Eröffnung Prof. Dr. Godau, IHK Frankfurt ( Oder) Anrede, die Wassersport-Saison geht zu Ende. In vielen Freiluftgaststätten werden Stühle und Tische eingelagert. Die Pensionen am Wasser erleben ruhigere Tage, wenn sie nicht das Glück haben, zugleich vom Wasserund vom Landschaftstourismus zu profitieren. In den Marinas und Bootshäusern beginnt die Zeit der Nachbereitung. Es ist die Stunde der Dienstleister, die Boote, Technik und Motoren wieder fit machen für die kommende Saison. Manche haben sich auch ganz auf das Segment Winterquartier eingestellt. In nicht mehr landwirtschaftlich und industriell genutzten Hallen warten die Lieblinge der Wassersportfreunde darauf, herausgeputzt zu werden für das neue Frühjahr. Auch die Charterer haben alle Hände voll zu tun. Macher Reeder schaut sorgenvoll in die Kasse, wenn er an die notwendigen Inspektionen und Instandsetzungen denkt. Es gäbe noch vieles aufzuzählen, aber eines, denke ich, ist deutlich: Wassersport und Wassertourismus schaffen Arbeitsplätze in vielen Bereichen. Für das wasserreichste Land der Bundesrepublik liegt hier ein bei weitem noch nicht ausgeschöpftes Reservoir wirtschaftlicher Entwicklung. Erst recht, wenn wir die Kooperationsmöglichkeiten berücksichtigen, die sich dabei im gemeinsamen europäischen Verflechtungsraum Brandenburg / Westpolen ergeben. Die Wassersport-Saison geht zu Ende. Für uns aber beginnt eine neue Etappe, die mit der Erweiterung der Europäischen Union im Frühling dieses Jahres eingeläutet wurde. Mit ihr hat die grenzübergreifende Zusammenarbeit einen Grad der Normalität erreicht, der sich auch in 1
wesentlich günstigeren Rahmenbedingungen für wirtschaftliches und politisches Handeln im zukunftsorientierten Konsens niederschlägt. Diese Normalität ist uns nicht in den Schoß gefallen. Viele von Ihnen, ANREDE, die nicht zum ersten Mal an den Internationalen Ostbrandenburger Verkehrsgesprächen teilnehmen, haben ihren persönlichen Beitrag dazu geleistet. So ist in Frankfurt (Oder) ein Podium der Verkehrswirtschaft entstanden, das ausstrahlt auf viele andere Bereiche. Kein Wunder, ist doch der freie Transfer von Personen und Gütern, von Kapital und Dienstleistungen eine Voraussetzung dafür, dass Menschen einander kennen lernen, dass sich Kulturen begegnen, dass Erholungssuchende sich Landschaften erschließen, die zu den schönsten in Polen und Deutschland gehören. Dieses internationale Podium hat sich Aufmerksamkeit verdient. Es hat sich immer wieder brisanten Themen zugewandt, hat Vorschläge gemacht, Kompromisse gesucht und gefunden. Es hat dazu beigetragen, aus den praktischen Entwicklungen heraus Verständnis füreinander zu entwickeln und Interesse aneinander zu wecken. Diese Bemühungen fallen in unseren Ländern auf fruchtbaren Boden. So darf ich in unserer Mitte den Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg, Herrn Ulrich Junghanns begrüßen. Ebenso herzlich begrüße ich Dr. Bogdan Ślusarz vom Marschallamt der Wojewodschaft Lubuskie. Wir haben uns viel vorgenommen. Stand und Perspektiven der vernetzten Planung der Infrastruktur für den grenzüberschreitenden Wassertourismus in Ostbrandenburg und Westpolen Angebote an private Investoren dieses Thema wird uns weit über den Tag hinaus begleiten. Für Wirtschaftssakteure, Regionalplaner, politische Verantwortungsträger ist es an der Zeit, gemeinsam eine Strategie zu entwickeln, um die Infrastruktur für den grenzübergreifenden Wassertourismus in den kommenden fünf Jahren erfolgreich 2
auszubauen. In Einklang mit den ökologischen Erfordernissen unseres Naturraumes, in Übereinstimmung mit den Möglichkeiten und Interessen der kleinen und mittelständischen Unternehmen, die das touristische Angebot dominieren, abgestimmt auf die die Erwartungen der Urlauber und Erholungssuchenden können wir einen facettenreichen Gestaltungsraum erschließen, in dem sich auch mit kleinteiligen Investitionen sehr viel erreichen lässt. Es geht um spezifische Möglichkeiten, die auch Städte und Gemeinden nicht überfordern. Im Vordergrund stehen dabei der Einfallsreichtum, das Engagement und der Willen zur Vernetzung der Einzelangebote, um einen auch als Wirtschaftsfaktor beachtlichen Effekt zu erzielen. Beherbergungsgewerbe und Gastronomie in Brandenburg und Westpolen werden in weiten Teilen, das belegen entsprechende Studien, bereits heute hohen nationalen und internationalen Standards gerecht. Die Qualität der Angebote wächst. Was aber nicht zufrieden stellt, ist ihre Dichte. Was fehlt, ist ein Netzwerk zur gemeinsamen Vermarktung von Regionen. Erforderlich ist eine bessere wechselseitige Kommunikation von Angeboten zu Wasser und zu Land, das Zusammenspiel von Erholung, Sport, Aktivfreizeit und Kulturgenuss, die Verzahnung touristischer Offerten zwischen Stadt und ländlichem Raum. Menschen, die sich faszinieren lassen von diesem wunderbaren Gebiet zwischen Neisse, Oder und Warthe wollen vielleicht ein Stück auf dem Fluss unterwegs sein, an einer begleiteten Wanderung teilnehmen, in einem alten Kloster klassische Musik erleben und sich nach einer Shoppingtour durch die Stadt am Abend bei einem interessanten Event gut unterhalten. Sie benötigen zwischenzeitlich ein Angebot zur Kinderbetreuung, möchten bei einer längeren Radtour ihr Gepäck zur nächsten Reisestation bringen lassen und dort einen Anbieter finden, der ihnen nicht nur ein führerscheinfreies Boot zur Verfügung stellt, sondern 3
auch umfassendes Informationsmaterial von der Wassertankstelle über Schleusen und Schleusungszeiten, Gastliegeplätze mit Strom- und Wasserversorgung bis hin zu den vielfältigsten Erlebnismöglichkeiten an der Strecke. Dies alles möglichst mehrsprachig und so durchdacht, dass sich ein modulares Angebot ergibt, mit dem sich ein sehr individuelles Urlaubsprogramm zusammenstellen lässt. Dabei soll es keine Rolle spielen, dass der Urlaub in Deutschland beginnt und in Polen endet, wo das Boot nach einer One-Way-Reise abgegeben und ein Mietwagen für die Fahrt zurück genommen wird. Wo, ANREDE, ist das heute schon möglich? Oder besser gefragt: Warum sollte das ein Zukunftstraum bleiben? Es gibt Regionen in Europa, die nicht nur in ihren Naturressourcen, sondern auch in ihrer allgemeinen verkehrlichen Infrastruktur nicht unbedingt besser versorgt sind als wir und die trotzdem oder gerade deshalb durch Service, Originalität und konsequente Kundenorientierung zu Magneten des naturnahen Tourismus geworden sind. ANREDE, wir werden heute Gelegenheit finden, uns über unsere Ausgangsbedingungen zu verständigen und die konkreten Handlungsansätze für die nächste Zeit herauszuarbeiten. Ich freue mich sehr, dass wir dazu so viele fachkundige Referenten aus Polen und Deutschland gewinnen konnten. Unsere Podiumsdiskussion wird uns Gelegenheit bieten, diese Gedanken zu vertiefen und entsprechende Vorschläge zu präzisieren. Der Wassertourismus ist eine Wachstumsbranche, mit der sich die regionale Wirtschaft ankurbeln lässt, die ihre Imagewirkung für die Region nicht nur nach außen, sondern auch nach innen entfaltet, die Verbundenheit schafft und Identität stiftet. Ich bin überzeugt, ANREDE, dass wir bei diesem Thema einen hochinteressanten Tag miteinander verbringen werden und wünsche uns eine ergebnisreiche Veranstaltung. 4
Die 18. Internationalen Ostbrandenburger Verkehrstage sind damit eröffnet. 5