Die Rolle der Primary Nurse welche Veränderung ist durch Primary Nursing möglich?



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Primary Nursing. Entwicklung, Grundzüge und Umsetzungserfahrungen aus dem klinischen Bereich. München, 14. März 2012.

Transkript:

Die Rolle der Primary Nurse welche Veränderung ist durch Primary Nursing möglich? Maria Mischo-Kelling Trier, 12.05.2011 Themen des Tages Einige Daten zur Einstimmung Organisatorischer und konzeptueller Bezugsrahmen Die Kernelemente von Primary Nursing Veränderungspotenziale & Gestaltung von Veränderungsprozessen Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenzen Eine zentrale Führungsaufgabe Eine zentrale Aufgabe jeder einzelnen Pflegekraft M. Mischo-Kelling 2

Unterschiedliche Generationen unterschiedliche Werte Veteranen Baby-Boomer Generation X Generation Y 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2015 2020 100 110 90 100 Patienten StationsleiterInnen MitarbeiterInnen 80 90 70 80 60 70 50 60 40 50 30 40 20 30 20 M. Mischo-Kelling 3 Unterschiede zwischen den Generationen: Kernwerte Baby Boomer (1946-64) = 3 % der PK in Italien Optimismus Teamorientiert Persönliche Entwicklung Arbeit Jugend Generation X (1965-79) = 58% der PK in Italien Vielfalt Globales Denken Work-Life-Balance Technische Kenntnisse Selbstvertrauen Bevorzugen keine Bindungen / Fesseln Generation Y (1980-heute) = 29 % der PK in Italien Optimismus Vertrauen Vielfalt Idealistisch Geselligkeit Bevorzugen keine Bindungen / Fesseln Kapital in Bezug auf die Arbeit Dienstleistungsorientiert Bereit, die extra Meile zu gehen Gut in Beziehungen Gute Teamplayer Anpassungsfähig Unabhängig Kreativ Auf Karriere fokussiert Kollektives Handeln Optimismus Fähigkeit zum Multitasking Technologisch erfahren Verbindlichkeit Fühlen sich bei Konflikten unwohl Selbstzentriert wenig Glaube an Autoritäten Ungeduldig Schlechte Menschenkenntnisse Unerfahren Mangel an Respekt gegenüber Autoritätspersonen Bedarf an Supervision + Struktur Unerfahren, besonders beim Handeln schwieriger menschlicher Fragen M. Mischo-Kelling 4

Welche Entwicklung stimulieren zu Innovation und Veränderungen Was treibt Innovation an? technischer Fortschritt Effizienz Leistungsfähigkeit Qualität & Kosten fragmentiertesysteme Eineinformierte &alternde Bevölkerung Nachfrage/Bedarf Innovation Angebot knappeprofessionelle & menschlicheressourcen Qualitätsergebnisse Messung Führung/Steuerung Integration Vision: 'derbeste' sein Zufriedenheit denbedarf + diebedürfnisse despatientenverstehen Quelle Kimball et al. 2007: 393 M. Mischo-Kelling 5 Organisatorischer und konzeptueller Bezugrahmen Organisationsform = Methode der Organisation + Erbringung der Pflege, um erwünschte Ziele zu erreichen Private Duty Nursing Funktionspflege Gruppenpflege Fallmethode (gesamte Pflege eines Menschen) Zimmerpflege Modulare Pflege Primäre Pflege Case Management Patienten/ Familienorientierte Pflege klinische Entscheidungsfindung: zentral dezentral Arbeitszuweisung Tätigkeit Patient Kommunikation Management der Pflege Dezentral Patient PK/Pat. PK 24/7. Zentral Tätigkeit STL STL/Tätigkeit Zentral Pat/Tätigkeit GL/STL Schicht Dezentral/Zentral Pat/Tätigkeit PK/STL Schicht M. Mischo-Kelling 6

Kernelemente der Primären Pflege Sie lauten: 1. Übertragen der persönlichen Verantwortung für das Treffen von Entscheidungen auf eine Person und deren Akzeptanz durch diese Person (dezentrale Entscheidungsfindung) 2. tägliche Arbeitszuweisung nach der Fallmethode 3. direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch 4. Übernahme der Verantwortung für die Qualität der für einen Patienten erbrachten Pflege durch eine Person und zwar 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche (Manthey 2002: 61). M. Mischo-Kelling 7 Organisationsform = Methode der Organisation + Erbringung der Pflege, um erwünschte Ziele zu erreichen Organisatorischer und konzeptueller Bezugsrahmen dezentral Patient 1. klinische Entscheidungsfindung: Arbeitszuweisung Kommunikation Management der Pflege Primäre Pflege Das Schlüsselkonzept + die drei Teilkonzepte: die Übergabe von Verantwortung (R = Responsibility) die Autorität (Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich einer Profession) für die Pflege eines Patienten (A = Authority) die Übernahme von Verantwortung/ Rechenschaft (A = Accountability) Trier, 12.05.2011 M. Mischo-Kelling 8

2. Methode der Arbeitszuweisung Primäre Pflege: Ein/e PatientIn bzw. mehrere Patientinnen wird/werden von der Stationsleitung einer Pflegeperson von der Aufnahme bis zur Entlassung zugewiesen. Die Zuweisung erfolgt auf der Basis von nachvollziehbaren Kriterien: Pflegebedarf des Patienten / der Patientin Komplexität der Pflege Kompetenzen/Fähigkeiten der Pflegeperson die Pflegeperson akzeptiert die Zuweisung des Patienten X,Y,Z bzw. der Patientin M, N, O. Die Verantwortung wird für alle sichtbar übertragen: der/die PatientIn weiß, dass Frau Meier seine/ihre primäre Pflegekraft ist Frau Meier akzeptiert die damit verbundene Verantwortung und Zuständigkeit für die Pflege der ihr zugewiesenen PatientInnen. M. Mischo-Kelling 9 Methode der Arbeitszuweisung Funktionsweise: Jede Pflegeperson übernimmt die Rolle/Funktion der Primären Pflegekraft (PN) für die ihr zugewiesenen PatientInnen und die Funktion der zugeordneten Pflegekraft (AN) für die PatientInnen der Primären Pflegekraft, die nicht im Dienst ist Beispiel: 4 PatientInnen als PN + 3 PatientInnen als AN Gesamte Falllast (case load) = 7 PatientInnen Das Thema Rollen/Funktionen ist eng verbunden mit Kommunikation (3. Kernelement) Sicherstellen der Kontinuität Management der Pflege (4. Kernelement) Kontinuität/Qualität M. Mischo-Kelling 10

3. Kommunikation - Beziehungen direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch, d.h. PatientIn + Pflegeperson zwischen PN + AN sowie zwischen Pflegepersonen zwischen Pflegeperson + Angehörigen Zwischen Pflegeperson + Arzt/Ärztin zwischen Pflegeperson + Berufen/Professionen zwischen Pflegeperson + anderen Diensten. M. Mischo-Kelling 11 Kommunikation - Beziehungen Die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch bringt neue Formen der Arbeitsbeziehungen zwischen den Pflegepersonen mit sich. Die Beziehung zwischen PN und AN ist keine hierarchische, sondern eine kollegiale. Ebenso werden kollegiale Beziehungen zu den Mitgliedern anderer Berufe/Professionen inkl. zu den Ärzten/Ärztinnen angestrebt. M. Mischo-Kelling 12

1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 4. Management der Pflege Die Übernahme der Verantwortung für die Qualität der für einen Patienten erbrachten Pflege durch eine Person und zwar 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. (Manthey 2002: 61) PN entscheidet verantwortlich darüber, wie gepflegt wird und zwar kontinuierlich rund um die Uhr (S. 62) Derjenige, der die Pflege erbringt, plant sie Primäre Pflegekraft (PN) zugeordnete PK (AN) Die Rolle der StationsleiterIn/ der Führungskräfte Vermittlung eigener Werte, Überzeugungen, Pflegeverständnis Formulierung klarer Erwartungen in Bezug auf die Qualität der Pflege + in Bezug auf die Qualität der Beziehung zum Patienten/ zur PatientIn Formulierung klarer Erwartungen in Bezug auf die Qualität der Zusammenarbeit zwischen PN + AN, im Team Sicherstellen der Kontinuität (z.b. Dienstplan, Kommunikation, Dokumentation) M. Mischo-Kelling 13 4. Management der Pflege Die Übergabe der Verantwortung, die Inbesitznahme des Kompetenz-, Autoritätsund Zuständigkeitsbereichs + die Übernahme von Verantwortung zeigt sich u.a. : in der Gestaltung der Beziehung zum Patienten Input Zustand Pat. Kompetenz PK Behandlungsprozess Pflegeprozess Versorgungsprozess Output Zustand Pat. Kompetenz PK Rekonstruktions- und Transformationsprozess 1. Tag 2. Tag 3. Tag 4. Tag 5. Tag 6 Tag 7 Tag Zuhause Alltag Sicherstellen von Kontinuität Zuhause Alltag M. Mischo-Kelling 14

Veränderungspotenziale & Gestaltung von Veränderungsprozessen Rahmen Kultur Partizipation der MitarbeiterInnen Die PatientInnen/Interessengruppen M. Mischo-Kelling 15 Das Konzept dezentrale Entscheidungsfindung Wichtige Konzepte R-Verantwortung An die Fähigkeiten des Patienten, seine Werte etc. anknüpfen Autonomie Eigenverantwortliches, selbstgesteuertes Arbeiten Qualifikation Wissen Kompetenzen/ Leistungsvermögen A- Autorität Pflege der Patienten Bereitschaft zum Lernen/Verlernen Klinische Autonomie Kontrolle über die Pflegepraxis A- Rechenschaftspflicht M. Mischo-Kelling 16

Responsibility Authority Accountability Pflegeperson Qualifikation Aufgabenprofil Kompetenzen Erfahrung Achtung! Wer ist PN? Wer ist AN? Match PN/AN Match PK/PatientInnen Prinzip: High Challenge/ High Support Eine große Herausforderung besteht in der Veränderung von: Gewohnten Handlungsabläufen Denkgewohnheiten.u.a.m Rollen/Funktion: Primäre Pflegekraft (PN) zugeordnete Bezugsperson (AN) PatientInnen Pflegebedarf Komplexität der Pflege R Blackbox A Positive + negative Transformationen R M. Mischo-Kelling 17 Authority - Autoritätsbereich Der Autoritäts-, Zuständigkeits- oder auch Kompetenzbereich ist im KrPflG und in der KrPflAPrV beschrieben muss auf betrieblicher Ebene konkretisiert werden ( Vision / Leitbild Pflege im Krankenhaus X, Stellenbeschreibung, Klären von Rollen und Funktionen auf der Arbeitsebene) umschreibt den Bereich, wo eine Pflegeperson das Recht + die Pflicht hat, eigenständig bzw. auf Anordnung des Arztes und/oder in wechselseitiger Absprache mit anderen Berufsgruppen zu handeln. M. Mischo-Kelling 18

Authority - Autoritätsbereich Das Wissenssystem eines Berufs/einer Profession ist die Basis für eine autonome klinische Entscheidungsfindung. Aus dem Wissenssystem werden die Fähigkeiten/Kompetenzen für die Praxis abgeleitet. Diese Fähigkeiten A D Abstraktes Wissenssystem Profession A, B, C I Handlungsmodell in Bezug auf den einzelnen Fall/ auf das Problem werden auf den einzelnen Patienten bezogen realisieren sich in der Hilfesuchender Patient Diagnose Schlussfolgerung Behandlung Arbeitsbeziehung Wissen Fähigkeiten Handlungsweisen des Professionellen Patient Pflegekraft Das in der Praxis verkörperte Wissen der Profession A, B, C Zuständigkeitsbereich Autoritätsbereich der Profession A, B, C M. Mischo-Kelling 19 Authority - Autoritätsbereich Es werden in der Literatur unterschiedliche Formen von Autorität erwähnt. Autorität aufgrund des Fachwissens (Expertise/Könnerschaft) der Situation, z.b. Notfallsituation der Position/der Funktion, z.b. PN oder AN. Manthey unterscheidet vier Autoritätsniveaus bzw. Ebenen. Weiter wird ein Zusammenhang zwischen Autonomie + Autorität behauptet. Was die Autonomie betrifft, wird unterschieden zwischen: Klinischer Autonomie Kontrolle über die Pflegepraxis (strukturelle Autonomie). Beide Formen von Autonomie erfordern andere Kompetenzen! M. Mischo-Kelling 20

Authority - Autoritätsbereich Der Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich (A+Z) der Pflege und das damit korrespondierende Wissenssystem ist ein kritischer Punkt. Eigenverantwortlicher Bereich Bereich der Mitwirkung (Arztabhängiger Bereich Bereich der interdisziplinären Zusammenarbeit Abb. 4.1: Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich der Pflege nach KrPflG 2003 + KrPflAPrV 2003 Er ist gesetzlich nicht abgesichert. Dies führt täglich zu vielen Problemen Beim Wissenssystem stellen sich Fragen: Wie wird das Ganze inhaltlich gefüllt? Welche Kompetenzen sind gefordert? M. Mischo-Kelling 21 Authority - Autoritätsbereich Ein kritischer Punkt ist die Wertschätzung des Wissens und der verschiedenen Teilbereiche. Diese hängt ab: von der beruflichen Sozialisation vom Pflegeverständnis der Pflegekraft/ des Pflegeteams/ des interdisziplinären Teams von zeitlichen, materiellen und personellen Ressourcen. Die Wissensbasis und das Handeln in Gesundheitsunternehmen ist geprägt: vom Wissenssystem der Medizin, d.h. vom Modell der akuten Krankheit von betriebswirtschaftlichen und ökonomischen Ideen M. Mischo-Kelling 22

Authority - Autoritätsbereich Ein kritischer Punkt sind vor dem Hintergrund, dass ca. 70% der Patienten an chronischen Erkrankungen leiden, nachstehende Vorstellungen: Pflegekräfte sind jederzeit austauschbar Pflegekräfte sind durch weniger qualifiziertes Personal ersetzbar die Pflege ist eine praktische Arbeit bestehend aus einer Anzahl von leichten bis komplexen Tätigkeiten. Hierbei werden einzelne Pflegetätigkeiten losgelöst vom Kontext: der Pk.-Pat.-Beziehung der spezifischen Erfordernisse des jeweiligen Patienten. Folge: Fehleinschätzung des Versorgungsbedarfs + der erforderlichen Kompetenzen der PK Pflegerisches Wissen und der eigenverantwortliche Bereich werden an den Rand gedrängt. M. Mischo-Kelling 23 Authority - Autoritätsbereich Ein kritischer Punkt ist somit der eigenverantwortliche Bereich, weil er noch Entwicklungsland ist die Wissensbasis auf wackeligen Füßen steht der zu entwickelnde eigenverantwortliche Bereich im betrieblichen Alltag leicht verletzbar + verwundbar ist. Eigenverantwortlicher Bereich Bereich der Mitwirkung (Arztabhängiger Bereich Bereich der interdisziplinären Zusammenarbeit WARUM? M. Mischo-Kelling 24

Authority - Autoritätsbereich Nach der Konstruktion der Pflege als Berufung, Beruf + Profession: ist die Pflege ein Anhängsel, ein verlängerter Arm oder ein Instrument des Arztes ist die Pflege kein eigenständiger, autonomer Beruf. ACHTUNG!!!!! Diese Vorstellung wird in den USA seit Beginn des 20 Jh. und verstärkt ab den 50er Jahren des 20. Jh. in Frage gestellt. Sie ist bis heute nicht gelöst! Sie ist Gegenstand der Auseinandersetzung zwischen Pflege und Medizin. Hierbei geht es um die Behauptung eines eigenen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs, einer selbstgesteuerten Praxis und um die Kontrolle über die Praxis. Die Primäre Pflege bietet für die erforderlichen inhaltlichen Veränderungen den organisatorischen Rahmen. M. Mischo-Kelling 25 Accountability - Übernahme von Verantwortung und Rechenschaftspflicht Die Verantwortungsübernahme ist die andere Seite der Medaille, d.h. der Übergabe von Verantwortung. Jede Pflegeperson übernimmt die Verantwortung für ihr Handeln und die Konsequenzen, die sich aus ihren Entscheidungen ergeben. Deshalb ist es notwendig, das eigene Handeln zu reflektieren, um sich weiterentwickeln zu können und um aus Fehlentscheidungen lernen zu können. Die Verantwortungsübernahme geht einher mit der Pflicht zur Rechenschaft gegenüber verschiedenen Instanzen: M. Mischo-Kelling 26

Accountability - Übernahme von Verantwortung und Rechenschaftspflicht Patient/Patientin Familie R A R Kollegen Stationsleitung Interdisziplinäres Team Arbeitgeber Gesetz Gesellschaft M. Mischo-Kelling 27 Accountability - Übernahme von Verantwortung und Rechenschaftspflicht Unterschiedliche Ebenen der Verantwortung und Rechenschaftspflicht: Pflegedienstdirektion PflegedienstleiterIn StationsleiterIn MitarbeiterIn Beispiel direkte Pflege z.b. Qualitätsstandards in gesamten KH/Unternehmen z.b. Qualitätsstandards der Abteilung/ des Zentrums X z.b. Qualitätsstandards der Station X Qualität der Pflege bei PatientIn X,Y,Z M. Mischo-Kelling 28

Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Eine zentrale Führungsaufgabe Eine zentrale Aufgabe jeder einzelnen Pflegekraft M. Mischo-Kelling 29 Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Um grundlegende Veränderungen zu bewirken, muss erkannt werden: dass Medizin und Pflege sich mit zwei unterschiedlichen Phänomenen befassen Krankheit + Pflege dass Pflege ein lebenslanges und notwendiges Phänomen ist, eine anthropologische Größe und menschliche Kulturleistung dass Krankheit in akuter und chronischer Form auftreten kann dass Krankheit die Bedingungen der Pflege verändert, aber nicht die Notwendigkeit von Pflege erklärt! M. Mischo-Kelling 30

Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Vision/Leitbild Erwartungen R die Patienten kennen Pflegemodelle/-theorien Blackbox A Black-boxing = etwas unsichtbar machen Mindeststandards? Qualität R Jeder kann Pflegen = Wissen/Kompetenzen = etwas Selbstverständliches Kultur - Klima Rahmenbedingungen Ressourcen Rollen/Funktion: Primäre Bezugsperson (PN) zugeordnete Bezugsperson (AN) M. Mischo-Kelling 31 Um den Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich der Pflege inhaltlich füllen zu können, muss die Vision und Mission eines Krankenhauses berücksichtigt werden die konkrete Aufgabe der Pflege innerhalb des Krankenhauses näher definiert werden (z.b. Stellenbeschreibung, Klären der Rollen PN/AN). Vision: Eine professionelle Pflegepraxis und eine patientenorientierte Pflege/Versorgung ermöglichen: was bedeutet dieses im Jahr 2015, 2020, 2030 Mission: Von welchen Werten lassen wir uns bei unserer Vision leiten? Den Versorgungsauftrag des Krankenhauses X, des Zentrums Y, der Station Z sicherstellen. Was sind unsere Ziele, Schwerpunkte und Prioritäten im Rahmen der politisch-ökonomischen und betrieblichen Vorgaben. Konkrete Aufgabe: Eine professionelle, patientenorientierte Pflege auf der Station X erbringen. Wie können wir die o.g. Vision mit Leben füllen und konkret umsetzen? Wo stehen wir heute, was sind unsere Stärken/Schwächen? Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Was müssen wir an Entwicklungsarbeit leisten, um von A nach Z zu kommen? Welche Kompetenzen müssen wir entwickeln? M. Mischo-Kelling 32

Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Erwartungen Erwartungen Erwartungen??? Pflegetheorien med. Krankheitsmodell pfleg. Wissen med. Wissen med. Krankheitsmodell med. Wissen P M P M P M Pflegetheorien pfleg. Wissen Pflegetheorien pfleg. Wissen med. Krankheitsmodell med. Wissen prof. Handlungsmodell prof. Handlungsmodell prof. Handlungsmodell z.b. Intensivbereich z.b. Chirurgie z.b. Geriatrie M. Mischo-Kelling 33 Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Kompetenzen Mitarbeiter: Erwartungen der Führungskraft Kompetenzen Kompetenzstufen Experte/Expertin Erfahrene/r MitarbeiterIn Kompetente/r MitarbeiterIn Erfahrene/r AnfängerIn AnfängerIn Fachkompetenz Personale Kompetenz Wissen Fertigkeiten Sozialkompetenz (Interpersonale K) Selbständigkeit (Intrapersonale K.); Führungs- Kompetenz) Benner hat 7 Bereiche (z.b. Helfen, Beraten und Betreuen) und 31 verschiedene Kompetenzen identifiziert. M. Mischo-Kelling 34

Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Wichtige Kompetenzen einer Pflegekraft aus Sicht der Patienten/Familie N o v i z e E x p e r t e Kompetenzen Fähigkeit 1. klinische Urteilsfähigkeit Anwenden des klinischen Wissen, um Patientenergebnisse zu bewirken 2. klinische Erkundung Probleme bei der direkten Pflege des Patienten und in seinem Umfeld lösen 3. eine fürsorgliche Praxis /Arbeitsweise 4. Reaktion auf Verschiedenheit 5. Anwaltschaft (agency) 6. Förderung von Lernen Förderung der Lernprozesse des Patienten / seiner Bezugspersonen und der Kollegen 7. Zusammenarbeit Art der Zusammenarbeit mit anderen, fördert deren Beitrag und ist ermutigend 8. Systemisches Denken Quelle: Curley, M.A.Q (2007: 29ff) M. Mischo-Kelling 35 Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Ein Großteil des Lernens findet informell am Arbeitsplatz quasi als Nebenprodukt der Arbeit statt. Die Entwicklung in Richtung Experte bedarf eines entsprechenden Umfeldes Nach Eraut 1998, 2000, Eraut/Hirsh 2007 M. Mischo-Kelling 36

Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Es gilt, Lernprozesse zu gestalten, zu moderieren, aktiv zu unterstützen und zu evaluieren! Wichtige zu berücksichtigende Faktoren Typologie von Lernverlaufskurven Rollenwahrnehmung Bewusstsein + Verständnis Entscheidungsfindung + Problemlösung Teamarbeit u.a.m Nach Eraut / Hirsh 2007 M. Mischo-Kelling 37 Entwicklung des Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs & der Kompetenz Es ist sinnvoll, die Umsetzung der Primären Pflege als Teil eines professionellen Praxismodells wie z.b. RBC zu begreifen. LEO-Seminar + Schaffen eines 'heilenden n ' Um felds Gezielte Begleitung Maßnahmen der PD Action-Sets Reflektierte Praxis Patient & Fam ilie LEO-Seminar Pflege -Medizin PPM-Kurs für Mitarbeiter Autoritäts- + Zuständigkeitsbereich Wissenssystem Rollen/Aufgaben Professionelles Handlungsmodell Kompetenzen Schaffen eines ' therapeutischen ' U m felds Quelle: Koloroutis. M. 2011: Beziehungsbasierte Pflege Pflegesystem: Primäre Pflege M. Mischo-Kelling 38

Auch eine Reise von 1000 Meilen fängt mit dem ersten Schritt an! Aus China Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: mischokelling@alice.it maria.mischo-kelling@t-online.de Pflegedienstleitung Dirigenza Tecnica Assistenziale Literatur Benner Patricia 1994: Stufen zur Pflegekompetenz. From Novice to Expert.. Verlag Hans Huber, Bern Curley Martha A.Q. 2007: Synergy. The Unique Relationship between Nurses and Patients. The AACN Synergy Model for Patient Care. Sigma Theta Tau International; Indianapolis Eraut Michael 1998: Concepts of competence. In Journal of Interprofessional Care, Vl. 12 (2): 127-139 Eraut Michael 2000: Non-formal learning and tacit knowledge in professional work. In: British Journal of Educational Psychology. 70: 113-136 Eraut Michael, Wendy Hirsh 2007: The Significance of Workplace Learning for Individuals, Groups and Organisations. ESRC Centre on Skills, Knowledge and Organisational Performance - SKOPE- Oxford & Cardiff Universities, www.skope.ox.ac.uk/publications/significance-workplace-learning-individualsgroups-and-organisations Kimball Bobbi, David Cherner, Jennifer Joynt, Edward O Neil 2007: The Quest for New Innovative Care Delivery Models. In: JONA Vol. 37, No. 9: 392-398 Koloroutis Mary (ed.) 2004: Relationship-Based Care. A Model for Transforming Practice. Creative Health Care Management, Minneapolis, deutsch: Beziehungsbasierte Pflege. Ein Modell zur Veränderung der Pflegepraxis. Hans Huber Verlag, Bern, 2011 Manion Jo 2009: Managing the Multi-Generational Nursing Workforce. Managerial and Policy Implications, International Centre for Human Resources in Nursing, Geneva Manthey Marie 2002: The Practice of Primary Nursing. Relationship-based, Resource-Driven Care Delivery. 2nd Edition. Creative HealthCare Management, Minneapolis, Minnesota, deutsche Ausgabe: Primary Nursing. Ein personenbezogenes Pflegesystem. Dritte Auflage erscheint im Juli 2011 M. Mischo-Kelling 40