Fachgruppe Darstellendes Spiel Schulinternes Curriculum für das Fach Darstellendes Spiel am Gymnasium Kleine Burg 1. Fassung Oktober 2008
Inhalt 1. Einleitung 2. Aufbau des Curriculums 3. Hinweise zur Bewertung 4. Schluss 2
1. Einleitung Das Fach Darstellendes Spiel soll im Rahmen des gymnasialen Fächerkanons einen Beitrag zur ästhetischen Erziehung leisten, indem folgende soziale und fachliche Aspekte entwickelt werden: a) Wahrnehmung der Außenwirkung, Suchen und Ausprobieren von Ausdrucksmöglichkeiten im Bereich von Gestik, Mimik, Körpersprache und Sprache, Gruppenarbeit, Reflektion über den Spielprozess; b) Geschichte des Theaters, des Dramas und der Dramenliteratur, Fachbegriffe der Theatersprache, Umgang mit Primär- und Sekundarliteratur. Folgende drei elementare Kompetenzen stehen dabei - in wechselseitiger Vernetzung - im Vordergrund des intendierten Lernzuwachses für die Schülerinnen und Schüler: a) Individuell-psychologische Kompetenz: - Bewusste Wahrnehmung der eigenen Ausdrucks- und Spielfähigkeiten - Abbau von Hemmungen und Stärkung des Selbstwertgefühls - Freisetzen von Phantasie und Kreativität b) Sozial-kommunikative Kompetenz: - Entwicklung von Gemeinschaftssinn und Verantwortungsgefühl - Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung innerhalb der Spielgruppe - Annahme und Verarbeitung von Impulsen der Mitspieler/innen - Reflektierter Umgang mit Kritik c) Ästhetisch-künstlerische Kompetenz: - Experimentierendes Erproben von theatralen Ausdrucksmitteln - Umgang mit Inszenierungskonzepten und -methoden - Darstellung von Lebenswelten auf der Bühne und Bewusstmachung ihrer Fiktionalität 3
2. Aufbau Der für das Curriculum am Gymnasium Kleine Burg vorgeschlagene Aufbau trägt dem Gedanken Rechnung, dass das Darstellende Spiel Werkstattcharakter hat und nicht vordergründig auf Schultheateraufführungen ausgerichtet ist. Einzelne Bausteine der Elemente können und sollen miteinander kombiniert werden, wobei darauf zu achten ist, dass nicht etwa Basiselemente, Erweiterungselemente und Spezialelemente den Klassenstufen 10 (Einführungsphase), 11 und 12 (Qualifikationsphase) zugeordnet werden. Vielmehr liegt in der auf die Fähigkeiten der jeweiligen Spielgruppe zugeschnittenen Zusammenstellung der verschiedenen Elemente die methodische Aufgabe des Spielleiters/der Spielleiterin. In der Regel findet - bedingt durch die Organisation der Qualifikationsphase in einem Kurswahlsystem - das Fach Darstellendes Spiel als zweistündiger Ergänzungskurs (alternativ zu den Fächern Kunst oder Musik) für die Dauer eines Jahres (zwei Schulhalbjahre) statt. Basiselemente a) Aufwärm- und Lockerungsübungen - Übungen zum Kennenlernen innerhalb des Kurses - Körper-Kontaktübungen - Sensibilisierung der Sinne b)körpertraining - Körper und Raum (Erkunden der Wirkung von Raumausnutzung) - Körper und Körper (partnerbezogenes Agieren, Wirkung von Gruppen-Movements, Techniken des freeze und stopps ) - Körper und Objekt (Spiel mit Tüchern, Bällen, Stäben, Kisten, einfachen Gegenständen) c) Sprachtraining - Atemtechniken - Sprech-, Artikulations- und Ausdrucksübungen - chorisches Sprechen - Übungen zur Koordination zwischen Sprechen und Agieren d) Maske und Kostüm - Bau und Gestaltung - Wirkung von Halb- und Ganzmasken - Wirkung von Masken im Spiel / auf das Publikum e) Bühne und Requisit - Gliederungsmöglichkeiten von Spielflächen - Ausgestaltungsmöglichkeiten des vorhandenen Raums - Anmutungscharakter von Requisiten (Unterstützung oder Widerstand) - Symbolwert von Requisiten f) Geräusche, Klänge und Musik - Erzeugen von Atmosphäre und Stimmungen - Übungen zu Takt und Rhythmus - Erzeugen von eigenen Klang- und Geräuschkulissen 4
Erweiterungselemente a) Entwicklung von Spielbereitschaft - Spiel mit körpersprachlichen Elementen - Einstudierung kurzer Rollenspiele - Improvisationsformen - Entspannungs- und Spannungstechniken b) Ideen- und Szenenfindung - Kombinieren von verschiedenen Basiselementen - gemeinsames und individuelles Sammeln von Material - Lektüre geeigneter szenischer Texte oder Theaterstücke - Textproduktion, kreative Schreibprozesse c) Arbeit an Rolle und Figur - Erstellen einer Rollenbiographie - Skizzieren von Charakter und Auftreten einer Figur - Entwurf von Kostümen, die zur Figur passen oder in kontrastiver Absicht verwendet werden - Einübung von typisierenden Bewegungsabläufen - Umsetzung der Regieanweisungen aus Dramen d) Aneignen von Theatertheorie - Kenntnisse über die Theatergeschichte - Theatertheorien von der Antike bis heute (Aristoteles, Lessing, Schiller, Brecht, Stanislawski u.a.) - Formen des Dramas - Theaterformen anderer Kulturen - Rezeptionsgeschichte ausgewählter Theaterstücke e) Gestaltung und Regie - Kenntnis von Bühnenformen und -technik (Arenabühne, Guckkastenbühne, offene Formen) - Mitarbeit an Spiel- und Probenplänen - Konzeption und ggf. Umsetzung einer Theateraufführung - Umgang mit Musik, Licht, Bühnentechnik - Videoaufnahmen - Regieführen unter Beachtung der schulpraktischen Möglichkeiten und Einschränkungen f) Reflektion und Arbeitskritik - Auseinandersetzung mit der Probenarbeit - Selbstkritik - Auswertung mithilfe von Videomitschnitten Spezialelemente a) Größere Inszenierungen b) Puppen- und Marionettentheater c) Masken- und Clownstheater d) Pantomime e) Schattenspiel f) weitere Kunstformen wie Kabarett, Musical, Straßentheater, Unsichtbares Theater etc. 5
3. Hinweise zur Bewertung Leistungsmessung und Bewertung orientieren sich an den Vorschlägen des Niedersächsischen Landesinstituts für Schulentwicklung und Bildung: Zur Praxis des Darstellenden Spiels I. Thema: Leistungsbewertung, nli-beiträge 73, Hildesheim 2003. Die Bewertung unterliegt den gegebenen Verordnungen (VO-GO und APO-GOFAK) für die Sekundarstufe II in den jeweils gültigen Fassungen (z.b. Anzahl der Klausuren und weiteren Noten; Transparenz der Bewertungskriterien etc.). Für Klausuren gilt, dass sie jeweils (spiel-)praktischen und theoretischen Schwerpunkten, analytisch-interpretatorischen und produktionsbegleitenden Aufgabenformen Rechnung tragen sollen (vgl. die Operatorenliste in den nli-beiträgen, S. 12 sowie Beispiele für Klausuraufgaben S. 13 ff.). Das Verhältnis der Klausuren zu den fach- und gruppenspezifischen Leistungen sollte etwa im Verhältnis 40:60 oder 30:70 (je nach Anlage des Unterrichts) stehen. Die Anforderungen in den Klausuren sollen nicht rein kognitiv-analytischer Art sein, sondern auch den kreativ-praktischen Bereich einbeziehen. Folgende Aufgaben sind denkbar: - Schreiben eines szenischen Dialogtextes - Vorschläge zu noch offenen Fragen der dramatischen Struktur (z.b. Gestaltung eines Schlusses) - Umformung z.b. epischer Strukturen in dramatische (z.b. Ortswechsel, Zeitsprung, innerer Monolog) - Erstellen einer Rollenbiografie - Auswerten einer Rollenbiografie - Analyse von einzelnen Szenen, Figuren - Kürzung / Umstellung / Streichung von Szenen mit Begründung - Dialogtextänderungen mit Begründung - Analyse eines theoretischen Textes (z.b. Verhältnis Theater - Zuschauer ) - Entwürfe zur Gestaltung des Bühnenraums, der Lichträume, der Klangräume mit Begründung u.a. Für die unterrichtliche Mitarbeit gilt, dass sowohl Prozess- als auch Produktleistungen zur Bewertung herangezogen werden sollen: - Aufnahme und Umsetzung von Übungselementen - Einfallsreichtum und Kreativität bei der Umsetzung - Spielpraxis - Präsentationen von schriftlichen und praktischen Entwürfen zu einzelnen Elementen (z.b. Rollenbiographie, Maskenbau und Funktion, Gestaltung eines Programmheftes) - Nachweis von theoretischen und literaturwissenschaftlichen Kenntnissen (Zu weiteren Vorschlägen vgl. die nli-beiträge, S. 23-27) 6
4. Schluss Besuch von Theateraufführungen Angesichts der Tatsache, dass es in der Stadt Braunschweig ein reges Theaterleben gibt, soll der Besuch von Theateraufführungen im Fach Darstellendes Spiel bewusst gefördert werden. Auch die Werkstattgespräche des Braunschweiger Staatstheaters, Kulissenführungen und ggf. die Teilnahme an den Schultheatertagen werden empfohlen. Dieses Curriculum ist in der konstituierenden Fachschaftssitzung besprochen und beschlossen worden. Die Fachschaft Darstellendes Spiel besteht z.zt. aus Frau Hödicke-Günzel, Frau Quaas, Frau Sieling und Herrn Weber-Kuligk. Die Fachschaftsgruppe setzt sich zum Ziel, dieses Curriculum ab dem Schuljahr 2009/2010 zu erproben, sobald die Genehmigung durch die oberste Schulbehörde erfolgt ist. Braunschweig, den 7