(Zusammenstellung: S. Eißing) Stand: 13.01.2009 1. Elemente für den Unterricht der Berufsschule im Bereich Wirtschaftsund Sozialkunde gewerblich und technischer Ausbildungsberufe (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 07.05.2008) 1 Die nachfolgenden Elemente für den Unterricht der Berufsschule im Bereich Wirtschafts- und Sozialkunde sind auf entsprechende Ausbildungsinhalte und Prüfungsanforderungen gewerblich-technischer Ausbildungsordnungen für anerkannte Ausbildungsberufe gemäß Berufsbildungsgesetz/Handwerksordnung bezogen. Sie wurden auf der Grundlage des "Gemeinsamen Ergebnisprotokolls" vom 30.05.1972 mit dem Bund abgestimmt. Die Elemente berücksichtigen in einem für die Vermittlung notwendigen Umfang von 40 Unterrichtsstunden nur den nach 38 Berufsbildungsgesetz/ 32 Handwerksordnung für die Berufsausbildung wesentlichen Lehrstoff der Berufsschule, deren Bildungsauftrag in diesem Bereich insgesamt jedoch darüber hinaus geht. Die nachfolgend aufgeführten Ausbildungs- und Prüfungsgegenstände beziehen sich daher in besonderem Maße auf den jungen Menschen in der Berufs- und Arbeitswelt. Dabei sind die Aspekte von besonderer Bedeutung, die sich auf die Abhängigkeiten, Sicherheiten und Gestaltungsmöglichkeiten des Einzelnen und der Gruppe in der Berufs- und Arbeitswelt beziehen. Die inhaltliche und zeitliche Zuordnung zu den Fächern des Berufsschulunterrichts bleibt den Ländern vorbehalten. Ausbildungs- und Prüfungsgegenstände für den Unterricht in der Berufsschule im Bereich Wirtschafts- und Sozialkunde gewerblich-technischer Ausbildungsberufe Prüfgebiet Themenbereich Inhalt Der Jugendliche in Ausbildung und Beruf Präsentation des Ausbildungsbetriebes Rechtsrahmen zur Begründung eines Berufsausbildungs- und Arbeitsverhältnisses Stellung des Betriebes in der Branche/in der Gesamtwirtschaft, Wandel von Berufen Berufssausbildungsvertrag, Arbeitsvertrag, Arbeitsbedingungen, Arbeitsplatzsicherheit Duales System Rechte und Pflichten der Beteiligten Möglichkeiten und Grenzen der betrieblichen Mitbestimmung, Partizipationsstrategien Lebenslanges Lernen, Wandlung der Arbeitswelt Leben, Lernen und Arbeiten in Europa Berufsbildungsgesetz, Handwerksordnung Zuständige Stellen, Arbeitsrecht, Arbeitsschutz Arbeitsgerichtsbarkeit Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen, Betriebsrat, Jugend- und Auszubildendenvertretung, Tarifrecht, Tarifverträge Berufliche Fortbildung und Umschulung, Staatliche Fördermaßnahmen, Mobilität und Flexibilität des Einzelnen Europass, Mobilitätsprogramme, Europäische Sozialcharta 1 Quelle: http://www.kmk.org/dokumentation/veroeffentlichungen-beschluesse/bildung-schule/beruflichebildung.html#c7156 Zusammenstellung: S. Eißing 1 / 7
Ausbildungs- und Prüfungsgegenstände für den Unterricht in der Berufsschule im Bereich Wirtschafts- und Sozialkunde gewerblich-technischer Ausbildungsberufe Prüfgebiet Themenbereich Inhalt Nachhaltige Existenzsicherung Grundzüge des sozialen Sicherungssystems Die Bedeutung für das Individuum und die Gesellschaft Versicherungsprinzipien, gesetzliche und private Vorsorge, Sozialversicherungen, Sozialgerichtsbarkeit Zielkonflikte: Subsidiarität, Eigenverantwortung, Solidarität und Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit sozialer Sicherung Individuelle Lebensplanung und gesellschaftliches Umfeld Selbstverantwortliches und unternehmerisches Denken als Perspektive der Berufsund Lebensplanung Entwicklung und Probleme der sozialen Sicherung, individuelle Vermögensbildung, Steuern und Transferleistungen des Staates Potentialanalyse, Karriereplanung, Familienplanung Rollenerwartungen von Mann und Frau in der Familie, in der Erziehung und im Beruf Möglichkeiten und Grenzen einer E- xistenzgründung Prüfgebiet Themenbereich Inhalt Unternehmen und Verbraucher in Wirtschaft und Gesellschaft sowie im Rahmen weltwirtschaftlicher Verflechtungen Unternehmensanalyse Aufgaben, Aufbau und Ziele von Betrieben und Unternehmen, wirtschaftliche Verflechtungen Rechtsformen am Beispiel einer Personen- und Kapitalgesellschaft Rolle der Verbraucher Konsumgewohnheiten verschiedener Bevölkerungsschichten und Geschlechter Individueller Haushaltsplan Rechtsgeschäfte und deren Folgen Berufliche Entwicklung und Existenzsicherung Konzept einer Unternehmensgründung Rolle der Bundesrepublik Deutschland in der Weltwirtschaft Die Auswirkungen der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung Bedürfnisse, Bedarf, Kaufkraft Haushaltsplan und Überschuldung Rechtsgeschäfte, Kaufverträge, Kredite Verbraucherschutz und -beratung Existenzgründung: individuelle, wirtschaftliche, rechtliche Aspekte Wirtschaftsförderung Betriebliche und gesamtwirtschaftliche Arbeitsteilung, Globalisierung Möglichkeiten und Grenzen der Marktwirtschaft Zusammenstellung: S. Eißing 2 / 7
2. Rahmenlehrplan für die beruflichen Schulen des Landes Hessen: Berufsschule, Fach Wirtschaftskunde von 1991 3. Bildungspläne für die beruflichen Schulen im Lande Hessen, Gruppe: Berufsschulen, Heft 1/2, Sozialkundlich-politischer Unterricht von 1963 4. Unterrichtliche Situation in Hessen mit Einführung der VO Berufsausbildung zum Friseur / zur Friseurin vom 21.01.1997 Die unter Nr. 2 und 3 genannten Rechtsquellen beziehen sich jeweils auf 40 Stunden Unterricht/Jahr. Mit der Änderung der Verordnung für die Berufsschule von 1993 sind die Fächer Politik und Wirtschaftskunde zu einem Fach Politik und Wirtschaft zusammengefasst worden und umfassen zusammen nur noch 40 Stunden/Jahr. In Abstimmung mit 9 Abs. 3 der Ausbildungsordnung (AO 1997) bezieht sich das Prüfungsfach Wirtschafts- und Sozialkunde in der Gesellenprüfung fasst ausschließlich auf den unter Nr. 2 genannten Rahmenlehrplan Wirtschaftskunde. Unter Pkt. 5 ist der gesamte eben genannte Lehrplan aufgeführt. Ergänzungen sind kursiv gedruckt. Die Reihenfolge der Lehrgänge weicht ab und ist den Prüfungsabläufen der zentral vom LIV Friseurhandwerk Hessen durchgeführten Zwischen- und Gesellenprüfung angepasst. Die Zuordnung von unten aufgeführten Inhalten gilt noch für alle Ausbildungsverhältnisse, die vor dem 01.08.2008 begonnen haben und noch nach der AO von 1997 die Gesellenprüfung ablegen. Für diese AO läuft im Sommer 2011 die letzte reguläre Prüfung. Danach ist noch bis ca. 2013 mit Wiederholungsprüfungen auf dieser rechtlichen Grundlage zu rechnen. Zum 01.08.2008 ist die Ausbildung zur Friseurin neu geordnet worden 2. Die gestreckte Gesellenprüfung und der neue Bundesrahmenlehrplan führen dazu, dass Inhalte des Faches PoWi auch im berufsbildenden Lernbereich (Lernfeld 1 In Ausbildung und Beruf orientieren und Lernfeld 12 Betriebliche Prozesse mitgestalten hier insbesondere der Kaufvertrag und Kaufvertragsstörungen) behandelt werden. Gemäß 8 der AO (2008) ist WiSo erst im 2. Teil der gestreckten Gesellenprüfung Prüfungsgegenstand. 2 Verordnung über die Berufsausbildung zum Friseur/zur Friseurin vom 21.05.2008. BGBl Jg. 2008 Teil I Nr. 19, ausgegeben zu Bonn am 26.05.2008, S.856 Zusammenstellung: S. Eißing 3 / 7
5. Lehrplan für das Fach Powi für Klassen des Berufsfeldes Körperpflege (in Anlehnung an den unter Pkt. 2 aufgeführten Rahmenlehrplan) Lehrgang Jugendliche im Beruf Zeitrichtwert: 20 Std. Grundstufe: 1. Halbjahr Fähigkeit und Bereitschaft sich mit der Berufs- und Arbeitswelt auseinanderzusetzen, die eigene Stellung im Betrieb und in der Berufsschule zu reflektieren und die erkannten Handlungsmöglichkeiten zu nutzen (1) Rechtliche Regelungen des Berufsausbildungsverhältnisses in Grundzügen aufzeigen, insbesondere Rechte und Pflichten des Auszubildenden und des Ausbilden darstellen (2) Die Stellung von Berufschule und Betrieb im dualen System der Berufsausbildung vergleichen (3) Die für die jeweilige Berufsausbildung zuständige Stellen kennen und wissen, an wen man sich im Bedarfsfall wenden kann (4) Die Aufgaben und den organisatorischen Aufbau der jeweiligen Ausbildungsbetriebe darstellen und die Funktionen der einzelnen Teilbereiche im Überblick darstellen Berufsbildungsgesetz/Handwerksordnung Rechtsfähigkeit (vorgezogen aus 2. Halbjahr Fachstufe 1) Stufen der Geschäftsfähigkeit (vorgezogen aus 2. Halbjahr Fachstufe 1) Berufsausbildungsvertrag Ausbildungsordnung Jugendarbeitsschutzgesetz in Zusammenhang mit dem Berufsausbildungsvertrag Lernorte Bildungsauftrag der Berufschule Kammern, Innungen, Ämter, Ausschüsse Ausbildungsberatung Einordnung des Ausbildungsbetriebes in die Teilbereiche der Wirtschaft (Handel, Industrie, Handwerk usw.) Unterscheidung von Produktions- und Dienstleistungsbetrieben Aufgabenbereiche des Betriebes (Beschaffung, Produktion/Erstellung, Absatz) Zusammenstellung: S. Eißing 4 / 7
Lehrgang Grundfragen des Arbeitsverhältnisses und Zeitrichtwert: 60 Std. der sozialen Sicherung Grundstufe: 2.. Halbjahr Fachstufe 1: 1. Halbjahr Einsicht, dass das Arbeitsverhältnis und die soziale Sicherung rechtlicher Grundlagen bedürfen, solidarisches Verhalten voraussetzen und Engagement für die eigene und gemeinsame Interessen erfordern. (1) Wesentliche arbeitsrechtliche Bestimmungen kennen und die Möglichkeiten individueller Regelungen für das Arbeitsverhältnis aufzeigen (2) Tarifverträge als kollektive Arbeitsverträge in ihrer Bedeutung und ihrem Zustandekommen erläutern (3) Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen als Interessenvertretungen charakterisieren (4) Die Mitbestimmung in Betrieben und Unternehmen als Mittel zur Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen darstellen (5) Verschiedene Lohnformen und deren Auswirkungen kennen sowie die Ermittlung des Nettolohns aufzeigen (6) Notwendigkeit der gesetzlichen Sozialversicherungen verdeutlichen und Grundprinzipien dieser Versicherungen erläutern (7) Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen als Mittel zur individuellen Absicherung im Arbeitsleben und zum beruflichen Aufstieg darstellen - Zustandekommen, Inhalte und Auflösung individueller Arbeitsverträge Rechte und Pflichten der Vertragsparteien Schutzbestimmungen z. B. Jugendarbeitsschutzgesetz. Mutterschutz, Kündigungsschutz Arbeitsgerichtsbarkeit: Zuständigkeiten, Verfahrensablauf Formen, Inhalte und Geltungsbereich von Tarifverträgen Tarifautonomie der Vertragsparteien Mittel zur Durchsetzung der jeweiligen Interessen (z. B. Streik, Aussperrung) Organisation der Spitzenverbände im Überblick Aufgaben und Zielsetzungen der Interessenvertretungen Aufgaben von Betriebsrat und Jugendund Ausbildungsvertretung nach dem Betriebsverfassungsgesetzes Bereiche der Mitbestimmung in Betrieben und Unternehmen Zeit- und Leistungslohn Lohnabzüge Lohnsteuerjahresausgleich Historische Entwicklung der Sozialversicherungen Arten, Träger, Leistungen, Finanzierung Sozialgerichtsbarkeit: Zuständigkeiten, Verfahrensablauf Schulische und betriebliche Weiterbildungsmöglichkeiten Finanzielle Förderungsmaßnahmen Zusammenstellung: S. Eißing 5 / 7
Lehrgang Jugendliche als Verbraucher Zeitrichtwert: 20 Std. Fachstufe 1: 2. Halbjahr Fähigkeit und Bereitschaft, die eigene Lebenssituation als Verbraucher unter Beachtung der Rechtsnormen für wirtschaftliche Betätigung zu gestalten (1) Unterschiedliches Verbraucherverhalten begründen (2) Persönliche und sachliche Voraussetzungen für Rechtsgeschäfte nennen (3) Abschluss und Erfüllung von Verträgen am Beispiel des Kaufvertrages beschreiben (4) Erfordernisse im Schriftverkehr kennen und sie formal und rechtlich korrekt anwenden können (5) Grundzüge des Zahlungsverkehrs beschreiben und anwenden können Verfügbares Einkommen und Ausgabenplanung Einfluss der Werbung und anderen Faktoren auf das Verbraucherverhalten Rechtsfähigkeit (vorgezogen: 1. Halbjahr Grundstufe) Stufen der Geschäftsfähigkeit (vorgezogen: 1. Halbjahr Grundstufe) Nichtige und anfechtbare Rechtsgeschäfte Zustandekommen von Kaufverträgen Vertragsformen Erfüllung und Gewährleistung unter Berücksichtigung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen Kaufvertragsstörungen Mahnverfahren Formerfordernisse von Briefen und Verträgen (Verknüpfung mit Deutschunterricht in der Grundstufe und mit Politik und Wirtschaft in der Grundstufe) Formulare, z. B. zum Zahlungsverkehr Barzahlung Girokonto Überweisung und Lastschrift Zahlung mit Karten Neuere Verfügungsformen Zusammenstellung: S. Eißing 6 / 7
Lehrgang Grundtatbestände des Betriebes und der Zeitrichtwert: 40 Std. Gesamtwirtschaft Fachstufe 2 Einsicht, dass wirtschaftliche Bestätigung für die menschliche Existenzsicherung notwendig ist; dass diese auf unterschiedliche Weise organisiert werden kann und dass sie verantwortungsvollen Umgang mit Natur und Umwelt erfordert. (1) Den Zusammenhang zwischen Bedürfnissen und den begrenzten Mitteln zu ihrer Befriedigung verdeutlichen (2) Die Produktionsfaktoren als Voraussetzung jeglicher Produktion beschreiben und ihre Bedeutung kennen (3) Den Wirtschaftskreislauf einer Volkswirtschaft darstellen (4) Die Zielsetzungen erwerbswirtschaftlicher, genossenschaftlicher und öffentlicher Betriebe vergleichen (5) Wesentliche betriebliche Kenngrößen definieren und ihre Kontrollfunktion für den betrieblichen Erfolg verdeutlichen (6) Unternehmen hinsichtlich der Rechtsformen unterscheiden und Kriterien für die Wahl einer bestimmten Form aufzeigen (7) Wirtschaftliche Verflechtungen von Unternehmen hinsichtlich ihrer Zielsetzungen unterscheiden (8) Wirtschaftsordnungen in ihren typischen Merkmalen (9) Auswirkungen der EU auf die Wirtschaftssubjekte beschreiben Bedürfnisarten Wirtschaftliche und freie Güter Notwendigkeit des Wirtschaftens Natur, Arbeit, Kapital Qualitative Veränderungen der Produktionsverfahren Rolle der Haushalte und Betriebe im Wirtschaftskreislauf Güter- und Geldkreislauf Ökonomisches Prinzip Gewinnmaximierung, Deckung des Gemeinbedarfs, Selbsthilfe Produktivität, Wirtschaftlichkeit, Rentabilität Unterscheidung: Betrieb und Unternehmung Überblick: Personenunternehmungen, Kapitalgesellschaften und besondere Gesellschaftsformen Vertiefung: Form der jeweiligen Ausbildungsbetriebe Formen, z. B. Kartelle, Konzerne Zielsetzungen, z. B. Kapitalstärkung, Wettbewerbsminderung Marktwirtschaft, (eingeschränkt. Zentralverwaltungswirtschaft) Besonderheiten der sozialen Marktwirtschaft Einheitliches Währungssystem Zollfreiheit, Freizügigkeit von Wohn- und Arbeitsplatz, Gewerbefreiheit Zusammenstellung: S. Eißing 7 / 7