzungen für eine Integration nicht prädestiniert. Das ist aber auch einer der Gründe, weshalb diese Familien ihre Kinder nur ungenügend in der Bildung unterstützen konnten. Die Deutschstämmigen Migranten hingegen sind laut der Studie gut integriert, weil sie bereits gut ausgebildet waren. ( ) Hürriyet, 27.01.2009, S. 14 Von Ahmet Külahçı und Murat Tosun/Berlin Wir müssen gemeinsam handeln Anlässlich des gestrigen Internationalen Symposium, das zusammen mit der Mercator Stiftung und Vodafone Stiftung Deutschland im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin veranstaltet wurde, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass in den letzten Jahren wichtige Schritte hinsichtlich der Integration getan wurden. Dennoch gebe es ernst zu nehmende Defizite. Sie wies darauf hin, dass keine örtlichen Diskriminierungen gemacht werden dürften (bezogen auf die Integrationsangebote in den einzelnen Bundesländern und deren Vergleiche in der Studie, Anm. M. K.). Nur durch ein gemeinsames Vorgehen würden sich die vorhandenen Schwierigkeiten lösen. ( ). Merkel sieht die Mängel gleichwohl auf beiden Seiten: Von einem Gast wird erwartet, dass er nach einer bestimmten Zeit geht. Das ist jedoch nicht passiert. Die Gäste sind zu Hiesigen und Bleibenden geworden. In dieser Phase haben sich sowohl die Gastarbeiter als auch die Verantwortlichen in Deutschland etwas vorgemacht. Diese Menschen trugen zum Wohlstand und zum Reichtum in Deutschland bei. Aufgrund dessen, eben weil der Wohlstand in Deutschland Aufrecht erhalten werden muss, müssen wir gemeinsam vorgehen. Merkel betonte, dass die Regierung nicht nur innerhalb des Bildungswesens die Möglichkeiten der Chancengleichheit voran treibe, sondern zusätzlich in allen anderen Bereichen, wie das Erlernen der deutschen Sprache bereits in sehr frühen Jahren bei Kindern und die Aufstockung der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Böhmer wies zusätzlich darauf hin, dass die in Deutschland geborenen und aufgewachsenen ehemaligen Kinder aus Migrantenfamilien heutzutage Polizisten, Arbeitgeber oder Professoren seien: Lediglich die Zahl derer ist sehr klein. Diese Art von Erfolg muss sich jedoch zu einem natürlichen Zustand entwickeln. Niemand kann allein erfolgreich sein. Jeder Mensch benötigt für seinen eigenen Erfolg Unterstützung und Rückhalt. 5

Während des Symposiums in Berlin kritisierte der Prof. Dr. Klaus Bade das Format der gestern veröffentlichten Studie. Bade erklärte, dass die Schwierigkeiten auf die soziale Herkunft zurückzuführen sind: In Deutschland wird von Jahr zu Jahr die Zahl der Menschen, die weder lesen noch schreiben können größer. Hier muss dringend Hilfe geschaffen werden. Es gibt kein Türkenproblem es gibt soziale Probleme, die viele betreffen und als solche verstanden werden müssen. Es ist falsch zu behaupten, dass die Türken sich nicht integrieren wollen. Wenn dieselbe Studie unter Deutschen durchgeführt worden wäre, würde man zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Hürriyet, 29.01.2009, Titelseite Von Ahmet Külahçı/Berlin Zu behaupten, dass Türken nicht integrationswillig sind ist ärgerlich Der Vorsitzende des Innenausschusses des deutschen Bundestages Sebastian Edathy (SPD) bezeichnet das Fazit Türken sind nicht integriert der Studie des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung als ärgerlich. Die Inhalte der Studie sind jedem bekannt, erklärt der SPD-Politiker Sebastian Edathy. Lediglich die Auswertung ist falsch: Die Ergebnisse der Studie sind keine unbekannten Ergebnisse. Das Wichtigste ist vielmehr, wie diese Ergebnisse beurteilt werden sollen. Zu behaupten, dass die Türken sich nicht integrieren wollten ist schlicht ärgerlich. Diesen Menschen gegenüber sind über Jahre keine Bemühungen für eine Integration entgegengebracht worden. Es wurden ihnen keine Möglichkeiten zum Erlernen der deutschen Sprache geboten und ihnen wurden auch keine Fortbildungsmaßnahmen angeboten. Hürriyet, 29.01.2009, Titelseite Von Filiz Kalaman/Köln Die Jugend reagiert: Sie sollen uns in Ruhe lassen! Die jungen Deutsch-Türken Bahar Kartal (19) und Dalınç Dereköy (30) erklären, dass der Stempel Türken sind nicht integriert auf Vorurteilen beruhe. Solche Studien sind schlecht für das Allgemeinklima. Es gibt viele türkische Akademiker, die sich von diesen Debatten sehr gestört fühlen. Viele von ihnen denken sogar daran Deutschland zu verlassen. 6

Zaman, 28.01.2009, S. 5 Kommentar von Timofey Nesitov Der türkische Mensch und die Bildung (...) Seit einigen Jahren lebe ich nun in Deutschland. Das Gefühl, das ich beim Thema Türken und Bildung habe lässt sich als traurig beschreiben. Heute wird der Öffentlichkeit eine Studie vorgestellt. In dieser Studie wird wiederholt in den Mittelpunkt gerückt, wie weit zurück die Deutsch-Türken in der Bildung liegen. Das Klischee des ungebildeten Türken bekommt dadurch Stärkung. Laut der Studie, die das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung erstellte, verlassen 30% der Türken in Deutschland die Schule ohne einen Abschluss. Nur 14% erreichen das Abitur. Das eigentliche Thema dieser Studie ist jedoch nicht Bildung sondern Integration - also inwiefern die unterschiedlichen Migrantengruppen in Deutschland integriert sind oder nicht (...). Von den Aussiedlern (Deutsche mit russischen Wurzeln) wiederum, die in den Medien oftmals als Problemmasse dargestellt werden, erreichen 28% das Abitur. Nur 3% von ihnen besitzen überhaupt keinen Schulabschluss. Allen Diskriminierungen zum Trotz kann daraus gefolgert werden, dass die Eltern, die noch unter dem sowjetischen Regime ausgebildet worden sind, einen großen Wert auf die Ausbildung ihrer Kinder legen. Türken hingegen schaffen es sogar in der dritten Generation immer noch nicht, aus ihrer unfruchtbaren Bildungssituation heraus zu kommen. Könnte das Problem mit helfenden Händen, die aus der Türkei gereicht werden, gelöst werden? Die deutsche Öffentlichkeit steht der Entsendung von Lehrkräften aus der Türkei nicht positiv gegenüber. Die Lösung liegt höchstwahrscheinlich in den Händen der Deutsch-Türken selbst: Aufklärungskampagnen für die betroffenen Familien, die Bildung von Privatschulen, Nachhilfeunterricht und Stipendien... Sabah, 29.01.2009, S. 14 Wer widersetzt sich der Integration? Kommentar von Erhan Oğuz/Berlin (...) Die Daten, die zur Erhebung der Studie herangezogen wurden sind nicht korrekt (die Daten stammen aus dem Jahr 2005, Mikrozensus, Anm. M. K.). Die unspezifischen Indikatoren und Vergleiche sind nicht korrekt. Nehmen wir das Beispiel der Deutschstämmigen und früheren Sowjet Staatsbürger, die während der 1990er Jahr nach Deutschland kamen. Sie heißen Aussiedler und werden schon allein aus diesem Grund nicht als Migranten bezeichnet. Siedler (Deutsch im Original, Anm. M. K.) bedeutet soviel wie sich niederlassen. Aus diesem Grund sind sie weder Fremde noch Migranten. Das waren die anderen Deutschen, die zurück in ihre Heimat kehrten. Bei ihrer Ankunft erhielten sie automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. Und sie erhielten außerdem 7

automatisch Hilfen bei der Arbeitsplatzsuche, für den Beruf, Sprachkurse, Unterkünfte und Wohnungen und aber auch Integrationsangebote. Sie kamen dreißig Jahre nach den türkischen Arbeitern nach Deutschland für ihre Integration wurden Millionen von DM ausgegeben. Die türkischen Arbeiter hingegen erhielten keine einzige der genannten Unterstützungen und auch keine kostenlosen Deutschkurse. Für die Integration der Aussiedler wurden in Deutschland alle vorhandenen Möglichkeiten ausgeschöpft. Obendrein waren und sie auch Deutsche. Sie kamen in ihr Land zurück. Religion, Glauben, Sprache, Arbeit, Wohnungs- und Gesundheitsfragen konnten deshalb sehr leicht gelöst werden. In der anderen Vergleichsgruppe, der Migranten aus Ostasien, sind viele Frauen, die aufgrund der Heirat mit einem Deutschen nach Deutschland kommen. Ihr Kommen entspricht nicht dem gleichen Kommen von Migranten (...). Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung kastriert somit die wissenschaftliche Arbeit und liefert konservativen Politikern für dieses Wahljahr Trümpfe gegen türkische Migranten. Diese Trümpfe sind bereits Gegenstände der sich vorbereitenden CDU/FDP-Koalition oder sie werden es noch. Den Begriff Integration lehne ich persönlich aus geistigen und ethischen Gewissensgründen ab - der Begriff Integration beschreibt lediglich ein frühes Stadium der Assimilation. Medienberichterstattung in türkischen Zeitungen Den erscheinenden Newsletter zur Medienberichterstattung in türkischen Zeitungen finden Sie auch in unserem Archiv auf www.islamedia.de unter der Rubrik Newsletter. Impressum: Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg Lehrstuhl für Bürgerliches Recht - Prof. Dr. Rohe www.islamedia.de - Der Newsletter erscheint in unregelmäßigen Abständen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit - Angeführte Links bzw. Artikel geben nicht die Meinung der Herausgeber wieder, sondern versuchen die aktuelle Diskussion um den Islam und die Muslime in Europa in den Medien wiederzuspiegeln - Um den Newsletter zu bestellen bzw. abzubestellen bitte um Antwort mit "Bestellen" bzw. "Abbestellen" im Betreff 8