Es ist mir eine außerordentliche Freude, heute hier bei Ihnen zu sein und mit Ihnen die Einweihung dieses beeindruckenden Schulneubaus zu feiern.

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Transkript:

1 - Es gilt das gesprochene Wort! - - Sperrfrist: 16.04.2013, 10.00 Uhr - Rede des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, anlässlich der Einweihung des Neubaus der Ernst-Barlach- Schulen der Stiftung Pfennigparade am 16. April 2013 in München Sprechkarten I. Einleitende Würdigung des Neubaus Anrede Es ist mir eine außerordentliche Freude, heute hier bei Ihnen zu sein und mit Ihnen die Einweihung dieses beeindruckenden Schulneubaus zu feiern.

Es ist für mich zugleich ein besonders schönes Wiedersehen: Vor knapp vier Jahren, im Sommer 2009, war ich schon einmal bei Ihnen zu Gast. Auch damals gab es Anlass zum Feiern: 40 Jahre Ernst-Barlach-Schulen. Damals kamen wir in der Turnhalle zusammen. Heute sind wir in diesen wunderbar gelungenen neuen, lichten Räumen. 2 Ich beglückwünsche Sie alle zu Ihrem neuen Schulhaus, Sie, sehr verehrter Herr Steinmann, sehr verehrter Herr Dr. Walter, die Sie als Vorstand des Trägers der

Ernst-Barlach-Schulen Verantwortung für den Schulbau tragen und diesen Neubau angestoßen haben, die Schulleiterinnen und ihre Teams, alle Lehrkräfte und nicht zuletzt alle Schülerinnen und Schüler mit ihren Familien, die nun Besitz ergreifen werden von diesem neuen Bau. 3 In der Festschrift zum 60. Jubiläum der Pfennigparade im Jahr 2012 steht: Die Pfennigparade ist keine Aufbewahrungsanstalt, sondern ein Weg ins normale Leben.

4 Dieses dankbare Bekenntnis eines früheren Arztes, der nach einer Hirnverletzung nunmehr in der Gärtnerei am Hart der Pfennigparade eine neue berufliche Aufgabe gefunden hat, ist eine treffende Überschrift auch für den heutigen Anlass. Denn keine Aufbewahrungsanstalt zu sein, sondern einen Weg ins Leben zu öffnen, das gilt seit jeher auch für die Ernst-Barlach-Schulen. Und dieser Anspruch findet hier in diesen schönen neuen Räumen seinen baulichen Ausdruck und wird damit aufs Neue eingelöst und für die weiteren Jahre fortgeschrieben.

Dieses lichte Gebäude steht für Transparenz, befördert den Kontakt nach außen und erlaubt Einblicke in die Schule. Die Räumlichkeiten ermöglichen gemeinsames Lernen von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung; die spektakuläre kreisförmige Rampenanlage erlaubt nun auch gemeinsame Wege im ganzen Schulhaus. Hervorragend ausgestattete Schulräume unterstützen die frühe Förderung in der Schulvorbereitenden Einrichtung und das Lernen im Förderzentrum und in der Fachoberschule. Sie tragen damit auch zur Eingliederung in die Gesellschaft und in die Arbeitswelt bei. 5

Wer baut, hat Zuversicht. Wer baut, hat Zukunft: Die Ernst-Barlach-Schulen haben Zukunft! 6 Der Neubau ist Ausdruck, Bewährtes kraftvoll fortzuführen und die überzeugende pädagogische Arbeit, die die Ernst-Barlach-Schulen seit vielen Jahren auszeichnet, mit neuen räumlichen Möglichkeiten umzusetzen. Mit dem Neubau, den wir heute einweihen, schlagen Sie, schlägt die Stiftung Pfennigparade ein neues Kapitel in der verdienstvollen Geschichte der Ernst-Barlach- Schulen auf.

Ein Schulhaus ist kein Bau wie jeder andere. An den Schulen verbringen unsere Kinder einen großen Teil ihrer Kindheit und Jugend. Es ist daher nicht nur Lern-, sondern vor allem auch Lebensraum. Natürlich sind es vor allem gute, motivierte Lehrkräfte, die als Vorbild wirken und ihre Schüler auf das Leben vorbereiten. Solche Lehrkräfte sehe ich hier zahlreich versammelt. Ausgereifte pädagogische Konzepte, angewandt mit Herz und Verstand, tragen ebenfalls dazu bei, Unterricht und Schule inhaltliche Form zu geben. Daneben ist es aber eben auch der baulich gestaltete Raum, der die Menschen prägt und der eine Schule ausmacht. 7

Exzellente Lehrer und ein überzeugendes Schulkonzept vereint in einem neuen Schulhaus das ist der entscheidende Dreiklang, in dem Ihre Schüler optimale Bedingungen vorfinden. Darauf dürfen Sie mit Recht stolz sein. 8

II. Würdigung der Pfennigparade 9 1952 begann die Arbeit der Pfennigparade. Ausgangspunkt ihrer Tätigkeiten war es, durch Kinderlähmung Geschädigten konkrete Hilfestellungen zu geben und durch die Finanzierung von Schluckimpfungen Polioepidemien zu verhüten. Viele weitere wichtige Aufgaben sind seither dazu gekommen. Die Pfennigparade ist aus dem sozialen Leben Münchens nicht mehr wegzudenken!

Ihr 60-jähriges Jubiläum haben Sie im vergangenen Jahr daher zu Recht mit einem großen Festakt gefeiert. Die nächsten 60 Jahre Pfennigparade mit einem neuen Schulbau einzuläuten, ist ein Zeichen Ihrer Stärke und Ihres berechtigten Selbstbewusstseins. 10 Es war bürgerschaftliches Engagement, das die Gründer 1952 antrieb. Gleichzeitig ist es auch der Motor Ihres Handelns, sehr verehrte Damen und Herren, die Sie heute die Geschicke der Pfennigparade und ihrer Schulen lenken. Dies kann nicht hoch genug gewürdigt werden. Ihre Haltung,

das Wirken der Stiftung Pfennigparade und das Engagement all derer, die hier ihren Dienst tun, geben uns ein Vorbild für die ganze Gesellschaft. 11 Gemeinnütziger Einsatz steckt an, reißt mit und befeuert den Mut, Großes zu wagen. Ich erlebe in unserem Freistaat sehr viele Menschen, die dazu bereit sind, mehr zu tun, als nur ihr privates Fortkommen zu betreiben, Und sie motivieren damit andere, es ihnen gleich zu tun. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich.

Die Kraft der hier arbeitenden Menschen, ihr Elan, ihre Schaffensfreude daraus werden Sie auch in Zukunft schöpfen können! 12 Im Jahr 1969 nahm die Pfennigparade ihre erste Schule in Betrieb, zunächst für Grund- und Hauptschüler mit körperlichen Behinderungen. Schon bald darauf baute sie ihr schulisches Angebot weiter aus. Heute sind unter dem Dach der gemeinnützigen GmbH der Ernst-Barlach-Schulen, deren alleinige Gesellschafterin die Stiftung Pfennigparade ist, drei

Schulen vereint, alle mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung: das Förderzentrum mit Schulvorbereitender Einrichtung, Grund- und Mittelschulstufe eine Realschule und eine Fachoberschule. 13 Das schulische Angebot wird ergänzt durch eine Heilpädagogische Tagesstätte, Angebote für jugendgerechtes Wohnen in Schülerwohngruppen, medizinische, therapeutische und psychologische Betreuung

und die Aussicht auf Arbeitsmöglichkeiten und Unterstützung über die Schulzeit hinaus. 14 Neben den Schulen unterhält die Stiftung Pfennigparade Kindergärten, ambulante und stationäre Wohneinrichtungen, Pflegedienste, Werkstätten, ein erfolgreiches, gemeinnütziges Integrationsunternehmen und spezielle Rehabilitationsprogramme.

III. Die Ernst-Barlach-Schulen Vorreiter der Inklusion 15 Ich bin beeindruckt von dem ganzheitlichen Ansatz, den die Stiftung Pfennigparade in ihren Ernst-Barlach-Schulen verfolgt und über die Jahre ausgebaut hat. Der Schulneubau setzt diesen Weg beharrlich und konsequent fort. Es ist aber nicht nur die Breite der Angebote der Pfennigparade, von der die Ernst-Barlach-Schulen profitieren. Die Schulen selbst sind ein Motor pädagogischen und gesellschaftlichen Fortschritts.

Denn die Ernst-Barlach-Schulen haben sich sehr früh den gemeinsamen Unterricht von Behinderten und Nicht-Behinderten auf die Fahne geschrieben und diesen höchst erfolgreich verwirklicht. 16 Als noch niemand von Inklusion sprach, haben Sie diese bereits praktisch umgesetzt. Die Ernst-Barlach-Schulen sind somit ein wahrer Vorreiter der Inklusion. 1. Förderzentrum Am Förderzentrum werden in kleinen Klassen je zwölf bis vierzehn Schüler mit Förderbedarf im Bereich körperliche und motorische Entwicklung unterrichtet. Seit 2002 kann

das Förderzentrum auch Schülerinnen und Schüler ohne sonderpädagogischem Förderbedarf aufnehmen. Unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten wird dadurch Rechnung getragen, dass meist innerhalb einer Klasse nach zwei verschiedenen Lehrplänen unterrichtet wird: dem Lehrplan der Grund- bzw. Hauptschule und dem Lehrplan für den Förderschwerpunkt Lernen. 17 Das ist für die Lehrkräfte eine anspruchsvolle Aufgabe, die sie vorbildlich bewältigen.

Die Schülerinnen und Schüler ohne besonderen Förderbedarf können von den kleinen Klassen und der individuellen Zuwendung und Förderung profitieren. 18 Etwa 160 Schülerinnen und Schüler im Förderzentrum und noch einmal etwa 30 Kinder in der Schulvorbereitenden Einrichtung nutzen die vielfältigen Angebote der Ernst-Barlach-Schulen. Durch den Neubau werden Sie nun Ihr Konzept der ganztägigen Förderung aus Förderzentrum, Realschule, Heilpädagogischer Tagesstätte und Therapieabteilungen noch besser verwirklichen können.

2. Realschule und Fachoberschule 19 An ihrer Realschule werden etwa 180 junge Menschen unterrichtet und knapp 100 in der Fachoberschule. Hier machen die Schülerinnen und Schüler ohne sonderpädagogischen Förderbedarf bereits ein Drittel aus. Miteinander zu leben, voneinander zu lernen und die Kinder und Jugendlichen, ob mit oder Behinderung, gleichberechtigt zu selbständigen Persönlichkeiten zu erziehen dies wird hier Wirklichkeit! Unter dem neuen gemeinsamen Dach werden sich das Förderzentrum samt Schulvorbereitender

Einrichtung und die Fachoberschule gut entwickeln können. Und es werden noch bessere Möglichkeiten entstehen, den Mittelstufenunterricht am Förderzentrum und den Unterricht an der Realschule miteinander zu verzahnen. 20

IV. Die Förderschulen als wichtiger Bestandteil des differenzierten bayerischen Schulsystems 21 Bayern verfolgt den Weg der Inklusion durch eine Vielfalt schulischer Angebote. Dieses Angebot schließt auch die Förderschulen ein. Unser Weg ist es, die Förderschulen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Als Staatsminister für Unterricht und Kultus stehe ich dafür ein, dass Sie diesen erfolgreichen Weg weitergehen können. Denn Inklusion ist Aufgabe aller Schulen. Im überparteilichen Konsens aller Fraktionen im Landtag

haben wir in einem ersten Schritt schon im Sommer 2011 den schulrechtlichen Rahmen dafür geschaffen. Eltern entscheiden im Grundsatz, auf welche Schule ihr Kind geht: Regelschule oder Förderschule. 22 Schon heute kooperieren im Freistaat die allgemeinen Schulen mit den Förderschulen. Die bestehenden Förderschulen sind dabei Kompetenzzentren für Sonderpädagogik. Daher gehören sie auch künftig zum Gesamtkonzept für die Ausbildung junger Menschen mit Behinderungen. Der Erfahrungsschatz an den Förderschulen ist mir besonders wertvoll.

Regel- und Förderschulen ergänzen einander und haben jeweils eigene Stärken, die wir nicht aufgeben dürfen, sondern weiterhin akzentuieren wollen. 23 So hat jedes Kind die besten Chancen, seinen individuellen Weg zu gehen. Die Ernst-Barlach-Schulen sind der beste Beleg, dass die Bündelung von Kompetenzen, die Bündelung von Ausstattung und Einrichtungen, und die Bündelung von speziell geschultem Personal

den Weg darstellen, von dem diejenigen, die der Förderung bedürfen, besonders profitieren. 24 Mit ihrer Öffnung für Schülerinnen und Schüler ohne sonderpädagogischen Förderbedarf beweisen die Barlach-Schulen überdies, dass Inklusion eben nicht nur eine Aufgabe der Regelschulen, sondern auch an Förderschulen möglich ist. Diesen Weg werden wir weiter voranschreiten. Sowohl das Kultusministerium als auch die interfraktionelle Arbeitsgruppe im Bayerischen Landtag zur Inklusion im schulischen Bereich

25 sind zum Thema Öffnung der Förderschulen mit den Förderschulträgern im Gespräch. Dabei ist mir aber auch wichtig, dass Förderschulen wie die Ernst- Barlach-Schulen eine spezialisierte Alternative für all jene Schüler und Eltern bleiben, die ein besonderes und multiprofessionelles Angebot wünschen, das es so nicht an jeder Regelschule geben kann. Im Gespräch sind wir überdies hinsichtlich der Frage, ob auch Förderschulen das Profil Inklusion entwickeln können, wenn sie in besonderer Weise den

gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Schülern fördern. 26 Die Realschule und die Fachoberschule zur sonderpädagogischen Förderung der Stiftung Pfennigparade, die sich bereits vor 25 Jahren geöffnet haben und deren Schülerschaft heute zu mehr als einem Drittel keine Behinderung aufweist, haben es sicherlich verdient, offiziell das Profil Inklusion zuerkannt zu bekommen. Ich werde mich daher dafür einsetzen und gehe angesichts der Signale aus der interfraktionellen Arbeitsgruppe davon aus, dass die Fraktionen dies genauso sehen werden.

27 Anrede Sie, die Sie heute hier versammelt sind, kennen die Sorgen und Nöte von Menschen mit körperlichen Behinderungen besonders gut. Durch ihre Erfahrung ist die Stiftung Pfennigparade deshalb auch stets ein Fürsprecher für die berechtigten Interessen Behinderter gewesen. Ich bitte Sie, auch weiterhin die Interessen Behinderter zu formulieren

und mitzuhelfen, die Förderschule weiterzuentwickeln, aber auch gegen ungerechtfertigte Kritik zu verteidigen. 28 Die Erfahrungen der Menschen, die guten wie die schlechten, sind ein Schatz, auf den Politik und Verwaltung immer angewiesen sein werden. Deshalb dient es dem Wohle aller, wenn Sie sich einbringen und ihre Anliegen zur Sprache bringen. Ihr besonderer Ansatz in der Pfennigparade und besonders in den Ernst-Barlach-Schulen, behinderte und nichtbehinderte Menschen zusammenzubringen, zeichnet Sie aus.

Sie standen und stehen damit an der Spitze der Entwicklung, Behinderte in die Mitte der Gesellschaft aufzunehmen. 29 Das ist auch mein ganz persönliches Ziel in meiner Verantwortung als Staatsminister für Unterricht und Kultus.

V. Leistungen des Freistaats Bayern 30 Neben den schulrechtlichen Voraussetzungen hat der Freistaat große finanzielle Kraftanstrengungen unternommen, um die Inklusion in Bayern voranzubringen. Ich möchte hier nur einige Maßnahmen herausgreifen. Wir haben das Personal erheblich aufgestockt: Seit 2011 schaffen wir jährlich jeweils 100 zusätzliche Stellen. Das sind dann zusammen bis 2014 insgesamt 400 zusätzliche Stellen für die Inklusion an Regelschulen mit einem Finanzvolumen von mehr als 20 Mio..

Für die Förderschulen wurden weitere 250 Stellen zusätzlich zur Verfügung gestellt mit einem Volumen von rund 13 Mio. Im Schuljahr 2012/2013 können mindestens 15.589 Stunden, das sind 588 Vollzeitkapazitäten, in den Mobilen Sonderpädagogischen Diensten geleistet werden. Das entspricht einer Steigerung um rund 50 % innerhalb von 8 Jahren. 31 An den Regelschulen können nun überdies auch wie an der Förderschule staatliche Pflegekräfte für Kinder und Jugendliche mit Pflegebedarf eingesetzt werden.

Mein ausdrücklicher Dank gilt hierfür den Abgeordneten des Bayerischen Landtags, die im Staatshaushalt die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt haben. 32

VI. Baufinanzierung 33 Wie konkret die Leistungen des Freistaats wirken, das sehen wir heute an diesem Ort. Der Neubau, den wir heute einweihen, hat erhebliche Kraftanstrengungen gekostet. Es sind jedoch Investitionen, die sich gelohnt haben; Investitionen, die die Bayerische Staatsregierung daher gerne getätigt hat; denn es sind Investitionen in die Zukunft unserer Kinder und damit in die Zukunft unseres Landes.

Über 14 Mio. wird der Freistaat für diesen Neubau erstatten. Die Pfennigparade hat erhebliche Eigenmittel dazugetan und einen hohen Millionenbetrag aufgebracht. Der Finanzkraft der Stiftung, ihrem erfolgreichen Wirtschaften und den Spendern, die zur Pfennigparade beitragen, sei Dank. 34 Durch die vereinte Kraft von Freistaat und Pfennigparade ist hier somit ein baulicher Standard erreicht worden, der das Notwendige weit übertrifft.

Wir können uns heute über ein außerordentlich gelungenes, weit überdurchschnittliches Schulhaus freuen. 35 Über 6 Mio. hat der Freistaat bereits an den Schulträger ausgezahlt. In einer Phase, in der sehr viele öffentliche und private Schulbauten der 60er und 70er Jahre sanierungsbedürftig werden, ist das eine enorme Leistung, die durch verschiedene Sondermaßnahmen in den vergangenen Jahren möglich wurde. Sehr verehrter, hochgeschätzter Herr Steinmann, zu Recht weisen Sie darauf hin, dass noch nicht die ganze

Bausumme vom Freistaat an die Stiftung Pfennigparade ausgezahlt worden ist. 36 Ich darf Ihnen heute aber eine gute Nachricht überbringen: Die Staatsregierung hat einen Entwurf für einen Nachtragshaushalt vorgelegt, der allein für Baumaßnahmen der Förderschulen 25 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellt. Die Mittel, die bereits im geltenden Haushaltsplan vorgesehen sind, kommen hier noch dazu. Ich kann meinen Kollegen im Landtag nicht vorgreifen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass dieser Betrag für die

Förderschulen von den Parlamentariern aus Überzeugung mitgetragen und Gesetz werden wird. 37 Davon wird auch die Stiftung Pfennigparade profitieren und die Abfinanzierung beschleunigt werden können. Damit reduziert sich die Wartezeit deutlich. Sie sehen, der Freistaat Bayern unternimmt gewaltige Anstrengungen für die Bildung. In Bayern gilt: Vorfahrt für Bildung! Wir investieren in Bildung! Hier in den Ernst-Barlach-Schulen ist das Geld auf beste Weise angelegt.

38 VII. Abschließende Bauwürdigung und Schlussgruß Wir haben nun schon einiges über Geld gesprochen. Gewiss, das ist nicht das Unwichtigste, wenn sich eine private Stiftung entschließt, zu bauen. Und doch hilft alles Geld nichts, wenn nicht ein Ort mit Geist beseelt ist, wenn nicht ein Bau mit Sinn erfüllt ist für die Menschen, die in ihm zusammenkommen.

Wo sich Schönheit und Zweckmäßigkeit verbinden, da hat der Architekt ein großes Werk vollbracht. Dafür sage ich danke. 39 Der noch frische spiritus loci dieses neuen, zügig errichteten Schulhauses in Kombination mit der guten Tradition der Ernst-Barlach-Schulen dies wird für ein Lernklima sorgen, von dem alle jungen Menschen hier enorm profitieren werden. Liebe Schülerinnen und Schüler, ich bin mir sicher: Wenn Ihr in vielen Jahren einmal auf Eure Schulzeit zurückblicken werdet, dann werden da viele sehr schöne Erinnerungen sein Erinnerungen, die sich mit diesem

Schulhaus verbinden werden, das wir heute feierlich einweihen. 40 Auch die Lehrkräfte werden von dem neuen Gebäude profitieren. Die ästhetische Kraft der räumlichen Gestaltung kann Ihnen dabei helfen, die tägliche Herausforderung Ihrer Arbeit immer wieder von Neuem mit Freude und Hingabe anzugehen. Ihnen allen gemeinsam wird dieses neue Schulhaus ein Lebens- und Lernort sein, an dem Ideen geboren und Träume verwirklicht werden können.

Ich wünsche den Ernst-Barlach-Schulen, unter ihrem neuen Dach heimisch zu werden und mit dem Schwung des Neubaus ihre erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Alles Gute und Gottes Segen! 41

42 Rede des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, anlässlich der Einweihung des Neubaus der Ernst-Barlach- Schulen der Stiftung Pfennigparade am 16. April 2013 in München Inhaltsverzeichnis I. Einleitende Würdigung des Neubaus... 1 II. Würdigung der Pfennigparade... 9 III. Die Ernst-Barlach-Schulen Vorreiter der Inklusion...15 1. Förderzentrum...16 2. Realschule und Fachoberschule...19 IV. Die Förderschulen als wichtiger Bestandteil des differenzierten bayerischen Schulsystems...21 V. Leistungen des Freistaats Bayern...30

43 VI. Baufinanzierung...33 VII. Abschließende Bauwürdigung und Schlussgruß...38