RINDERZUCHT AUSTRIA JAHRESBERICHT 2014

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Transkript:

ZAR Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter JAHRESBERICHT 2014 DIE ÖSTERREICHISCHE RINDERZUCHT 2014

Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter Federation of Austrian Cattle Breeders 1200 Wien, Dresdner Straße 89/19 Tel.: +43 1 334 17 21 0, Fax: +43 1 334 17 13 E-mail: info@rinderzucht-austria.at, www.rinderzucht-austria.at RINDERZUCHT AUSTRIA DIE ÖSTERREICHISCHE RINDERZUCHT 2014 CATTLE BREEDING IN AUSTRIA 2014 von Dipl.-Ing. Lukas Kalcher Für die Veröffentlichung wurden Statistiken vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft zur Verfügung gestellt.

Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion: Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter, 1200 Wien, Dresdner Straße 89/19 Redaktionsschluss: Wien, am 27. Mai 2015 Redaktion, Satzherstellung, Grafik und Gestaltung: Dipl.-Ing. Lukas Kalcher Auflage: 5.000 Stück Druck: HAMMERER GmbH, 4910 Ried, Riedauer Straße 48 Bildnachweis Titelseite: Baumann Fritz, Fankhauser Matthias, Hausegger Otto, Kalcher Lukas, Schönhart Martin, Sendlhofer Thomas

INHALTSVERZEICHNIS CONTENTS Jubiläumsfeier 60 Jahre ZAR (1954-2014) Anniversary celebration 60 years ZAR (1954-2014) 10 Agrar- und Volkswirtschaft 2013/2014 National economy and agricultural sector 2013/2014 16 Die Rinderzucht Cattle breeding 26 Organisation Organisation 26 ZuchtData EDV-Dienstleistungen GmbH Erfolgreiches Datenmanagement ZuchtData EDV-Dienstleistungen GmbH Successfull data management 33 Wissenschaft und Forschung Science and research 37 Marketing Marketing 43 Bildung Education 44 Entsandte Personen in der ZAR Representatives in the ZAR 49 Bundesweite Arbeitsgemeinschaften der Rinderzucht Nationwide working committees of cattle breeding 53 Landeskontrollverbände Federal recording organisations 53 Zuchtverbände Cattle breeding organisations 54 Besamungsstationen, zugelassene Samendepots für den IGH mit Rindersamen Semen collection centers, approved semen storage centers for ICT in bovine semen 56 Versteigerungsanlagen in Österreich Auction centers in Austria 58 Österreichische Jungzüchter-Vereinigung Austrian young cattle breeders association 60 Leistungsprüfung Performance recording 64 Milchleistungsprüfung Milk recording 66 Rinderbesamung Cattle insemination 74 Gesundheitsstatus österreichischer Zuchttiere, Samen und Embryonen Veterinary standards for animal husbandry 76 Leistungen der österreichischen Rinderrassen Recording results of the Austrian cattle breeds 81 Grauvieh-Bundesschau "KUISA" in Imst, Tirol National Grauvieh Show "KUISA" in Imst, Tirol 112 7 th Dairy Grand-Prix AUSTRIA in Maishofen, Salzburg 116 Jungzüchter-Bundeschampionat in Imst, Tirol National Young Breeders Show in Imst, Tirol 120

Fleischrinderzucht in Österreich Beef cattle breeding in Austria 125 Fleischleistungsprüfung Beef recording 127 Generhaltungsrassen Gene conservation breeds 128 Tierkennzeichnung Animal identification 132 Rinderproduktion Cattle production 133 Milcherzeugung Milk production 136 Rindfleischerzeugung Beef production 139 Zuchtrinderabsatz Sale of breeding cattle 142 Export und Import Export and import 146 Zuchtwertschätzung Breeding value estimation 148 Österreich in der Europäischen Union Austria in the European Union 155 Die österreichische Rinderzucht in Zahlen Austrian cattle farming in numbers 160

Foto: BMLFUW/Haiden Wirksame Unterstützung für Rinderhaltung und Milchwirtschaft Österreichs Konsumentinnen und Konsumenten wollen mit sicheren, qualitativ hochwertigen und leistbaren Lebensmitteln versorgt werden. Dazu braucht es einen starken, modernen und flächendeckend produzierenden Agrarsektor. Besonders auf internationaler Ebene stehen wir vor vielen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, dass sich Rinderhaltung und Milchwirtschaft auch im Jahr 2015 auf wirksame Unterstützung und Planungssicherheit verlassen können. Mit unserer Exportinitiative öffnen wir vielversprechende neue Märkte auch für den Zuchtrinderexport. Die hohe Qualität der heimischen Tiere ist ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil und wird zunehmend wichtiger. Auch im Inland machen wir verstärkt auf die Vorzüge regionaler Produkte aufmerksam. Das neue Programm für Ländliche Entwicklung ist fertiggestellt, von der Europäischen Kommission genehmigt und wird bereits umgesetzt. Die Investitionsförderung wurde deutlich aufgestockt: von knapp 80 Millionen Euro auf durchschnittlich 107 Millionen Euro pro Jahr. Diese Unterstützung nehmen vor allem tierhaltende Betriebe in Anspruch. Unser Programm enthält auch verschiedene begleitende Maßnahmen, um die Marktanteile für heimische Milch- und Rindfleischprodukte mittel- bis langfristig ausbauen und die Wertschöpfung steigern zu können. Doch die Politik kann für den landwirtschaftlichen Erfolg nur eine unterstützende Rolle spielen. Neben den entsprechenden Rahmenbedingungen bedarf es engagierter und begeisterter Züchterinnen und Züchter. Gemeinsam werden wir das Erfolgsmodell der österreichischen Landwirtschaft in eine nachhaltige, moderne Zukunft führen. Ihr Andrä Rupprechter Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Effective support for cattle farming and dairy farming Austrian consumers wish to be supplied with safe, high-quality and affordable foods. This demands a strong and modern agricultural sector which produces across the whole country. Especially on an international level we are faced with numerous economic and political challenges. This makes it even more important that cattle farmers and dairy farmers can rely on effective support and have planning security also in 2015. With our export initiative, we want to open up promising new markets - also for the export of breeding cattle. The high quality of our regional animals is a substantial competitive advantage and is gaining importance. We also take efforts to draw even greater attention to the advantages of regional products in Austria. The new Rural Development Programme has been completed. It has been approved by the European Commission and is already being implemented. The funds for investment incentives have been raised considerably: from slightly below 80 million euros to an average of 107 million euros per year. These incentives are above all used by livestock holdings. Our programme also includes various accompanying measures aimed at ensuring and extending the market shares for domestic dairy products and beef products. However, politics can only provide support and promote success in agriculture. Apart from the framework conditions that have to be guaranteed, we also need committed and enthusiastic breeders. Together, we will lead the successful model of Austria's agriculture into a sustainable, modern future. Yours, Andrä Rupprechter Federal Minister of Agriculture, Forestry, Environment and Water Management Bundesminister Andrä Rupprechter im Dienste der österreichischen Rinderzucht auf der internationalen Landwirtschaftsmesse in Novi Sad, Serbien. Foto: AAC/Wieser

Erfolgreich durch hohen Qualitätsstandard Für die Interessenvertretung der 24.000 Rinderzüchter war 2014 ein Jubiläumsjahr konnte doch am 4. Juni das 60-jährige Bestehen der ZAR gefeiert werden. Ausgehend von der Zusammenarbeit bei der Seuchenbekämpfung, über die Vereinheitlichung und Standardisierung der Leistungskontrolle und deren Datenverarbeitung bis zur gemeinsamen Zuchtwertschätzung weit über die Bundesgrenzen hinweg, hat sich das Aufgabengebiet der ZAR und deren Tochtergesellschaft ZuchtData in den vergangenen sechs Jahrzehnten ständig weiterentwickelt. Heute ist die ZAR die Drehscheibe im Bereich der österreichischen Rinderzucht mit einem breit gefächerten Aufgabengebiet und sowohl national als auch international stark vernetzten Strukturen. Österreich feiert 20 Jahre EU-Mitgliedschaft. Der Weg in den europäischen Binnenmarkt mit verschärftem Wettbewerb hat den Strukturwandel den Trend zu größeren Betrieben und die Verlagerung der Produktion in die Gunstlagen beschleunigt. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Rinder haltenden Betriebe von 125.000 auf 63.500 halbiert. Die bäuerlichen Familien sind tragende Säulen für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Perspektiven in den Regionen. Der Abwanderung aus vielen ländlichen Regionen muss mit einem Masterplan entgegengetreten werden, in dem nicht nur die Land- und Forstwirtschaft eine wichtige Rolle spielt, sondern auch Investitionen in die Infrastruktur und Lebensqualität im Vordergrund stehen müssen. Überfüllte Städte und entleerte Dörfer sind keine Perspektiven für die Bauern, die einen großen Beitrag zum Sozialkapital liefern und ihren Arbeitsplatz nicht in die Ballungszentren verlegen können. Seit dem EU-Beitritt hat sich die Anzahl der milchproduzierenden Betriebe um zwei Drittel auf 31.500 vermindert. Diese Tatsache ist schmerzlich und erfordert umso mehr neben einem Sicherheitsnetz für unsere kleinstrukturierten Familienbetriebe auch die Fortsetzung des Milchdialogs. Die letzten Jahre standen im Zeichen der Verhandlungen um die Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik 2014 bis 2020. Die ZAR brachte sich aktiv in die Gesprächsrunden und Verhandlungen ein. Bedauernswerter Weise mussten einige Abstriche, wie der Wegfall der gekoppelten Tierprämien, hingenommen werden. Durch die einheitliche Betriebsprämie im Zuge der Umstellung auf das Regionalmodell werden die extensiven Grünlandbetriebe ab 2019 die notwendige Unterstützung erfahren. Intensiv produzierende Rinderbetriebe sowohl in der Mast als auch in der Milchproduktion werden aber durch die flächenbezogene Betriebsprämie und durch den Wegfall der gekoppelten Tierprämie vor große Herausforderungen gestellt. Das Ende der Milchquoten erfordert mehr denn je eine verlässliche Partnerschaft zwischen den Bauern, den Verarbeitungsbetrieben, dem Handel und den Konsumenten. Vermutlich kommt es zu einer weiteren Verlagerung der Produktion von den benachteiligten Gebieten in die begünstigten Lagen als auch zu einer Steigerung der Milchmenge. Wie schon die Milchleistungskontrolle 2014 zeigt, werden viele marktorientierte Betriebe ihre Herden aufstocken. Der Rekord an Kontrollkühen (416.525 Stück) kündigt die fortschreitende Professionalisierung der heimischen Milchwirtschaftsbetriebe an. Auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen im EU-Markt sind die Bewahrung der Rinderzucht in bäuerlicher Hand, funktionierende Strukturen in der Vermarktung und Milchabholung sowie die veterinärmedizinische Betreuung der Betriebe wichtige Anliegen der ZAR für die Zukunft. Damit die

Betriebe entsprechend für die Zukunft im globalisierten Wettbewerb gerüstet sind, stellt die ZAR mit ihrer Tochtergesellschaft ZuchtData den heimischen Züchtern unterstützende Werkzeuge zum Herdenmanagement, wie den Anpaarungsplaner OptiBull, den Futterrationsrechner, das RDV mobil und die Datenauswertung der Milchleistungskontrolle, bereit. Der Rinderstandort Österreich muss langfristig durch Innovationen und Investitionen in praxisorientierte Forschungsarbeit, durch Bildungsmaßnahmen, im Speziellen für unsere Züchterjugend, und durch funktionierende Absatzmärkte für unser wertvolles Zuchtvieh abgesichert werden. Wir Rinderzüchter sind davon überzeugt, dass mit unseren vorbildlichen Qualitätsstandards und mit nachhaltiger und dem Tierwohl entsprechender Rinderhaltung auch in Zukunft im Inland und auf den internationalen Märkten große Chancen bestehen. Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter Ök.-Rat Anton Wagner Obmann Ing. Mag. Franz Sturmlechner Geschäftsführer High quality standards our road to success For the Federation which represents 24,000 cattle breeders 2014 was an anniversary year and on 4 June ZAR celebrated its 60th birthday. The range of duties of ZAR and its subsidiary, ZuchtData, has constantly evolved in the last six decades starting with co-operation with regard to the control of epidemics, the harmonisation and standardisation of performance testing and the data processing of this through to joint breeding evaluations well beyond the borders of Austria. Today ZAR is the hub of Austrian cattle breeding with a wide ranging field of duties and strong networks at national and international level. Austria is celebrating 20 years of membership of the EU. The road to the single European market with greater competition accelerated the structural change - the trend towards larger farms and the shifting of production to advantaged regions. In the last two decades the number of farms with cattle has dropped by half from 125,000 to 63,500. Farming families are vital for economic, social and cultural development in the regions. The exodus from rural areas has to be countered with a master plan, in which both the agricultural and forestry industry will play an important role and investments in the infrastructure and the quality of life must have priority. Crowded towns and empty villages do not provide prospects for a future life for farmers who make a considerable contribution towards social capital and rely on diversity in the regions outside urban centres. Since joining the EU the number of milk-producing farms has dropped by two thirds to 31,500. This fact is painful and spells out more urgently the need for a safety net for our small-structured family farms as well as the continuation of the milk dialogue. The recent past was greatly influenced by negotiations concerning the revamping of the Common Agricultural Policy 2014 to 2020. ZAR took an active role in these talks and negotiations. Unfortunately we had to put up with some setbacks such as the discontinuation of coupled support for animal premiums. As a result of the standardised farm premium in the course of the change to the regional model, low input pastureland farms will receive the necessary support as of 2019. Cattle farms with more input both in animal fattening as well as in

milk production will be faced with great challenges as a result of area-specific farm premiums and the discontinuation of coupled support for animal premiums. More than ever the end of milk quotas demands a reliable partnership between farmers, milk processing companies, trade and the consumer. Presumably production will shift further from the disadvantaged to the advantaged regions and milk quantities will increase. As can be seen from the milk performance test 2014, many market-oriented farms will build up their herds. The record number of test cows (416,525 heads) heralds the continuing professionalism of domestic dairy farms. On the basis of the experience to date in the single European market, matters of importance to ZAR in the future are to make sure cattle farming remains in the hands of the farmers, marketing and milk collection structures which work and the veterinary-medical care of farms. To make sure that the farms are well equipped for the future and for global competition, ZAR and its subsidiary, ZuchtData, make tools available to Austrian breeders for herd management, such as among other things the OptiBull mating planner, the feed ration calculation programme, the RDV mobile app. and the data evaluated from milk performance testing. The future of cattle farming in Austria must be assured in the long-term as a result of innovations and investments in practice-oriented research work, educational measures especially for the young generation of breeders and functional sales markets for our prized breeding cattle. As cattle breeders we are positive that we will continue to have great opportunities in the future both in the domestic market and at international level as a result of our exemplary quality standards and sustained animal-friendly cattle farming. Federation of Austrian Cattle Breeders Im Rahmen der Feier zum 60-jährigen Bestehen der ZAR überreichte Ök.-Rat Anton Wagner eine Kuhglocke an Bundesminister Andrä Rupprechter. Foto: ZAR

60 Jahre 1954-2014 1954 1964 1974 1984 1994 2004 2014 60 Jahre im Dienst der heimischen Rinderzüchter Vor 60 Jahren, am 19. Mai 1954, wurde die Zentrale Arbeitsgemeinschaft (ZAR) als Drehscheibe für die österreichische Rinderzucht mit einem breit gefächerten Aufgabengebiet gegründet, das seither stets erweitert und den aktuellen Problemen angepasst wurde. Bundesminister Andrä Rupprechter war Gastgeber für das Fest der österreichischen Rinderzucht im Marmorsaal des Regierungsgebäudes auf dem Wiener Stubenring. Das ist jene Adresse, an der die ZAR von Beginn an ihre Tätigkeit aufnahm. Vor rund 170 Gästen würdigte Rupprechter die Arbeit der ZAR, die wesentlich dazu beigetragen hat, dass österreichisches Zuchtvieh mittlerweile in über 40 Länder der Welt exportiert wird und damit ein beeindruckendes Schaufenster der Landwirtschaft auf ausländischen Märkten ist. Prominente Vertreter aus der Politik, Verwaltung, den Landwirtschaftskammern und den Universitäten sowie hochrangige Gäste aus dem Ausland erwiesen der ZAR aus Anlass des Jubiläums die Ehre. Gründungsobmann der ZAR war Landwirtschaftsminister Franz Thoma aus der Steiermark, dessen Wirken vor allem durch die bei der Jubiläumsveranstaltung anwesenden langjährigen früheren Obmänner, Rudolf Gurtner, Willibald Sauer und Rudolf Pumberger und aktuell mit Anton Wagner erfolgreich fortgesetzt wurde. Sie erinnerten in einer Gesprächsrunde an den großen Beitrag der Rinderzüchter für den Aufbau der heimischen Landwirtschaft nach 1945 und die ständige Bereitschaft der ZAR, berechtigte Interessen der Züchter in konstruktiver Partnerschaft mit den jeweils Verantwortung tragenden Agrarpolitikern durchzusetzen. Ihr Rückblick in die Vergangenheit war auch mit Zukunftsperspektiven verbunden, weil die Anforderungen an die Dachorganisation der Rinderzüchter bei einem sich verschärfenden internationalen Wettbewerb ständig steigen. Für wichtige Entscheidungen sind wissenschaftliche Grundlagen und ein leistungsfähiger Datenverbund unerlässlich. Die gemeinsame Botschaft lautete: Die JungzüchterInnen verdienen die besondere Unterstützung als Zukunftsinvestition in der Rinderzucht. Die bewegte sechzigjährige Geschichte der ZAR wurde eindrucksvoll in einer Festschrift dokumentiert.

60 Jahre 1954-2014 V.l.: Mag. Franz Sturmlechner (GF ZAR) interviewte die Altobmänner Ök.-Rat Rudolf Pumberger (2003-2005), Ök.-Rat Rudolf Gurtner (1987-1994) und Ök.-Rat Willi Sauer (1994-2003). V.l.: Ehrendiplom für Ök.-Rat Anton Wagner von Dr. Josef Kučera Bundesminister Andrä Rupprechter überreichte Mag. Franz Sturmlechner (ZAR-GF) das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. V.l.: DI Josef Braunshofer (Generaldirektor Berglandmilch), Dr. Michael Blass (GF AMA-Marketing GmbH), Ök.-Rat Jakob Auer (Präsident Österreichischer Bauernbund), Ök.-Rat Franz Reisecker (Präsident Landwirtschaftskammer Oberösterreich) V.l.: Dr. Josef Kučera (Präsident der Fleckvieh-Weltvereinigung), Dr. Bianca Lind (GF Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter), Ministerialrat Maximilian Putz (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten), Prof. Dr. Hans Sölkner (BOKU), Prof. Dr. Petra Winter (Vizerektorin VetMedUni Wien). ÖK.-Rat Anton Hörbiger (Obmann Rinderzuchtverband Salzburg) überreichte ein Geburtstagsgeschenk für die ZAR.

60 Jahre 1954-2014 V.l.: DDr. Reinhard Mang (Generalsekretär BMLFUW), Ök.-Rat Franz Reisecker (Präsident LK OÖ), Ök.-Rat Jakob Auer (Präsident Österreichischer Bauernbund), Ök.-Rat Gerhard Wlodkowski (eh. Präsident der LK Ö), Ök.-Rätin Theresia Meier (Vizepräsidentin der LK NÖ), Dr. Johannes Abentung (Direktor Österreichischer Bauernbund) Die Jungzüchter stellten in einen originellen Sketch ihre Tätigkeiten und ihre Perspektiven für die Zukunft vor. Die Mitarbeiterinnen der ZAR und ZuchtData, Evelin Beer (1972-2009), Martina Gauser-Hengst, Ines Bogner. Feierlicher Anschnitt der ZAR-Geburtstagstorte, Ök.-Rat Anton Wagner (ZAR-Obmann), Dr. Roswitha Eder (ZAR), Regina Almeder (Fa. Waldland), Bundesminister Andrä Rupprechter. Ing. Christian Dullnig (Obmann ARGE Pinzgauer), DI Lukas Kalcher (ZAR), DI Mathias Kinberger (GF ARGE Pinzgauer), Hannes Hofer (Obmann Fachausschuss Pinzgauer, Rinderzuchtverband Salzburg), Ing. Thomas Edenhauser (GF-Stv. Rinderzuchtverband Salzburg) Christian Rain (ZuchtData), DI Helmut Eder (LK-Ö), Anton Winter (ZuchtData)

60 Jahre 1954-2014 V.l.: Bundesminister Andrä Rupprechter, Hannes Hofer, DI Mathias Kinberger, Gerlinde Halbartschlager (ÖJV- Obfrau), Julia Eigelsreiter, Michaela Maisslinger, DI Markus Gahleitner, Sektionsleiterin DI Edith Klauser (BMLFUW) DI Franz Vuk (Tierzuchtdirektor Burgenland), Ök.-Rat Leopold Pargfrieder (Obmann RZO) Dr. Ernst Potucek (Statistik Austria, eh. ZAR GF von 1993-2003), DI Franz Vogelmayer (Tierzuchtdirektor Oberösterreich) DI Josef Wiesböck (BMLFUW), DI Markus Koblmüller (GF LfL Oberösterreich) Mag. Franz Sturmlechner (GF ZAR) und Ök.-Rat Anton Wagner (Obmann ZAR) führten durchs Programm. DI Karl Wurm (BMLFUW), DI Franz Pilz (Direktor LFS Schlierbach) Dr. Bianca Lind (GF Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter), DI Lukas Kalcher (ZAR), Ök.-Rat Georg Piller (Obmann LKV- Stmk.), DI Franz Steininger (ZuchtData) Noch ist Ruhe vor dem Ansturm in Maishofen, Sbg. Ing. Christian Straif (GF Rinderzucht Tirol, Eurogenetik GmbH), Gerlinde Halbartschlager (Obfrau ÖJV), Michaela Maisslinger, DI Markus Gahleitner (ZAR- Bildungsprojektleiter von 2008-2011) DI Josef Wiesböck (BMLFUW), Ing. Christian Dullnig (Obmann ARGE Pinzgauer)

60 Jahre 1954-2014 Eine Abordnung der BOKU-Blasmusikkapelle sorgte für die musikalische Umrahmung der 60-Jahr-Feier. DI Ernst Schranz (eh. Tierzuchtdirektor Burgenland), DI Franz Vuk (Tierzuchtdirektor Burgenland), LAbg. KR Reinhard Jany (Obmann Rinderzuchtverband Burgenland), Ök.-Rat Leopold Pargfrieder (Obmann Rinderzuchtverband Oberösterreich). Dr. Hugo Valentin (Südtiroler Fleckviehzuchtverband), Dr. Josef Kučera (Präsident der Welt-Simmentalvereinigung) Ök.-Rat Willibald Rechberger (Obmann Rinderzucht Steiermark), Johannes Penz (eh. Obmann ÖJV) Die ZAR-Obmänner außer Dienst: Ök.-Rat Rudolf Pumberger, Ök.-Rat Rudolf Gurtner. Gerlinde Halbartschlager (Obfrau österreichische Jungzüchtervereinigung ÖJV), Ök.-Rat Anton Hörbiger (Obmann Rinderzuchtverband Salzburg), Michaela Maislinger) Ing. Alfred Zechmeister (GF Verein Fleckviehzüchter Salzburgs), Dr. Inanc Atilgan (CIN Consult GmbH), Mag. Franz Sturmlechner Prof. Dr. Gerhard Poschacher (Publizist), Ök.-Rat Anton Wagner DI Thomas Resl (Direktor Bundesanstalt für Agrarwirtschaft), Walter Lederhilger (Obmann Verband österreichischer Schweinebauern) Dr. Josef Miesenberger (GF Fleckviehzuchtverband Inn- und Hausruckviertel, GF OÖ Besamungsstation Hohenzell), Dr. Elfriede Österreicher (BMG) Ing. Hannes Lehner (GF Burgenländischer Rinderzuchtverband), LAbg. KR Reinhard Jany (Obmann Rinderzuchtverband Burgenland)

60 Jahre 1954-2014 1. Reihe v.l.: Mag. Hermann Wieser (GF Austrian Agricultural Cluster), Ök.-Rätin Agnes Schierhuber (eh. Abg. im Europäischen Parlament), Dr. Elfriede Österreicher (BMG), Dr. Sonja Hammerschmid (Rektorin VetMedUni Wien), Rosa Wagner, Ök.-Rat Rudolf Gurtner (ZAR-Obmann von 1987-1994), Josef Kreilinger (Vorsitzende des Hauptverbandes zur Förderung der tierischen Veredelungswirtschaft in Bayern e.v.), Ök.-Rat Willi Sauer (ZAR-Obmann von 1994-2003), Ök.-Rat Rudolf Pumberger (ZAR-Obmann von 2003-2005). Bundesminister Andrä Rupprechter hob in der Festansprache seine besondere Beziehung zur österreichischen Rinderzucht hervor. Glockenübergabe von ZAR-Obmann Anton Wagner an Bundesminister Andrä Rupprechter. Ök.-Rat Anton Wagner überreicht eine ZAR-Ehrenurkunde an Ök.-Rat Gerhard Wlodkowski (eh. Präsident der LK Ö). Georg Höllbacher (Obmann Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen, ÖBSZ) und Birgit Lang (GF ÖBSZ) ZAR-Ehrendiplom für Ök.-Rat Willibald Rechberger für seine Verdienste um die österreichische Rinderzucht. Rosa Wagner, Ök.-Rat Willi Sauer Franz Iwanschitz (ZAR), Anton Winter (ZuchtData), DI Christian Rehling (ZuchtData) Dr. Wigbert Rossmanith (Landesveterinärdirektion NÖ), Ök.-Rat Karl Grundböck (Obmann NÖ Genetik Rinderzuchtverband) Hermann Gruber (Obmann HOLSTEIN AUSTRIA), Ing. Bruno Deutinger (GF Rinderzuchtverband Salzburg), DI Martin Unterweger (Projektleiter ZAR) Fotos: ZAR

Agrar- und Volkswirtschaft 2014/2015 Die schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen Finanz- und Wirtschaftskrise, hohe Arbeitslosigkeit und überschuldete öffentliche Haushalte wirkten sich auch auf die Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft aus. Geopolitische Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine sowie das Russlandembargo führten zu Exportverlusten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der EU wuchs 2014 um 1,3% und im Euroraum um 0,8%. Österreichs Konjunktur verlor 2014 erheblich an Schwung. Das Wirtschaftswachstum stagnierte. Die reale BIP-Zunahme betrug 0,3%. Maßgeblich verantwortlich dafür waren die Entwicklung im Außenhandel und die schwache Binnennachfrage sowie Wertschöpfungsrückgänge, vor al- lem im Handel und im Bausektor. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) prognostiziert auch für die Jahre 2015/2016 hohe Arbeitslosigkeit und ein reales Wachstum des BIP zwischen 1,7 und 1,9%. Die Arbeitslosenquote, von der auch die Nebenerwerbslandwirtschaft betroffen ist, wird sich bei 5% einpendeln, der private Konsum als Wirtschaftsmotor bleibt gedämpft. Viel wird davon abhängen, ob neben Reformanstrengungen und Steuerreform mit einer Entlastung bei der Lohn- und Einkommenssteuer sowie bei Unternehmen in Höhe von 5 Mrd. ausreichende Impulse für Wirtschaft, Investitionen und Konsum ausgelöst werden können. Sollte der Welthandel wieder an Dynamik gewinnen, würde auch Österreich davon profitieren. Jungviehalpung in den Pinzgauer Grasbergen bei Saalbach-Hinterglemm, Salzburg. Foto: Rinderzuchtverband Salzburg/Sendlhofer 16 JAHRESBERICHT 2014

Die Gemeinsame Agrarpolitik Für die Finanzierung der gemeinsamen EU- Agrarpolitik (GAP) stehen im Rahmen des mehrjährigen Finanzrahmens von 2014 bis 2020 insgesamt rund 408,3 Mrd. zur Verfügung. Das entspricht einem Anteil von 38% am gesamten EU-Haushalt. Die Mitgliedsstaaten können in einem begrenzten Umfang die Mittel zwischen der ersten und der zweiten Säule umschichten. Das ergibt für den Zeitraum bis 2020 etwa 250 Mrd. in der ersten und 100 Mrd. für den Europäischen Landwirtschaftsfond (ELER) im Rahmen der Ländlichen Entwicklung. Für Österreich bedeutet die Beschlussfassung für die neue EU-Agrarpolitik 2014/20 eine Systemänderung. Es gilt, den Umstieg von der einheitlichen Betriebsprämie auf das Regionalmodell (Basisprämie und Greening) zu bewältigen. Unterschiede bei den Flächenzahlungen sollen vermindert wer- den. Alle 28 Mitgliedsstaaten werden bis 2019 eine Flächenprämie von mindestens 196,-- /ha erhalten. Das Ländliche Entwicklungsprogramm in Österreich mit Umweltzahlungen (ÖPUL) und der Ausgleichszulage in benachteiligten Gebieten bleiben das Herzstück der Agrarpolitik. Rund 8 Mrd. (EU, Bund, Länder) stehen bis 2020 zur Verfügung. Die nationale Mitfinanzierung ist trotz Einsparungen zur Sanierung des Budgets gesichert. Die Umverteilung der Finanzmittel wird allerdings in Finnland, Luxemburg, Litauen, Slowenien und Österreich nicht genutzt. Der neue EU-Agrarkommissar Phil Hogan hat vor dem Europaparlament bekräftigt, auch im Sinne österreichischer Forderungen, eine weitere Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und die Stärkung des Prinzips der Subsidiarität voranzutreiben. Kalbinnen der Rassen Fleckvieh, Braunvieh und Holstein auf der Stofferalm in Roßleithen, Oberösterreich. Foto: RZO/Wagner JAHRESBERICHT 2014 17

Eine Rarität schwarze Pinzgauer auf der Pölsneralm in Hollersbach, Salzburg. Foto: Rinderzuchtverband Salzburg/Sendlhofer 18 Ab 2015 wird das Auslaufen der Milchquoten den Europäischen Milchmarkt nachhaltig prägen. Allerdings hat die EU- Kommission bisher die Einführung neuer Instrumente oder Sicherheitsnetze für die Milchproduktion in den benachteiligten Gebieten abgelehnt. Zu erwarten ist deshalb, dass sich innerhalb der EU die Milchproduktion weiter in die Gunstlagen verlagern dürfte und vor allem Nordwestund Mitteleuropa (Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Niederlande und Polen) die Gewinner sind. Österreich: seit 20 Jahren in der EU 20 Jahre nach dem EU-Beitritt Österreichs am 1. Jänner 2015 ist die ursprüngliche Begeisterung skeptischen Einschätzungen über das bedeutendste europäische Friedensprojekt gewichen. Neue Umfragen, die von den Sozialpartnern (Wirtschafts-, Ar- beiter- und Landwirtschaftskammer, Gewerkschaftsbund) zu Beginn 2015 präsentiert wurden, dokumentieren erhebliche Unzufriedenheit. Unter anderem glauben 56% im Rahmen repräsentativer Meinungsumfragen, dass vor allem die Landwirte mit negativen Folgen konfrontiert wurden. Seit 1995 haben nämlich pro Jahr mehr als 3.100 Betriebe ihre Hoftore für immer geschlossen. Die Zahl der Betriebe ging von fast 240.000 auf 166.300 zurück. Der Strukturwandel dürfte sich bei gleichzeitigem Trend zu größeren Betrieben weiter fortsetzen. Trotz berechtigter Kritik an der Brüsseler Politik und der aktuellen Wirtschafts- und Währungskrise hat sich der EU-Beitritt Österreichs aber insgesamt gelohnt: > Seit 1995 wurde die Exportquote der Unternehmen um mehr als 20% auf fast 58% gesteigert. Heute werden von 10,-- JAHRESBERICHT 2014

im Ausland, allein 5,-- auf dem Binnenmarkt erwirtschaftet. > Der agrarische Außenhandel und davon hat auch die Rinderwirtschaft profitiert nahm wertmäßig seit dem EU-Beitritt um das Fünffache auf fast 10 Mrd. zu. > Der Binnenmarkt brachte nach Analysen der Wirtschaftsforschungsinstitute einen integrationsbedingten Zuwachs von 280,-- /Kopf, besser schnitten nur Dänemark und Deutschland ab. Die Wachstumsimpulse haben nach Berechnungen der Wirtschaftskammer seit 1995 fast 500.000 Arbeitsplätze geschaffen. > Besonders erfolgreich war Österreich im Bereich der Agrar- und Regionalpolitik. Die Fördergelder aus dem EU-Budget wurden optimal ausgenützt und mit dem Ländlichen Entwicklungsprogramm ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Umwelt und Kulturlandschaft in den Regionen geleistet. > Die österreichischen Konsumenten hielten heimischen Ernährungsgütern und regionalen Produkten die Treue. > Weniger erfreulich entwickelten sich seit 1995 die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft. Sie stiegen gemäß Grüner Bericht von 22.300,-- je Betrieb (1995) nur minimal auf 25.700,-- (2013). Gute Einkommenszuwächse gab es 2006, 2010 und 2011, während 2014 Einkommenseinbußen zu verkraften waren. Das agrarische Umfeld und Ausblick Die österreichische Landwirtschaft produzierte 2014 Güter und Dienstleistungen im Wert von 7 Mrd.. Auf die Rinder- und Milchproduktion entfielen rund 2,2 Mrd.. Die tierische Erzeugung blieb stabil. Die Aufwendungen der Landwirtschaft für Vorleistungen stiegen um 2%. Gemäß Berechnungen der Statistik Austria verringerte sich das in der Landwirtschaft insgesamt erwirtschaftete Faktoreinkommen 2014 um 2,6% gegenüber dem Vorjahr. Real ergab sich eine Abnahme je Arbeitskraft um 2,4%, EU-weit lag Österreich dabei im Mittelfeld. Die Förderzahlungen machten 68% des landwirtschaftlichen Einkommens aus. Insgesamt waren die heimischen Agrareinkommen 2014 trotz gestiegener Erntemengen und einer höheren Milchproduktion im dritten Jahr rückläufig. Hauptgründe dafür waren Preiseinbußen in der pflanzlichen Erzeugung sowie bei Schweinen und Rindern. Die Rinder- und Milchwirtschaft sind die bedeutendsten Zweige innerhalb der Landwirtschaft und tragen die Hauptverantwortung für die Bewirtschaftung von 1,8 Mio. Hektar Dauergrünland und 8.400 Almen. Der Strukturwandel bereitet aber Sorgen. Seit dem EU-Beitritt gaben 60% der Milchbauern auf. Ihre Zahl reduzierte sich bei steigenden Kuhbeständen von 78.000 auf 31.500. Die Zahl der Milchkühe nahm in diesem Zeitraum seit 1995 von 706.500 auf 538.000 Stk. ab. Die Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter hat aus diesem Grunde vorgeschlagen, eine Produktionsstrategie für die zukünftige Nutzung des Grünlands zu entwickeln und ein Sicherheitsnetz für die Milchproduktion in den Berggebieten aufzubauen. Diese sind für den Tourismus mit mehr als 23 Mrd. Wertschöpfung im Jahre 2014 und 132 Mio. Gästenächtigungen, davon zwei Drittel in den alpinen Regionen, besonders wichtig. Wichtig sind auch Perspektiven für die Milchproduzenten im Rahmen des Ländlichen Entwicklungsprogramms, vor allem Investitionen, Bildung und Beratung und eine professionelle Vermarktung der Produkte sowie die offensive Pflege der Auslandsmärkte. Die technische Weiterentwicklung in diesem Zeitraum war enorm. So waren im Jahre 1995 rund 2.000 Kontrollbetriebe registriert, die ihre Kühe noch immer mit der Hand molken. 20.000 verwendeten einen Standeimer, 500 Betriebe einen Hängeeimer, 7.800 Betriebe verfügten über eine Rohrmelkanlage und 1.000 Betriebe hatten zu dieser Zeit bereits einen Melkstand. JAHRESBERICHT 2014 19