4. MODULARBEIT zum Master of Advanced Studies (Facility Management)



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4. MODULARBEIT zum Master of Advanced Studies (Facility Management) Abgabeform: Elektronisch Abgabetermin: Thema: Name des Autors: Adresse: Tel./Fa, e-mail: Möblierungskonzepte zur Umsetzung moderner Arbeitsplatzkonzepte im Altbau Dipl.-Ing. (FH) Jovanka Sokolovic Cherbonhofstraße 10, 96049 Bamberg (0951) 5090636/38, jovanka.sokolovic@t-online.de Zusammenfassung In dieser Arbeit werden Möblierungskonzepte zur Umsetzung moderner Arbeitsplatzkonzepte im Altbau dargestellt. Anlass der Untersuchung sind neue Strukturen in der Arbeitswelt-Büro, die nun in Altbauten integriert werden sollen. Im ersten Schritt wird die Bürogeschichte und somit der Wandel der Arbeit in der Zukunft erläutert. Nach Klärung der Kennzeichen des Modernen Arbeitens, werden die Anforderungen an Arbeitsplatz, Raum und Gebäude ermittelt und ausgewertet. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der Büro-Alt-Immobilie. Der Definition folgt, analog zur Bürogeschichte, die Entwicklung der Gebäude und eine Beschreibung der Nutzungsmöglichkeiten. Anschließend werden für unterschiedliche Gebäudetypen eemplarische Möblierungskonzepte ausgearbeitet und bewertet. Dipl.-Ing. Martin Mustermann, Jahr Seite 1

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung... 3 2 Die Geschichte der Büroarbeit... 4 2.1 Büroarbeit zwischen 1920 und 1965... 4 2.2 Büroarbeit ab ca. 1965 bis Ende der 70er Jahre... 4 2.3 Büroarbeit ab Ende der 70er bis Ende der 80er Jahre... 4 2.4 Büroarbeit ab Ende der 80er Jahre... 4 3. Modernes Arbeiten... 6 3.1 Definition Bürokonzepte... 6 3.2 Kennzeichen des Modernen Arbeitens... 6 3.3 Anforderungen des Modernen Arbeitens... 7 3.3.1 Anforderungen an den Arbeitsplatz... 7 3.3.2 Definition der Büroraumformen des Modernen Arbeiten... 13 3.3.3 Anforderungen an den Raum / das Gebäude... 14 3.3.4 Ergebnis: Multistrukturbüro... 15 4 Büro-Alt-Immobilie... 17 4.1 Definition Altbau... 17 4.2 Entwicklung der Bürogebäude... 17 4.3 Nutzungsmöglichkeiten der Altimmobilien im ursprünglichen Zustand... 19 5 Möblierungskonzepte zur Umsetzung modernen Bürokonzepte im Altbau... 21 5.1 Definition Möblierungskonzept... 21 5.2 Umsetzung moderner Bürokonzepte im Altbau... 21 5.2.1 Zweibund... 21 5.2.2 Großraum... 23 5.2.3 Dorfprinzip... 25 5.2.4 Fazit... 26 6 Verzeichnisse... 28 6.1 Quellenverzeichnis... 28 6.2 Literaturverzeichnis... 28 6.3 Abbildungsverzeichnis... 28 6.4 Begriffsverzeichnis... 29 6.5 Abkürzungsverzeichnis... 29 6.6 Tabellenverzeichnis... 29 6.7 Anlage... 30 Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 2

1 Einleitung Selten sind Bürogebäude der vergangenen Jahrzehnte als voll- oder teilreversible Gebäude geplant worden. Zumeist sind die Gebäude auf ein bestimmtes Raumprinzip ausgerichtet. So sind 85% des Bestandes der deutschen Büroimmobilien als typischer Zweibund, in Behördenflursystematik gebaut worden. Das Maß an Fleibilität ist daher oft gering. [Zitat Dr. M.-M. Lederer] Wie wir bereits in der vergangenen Modularbeit Von der Immobilie zum Produkt - Verbesserung der Vermarktungschancen neuer Büroimmobilien durch Berücksichtigung von New Work Aspekten gesehen haben, ist die Fleibilität eine elementare Vorraussetzung für das Moderne Arbeiten und somit für die Modernen Bürokonzepte. Deshalb wird in dieser Arbeit untersucht, ob die oben zitierte Aussage tatsächlich zutrifft und somit die Altbauten tatsächlich wenig fleibel sind. Ein weiterer Beweggrund für diese Untersuchung ist, dass die Büroraumsanierung als wirtschaftliche Alternative zum Neubau immer mehr an Bedeutung gewinnt. Derzeit stehen viele alteingesessene Unternehmen vor der Aufgabe, ihre vor mehreren Jahrzehnten erbauten Bürogebäude den Anforderungen des Modernen Arbeitens anzupassen. Was sind die Anforderungen des Modernen Arbeitens an ein Gebäude? Welche Altbautypen erlauben Modernes Arbeiten? Wie können Mängel durch Möblierungskonzepte kompensiert werden? Um diese Fragen zu beantworten, wird die vorliegende Modularbeit in vier Bereiche gegliedert: 1. Die Geschichte der Büroarbeit 2. Modernes Arbeiten 3. Büro-Alt-Immobilie 4. Möblierungskonzepte zur Umsetzung von modernen Arbeitsplatzkonzepten im Altbau. Wie man dieser Anordnung entnehmen kann, wird vor der Bearbeitung der Titel- Aufgabe eine Ausführliche Basis geschaffen. Sie resultiert zum einen aus den Definitionen und Erläuterungen der Begriffe, wie auch aus der Beantwortung oben gestellter Fragen. Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 3

2 Die Geschichte der Büroarbeit Möchte man eine Prognose für die Veränderungen der Arbeit in der Zukunft wagen, ist es sinnvoll, die Geschichte der Büroarbeit und organisation zu betrachten. Dies wird in einem weiteren Schritt mit der Beobachtung der Entwicklung von Bürogebäuden und deren organisatorische Ursachen verbunden. 2.1 Büroarbeit zwischen 1920 und 1965 Vor 1965 herrschten eher lineare Arbeitsprozessstrukturen vor. Erledigte Arbeit wurde als fertiges Ergebnis an den nächsten Kollegen weitergereicht. Die Arbeitsprozesse wurden noch von keinem Großrechner unterstützt. Als das funktionale Leitbild galt die repräsentative Ordnung. Die vorherrschenden Raumformen zwischen 1920 und 1965 waren die Zweibundsysteme, wobei es sich auch heute noch in mehr als 50% der errichteten Büroflächen um den klassischen Zwei- oder auch Dreibund handelt. 2.2 Büroarbeit ab ca. 1965 bis Ende der 70er Jahre DV-gestützte Buchhaltungssysteme, Lagerwirtschaftsprogramme und Kostenrechnungssysteme konnten erstmalig von zumeist großen Unternehmen genutzt werden, die für damalige Verhältnisse eine hochmoderne EDV anschaffen konnten. Die Anzahl der an die EDV angeschlossenen Arbeitsplätze wuchs mit den Jahren ständig. Mehr und mehr erkannte man den Vorteil der Vernetzung der Arbeitsbereiche. Die vorherrschende Raumform dieser Zeit bildete das Großraumbüro. 2.3 Büroarbeit ab Ende der 70er bis Ende der 80er Jahre Ab Ende der 70er hielt der persönliche und vom Großrechner unabhängige Computer Einzug. Die Schreibtischoberflächen und der damit verbundenen Flächenbedarf der Arbeitsplätze wurde immer größer, da neben dem PC auch noch Schreibmaschine und Mikrofichegeräte Platz finden mussten. Da die Arbeit damals in autonom steuerbare Sequenzen aufgeteilt wurde und diese eigenständig waren, galten die fleiblen Gruppenräume als die damals moderne Büroraumform. 2.4 Büroarbeit ab Ende der 80er Jahre Da die Kosten für die Datenverarbeitung sich rapide gesenkt hatten, wurden nahezu alle Arbeitsplätze mit PC, Drucker usw. ausgestattet. Da Schritt für Schritt persönliche PCs in kleineren Gruppen vernetzt wurden, wurden dezentrale Serverräume notwendig. Es herrschen Organisationskonzepte vor wie Business Reengineering oder Fraktale Organisation, wobei auch Nicht-Kernkompetenzen outgesourct werden. Die Verantwortung wird auf die Ebene der höchsten Sachkompetenz delegiert, wodurch so manche Führungsebene gestrichen wurde. Der Teamgedanke gewinnt zunehmend an Bedeutung. Somit wird die schnelle Abstimmung der Mitarbeiter untereinander immer wichtiger. Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 4

2.5 Büroarbeit in der Zukunft Um ein neues oder - wie in dieser Modularbeit - ein bestehendes Gebäude für die Zukunft fit zu machen, ist eine Untersuchung der Weiterentwicklung der Büroarbeit erforderlich. Einen wesentlichen Motor für die Veränderungen der Arbeitsprozesse stellt die IuK-Technik dar. Zahlreiche Bürotätigkeiten werden durch die Fortschritte der Technologie ersetzt oder stark vereinfacht. Klassische Tätigkeiten, wie papiergebundene Ablage, Sortier- oder Eingabevorgänge werden in naher Zukunft stark abnehmen und mittelfristig komplett entfallen. Internet und virtuelles Engineering sind neben anderen Begriffen Schlagworte für die Veränderung. Derzeit werden zahlreiche Arbeitsweisen und mittel erprobt: Interaktive Wand Unified Messaging Systems Mobile Videoconferencing-Systeme Informationsportale Spracherkennungssysteme oder eben New Work mit seinen neuen Arbeitsformen wie Teleworking, mit oder ohne gleichzeitigem Desk-Sharing. Hieraus erfolgen Nutzungsänderungen für die Büroflächen wie z.b.: Mehrfachnutzung von Arbeitsplätzen Zusatzbedarf an Kommunikationsflächen (Besprechungs-, Projektarbeits- und Teamablageflächen) Zusatzbedarf an Sozialflächen (Meeting-Pools innerhalb größerer Büroflächen oder an Schnittpunkten von Verkehrswegen) Weiterentwicklung des Mobiliars an zukünftige organisatorische Bedürfnisse Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 5

3. Modernes Arbeiten 3.1 Definition Bürokonzepte Unter Bürokonzepten versteht man nicht nur alle zu einem Arbeitsplatz gehörigen mobilen Bestandteile, sondern auch alle Bestandteile der Neben- und Bürofunktionsräume, einschließlich ihrer geometrischen (Fläche, Zuschnitt, Höhe) und funktionalen Beschaffenheit (Belichtung, Beleuchtung, Akustik, usw.). [2] 3.2 Kennzeichen des Modernen Arbeitens In folgender Tabelle werden die Kennzeichen des Modernen Arbeitens aufgeführt und deren Auswirkungen auf den Arbeitsplatz, den Raum und das Gebäude dargestellt. Kennzeichen Betrifft den AP (Beschaffenheit) Betrifft Raum/Gebäude Technik: jeder AP mit PC Wireless LAN (weltweiter Zugriff) schnurloses Telefon Laptop persönliche Daten auf jedem PC gemeinsam genutzte Technik Zentraldrucker, -fa Organisation: Non-territoriale AP Desk-Sharing persönlicher Caddy Projektcaddies gemeinsamer Stauraum gemeinsam genutzte Infrastruktur Clean-Desk-Policy Projektarbeiten mobile Tische Ad-Hoc-Büro mobile Wände Kennzeichen direkte, offene, schnelle Kommunikation variable Arbeitszeit leistungsorientierte Belohnung verschiedene Arbeitszonen für verschiedene Aufgaben Pausenzonen transparente Bürolandschaft Kaffeebar Kommunikation Konzentration individuelle Arbeit Betrifft den AP (Beschaffenheit) Betrifft Raum/Gebäude Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 6

Freizeitangebote Dezentralisierung periphere Ressourcen Telearbeit Satellitenbüros SOHO (Small Office/HomeOffice) Mobile Office Virtuelles Büro entlasten Stauraum und Technikfläche am AP auch: gesonderte Räume für Kommunikation, Konzentration, Begegnungsstätten, Regenerationsflächen evtl. Fleibilität neue Büroraumformen Reduzierung der Umzugskosten AP umbaufähig mobil Tab. 1. Kennzeichen des Modernen Arbeitens Bereits an diesem Punkt erkennt man, wie weitreichend die Konsequenzen des Modernen Arbeitens sind. Nahezu alles Bestehende muss in Frage gestellte und optimiert werden. 3.3 Anforderungen des Modernen Arbeitens Um moderne Bürokonzepte im Altbau umsetzen zu können, muss geklärt werden, was die zu erwartenden Anforderungen des Modernen Arbeitens an den Arbeitsplatz, an Büroraumformen und somit schließlich an das Bürogebäude beinhalten. Allgemeine Aussagen wie fleibel und günstig sind hierbei keine große Hilfe. Welche Anforderungen birgt also die Zukunft? 3.3.1 Anforderungen an den Arbeitsplatz Der Arbeitsplatz als Arbeitsmittel hilft dem Menschen im Büro seine Aufgaben rationell und in hoher Qualität zu erfüllen. Dazu muss er dem unternehmensspezifischen Charakter der Arbeitsprozesse und den individuellen Aufgaben in jedem Einzelfall angepasst, also in erster Linie aufgabenorientiert und ergonomisch gestaltet sein. Nachfolgend wird untersucht, welche Anforderungen, Kennzeichen des Modernen Arbeitens an den Arbeitsplatz stellen. In einem weiteren Schritt erfolgt die Spezifizierung der Ergebnisse. Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 7

Kennzeichen mod. Arbeiten Technik: jeder AP mit PC/Flachbildschirm Anforderungen an Tischfläche Raum/Flächenbedarf Ergonomie Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wireless LAN schnurloses Telefon Laptop gemeinsam genutzte Technik (weltweiter Zugriff) Zentraldrucker, - fa Tischfläche Raum/Flächenbedarf Akustik Tischfläche Raum/Flächenbedarf Beleuchtung Tischfläche Raum/Flächenbedarf Ergonomie Akustik Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wirtschaftlichkeit Organisation: Non-territoriale AP Tischfläche Raum/Flächenbedarf Ergonomie Akustik Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wirtschaftlichkeit Desk-Sharing Atmendes Büro persönlicher Caddy Tischfläche Raum/Flächenbedarf Ergonomie Akustik Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wirtschaftlichkeit Tischfläche Raum/Flächenbedarf Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 8

Human Office Projektarbeiten direkte, offene, schnelle Kommunikation verschiedene Arbeitszonen für verschiedene Aufgaben periphere Ressourcen neue Büroraumformen mobile Tische Ad-Hoc-Büro mobile Wände Pausenzonen transparente Bürolandschaft Kaffeebar Kommunikation Konzentration individuelle Arbeit entlasten Stauraum und Technikfläche am AP auch: Ergonomie Akustik Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wirtschaftlichkeit Ästhetik Tischfläche Raum/Flächenbedarf Ergonomie Akustik Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wirtschaftlichkeit Tischfläche Raum/Flächenbedarf Ergonomie Akustik Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wirtschaftlichkeit Klima Akustik Akustik Raum/Flächenbedarf Tischfläche Raum/Flächenbedarf Ergonomie Akustik Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wirtschaftlichkeit Tischfläche Raum/Flächenbedarf Ergonomie Akustik Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wirtschaftlichkeit Tischfläche Raum/Flächenbedarf Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 9

Tab. 2. Anforderungen an den Arbeitsplatz Erläuterungen der einzelnen Kriterien: Ergonomie Akustik Klima/Lüftung Brandschutz Beleuchtung Wirtschaftlichkeit a) Tischflächen: Die Tätigkeit am PC und heute meist vor Flachbildschirmen drängt in den Vordergrund. Da sich auch die Papiermengen verringern, reduziert sich der Anteil der manuellen Tätigkeiten. Für Mischarbeit müssen folgende Mindestflächen zur Verfügung gestellte werden: + mind. 80 cm Breite für manuelle Tätigkeit + mind. 80 cm Breite für Bildschirmtätigkeit + ggf. zusätzlich 40 cm Breite für Container Auch eine Auslagerung von Ablageflächen in die dritte Eben unterstützt diese Reduzierung der Fläche, gefolgt von der Unterbringung technischer Geräte wie Drucker, Fa,.. an einem zentralen Ort. Nach derzeitigem Kenntnisstand geht man davon aus, dass eine Tischfläche von mind. 160 80 cm für die zukünftige Büro-Arbeit ausreichend ist. b) Raum/Flächenbedarf: Die kleiner werdenden Papiermengen, Flachbildschirme und die Konzentration auf das Arbeitsmittel Computer führen tendenziell zu kleineren Tisch- und somit auch Stellflächen. In der Folge reduzieren sich auch die Raumflächen, die unmittelbar für den Arbeitsplatz benötigt werden. Zusätzliche Einsparungen ergeben sich durch die Auslagerung ganzer Arbeitsplätze in das Office at Home. Dennoch wird sich die Bilanz Raum/Arbeitsplatz nicht unter gewisse Grenzen drücken lassen. Das liegt zum einen an den geltenden Richtlinien, die als minimale Fläche für einen Arbeitsplatz 8m² festschreiben. Zum anderen führt die Erhöhung des kommunikativen Anteils und die damit steigende Zahl von Kommunikationsflächen dazu, dass die an den Arbeitsplätzen eingesparten Flächen nun für kommunikative Aufgaben genutzt werden. Zusätzlich definiert die neue Arbeit neue eigene Flächenmodule (Club,...), die es so bisher nicht gab, die jedoch in die Flächenbilanz mit einfließen. Ob Modernes Arbeiten faktisch zu einer Flächenreduzierung oder erweiterung führt, wird die Zukunft zeigen. Letztendlich wird dieses Ergebnis sowohl von den Arbeitsaufgaben, als auch vom vorhandenen Gebäude abhängen und somit von Projekt zu Projekt variieren. c) : Die Energieversorgung der Arbeitsplätze wird beeinflusst von sinnvollen und raumökonomischen Arbeitsplatzaufstellungen. Zur energie- und informationstechnischen Erschließung von Altbauten, deren Bausubstanz, wie bereits gesehen i.d.r. Beschränkungen unterliegt, sind folgende Wege denkbar: + Kabelführung über Bauteile: abgehängte Decken, Hohlraumböden oder Brüstungskanäle + Kabelführung über die Einrichtungssysteme, die dadurch der Forderung nach optimaler Technik-Integration entsprechen und dem Nutzer zusätzliche Vorteile bie- Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 10

tet wie: Energieführung am richtigen Platz zur Technikaufstellung nach den Anforderungen der Arbeitsabläufe Sichere Energieführung: VDE-gerechte Lösung in den Kabelkanälen und Vermeidung von Stolperstellen im Raum Zukunftsoffene Zuführung: sie passt sich mit jeder Veränderung der Möblierung an die neuen Bedingungen an Ökonomische Flächennutzung: durch die Möblierung werden auch Raumzonen aktiviert, die keine bautechnische Erschließung aufweisen Kostenvorteil für Mieter: bei Umzügen ist die Investition nicht verloren, sondern wird mitgenommen d) Ergonomie: Arbeitsergonomie trägt dazu bei, Gesundheit und Motivation der Mitarbeiter zu fördern, ihre Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft zu stärken und dadurch insgesamt die Arbeitsqualität zu verbessern. mehr Produktivität im Büro! Vor allem in Sachen Ergonomie ist zu beachten, dass kein Mensch gleich ist. Unterschiedliche Körpermaße bedingen unterschiedliche Sitz- und Stehhöhen, denen von Seiten der Möbel Rechnung getragen werden muss. Tische müssen eine Höhenverstellung besitzen. Jedem Mitarbeiter muss es ohne jegliche Werkzeuge möglich sein, seinen Tisch stufenlos auf seine Bedürfnisse einstellen zu können. Auch der Bürodrehstuhl muss sich den individuellen Bedürfnissen des Mitarbeiters anpassen und die Anforderungen der DIN-Normen und berufsgenossenschaftlichen Regelwerken erfüllen - Höhenverstellung, Federung der Sitzfläche, Gestaltung der Sitzfläche, Bewegung von Sitzfläche und Rückenlehne zueinander, Ausführung der Armstützen, Ausführung der Rollen. Um eine korrekte Nutzung der angebotenen ergonomischen Möblierung zu gewährleisten, sind Nutzerschulungen unumgänglich (Unterweisungspflicht laut ArbSchG.). Ein wesentlicher neuer Ergonomiefaktor stellt das dynamische Arbeiten dar. Der Arbeitstag des Menschen soll den permanenten Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen ausgeglichen verbinden. Hierzu bieten sich verschiedene Maßnahmen an: wechselnde Arbeitshaltungen durch höhenverstellbare Tische oder durch Arbeitsplätze mit separatem Steh-Element, die das Arbeiten sowohl im Sitzen als auch im Stehen ermöglichen. Verstärkter Einsatz von einer Arbeitsebene oberhalb der Arbeitstischfläche ( Vertical Desk), wobei jeder Zugriff auf die hier aufbewahrten Unterlagen ein Anlass zur Bewegung bietet. Arbeits- und Besprechungselemente zur stehenden Benutzung fördern zum einen die Bewegung und verkürzen zugleich auch die Besprechungsdauer. Zentrale Anordnung von Fa, Drucker, Kopierer, etc.. Bei all diesen bewegungsfördernden Maßnahmen ist darauf zu achten, dass eine Balance zwischen funktionalen und ergonomischen Anforderungen gefunden wird. Beleuchtungsergonomie siehe Beleuchtung! Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 11

e) Akustik Die Dauer von Konzentrations- und Kommunikationsphasen nimmt zu. Daraus folgt, dass sie akustisch sauber von einander getrennt werden müssen. Es empfiehlt sich deshalb,: die Erhöhung des Anteils schallabsorbierender Flächen im Raum (Fußboden, Decke) die Ummantelung störender Schallquellen durch schallabsorbierende Flächen (Stellwände) die Verhinderung direkter Schallübertragungen durch Abschirmung sitzender Personen den Abstand zu störenden Schallquellen zu vergrößern f) Klima/Lüftung Grundsätzlich müssen Spitzentemperaturen abgefangen werden, d.h. die Temperaturen sollten nicht mehr als 26 C oder 6 weniger als die Außentemperatur (laut BGH- Urteil) betragen in der Regel sollte sie aber zwischen 21 C und 22 C liegen. Generell ist eine natürliche Belüftung zu bevorzugen. Diese wird auch von den Mitarbeitern besser akzeptiert. Idealerweise erfolgt die Klimatisierung über den Baukörper und die Lüftung über eine Doppelfassade. Inwieweit dies bei einem Altbau ausgeführt werden kann, muss von Fall zu Fall geprüft werden. g) Brandschutz Geringere Papiermengen vereinfachen den Brandschutz, da weniger Brandlast vorhanden ist. Ansonsten müssen jedoch die regionalen Regelungen beachtet werden. In Gruppen- und Großräumen wird die Branderkennung ein besonderer Stellenwert zuerkannt. Gemäß den Landesbauordnungen können für freistehende Elemente Maimalhöhen vorgegeben werden. h) Beleuchtung Die Beleuchtung muss der Art der Sehaufgabe entsprechen und an das Sehvermögen der Benutzer angepasst sein; dabei ist ein angemessener Kontrast zwischen Bildschirm und Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Durch die Gestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes sowie der Auslegung und Anordnung der Beleuchtung sind störende Blendwirkungen, Refleionen oder Spiegelungen auf dem Bildschirm und den sonstigen Arbeitsmitteln zu vermeiden. (Arbeitsstättenverordnung 7, DIN 5035). Es ist weiterhin darauf zu achten, dass die Umgebungshelligkeit nicht zu hoch ist, um eine leichte Lesbarkeit der Zeichen auf dem Bildschirm zu gewährleisten. Daher ist ein Lichtschutz an den Fenstern zwingend vorgeschrieben. Man unterscheidet zwischen natürlicher und künstlicher Beleuchtung. Bei der natürlichen Beleuchtung sind die Vorgaben des BildscharbV zu beachten. Es wird eine Aufstellung des Bildschirmes parallel zum Fenster gefordert. Bei der künstlichen Beleuchtung sind zwei Szenarien denkbar: blendfreie Allgemeinbeleuchtung, die auch bei wechselnder Möblierung funktioniert. (siehe Kapitel 5.2.1) Arbeitsplatzbezogene Beleuchtung, die dem Arbeitsplatz folgt. (siehe Kapitel 5.2.1) Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 12

j) Wirtschaftlichkeit Wirtschaftlichkeit bedeutet mit den gegebenen Mitteln den größtmöglichen Ertrag zu generieren. Dies erreicht man zum einem durch Personalkosten-, Flächen- wie auch durch Inventarmanagement. Personalkostenmanagement dient zu: Stützung der Mitarbeitermotivation Erhaltung der Gesundheit Reduzierung der Krankheitszeiten Vermeidung der Fluktuation und Steigerung von Arbeitsqualität und quantität. Durch das Flächenmanagement findet zum einen eine Reduzierung unproduktiver Flächen statt, zum anderen werden schlecht genutzte Flächen wieder aktiviert. Die Inventarkosten für die Büroeinrichtung sind mit einem Anteil von 1 bis 2% eine eher unbedeutende Kostenart dennoch ein interessantes Potenzial zur Reduzierung bzw. Optimierung der Folgekosten bei internen Umzügen (Umbauten). 3.3.2 Definition der Büroraumformen des Modernen Arbeiten Der Büroraum muss so individuell gestaltet sein, dass alle unternehmerspezifischen Anforderungen erfüllt sind sowohl die arbeitsorganisatorischen und technischen, als auch die ökonomischen und repräsentativen. Darüber hinaus muss er dem Menschen ein Arbeitsfeld bieten, das ihm zur Aufgabenerfüllung notwendige Sicherheit, Geborgenheit und Störungsfreiheit bietet und ihn dadurch in die Lage versetzt, seine Leistung ohne unzuträgliche Belastung zu erbringen. Daher sollten ausschließlich sachbezogene Kriterien zur Bestimmung der Raumform führen, z.b. Aufgabe, Arbeitsablaufstruktur, etc.. Nach Belegbarkeit und Fläche lassen sich folgende basistypische Büroraumformen unterscheiden: a) Zellenbüro - geschlossene Bürokonzept - Einpersonenbüro / 1 AP - Mehrpersonenbüro / 2-4 AP geeignet bei: - hohem Konzentrationsbedarf - hohem Grad an Vertraulichkeit - aus Image-/Repräsentationsgründen (Empfang von Besuchern, Statussymbol) - wenn störende Geräuschpegel entstehen (Telefonarbeit) b) Teambüro - geschlossenes Bürokonzept - in der Regel 5 20 AP geeignet für: - Team- und prozessorientierte Arbeiten (räumliche Zusammenfassung von Arbeitsgruppen oder organisatorischen Einheiten) Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 13

c) Großraumbüro - offenes Bürokonzept - in der Regel > 20 AP geeignet zur: - Förderung direkter Kommunikation - Betonung des Wir-Gefühls wenn Bedarf für unterschiedliche Arbeitsqualitäten besteht Sonderformen: - Bürolandschaft, das kommunikative Großraumbüro - Raum-in-Raum-Büro, Simulation von Einzel- und Kleinräumen in Großgruppen- und Großraumbüros - Projektwerkstatt, das atmende Großgruppen- und Großraumbüro d) Kombibüro (i.d.r. Glastrennwände) - geöffnetes Bürokonzept Funktionserweiterte Form von: - Einpersonenbüro / 1 AP - Mehrpersonenbüro / 2-4 AP - Teambüros geeignet für: -Team- und prozessorientiertes Arbeiten 3.3.3 Anforderungen an den Raum / das Gebäude Aus den genannten Büroraumformen ergeben sich neue Anforderungen an den Raum und das Gebäude. Ergänzt werden diese durch die (immer noch gültigen) allgemeinen Erfordernissen der normalen Büroräume und gebäude. Raumgröße: - Mindestgrundfläche von 8m² nach Arbeitsstättenverordnung - Flächen pro Arbeitsplatz: AP ohne Bildschirm: Kleinraum: mind. 8m² Großraum: mind. 12m² AP mit Bildschirm: Kleinraum: soll 10m² Großraum: soll 15m² - Zellenbüro: Einzelbüro: mind. 10-12m² Standard Einzelbüro: 12-15m² Zellenbüro für 2MA: ca. 20-24m² - Raumflächen abhängig von Tätigkeitsbereich, Mitarbeiter- und Besucheranzahl, Möblierung, Unternehmensstruktur Raumhöhe: - nach Arbeitsstättenverordnung (ArbStV 23): < 50m² = 250 cm < 100 m² = 275 cm < 2000m² = 300 cm > 2000m² = 325 cm Alle Angaben -25cm bei Büros! (außer bei 250cm, da diese die Untergrenze darstellt) Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 14

Raumtiefen: - Zellenbüro: ca. 4,5 6,5m - Kombibüro (Einzelraum): ca. 3,80 4,50m - Kombibüro (Flur): ca. 6-8m Kombibüro (Gesamt): ca. 14 20m - Großraumbüro: > 20-30m - Multistrukturbüro: 13,50-17m Raumbreiten: - Zellenbüro: ca. 3-5m - Kombibüro: ca. 2,30-2,70m Fenster: Tageslichtausleuchtung: - siehe Arbeitsstättenrichtlinie - Tiefe Lichteinfall ca. 1,5 Höhe Fenstersturz : - Kabelkanal - Bodenkanal - Decke - Möbel 3.3.4 Ergebnis: Multistrukturbüro Betrachtet man vorgehende Aufstellung, so stellt sich uns die Frage, was sind nun die wesentlichen Faktoren, die das Moderne Arbeiten und somit die modernen Bürokonzepte kennzeichnen. Kann man daraus eine kurze Definition für das Moderne Arbeiten ableiten? Das Moderne Arbeiten ist ein dynamisches Modell, das auf Veränderungen in Arbeitsweisen und Technik etc. und in den Unternehmen reagiert. Dieselbe Anforderung wird auch von einem New Work -Bürogebäude gestellt. Somit widerspricht die Festlegung auf eine bestimmte Raumform und Gebäudestruktur dieser Dynamik. Sowohl bei Erstbesiedlung, als auch bei funktionalen Veränderungen sind Art, Zusammensetzung und Größe der Organisationseinheiten der Maßstab für Gebäude- und Raum-Belegung. Und für alle Organisationseinheiten sind optimale Arbeitsbedingungen Vorraussetzung für Leistung. Welches Bürokonzept setzt nun diese Philosophie um? Das Multistrukturbüro ist das Bürokonzept, das in ein und demselben Gebäude die Installation aller denkbaren Nutzungsmodelle zulässt, da es eine Mischung aus geschlossenem und offenem Bürokonzept darstellt. Es bietet seinen Nutzern die ganze Vielfalt unterschiedlicher Raumformen. Dem differenziert auftretenden Bedarf innerhalb eines bestimmten Unternehmens entsprechend. Damit wird es die Realisierung aller sinnvollen Büro-Betriebsmodelle zulassen: Konventionelle Konzepte mit Ein- und Mehrpersonenräumen, Kombibüros, Klein- und Großgruppenräume, sowie Großraumbüros und auch alternative Modelle mit Non Territorial Office, Prozessbüros, Projektwerkstätten o.ä.. Somit ist das Multistrukturbüro wahrscheinlich das zukunftsträchtigste aller Bürokonzepte. Die Entwicklung der Multistrukturbüros stellt auch die Architektur und somit die Gebäude vor neue Aufgaben: das Büro der Zukunft wird alle Vorraussetzungen zu wesentlich vielseitigerer Nutzung bieten müssen, als bisher üblich. Hierzu müssen sich auch tech- Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 15

nische und infrastrukturelle Einbauten diesen Fleibilitätsanforderungen unterordnen. Es werden somit neue Lösungen für Möblierung, Belüftung, Wärme und Kälte, für Strom- und Datennetze, für Beleuchtung und für Blend- und Wärmeschutz benötigt. In dieser Arbeit werde ich mich ausschließlich mit Möblierungskonzepten befassen, die moderne Bürokonzepte im Altbau ermöglichen. Hierzu werde ich die Umsetzung von Multistrukturbüros in verschiedenen Altbautypen aufzeigen, die je nach Nutzungsanforderung variiert werden kann. Man wird erkennen, welche Vorteile und auch Mängel die Altbauten besitzen, welche man durch die Möblierung weitgehend kompensieren kann und für welche Art von Nutzung diese Gebäude somit mehr oder weniger geeignet sind. Über die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Modelle kann nur im Hinblick auf die Möblierungskonzepte eine Aussage getroffen werden. Um eine Aussage über die Wirtschaftlichkeit der gesamten Umnutzung eines Altbaus machen zu können, müssten weitere Faktoren z. B. Brandschutz, Haustechnik,... untersucht werden. Jovanka Sokolovic, 2003 Seite 16

4 Büro-Alt-Immobilie 4.1 Definition Altbau Altbau: älteres, vor einem bestimmten Zeitpunkt fertig gestelltes Gebäude. [1] 4.2 Entwicklung der Bürogebäude In dieser Arbeit werden nur die alten Bürogebäude untersucht. Auf die nähere Betrachtung von Produktionshallen o.ä. Objekten wurde verzichtet. Zum einen weisen diese Gebäude gute Vorraussetzungen für die Umnutzung auf hohe Raumhöhen und somit problemlose Verlegung von Hohlraumböden, offene Raumstrukturen, etc. zum anderen, möchte ich mich hier auf die Gebäudetypen konzentrieren, welche die Bürogeschichte begleitet haben. Viele alteingesessene Unternehmen stehen heute vor der Aufgabe, ihre vor mehreren Jahrzehnten erbauten Bürogebäude den Anforderungen des Modernen Arbeitens anzupassen. Diese Arbeit soll ihnen Möglichkeiten aufzeigen, Modernes Arbeiten in alten Gebäude zu realisieren. Hierzu werden die in die Bürogeschichte kennengelernten Raum- und Gebäudeformen näher analysiert und die eistierenden Probleme aufgeführt. Typ Zeit klassische Nutzer Raumbreiten und -tiefen Zweibund 1920- Verwaltung, Behörde 1965 Großraumbüros 1965-1970 Kamm-, Ring- oder Rechteckstruktur: Versicherungen, Banken, Behörden Informationstechnologie, Telefonzentralen, Einkaufsorganisation, Planungs- und Verwaltungsbereiche der Industrie lichte Gebäudetiefe 10,5 12,5 m Raumtiefe > 25m Raumbreite > 25m Struktur linear oder Ring-., Rechteck-, Kammstruktur technische Infrastruktur/ bescheiden, keine Doppel- oder Hohlraumböden vielfach komple, Bodentanks, Decke, jedoch Leitungskapazität zu gering Erschließung mittig zum Gebäude liegende vertikale und horizontale Erschließung oder Ring-, Rechteck-, Kammstruktur breite Flure und ausladende Treppenhäuser Probleme unkommunikativ, Teilflächen nicht separierbar infleibel hinsichtlich Ausbildung größerer Raumstrukturen unfleibel hinsichtlich der Ausbildung von kleineren Raumstrukturen, hohe Betriebskosten Dipl.-Ing. Martin Mustermann, Jahr Seite 17

Typ Zeit klassische Nutzer Raumbreiten und -tiefen Dorfprinzip 70er 80er Großbetriebe wie Versicherungen, Banken, Fabrikplaner Raumtiefen: Kleinräume 5,40 6m Gruppenräume bis 100m Struktur technische Infrastruktur/ komple, Doppel- oder auch schon erste Hohlraumböden Erschließung Probleme Kleinräume zumeist flächenunwirtschaftlich, lange Fußwege Schlecht für Kommunikation Haus-spezifische eigene Organisationskulturen erste Kombistrukturen Mischung aus fleiblen und transparenten Klein-, Team- und Gruppenräumen ab Ende 80er- Ende 90er selten, daher keine typischen Nutzer Gebäudetiefen 14,5m-16m lineare Struktur Kleinräume für ü- berwiegend 1 AP Innenzonennutzung komple Kombizonen sehr oft ungenutzt Tab. 3. Entwicklung der Bürogebäude Jovanka Sokolovic 2003 Seite 18

4.3 Nutzungsmöglichkeiten der Altimmobilien im ursprünglichen Zustand Vergleicht man nun die ursprünglich ausgeführten Bürokonzepte mit einem Multistrukturbüro, ergeben sich Mängel, die kompensiert werden müssen. Typ Zweibund Gebäudetiefe/ Raumtiefe Altbau lichte Gebäudetiefe 10,5 12,5 m geeignet für geschlossenes Bürokonzept weniger geeignet für offenes Bürokonzept Mängel Erschließung,, Statik (Flurwände meist tragend), offene Kommunikation Kompensation durch : Möbel Kommunikation: geeignete Platzierung von Team- und Gruppenräumen Großraumbüros Raumtiefe > 25m Raumbreite > 25m offenes Bürokonzept Kombibüro geschlossenes Bürokonzept hohe Betriebskosten, Beleuchtung, keine räumliche Struktur, infleibel bei Raumausbildungen, Räumliche Struktur durch Raumgliederungs-, Möblierungssysteme Beleuchtung: Stationär : Möbel Dorfprinzip Raumtiefen: Kleinräume 5,40 6m Gruppenräume bis 100m geschlossenes Bürokonzept, offenes Bürokonzept (aufgeteilt) Kommunikation, Kleinräume zumeist flächenunwirtschaftlich Kommunikation: Zonen schaffen transparente Strukturen schaffen: Möblierungssysteme Jovanka Sokolovic 2003 Seite 19

Typ erste Kombistrukturen: Mischung aus fleiblen und transparenten Klein-, Teamund Gruppenräumen Gebäudetiefe/ Raumtiefe Altbau Gebäudetiefen 14,5m-16m geeignet für geschlossenes Bürokonzept, offenes Bürokonzept weniger geeignet für Mängel Kompensation durch Tab. 4. Nutzungsmöglichkeiten der Altimmobilie Im Anschluss werden mit Hilfe von Möblierungskonzepten Lösungen für ein Multistrukturbüro aufgezeigt. Hierzu werden die Grundrisse von Zweibund, Großraumbüro und dem Dorfprinzip untersucht. Die eher seltenen und auch jüngeren Kombistrukturen werden in dieser Arbeit nicht weitergehend betrachtet. Hier sind nahezu alle Anforderungen realisierbar. Eine Realisierungschance ist in diesem Fall abhängig von: Boden- und Deckenausbildung, Position der Sprinklerköpfe sowie einem vorhandenen Belüftungskonzept und damit auch von den möglichen Trennwandpositionen. Es sind aber oft gute räumliche Optimierungsmöglichkeiten vorhanden, so dass diese Arbeit ihr Augenmerk auf die Problemfälle legen wird. Jovanka Sokolovic 2003 Seite 20