Ferkelaufzucht Ziele der Ferkelaufzucht: Mind. 21 aufgezogene Ferkel/Sau/Jahr 30 kg Lebendgewicht mit 9 Wochen unter 12 % Verluste Alter der Ferkel (in Wochen) Gewünschte LM 3 5-5,5kg 5 9,5-10 kg 10 > 25 kg Tabelle 3. 1 Gewünschte Gewichtsentwicklung beim Ferkel Saugferkel Als Saugferkel werden die Tiere vor dem Absetzen bezeichnet (0 bis ca. 4 Wochen). Das gewünschte Geburtsgewicht beträgt zwischen 1200 1400 g. Das Gewicht wird durch die Wurfgröße und dem Alter der Sau beeinflusst. Ferkel unter 1200 g sind nicht erstrebenswert und werden als Kümmerer bezeichnet. Bei der Geburt des Ferkels hat es keine Isolierfettschicht und brauch somit viel Wärme. Die hohen Temperaturansprüche der Ferkel (ca. 30 C) erfordern die Erzeugen eines Kleinklimas (Infrarotlampe im Ferkelnest, Heizmatte [35 C]) Weiters ist ein sehr frühzeitige Muttermilchaufnahme (Kolostralmilch) essentiell für: ausreichende Energiezufuhr genügende Ausbildung der passiven Immunität Wachstum und Reife des Magen-Darm-Traktes Es ist sehr wichtig, dass die Ferkel in den ersten Lebenstagen ausreichend Biestmilch zur passiven Immunisierung aufnehmen. Weiters ist für das Saugferkel auch die frühzeitige Wasserversorgung am ersten Tag mittels Nippeltränker oder Schale notwendig. Die Nährstoffe der Sauenmilch können den Bedarf der Ferkel ab der 2. 3. Woche nicht mehr decken. (Abb. 3.1) Seite 1 von 6 Abbildung 3. 1 Energiebedarf von Saugferkel ²
Damit die Ferkel zu dieser Zeit bereits genügend Futter aufnehmen, sollte bereits ab der 1. Lebenswoche Futter angeboten werden, um die Differenz zwischen Bedarf an Nährstoffen und Angebot über die Muttermilch auszugleichen und somit ein optimales Wachstum zu gewährleisten. Ziele der Beifütterung Ausgleich des Nährstoffdefizits Gewöhnung an das Festfutter zur Vorbereitung des Absetzens Gezielte Nährstoffsupplementierung und eventuell niedrigere Absäugen der Sauen Um den Wühltrieb der Ferkel auszunutzen, sollte zu Beginn der Beifütterung pelletiertes Futter (Prestarter) breitflächig verabreicht werden. Dann sollte mit der Beifütterung mit einem so genannten Saugferkelfutter begonnen werden. Dieses Futter stellt hohe Anforderungen an die Futterqualität. Es sollten mindestens 22 % Rohprotein enthalten, wobei 6.2 % vom Rohprotein Lysin sein sollte. In diesem Zusammenhang ist ein gewisser Einsatz von tierischen Eiweißfuttermitteln wie Trockenmagermilch oder Fischmehl erforderlich. Die hauptsächlichen Energieträger sind Futtergetreide und Futterfett um eine umsetzbare Energie von ca. 13,5 MJ/kg zu erreichen. Weiters verbessern 10% Magermilch/Molkenpulver und Zucker (Süßstoffe) die Akzeptanz und somit die Futteraufnahme. Der Rohfasergehalt sollte bei maximal bei 5 % liegen. Auch auf die Mineralstoff- und Spurenelementbedarf sollte mit einer Mineralstoffmischung, die auch eine entsprechende Vitaminierung hat, gedeckt sein. Weiters sind Säurezusätze positiv für die Ferkel. Das Ferkelfutter wird in trockener Form in geeigneten Fressmulden bereitgestellt. Das Futter muss 2 Mal täglich gewechselt werden, um die Frische zu gewährleisten. Hygiene hat höchste Priorität! Kennzahl einer erfolgreichen Beifutterung ist, wenn das Ferkel mind. 200 bis 300 g/tag beim Absetzen aufnimmt. Dies ist dann auch eine gute Voraussetzung für ein problemloses Absetzen. Wichtig bei den Fütterung von Ferkel: kein abrupter Futterwechsel Stress Tier muss Verdauung anpassen Beim Futterwechsel verschneiden!!! Seite 2 von 6
Abbildung 3. 2 Gängige Futterungsstrategien für Ferkel ² Wichtige Managementmaßnahmen sind: Wärmequelle bereitstellen Luftzufuhr zugluftfrei!! Kontrolle der Biestmilchaufnahme Schwänze kupieren Colidurchfallkontrolle Eisenversorgung sicherstellen (spätestens am 3. Tag) Eventuell Mycoplasmen-Schutzimpfung Absetzferkel Der Stallwechsel, die Trennung von der Mutter und der Futterwechsel beim Absetzen bedeutet für das Ferkel Stress. So können sich vermehrt Kolibakterien vermehren und so Durchfall auftreten und somit Fressunlust entstehen. Verursacht wird dies durch eine Steigerung des ph-werts. Vorbeugende Maßnahmen: Diätfutter/Diätstarter Milch bzw. Milchprodukte Pufferarme Mineralstoffe Einsatz von Säuren Maßnahmen bei Durchfall Futterentzug Wasser mit Elektrolyte Futtersäuren Gerste Medikamente Seite 3 von 6
Die kritische Zeit um das Absetzen wird mit dem Absetzfutter überbrückt. Charakteristisch für dieses Futter ist, dass es eine geringe Säurebindungskapazität aufweist, um möglichst wenig Magensäure zu binden und so einen niedrigen ph- Wert im Magen zu garantieren. Weiters werden die Rohfasergehalte erhöht, um die Darmaktivität zu steigern. Dieses Futter sollte auch das Überfressen der Abgesetzten Ferkel vermindern. Der Einsatz eines solchen Absetzfuttermittels sollte jedoch auf einen eng begrenzten Zeitraum beschränkt werden, da mit einem solchen Futter keine bedarfgerechte Versorgung gewährleistet ist. Ferkelaufzucht Bei an festes Futter gewöhnte Ferkel sind ohne Probleme auf energie- und eiweißärmere Ferkelaufzuchtfuttermittel mit milchfremden Komponenten umzustellen. Im Vergleich zu Saugferkelfutter liegen Eiweiß- und Lysingehalt tiefer. In diesem Abschnitt ist es gängig ad-libitum zu füttern. Optimal wäre der Einsatz von zwei Ferkelaufzuchtfutter. Das Aufzuchtfutter 1 sollte bis zu einem Lebendgewicht von 20 kg gefüttert werden. Der Rohproteingehalt dieses Futters sollte mindestens 18,5% und der Lysingehalt 1,1 % betragen. Ab 20 kg Lebendmasse sollte dann auf das Aufzuchtfutter 2 umgestiegen werden. Wesentlicher Unterschied dieses Futters ist, dass der Rohproteingehalt bei 17,5 % liegt und das Lysin bei 1 %. Vorteil von zwei Futtermitteln ist, dass man bedarfsgerechter und günstiger füttert. Fütterungsbedingte Aufzuchtkrankheiten: Ferkelanämie: Das Ferkel hat bei der Geburt einen Eisenmangel. Dieser Umstand lässt Gewichtszunahmen zurückgehen und fördert das Auftreten von Kümmerern. Anämie ist für einen beträchtlichen Teil der Aufzuchtverluste verantwortlich. Wichtig in diesem Zusammenhang ist somit die ausreichende Versorgung mit Eisen. Am sichersten ist die Injektion bestimmter Eisenpräparate. Die Präparate werden intramuskulär (lange Sitzbeinmuskulatur oder Nackenmuskulatur) Dem Ferkel sollen dabei 150-200 mg verfügbares Eisen zugeführt werden. Eine zweite Möglichkeit bietet die orale Zufuhr. Weiters positiv für die Eisenversorgung ist die Zugabe von Erde. Am natürlichsten wird die Eisenversorgung sichergestellt wenn die Ferkel die Möglichkeit zum Auslauf haben, da sie durch das Herumwühlen genügend Eisen aufnehmen. Bei der Eisenversorgung über die Erde muss jedoch die Gefahr eines Wurmbefalles beachtet werden. Ferkeldurchfall Ferkeldurchfälle können besonders in den ersten Lebenstagen, im Alter von 2-3 Wochen und zum Zeitpunkt des Absetzens auftreten. Die Ursachen hierfür sind meistens fütterungsbedingt, doch sind auch mangelhafte Stallhygiene für den Durchfall verantwortlich zu machen. Maßnahmen zur Ferkeldurchfallbekämpfung: Säurebingungsvermögen nicht höher als 700 meq HCl/kg Futter optimaler ph-wert im Magen = 3 Auswahl hochwertiger Proteinkomponenten Einsatz kristalliner Aminosäuren Einsatz hochverdaulicher Mineralkomponenten geringe Pufferwirkung Seite 4 von 6
Einsatz organischer Säuren (z.b. Ameisensäure) Erhöhung des Rohfasergehaltes (max. 6 % höher = Leistungseinbußen Einsatz von futtermittelrechtlich zugelassenen Zusatzstoffen wie antibiotische Leistungsförderer oder Probiotika Plötzlicher Herztod und Ödemkrankheit Plötzlicher Herztod tritt meist mit 2-3 Wochen nach dem Absetzen auf. Nach längerer Krankheitsdauer (Festliegen, Atemnot, Durchfall) tritt der Tod ein. Bei der Ödemkrankheit bilden sich Schwellungen an den Augenliedern und inneren Organen. Der Gang wird schwankend, Durchfall und Todesfälle treten auf. Auch hier liegt die Ursache im raschen Futterwechsel. Weitere Ursachen sind eine zu große Fütteraufnahme und eine Verseuchung des Stallmilieus durch bestimmte Coli- Keime (β-härmolysierende Escherichia-coli-Keime). Maßnahmen: Kein Überfüttern Genügend Wasserversorgung Mineral- und vitaminreiche Ernährung Genügend tierisches Eiweiß Ausreichend Rohfasergehalt Buchten sorgfältig reinigen und desinfizieren Haltung: Saugferkel werden in Abferkelbuchten gehalten. Nähere Information über die Abferkelbucht finden sie unter der Kategorie Zuchtsauen. Die Aufzuchtferkel von 8-30 kg können gehalten werden in: Flatdecks o Spaltenböden/Dreikantroste (Kunststoff, Beton, Guss) o Seperate Lüftung und Heizung o Teuer o Gute Aufzuchtleistungen Ferkelveranden o Einfach herzustellen o Kostengünstig o Hoher Flächenbedarf Tieflaufstall o Große Strohmengen erforderlich o Stroh bietet Beschäftigungsmöglichkeiten o Besonderes Augenmerk auf Hygienemaßnahmen Seite 5 von 6
In der folgenden Tabelle (Tab. 3.2) sind die erforderlichen Netto-Liegeflächen für abgesetzte Ferkel angeführt: Durchschnittsgewicht kg Besatzdichte Ferkel/m³ bis 20 5 20-24 4 über 24 3 Tabelle 3. 2 Erforderliche Netto-Liegeflächen ² Kirchgeßner Seite 6 von 6