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INHALT SEITE 1 Überschuldung von Verbrauchern 5 1.1 Einleitung 5 1.2 Die Entwicklung in Deutschland 2004 bis 2014 6 1.3 Überschuldung nach Bundesländern 10 2 Überschuldungssituation in Schleswig-Holstein 12 2.1 Kreise und kreisfreie Städte 12 2.2 Überschuldungsmerkmale 16 2.3 Entwicklung in Flensburg und Neumünster 20 3 Einordnung: Deutschland zwischen Wirtschaftsaufschwung und geopolitischer Verunsicherung 25 4 Blick in die Zukunft 27 5 Zusammenfassung 29

Alles in allem bleiben die aktuellen Daten zur Überschuldungsentwicklung aber ernüchternd, zum Teil besorgniserregend: Offenbar zeigen der Kaufrausch der Vorjahre und die Inanspruchnahme des Privatkonsums zur Konjunkturstützung und Wirtschaftsbelebung zeitversetzt Folgewirkungen: So beruht der aktuelle Anstieg der Überschuldungsfälle ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit sogenannter hoher Überschuldungsintensität (vereinfacht: juristische Sachverhalte). Die Zahl der Überschuldungsfälle mit geringer Überschuldungsintensität (vereinfacht: nachhaltige Zahlungsstörungen) hat hingegen nochmals, wenn auch nur leicht, abgenommen. Viele der Schuldner, die in den letzten Jahren durch Konsumverschuldung verurg 1 Überschuldung von Verbrauchern 1.1 Einleitung Zum nunmehr zwölften Mal analysiert der Creditreform SchuldnerAtlas die Überschuldungssituation der Verbraucher in Deutschland. Dabei erweist sich, dass 2014 die Zahl der Überschuldungsfälle spürbar zugenommen hat und dies trotz deutlich positiver Konjunkturtrends. Die deutsche Wirtschaft zeigte nach einem furiosen Jahresauftakt zuletzt konjunkturelle Bremsspuren. So sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 2. Quartal 2014 erstmals nach vier Anstiegen in Folge (- 0,2 Prozent) und im 3. Quartal 2014 stagnierte es faktisch. Insgesamt jedoch das zeigen die ersten Schätzungen von Destatis für das Gesamtjahr 2014 liegt Deutschland mit einem BIP-Zuwachs von 1,5 Prozent bei einem Wert über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Deutschland: Überschuldungsfälle nehmen zu Dabei sind die Rahmenbedingungen für die meisten deutschen Verbraucher weiterhin stabil und günstig. Wesentliche Parameter wie der Arbeitsmarkt, die Einkommenssituation sowie das Konsumklima zeigten sich weitgehend positiv. Die vergleichsweise hohen Tarifabschlüsse der vergangenen zwei Jahre bilden die Grundlage für eine weiterhin stabile Einkommenssituation. Und auch der deutsche Arbeitsmarkt zeigte sich tendenziell entspannt. Die Arbeitslosenrate verringerte sich weiter. Auch 2014 vergleichsweise gute Erwerbs- und Einkommensbedingungen Kaufrausch zeigt Folgewirkungen Mehr Fälle mit hoher Überschuldungsintensität SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 5

sachte erste nachhaltige Zahlungsstörungen aufwiesen, sind in eine anhaltende Schuldenkrise geraten. Erosion der Sparkultur? Auch angesichts der Erosion der Sparkultur (Vermögensbarometer 2014, Deutscher Sparkassen- und Giroverband) und des tendenziellen Bedeutungsverlustes von Maßnahmen zur Altersvorsorge ist davon auszugehen, dass das Überschuldungsrisiko für viele deutsche Verbraucher gestiegen ist und somit auch die realen Schuldnerzahlen in den nächsten Monaten eher steigen denn abnehmen werden. 1.2 Die Entwicklung in Deutschland 2004 bis 2014 Fast jeder zehnte Deutsche überschuldet In Deutschland steigt die Zahl der überschuldeten Privatpersonen. Nach einem leichten Rückgang der Schuldnerzahlen 2013 sind 2014 wieder merklich mehr Überschuldungsfälle registriert worden. Zum Stichtag 1. Oktober 2014, an dem jährlich die Datenziehung durchgeführt wird, wurde für die gesamte Bundesrepublik eine Schuldnerquote von 9,90 Prozent gemessen. Damit sind rund 6,7 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Gegenüber 2013 hat sich die Anzahl der Schuldner um rund 90.000 Personen erhöht (+ 1,4 Prozent). Die aktuelle Schuldnerquote bleibt trotz Anstieg weiterhin unter den Werten von 2005 bis 2008, erreicht aber den höchsten Stand seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise. Harte Überschuldung steigt überdurchschnittlich Der Anstieg der Schuldnerzahlen in Deutschland beruht ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität (vereinfacht: juristische Sachverhalte). Deren Zahl nahm gegenüber 2013 um rund 105.000 Fälle zu (+ 2,8 Prozent), während hingegen die Zahl der Schuldner mit geringer Überschuldungsintensität (vereinfacht: nachhaltige Zahlungsstörungen) um rund 16.000 Fälle (- 0,6 Prozent) zurückging. Der Anstieg der harten Überschuldung erreicht das zweithöchste Niveau. 6 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

Tab. 1: Schuldnerquoten in Deutschland 2004 bis 2014 (einschl. Schuldner-Haushalte) g Einwohner > 18 Jahre Schuldner Schuldnerquote Schuldner-Haushalte 2004 82,50 Mio. 67,13 Mio. 6,54 Mio. 9,74% 3,10 Mio. 2005 82,44 Mio. 67,30 Mio. 7,02 Mio. 10,43% 3,33 Mio. 2006 82,31 Mio. 67,29 Mio. 7,19 Mio. 10,68% 3,47 Mio. 2007 82,22 Mio. 67,63 Mio. 7,34 Mio. 10,85% 3,54 Mio. 2008 82,00 Mio. 67,97 Mio. 6,87 Mio. 10,11% 3,36 Mio. 2009 81,80 Mio. 68,12 Mio. 6,19 Mio. 9,09% 3,04 Mio. 2010 81,68 Mio. 68,26 Mio. 6,49 Mio. 9,50% 3,19 Mio. 2011 80,33 Mio. 68,26 Mio. 6,41 Mio. 9,38% 3,21 Mio. 2012 80,52 Mio. 68,31 Mio. 6,59 Mio. 9,65% 3,31 Mio. 2013 80,77 Mio. 67,14 Mio. 6,58 Mio. 9,81% 3,30 Mio. 2014 *) 80,74 Mio. 67,43 Mio. 6,67 Mio. 9,90% 3,36 Mio. *) Quelle für Einwohner 2004 bis 2014: Statistisches Bundesamt, Datenbank GENESIS-ONLINE, Bevölkerung auf Grundlage der Zensusdaten 2011 mit Stand vom 10.04.2014 (Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung). Revidierte Werte für 2013; Wert für 2014: Eigene Hochrechnung. Quelle für Haushalte 2004 bis 2014: Statistisches Bundesamt, Datenbank GENESIS-ONLINE, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Entwicklung der Privathaushalte bis 2030, Ergebnisse der Haushaltsvorausberechnung 2010 (aktualisiert 08.10.2014). Revidierte Werte für Schuldner-Haushalte ab 2010. Viele Verbraucher hatten die vergleichsweise positiven ökonomischen Rahmenbedingungen der letzten Jahre offenbar genutzt, um vorhandene Konsum- und Anschaffungswünsche zu realisieren oder (entgangenen) Konsum nachzuholen. Auch 2014 hatten die deutschen Verbraucher so viel konsumiert wie noch nie. Insgesamt gaben sie rund 1,6 Billionen Euro für privaten Konsum aus. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist der Konsum um rund ein Drittel gestiegen. Hauptgrund waren sicherlich auch die niedrigen Zinsen auf den Sparkonten. Da sich die individuelle Überschuldungsentwicklung nicht sprunghaft, sondern zeitlich versetzt über mittlere Zeiträume vollzieht, zeigen sich im Anstieg der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität mittlerweile die Folgen der deutlichen Zunahme der Konsumverschuldung der letzten Jahre (vgl. SchuldnerAtlas Deutschland 2012, S. 5). 2016: 1,6 Billionen Euro für privaten Konsum so viel wie noch nie Generell muss Konsumfreude nicht zwangsläufig in eine Schuldenspirale führen, sie kann aber die finanzielle Situation vieler, oft einkommensschwacher Verbraucher, durch überhöhte kreditfinanzierte Konsum- Auch niedrige Zinsen fördern Privatkonsum SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 7

ausgaben mittelfristig schwächen und langfristig überlasten. Schuldnerquote im Osten erneut höher als im Westen 2014 ist in Ost wie West ein Anstieg der Überschuldung festzustellen, wobei die Zunahme im Osten Deutschlands (Schuldnerquote: 10,17 Prozent; + 0,20 Punkte) dreimal so stark ausfällt wie im Westen (9,84 Prozent; + 0,06). Allerdings setzte sich im Osten der Rückgang der Bevölkerung fort, was die Schuldnerquote zusätzlich beeinflusst, während im Westen ein (weiterer) Bevölkerungsanstieg (insbesondere durch Zuwanderung) den Anstieg der Schuldnerquote bremste. 1 Tab. 2: Schuldner (in Mio.) und Schuldnerquoten 2004 bis 2014 *) g Schuldner (Mio.) 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 alte Bundesländer *) 5,35 5,74 5,90 6,02 5,70 5,16 5,42 5,36 5,51 5,50 5,57 neue Bundesländer 1,19 1,27 1,29 1,31 1,17 1,03 1,07 1,05 1,09 1,09 1,10 Deutschland 6,54 7,02 7,19 7,34 6,87 6,19 6,49 6,41 6,59 6,58 6,67 g Schuldnerquote 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 alte Bundesländer *) 9,59% 10,27% 10,55% 10,72% 10,07% 9,10% 9,51% 9,40% 9,63% 9,78% 9,84% neue Bundesländer 10,50% 11,16% 11,35% 11,50% 10,30% 9,08% 9,45% 9,29% 9,75% 9,97% 10,17% Deutschland 9,74% 10,43% 10,68% 10,85% 10,11% 9,09% 9,50% 9,38% 9,65% 9,81% 9,90% Spreizung Ost / West 0,91 0,89 0,80 0,78 0,23 0,02 0,06 0,11 0,12 0,19 0,33 *) einschließlich Berlin; Spreizungswerte Ost / West in Prozentpunkten; Rundungsdifferenzen möglich Insgesamt sind im Osten Deutschlands rund 1,10 Millionen Personen (+ 15.000 Fälle) als überschuldet zu betrachten, im Westen sind es rund 5,57 Millionen Personen (+ 75.000 Fälle). Die ostdeutsche Schuldnerquote liegt seit 2012 über dem Vergleichswert im Westen. Dennoch verbleiben die ostdeutschen Bundesländer Thüringen (seit 2007) und Sachsen (seit 2004) im Länder-Ranking auch 2014 auf den Plätzen drei und vier. Allerdings verschlechtert sich Brandenburg hinter Rheinland-Pfalz wieder auf Rang sieben, nach dem es 2011 auch einmal den fünften Platz eingenommen hatte. 1 Die Bevölkerungszahl in Deutschland nahm nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in den letzten Jahren (trotz Zensus) durch Zuwanderung spürbar zu, wobei sich die Werte regional sehr unterschiedlich entwickelten: 2012 stiegen die Bevölkerungszahlen in neun (alten) Bundesländern, in den neuen Bundesländern sowie im Saarland war die Einwohnerzahl dagegen rückläufig. Vgl. beispielsweise Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 283, vom 27.08.2013: 80,5 Millionen Einwohner am Jahresende 2012 Bevölkerungszunahme durch hohe Zuwanderung. 8 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

In der Detailanalyse zeigt sich ein (prozentualer) Anstieg der Fälle hoher Überschuldungsintensität, der im Westen (+ 2,9 Prozent) stärker ausgeprägt ist als im Osten (+ 2,3 Prozent). Gleichzeitig nimmt die Zahl der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität im Westen (- 0,7 Prozent) stärker ab als im Osten (- 0,2 Prozent). Folglich fällt auch die absolute Zunahme der Überschuldungsfälle im Osten Deutschlands (+ 15.000 Fälle) deutlich schwächer aus als im Westen (+ 75.000 Fälle). 2013 lag der Rückgang in beiden Teilräumen noch auf gleichem Niveau (jeweils - 5.000 Fälle). Tab. 3: Das Schuldenvolumen in Deutschland 2006 bis 2014 nach Statistischem Bundesamt Hochrechnung auf der Basis von Realwerten *) g Schuldenvolumen nach Werten nach Statistischem Bundesamt Jahr Schuldner Mittlere individuelle Schuldenhöhe Volkswirtschaftliches Schuldenvolumen 2006 7,19 Mio. 36.900 265 Mrd. 2007 7,34 Mio. 36.500 268 Mrd. 2008 6,87 Mio. 36.000 247 Mrd. 2009 6,19 Mio. 34.700 215 Mrd. 2010 6,49 Mio. 34.300 223 Mrd. 2011 6,41 Mio. 34.800 223 Mrd. 2012 6,59 Mio. 33.700 223 Mrd. 2013 6,58 Mio. 33.000 217 Mrd. 2014 6,67 Mio. 32.600 218 Mrd. *) bei real-dynamischer Schuldenhöhe; Quellen: Statistisches Bundesamt, Statistik zur Überschuldung privater Personen 2009 bis 2013 (erschienen 2009: 31.01.2011; 2010: 06.09.2012; 2011: 17.01.2013; 2012: 25.06.2013; 2013: 30.06.2014). Die Werte für 2014 basieren auf einer Hochrechnung. Revidierte Werte ab 2013 (gerundete Werte). Trotz der gestiegenen Schuldnerzahlen zeigt sich deutschlandweit eine weitere Abnahme der durchschnittlichen Schuldenhöhe je Überschuldungsfall ein Trend, der seit 2009 (mit einer kurzen Unterbrechung 2011) andauert. 2 Die mittlere Schuldensumme hat sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts von 36.900 Euro im Jahr 2006 auf etwa 32.600 Euro im Jahr 2014 reduziert. Das Gesamtschuldenvolumen verringerte sich in diesem Zeitraum von rund 265 Milli- Deutsche sind mit etwa 218 Milliarden Euro in der Kreide 2 Typische Verbindlichkeiten sind Miet- und Energiekosten, Telekommunikationskosten, Konsumkosten (Ratenkäufe, Kreditkarten), Unterhaltsverpflichtungen, Finanzamt, Schadensersatzforderungen, private Verbindlichkeiten, Strafen und Bußgelder (z.b. auch für Schwarzfahren bei überwiegend jungen Menschen, meist in urbanen Zentren). SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 9

arden Euro auf etwa 218 Milliarden Euro (- 18 Prozent). Im Vergleich zum Jahr 2013 erhöhte sich das Schuldenvolumen aber durch die Zunahme der Schuldnerfälle um rund 500 Millionen Euro. 1.3 Überschuldung nach Bundesländern Kein Bundesland zeigt 2014 einen Rückgang der Schuldnerzahlen Alle 16 deutschen Länder zeigen eine Verschlechterung der Überschuldungssituation 3. In 14 Bundesländern ist ein Anstieg der Überschuldungsfälle zu verzeichnen, in nur zwei Bundesländern bleibt die Zahl der Schuldner unverändert. Die Schuldnerquote steigt in 13 Bundesländern, in zwei Ländern sinkt sie (Berlin und Hamburg) und in einem Bundesland bleibt sie konstant (Bayern). Die Veränderungen der regionalen Schuldnerquoten reichen von einem Anstieg von + 0,35 Punkten in Sachsen bis hin zu einem Rückgang von - 0,11 Punkten in Hamburg. Einwohnerplus sorgt für positive Effekte In Bayern (+ 128.000 Einwohner über 18 Jahre), Berlin (+ 50.000 Einwohner) und Hamburg (+ 15.000 Einwohner) zeigen sich positive Effekte durch Zuwächse der Bevölkerungszahl, die zudem in Hamburg durch die Stagnation der Schuldnerzahlen verstärkt wird. Der Rückgang der Schuldnerquote in Berlin ergibt sich wie die Stagnation der Schuldnerquote in Bayern trotz steigender Schuldnerzahlen. Positiv-Spitzenreiter bleibt Bayern, Thüringen ist Dritter Nur vier Bundesländer (Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Sachsen) bleiben unterhalb der gesamtdeutschen Schuldnerquote. Bayern (7,00 Prozent; ± 0,00 Punkte) und Baden-Württemberg (8,02 Prozent; + 0,15) führen weiterhin das Ranking der Bundesländer an. Thüringen (9,07 Prozent; + 0,13) liegt seit dem Vorjahr auf Rang drei. Sachsen bleibt mit 9,31 Prozent (+ 0,35) auf Rang vier. Die Schlusslicht bildet wie in den Vorjahren Bremen (13,95 Prozent; + 0,10 Punkte). Auch in Berlin (13,02 3 Die Überschuldungssituation wird auf der Zahlenebene mittels Gruppeneinteilung und bei der kartografischen Darstellung mittels farblicher Hervorhebungen strukturiert. So werden der Anteil überschuldeter Privatpersonen bzw. die Schuldnerquoten in Gruppen eingeteilt. Diese reichen von Gruppe 1 (bis zu 6 Prozent = sehr geringe Überschuldung) bis zu Gruppe 9 (über 14 Prozent = sehr hohe Überschuldung). Diese Einstufung ist im Kartenmaterial in Form von unterschiedlichen Grün-, Gelb- und Rotschattierungen wieder zu finden, die sich am Ampelmotiv orientieren. Die Färbungen stellen die Schuldnerquote von gering (grün) bis hoch (rot) dar. 10 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

Prozent; - 0,10) und Sachsen-Anhalt (12,57 Prozent; + 0,19) weisen die Verbraucher nach wie vor eine dramatische Verschuldungssituation auf. Dabei basiert der Rückgang der Schuldnerquote in Berlin ursächlich auf dem Anstieg der Bevölkerungszahl (+ 50.000 Personen über 18 Jahre). Die Zahl der Schuldner hat in Berlin um rund 4.000 zugenommen. Bremen mit höchster Schuldnerquote, vor Berlin und Sachsen-Anhalt Tab. 4: Ranking Schuldnerquoten und Schuldner in den Bundesländern 2012 bis 2014 g Bundesland Schuldnerquoten Abw. *) Schuldner **) Abw. 2012 2013 2014 13 / 14 04 / 14 2012 2013 2014 13 / 14 04 / 14 Bayern 6,98% 7,00% 7,00% ± 0,00-0,19 0,72 0,72 0,73 + 9.000 + 12.000 Baden-Württemberg 7,66% 7,87% 8,02% + 0,15 + 0,52 0,68 0,68 0,70 + 18.000 + 59.000 Thüringen 8,78% 8,94% 9,07% + 0,13-0,95 0,17 0,17 0,17 + 1.000-30.000 Sachsen 8,72% 8,96% 9,31% + 0,35 + 0,36 0,31 0,31 0,32 + 10.000-3.000 Hessen 9,69% 9,90% 9,96% + 0,06 + 0,39 0,49 0,49 0,50 + 6.000 + 24.000 Rheinland-Pfalz 9,90% 9,95% 10,00% + 0,05-0,13 0,33 0,33 0,33 + 3.000 + 2.000 Brandenburg 9,77% 9,95% 10,02% + 0,08-1,18 0,21 0,21 0,21 + 1.000-28.000 Niedersachsen 10,37% 10,44% 10,47% + 0,03 + 0,34 0,68 0,67 0,67 + 4.000 + 26.000 Mecklenburg-Vorpommern 10,26% 10,50% 10,67% + 0,17-0,83 0,15 0,15 0,15 + 1.000-18.000 Hamburg 10,50% 10,92% 10,81% - 0,11-0,07 0,16 0,16 0,16 ± 0 ± 0 Schleswig-Holstein 10,81% 10,90% 11,01% + 0,11 + 0,19 0,25 0,25 0,26 + 4.000 + 11.000 Saarland 11,25% 11,24% 11,31% + 0,07 + 0,26 0,10 0,10 0,10 ± 0-1.000 Nordrhein-Westfalen 11,17% 11,32% 11,46% + 0,14 + 0,79 1,65 1,65 1,67 + 26.000 + 118.000 Sachsen-Anhalt 12,14% 12,38% 12,57% + 0,19 + 0,35 0,25 0,25 0,25 + 1.000-14.000 Berlin 12,56% 13,12% 13,02% - 0,10-1,00 0,37 0,37 0,37 + 4.000-26.000 Bremen 13,62% 13,85% 13,95% + 0,10 + 0,61 0,08 0,08 0,08 + 1.000 + 4.000 Deutschland 9,65% 9,81% 9,90% + 0,09 + 0,16 6,59 6,58 6,67 + 89.000 + 135.000 *) Abweichung in Prozentpunkten; **) Schuldner in Millionen / Rundungsdifferenzen möglich SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 11

g 2 Überschuldungssituation in Schleswig- Holstein 2.1 Kreise und kreisfreie Städte In Schleswig-Holstein hat die Überschuldung von Privatpersonen im gesamtdeutschen Trend wieder zugenommen. Die Zahl der überschuldeten erwachsenen Personen stieg um rund 4.000; die Schuldnerquote erhöhte sich entsprechend von 10,90 auf 11,01 Prozent. Dabei waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Verbraucher eigentlich günstig, wie die gesunkene Arbeitslosenrate sowie höhere Tarifabschlüsse beweisen. So verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen in Schleswig-Holstein zum Jahresende 2014 um 5.681 Personen im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres auf 97.154 Personen (- 5,8 Prozent) und die Arbeitslosenquote sank von 6,9 auf 6,5 Prozent. Private Überschuldung steigt trotz günstiger Rahmenbedingungen Gleichwohl hat sich die Überschuldungsproblematik vielerorts wieder verschärft. So ist davon auszugehen, dass gerade diese günstigen Bedingungen wie auch die Niedrigzinsphase Konsumenten zu Konsumausgaben verleitet haben. Aber auch die noch in den Jahren 2013 / 2014 deutlich gestiegenen Ausgaben für Energie führten zu Belastungen bei den privaten Verbrauchern und schränkten den finanziellen Spielraum ein. Tab. 5: Kreise und kreisfreie Städte mit der stärksten Zunahme der Schuldnerquote 2013 / 2014 g Kreise / kreisfreie Städte Schuldnerquoten in % Abweichung *) 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2013 / 2014 2007 / 2014 Lübeck 16,16 14,87 13,50 13,92 15,19 15,93 15,25 15,59 +0,34-0,57 Neumünster 17,41 16,44 14,86 15,81 15,61 16,65 16,61 16,94 +0,33-0,47 Dithmarschen 13,60 12,79 11,96 12,36 12,15 12,50 12,52 12,80 +0,28-0,80 Nordfriesland 10,93 9,89 9,15 9,54 9,68 9,94 10,09 10,32 +0,23-0,61 Steinburg 11,55 10,82 10,09 10,64 10,56 10,99 11,43 11,66 +0,23 +0,11 Schleswig-Holstein 12,06 11,18 10,25 10,54 10,47 10,81 10,90 11,01 +0,11-1,05 *) Abweichung in Prozentpunkten; Rundungsdifferenzen möglich Auf Basis der Landkreise und kreisfreien Städte Schleswig-Holsteins zeigt die Analyse der Überschuldungssituation noch einmal ein deutlich differenzierteres Bild der Überschuldungsentwicklung. 12 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

In dieser Betrachtung hat sich in Lübeck die Überschuldungssituation gegenüber 2013 am deutlichsten verschlechtert; die Schuldnerquote in der Hansestadt stieg um 0,34 Prozentpunkte. Somit liegt sie mittlerweile bei 15,59 Prozent (2013: 15,25 Prozent). Bedenklich ist, dass die relative Schuldnerbetroffenheit bereits vor der jüngsten Verschlechterung deutlich über dem Landesdurchschnitt lag. Stärkster Anstieg der Schuldnerquote in Lübeck Einen überdurchschnittlichen Anstieg der Schuldnerquote um 0,33 Prozentpunkte auf 16,94 Prozent weist auch die Stadt Neumünster auf, wenngleich in dem längerfristigen Zeitraum seit 2007 immerhin eine leichte Entspannung zu verzeichnen war (- 0,47 Prozentpunkte). In Schleswig-Holstein insgesamt war der Rückgang in diesem Zeitraum aber noch ausgeprägter (- 1,05 Prozentpunkte). Unter den fünf Kreisen und kreisfreien Städten mit dem stärksten Anstieg der Schuldnerquote gegenüber 2013 ist die Verschuldungssituation der privaten Haushalte nur im Landkreis Nordfriesland weniger dramatisch als in Schleswig-Holstein insgesamt. So liegt die relative Schuldnerbetroffenheit hier bei lediglich 10,32 Prozent. Insofern lässt sich konstatieren, dass insbesondere auch diejenigen Städte und Regionen, die bereits in der Vergangenheit überdurchschnittlich hohe Schuldnerquoten aufwiesen, weitere Verschärfungen zeigen. Hohe Schuldnerquote zieht weitere Verschärfungen nach sich In fünf der 15 Kreise und kreisfreien Städte Schleswig- Holsteins ist gegenüber 2013 ein Rückgang der Schuldnerquoten festzustellen. Der Landkreis Stormarn verzeichnete dabei den stärksten Rückgang der Schuldnerquote (- 0,06 Prozentpunkte). Mit 7,93 Prozent der Erwachsenen sind hier vergleichsweise wenige Personen überschuldet. Die aktuelle Quote liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt Schleswig- Holsteins (11,01 Prozent). Auch in der Landeshauptstadt Kiel verringerte sich die Schuldnerquote leicht (- 0,01 Prozentpunkte), wobei immer noch fast jeder achte erwachsene Einwohner der Stadt (12,03 Prozent) als überschuldet anzusehen ist. Landkreis Stormarn weit unter dem Landesdurchschnitt SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 13

Tab. 6: Kreise und kreisfreie Städte mit einer Abnahme der Schuldnerquote 2013 / 2014 g Kreise / kreisfreie Städte Schuldnerquoten in % Abweichung *) 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2013 / 2014 2007 / 2014 Stormarn 9,40 8,93 8,22 8,21 7,98 8,05 7,99 7,93-0,06-1,47 Segeberg 11,57 10,74 9,91 10,16 9,84 10,13 10,11 10,08-0,03-1,49 Pinneberg 10,71 10,06 9,31 9,35 9,11 9,44 9,67 9,64-0,03-1,07 Kiel 13,96 13,15 11,81 12,29 11,76 11,92 12,04 12,03-0,01-1,93 Flensburg 19,02 17,01 14,81 14,92 14,58 14,92 16,41 16,40-0,01-2,62 Schleswig-Holstein 12,06 11,18 10,25 10,54 10,47 10,81 10,90 11,01 +0,11-1,05 *) Abweichung in Prozentpunkten; Rundungsdifferenzen möglich Geringere Verbesserungen verzeichneten auch die Landkreise Segeberg und Pinneberg. Insgesamt ist die Gruppe der Kreise und kreisfreien Städte, in denen sich die Schuldnerquote zuletzt verringert hat, sehr heterogen. So ist in Flensburg weiterhin fast ein Sechstel der Erwachsenen überschuldet (16,40 Prozent). Die Schuldnerquote stagnierte hier nahezu (2013: 16,41 Prozent). Allerdings hat sich die Überschuldungssituation in Flensburg in den zurückliegenden Jahren deutlich verbessert. Gegenüber 2007 sank die Schuldnerquote um 2,62 Prozentpunkte. Auch in Kiel verringerte sich die Schuldnerquote in diesem Zeitraum (- 1,93 Prozentpunkte). Nur vier Landkreise unter dem Deutschlandschnitt Neben dem Landkreis Stormarn zeigt auch der Landkreis Plön eine eher niedrige Überschuldung. Allerdings erhöhte sich hier die Schuldnerquote zuletzt um 0,21 Prozentpunkte auf 8,88 Prozent. Die höchsten Schuldnerquoten werden nach wie vor in den Städten Neumünster, Flensburg und Lübeck registriert. Nur Flensburg weist in diesem Dreiergespann einen Rückgang auf, der allerdings minimal ausfiel. Derzeit liegt die Schuldnerquote in nur vier Landkreisen Schleswig- Holsteins unter dem Deutschlandwert von 9,90 Prozent. 14 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

Tab. 7: Schuldnerquoten nach Kreisen und kreisfreien Städten g Schuldnerquote in % Abweichung *) 2013 2014 2013 / 2014 Neumünster 16,61 16,94 +0,33 Flensburg 16,41 16,40-0,01 Lübeck 15,25 15,59 +0,34 Dithmarschen 12,52 12,80 +0,27 Kiel 12,04 12,03-0,01 Steinburg 11,43 11,66 +0,23 Ostholstein 10,63 10,80 +0,17 Schleswig-Flensburg 10,45 10,67 +0,22 Nordfriesland 10,09 10,32 +0,23 10,16 10,29 +0,13 Segeberg 10,11 10,08-0,03 Pinneberg 9,67 9,64-0,03 Herzogtum Lauenburg Rendsburg- Eckernförde 9,16 9,17 +0,01 Plön 8,67 8,88 +0,21 Stormarn 7,99 7,93-0,06 Schleswig-Holstein 10,90 11,01 +0,11 *) Abweichung in Prozentpunkten; Rundungsdifferenzen möglich In allen Landkreisen und kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins erhöhte sich die absolute Zahl der überschuldeten Verbraucher. Die prozentualen Anstiege liegen zwischen 0,3 Prozent im Landkreis Rendsburg- Eckernförde und 3,9 Prozent in Lübeck. Landesweit war ein Zuwachs der Zahl der Überschuldeten um 1,7 Prozent auf 257.497 Personen zu verzeichnen. Die in absoluter Höhe meisten Überschuldungsfälle gab es 2014 in Lübeck mit gut 28.000 Personen. Die wenigsten wurden erneut im Landkreis Plön registriert (rund 9.400). Landesweit mehr Überschuldete SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 15

Tab. 8: Anzahl der Schuldner in den Kreisen und kreisfreien Städten g Schuldner Abweichung in % 2013 2014 2013 / 2014 Lübeck 27.046 28.093 +3,9 Kiel 24.370 24.766 +1,6 Pinneberg 23.704 23.835 +0,6 Segeberg 21.660 21.799 +0,6 Rendsburg-Eckernförde 20.112 20.182 +0,3 Ostholstein 17.867 18.132 +1,5 Schleswig-Flensburg 16.731 17.069 +2,0 Herzogtum Lauenburg 15.591 15.923 +2,1 Stormarn 15.120 15.214 +0,6 Dithmarschen 13.821 14.074 +1,8 Nordfriesland 13.697 14.004 +2,2 Steinburg 12.286 12.550 +2,1 Flensburg 11.459 11.628 +1,5 Neumünster 10.593 10.857 +2,5 Plön 9.224 9.371 +1,6 Schleswig-Holstein 253.281 257.497 +1,7 *) Rundungsdifferenzen möglich 2.2 Überschuldungsmerkmale Die Analyse der Überschuldungssituation der privaten Haushalte in Schleswig-Holstein unterscheidet sogenannte harte und weiche Überschuldungsfaktoren. Als weiche Überschuldungsmerkmale sind u. a. unstrittige Inkassofälle zu fassen, die (noch) nicht zu gerichtlichen Negativeinträgen geführt haben, wo aber nachhaltige Zahlungsstörungen vorliegen. Harte Überschuldungsmerkmale sind beispielsweise gerichtliche Negativmerkmale wie ein Antrag auf Privatinsolvenz. Immer mehr harte Überschuldungsfälle Hierbei ist festzustellen, dass auch in Schleswig- Holstein die Zahl der Personen, die harte Überschuldungsmerkmale aufweisen, in den letzten Jahren zugenommen hat; von 126.278 Personen im Jahr 2006 auf 146.732 Personen im Jahr 2014. Das ist ein Anstieg um 16,2 Prozent (Deutschland: 14,5 Prozent). Somit verfestigt sich der Kern an stark und mehrfach 16 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

überschuldeten Personen auch in Schleswig-Holstein immer mehr. Dagegen zeigen weniger Personen als noch 2006 weiche Überschuldungsmerkmale (- 25,0 Prozent). Mit der in den letzten Jahren verbesserten Arbeitsmarktlage und/oder intensiver Beratung konnten ehemals überschuldete Personen ihre Verschuldung zurückführen. Gegenüber 2013 kam es aber auch in dieser Personengruppe zu mehr Überschuldungsfällen (+ 1,8 Prozent), während sich bundesweit der Rückgang fortsetzte (- 0,6 Prozent). 160.000 140.000 Personen mit harten bzw. weichen Überschuldungsfaktoren in Schleswig-Holstein 147.726 148.199 126.278 129.055 130.560 129.431 135.730 140.349 143.095 144.441 146.732 120.000 128.454 108.986 110.053 104.312 110.142 108.840 110.765 100.000 80.000 60.000 40.000 harte Überschuldungsfaktoren weiche Überschuldungsfaktoren 20.000-2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Die Zahl der überschuldeten Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen erhöhte sich in dem Zeitraum 2006 bis 2014 in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins. Über dem landesweiten Anstieg von 16,2 Prozent und damit deutlich verschärfter als noch 2006 stellt sich die Überschuldungssituation in Neumünster sowie in den Landkreisen Steinburg und Schleswig-Flensburg dar, wo sich die Zahl der verhärteten Überschuldungsfälle um etwa ein Viertel erhöhte. Auch in der kurzen Frist gegenüber 2013 wurden in den allermeisten Regionen Schleswig- Holsteins mehr Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen gezählt; nur im Landkreis Pinneberg waren es weniger (- 0,6 Prozent). Seit 2006 Verschärfungen in Neumünster, Steinburg und Schleswig-Flensburg SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 17

Tab. 9: Überschuldungsmerkmale nach Kreisen und kreisfr. Städten g Harte Überschuldungsmerkmale Abweichung in % Abweichung in % 2006 2013 2014 2013 / 2014 2006 / 2014 Lübeck 12.719 15.168 15.432 +1,7 +21,3 Kiel 13.837 14.572 14.910 +2,3 +7,8 Pinneberg 11.329 13.023 12.947-0,6 +14,3 Segeberg 10.867 12.134 12.353 +1,8 +13,7 Rendsburg-Eckernförde 10.124 11.487 11.607 +1,0 +14,6 Ostholstein 9.527 10.339 10.432 +0,9 +9,5 Schleswig-Flensburg 7.731 9.380 9.667 +3,1 +25,0 Herzogtum Lauenburg 7.634 9.189 9.381 +2,1 +22,9 Stormarn 7.246 8.263 8.410 +1,8 +16,1 Dithmarschen 6.786 7.975 8.122 +1,8 +19,7 Nordfriesland 6.720 7.479 7.676 +2,6 +14,2 Steinburg 6.031 7.542 7.561 +0,3 +25,4 Neumünster 5.100 6.278 6.468 +3,0 +26,8 Flensburg 5.697 6.341 6.438 +1,5 +13,0 Plön 4.930 5.271 5.328 +1,1 +8,1 Schleswig-Holstein 126.278 144.441 146.732 +1,6 +16,2 *) Rundungsdifferenzen möglich 100% Harte und weiche Überschuldungsmerkmale 90% 80% 70% 45,7 45,2 45,1 44,7 44,6 43,4 43,3 43,1 42,5 42,5 42,3 41,1 40,4 39,8 39,8 60% 50% 40% 30% 20% 54,3 54,8 54,9 55,3 55,4 56,6 56,7 56,9 57,5 57,5 57,7 58,9 59,6 60,2 60,2 10% 0% harte Überschuldungsmerkmale weiche Überschuldungsmerkmale 18 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

Der Anteil von Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen beträgt in Schleswig-Holstein mittlerweile 57,0 Prozent. Das sind gut zehn Prozentpunkte mehr als 2006 (46,1 Prozent). Dabei existieren aber Unterschiede in den einzelnen Kreisen bzw. kreisfreien Städten: So weisen in der Stadt Kiel sowie im Landkreis Steinburg 60,2 Prozent der Überschuldeten sogenannte harte Überschuldungsmerkmale auf. Im Landkreis Pinneberg beträgt dieser Anteil dagegen nur 54,3 Prozent. In einer Auswahl von Landkreisen bzw. kreisfreien Städten zeigt sich, dass sich die Zahl harter bzw. weicher Überschuldungsfälle stark unterschiedlich entwickelte. So verringerte sich beispielsweise im Landkreis Segeberg die Zahl der Personen mit weichen Überschuldungsmerkmalen, während mehr Überschuldete harte Negativmerkmale aufweisen. Dagegen waren im Landkreis Pinneberg mehr weiche und wenige harte Überschuldungsfälle als 2013 zu verzeichnen. In Lübeck beispielsweise gab es jedoch in beiden Personengruppen mehr Fälle. SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 19

2.3 Entwicklung in Flensburg und Neumünster Anstieg der Schuldnerzahl setzt sich fort Sowohl Flensburg als auch Neumünster zeigen gegenüber 2013 einen Anstieg der privaten Überschuldung. In Flensburg waren 11.628 Personen (2013: 11.459) als überschuldet anzusehen. In Neumünster waren zum Stichtag 10.857 Erwachsene (2013: 10.593) überschuldet. Im Jahresvergleich 2014 zu 2013 ist die Zahl der Personen mit Überschuldungsmerkmalen damit in Flensburg um 1,5 Prozent und in Neumünster um 2,5 Prozent gestiegen. In beiden Städten war es der dritte Anstieg in Folge. Überschuldung in Neumünster nähert sich Rekordhoch In der zeitlichen Entwicklung seit 2004 zeigt sich, dass die Zahl der überschuldeten Personen sowohl in Flensburg als auch in Neumünster nach einem Anstieg bis zum Jahr 2007 zunächst rückläufig war. Mittlerweile ist wieder ein ansteigender Trend festzustellen. Der Höchststand der Überschuldung wurde in beiden Städten im Jahr 2007 erreicht mit 13.576 Fällen in Flensburg und 11.044 Fällen in Neumünster. Der bisherige Tiefststand war im Jahr 2009 mit 10.922 Fällen in Flensburg und 9.414 Fällen in Neumünster. Auffällig ist, dass sich die Zahl der Überschuldungsfälle in Neumünster aktuell stark dem bisherigen Höchststand annähert, während in Flensburg der Abstand zum Rekordhoch noch erheblich größer ist. 16.000 Überschuldete Personen 14.000 12.000 11.852 12.740 13.244 13.576 12.347 10.922 11.158 10.915 11.214 11.459 11.628 10.857 10.000 10.184 10.503 11.044 10.414 9.976 9.846 10.510 10.593 9.188 9.414 8.000 6.000 Flensburg Neumünster 4.000 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 20 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

Schuldnerquoten 20,00 18,65 19,02 18,00 18,04 16,94 17,41 17,01 16,65 16,61 16,94 16,00 15,99 16,60 16,44 14,86 15,81 15,61 16,41 16,40 14,00 14,33 14,81 14,92 14,58 14,92 12,00 10,00 Flensburg Neumünster 8,00 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Die Schuldnerquote, die die Zahl der überschuldeten Personen zur Bevölkerungszahl (erwachsene Einwohner) ins Verhältnis setzt, ist in Neumünster gestiegen, während in Flensburg trotz steigender Schuldnerzahl ein minimaler Rückgang zu verzeichnen war, da die Bevölkerungszahl ebenfalls stieg. 2014 betrug diese sogenannte Schuldnerquote in Flensburg 16,40 Prozent nach 16,41 Prozent im Jahr zuvor und 16,94 Prozent in Neumünster, nachdem 2013 noch 16,61 Prozent gemessen wurden. Grob lässt sich damit sagen, dass in beiden Städten etwa jeder sechste Einwohner ab 18 Jahre als überschuldet zu bezeichnen ist, da er seinen Zahlungsverpflichtungen auf absehbare Zeit nicht mehr wird nachkommen können. Die Entwicklung der Überschuldung von Privatpersonen hat sich in beiden Städten doch unterschiedlich fortentwickelt. Während die Schuldnerquote in Flensburg bis einschließlich 2008 teilweise deutlich höher war als in Neumünster, lag sie ab spätestens 2010 niedriger. So war die Schuldnerquote in Flensburg Mitte des letzten Jahrzehnts teilweise zwei Prozentpunkte höher als in Neumünster. Doch die Verbesserungen der Überschuldungssituation in Flensburg waren deutlich, so dass die Schuldnerquote in der Stadt vor wenigen Jahren bis zu 1,5 Prozentpunkte niedriger war als in Neumünster. 2013 gab es wieder eine Annäherung. Unterschiedliche Entwicklungen in Flensburg und Neumünster SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 21

Aufgrund des jüngsten deutlichen Anstiegs der Schuldnerquote in Neumünster und der leichten Entspannung in Flensburg hat sich der Trend wieder zum Vorteil von Flensburg entwickelt. Tab. 10: Schuldnerquoten Flensburg nach PLZ-Gebieten g Schuldnerquote in % Veränderung PLZ / Stadtteile 2011 2012 2013 2014 11 12 12 13 13 14 24943 Sandberg, Jürgensby, Fruerlund, Engelsby, Tarup 10,81 9,92 11,40 11,53-0,89 + 1,48 +0,13 24941 Friesischer Berg, Weiche 14,34 11,46 12,84 12,85-2,88 + 1,39 +0,01 24944 Mürwik 10,61 12,17 12,96 13,14 + 1,56 + 0,79 +0,18 24937 Westliche Höhe, Altstadt, Südstadt 14,25 16,26 16,73 16,81 + 2,01 + 0,47 +0,08 24939 Neustadt, Nordstadt 21,09 24,32 27,08 26,80 + 3,23 + 2,76-0,28 Rundungsdifferenzen möglich Flensburgs Neu- und Nordstadt sind Hochburgen der Überschuldung Als stabil im Zeitablauf erweisen sich die teilweise erheblichen Spreizungen der Schuldnerquoten innerhalb des Stadtgebietes. In Flensburg reicht die Spannweite zwischen der PLZ-Region mit der geringsten und der höchsten Schuldnerdichte von 11,53 bis 26,80 Prozent. Dabei war allerdings im PLZ-Bereich mit der höchsten privaten Überschuldung eine Verbesserung festzustellen, während sich die Schuldnerquoten in den anderen Stadtgebieten erhöht haben. In Neumünster reicht die Spanne zwischen der höchsten und der niedrigsten Schuldnerquote von 9,85 bis 31,65 Prozent. Damit liegt die Schuldnerquote in der Schuldnerhochburg Innenstadt etwa dreimal so hoch wie im PLZ-Bereich mit der niedrigsten Überschuldung, in dem zuletzt ein Rückgang der Schuldnerquote zu verzeichnen war (- 0,21 Prozentpunkte). Die Innenstadt von Neumünster zeigt im Hinblick auf die Überschuldungssituation der privaten Verbraucher dagegen zuletzt wieder eine Verschlechterung (Schuldnerquote: + 0,93 Prozentpunkte). 22 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

Tab. 11: Schuldnerquoten Neumünster nach PLZ-Gebieten g Schuldnerquote in % Veränderung PLZ / Stadtteile 2011 2012 2013 2014 11 12 12 13 13 14 24539 Gadeland, Ruthenberg, Stör, Wittorf 10,24 9,82 10,06 9,85-0,42 + 0,24-0,21 24536 Brachenfeld, Einfeld, Tungendorf 12,20 12,34 12,16 12,40 + 0,14-0,18 +0,24 24537 Böcklersiedlung, Faldera, Gartenstadt 13,00 12,85 12,99 13,46-0,15 + 0,13 +0,47 24534 Innenstadt 24,44 31,17 30,72 31,65 + 6,73-0,45 +0,93 Rundungsdifferenzen möglich Sowohl in Flensburg als auch in Neumünster gab es zuletzt einen Anstieg der Zahl der Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen. In Flensburg fiel dieser Anstieg mit 1,5 Prozent aber nur halb so stark aus wie in Neumünster (+ 3,0 Prozent). Zum zweiten Mal nach 2012 ist damit die absolute Zahl der harten Überschuldungsfälle in Neumünster höher als in Flensburg. In Neumünster leben damit anteilsmäßig weitaus mehr Personen in bereits verhärteten Überschuldungsverhältnissen. Seit 2006 hat sich in der Stadt stetig die Zahl der Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen erhöht, so dass harte Überschuldungsfälle mittlerweile die Mehrheit aller Schuldner darstellen. Mehr harte Überschuldungsfälle in Neumünster 7.000 6.000 5.000 Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen 6.341 6.206 6.214 5.951 5.697 5.709 5.619 5.682 6.278 6.203 5.780 5.878 5.456 5.227 5.315 5.100 6.468 6.438 4.000 3.000 2.000 1.000 Flensburg Neumünster 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 23

Wenn Überschuldung, dann meist hohe Überschuldungsintensität In Neumünster lag der Anteil von Personen mit harten Überschuldungsfaktoren und einer sogenannten hohen Überschuldungsintensität seit jeher höher als in Flensburg. So wiesen beispielsweise im Jahr 2006 48,6 Prozent der überschuldeten Erwachsenen in Neumünster harte Überschuldungsmerkmale auf, während dieser Anteil in Flensburg bei 43,0 Prozent lag. Auch acht Jahre später ist der Abstand geblieben: 59,6 Prozent in Neumünster gegenüber 55,4 Prozent in Flensburg. So ist in beiden Städten ein Anstieg des Anteils derjenigen Verbraucher festzustellen, deren Überschuldungssituation bereits stark verhärtet ist. Neumünster liegt in dieser Hinsicht über dem Landesdurchschnitt Schleswig-Holsteins. Allerdings war der Anstieg innerhalb des Zeitfensters von 2006 bis 2014 in Neumünster mit + 11,0 Prozentpunkten etwas geringer als in Flensburg (+ 12,4 Prozentpunkte). Zudem liegt der Anteil von Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen in Neumünster innerhalb des Stadtgebietes auf PLZ-Ebene in einem engeren Korridor als in Flensburg. 70,0 Anteil von Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen Flensburg Neumünster 60,0 50,0 48,6 43,0 47,3 42,1 51,0 45,5 52,0 58,0 57,9 53,3 59,7 59,1 59,3 59,6 56,9 55,3 55,3 55,4 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 24 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

g 3 Einordnung: Deutschland zwischen Wirtschaftsaufschwung und geopolitischer Verunsicherung Der deutsche Konjunkturboom der letzten Jahre hat sich zuletzt etwas abgeschwächt. Im Sommer 2014 zeigten sich erste rezessive Konjunkturtendenzen. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland war im zweiten Quartal um 0,1 Prozent zurückgegangen. Im 1. Quartal hatte der Anstieg noch 0,8 Prozent betragen (jeweils im Vergleich zum Vorquartal). Die Hauptgründe für diese Entwicklung waren auch in den zunehmenden geopolitischen Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten zu finden, die einen schwachen Außenhandel und einen Rückgang der Investitionen beförderten. Doch zum Jahresende nahm die Wirtschaft wieder Fahrt auf. Nach Einschätzungen von Destatis von Anfang Januar 2015 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen sein immerhin der höchste Anstieg seit zehn Jahren. Rezessive Tendenz nach Traumstart zum Jahresbeginn Entsprechend waren die Rahmenbedingungen für die deutschen Verbraucher in den letzten Monaten immer noch sehr positiv. Binnen- und Privatkonsum nehmen aus volkswirtschaftlicher Sicht mittlerweile die wichtige Funktion einer Konjunkturstütze ein. Diese Entwicklung resultiert nicht zuletzt aus einer Verbesserung der nominellen Einkommenssituation der Verbraucher durch die Tarifabschlüsse in den letzten Jahren. In vielen Branchen einigten sich die Tarifparteien auf Lohnsteigerungen von drei Prozent und mehr. Und auch die Inflationsdynamik ist im Jahresverlauf nochmals, überwiegend durch die Verringerung der Energiepreise, zurückgegangen. Privatkonsum wird zur Stütze für die Konjunktur Hohe Tarifabschlüsse verbessern die Einkommenssituation der Verbraucher Auch der deutsche Arbeitsmarkt blieb in einer guten Verfassung und sorgte für optimistische Verbrauchererwartungen an Arbeitsplatz- und Einkommenssicherheit. Zudem ist auch die Zahl atypisch Beschäftigter nach Daten des Statistischen Bundesamtes bei insgesamt steigender Erwerbstätigkeit zurückgegangen. Arbeitsmarkt blieb 2014 stabil SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 25

Langzeitarbeitslosigkeit nimmt aber wieder zu Allerdings zeigen andere Indikatoren, dass sich trotz vergleichsweise positiver Konjunkturlage und stabilem Arbeitsmarkt viele Indikatoren zur Einordnung des Überschuldungsrisikos nicht verbessert, sondern zum Teil verschlechtert haben: Die Zahl der Menschen, die länger als ein Jahr auf der Suche nach einer Beschäftigung sind, nimmt eher zu. 26 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

4 Blick in die Zukunft Die Überschuldung von Verbrauchern in Deutschland hat wieder zugenommen. Der aktuelle Anstieg der Überschuldungsfälle beruht dabei ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität, also vorwiegend auf juristische Sachverhalte. Offenbar zeigen der Kaufrausch der Vorjahre und die Inanspruchnahme des Privatkonsums zur Konjunkturstützung und Wirtschaftsbelebung zeitversetzt negative Folgewirkungen. Durch Kaufrausch weitere Überschuldungsgefahr So bleibt private Überschuldung eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Das Problem einer veränderungsresistenten und konjunkturunabhängigen Sockelüberschuldung (2014: 3,89 Millionen Fälle; zu 2006: + 493.000 Fälle, + 15 Prozent) hat sich weiter verschärft. Hierbei ist nicht davon auszugehen, dass sich dieses Phänomen nur auf vermeintlich überschuldungsaffine soziale Schichten und Milieus begrenzen lässt. Dies bedeutet auch, dass ein dauerhafter und nachhaltiger Rückgang der Überschuldung in Deutschland unwahrscheinlich ist. Resistenter Schuldnersockel: plus ½ Mio. Fälle seit 2006 Für die nächsten Monate bleibt zunächst abzuwarten, wie sich Konjunktur und Beschäftigungsmarkt in Deutschland entwickeln werden und wie es vielen Verbrauchern gelingt, eine Balance zwischen Anschaffungsnotwendigkeit, Kauflust und Ausgabenvorsicht zu halten. Die aktuellen Daten belegen jedenfalls, dass kreditfinanzierte Konsumverschuldung vor dem Hintergrund zurückgehender Sparneigung im schlimmsten Fall in eine dauerhafte Überschuldung münden kann. Angesichts des vorhandenen Problemdrucks sind weitere Maßnahmen der Eingrenzung der Überschuldungsproblematik in Erwägung zu ziehen. Im besten Falle sollte Überschuldung allerdings von vorneherein vermieden werden. Hierzu sind Präventionsmaßnahmen wie die Vermittlung von Finanzkompetenz für Jugendliche zu nennen. Auch sollten Beratungssuchenden möglichst frühzeitig adäquate Hilfsangebote angeboten werden. Maßnahmen / Handlungsanregungen SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 27

Generell sollten folgende Maßnahmen und Querschnittsaufgaben im Vordergrund stehen: ein weiterer Abbau der Arbeitslosigkeit, höhere und gezielte Bildungsinvestitionen zur Förderung von Finanzkompetenz der gesamten Bevölkerung, aber insbesondere bei jungen Verbrauchern, stärkere politische Sensibilisierung für die Belange überschuldeter Personen, Stärkung und Ausbau der Insolvenz- und Schuldnerberatung (einschließlich sozialmedizinischer Beratungs- und Informationsangebote zur Gesundheitskompetenz), gegebenenfalls auch durch Familienpaten bei besonders stark und dauerhaft überschuldeten Familien, die Förderung einer verantwortungsbewussten Kreditvergabe und eine qualifizierte Informationsoffensive zur Überschuldungsproblematik sowie eine stärkere Einbindung der Schuldnerforschung in die Armuts- und Bildungsdebatte. 28 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

g 5 Zusammenfassung In Schleswig-Holstein hat die Überschuldung von Privatpersonen wieder zugenommen. Die Zahl der überschuldeten Erwachsenen stieg gegenüber 2013 um rund 4.000 Personen; die Schuldnerquote erhöhte sich von 10,90 auf 11,01 Prozent. Mittlerweile sind in Schleswig-Holstein rund 260.000 Menschen als überschuldet anzusehen, bei denen die Zahlungsverpflichtungen und Ausgaben dauerhaft höher als die Einkünfte liegen. Auch im deutschlandweiten Trend hat sich die Überschuldungsproblematik verschärft. Die gesamtdeutsche Schuldnerquote stieg gegenüber 2013 von 9,81 auf 9,90 Prozent. In der längerfristigen Entwicklung seit 2007 ist allerdings eine leichte Entspannung zu verzeichnen. In Schleswig-Holstein verringerte sich die Schuldnerquote innerhalb dieses Zeitraums um 1,05 Prozentpunkte. Die eigentlich günstigen Rahmenbedingungen für die privaten Verbraucher wie ein hohes Beschäftigungsniveau und steigende Nominaleinkommen haben in den zurückliegenden Jahren offenbar zu höheren kreditfinanzierten Konsumausgaben geführt. Mit der Folge, dass sich die Verschuldung der privaten Haushalte weiter erhöhte bzw. es zu neuen Überschuldungsfällen gekommen ist. Auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte des Landes Schleswig-Holstein zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen im Jahresvergleich 2013 zu 2014. In zehn der 15 Landkreise bzw. kreisfreien Städte hat sich die Überschuldungsproblematik der privaten Haushalte verschlechtert. Am deutlichsten erhöht hat sich die Schuldnerquote in der Hansestadt Lübeck, wo mittlerweile 15,59 Prozent der erwachsenen Einwohner Überschuldungsmerkale aufweisen (2013: 15,25 Prozent). Auch in Neumünster stieg die Schuldnerquote merklich; und zwar von 16,61 auf 16,94 Prozent. Das ist gleichzeitig der Höchstwert aller Kreise. Insgesamt erhöhte sich die Schuldnerquote insbesondere in den Gebieten, die bereits eine hohe Überschuldung verzeichneten. SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 29

Unter den fünf Landkreisen bzw. kreisfreien Städten, die gegenüber 2013 einen Rückgang der Schuldnerquote aufwiesen, befinden sich die Landkreise Stormarn, Segeberg, Pinneberg sowie die Städte Kiel und Flensburg. In allen Fällen blieb der Rückgang der Schuldnerquoten allerdings gering. Neben dem Landkreis Stormarn (7,93 Prozent) zeigt der Landkreis Plön (8,88 Prozent) die niedrigste Schuldnerquote der privaten Haushalte in Schleswig-Holstein. Die höchsten Schuldnerquoten werden in den Städten Neumünster, Flensburg und Lübeck registriert. In absoluten Zahlen ist landesweit ein Zuwachs der Zahl der Überschuldeten um 1,7 Prozent auf 257.497 Personen zu verzeichnen. Die prozentualen Anstiege liegen zwischen 0,3 Prozent im Landkreis Rendsburg- Eckernförde und 3,9 Prozent in Lübeck. Auch in Schleswig- Holstein hat die Zahl der Personen, die harte Überschuldungsmerkmale aufweisen, in den letzten Jahren stark zugenommen; von 126.278 Personen im Jahr 2006 auf 146.732 Personen im Jahr 2014. Das ist ein Anstieg um 16,2 Prozent (Deutschland: 14,5 Prozent). Stärker als im Landesdurchschnitt und damit deutlich verschärft hat sich in diesem Zeitraum die Überschuldungssituation in Neumünster sowie in den Landkreisen Steinburg und Schleswig- Flensburg. Der Anteil von Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen beträgt in Schleswig-Holstein mittlerweile 57,0 Prozent. Das sind gut zehn Prozentpunkte mehr als 2006 (46,1 Prozent). Gegenüber 2013 kam es aber auch bei Personen mit noch weichen Überschuldungskennzeichen entgegen dem Bundestrend zu mehr Überschuldungsfällen (+ 1,8 Prozent). Sowohl in Flensburg als auch in Neumünster hat sich die Zahl der überschuldeten Personen erhöht. Es war der dritte Anstieg in Folge. In Flensburg waren 2014 insgesamt 11.628 Erwachsene überschuldet und in Neumünster waren es 10.857 Personen. Die Schuldnerquote, die die Schuldnerzahl zur erwachsenen Bevölkerungszahl ins Verhältnis setzt, hat sich in Neumünster ebenfalls erhöht von 16,61 auf 16,94 Prozent. 30 SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014

In Flensburg gab es dagegen einen minimalen Rückgang der Schuldnerquote von 16,41 auf 16,40 Prozent, weil die Bevölkerungszahl stärker als die Schuldnerzahl stieg. Sowohl in Flensburg als auch in Neumünster stieg die Zahl der Personen mit sogenannten harten Überschuldungsmerkmalen. In Flensburg fiel dieser Anstieg mit + 1,5 Prozent aber nur halb so stark aus wie in Neumünster (+ 3,0 Prozent). Mittlerweile leben in Neumünster mehr Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen als in Flensburg (6.468 gegenüber 6.438 Personen). In beiden Städten weist die Mehrheit der Überschuldeten eine bereits hohe Überschuldungsintensität auf; d. h., hier liegen bereits gerichtliche Negativmerkmale vor. SchuldnerAtlas Flensburg-Neumünster 2014 31

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