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Transkript:

BISMARCKS BÜNDNISPOLITIK 1871-1890 1. Machtverhältnisse in Europa - Deutschland kann seit 1871 für die europäischen Staaten zu einer Bedrohung im Zentrum Europas werden. - Frankreich ist unversöhnlich. - Bismarck: "Das Reich ist saturiert." - England verharrt in der Politik der splendid isolation und lehnt mehrere Bündnisangebote ab. - Deutschland fürchtet den Alpdruck der Koalitionen. Daher: > Außenpolitische Unabhängigkeit bewahren! > Beziehungen der Staaten untereinander von Deutschland ablenken! > Keine Koalitionen gegen Deutschland zulassen! > Friedenspolitik ohne Festlegung auf einen Partner betreiben! > Bündnispartner wie Russland und Österreich von Frankreich fernhalten! 2. Frankreich und Deutschland nach 1871 - Der Friede von Frankfurt (10. Mai 1871) bringt wegen Elsass-Lothringen keine endgültige Versöhnung. - Frankreich begleicht zügig seine Kriegsschuld und rüstet auf. - Gegenseitiges Misstrauen - Bismarck entfesselt 1875 die "Krieg-in-Sicht"-Krise. - Frankreich bleibt außenpolitisch isoliert. - Frankreich gründet Kolonien in Afrika und Asien. 3. Das Dreikaiserabkommen mit Österreich und Russland von 1873 - Verständigung über antirevolutionäre Grundsätze - Festlegung einer gemeinsamen Linie bei Bedrohung des Friedens in Europa durch eine vierte Macht. 4. Der Panslawismus und der russisch-türkische Krieg von 1877/78 - Der machtbewusste und kriegerische russische Zar will einen allslawischen Staatenbund unter seiner Führung.

- Wegen der Süd- und Westslawen müssten daher die Türkei und Österreich-Ungarn zerschlagen werden. - Die Aufstände der Balkanstaaten gegen die Türkei ab 1875 eskalieren zur Auseinandersetzung zwischen Russland und Österreich um einen gemeinsamen militärischen Angriff gegen die Türkei, die Bismarck beschwichtigen kann. - Russland besiegt - ohne Unterstützung durch Österreich - im russisch-türkischen Krieg von 1877/78 die Türken und diktiert den Frieden von Stefano von 1878. > Serbien, Montenegro und Rumänien unabhängig; > Bulgarien selbstständig unter türkischer Oberherrschaft; > Rumänien gibt Bessarabien an Russland; > Türkei gibt die Dobrudscha an Rumänien. - Bismarck vermittelt mit Unterstützung Englands und Österreichs als "ehrlicher Makler" eine neue Balkanordnung auf dem Berliner Kongress. 5. Berliner Kongress 1878 - Russland verzichtet auf Errichtung eines Großbulgarien. - England garantiert den türkischen Besitz in Asien und erhält dafür Zypern. - Österreich erhält zur Sicherung gegen Serbien das Besetzungs- und Verwaltungsrecht in Bosnien und der Herzegowina. - Die Balkanprobleme bleiben ungelöst. - Russland ist gegenüber Deutschland verstimmt. - Bismarck will dennoch Unabhängigkeit und daher > sich nicht einseitig für Russland entscheiden, > ein Bündnis mit Österreich schließen, > ein französisch-russisches Bündnis vermeiden. 6. Zweibund mit Österreich 1879 - Hilfe bei einem Angriff Russlands - Neutralität bei einem Angriff einer anderen Macht - Hilfe bei einer Unterstützung der angreifenden Macht durch Russland 7. Das Dreikaiserbündnis von 1881/1884 - Neutralität bei Krieg einer Macht mit einer vierten Macht

- besondere Verständigung bei einem Krieg mit der Türkei - gegenseitige Achtung der Balkaninteressen 8. Dreibund mit Österreich und Italien (1882/1887) - Hilfe bei Angriff Frankreichs auf Italien - Hilfe Italiens bei Angriff Frankreichs auf Deutschland - Neutralität bei Angriff einer anderen Großmacht 9. Rückversicherungsvertrag mit Russland (1887, 1890 nicht erneuert) - Neutralität bei Angriff Frankreichs auf Deutschland und Österreichs auf Russland - Anerkennung und Förderung der russischen Interessen in Bulgarien - wohlwollendes Verhalten gegenüber der russischen Balkanpolitik 10. Mittelmeerabkommen und Orientdreibund Bismarck vermittelt das Mittelmeerabkommen und den Orientdreibund von 1887 zwischen Österreich, Italien und England, das damit an den Dreibund herangeführt wird. Die Sicherung des Status quo im Orient und die Unabhängigkeit der Türkei sollen die Gefahr einer Ausdehnung Russlands auf dem Balkan herabsetzen. BISMARCKS BÜNDNISSYSTEM 1. Der deutsch-österreichische Zweibund von 1879 Vorgeschichte - Spannungen mit Russland - Dringlichkeit der Erneuerung des Dreikaiserabkommens und Festlegung der deutschen Politik Ziel - längerfristig: Kalkulation auf Annäherung Russlands wegen Gefahr der Isolierung Russlands durch Zweibund

- Erweiterung der mitteleuropäischen Machtbasis - festere Position gegenüber Russland - Russland soll seine Ziele gegen Österreich nicht verwirklichen. - Überwindung der liberalen Kritik an außenpolitischer Erstarrung Verhandlung - Furcht vor Zweifrontenbedrohung verdrängt Dreiverband Deutschland-Österreich-England - Friede mit Russland höherwertig als Rückendeckung Englands im Kriegsfall - Andrassy lehnt Begünstigung Preußen-Deutschlands ab. - Andrassy will Defensivallianz gegen Russland. - Der Kaiser will Freundschaft zu Russland. - Bismarck erreicht verfassungsmäßige Verankerung des Bündnisses nicht, erzielt aber einen Erfolg bei seiner Kriegsvermeidungspolitik. Bündnis - Bündnisfall nur gegen Russland Folge und Bedeutung - Russland zunächst unversöhnlich. - Deutschland verliert Unabhängigkeit, d.h. - Zweibund "die erste in einer Reihe von europäischen Aushilfen." (Gall) - Günstige Ausgangslage für Bündnisse, z.b. mit England, da mit Russland verfeindet. - "Draht nach Moskau" soll den Zaren von Frankreich fernhalten. - daher keine Begünstigung der britischen oder österreichischen Orientpolitik! 2. Der Dreikaiservertrag von 1881 Ausgangslage

- Bismarck will sich nicht "festlegen", sondern sucht dauerhafte Alternativen. - Annäherung Deutschlands an Österreich macht Russland bündnisbereit. Ziel - Russland soll einlenken. - Friedenssicherung durch Einverständnis der drei Mächte. Verhandlung - Sondierung gegenüber England wegen Russland - schwierige Verhandlungen wegen des österreichisch-russischen Gegensatzes Inhalt - gegenseitige Achtung der Balkaninteressen - Neutralität bei Angriff einer vierten Macht Bedeutung und Folgen - Russland gedeckt gegen England, Deutschland gedeckt gegen Frankreich und Russland. - Österreich kann Balkaninteressen verfolgen. (Zusatzabkommen) - Deutschland ist Mittler zwischen Österreich-Ungarn und Russland, solange russische und britische Balkaninteressen nicht eskalieren. - russisch-französische Gefahr wegen antideutscher Strömungen in Russland allerdings nicht beseitigt - trotz beiderseitiger Erwartung eines Zweifrontenkrieges gegen Russland und Frankreich Verlängerung des Dreikaiservertrages 1884 3. Der Dreibundvertrag von 1882 Ausgangslage - Balkanprobleme nicht gelöst, nur vertagt - französische Besetzung von Tunis 1881 bewirkt Annäherung Italiens an deutschösterreichische Mächtekombination

- Deutschland will Isolierung Frankreichs. - Bismarck fördert Rückendeckung Österreichs. Ziel - neben dem östlichen System ein erweitertes und verstärktes Mitteleuropa (Italien als evtl. Ersatz für Russland) - Schutzbündnis gegen Frankreich - Entlastung für Österreich an südlicher Flanke Verhandlung - Einverständnis mit England gegen Pläne Frankreichs in Nordafrika - Versprechungen über Stütze der italienischen Monarchie gegen Republikaner Bedeutung und Folgen (geheim, auf 5 Jahre) - Österreich erreicht Sicherung gegen Russland als Hauptgewinn. - Österreich erreicht Deckung seiner italienischen Grenze. - doppelte Sicherung Italiens gegen Frankreich - Italien hilft Deutschland gegen Frankreich. - Vertrag richtet sich nicht gegen England. (Ministererklärungen) - 1883 Verlängerung des Zweibundes um 5 Jahre - Annäherung an Frankreich 1884 wegen "Gleichgewicht der Meere" - weiterhin Streben Italiens nach Südtirol und Triest - Italien abhängig vom Wohlwollen Englands 4. West-östliche Doppelkrise 1885/86 und Zerfall des Dreikaiserbündnisses Vorgeschichte - kriegsgefährliche Spannungen zwischen England und Russland in Afghanistan und Persien

- russisch-österreichischer Balkangegensatz ungelöst; Bismarck unterstützt Österreichs Großmachtstellung, will aber trotz panslawistischer Angriffe (Skobelew) keinen Druck auf Russland (deutsche Präventivkriegsparolen) ausüben. - Bismarck will Unabhängigkeit zwischen Russland und England und Verlängerung des Dreikaiserbündnisses. - innenpolitische Kritik an dieser Politik - Frankreich fährt unter Kriegsminister Boulanger (1885-1887) antideutschen Kurs. - Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Russland wegen Bulgarien - Bismarcks Lieblingsvorstellung: Serbien unter österreichische, Bulgarien unter russische Vormundschaft! Bündnisse - 1881 Vertrag Österreich-Ungarns mit Serbien - 1883 gegen Russland gerichtetes Verteidigungsbündnis zwischen Österreich-Ungarn und Rumänien, dem Deutschland beitritt. - 1884 Verlängerung des Dreikaiserbündnisses um 3 Jahre Bulgarien und Ostrumelien - Österreich missachtet Bismarcks Rat, in der bulgarischen Krise mit Russland zu verhandeln (Dreikaiserbündnis) - 1885 Alexander von Battenberg, seit 1879 Fürst von Bulgarien, übernimmt Herrschaft über Ostrumelien und widersetzt sich Bismarcks Forderung nach Unterwerfung unter Russland und Preisgabe der bulgarischen Selbstständigkeit. - vertragswidriger Appell Russlands an die Teilnehmerländer des Berliner Kongresses, gegen Bulgariens Vereinigung einzuschreiten - russische Erbitterung wegen österreichischer Orientlinie - Österreich-Ungarn unterstützt gegen Russland den serbischen Überfall (König Milan) auf Bulgarien - Der Friedensvertrag von 1886 sanktioniert einheitliche Regierung beider Bulgarien unter dem Sieger Battenberg, der aber von Russland 1886 zur Abdankung gezwungen wird. - Bismarck begrüßt Russlands Interesse an Bulgarien, warnt aber vor einer (auch gegen Österreich gerichteten) militärischen Besetzung.

- Russland erklärt den Dreikaiservertrag für erloschen. 5. Bismarck knüpft neue Koalitionen 1887 - österreichisch-italienisches Abkommen über gegenseitige Kompensationen auf dem Balkan - deutsch-italienisches Abkommen über Hilfe Deutschlands in Nordafrika - englisch-italienische Vereinbarung über Mittelmeer (Status quo, Hilfe gegen Dritte) - Beitritt Österreichs (= sog. Mittelmeerabkommen) Bismarck: Österreich ist - ohne Eingreifen Deutschlands - in einem Orientkonflikt mit Russland durch Italien und England gedeckt. - Das Mittelmeerabkommen ist kein Vertrag, sondern basiert auf Notenaustausch. - Es richtet sich auch gegen Frankreich, das in Schach gehalten werden soll. (Gleichzeitigkeit von Orientkrieg und deutsch-französischem Krieg) - Erneuerung des Dreibundes 1887 (mit Zusatzabkommen zwischen Italien und Österreich und Deutschland und Italien) Nach dem Rückversicherungsvertrag - Orientdreibund zwischen England, Österreich-Ungarn und Italien 1887 soll Status quo im östlichen Mittelmeer sichern und ist gegen Russland gerichtet. - Bismarck begünstigt Orientdreibund gegen Verpflichtungen gegenüber Russland aus dem Rückversicherungsvertrag. - Stellung Österreichs auf dem Balkan insgesamt gestärkt, aber von Bismarck gezügelt. 6. Rückversicherungsvertrag zwischen Deutschland und Russland 1887 Vorgeschichte - Zusammenstöße russischer Armee-Einheiten mit afghanischen Truppenteilen Anfang 1985 führen zu Spannungen mit England - ungehemmtes Interesse Russlands an den türkischen Meerengen - Bulgarien unter Ferdinand zu Sachsen-Coburg-Gotha zunehmend russlandfeindlich - Furcht Bismarcks vor einer folgenreichen englisch-russischen Allianz und Wunsch nach einer Neutralität Russlands bei einem französischen Angriff (wegen russisch-französischer Konsultationen 1886/87 um Konstantinopel und Elsass)

Bismarck gegenüber England - Berliner Vereinbarungen sollen eingehalten werden. - Europäisches Gleichgewicht (mit Großmacht Frankreich) soll erhalten bleiben. - Wechselseitige Neutralität für den Fall eines Verteidigungskrieges gegen Frankreich und Österreich ist anzustreben. Bismarck gegenüber Russland - Deutschland fördert russische Interessen in Bulgarien und an den Meerengen. - Russland gegen England sichern! - Österreich gegenüber Russland sichern! Verhandlungen - Annäherungsversuche an England 1887 führen zu keinem Bündnis, da die gleiche Gegnerschaft Russlands unterschiedlich wirksam ist. - in Russland antideutsche Pressekampagne gegen Deutschland - Bismarck betont Neutralität im englisch-russischen Konflikt. - Bismarck gibt Zweibund bekannt. Inhalt (geheim) - wohlwollende Neutralität nur bei Angriff Dritter - deutsche Unterstützung russischer Politik in Bulgarien und der Meerengenfrage Bedeutung - Der Feindschaft zwischen Russland und Österreich (Bulgarien) steht die österreichischdeutsche Freundschaft gegenüber. - Bismarck erhofft sich einen Fehlschlag der russischen Orientpolitik und akzeptiert den Widerspruch zum Mittelmeerabkommen und zum Orientdreibund. (Dieser Widerspruch dient als Argument für die Nichterneuerung 1890 durch Wilhelm II.) - Bismarck betont Neutralität auch gegenüber Österreich.

- russisch-französisches Bündnis nur verzögert - wegen Ende des Dreikaiserabkommens und Geheimhaltung des Rückversicherungsvertrages weiterhin antideutsche Haltung der russischen Presse - Deutsch-russischer Handels- und Finanzkrieg soll politisch nicht stören. - Zar bleibt aber misstrauisch.