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Transkript:

ADLISWILER PREDIGT Reformierte Kirche Adliswil Sonntag, 4. August 2013 Text: 2. Mose 2, 1-10 Thema: Mose aus dem Wasser gezogen» Pfarrerin Bettina Krause

Liebe Gemeinde, am letzten Sonntag erzählte ich in der Predigt von Pua und Schifra, den beiden israelitischen Hebammen. Sie widersetzten sich dem Befehl des ägyptischen Pharao. Der wollte nämlich, dass sie alle neugeborenen Knaben der israelitischen Frauen töten. Seit vielen Jahren lebten Israeliten in Ägypten, ein fremdes Volk in einem fremden Land. Ihre Anwesenheit führten sie auf Josef zurück; Josef, den seine Brüder als Sklave verkauften und der dann einen sagenhaften Aufstieg erlebte bis er sozusagen die rechte Hand des Pharao wurde. Eine grosse Hungersnot trieb seine Verwandtschaft dazu, zu emigrieren und nach Ägypten zu ziehen. Dort gab es genug Essen für alle und man blieb dort Wirtschaftsflüchtlinge würden wir heute sagen. Und diese Gruppe vermehrt sich, die Jahre zogen ins Land und es kommt ein neuer Pharao, der Josef nicht mehr kennt und dem diese Fremden ein Dorn im Auge sind. Er fühlt sich von ihnen bedroht und meint: Was ist, wenn wir Krieg führen? Schlagen sich dann womöglich diese Fremden auf die Seite meines Gegners? Und so kommt er auf die Idee, die Israeliten schwer arbeiten zu lassen. Immer mehr werden sie unterdrückt, versklavt und misshandelt. Doch es tritt das Gegenteil von dem ein, was der Pharao bezweckt: Die Israeliten werden immer zahlreicher, sie breiten sich immer mehr aus. Die Unterdrückung führt zur Vermehrung. Deshalb kommt der Pharao auf diese mörderische Idee, den Hebammen zu befehlen, die Knaben umzubringen. Aber denen fällt es nicht im Traum ein, diesem Befehl zu folgen. Als der Pharao da nicht weiterkommt, wird er radikaler, es heisst in der Bibel: Nun gab der Pharao seinem ganzen Volk den Befehl: Werft jeden Jungen, der den Hebräern geboren wird, in den Nil! Nur die Mädchen dürfen am Leben bleiben. Ein sehr grausamer Befehl, der ausschliesslich die Jungen betrifft. Hätte der Pharao gewusst, zu was die Frauen noch fähig sind und was sie tun werden- sogar seine eigene Tochter- dann hätte er wohl nicht befohlen, die Mädchen am Leben zu lassen. Doch hören sie selbst, was nun geschieht: Ich lese ihnen den Predigttext für heute vor: 2.Mose 2, 1-10 Ein Mann aus der Nachkommenschaft Levis heiratete eine Frau, die ebenfalls zu den Nachkommen Levis gehörte. Sie wurde schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. Als sie sah, dass es ein gesundes schönes Kind war, hielt sie es drei Monate lang versteckt. Doch länger konnte sie es nicht verbergen; deshalb besorgte sie sich ein

Kästchen aus Binsen, dichtete es mit Pech ab, damit es kein Wasser durchliess und legte das Kind hinein. Dann setzte sie das Kästchen ins Schilf am Ufer des Nils. Die Schwester des Kindes versteckte sich in der Nähe, um zu sehen, was mit ihm geschehen würde. Da kam die Tochter des Pharaos an den Nil, um zu baden. Ihre Dienerinnen blieben am Ufer zurück. Auf einmal sah sie das Kästchen im Schilf. Sie schickte eine Dienerin hin, um es zu holen. Als sie es öffnete, fand sie darin einen weinenden Säugling, einen kleinen Jungen. Voller Mitleid rief sie: Das ist einer von den Hebräerjungen! Die Schwester des Kindes kam aus ihrem Versteck und fragte: Soll ich eine hebräische Frau rufen, die das Kind stillen kann? Ja, tu das! sagte die Tochter des Pharaos. Da holte das Mädchen die Mutter des Kindes, und die Tochter des Pharaos sagte zu ihr: Nimm dieses Kind und stille es für mich. Ich werde dich dafür bezahlen. So kam es, dass die Frau ihr eigenes Kind mit nach Hause nehmen und stillen konnte. Als der Junge gross genug war, brachte sie ihn wieder zurück. Die Tochter des Pharaos adoptierte ihn als ihren Sohn. Sie sagte: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen. Darum gab sie ihm den Namen Mose. Liebe Gemeinde, Ja, wenn der Pharao gewusst hätte nun er hat nicht und so konnten Mose und sicher auch noch andere Kinder am Leben bleiben. Aber Mose war ein besonderes Kind, er hat nämlich zwei Mütter: die Frau, die ihn geboren hat, und diejenige, die ihn dann adoptiert hat. Und das war keine geringere als die Tochter des Pharao. Ich stelle mir vor, wie die beiden Frauen später einmal, als Mose schon seit ein paar Jahren am Königshof lebt, zusammentreffen. Moses leibliche Mutter, sie heisst Jochebed, und die Tochter des Pharao. Es ist natürlich ein bisschen unrealistisch, dass sich die beiden, die Hebräerin oder Israelitin und die hochstehende Frau aus dem Königshaus begegnen. Aber trotzdem: Vieles ist möglich, wie uns die Geschichte zeigt. Vielleicht badet die Tochter des Pharao wieder einmal im Nil und Jochebed kommt, um Wasser zu holen. Ihre Tochter Mirjam ist dabei, um zu helfen. Denn Jochebed ist alt geworden und müde von der vielen Arbeit. Du, Mutter, sagt Mirjam zu ihr, schau mal: da hinten badet die Tochter des Pharao, die damals deinen Sohn, meinen Bruder zu sich genommen hat. Weisst du noch, du hast ihn in einem Binsenkörbchen auf das Wasser des Flusses gesetzt. Ich kenne sie, ich habe mich ja damals versteckt und wollte wissen, was mit meinem Bruder geschieht; und dann bin ich damals zu ihr gekommen und habe ihr angeboten, eine Amme zu organisieren und die warst dann du, die eigene Mutter. Ja, ich war ja so glücklich, dass Gott alles so gefügt hat, Jochebed schaut ganz versonnen.

Ich möchte ihr gern guten Tag sagen, sie ist dort ganz allein, da kann ich es wagen. Ich weiss nicht- ob sie sich an dich erinnert? Gibt Jochebed zu bedenken. Aber da ist Mirjam schon unterwegs, mutig geht sie auf die Tochter des Pharao zu, die sich gerade anschickt, aus dem Wasser zu steigen. Sei gegrüsst, ehrwürdige Prinzessin, beginnt Mirjam. Wer bist du? Die Tochter des Pharao blickt sie erstaunt an. Ich bin Mirjam, die Schwester des Kindes, das Ihr aus dem Wasser gezogen habt. Ich habe euch damals eine Amme vermittelt, die das Kind genährt hat. Ach, Mose, mein geliebter Sohn, ich weiss, er war ein Kind der Hebräer. Sie schaut an Mirjam vorbei nach hinten und als Mirjam sich umdreht, sieht sie ihre Mutter langsam näherkommen. Das ist meine Mutter, sie ist auch die Mutter des Kindes. Sie hat ihn genährt, bis ihr ihn angenommen habt. Auf dem Gesicht der Pharaonentochter breitet sich Entsetzen aus: Was willst Du? Was willst du von dem Jungen? Jochebed richtet sich stolz auf und sagt: Ich habe diesen Sohn geboren, aber nun gehört er zu euch. Entspannung erscheint auf den Zügen der Tochter des Pharao: Und du hast das Kind genährt? Ja, aber vorher habe ich es in das Körbchen gelegt, damit es nicht stirbt. Ihr wisst doch, der Befehl eures Vaters. Ich habe mich dem Befehl nicht widersetzt, es war ja nicht verboten, die Kinder in wasserdichte Körbe zu legen, wenn wir sie dem Nil übergeben mussten. Nun huscht ein Lächeln über das Gesicht der Pharaonentochter. Schlau hast du das gemacht! Ich habe sowieso nichts von dem Befehl meines Vaters gehalten. Neugeborene Kinder umbringen, das geht einfach nicht! Als ich das Kind in dem Binsenkörbchen sah, hatte ich so viel Mitleid, es tat mir in der Seele weh, es dort so schreiend liegen zu sehen. Also musste ich was unternehmen. Ich konnte den Kleinen doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen! Und ich war so froh, als Mirjam nach Hause gelaufen kam und mir berichtete, dass der Kleine gerettet wurde. Ich konnte allerdings kaum glauben, wer ihn gerettet hat.

Ja, aber ohne sie hätte ich nicht gewusst, was machen. Die Tochter des Pharao schaut Mirjam bewundernd an. Hätte ich am Königshof nach einer Amme gesucht, wäre das sehr auffallend gewesen. So konnte ich ihn dann später erst als meinen Sohn präsentieren, später, als er nicht mehr so klein war. Ja, und ich habe diese Zeit mit dem Kleinen noch sehr genossen, ich wusste ja, dass er in gute Hände kommt. Das konnte einfach nur gut gehen, wenn die Tochter des Pharao sich dem Befehl ihres Vaters widersetzt. Und ihr habt es auch geschickt angestellt, indem ihr ihn erst später geholt habt. Gott hat meine Gebete erhört und er hat ihn beschützt. Gott gefällt es nicht, wenn Menschen Leben zerstören. Auch ihr steht unter seinem Schutz. Jochebed blickt die Tochter des Pharao mit warmen Augen an. Deinen Gott kenne ich nicht, aber: wir Frauen müssen doch zusammenhalten, sagt die Tochter des Pharao plötzlich und steigt nun endgültig aus dem Wasser. Ich gebe ihm alles mit, was ich ihm mitgeben kann, Bildung, königliche Erziehung, es geht ihm gut. Er wird ein schöner junger Mann. Sie kann ihm mehr geben, als ich je könnte, murmelt Jochebed. Ich fühle, dass etwas ganz besonderes aus ihm wird. Mose, heisst er, habt ihr gesagt? Ja, denn ich habe ihn aus dem Wasser gezogen. Schön, so wird er sich sein Leben lang an seine Herkunft erinnern, Jochebed lächelt. Plötzlich tauchen die Dienerinnen der Pharaonentochter auf, sie verschwindet schnell und ruft noch einen Gruss. Siehst du Mutter, beginnt Mirjam, die ja die ganze Zeit geschwiegen hat, jetzt weisst du etwas mehr über den Kleinen. Ja, sogar viel mehr. Ich weiss auch, was er wird, er wird einen grossen Auftrag bekommen, Jochebed schaut Mirjam fest an. Vorher weisst du das? fragt Mirjam zurück. Lass uns gehen, da sind unsere Wasserkrüge. Mirjam nimmt den grossen Krug auf den Kopf, Jochebed den kleineren. Vorher weisst du das? Mirjam lässt nicht locker. Ich spüre das, Jochebed spricht langsam, das Gehen und Tragen strengt sie an. Sieh mal, von Anfang seines Lebens an steht dieser mein Sohn unter dem ganz besonderen Schutz Gottes. Ich spüre, dass er ihn für etwas Besonderes auswählen wird. Etwas, was mit dem ägyptischen Königshaus und mit uns Israeliten zu tun hat. Er ist in beiden Welten zuhause, nach aussen hin ist er Ägypter, aber in seinen Adern fliesst hebräisches Blut. Er könnte vermitteln.

Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Fällt Mirjam ihrer Mutter ins Wort: hier geht es um alles oder nichts. Ein Pharao, der befiehlt zu töten, lässt nicht mit sich verhandeln. Vielleicht doch, Jochebed lässt sich nicht so leicht davon abbringen. Und so wandern die beiden schweigend weiter, nach Hause. Liebe Gemeinde, sie haben in der Schriftlesung gehört, wozu Gott Mose auserwählt hat, ihn der in zwei Welten mit zwei Müttern gross geworden ist. Und am Anfang dieser wichtigen Befreiungsgeschichte für das Volk Israel, ja für das Judentum überhaupt, stehen Frauen. Frauen, die aktiv ins Geschehen eingreifen. Ohne diese gemeinsame Arbeit der Frauen hätte es keinen Mose gegeben und ohne Mose keinen Auszug aus Ägypten. Diese Frauen haben auf ihre Art und Weise Widerstand gegen den lebensfeindlichen Befehl des Pharao geleistet, sie haben sich bewusst auf die Seite des Lebens gestellt, voller Mitleid: Die Mutter mit Mut und Gottvertrauen, die Schwester mit ihrer schnellen Reaktion und die Tochter des Pharao mit ihrem Mitleid. In diesem Widerstand gegen die Gewaltherrschaft in Ägypten liegt also der Keim der Befreiung. Die Frauen haben Leben geschützt, wie zuvor die beiden Hebammen. Leben schützen macht stark und erfindungsreich. Treibende Kraft ist das Mitleid. Mitleid ist ein Überlebensinstinkt. Wo kein Mitleid vorhanden ist, brechen Gewalt und Chaos aus; die Beispiele aus der Geschichte durch die Jahrhunderte genauso wie in der Gegenwart sind endlos viele. Mitleiden, Mitgefühl haben heisst auf Griechisch, der Sprache des neuen Testamentes, sympascho. Daraus ist bei uns das Fremdwort Sympathie geworden. Sympathie bedeutet also vom Ursprung her mehr als jemanden sympathisch, nett finden ; Sympathie bedeutet: sich einfühlen, den anderen wahrnehmen, auch gerade, wenn es ihm schlecht geht; ihn annehmen in dem, was er denkt und fühlt; und dann aktiv zu werden, Dinge zu unternehmen, Kräfte zu mobilisieren, dem entgegenzutreten, Hilfe zu leisten; wenn es sein muss, mit List. Es gibt eine Sage von den Treuen Weibern von Weinsberg. Und diese möchte ich ihnen jetzt erzählen: Im 12. Jahrhundert belagern die Staufer unter Konrad III. wochenlang die Stadt Weinsberg. König Konrad gewährt den Frauen auf der Burg auf ihre Bitte hin freien Abzug und gestattet ihnen, soviel an persönlicher Habe mitzunehmen, wie jede tragen könne. Die Frauen überlisten den König und nehmen statt des Hausrates, wie es eigentlich gemeint war, ihre Männer auf den Rücken und tragen sie den Burgberg

hinunter. Sie haben ihren Männern das Leben gerettet, diese listigen Frauen. So, wie die drei Frauen Mose das Leben gerettet haben. Das verbindet sie. Und damit haben sie Gottes Willen erfüllt, in jeglicher Hinsicht. Damit auch wir das begreifen, gibt es auch die Geschichten des neuen Testamentes, die Geschichten von Jesus und den ersten Christen. Und nur ein Teil von dem, was alles geschehen ist, steht in der Bibel. Aber zum Glück steht eine Menge davon in der Bibel, im alten und im neuen Testament; wie die Geschichte von den drei Frauen, die dafür gesorgt haben, dass der Retter Israels am Leben bleibt. Ich finde diese Geschichte sehr beeindruckend, aber auch sehr inspirierend für uns alle, Frauen und Männer, uns dann, wenn es ums Leben geht, uns mutig dafür einzusetzen und damit den Willen Gottes zu erfüllen. Amen