Schönes Fest. IHK feiert Jahresempfang mit 800 Gästen. Dezember 2014. Schuldenkrise in Europa. Bernd Ostermann, Kuhbar-Eismanufaktur



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Transkript:

ANALYSE Schuldenkrise in Europa INTERVIEW Bernd Ostermann, Kuhbar-Eismanufaktur MEHR FLEXIBILITÄT BEI DER PFLEGE Bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf Dezember 2014 Schönes Fest IHK feiert Jahresempfang mit 800 Gästen

Angelique Wagner Geschäftskundenberaterin Weil wir hinter jedem Geschäftskunden eine persönliche Erfolgsgeschichte sehen. Bieten wir Ihnen eine effiziente Beratung mit systematischer Finanzanalyse. Mit dem GeschäftskundenKompass erleben Sie ausgezeichnete Beratung, von der Sie und Ihr Unternehmen direkt profitieren können. Von der systematischen Analyse bis hin zu konkreten Handlungsempfehlungen sind unsere Geschäftskundenberater dabei an Ihrer Seite und das an über 600 Standorten deutschlandweit. Vereinbaren Sie jetzt einen Termin in einer unserer Filialen oder unter www.commerzbank.de/geschaeftskundenkompass.

EDITORIAL Unsere Region ist stolz auf Die Besten im Westen Kann man eigentlich trotz all der Krisen in der Welt, deren Auswirkungen wir auch alle direkt zu spüren bekommen, noch zuversichtlich sein und optimistisch in die Zukunft schauen? Ja, man kann! Und der überragende Teil der Unternehmer in unserer Region lässt sich trotz aller Only bad news are good news -Schlagzeilen auch überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Ganz im Gegenteil: In unserer aktuellen IHK-Konjunkturumfrage bewerten 87 (!) Prozent die gegenwärtige Lage als gut oder zufriedenstellend. Befragt nach der Zukunft erwarten mehr als 86 (!) Prozent eine mindestens gleichwertige oder sogar noch verbesserte Entwicklung ihrer Geschäftslage. In diesen überaus erfreulichen Ergebnissen spiegeln sich ungebrochenes Selbstvertrauen, Zuversicht und das Wissen um die eigenen Stärken wider. Weitere positve Nachrichten gefällig? Schauen Sie doch einmal in unsere neueste IHK-Publikation Die Besten im Westen, die wir bei unseren Jahresempfang am 1. Dezember (s. Seite 8ff.) vorgestellt haben. Sie werden staunen: Auf gut 130 Seiten präsentieren wir mit rund 100 Top-Unternehmen aus Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna einen beeindruckenden Ausschnitt unserer insgesamt fantastischen Unternehmenslandschaft. Hochinnovative Produkte und Dienstleistungen von Weltruf, angeboten vom Herzstück der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung (Zitat Angela Merkel) dem deutschen Mittelstand reihen sich da aneinander. Und wer die spannenden Unternehmensportraits liest, versteht sofort, warum der Mittelstand in unserer Region gleichbedeutend mit Begriffen wie Kontinuität, Erfolg und Krisensicherheit ist. Mit diesen und allen anderen Unternehmen haben wir den Strukturwandel geschafft. Auch das wollen wir mit dieser Publikation in unserer Region und darüber hinaus transportieren: Phönix ist aus der Asche gestiegen, kann und wird noch viel weiter fliegen. So aufgestellt, haben wir allen Grund, optimistisch nach vorne zu schauen! Udo Dolezych und Reinhard Schulz»Phönix ist aus der Asche gestiegen, kann und wird noch viel weiter fliegen.«in diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute im neuen Jahr 2015! Udo Dolezych, IHK-Präsident Reinhard Schulz, IHK-Hauptgeschäftsführer Ruhr Wirtschaft Dezember 2014 3

INHALT BLICKPUNKT IHK-JAHRESEMPFANG 2014 8 Wirtschaft der Region ist spitze auf dem Weltmarkt IHK-Präsident Udo Dolezych stellt beim Jahresempfang Die Besten im Westen in den Fokus. ANALYSE SCHULDENKRISE IN EUROPA 14 Strukturreformen in den Euro-Krisenländern Zur Bewältigung der Staatsschuldenkrise im Euroraum sei eine Doppelstrategie erforderlich, sagen Prof. Christoph M. Schmidt, Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), und Prof. Thomas K. Bauer, Vizepräsident des RWI. RUBRIKEN 3 Editorial 6 Bild des Monats 20, 67 Kompakt 25, 30 Jubiläen 32 Was sonst geschah 36 Ausgezeichnet 39 Literatur 44 Essen & Trinken 47 Glückwunsch 48 Personalie 69 Tipps zum Thema Recht 70 IHK-Weiterbildungsprogramm 73 Kulturkalender 75 Wirtschaft im TV 75 IHK-Veranstaltungskalender 76 Impressum 76 Bekanntmachungen 77 Messekalender BLICKPUNKT IHK-JAHRESEMPFANG 2014 8 Wirtschaft der Region ist spitze auf dem Weltmarkt IHK-Präsident Udo Dolezych stellt beim Jahresempfang Die Besten im Westen in den Fokus. ANALYSE SCHULDENKRISE IN EUROPA 14 Strukturreformen in den Euro-Krisenländern INTERVIEW 16 Kuhles Konzept Bernd Ostermann, Kuhbar- Eismanufaktur, Schwerte WIRTSCHAFT REGIONAL 18 Qualifizierte Mitarbeiter sichern den Standort IHK-Wirtschaftsgespräche 20 Fotos wandern Ausstellung Erlebnis: Unternehmen 20 Schnelles Netz in Hamm 21 kywi gewinnt Aachener Marketingpreis 21 Personalstrategie verbessern 22 Besser als in der Heimat! Serie Gastronomie: Hexenkessel, Dortmund 24 Einzigartige Hall of Print 24 Freikarten für die E-world energy & water 25 Gather und Hermes sind Bürger des Ruhrgebiets 4 Ruhr Wirtschaft Dezember 2014

WIRTSCHAFT REGIONAL 22 Besser als in der Heimat! Vor gut einem Jahr hat der Hexenkessel im Kaiserstraßenviertel eine neue Heimat bekommen und begeistert seine Gäste mit Burgern. SONDERTHEMA GRÜNDEN ENTWICKELN / QUALIFIZIEREN BILDEN 50 Weiterbildung stärkt die Unternehmen Hochwertige Weiterbildung verbessert die Leistungsfähigkeit der Unternehmen. Den größten Erfolg bringt eine Mischung aus Präsenzveranstaltungen und Onlinetrainings. SERVICE INTERNATIONAL 66 Serbien: Perspektiven auf dem Weg in die EU Der EU-Beitrittskandidat balanciert zwischen wirtschaftlichen Problemen und Chancen durch Privatisierung sowie steigenden Investitionen. 26 Erfolg durch kulturelle Vielfalt 27 Der 100.000. Besucher Hoesch-Museum, Dortmund 28 Gewerbegebiet Wald und Flur Serie über den Kreis Unna: Fröndenberg 30 On the record 30 Wege der Finanzierung 31 Freie Atemwege Boehringer Ingelheim investiert 34 Freihandel stärkt die Region Resolution zum TTIP-Abkommen 36 Gundula und Oscar helfen Möbel für gehandicapte Kinder 37 Gaumenfreuden im Kurpark 38 Garbe verdoppelt auf der Westfalenhütte 40 Nickel aus Schwerte Serie Historische Briefköpfe : Vereinigte Deutsche Nickel- Werke AG 41 adesso sucht Nähe zu Hochsschulen 42 Unterstützung auch in schwierigen Zeiten 50 Jahre Theater- und Konzertfreunde Dortmund 46 Das Lachen der Kinder darf niemals verwehen Kinderlachen-Charity-Gala 47 Ideenreiche Frauen 48 Hellweg Baumarkt ziehts nach Hamm MEINUNG 49 Wirtschaftsweise, Gewerkschaftssekretäre und Ludwig Erhard Von Frank Pöpsel, Chefredakteur Focus-Money SONDERTHEMA 50 Gründen Entwickeln / Qualifizieren Bilden SERVICE INTERNATIONAL 66 Serbien: Perspektiven auf dem Weg in die EU 68 Strengere Regeln bei der Ausfuhr SERVICE BILDUNG 71 Besucherrekord bei der Bildungsmesse SERVICE KULTUR 72 Zu Pointen verwurstet Geierabend startet in die 24. Session SERVICE REGIONAL 74 Mehr Flexibilität bei Pflege Bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf Ruhr Wirtschaft Dezember 2014 5

BILD DES MONATS Lichterzauber Weihnachtsmarkt Auch bei Traditionen kann es immer wieder etwas Neues geben. So zum Beispiel beim Dortmunder Weihnachtsmarkt. Der ist 2014 erstmals bis zum 30. Dezember und damit eine Woche länger als bisher geöffnet. Mehr Zeit, den Anblick des größten Weihnachtsbaumes der Welt zu genießen. Riesentanne Seit 1996 wird auf dem Hansaplatz ein besonders großer Weihnachtsbaum errichtet. An einem 45 m hohen konisch zulaufenden Stahlgestell werden dabei rund 1.700 extra für diesen Zweck angepflanzte einzelne Fichten befestigt, so dass sie wie ein riesiger Baum wirken. Beleuchtung Besonders zur Geltung kommt der wohl größte Weihnachtsbaum der Welt durch seine Beleuchtung: 48.000 Lämpchen, 20 Kerzen à 2,5 m, 30 Leuchtornamente, 12 Engel sowie ein 4 m hoher und 200 kg schwerer Engel auf der Spitze. Lämpchen und Engel leuchten ständig. Gästemagnet Den Dortmunder Weihnachtsmarkt besuchen jedes Jahr mehr als 3,6 Millionen Gäste. Er zählt zu den größten und schönsten Weihnachtsmärkten Deutschlands. Insgesamt hat das Westfälische Ruhrgebiet mehr als 30 Advents- und Weihnachtsmärkte zu bieten. Text: Tobias Schucht Foto: Stephan Schütze 6 Ruhr Wirtschaft Dezember 2014

Ruhr Wirtschaft Dezember 2014 7

IHK-JAHRESEMPFANG 2014 Wirtschaft der Region ist spitze auf dem Weltmarkt IHK-Präsident Udo Dolezych stellt beim Jahresempfang Die Besten im Westen in den Fokus. 8 Ruhr Wirtschaft Dezember 2014

Zum traditionellen Jahresempfang der IHK zu Dortmund konnte IHK-Präsident Udo Dolezych am Abend des 1. Dezember im Großen Saal der IHK gut 800 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung begrüßen. In seiner Rede als Gastgeber richtete Dolezych seinen Blick auf die eindrucksvollen Stärken der Unternehmen in der Region und stellte die neue IHK-Publikation Die Besten im Westen vor. Auf 130 Seiten porträtiert die hochwertige Broschüre gut 100 Top-Unternehmen mit Sitz in Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna, die mit ihren innovativen Produkten und Dienstleistungen zu den Marktführern auf Weltniveau zählen. Wir reden immer von den stillen Stars, den Hidden Champions. Wir wollten sie endlich einmal sichtbar machen für alle, die immer noch nicht wissen oder nicht glauben wollen, welche Wirtschaftsjuwelen diese Region besitzt, betonte Dolezych. Weltweit Großes bewegen Natürlich kenne fast jeder Top-Unternehmen wie Bayer Pharma, Hella, Materna, Miebach, Remondis, Rüschenbeck, Thyssen Krupp Rothe Erde, Trianel, Wilo sowie die Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen. Aber bei vielen anderen Unternehmen sei weniger bekannt, dass diese mit ihrem ganz speziellen Know-how weltweit Großes bewegten. Dolezych nannte beispielhaft die Paul Vahle GmbH in Kamen, deren Technik das größte Riesenrad der Welt in Singapur in Schwung hält, und die Dortmunder ABB Induction Systems GmbH, die für chinesische Kunden die stärksten Induktionsöfen der Welt baut. Die Böcker AG in Werne sei mit über 100 Patenten Begrüßung Arnsbergs Regierungspräsident Prof. Dr. Gerd Bollermann, IHK-Präsident Udo Dolezych, Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau, der Landrat des Kreises Unna, Michael Makiolla, und IHK- Hauptgeschäftsführer Reinhard Schulz (v. l.). Fotos: IHK/Thomas Philipp und Oliver Schaper Geselliges Miteinander Reihe unten, von links: Erich G. Fritz, Steffen Kanitz, Rene Kiel, Elisabeth Bauer, Thomas Westphal, Dr. Günther Horzetzky, Christoph Dammermann, Dr. Britta Obszerninks, Thomas Johannpeter, Britta Feiler, Martin Wiesendahl, Jürgen Bringsken. Ruhr Wirtschaft Dezember 2014 9

IHK-JAHRESEMPFANG 2014 Networking Reihe oben, von links: Uwe Samulewicz, Dr. Jochen Stemplewski, Christian Korte, Marc Röbbecke, Reinhild Kuhn, Prof. Hartmut Holzmüller, Joachim Punge, Sabine Loos, Dr. Ansgar Fendel, Michael Freundlieb. im Bereich Krantechnik und Baumaschinen ebenso ein Vorbild für herausragende Ideen wie die Firma Hesse aus Hamm. So werden beispielsweise bei Steinway & Sons die weltberühmten Flügel und Klaviere mit Klarlack von Hesse versehen. Die Besten im Westen Es ist kein Wunder, dass unsere Region hohe Kompetenzen in den Bereichen Kohle, Stahl und Energie besitzt. Wir können aber auch Zukunftstechnologien, sagte Dolezych und verwies auf die Limo Mikrooptik GmbH aus Dortmund, die zu den weltweit führenden Spezialisten für Laserstrahlformung gehört. Auch die Elmos Semiconductor AG, eines der ersten Unternehmen im Technologiepark Dortmund, sei mit ihrer Expertise in der Halbleiterindustrie und Sensortechnik heute ein Global Player. Fast alle der Besten im Westen hätten außer ihrem nationalen und internationalen Erfolg etwas Wichtiges gemeinsam: Sie gehörten zum Mittelstand der deutschen Wirtschaft. Dieser Begriff stehe weltweit für Kontinuität, Erfolg und Krisensicherheit, und es sei deshalb nicht verwunderlich, dass in keinem anderen Land der Welt das Vertrauen in privat geführte Unternehmen so hoch wie in Deutschland sei. Der deutsche Mittelstand ist Vertrauensweltmeister, betonte Dolezych. Das große Vertrauen resultiere auch aus der Wertschätzung bestimmter Eigenschaften: Das generationenübergreifende 10 Ruhr Wirtschaft Dezember 2014

Denken, die Einheit von Eigentum und unternehmerischer Verantwortung, die Bereitschaft zum persönlichen Risiko und die hohe Kontinuität. Mittelstand sei keine Größeneinordnung, sondern vielmehr eine Haltung. Viele in der IHK-Publikation vorgestellte Unternehmen seien Leuchttürme des Mittelstands. Ein Garant für den wirtschaftlichen Erfolg der IHK-Region sei auch die Vielfalt der Branchen. Jede der drei Säulen, ob Dortmund, Hamm oder der Kreis Unna, habe einen guten tragfähigen Branchen-Mix, aber gleichzeitig auch eine eigene herausragende Stärke. Dortmund liegt im Dienstleistungssektor an der Spitze, Hamm ist ganz vorn mit der Handelslogistik, und der Kreis Unna hat unter den dreien die größte Industriedichte. Gemeinsam sind wir unschlagbar, so Dolezych. Er verwies auf die vergangenen 30 Jahre. Während dieser Zeit hätten Tausende guter Unternehmen gemeinsam eine herausragende Erfolgsgeschichte geschrieben. Erfolgsfaktor Know-how Die Region, so Dolezych, sei wie Phönix aus der Asche aufgestiegen. Obwohl wir uns im Strukturwandel ganz neu erfinden mussten, hat sich die Produktivität im produzierenden Gewerbe in nicht einmal 20 Jahren fast verdoppelt. Sogar mehr als verdoppelt habe sich im selben Zeitraum der Auslandsumsatz in der IHK-Region: von 2,5 auf 5,3 Milliarden Euro. Der Mittelstand hat die Chancen der Internationalisierung genutzt. Man Kontaktpflege Reihe unten, von links: Regina Holland-Erlei, Claudia Branz, Regina Bieber, Klaus Wegener, Marion Edelhoff, Sabine Loos, Stefan Schreiber, Jan Höttcke, Dr. Oliver Klug, Thomas Schäfer, Michael Brückner. Ruhr Wirtschaft Dezember 2014 11

IHK-JAHRESEMPFANG 2014 Gespräche Reihe oben, von links: Dr. Horst Hoffmann, Tim und Susanne Dolezych, Hans-Joachim Pohlmann, Falko Derwald, Udo Dolezych, Dr. Winfried Materna, Jens- Daniel Herzog, Thomas Funcke, Gudrun Arnold- Schoenen. muss kein Riese seiner Branche sein. Oft ist das Know-how der entscheidende Erfolgsfaktor. Das zeigt unser Buch, sagte Dolezych. Der Strukturwandel sei nur durch die fruchtbare Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft, wie das Beispiel der Technologienzentren zeige, möglich gewesen. Erfolgreich sei es auch gewesen, auf Branchen wie IT und Logistik zu setzen. In diesem Zusammenhang ging Dolezych auf die Hochschule Hamm-Lippstadt ein, die erste Universität in Deutschland, die sich konsequent auf digitalen Wissenstransfer eingestellt hat. Auch der Dienstleistungssektor Logistik werde weiter wachsen und noch mehr Arbeitsplätze schaffen. Schon jetzt arbeiten in der Region 13 Prozent aller Beschäftigten in der Logistikbranche fast 30 Prozent mehr als im Landes- oder Bundesdurchschnitt. Vor dem Hintergrund sich häufender negativer Wachstumsprognosen ging der IHK- Präsident auf die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage ein. Diese zeige erfreulicherweise ein anderes Bild. 87 Prozent der Unternehmen bewerteten ihre gegenwärtige Lage als gut oder zufriedenstellend. Summa summarum bewegen wir uns also auf dem guten Vorjahresniveau. Beim Blick ins nächste Jahr sei der Optimismus zwar etwas gedrosselt, aber keineswegs erschüttert. Die überragende Mehrheit von 86,2 Prozent der Unternehmen gehe von einer gleichbleibenden oder sich verbessernden Entwicklung aus. Von Bange machen kann hier nun wirklich keine Rede sein. In diesen Ergebnissen spiegeln sich ungebrochenes Selbstvertrauen, Zuversicht und das Wissen um die eigenen Stärken wider, sagte Dolezych. 12 Ruhr Wirtschaft Dezember 2014

Präsident und Hauptgeschäftsführer im Kreise der Wirtschaftsjunioren. Genuss und fleißige Helfer Reihe unten, von links: Dortmund Oberbürgermeister Ullrich Sierau am Stand von Rotkäppchen. Hans-Hermann Krämer und sein Mitarbeiter schenkten Spezialitäten aus dem Hause Krämer aus. Viele helfende Hände aus den Reihen der IHK-Mitarbeiter trugen zum guten Gelingen des Jahresempfangs bei. Ruhr Wirtschaft Dezember 2014 13

ANALYSE SCHULDENKRISE IN EUROPA Strukturreformen in den Euro-Krisenländern Zur Bewältigung der Staatsschuldenkrise im Euroraum ist eine Doppelstrategie erforderlich.»die eingeschlagenen Reformschritte dürften erst in der mittleren bis langen Frist ihre volle Wirkung zeigen.«der Neubau der EZB, 185 Meter hoch, 1,2 Milliarden Euro teuer. Anfang November bezog die Europäische Zentralbank ihr neues Hauptquartier im Frankfurter Ostend. Foto. Thinkstock Zum einen muss mit eher kurzfristigen Maßnahmen die Stabilität der Währungsunion sichergestellt werden. Dazu haben die Rettungspakete beigetragen, insbesondere aber die Ankündigung der EZB, die Währungsunion im Zweifelsfall durch umfangreiche Staatsanleihekäufe zu stützen. Aus der langfristigen Perspektive muss jetzt sichergestellt werden, dass der durch diese Maßnahmen gewonnene Handlungsspielraum dazu genutzt wird, die öffentlichen Haushalte der Krisenländer nachhaltig zu konsolidieren und über Strukturreformen auf den Arbeits- und Gütermärkten die Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder zu verbessern. Hinsichtlich der Strukturreformen haben insbesondere Griechenland, Spanien, Portugal und Irland bereits erhebliche Anstrengungen unternommen, die sich im Detail je nach Ausgangslage von Land zu Land unterscheiden (siehe hierzu beispielsweise OECD 2014). Auf dem Arbeitsmarkt zielen diese Reformen auf größere Spielräume bei der Lohnfindung, auf eine Erhöhung der Flexibilität von Beschäftigungsverhältnissen und die Erhöhung des effektiven Arbeitsvolumens. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen Reformen der Arbeitsvermittlung und Kürzungen der Arbeitslosenunterstützung, eine Lockerung des Kündigungsschutzes sowie der Wegfall von Feiertagen oder eine Erhöhung des Renteneintrittsalters. Insbesondere in Griechenland wurde auch eine Verringerung der Arbeitskosten im öffentlichen Sektor durch eine Reduktion der Neueinstellungen und das Absenken bzw. Einfrieren von Gehältern erreicht. Neben diesen Arbeitsmarktreformen stehen üblicherweise Gütermarktreformen, die insbesondere eine Liberalisierung bisher stark regulierter Sektoren, wie des Energie-, Transport-, Telekommunikationssektors vorsehen. Reformen zeigen erste Wirkungen Diese Reformen zeigen inzwischen erste Wirkungen. Sie haben unter anderem dazu beigetragen, dass die Lohnstückkosten in diesen Ländern zurückgegangen sind. Seit Sommer 2013 weist die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Spanien, Portugal, Irland, aber auch in Griechenland einen deutlichen Aufwärtstrend auf. Dieser Aufwärtstrend dürfte zum einen mit der Ankündigung der EZB, notfalls umfangreiche Staatsanleihekäufe zu tätigen, zu erklären sein. Die zu 14 Ruhr Wirtschaft Dezember 2014

beobachtende Anpassung ist jedoch zweifelsohne auch Folge der Strukturreformen und der fortschreitenden Konsolidierung der öffentlichen Haushalte in diesen Ländern. Trotz der Notwendigkeit weiterer Reformen dürften die bereits eingeschlagenen Reformschritte erst in der mittleren bis langen Frist ihre volle Wirkung zeigen. Auch in Deutschland mussten erst einige Jahre ins Land gehen, bevor die Strukturreformen auf dem Arbeitsmarkt ihre Wirkungen zeigen konnten. Im Gegensatz dazu zeigt sich jedoch eine vergleichsweise schwache Wirtschaftsentwicklung in Frankreich, insbesondere jedoch in Italien. Aufgrund ihres großen ökonomischen Gewichts schlägt die schwache wirtschaftliche Entwicklung dieser beiden Volkswirtschaften auf den gesamten Euroraum durch (SVR, 2104). Im Gegensatz zu den oben genannten Ländern haben sich Italien und Frankreich bei der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte insbesondere auf zusätzliche Einnahmen über Steuererhöhungen konzentriert. Maßnahmen zur Erhöhung der nichtpreislichen Wettbewerbsfähigkeit wurden hingegen bisher nicht oder in einem nicht ausreichenden Ausmaß geplant und umgesetzt, wobei die Dringlichkeit von Reformen in Italien weit größer ist als in Frankreich. Zwar hat Italien einige Reformvorschläge umgesetzt. Doch nach Einschätzung der OECD (2014) und des IWF (2014) greifen diese noch deutlich zu kurz. Insbesondere wurden in Italien notwendige Reformen der Justiz und der Fiskalpolitik sowie notwendige Deregulierungen der Gütermärkte noch nicht ausreichend angegangen. Insgesamt ist festzustellen, dass Irland, Spanien, Griechenland und Portugal bereits erhebliche Anstrengungen zur nachhaltigen Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit unternommen haben, wenngleich sicherlich noch erhebliche weitere Strukturreformen notwendig sein werden. Italien und Frankreich hingegen sollten schnellstmöglich und konsequent Strukturreformen auf ihren Arbeits- und Gütermärkten angehen. Nur so können diese Schwergewichte der Eurozone ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und damit zu einer dauerhaften Verbesserung der Wirtschaftslage in Europa beitragen. Literaturhinweise OECD (2014): Economic Policy Reform 2014: Going for Growth Interim Report. Organisation for Economic Co-operation and Development, Paris. IWF (2014): Italy: Article IV Consultation, IMF Country Report No. 13/298, Internationaler Währungsfonds, Washington, DC. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2014): Mehr Vertrauen in Marktprozesse -- Jahresgutachten 2014/2015. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Wiesbaden. Die Autoren: Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Foto: picture alliance/dpa/boris Roessler Prof. Dr. Christoph M. Schmidt Christoph M. Schmidt, geb. 1962, studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim (Diplom-Volkswirt 1987), wurde an der Princeton University promoviert (MA 1989, Ph.D. 1991) und habilitierte sich 1995 an der Universität München. Seit 2002 ist er Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und Professor an der Ruhr-Universität Bochum. Zum März 2009 wurde Christoph M. Schmidt in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berufen, seit März 2013 ist er dessen Vorsitzender. Prof. Dr. Thomas K. Bauer Thomas K. Bauer hat 2003 den Lehrstuhl für Empirische Wirtschaftsforschung an der Ruhr-Universität Bochum übernommen. Seine akademische Karriere begann er mit einem Volkswirtschaftsstudium an der Universität München Promotion 1997. Es folgte die Habilitation an der Universität Bonn. Er ist Research Fellow des IZA, des Centre for Economic Policy Research und des Center for Comparative Immigration Studies. Seit 2009 ist er Vizepräsident des RWI. 2011 wurde er in den Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration berufen. Ruhr Wirtschaft Dezember 2014 15

INTERVIEW Kuhles Konzept Sie ist das Markenzeichen des Unternehmens: die grinsende schwarz-weiße Kuh mit Blümchen zwischen den Zähnen. Die Ruhr Wirtschaft sprach mit Bernd Ostermann, Geschäftsführer der Kuhbar-Eismanufaktur GmbH, Schwerte, über die Erfolgsgeschichte seines Franch-Eis - Systems.»Unser Eis ist ausschließlich aus Milch und Sahne gemacht, da lag der Name Kuhbar mit der Kuh Luise als Markenzeichen nahe.«16 Ruhr Wirtschaft Dezember 2014

Herr Ostermann, 2007 haben Sie gemeinsam mit Ihrer Frau Martina neben Ihren Hauptberufen die erste Kuhbar in Dortmund-Berghofen eröffnet. Wie kam es dazu? Auf die Idee kamen wir im heißen WM- Sommer 2006, als wir beim Italiener um die Ecke Eis essen waren. Da dachte ich, in den Eisdielen ist die Zeit stehen geblieben, da passiert nichts Neues. Und: Das kann man besser machen. Obendrein ist Eis ein Produkt, das man nicht im Internet kaufen kann, die Leute müssen zu einem kommen und kommen überdies gerne. Einem bereits bestehenden Franchiseunternehmen wollten wir uns nicht anschließen. Wir wollten ein Produkt verkaufen, bei dem wir alle Zutaten genau kennen und für die gesamte Produktionskette verantwortlich sind. Die erste Zeit war hart, denn ich habe nach Feierabend und an den Wochenenden jede freie Minute im Laden verbracht. Meine Frau hat das Eis gemacht. Gelernt hatte sie das zuvor auf der Eisfachschule in Iserlohn. Mittlerweile bilden wir übrigens sogar selber aus. Was machen Sie anders als die traditionellen Eisdielen? Unser Eis ist ausschließlich aus Milch und Sahne gemacht, da lag der Name Kuhbar mit der Kuh Luise als Markenzeichen nahe. Die Idee dazu hatte meine Frau. Wir haben ein eigenes Marketingkonzept, bei dem alles auf Kuh eingestellt ist. So heißen die Eissorten beispielsweise Scho-Kuh-lade, Kuh-kie, oder passend zur Vorweihnachtszeit Spe-Kuh-Latius. Für Ihr Marketing-Konzept sind Sie 2012 sogar mit dem Ideenpreis des Marketing-Clubs Dortmund ausgezeichnet worden. Das war sicher kein Zufall. Alle Läden haben unser Corporatedesign. Das sichert eine hohe Wiedererkennbarkeit. In den Ladenlokalen ist alles auf Kuh getrimmt. So wünscht man sich dort Kuh-ten Tag und verschafft den Kunden kuh-le Momente. An den Wänden muhen zur vollen Stunde Kuhkucksuhren, und die Ku(h)nden können Kuhtscheine zum Verschenken erwerben. Um das Marketing und Merchandising kümmert sich bei uns eigens eine Marketingfachfrau. Sie betreut auch unsere facebook-auftritte. Wir haben mittlerweile über 25.000 Likes. Und die Ideen für neue kuhle Geschmacksrichtungen? Die entstehen bei uns am runden Tisch, zu dem wir uns jeden Dienstag mit den Mitarbeitern der Eismanufaktur treffen, mittlerweile zehn an der Zahl. Gemeinsam wird dann auch vorgekostet und bewertet. Erst wenn wir eine Sorte für gut befinden, geht sie in den Verkauf. Warum eigentlich eine Eismanufaktur? Wir waren so erfolgreich, dass die Idee, ein eigenes Franchisesystem auf die Beine zu stellen, schnell folgte. Hörde und Castrop-Rauxel wurden die ersten Filialen mit eigenen Chefs. Weitere kamen hinzu, sodass die Produktion in Berghofen aus allen Nähten platzte. Jede Filiale selber produzieren zu lassen, kam aus Qualitätsgründen nicht in Frage. So habe ich zusammen mit einem Architekten ein Gebäude entworfen, das genau auf unsere Zwecke zugeschnitten ist. 2012 haben wir in Schwerte das erste Eis produziert, im Sommer sind es fünf Tonnen pro Tag. Und warum steht die Eismanufaktur in Schwerte und nicht in Dortmund? Ganz einfach: Weil die hiesigen Wirtschaftsförderer sich für uns stark gemacht und dafür gesorgt haben, dass wir im Technologiezentrum an der Konrad- Zuse-Straße bauen konnten. In Dortmund hatte man uns seinerzeit wohl nicht so ernst genommen. Und auf Phoenix West, wofür wir uns auch interessiert haben, wollte man uns nicht haben, weil wir nicht aus der High-Tech- Branche sind. Der Standort hier passt perfekt, weil er auch verkehrstechnisch günstig gelegen ist. Herr Ostermann, was macht der Eismann im Winter? Die Kuhbars haben ja auch in der kalten Jahreszeit geöffnet. Unter anderem backen wir Apfelstrudel für die Filialen und stellen die Soßen und Fruchtpürees fürs kommende Jahr her. Sie sind nun seit sieben Jahren Ihr eigener Chef. Ihr Fazit? Ich würde es wieder machen, denn mal abgesehen von der vielen Arbeit, die das Selbstständig sein mit sich bringt, bedeutet es auch viel Freiraum für eigene Entscheidungen. Das Interview führte Ute Max. Bernd Ostermann ist in Dortmund geboren, 48 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er ist ausgebildeter Refa-Techniker und Maschinenbauer. Mittlerweile hat die Kuhbar 21 Filialen, sogar in Aachen kann man Eis made in Schwerte schlecken. Weiteres Wachstum ist geplant, denn die Eismanufaktur hat eine Kapazität für die Belieferung von 40 Kuhbars. Ruhr Wirtschaft Dezember 2014 17

WIRTSCHAFT REGIONAL Qualifizierte Mitarbeiter sichern den Standort Auch im November setzte die IHK ihre Reihe von Wirtschaftsgesprächen in der Region fort. Fröndenberg und Selm standen diesmal auf der Agenda.»Wir wenden uns dagegen, dass der Klimaschutzplan als eine Insellösung für NRW die Wirtschaft gegenüber anderen Standorten schlechterstellt.«stefan Schreiber, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer und IHK- Federführer für Energie und Klimaschutz NRW Im Restaurant Il Campo begrüßte Claudia Harnischmacher, Geschäftsführerin der Harnischmacher GmbH, rund 50 Teilnehmer aus Wirtschaft, Rat und Verwaltung der Stadt Fröndenberg. Sie ging zunächst auf die insgesamt erfreuliche Ausbildungssituation in der IHK-Region ein. Bis zum 31. Oktober wurden 5.097 neue Verträge registriert, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Zuwachs von 0,8 Prozent (47 Verträge) bedeutet. In Fröndenberg verlief die Entwicklung ähnlich. Mit insgesamt 40 neuen Verträgen (31. Oktober 2013: 41) liegt die Ausbildungssituation auf dem Vorjahresniveau. Die demografische Entwicklung wird allerdings einen erheblichen Fachkräftemangel nach sich ziehen, wenn wir nicht gegensteuern, sagte Harnischmacher und betonte den Wert der dualen Berufsausbildung: Gut ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter sind ein Garant für die Sicherung unseres Wirtschaftsstandortes. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist eine gute Berufsorientierung von Schülern. Dirk Vohwinkel, Leiter der IHK-Ausbildungsberatung, stellte das Übergangssystem Kein Abschluss ohne Anschluss Übergang Schule Beruf in NRW vor, das die Landesregierung zusammen mit dem Ausbildungskonsens NRW entwickelt hat. Das neue Übergangssystem soll Schülern helfen, eine realistische Berufs- oder Studienwahlentscheidung zu treffen. Dabei werden den Schülern ausdrücklich die Chancen und Perspektiven einer Berufsausbildung vor Augen geführt. Vohwinkel machte deutlich, wie wichtig es ist, das Potenzial aller Erwerbspersonen besser auszuschöpfen. Prognosen zufolge wird ihre Zahl in Deutschland ab 2015 von rund 43 Millionen auf nur noch rund 38 Millionen im Jahr 2025 schrumpfen. Allein in Dortmund, 18 Ruhr Wirtschaft Dezember 2014

Hamm und im Kreis Unna wird die Zahl der Schulabgänger bis 2020 um über 13 Prozent (1.650 Schüler) abnehmen. Das Fachkräfteangebot lässt sich nur durch einen Mix verschiedener Hebel nachhaltig steigern, sagte Vohwinkel. Er nannte beispielhaft die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte und die höhere Erwerbsbeteiligung von Älteren. Wie sich Kein Abschluss ohne Anschluss in der Praxis bewährt, erläuterte Klaus de Vries, Schulleiter der Gesamtschule Fröndenberg, zusammen mit Studien- und Berufskoordinatorin Frauke Friederichs. Die Beteiligung der Unternehmen wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor, sagte de Vries. In der abschließenden Präsentation stellte Horst Wortmann, Geschäftsführer der Wortmann Druckluft GmbH, sein Unternehmen vor, das auch international einen hervorragenden Ruf genießt. Die Technik aus Fröndenberg ist weltweit gefragt. Gute Zahlen aus Selm Auch in Selm, wo man im Haus Kreutzkamp zusammengekommen war, meldete IHK-Hauptgeschäftsführer Reinhard Schulz vom Ausbildungsmarkt Erfreuliches: Hier konnten bis zum 31. Oktober 49 (2013: 46) neue Ausbildungsverträge verzeichnet werden ein deutliches Plus von 6,5 Prozent. Schulz dankte den Unternehmen und sagte: Dies zeigt, die Sicherung der Fachkräfte und die gesellschaftliche Verantwortung werden in Selm sehr ernst genommen. Nachdem Bürgermeister Mario Löhr über aktuelle Entwicklungen in Selm berichtet hatte, erläuterte Sven Klagge, Projektleiter der Ten Brinke Projektentwicklung GmbH, die Entwicklung eines neuen Einzelhandelsstandorts in Selm-Bork. Im Laufe ihrer mittlerweile 113-jährigen Firmengeschichte ist die heutige Ten Brinke Gruppe aus einem ursprünglich kleinen Bauunternehmen hervorgegangen. Heute präsentiert sich die Ten Brinke Gruppe auf dem Immobilienmarkt als innovativer Investor, Planer und Projektentwickler mit einem Jahresumsatz von rund 385 Millionen Euro und gut 620 Mitarbeitern. Noch immer befindet sich die Firma im Besitz der Familie Ten Brinke. Zum Abschluss des offiziellen Programms stellte Wolfgang Hirsch, Geschäftsführer der Interhydraulik Gesellschaft für Hydraulik- Komponenten mbh, sein Unternehmen vor. 1984 in Lüdinghausen gegründet und damals mit vier Mitarbeitern gestartet, beschäftigt das Unternehmen heute 175 Mitarbeiter und unterhält Niederlassungen in China und in den USA. IHK-Wirtschaftsgespräch in Selm (v. l.): Michael Ifland, Reinhard Schulz, Thomas Preuß, Wolfgang Hirsch und Mario Löhr. Foto: IHK/Michel Printz IHK-Wirtschaftsgespräch in Fröndenberg (v. l.): Klaus de Vries, Stefan Schreiber, Claudia Harnischmacher, Friedrich-Wilhelm Rebbe, Michael Adel und Dirk Vohwinkel. Foto: IHK/Oliver Schaper Ruhr Wirtschaft Dezember 2014 19

Kompakt Fotos wandern Die Fotoausstellung Erlebnis: Unternehmen der IHK zu Dortmund ist jetzt bis zum Jahresende in der Mercedes-Benz Niederlassung Dortmund zu sehen. Sie zeigt die besten Bilder aus dem Fotowettbewerb der IHK - neue, überraschende und außergewöhnliche Einblicke in die Welt der Industrie und Logistik. Im Bild IHK-Referatsleiter Stefan Peltzer, Preisträger Hartmut Siebrecht (v.i.) und Gerd Hewing, Direktor der Mercedes-Benz-Niederlassung Dortmund. Foto: IHK/Oliver Schaper Schnelles Netz in Hamm Im März dieses Jahres fiel der Startschuss für das schnelle Internet in Hamm, jetzt ist die erste Tranche abgeschlossen. Seit Mitte November haben Haushalte aus den Stadtteilen Innenstadt, Braam, Mark, Berge, Selmigerheide, Pelkum und Bockum-Hövel die Möglichkeit, mit bis zu 100.000 Mbit/sek zu surfen. Im zweiten Quartal 2015 folgt der restliche 02381-Vorwahlbereich. Laut der Deutschen Telekom, die die Ausbauarbeiten zum schnellen Internet durchführt, ist Hamm eine der ersten Städte in Nordrhein-Westfalen, die mit der Vectoring-Technik ausgestattet sind. Mit dem leistungsstarken Netz mit VDSL-Anschlüssen (Very Highspeed Digital Subscriber Line) kann gleichzeitig telefoniert, im Internet gesurft und ferngesehen werden. Das ist ein Quantensprung für die Breitbandversorgung in unserer Stadt. Der Ausbau von Datennetzen ist zwar keine originäre Aufgabe einer Kommune, aber wir sind natürlich an einer guten Versorgung interessiert nicht zuletzt, weil es ein wichtiger Standortfaktor ist, betont Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann. Für den Glasfaserausbau investiert die Telekom allein in Hamm einen zweistelligen Millionenbetrag. Insgesamt werden 150 Kilometer Glasfaser verlegt und 312 Multifunktionsgehäuse mit modernster Technik aufgestellt. Die höheren Geschwindigkeiten im VDSL-Netz werden durch den Einsatz sogenannter Vectoring-Technik möglich. Die neue Technik beseitigt elektromagnetische Störungen, die auf der Kupferleitung auftreten. Das Kupfer führt vom Multifunktionsgehäuse, dem großen grauen Kasten am Straßenrand, in die Wohnung der Kunden. Beim Herunterladen verdoppelt sich dadurch die Geschwindigkeit von 50 auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s). Beim Heraufladen vervierfacht sich die Geschwindigkeit sogar von zehn auf bis zu 40 MBit/s. Benötigte man beispielsweise für den Upload einer CD (700 Mbit/s) mit DSL-Leitung mehr als eineinhalb Stunden, so sind es mit Vectoring-Technik weniger als zweieinhalb Minuten. Drehstart im Sommer 2015 Winkelmann verfilmt Roman Der Dortmunder Filmemacher Adolf Winkelmann ( Contergan ) verfilmt Ralf Rothmanns Roman Junges Licht. Die Geschichte handelt von Unschuld, Sex und Gewalt im Milieu einer Bergbausiedlung im Ruhrgebiet der 1960er-Jahre. Mit lakonischem Humor schildert Rothmanns preisgekrönter Roman das Heranwachsen eines zwölfjährigen Arbeitersohns im Ruhrgebiet. Konfrontiert mit Krankheit und Tod, Schuld und Buße, erotischen Verlockungen und einem Gefühl von Freiheit durchlebt er einen Sommer, in dem sich alles ändert. Winkelmann hat das Drehbuch gemeinsam mit den Herner Schauspielern Till und Nils Beckmann geschrieben und führt Regie. In den Hauptrollen spielen neben Lina Beckmann auch Charly Hübner, Peter Lohmeyer und Nina Petri. Die Dreharbeiten sind für Sommer 2015 geplant. Wettbewerb Ideen gesucht Energie- und Umweltwirtschaft sind zentrale Themen in der Landespolitik Nordrhein-Westfalens. Zur gezielten Unterstützung von Innovationen und zukunftsgerichteten Ideen hat das Land den Leitmarktwettbewerb EnergieUmweltwirtschaft. NRW ins Leben gerufen. Er unterstützt die nordrhein-westfälische Wirtschaft und Wissenschaft dabei, klima- und umweltschonende Innovationen zu entwickeln, Lösungen für Umwelt- und Klimaschutz zu finden und somit ihre Marktvorteile weiter auszubauen. Es sollen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen gefördert werden, da sie ein besonders hohes Innovationspotenzial aufweisen und von ihnen der größte beschäftigungspolitische Effekt ausgeht. Für den Wettbewerb stehen 40 Millionen Euro EU-Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung zur Verfügung. Vorschläge für die erste Runde können bis zum 26. Februar 2015 bei der LeitmarktAgentur.NRW eingereicht werden. www.fz-juelich.de/leitmarktagentur 20 Ruhr Wirtschaft Dezember 2014