Der Hohenlandsberg und seine Sagen

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Transkript:

Der Hohenlandsberg und seine Sagen Die Burg Hohenlandsberg, von der man einst einen so herrlichen Rundblick in die Weite genießen konnte, hatte den Ehrennamen fränkischer Spiegel" erhalten. Auch von ihr erzählt man eine Reihe schöner Sagen, die aber leider teilweise völlig in Vergessenheit geraten sind. Als fesselndste Geschichte mag Der Spion von Hohenlandsberg" von Lang gelten. Die Gestalt des schwarzen Jobst" in dieser Erzählung ist sagenhaft. Nun eine auszugsweise Wiedergabe: Vor mehr als 400 Jahren hausten in den dichten Wäldern um den Hohenlandsberg eine Anzahl Räuber unter ihrem Hauptmann Jobst. Wegen seines dichten und schwarzen Bartes hatte er den Beinamen der schwarze Jobst" erhalten. Mit seinen Spießgesellen machte er die Dörfer rings um die vorderen Frankenberge unsicher und fast keine Woche verging, ohne daß es zu Überfällen gekommen wäre. Ängstlich verriegelten die Dorfleute Haus und Hof; aber das nützte wenig, denn die Räuber hatten in den Ortschaften ihre Helfershelfer, die die günstigen Gelegenheiten für die Bande auskundschafteten. So war es auch in Ezelheim, wo der Schmieds-Baltes bei Nacht dem Räuberhauptmann und noch zwei Gesellen über die Mauer half, die damals den Ort umgab. Das Haus des Juden Joel steht plötzlich hell in Flammen und in dem folgenden Durcheinander gelingt es den Banditen, das Geld und alle Wertsachen zu stehlen und damit zu entkommen. Die Räuber lagern um ein Feuer im Walde und freuen sich der gelungenen Tat. Ein neuer Überfall in Rüdisbronn wird geplant und alle Einzelheiten hierzu werden genau besprochen. Zu seinem Schrecken bemerkt Jobst, daß eine Frau, die närrische Kathrin aus Krassolzheim, aus einem nahen Gebüsch all dem zugehört hat. Aber trotz raschester Verfolgung ist die Alte wie vom Erdboden verschwunden. Bei der Suche im fast undurchdringlichen Gestrüpp und Efeugerank entdecken die maßlos erstaunten Verfolger die Mündung eines geheimnisvollen Ganges, der ins Innere des Hohenlandsberges führt. Die blöde Kathrin jedoch war durch einen der Seitengänge wieder ins Freie gelangt und schleunigst auf die Burg geeilt. Dort verriet sie dem Hauptmann Stöckel die nahe Anwesenheit der Bande. Rasch sammelte der seine Landsknechte und tatsächlich gelang der Fang. Auf der Burg wurde nun Gericht gehalten und Jobst wegen seiner Missetaten zum Ritt auf dem Hirschen" verurteilt. Aus dem bei Weigenheim angelegten Tiergarten brachten die Knechte einen stattlichen Hirsch, auf dessen Rücken Jobst mit Stricken festgebunden wurde. Als das nun freigelassene Tier mit seiner ungewohnten Last in die Freiheit jagte, schien dem Räuber ein grauenhafter Tod sicher. Es sollte jedoch anders kommen Die anrückenden Nürnberger unter ihrem Hauptmann Schirmer erblickten auf ihrem Wege durch den Wald das matte Wild mit seiner Last. Nach kurzer Jagd brach das Tier zusammen und der bereits halbtote Jobst wurde losgebunden. Aus Rache und gegen guten Lohn verriet nun der Räuber den geheimnisvollen Gang an den Führer der Nürnberger. Nachdem die Belagerer die Burg umstellt hatten, schickte Schirmer den Räuber, von dessen früherem Treiben er keine Ahnung hatte, durch den Gang in die Burg. Jobst verstand es, die Landsknechte in geheimen Verhandlungen auf die Seite der Nürnberger zu ziehen. So kam es, daß beim ersten Sturm auf die Veste, die Landsknechte selbst die Burgtore öffneten und den Feind einließen. Der Bandit aber konnte auch später seine Räubereien nicht lassen. Bei einem neuerlichen Einbruch in Ezelheim wurde er überrascht und gefaßt. Auf dem Galgen in der Nähe Ezelheims fand er sein Ende.

Die Räuber vom Hohenlandsberg In den Ruinen des Hohenlandsbergs hausten vor Zeiten üble Räuber. Sie hatten es vor allem auf Gold, Edelsteine und sonstigen sehr wertvollen Schmuck abgesehen. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Reichen der Gegend Tag und Nacht um ihren Besitz bangten. Die Armen dagegen sahen dem mit einer gewissen Schadenfreude zu und lebten ziemlich sorglos und ohne Angst. Das Treiben der Raubgesellen wurde aber mit der Zeit doch zu toll, besonders, als sie sogar den Adel der Gegend um manches wertvolle Goldstück erleichterten. Deshalb verbanden sich die benachbarten Grafen von Schwarzenberg und die Freiherren von Rechtern miteinander, um den Unterschlupf der Bande auszuheben. Mit ihren vielen Landsknechten war das keine besondere Schwierigkeit. Das Nest wurde erstürmt und alles zerstört. Unter den Ruinen aber soll heute noch viel von diesem einst zusammengeraubten Schmuck in einem goldenen Kasten versteckt liegen. Ein schwarzer Hund bewache diese Schätze und sein Knurren und Bellen sei mitunter nachts zu hören. (Anmerkung: Dieser Sage kann die erste Zerstörung der Burg um 1180 zugrunde liegen. Mit den Räubern wären die Raubritter gemeint. Die Sage hat diese Tatsache einfach in spätere Zeit verlegt.) Die Feuerzeichen der Raubritter Auf dem Hohenlandsberg lebten vor Zeiten schlimme Raubritter, die den Reisenden viel Schaden zufügten. Um diese Raubritter besser abwehren zu können, verfuhren die Kaufleute so, daß sie nie allein mit ihren Handelswaren Handelswaren reisten, sondern stets zu mehreren. Durch diese Maßnahme sahen sich die Strauchdiebe einer größeren Schar von Kriegsknechten der Handelsherren gegenüber. So mancher vermeintliche Fang ging ihnen auf diese Art durch die Lappen. Als Gegenmaßnahme verbanden sich nun die Raubritter miteinander. Nahte nun ein Kaufmannszug, so verständigten sich die Strauchdiebe durch Feuerzeichen von Burg zu Burg. Auf diese Weise kamen die Ritter des Hohenlandsbergs mit denen der Burg Reichelsberg bei Aub zum gemeinsamen Handeln. Auch die Raubnester Scharfeneck und Schwarzenberg im Kreise Scheinfeld gaben sich mit dem Hohenlandsberg dieses Zeichen des Einverständnisses. Die Weinflasche im Burgkeller Es mögen bald 200 Jahre her sein, als sich an einem schönen Frühjahrstag drei junge Burschen auf den Weg zur Ruine Hohenlandsberg machten. Sie waren als Knechte in der Meierei des Schlosses Frankenberg tätig. Einen von ihnen, der aus Reusch stammte, lockte das geheimnisvolle Dunkel der noch teilweise erhaltenen Gänge. Er kroch hinein. Da ihn seine Gefährten später nicht mehr sahen, glaubten sie, er hätte sich bereits allein auf den Heimweg gemacht. Der Reuscher Knecht aber tastete sich in dem Gange vorsichtig vorwärts. Durch die herrschende Finsternis ahnte er nichts von einem sich plötzlich vor ihm befindlichen Schacht. Hier stürzte er hinab und blieb auf dem schmierigen Grunde liegen. Vor Schreck war er zuerst wie gelähmt, dann aber, als er sich davon erholt hatte, betastete er suchend die Umgebung. In einem Winkel seines Loches fanden seine Hände eine Menge Weinflaschen, die wahrscheinlich aus früherer Zeit dort lagerten. Zwei von ihnen steckte er in seine Rocktaschen. Nun sann und grübelte der Knecht verzweifelt hin und her, wie er aus diesem unterirdischen Schacht herauskommen könnte. Von

seinem Platze aus liefen verschiedene halbverschüttete Seitengänge in alle Richtungen. Überall aber gähnte ihm die unheimliche Nacht entgegen, nur in der Ferne glaubte er das Tröpfeln von Wasser zu hören. Alle seine Versuche, wieder ans Tageslicht zu kommen, scheiterten. Einen ganzen Tag verbrachte er unter der Erde und seine Kräfte begannen infolge der Angst und des Schreckens nachzulassen. In einem dieser Gänge wagte er sich endlich etwas weiter vorwärts, und zu seiner großen Freude sah er nach einiger Zeit in der Ferne einen Lichtschimmer. Keuchend und hastend arbeitete er sich dahin und stand plötzlich mitten im Walde zwischen dichtem Gebüsch. Voller Glück darüber, aus seinem Gefängnis befreit zu sein, machte er sich gleich auf den Weg nach Frankenberg. Dabei vergaß er ganz sich die Stelle zu merken, wo er herausgekrochen war. Inzwischen hatte man sich auf dem Gutshofe schon Sorgen um ihn gemacht, weil er bis zum Abend, ja bis zum nächsten Mittag weder zum Essen, noch zur Arbeit erschienen war. Boten, die man nach Reusch zu seinen Eltern geschickt hatte, mußten, ohne etwas von dem Knecht erfahren zu haben, zurückkehren. Umso größer war das Erstaunen aller Leute auf der Meierei, als der Knecht gegen Abend plötzlich auftauchte. Das Gesinde lief zusammen, und anfangs wollte man all das, was er erzählte, gar nicht glauben. Aber seine zerrissenen und verschmutzten Kleider und die beiden Weinflaschen überzeugten die Leute doch von der Wahrheit des Berichtes. Rasch verbreitete sich die Kunde von dieser Begebenheit in der ganzen Umgebung. Auch der damalige Schloßherr von Frankenberg, Johann Friedrich Philipp von Hutten, hörte davon. Er ließ den Knecht zu sich kommen und dieser mußte seinen Bericht nochmals genau wiederholen. Die beiden Weinflaschen kaufte er dem Knecht für zwei Kronentaler ab. Anschließend sollte der Knecht den Ort des Einschlupfes zum Gang zeigen. Aber so eifrig er auch suchte, die Stelle war nicht mehr aufzufinden. Anmerkung: In der Familie der derzeit auf Schloß Frankenberg wohnenden Freiherrn v. Pöllnitz ist von dieser Begegebenheit nichts bekannt. Der letzte Ritter Vor vielen langen Jahren lebte auf dem Hohenlandsberg ein reicher Ritter, der zwei Söhne hatte. Heinrich, den älteren der beiden Brüder hatte jeder, der ihn sah, lieb. Er war von hohem, schlankem Wuchs und zeigte ein edles, schönes Gesicht. Der jüngere jedoch hatte in seinen Kindheitstagen eine schwere Krankheit durchmachen müssen. Seine Glieder waren verkrüppelt geblieben, weshalb er nur gebeugt und mit Hilfe eines Stockes einher humpeln konnte. Auch hatte die schmerzvolle Krankheit tiefe Falten des Leidens in sein Gesicht gezeichnet. Man nannte diesen Armen in der ganzen Gegend deshalb den krummen Junker Jörg. In allem waren also die beiden Brüder sehr verschieden. Wegen seines Leides bedauerten die Leute Jörg sehr, und weil dieser gebrechliche Edelmann zu allen von großer Güte und Höflichkeit war, öffneten sich ihm immer mehr die Herzen aller Mitmenschen. Seinen gesunden Bruder Heinrich aber überkam mit späteren Jahren der Hochmut und Stolz. Verächtlich betrachtete er seinen kranken Bruder, ja er vergönnte diesem nicht einmal die kleinste Freude. Das bemerkten auch die Dienstleute des Hohenlandsberges und sie begannen Heinrich zu fürchten und zu hassen. Jörg fühlte die Liebe des Gesindes, und das war seine stille Freude. Jahre vergingen und der Vater der beiden fühlte seinen Tod kommen. Er ließ seinen Sohn Heinrich an sein Krankenbett holen und übergab ihm das Schloß mit allem Geld und allen dazugehörenden Gütern. Heinrich mußte dem todkranken Vater versprechen, sein Leben lang für den schwachen Bruder zu sorgen, ihn zu pflegen und liebevoll zu behandeln. Nachdem das Heinrich gelobt hatte, starb der Vater. Zuerst behandelte der neue Burgherr seinen Bruder freundlich und gut. Aber bald änderte sich sein Verhalten. Es wurde immer schlechter, als er kurze Zeit darnach heiratete. Die neue

Schloßherrin Helmtrudis konnte den armen Jörg nicht ausstehen, für Krüppel und Kranke hatte sie kein Mitleid übrig. Sie verstand es sehr gut, die Abneigung ihres Ehegemahls Heinrich gegen seinen Bruder zu schüren. Der hilflose Jörg mußte es sich gefallen lassen, daß ihn sein Bruder sogar schlug. Immer weniger erhielt er zu essen und zu trinken, und am Ende sollte er seine Speisen mit den Schloßhunden teilen. Der unglückliche Jörg stand einsam und verlassen da, niemand getraute sich, ihm behilflich zu sein. Jeder fürchtete die Wut des Herrn. In seiner Not und Verzweiflung verließ Jörg eines Abends heimlich die Burg und humpelte nach Nenzenheim. Die Bauern des Dorfes hörten seine Klagen voll Mitleid an und verstanden seinen Kummer, weil auch sie selbst von Heinrich stark bedrückt wurden. Sie beratschlagten hin und her, wie sie ihm helfen könnten. Viele Vorschläge wurden gemacht, viele davon wieder verworfen. In dieser Unsicherheit erinnerte sie der Dorfpfarrer daran, daß einer alten Sage nach die Burg nur so lange stehe, wie eine alte Linde neben ihr grüne und blühe. In finsterer Nacht schritten mehrere mutige Nenzenheimer zur Burg. Sie verstanden es, diese Linde fast geräuschlos zu fällen. Und tatsächlich erfüllte sich die Voraussage des Pfarrers. Denn kurze Zeit darauf stand Ritter Heinrich mit mehreren anderen Adeligen in Fehde, seine Burg wurde gestürmt, erobert und zerstört. Heinrich versuchte rasch seine Schätze zu retten und flüchtete mit ihnen in einen tiefen Keller. Die einstürzenden Burgmauern begruben den Zugang und so mußte Heinrich elend verhungern. Später gruben die Nenzenheimer die Gänge auf und dabei stießen sie auf die Schätze und Heinrichs Leiche. Das Gefundene nahmen sie in ihr Dorf mit, um es Jörg zu übergeben, der ihnen jedoch als Dank die Hälfte der Schätze schenkte. Dafür bauten die Dorfbewohner ein Armenhaus. Der arme Junker jedoch zog in die Ferne, kaufte sich ein Gut und lebte noch viele Jahre in Zufriedenheit. Der Schäfer am Hohenlandsberg Vor langer Zeit hütete einmal der Schäfer Frieder von Kottenheim seine Herde am Fuße des Hohenlandsberges. Seine Pfeife qualmte mächtig und er sann vor sich hin, ohne besonders auf die Tiere zu achten. Plötzlich schien es ihm, als blöke eines seiner Lämmlein ganz jämmerlich. Rasch ging er den Lauten nach und hatte den Ausreißer bald gefunden. Das kleine Schaf war zu weit in den Wald gelaufen und hing nun hilflos im dichten Himbeer- und Brombeergesträuch. Mühsam bahnte sich der Frieder einen Weg zu dem Tier und wollte es hochheben, da fuhr er erschrocken zurück. Vor ihm gähnte ein schwarzes Loch im Rasen. Vorsichtig beugte er sich nieder und sah, daß diese Höhle in einem unterirdischen Gang sich fortsetzte. Wenn ich Zeit habe", murmelte er vor sich hin, muß ich mir das einmal näher ansehen. Kann schon sein, daß dies der unterirdische Gang ist, der zum Hohenlandsberg führt. Mein Großvater hat mir doch soviel davon erzählt". Dann hob er das Tierlein auf und trieb seine Herde heim. Am anderen Morgen mußte sein 16jähriger Sohn die Schafe hüten. Er selbst nahm einen Kienspan und Feuerstein, dann schlug er den Weg zur Öffnung im Berg ein. Es dauerte auch nicht lange, so hatte er sie gefunden. Er mußte zuerst ein Stück kriechen. Nach einer Weile konnte er sich aufrichten, der Gang hatte sich erweitert und war auch höher geworden. Gespannt folgte der Frieder. Plötzlich stand er vor einem großen, eisenbeschlagenen Tor. Ihm kam das alles nicht ganz geheuer vor, aber mutig drückte er auf die Klinke und das Tor öffnete sich mit schaurigem Knarren. War das eine Überraschung, die er zu sehen bekam! Ein großer Saal, in den durch spitzbogige Fenster das Licht einfiel, blickte ihm mit vielen Waffen und Geräten entgegen. An den Wänden hingen glänzende Schilde und Helme, stachelige Streitkolben und neue Speere lehnten in einer Ecke. Daneben standen viele Butten, Eimer und Bänke. In der Mitte dieses gewölbten Raumes aber lag ein großer Haufen Zwetschgenkerne. Neugierig ging er darauf zu,

hob eine Handvoll davon auf und ließ diese gelblich schimmernden Dinger in seine Tasche gleiten. Die lautlose Stille des Ortes wurde ihm doch unheimlich, und er trat den Heimweg an. Mit einem donnerähnlichen Krach fiel das Tor hinter ihm zu. Da bekam unser Frieder das Gruseln und die Gänsehaut lief ihm den Rücken hinunter. Stolpernd hetzte er dem Ausgang zu, und als er wieder ans Tageslicht gekommen war, atmete er erleichtert auf. Draußen war alles wie sonst, die Sonne schien freundlich, und friedlich grasten die Schafe, die sein Sohn hütete, auf der nahen saftigen Weide. Als nun der Frieder bei der Herde angekommen war, mußte er über das Erlebte herzhaft lachen. Dummes Zeug", murmelte er vor sich hin, griff in seine Tasche und warf die meisten Kerne achtlos zu Boden. Am darauffolgenden Samstagabend ging er in die Gastwirtschaft und setzte sich zu mehreren Bauern an den Tisch. Staunend und ungläubig den Kopf schüttelnd, hörten die Bauern seinen Bericht an. Um ihnen nun die Wahrheit zu beweisen, griff Frieder in seine Rocktasche und zog die wenigen Kerne, die noch zurückgeblieben waren, heraus. Welch eine Überraschung und welch ein Schreck! Funkelnagelneue Goldstücke hielt er in der Hand. Wie konnte ich nur so dumm sein und die anderen Zwetschgenkerne wegwerfen!" meinte er zu sich selbst. Wie der Wind rannte der Frieder zur Tür hinaus, dem Platze zu, wo er die Kerne weggeworfen hatte. Aber er fand weder sie, noch den Eingang zum unterirdischen Gange. Geheimnisvolle Gänge Von dem geheimnisvollen Gang, wie er in vorstehender Sage beschrieben wird, wir auch in anderem Zusammenhang mehrfach erzählt. In allen Fällen soll er am Bergeshang unter Strauch- und Buschwerk oder Dornengeheck so versteckt hineinführen, daß er ungemein schwer zu finden sei. Seit der Aufforstung des ganzen Berges nach der Zerstörung der Burg wird es immer schwerer werden, eine solchen Gang aufzufinden, wenn er vor 400 Jahren wirklich vorhanden und nicht nur eine Sage war. Öfter kann man auch hören, von Schloß Frankenberg führe ein unterirdischer Gang hinüber zur Burg auf dem Hohenlandsberg. Der Zweck eines solchen wäre geschichtlich durch nichts begründet da zwischen beiden Edelsitzen solche Beziehungen nicht bestanden, die eine derartige Verbindung nötig gemacht hätten. Von dem gegenwärtigen Schloßherrn Freiherr von Pöllnitz wird das Vorhandensein eines solchen geheimnisvollen Ganges auf Grund seiner vorgenommen Forschungen mit aller Bestimmtheit verneint. Quellen: Bullnheimer Geschichte von Uffenheim. Burckhart, Geschichte des Hohenlandsberges, Im Gollachgau, Beilage zur Uffenheimer Zeitung. Lang, Spion von Hohenlandsberg. Hofmann. Die Burg Hohenlandsberg.